Aktuelle Zeit: 05.05.2024, 20:41

Alle Zeiten sind UTC




Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 239 Beiträge ]  Gehe zu Seite Vorherige  1, 2, 3, 4, 5, 6, 7 ... 18  Nächste
Autor Nachricht
 Betreff des Beitrags: Re: Die Quadratur des Kreises
BeitragVerfasst: 28.05.2012, 20:30 
Offline

Registriert: 22.05.2011, 09:45
Beiträge: 393
Wohnort: Hessen
Ich hoffe auch mit :mrgreen:

Wieder sehr schön geschrieben, Du beschreibst die beiden wirklich toll :knuddelknutsch:


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
Verfasst: 28.05.2012, 20:30 


Nach oben
  
 
 Betreff des Beitrags: Re: Die Quadratur des Kreises
BeitragVerfasst: 29.05.2012, 10:21 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 27.03.2009, 12:03
Beiträge: 8944
Wohnort: Hessen
kimlegaspi hat geschrieben:
Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie ihre Kollegin noch nie zuvor mit offenen Haaren gesehen hatte. - Die dunklen Strähnen, die nun ihre Wangen umhüllten, ließen Kalindas Gesicht weicher und mädchenhafter aussehen, was vielleicht der Grund war, dass sie ihre Haare normalerweise anders trug. Ob Leela ihre Frisur damals auch hochgesteckt hatte? Alicia hoffte, dass sie irgendwann einmal die Chance haben würde, mehr über Leela zu erfahren.



wunderbar wie du neue seiten der personen einführst, die wir on screen noch nicht sehen durften, aber die du hier entdeckst und somit platz für neues findest. schön zu spüren wie es die fantasie anregt, sich dadurch neu entwickelt und lücken füllt :D :danke: :spitze: :respekt:

es liest sich so leicht und flüssig, einfach hammer

kimlegaspi hat geschrieben:
to be continued...


ich hoffe doch sehr bald - reiner eigennutz :wink:

_________________
Bild


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Die Quadratur des Kreises
BeitragVerfasst: 30.05.2012, 16:39 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 04.01.2011, 16:04
Beiträge: 1179
Hi tiefgang und Trinity! :huhu:

Ganz vielen Dank fürs Lesen! Ja, mal sehen, was Alicia noch so aus Kalinda herausquetschen kann :mrgreen: . Sie ist ja leider eine ziemlich harte Nuss...



Hi Damon!!! :huhu:

Danke, danke :danke: ! Es freut mich, dass dir das Lesen Spaß macht! Obwohl es ja eher die Entdeckung der Langsamkeit ist (was ja der Quadratur des Kreises auch nicht so unähnlich ist :wink: ). Ich gebe mir auf jeden Fall weiterhin Mühe.

_________________
Bild


Zuletzt geändert von kimlegaspi am 30.05.2012, 16:43, insgesamt 1-mal geändert.

Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Die Quadratur des Kreises
BeitragVerfasst: 30.05.2012, 16:42 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 04.01.2011, 16:04
Beiträge: 1179
Hallo Ihr Lieben :huhu: ,

da ich demnächst schon wieder ein paar Tage weg bin, gibt's heute zwei Teile auf einmal. Dadurch ist der Text jetzt ziemlich lang geworden, aber ihr habt ja (hoffentlich) genug Zeit zum Lesen...





Kapitel 2


In den nächsten Tagen machte Alicia es sich zur Gewohnheit, während ihrer Mittagspause im Northwestern Hospital vorbeizuschauen. Zwar erwartete niemand diese regelmäßigen Besuche von ihr, aber Alicia merkte, dass sie an den Nachmittagen, nachdem sie im Krankenhaus gewesen war, stets mit mehr Schwung an die Arbeit ging als an den Vormittagen. Es beruhigte sie ungemein, Kalinda auf dem Wege der Besserung zu wissen, und insofern kam es nicht nur ihr, sondern auch Lockhart & Gardner zugute, wenn sie einmal am Tag im Northwestern nach dem Rechten sah. Kalinda selbst bat kein einziges Mal darum, dass Alicia sie besuchte. Allerdings war davon auszugehen, dass sie es Alicia gesagt hätte, wenn ihr die Besuche zu viel würden, denn beispielsweise hatte Cary am Tag von Kalindas Verlegung in die Chirurgie angefragt, ob er vorbeikommen könnte, und das hatte sie abgelehnt.

Die übrigen Mitarbeiter von Lockhart & Gardner kamen gar nicht erst auf die Idee, ihre Kollegin im Krankenhaus zu besuchen. Man war froh, dass Alicia diese unangenehme Aufgabe übernommen hatte und beschränkte sich darauf, ihr Genesungskarten und Blumen für die Patientin mitzugeben. Diane und Will ließen sich zwar fortwährend von Alicia informieren, doch beide konnten sich denken, dass Kalinda keinen Besuch ihrer Chefs wünschte. Sie sorgten allerdings dafür, dass Kalinda auf Veranlassung von Professor Winter in ein Einzelzimmer verlegt wurde. Diese Maßnahme machte den Aufenthalt für Kalinda trotz ihrer misslichen Situation wesentlich angenehmer.

Alicias erste Besuche im Krankenhaus fielen noch relativ kurz aus, da Kalinda noch stark unter Medikamenten stand. Deswegen beschränkte Alicia sich darauf, eine Weile bei ihr zu sitzen und dann wieder zurück in die Kanzlei zu fahren. Als Kalinda aber endlich die Intensivstation verlassen durfte, war sie schon wieder soweit bei Kräften, dass sie sich ohne größere Probleme mit Alicia unterhalten konnte. Und entsprechend länger fielen Alicias Besuche fortan aus. Dank des Einzelzimmers brauchten sie auf die Schweigepflicht keine Rücksicht zu nehmen und konnten sich ohne Einschränkungen über Mandanten und andere Arbeitsthemen austauschen. Kalinda war sehr interessiert daran zu erfahren, was während ihrer Abwesenheit in der Kanzlei geschah und wie es mit den Fällen weiterging, an denen sie selbst mitgearbeitet hatte.

Insgeheim hoffte Alicia, dass Kalindas Interesse an der Kanzlei ein Zeichen dafür war, dass sie ihre Kündigung wieder zurücknehmen würde, doch deren Nachfragen konnten genauso gut auf Höflichkeit beruhen oder ein Mittel sein, um private Gesprächsthemen zu vermeiden. Alicia ihrerseits war so froh, dass Kalindas Lebensgeister wieder zurückkamen, dass sie die Kollegin nicht auf deren Zukunftspläne ansprechen mochte. Und so blieben Alicias Fragen unbeantwortet.

Außerhalb der Klinikbesuche dachte Alicia dafür umso mehr darüber nach. Sie wunderte sich zum Beispiel, warum Kalinda sie noch nicht gefragt hatte, wie sie eigentlich gefunden worden war. Und die Tatsache, dass sie das nicht tat, nährte in Alicia den Verdacht, dass Blakes Telefonnummer nicht zufällig in Kalindas Sessel gerutscht war, sondern dass es für Kalinda die einzige Möglichkeit gewesen war, eine Spur zu hinterlassen, die eventuell zu ihrem Aufenthaltsort führen könnte. Wenn das so gewesen war, hatte Kalinda gewusst oder zumindest gehofft, dass Alicia in ihre Wohnung einbrechen würde, um sie zu finden und dann die Telefonnummer auf dem Zettel kontaktieren würde. Und das wiederum würde erklären, warum Kalinda sich schon am ersten Tag bei ihr bedankt hatte, obwohl sie eigentlich noch gar nicht hatte wissen können, was genau geschehen war.

Allerdings würde das auch bedeuten, dass Kalinda sich im Klaren darüber war, dass Alicia sich in ihrer Wohnung aufgehalten hatte, und dann sollte sie sich gefälligst nicht so anstellen, wenn Alicia ihr anbot, zu ihr nach Hause zu fahren, um ein paar Sachen für sie zusammenzusuchen. Aber da war nichts zu machen. Kalinda wollte ausdrücklich nicht, dass Alicia an ihren Kleiderschrank ging, und so musste diese wohl oder übel ein paar Dinge für sie einkaufen. Viel war es nicht, ein paar Hygieneartikel, Unterwäsche, Strümpfe, ein Paar Flip-Flops und ein Paar Turnschuhe. Außerdem brachte Alicia ihr ausrangierte Shirts und Hosen von ihrer Tochter Grace mit – das war immer noch besser als die gepunkteten Krankenhaushemdchen.

Alicia hatte Mühe, ein neutrales Gesicht zu bewahren, als sie Kalinda zum ersten Mal in einem von Graces Shirts sah. Es handelte sich um deren altes T-Shirt mit der Aufschrift „I’m a mustard seed“, welches im letzten Jahr fast dazu geführt hatte, dass Grace wegen Ausrufung religiöser Botschaften eine Verwarnung an der Schule erhalten hätte. Alicia verkniff sich eine scherzhafte Bemerkung und entschied sich, jetzt und in Zukunft keinerlei Kommentare zu Kalindas neuem Kleidungsstil abzugeben. Die Ermittlerin war für gewöhnlich so perfekt gestylt, dass es ihr unangenehm genug sein musste, ohne ihr gewohntes Outfit von Alicia gesehen zu werden. Diese fand allerdings, dass Kalinda ungeschminkt und in legerer Alltagskleidung eine besondere Schönheit ausstrahlte, die ihren Mitmenschen sonst verborgen blieb. Nicht umsonst wollte die halbe Kanzlei mit ihr schlafen, doch die Wahl ihres Äußeren trug nicht unerheblich dazu bei, dass Kalinda von anderen Menschen zwar als atemberaubend schön, aber eben auch als unnahbar und distanziert beschrieben wurde.

Alicia fragte sich, ob es das war, das Ungeschminkte, was dazu führte, dass sie und Kalinda langsam wieder zu ihrer alten Vertrautheit zurückfanden. Noch vor einigen Monaten hätte sie es niemals für möglich gehalten, mit Kalinda überhaupt je wieder ein entspanntes Wort wechseln zu können, und jetzt kicherten sie manchmal wieder wie die Teenager. Es half, dass sie denselben Humor teilten und sich über dieselben Dinge aufregten. Es half sicher auch, dass sie jeweils von der anderen wussten, was diese für sie getan hatte, auch wenn sie nicht darüber sprachen. In jedem Fall führte es dazu, dass Alicia in greifbarer Nähe fühlte, was sie für immer verloren geglaubt hatte: eine gute Freundin.

Aber trotz dieser positiven Entwicklungen gab es da etwas, das an Alicia nagte und sie nicht wieder losließ. Ohne dass sie es wollte, drängten sich ihr immer wieder Owens Worte von dem Abend im „Strongbow“ auf, und sie wusste nicht, was sie damit machen sollte. Im Grunde war die Theorie ihres Bruders vollkommen absurd und gerade deswegen ärgerte es sie so, dass sie überhaupt darüber nachdachte. Jeder wusste, dass Owen viel erzählte, wenn der Tag lang war, und im Grunde seines Herzens hatte er eine zutiefst romantische Seele. Auf der anderen Seite musste man ihm zugestehen, dass er normalerweise ein sehr gutes Gespür für zwischenmenschliche Beziehungen besaß. Gegen sein Gespür sprach allerdings, dass er Kalinda überhaupt nicht kannte und deswegen gar nicht wissen konnte, was in ihr vorging. Doch auch dieses zugkräftige Argument führte nicht dazu, dass Alicia das Thema endgültig ad acta legen konnte.

Sie kannte Kalinda jetzt über drei Jahre und ihr war völlig klar, dass sie in keiner Weise Kalindas Typ entsprach. Kalinda suchte sich Menschen, die wie sie die Unabhängigkeit schätzten und nicht mehr von ihr wollten als eine kurze Nacht. Diese FBI-Agentin zum Beispiel, Lana Delaney, mit der Kalinda offenbar eine Affäre gehabt hatte, war ein typisches Beispiel: Sie war sympathisch, aber skrupellos, und es hatte den Anschein, dass sie sich wenig aus menschlichen Bindungen machte. Die beiden erinnerten Alicia an zwei Katzen, die stolz und unabhängig durch ihre Reviere streunten und sich nur begegneten, wenn es ihnen genehm war.

Alicia hingegen empfand sich als „milde spießig“, wie sie es für sich selbst definierte. Sie war in einem anständigen Elternhaus großgeworden, hatte einen anständigen Beruf ergriffen, sich einen anständigen Ehemann gesucht und sich mit ihm in einer anständigen Gegend ein Haus für sich und ihre Kinder gebaut. Bis zu Peters Gefängnisaufenthalt hatte ihr Leben dem typischen Bild einer oberen Mittelschichtsfamilie entsprochen und allein, wenn sie an die akkurat gekürzten Grashalme in ihrer Siedlung zurückdachte, lief es ihr kalt den Rücken herunter.

Sicherlich hatte sie sich längst auf den Weg gemacht, sich von den alten Werten zu lösen, doch sie konnte ihre Herkunft nicht verleugnen. Noch immer war sie bemüht, alles richtig zu machen. Respekt, Ehrlichkeit und Anstand waren für sie eine genauso wichtige Grundlage wie Verlässlichkeit und Sicherheit. Letzteres lag auch daran, dass sie die Verantwortung für zwei Kinder hatte und sich dadurch keine großen Experimente leisten konnte. Ganz abgesehen davon war sie aber auch nie der Typ für Grenzüberschreitungen gewesen, was im kompletten Gegensatz zu den Menschen stand, mit denen Kalinda sonst zu tun hatte.

Alicia zweifelte keineswegs daran, dass Kalinda und sie eine außergewöhnliche Verbindung hatten, doch Owens Theorie von der Verliebtheit (oder „Verknalltheit“, wie er es nannte) war ein ganz anderes Kaliber. Außerdem passte Liebe ganz und gar nicht zu Kalindas Lebensentwurf, denn sie war schnell über alle Berge, sobald jemand auch nur andeutete, mehr von ihr zu wollen.

„Was glaubst du, warum Kalinda in mir eine Freundin sieht?“, fragte Alicia ihren Chef Will, als sie wieder einmal allein in der Kanzlei Überstunden machten. Alicia arbeitete jetzt regelmäßig bis in die Abendstunden, da sie ihre verlängerte Mittagspause wieder wettmachen musste. Und Will war so erleichtert, seine halbjährige Suspendierung überstanden zu haben, dass er sich in die Arbeit stürzte wie ein Wahnsinniger und abends kaum ein Ende fand. Meistens war es dann Alicia, die zu ihm hinüber ins Büro ging und ihn aufforderte, die Arbeit ruhen zu lassen. An jenem Abend war er allerdings selbst an ihren Schreibtisch getreten, mit zwei heißen Pizzen und zwei Flaschen Bier in der Hand, und hatte sich zu ihr ins Büro gesetzt.

„Du bist die einzige, die nichts von ihr will“, antwortete Will und biss in seine Thunfischpizza.

„In welcher Hinsicht meinst du das?“, fragte Alicia skeptisch.

„In jeder Hinsicht.“ Er tupfte seinen Mund mit der Serviette ab. „Früher habe ich immer gedacht, dass Begegnungen für Kalinda nichts als ein Tauschgeschäft sind. Sie kommt nur zu Menschen, wenn sie was von ihnen will, und Menschen kommen nur zu ihr, wenn sie etwas von ihr wollen. Doch seit du in der Firma bist, habe ich eine andere Seite von ihr kennengelernt. Außerdem hat Kalinda alles daran gesetzt, mir zu helfen, als Wendy Scott-Carr mich ins Gefängnis bringen wollte. Letztlich habe ich es ihr zu verdanken, dass ich noch ein freier Mensch bin. Es war für sie selbstverständlich, mir zu helfen und sie hat nie eine Gegenleistung dafür erwartet.“

„Ich hatte schon geahnt, dass ihr beide einen heimlichen Plan hattet.“ Alicia griff ebenfalls nach einer Pizzaecke. „Ich glaube, man muss bei Kalinda sehr genau hinschauen, um zu verstehen, wie sie tickt.“

„Ja, sie ist ein echter Kumpel und auf ihre Loyalität ist immer Verlass.“ Mit einem zischenden Geräusch öffnete Will die beiden Bierflaschen und stieß mit Alicia an. „Ich hoffe, sie bleibt uns erhalten.“

Es war ein heißer Tag in Chicago, und Alicia genoss es, wie das kühle Bier ihre Kehle herunterrann. „Schaut ihr euch schon nach einem neuen Ermittler um?“, fragte sie in neutralem Tonfall.

Sein Gesichtsausdruck bestätigte ihre Befürchtung. „Solange Kalinda ihre Kündigung nicht zurücknimmt, bleibt uns gar nichts anderes übrig.“

„Möchtest du, dass ich mit ihr spreche?“

„Das wäre gut.“ Will schaute auf sein Handy, als es auf Alicias Schreibtisch vibrierte. „Entschuldige mich kurz“, sagte er und verließ mit dem Telefon am Ohr das Büro. Vermutlich war es die Rechtsanwältin, mit der er seit einiger Zeit ausging. Alicia musste zugegeben, dass Wills neues Date sie nicht völlig kalt ließ, aber schließlich hatte sie selbst die Beziehung zu ihm beendet und es war nach wie vor die richtige Entscheidung gewesen.

Nachdenklich biss Alicia ein Stück von ihrer Pizza ab. Wenn Wills Theorie stimmte, suchte Kalinda nicht etwa ihre Freundschaft, weil sie etwas von ihr wollte, sondern weil sie genau umgekehrt davon ausging, dass Alicia ungewöhnlich wenig von ihr wollte. Diese Theorie fühlte sich zwar ähnlich verdreht an wie Owens Spekulationen, aber sie passte eher zu Kalinda. Trotzdem erklärte es nicht, warum sie ihretwegen in Chicago geblieben war.

„Es wäre sicher für uns alle gut, wenn Kalinda bei uns bleiben würde“, unterbrach Will ihre Gedanken, als er wieder ins Büro kam. „Insofern wäre ich dir dankbar, wenn du ihr ausrichtest, dass wir nach wie vor großes Interesse an ihr haben.“

„Ja, natürlich. Das kann ich tun.“ Alicia war schon länger zu dem Schluss gekommen, dass sie das anstehende Gespräch mit ihr nicht weiter hinausschieben sollte, aber die Tatsache, dass Will und Diane sich bereits nach einem neuen Ermittler umsahen, machte die Sache noch dringlicher. Gleich morgen würde sie mit Kalinda reden.

„Weißt du eigentlich, dass ich ohne Kalinda nie den Mut gehabt hätte, auf dich zuzugehen?“, fragte Will, als er sich wieder zu ihr setzte.

„Wieso?“ Alicia sah erstaunt von ihrem Essen auf.

„Unser Timing war ja leider schon immer schlecht.“ Er sah verlegen auf seine Bierflasche. „Und eigentlich hatte ich mich damit abgefunden, es dabei zu belassen. Aber dann, als ich das Fernsehinterview gesehen habe, das du kurz vor Peters Wahl gegeben hast, da kam Kalinda zu mir in den Konferenzraum und hat mir quasi durch die Blume gesagt, dass ich nicht aufgeben sollte.“

„Sie hat was?“ Alicia verschluckte sich an ihrem Bier. Am Abend der Wahl hatte sie von Andrew Wiley, einem Ermittler der Staatsanwaltschaft, erfahren, dass Peter und Kalinda vor Jahren ein Verhältnis gehabt hatten. „Das hat sie tatsächlich gesagt?“

„Ja, das hat sie.“ Er lachte leise bei der Erinnerung. „Keine Ahnung, was an dem Abend mit ihr los war. Normalerweise würde sie sich niemals in private Angelegenheiten einmischen. Sie hat mir auch bestätigt, dass sie seltsam drauf sei, aber sie hat sich nicht von ihrem Rat abbringen lassen.“

Will erzählte weiter, wie er und Kalinda sich das Fernsehinterview angesehen hatten, aber Alicia hörte ihm gar nicht mehr zu. Sie war zu sehr damit beschäftigt, die einzelnen Puzzleteile in ihrem Kopf zusammenzusetzen. Kalinda musste also gewusst haben, dass Alicia von ihrer Nacht mit Peter erfahren würde. Sie hatte gewusst, dass es der Todesstoß für Alicias Ehe sein würde und dass Alicia sie als Freundin verlieren würde. Sie hatte gewusst, dass Alicia danach ganz allein dastehen würde, und sie hatte deswegen versucht, Will an ihre Seite zu bringen. Und ihr Plan war sogar aufgegangen. Die Affäre mit Will war Alicia zu der damaligen Zeit eine wichtige Stütze gewesen. Von ihm begehrt und hofiert zu werden, war Balsam für ihr angeschlagenes Selbstwertgefühl gewesen, und manchmal hatte sie sich nur zur Arbeit schleppen können, weil sie dort ein verstohlener Kuss erwartete. Und jedes Mal, wenn der Anblick Kalindas die tiefe Wunde wieder aufriss, hatte Will sie davon abgelenkt.

Alicia spürte, wie ihr Tränen in die Augen schossen und sie schluckte sie mühsam herunter. Kalinda hatte für sie die Fäden gezogen, längst bevor Alicia sie zornig aus ihrem Büro geworfen hatte. Auch sie hatte viel verloren, aber sie hatte die ganze Zeit Alicias Wohl im Blick behalten, mehr als jeder andere Mensch, den sie kannte. Dieselbe Kalinda, von der alle sagten, sie sei selbstsüchtig und gefühlskalt, hatte nie aufgehört, ihre beste Freundin zu sein.

„Hörst du mir noch zu?“, erkundigte sich Will. „Wenn es dich stört, dass ich über Peter rede…“

„Nein, nein.“ Alicia rang sich ein Lächeln ab. „Ich bin nur schon ziemlich müde.“ Sie sah auf ihre Armbanduhr. „Es ist immerhin schon nach 21 Uhr.“

„Und ich muss dringend nach Hause, um mir das Baseball-Spiel anzusehen.“ Er erhob sich. „Das machen wir mal wieder“, sagte er und zeigte auf die leeren Pizzakartons.

„Jederzeit“, lächelte Alicia. „Ich werde dich morgen wissen lassen, was Kalinda vorhat“, fügte sie hinzu.

„Das ist gut“, nickte er. „Hab noch einen schönen Feierabend.“



* * *



Als Alicia am folgenden Tag zum Northwestern Hospital fuhr, war sie so in Gedanken, dass sie eine rote Ampel übersah. Mit quietschenden Bremsen konnte sie gerade noch verhindern, in den Kotflügel eines Chryslers zu rasen und erntete lautes Hupen von allen Seiten. Spätestens in diesem Moment bereute sie es, nicht die U-Bahn zur Klinik genommen zu haben, übernächtigt wie sie war. Zwar war sie am Abend zeitig zu Bett gegangen, aber sie hatte lange nicht einschlafen können, weil ihr das Gespräch mit Will nicht aus dem Kopf gegangen war. Sie machte sich Vorwürfe, Kalinda so lange Zeit ungerecht behandelt zu haben. Innerlich hatte sie sie mit Peters Huren auf eine Stufe gestellt, und im Nachhinein verstand sie nicht, wie Kalinda ihr trotz ihrer offenen Feindseligkeit so wohlgesonnen geblieben war. Warum hatte Kalinda sie nicht einfach zum Teufel gewünscht oder sie wenigstens damit konfrontiert, dass Alicias Verhalten ihr gegenüber nicht fair war? Am liebsten hätte Alicia Owen angerufen, nur um die aufdringlichen Gedanken aus ihrem Kopf zu vertreiben, aber sie fürchtete sich vor seinem Kommentar, und deswegen ließ sie es bleiben.

Als Alicia auf den Parkplatz des Northwestern Hospitals fuhr, überlegte sie für einen Moment, ob sie wieder umkehren sollte, in der Kanzlei gab es schließlich genug zu tun. Aber sie hatte Will versprochen, mit Kalinda zu reden, und außerdem war es höchste Zeit, dass Kalinda ihr Interesse an ihrem alten Job anmeldete, falls sie ihn noch haben wollte.

Wie immer, wenn Alicia Kalindas Krankenzimmer betrat, saß diese aufrecht in ihrem Bett und las. Schon als sie den Kopf hob und Alicias Gesicht sah, merkte sie ihr an, dass irgendetwas los war. „Ist alles in Ordnung, Alicia?“, erkundigte sie sich.

„Ja, natürlich.“ Alicia stellte eine Kiste mit frischen Heidelbeeren auf den Tisch, die sie vom Markt mitgebracht hatte, und suchte sich einen Teller dazu. „Und bei dir?“

„Dr. Highsmith sagt, dass ich in zwei Tagen entlassen werde.“

„Das ist ja wunderbar.“ Alicia zog umständlich ihre Jacke aus. Eigentlich hatte sie sich noch etwas Zeit zum Ankommen gewünscht, aber ein besseres Stichwort würde sie nicht bekommen. Also nahm sie die Heidelbeeren und füllte sie in das Waschbecken auf der gegenüberliegenden Seite des Zimmers. „Glaubst du denn, dass du in deiner Wohnung sicher bist?“, fragte sie, während sie den Wasserhahn aufdrehte.

„Ja.“ Kalinda nickte.

„Warum?“

„Weil die Polizei eingeschaltet ist. Sie war schon hier.“

„Tatsächlich? Wann?“

„Vor ein paar Tagen.“

Alicia schaute zu, wie sich das Waschbecken mit Wasser füllte und atmete tief durch. Es wäre schön gewesen, wenn Kalinda das vorher mal erwähnt hätte. „Hat die Polizei dich über Carys Aussage informiert?“

„Ja.“ Kalinda nickte wieder.

Wenn ihr Carys Aussage bekannt war, dann wusste Kalinda inzwischen über die Details ihrer Rettung Bescheid. Ob sie auch bereit war, Alicia zu erzählen, was sie bei der Polizei ausgesagt hatte? Alicia entschied sich, nicht lange um den heißen Brei herumzureden. „War einer der beiden Leichen, die Cary und ich vorgefunden haben, Leelas Ehemann?“, fragte sie und wunderte sich selbst, dass sie in der dritten Person von Kalinda sprach. Aber irgendwie erschien es ihr angemessen.

„Nein.“ Kalinda schüttelte den Kopf. „Die beiden haben für ihn gearbeitet.“

„Heißt das, du wirst Chicago verlassen?“, fragte Alicia vorsichtig.

Als keine Antwort kam, schaute sie vom Waschbecken auf und sah Kalindas Blick auf sich ruhen. „Ich habe Will schon gesagt, dass ich gehen werde“, sagte sie.

„Daran soll es nicht scheitern“, versicherte Alicia schnell. „Ich habe den ausdrücklichen Auftrag, dir auszurichten, dass Diane und Will dich sehr gern weiter einstellen möchten. Das sollte dich nicht überraschen.“

Kalinda schwieg eine Weile und beobachtete, wie Alicia die Heidelbeeren auf einen Teller füllte. „Solange die Polizei ermittelt, wird er nichts unternehmen“, sagte sie schließlich.

„Und wenn die Ermittlungen vorbei sind?“

„Das hängt davon ab, wie weit die Ermittlungen der Polizei gehen werden. Wahrscheinlich wird er auch dann nichts unternehmen.“

„Warum hast du dann nicht sofort die Polizei eingeschaltet?“, fragte Alicia, obwohl sie die Antwort ahnte.

„Es ist nicht so einfach, wie es aussieht“, antwortete Kalinda vage.

Alicia stellte den Teller auf den Beistelltisch und setzte sich zu Kalinda ans Bett. Sie war sich hundertprozentig sicher, dass Kalinda jemanden schützte. Deswegen hatte sie die Polizei nicht involvieren wollen. Und wahrscheinlich war ihre Aussage bei der Polizei für diese alles andere als hilfreich gewesen. Aber wen schützte sie? Ihren Mann? Ihre Familie? Was war der Grund, dass sie es vorgezogen hatte, mit einer neuen Identität unterzutauchen, anstatt sich ihres Ehemannes zu entledigen? „Hast du deinen Mann einmal geliebt?“, fragte sie und hielt Kalinda den Teller entgegen.

Kalinda nahm sich eine Handvoll Beeren und ließ ein paar davon in ihrem Mund verschwinden, bevor sie antwortete. „Es war eine arrangierte Ehe“, sagte sie in so neutralem Tonfall, als spräche sie über einen Mandanten.

Ihr Gesicht wirkte so verschlossen, dass es zwecklos sein würde, weiter zu fragen, aber Alicia wagte dennoch einen weiteren Versuch. „Hast du Kinder?“

„Was soll das, Alicia?“

„Ich möchte nur verstehen.“ Alicia lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Sie war zu weit gegangen. „Entschuldige, ich wollte dich nicht bedrängen.“

Zu ihrer Überraschung lächelte Kalinda. „Es war ein anderes Leben, Alicia.“

„Du möchtest nicht darüber reden.“

„Nein.“

„Das verstehe ich.“ Alicia stand auf und trat ans Fenster. „Nur leider holt es dich jetzt wieder ein.“

„Ich werde dafür sorgen, dass es das nicht tut.“

„Indem du weggehst aus Chicago?“ Alicia wandte sich zu ihr um.

„Nicht unbedingt.“

„Dann bleib.“ Alicia hatte es gesagt, ohne nachzudenken, und zum ersten Mal sah sie Kalinda erröten.

„Diane und Will haben noch keinen anderen Ermittler eingestellt?“, fragte sie.

„Nein, wir hoffen alle, dass du zurückkommst“, sagte Alicia nachdrücklich. „Aber natürlich nur, wenn es dich nicht gefährdet.“

„Okay.“ Kalinda nickte.

„Gott sei Dank!“ Alicia fiel so ein Stein vom Herzen, dass sie Will am liebsten auf der Stelle eine SMS geschickt hätte, aber sie wollte Kalinda nicht zu sehr überrumpeln. „Dann wäre jetzt die Frage, wie du die nächste Zeit in deiner Wohnung zurechtkommen kannst“, sagte sie stattdessen und setzte sich wieder zu Kalinda ans Bett.

„Ich komme schon zurecht“, sagte Kalinda sanft. „Mach dir keine Sorgen, Alicia.“

Aber Alicia genügte das nicht. „Ist es denn okay, wenn ich dir ab und zu ein paar Sachen bringe?“, fragte sie. „Ich werde auch nicht hereinkommen, wenn du es nicht möchtest.“

„Ich werde dich wissen lassen, wenn ich etwas brauche“, versicherte Kalinda.

„Nein, ich glaube nicht, dass du das wirst.“ Alicia sah Kalinda so misstrauisch an, dass diese lachen musste. „Ich meine es ernst“, betonte Alicia. „Wenn ich dir mit irgendetwas helfen kann, dann sag Bescheid.“

„Was willst du, ein Versprechen?“, fragte Kalinda amüsiert.

„Ein Versprechen wäre großartig.“ Alicia hielt ihr die Hand hin und wartete darauf, dass Kalinda einschlug.

„Na gut.“ Kalinda legte ergeben ihre Hand in Alicias.

„Nein, nein, nein. So geht das nicht.“ Alicia schüttelte den Kopf. „Ich, Kalinda Sharma, verspreche Alicia Florrick im Namen meiner indischen Großmutter, sie sofort anzurufen, wenn ich irgendetwas brauche, Obst, Gemüse, Briefmarken oder Hilfe beim Putzen…“

Kalinda zog ihre Hand wieder zurück. „Du bist verrückt.“

„Nein, aber ich kenne dich.“ Alicia blieb ernst. „Du musst nicht immer alles allein machen, Kalinda. Ich tue es gern. Aus Freundschaft.“

Kalinda erwiderte nichts, aber Alicia sah das Aufleuchten in ihren Augen. So kurz, dass es schon wieder vorbei war, als Alicia es wahrnahm, aber es reichte, um ihr die Gewissheit zu geben, dass Kalinda sie verstanden hatte.

„Dein Mr. Delling hat sich übrigens gestern vor Gericht selbst verplappert“, wechselte Alicia das Thema. „Du hast ja gleich gesagt, dass man ihn nicht in den Zeugenstand lassen sollte.“

„Ach, wirklich? Was hat er denn gesagt?“ Kalinda lehnte sich in ihrem Bett zurück und zupfte an dem Verband in ihrer Schulter, der wohl unangenehm drückte. Sie schien sichtlich erleichtert über den Themenwechsel.

„Er hat aus Versehen einen Einbruch zugegeben, der vor Gericht gar nicht Thema war.“

„So etwas in der Art hatte ich befürchtet.“ Kalinda runzelte die Stirn. „War Will sauer?“

„Es hielt sich in Grenzen. Er ist so froh, wieder arbeiten zu können, dass er zum Glück nur einen kurzen Fluch ausgestoßen hat. Das war alles.“

„Wer hat Delling als Zeugen geschult?“

„Ich glaube, es war Cary.“

„Armer Cary.“ Kalinda nahm sich noch ein paar Heidelbeeren und steckte sich zwei davon in den Mund. „Wie gefällt’s ihm denn inzwischen bei Lockhart & Gardner?“

„Es scheint ihm sehr gut zu gefallen. Ich glaube, es hat ihm einen gehörigen Schub Selbstbewusstsein gegeben, dass Diane und Will sich so um ihn bemüht haben.“ Alicia zog ihre Schuhe aus und legte ihre Füße zu Kalinda aufs Bett. „Er hat mir sehr dabei geholfen, dich zu finden, weißt du.“

„Und er weiß, wie man Wohnungen aufbricht“, lächelte Kalinda. „Ich werde mich bei ihm bedanken, sobald ich wieder zu Hause bin.“

„Wieso weißt du, dass Cary das weiß?“ Alicia tat empört. „Ich frage mich, was ihr beiden da ständig ausheckt.“

„Ich werde dafür bezahlt, dass ich etwas aushecke“, verteidigte sich Kalinda. „Und mit Cary kann man das besonders gut. Wenn’s drauf ankommt, hat er sein Herz am rechten Fleck.“

„Ja, da hast du sicher recht.“ Alicia sah sich im Raum nach einem Getränk um. „Irgendwie fehlt hier das Bier“, sagte sie in nörgelndem Tonfall.

„Draußen gibt’s Kamillentee.“ Kalinda verzog das Gesicht. „Ist gesund für die inneren Organe.“

„Soll ich uns einen Kaffee organisieren?“

„Das wäre göttlich.“

Also machte Alicia sich ohne Schuhe über den Flur zum Schwesternzimmer auf und kam mit einer ganzen Kanne Kaffee zurück. Mit etwas Mühe konnte Kalinda an dem kleinen Tisch mit den zwei Stühlen Platz nehmen, der in eine Ecke des Zimmers gequetscht war, und dann tranken sie gemeinsam ihren Kaffee, während sie über die neuesten Ereignisse in der Kanzlei plauderten. Alicia merkte, wie die Anspannung nach und nach von ihr abfiel, nachdem klar war, dass Kalinda auch in Zukunft ihre Kollegin bleiben würde. Auch Kalinda schien erleichtert darüber zu sein, dass sie problemlos zu Lockhart & Gardner zurückkehren konnte. Alicia hatte sie schon lange nicht mehr so gelöst erlebt.

Während sie über die Veränderungen sprachen, die sich seit Wills Suspendierung ergeben hatten, erwischte Alicia sich mehrfach dabei, wie sie Kalinda von der Seite beobachtete. Wenn sie nur wüsste, wie Kalinda wirklich zu ihr stand. Woran würde sie merken, wenn Owen recht hatte? Und spielte das überhaupt eine Rolle? Musste man Gefühle immer analysieren?

„Wie läuft’s mit Will?“, fragte Kalinda plötzlich.

Alicia nahm einen Schluck von ihrem Kaffee. Wenn sie von Kalinda mehr Offenheit forderte, musste sie mit gutem Beispiel vorangehen. „Wir kriegen es besser hin, als ich befürchtet hatte“, antwortete sie wahrheitsgemäß.

„Will trägt es dir nicht nach?“

Alicia schüttelte den Kopf. „Wir sind beide an Grenzen gestoßen. Es ist okay.“

„Und schade“, sagte Kalinda mitfühlend. „Aber wahrscheinlich hätte Peter nicht locker gelassen…“

Alicia beobachtete, wie Kalindas Hände mit dem Zuckerpäckchen auf ihrer Untertasse spielten. „Ich konnte es nicht“, sagte Alicia. „Ich könnte niemals so leben wie du.“

„Wie lebe ich denn?“

„Frei.“

Kalinda lächelte. „Es hat seinen Preis“, sagte sie.

„Alles hat einen Preis.“ Alicia verteilte den Rest des Kaffees gerecht auf ihre beiden Tassen. „Warst du mal länger mit jemandem zusammen? Abgesehen von deinem Ehemann, meine ich?“

„Ich bin nicht der häusliche Typ, wie du weißt…“

„Und verliebt? Warst du nie verliebt?“

Kalinda stellte ihre Tasse zurück auf die Untertasse. „Wie oft warst du verliebt?“

„Ich?“ Alicia nippte an ihrem Kaffee und dachte nach. „Zwei-, dreimal, würde ich sagen. Da war dieser coole Typ auf der Highschool, Lennart.“ Sie verdrehte die Augen. „Quarterback natürlich, das alte Klischee. Aber ich war sehr verliebt und er auch. Bis er mit der Volleyballerin aus der zwölften Klasse durchgebrannt ist. Das war sehr traumatisch damals.“

„Und das zweite Mal?“

„Das zweite Mal war Peter.“ Alicia zögerte, als sie sah, dass Kalinda die Augen niederschlug. „Das war’s dann auch schon so ziemlich“, fasste sie zusammen. „Will… ich weiß nicht… er war aufregend… ich hätte mich vielleicht richtig verliebt, wenn ich damals nicht Peter kennengelernt hätte…“

„Und heute?“ Kalinda rührte in ihrem Kaffee.

„Heute ist es vielleicht etwas sehr ähnliches“, überlegte Alicia laut. „Eine große Wertschätzung, eine Nähe und eine große Anziehung… aber das reicht halt nicht für ein Leben.“ Sie sah Kalinda von der Seite an. „Und ich bin zu alt für Experimente“, fügte sie hinzu.

Kalinda lächelte. „Man ist nie zu alt für Experimente.“

„Nein?“

Kalinda wandte den Kopf zu ihr und sah sie mit ihren dunklen Augen an. „Nein.“

Alicia hielt ihrem Blick stand. „Du hast mich ausgetrickst“, sagte sie leise.

„Ich weiß.“

„Ich bekomme keine Antwort?“

„Nein.“

„Das ist nicht fair“, seufzte Alicia. „Ich breite hier die Dramen meines Lebens vor dir aus...“

Kalinda lachte. „Ich fürchte, du musst zurück in die Kanzlei“, sagte sie und hielt Alicia ihre Armbanduhr hin.

„Ach du meine Güte.“ Alicia starrte erschrocken auf das Ziffernblatt. „Schon nach 15 Uhr?“ Sie stand rasch auf und räumte den Teller und die Kaffeetassen weg. „Ich sehe dich morgen?“, fragte sie, als sie schon mit Jacke und Handtasche in der Tür stand.

„Ja.“

„Dann bis morgen.“ Alicia winkte Kalinda zu, bevor sie die Tür schloss, und eilte dann so schnell sie konnte zum Ausgang der Klinik. In einer halben Stunde war sie mit einem neuen Mandanten verabredet. Es handelte sich um einen bekannten Schauspieler, der wegen sexueller Belästigung angeklagt war, und es würde keinen guten Eindruck machen, wenn sie schon beim ersten Treffen zu spät kam.

Mit wehenden Fahnen stürmte Alicia in die Kanzlei und sammelte, gerade noch rechtzeitig, bevor ihr Mandant aus dem Fahrstuhl stieg, ihre Unterlagen zusammen. Der Schauspieler war als arroganter Schnösel bekannt und Alicia hatte überhaupt keine Lust auf das Meeting. Aber gerade fühlte sie sich so beschwingt, dass ihr heute nichts mehr etwas anhaben konnte. Und so empfing sie ihren Mandanten mit einem strahlenden Lächeln, als wäre er der Kaiser von Japan.





To be continued...

_________________
Bild


Zuletzt geändert von kimlegaspi am 30.06.2012, 17:34, insgesamt 19-mal geändert.

Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Die Quadratur des Kreises
BeitragVerfasst: 30.05.2012, 18:09 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 02.12.2008, 21:54
Beiträge: 648
Wohnort: Oldenburg
Klasse Fortsetzungen..Grad weiter durchgelesen..Brauchst dich net entschuldigen..Schreib, wie du meinst..Ich mag deine Geschichten eh sehr und freue mich auf Diese..

:respekt: :danke: :klatsch: :bigsuper:

Hoffe, du hattest schöne und sonnige Pfingsten und dir bald wieder schöne vier Tage

P.S wie wäre es mal mit einer Geschichte um Rizzoli und Isles..? :)

Liebe Grüße, Steffi


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Die Quadratur des Kreises
BeitragVerfasst: 30.05.2012, 21:50 
Offline

Registriert: 20.02.2010, 19:09
Beiträge: 1207
kimlegaspi hat geschrieben:
Aber gerade fühlte sie sich so beschwingt,

.... :spitze: woher das wohl kommt? :yeahyeah: ....


LG


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Die Quadratur des Kreises
BeitragVerfasst: 31.05.2012, 10:58 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 04.01.2011, 16:04
Beiträge: 1179
Zitat:
Hoffe, du hattest schöne und sonnige Pfingsten und dir bald wieder schöne vier Tage

P.S wie wäre es mal mit einer Geschichte um Rizzoli und Isles..?


Danke, maddy :knuddelknutsch: ! Leider könnte ich auch gar nicht anders schreiben, selbst wenn ich es wollte. Eine Geschichte von Rizzoli und Isles? Ich kenne die Serie leider nicht, aber was ich davon höre, klingt sehr nach meinem Geschmack. Insofern ist es vermutlich eine Frage der Zeit, wann ich da lande und dann gibt's natürlich auch FF :wink: . Dir auch schöne Tage!



Zitat:
.... woher das wohl kommt? ....



Hey tiefgang :mrred: ! Ich hoffe doch, dass Alicia noch viel mehr an Schwung gewinnen wird, aber bis dahin vergeht noch etwas Zeit... Erst muss ja noch der Kreis eckig werden oder die Ecken rund oder wie auch immer... :liebe2:

_________________
Bild


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Die Quadratur des Kreises
BeitragVerfasst: 31.05.2012, 19:23 
Offline
Moderator
Benutzeravatar

Registriert: 14.10.2008, 19:15
Beiträge: 3090
Ich bin echt gespannt, wie du das weiter aufbaust.
Soso interessant, Owens Worte spuken Alicia immer wieder im Kopf rum.

Zitat:
„Und ich bin zu alt für Experimente“, fügte sie hinzu.

Kalinda lächelte. „Man ist nie zu alt für Experimente.“

„Nein?“

Kalinda wandte den Kopf zu ihr und sah sie mit ihren dunklen Augen an. „Nein.“


Aha 8)

Wie es bisher scheint, kehrt Kalinda erst einmal in ihre Wohnung zurück *menno*. Aber vielleicht kommt es ja auch doch anders al s man denkt. Nicht umsonst heißt die Geschichte ja die 'Quadratur des Kreises'.

Ich finde es toll, wie du auch auf Kleinigkeiten aus der Serie achtest, gerade mit Kalindas offenen Haaren.

Vielen Dank für die regelmäßigen Updates!

_________________
Follow us on twitter: https://twitter.com/DieRotis


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Die Quadratur des Kreises
BeitragVerfasst: 06.06.2012, 18:55 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 04.01.2011, 16:04
Beiträge: 1179
Zitat:
Wie es bisher scheint, kehrt Kalinda erst einmal in ihre Wohnung zurück *menno*. Aber vielleicht kommt es ja auch doch anders al s man denkt. Nicht umsonst heißt die Geschichte ja die 'Quadratur des Kreises'.



Hallo bellaisa :huhu: ! Danke für deinen lieben Kommentar. Seufz, Kalinda in Alicias Wohnung ist eine sehr schön Vorstellung, aber ob Alicia sie soweit kriegt? Wir werden sehen... :wink:

_________________
Bild


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Die Quadratur des Kreises
BeitragVerfasst: 06.06.2012, 19:11 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 04.01.2011, 16:04
Beiträge: 1179
Hallo liebe Rotis!

Ich bin zurück, und dann soll es jetzt auch unbedingt weitergehen mit der Quadratur des Kreises. Ich muss gestehen, dass ich die Geschichte nur bis zu dieser Stelle geschrieben habe, was bedeutet, dass es von nun an deutlich langsamer wird. Immerhin habe ich aber die Handlung schon zum großen Teil im Kopf und muss nur die Zeit finden, sie da raus zu kriegen :wink: .

Und während ich am Schreiben bin :write: , habe ich für diejenigen, die da Lust drauf haben, noch einen Clip geschnitten. Kalinda ist echt ein heißer Feger, was man nicht so merkt, wenn sie mit Alicia zusammen ist. Diese Frau zu zähmen wird ein hartes Stück Arbeit, aber wenn es jemand schafft, dann Alicia. Der folgende Clip hätte auch "Lots of Lesbian Lovers (and some straight ones)" heißen können, aber ich belasse es mal bei "She bangs". Das sagt im Grund auch alles... Achso, noch ganz kurz eine Erläuterung, weil Cary oft so nuschelt, dass man ihn schwer verstehen kann. Der Dialog am Anfang des Clips:

Dana: "I am not a lesbian!"
Cary: "I know a lot of people who weren't anything until they met Kalinda."


:mrgreen:


[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=S_kUFkays-s[/youtube]

Und sicherheitshalber auch nochmal bei vimeo (nachdem myvideo auch nicht geklappt hat), in der Hoffnung, dass hier der Clip sichtbar bleibt. Einfach auf den Link klicken:

https://vimeo.com/43621289

[vimeo]https://vimeo.com/43621289[/vimeo]

_________________
Bild


Zuletzt geändert von kimlegaspi am 07.06.2012, 18:37, insgesamt 1-mal geändert.

Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Die Quadratur des Kreises
BeitragVerfasst: 06.06.2012, 20:21 
Offline

Registriert: 20.02.2010, 19:09
Beiträge: 1207
da kommt so richtig Vorfreude auf. :spitze:
Man sieht sehr deutlich, der heiße Feger Kalinda fegt unbekümmert durch die Männer- und Frauenwelt, läßt nichts "anbrennen" und hinterläßt haufenweise gebrochene Herzen. Nur wenn Kalinda mit Alicia zusammen ist spielt sie nicht. Da ist sie ernsthaft und hoch konzentriert.
Booooaaahhh. Wie sich die Beiden nun vorsichtig umkreisen und aufeinander zu bewegen werden, das wird unglaublich spannend. :trippelelch:


LG


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Die Quadratur des Kreises
BeitragVerfasst: 06.06.2012, 21:03 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 04.01.2011, 16:04
Beiträge: 1179
DANKE, tiefgang :danke: ! Ich hatte gehofft, dass in dem Clip rüberkommt, wie Kalinda so drauf ist. Ja, es ist wirklich seltsam, wie sich die Energie verändert, wenn Kalinda mit Alicia zusammen ist (kommt in dem Clip leider zu kurz, gerade weil der ja gerade zeigt, wie sie sonst so ist). Nicht nur, dass die beiden so super zusammenarbeiten, Kalinda hat auch mit niemandem annähernd so viel Spaß, und ich glaube, Alicia ist der einzige Mensch, dem Kalinda tatsächlich vertraut. Leider macht das alles den Weg für sie nicht kürzer, sondern länger, aber da arbeiten wir ja dran :wink: .

_________________
Bild


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Die Quadratur des Kreises
BeitragVerfasst: 07.06.2012, 18:43 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 04.01.2011, 16:04
Beiträge: 1179
Hach, sowas Ärgerliches. Der Clip scheint nur für ausbebuffte Videoschauerinnen sichtbar zu sein :wink: . Da Novemberstern gerade ein Video auf vimeo hochgeladen hat, probiere ich das jetzt auch mal, in der Hoffnung, dass es drauf bleiben kann. Hier kommt der Link:

Kalinda Sharma: "She bangs":

https://vimeo.com/43621289

_________________
Bild


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Die Quadratur des Kreises
BeitragVerfasst: 09.06.2012, 10:55 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 02.12.2008, 21:54
Beiträge: 648
Wohnort: Oldenburg
Klasse Video..Ich fand Kalinda von Anfang an der Serie schon heiß..;)
Muss mal zusehen, das ich irgendwo die komplette 2. Staffel sehen kann..Waren ja nur vereinzelte Folgen..Blöd..

Ein schönes Weekend

Schlaaaaaaaand..;)


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:  Sortiere nach  
Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 239 Beiträge ]  Gehe zu Seite Vorherige  1, 2, 3, 4, 5, 6, 7 ... 18  Nächste

Alle Zeiten sind UTC


Wer ist online?

0 Mitglieder


Du darfst keine neuen Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst keine Antworten zu Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht ändern.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.

Suche nach:
Gehe zu:  
cron
Powered by phpBB® Forum Software © phpBB Group



Bei iphpbb3.com bekommen Sie ein kostenloses Forum mit vielen tollen Extras
Forum kostenlos einrichten - Hot Topics - Tags
Beliebteste Themen: Liebe, NES, TV, USA, Erde

Impressum | Datenschutz