Aktuelle Zeit: 27.04.2024, 15:50

Alle Zeiten sind UTC




Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 257 Beiträge ]  Gehe zu Seite Vorherige  1 ... 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15 ... 19  Nächste
Autor Nachricht
BeitragVerfasst: 22.01.2016, 19:34 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 20.09.2012, 13:20
Beiträge: 2972
kimlegaspi hat geschrieben:
Nichtsdestotrotz vermute ich, dass es in erster Linie die Elemente des so genannten "Kunstfilms" sind, die ein Befremden hervorrufen können. Der Film bricht mit normalen Sehgewohnheiten und wie ich deinen Schilderungen entnehme, bist du bei dem Film irgendwie "draußen" geblieben und er hat keinen Bezug zu dir herstellen können. Das ist ja nicht selten bei Kunstfilmen so, weil sie sperriger sind, oft viel Symbolik haben, und vor allen Dingen auch ein anderes Tempo.


ich mag independent, ich mag filmkunst

aber den film fand ich einfach nicht so toll


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
Verfasst: 22.01.2016, 19:34 


Nach oben
  
 
BeitragVerfasst: 23.01.2016, 11:02 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 04.01.2011, 16:04
Beiträge: 1179
Zitat:
cate blanchett und rooney mara haben in cannes und anschließend bei anderen festivals und präsentationen sich meiner meinung nach sehr reingehauen, gerade frau blanchett hat die versammelte (kultur-)presse immer wieder sehr witzig und intelligent um den finger gewickelt, es gab interessante interviews, keine stereotypen blöden statements, ich fand das gelungen


Ich fand die "Kampagne" von Weinstein und anderen jetzt nicht besser oder schlechter als bei anderen Filmen und Cate Blanchett ist halt Cate Blanchett - geliebt und gefürchtet in Interviews, weil sie sich Banalitäten nicht gefallen lassen mag. Gerade in Cannes hat sie ja ordentlich "verteilt" auf der offiziellen Pressekonferenz. "Um den Finger wickeln", fand ich das nicht, im Gegenteil, sie hat die Journalisten zum Teil ganz schön vor den Kopf gestoßen, und das zurecht. Die mediale Aufmerksamkeit, die der Film bekommt, liegt aber sicher auch daran, dass die Beteiligten bereit waren und sind, einen wahren Maraton über sich ergehen zu lassen, und das ist in der Tat in seiner Fülle bemerkenswert.


Zitat:
ich mag independent, ich mag filmkunst

aber den film fand ich einfach nicht so toll


Alles klar. Is' wie es is' :wink: .

_________________
Bild


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
BeitragVerfasst: 23.01.2016, 11:13 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 20.09.2012, 13:20
Beiträge: 2972
kimlegaspi hat geschrieben:
Zitat:
cate blanchett und rooney mara haben in cannes und anschließend bei anderen festivals und präsentationen sich meiner meinung nach sehr reingehauen, gerade frau blanchett hat die versammelte (kultur-)presse immer wieder sehr witzig und intelligent um den finger gewickelt, es gab interessante interviews, keine stereotypen blöden statements, ich fand das gelungen


Ich fand die "Kampagne" von Weinstein und anderen jetzt nicht besser oder schlechter als bei anderen Filmen und Cate Blanchett ist halt Cate Blanchett - geliebt und gefürchtet in Interviews, weil sie sich Banalitäten nicht gefallen lassen mag. Gerade in Cannes hat sie ja ordentlich "verteilt" auf der offiziellen Pressekonferenz. "Um den Finger wickeln", fand ich das nicht, im Gegenteil, sie hat die Journalisten zum Teil ganz schön vor den Kopf gestoßen, und das zurecht. Die mediale Aufmerksamkeit, die der Film bekommt, liegt aber sicher auch daran, dass die Beteiligten bereit waren und sind, einen wahren Maraton über sich ergehen zu lassen, und das ist in der Tat in seiner Fülle bemerkenswert.


ja, sie haben da echt gut durchgehalten

was ich noch sagen wollte: also, ich lasse mich durch witz, hübsche boshaftigkeiten und intelligenz schon um den finger wickeln oder bezirzen :mrred: (noch so ein schönes wort), ich finde das auch keinen negativen ausdruck, sondern ne eigenschaft, die wenn sie nicht zu sehr ne masche ist, ne schöne fähigkeit ist, die manche leute haben und manche nicht, und was ich gelesen habe, waren auch andere leute, die bei medien arbeiten, begeistert von ihrem auftritt z.B. in cannes

sie ist natürlich ein profi, aber sie zeigt auch profil und das ist was gutes in meinen augen

und auch der film hat ja ein klares profil

und wurde auch als das verkauft, was er ist

von allen beteiligten

und das fand ich gut und richtig

kimlegaspi hat geschrieben:
Zitat:
ich mag independent, ich mag filmkunst

aber den film fand ich einfach nicht so toll


Alles klar. Is' wie es is' :wink: .


danke für deine offenheit, ist auch nicht böse gemeint :huhu:


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
BeitragVerfasst: 23.01.2016, 12:15 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 04.01.2011, 16:04
Beiträge: 1179
Vor drei Tagen hat Rooney Mara an einem Q&A in New York teilgenommen, das jetzt online ist. So etwas liebe ich ja, weil das, was Künstlerinnen und Künstler sagen, sich oft sehr unterscheidet von dem, was sie in den kurzen Interview einschlägiger TV-Sendungen oder Magazinen äußern. Hier ein paar Zitate:

Eine Bemerkung in dem Zusammenhang, dass sie die Rolle der "Therese" bei der ersten Anfrage abgelehnt hatte, weil sie sich zu erschöpft zum Filmen fühlte:

"Obviously I've been obsessed with Cate since I was thirteen years old when I saw her in 'Elizabeth', so it's shocking to me now to think that I would pass up the opportunity to be in a film with her, let alone being her lover."

Auf die Frage zur Zusammenarbeit mit Cate Blanchett:

"She's everything I... you know, sometimes you sort of meet your heroes and it's a horrible let-down. It wasn't that at all. She lived up to everything I imagined she would, and then she was also so much more. You know, these first two weeks in the rehearsal room, she's really... I know that now but I didn't know that before, she's really funny. She has that Australian sense of humor and wit and... she's really, really quick and funny and she's also... she's just also a regular down-to-earth woman, you know, who tries to find her glasses and can't find them... she's just a normal... normal freak of nature woman."


Auf die Frage zur Bett-Szene antwortet Rooney Mara zum ersten Mal ganz anders als in vorangegangen Interviews. Sonst hatte sie die Fragen eher bagatellisiert und gesagt, es wäre "nice" gewesen und sie wäre sowieso ständig nackt in Filmen, also sei das keine große Sache gewesen. Nacktheit würde einen zwar verletzlicher machen, aber nicht verletzlicher als eine sehr emotionale Szene. In diesem Interview hingegen sagt sie, dass die Szene für sie sehr schwierig gewesen sei und sie sich sehr schüchtern gefühlt hätte:

"We knew it was a super important scene... it sort of... the whole film... well, not the whole film... but it... so much is leading up and building up to this moment and it is this much needed sort of 'exhale' for these characters, and they get to sort of completely let themselves go, and we knew how important that was.
It was very uncomfortable to shoot, I think you said it didn't seem akward - it was super akward and uncomfortable to shoot (laughs). I mean... we shot it towards the end, everybody was very comfortable with one another, and I'm... (...) I've done many sex scenes at this point and I spent a lot of time on set naked, but it's always different, no matter what... it's just always different.
I think it's because... I don't know... in this film, in playing Therese who is sort of so naive and innocent I felt really sort of shy about being naked... where as... you know, for example on 'The Girl with the Dragon Tattoo' I was... I've got so comfortable and used to be naked I would go up to the monitor to get notes and to sort of see what you wanted me to do naked and I would forget. I didn't feel that way on this. I really felt very shy."


Das ist tatsächlich etwas, was ich in der Sex-Szene vermisst habe. (in "Aimée und Jaguar" war das damals genial umgesetzt). Ich fand, dass Therese zu jung und unerfahren ist, um so eine Szene hinzulegen. Ich hätte mir mehr Angst und Unsicherheit bei ihr gewünscht... Das, was Rooney beschreibt, wie sie sich am Set gefühlt hat, das hätte eigentlich Teil der Handlung sein müssen. Stattdessen hat Todd Haynes sich für eine in erster Linie zärtliche und ästhetische Szene entschieden. Schön anzusehen, aber für mich nicht ganz stimmig.

Ich könnte mir vorstellen, dass Todd Haynes sich hier am Buch orientiert hat, wo Therese ja keine Unsicherheit beschreibt, sondern nur die Erlösung: "Und sie musste nicht fragen ob es so richtig war, niemand brauchte es ihr zu sagen, denn nichts hätte richtiger und vollkommener sein können." Aber für den Film scheint es mir trotzdem nicht stimmig.

Wie seht ihr das?


Hier ist der Link zum Interview:

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=ToaGMryuv1o[/youtube]

_________________
Bild


Zuletzt geändert von kimlegaspi am 23.01.2016, 13:45, insgesamt 2-mal geändert.

Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
BeitragVerfasst: 23.01.2016, 13:24 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 20.09.2012, 13:20
Beiträge: 2972
kimlegaspi hat geschrieben:
Vor drei Tagen hat Rooney Mara an einem Q&A in New York teilgenommen, das jetzt online ist. So etwas liebe ich ja, weil das, was Künstlerinnen und Künstler sagen, sich oft sehr unterscheidet von dem, was sie in den kurzen Interview einschlägiger TV-Sendungen oder Magazinen äußern. Hier ein paar Zitate:

Eine Bemerkung in dem Zusammenhang, dass sie die Rolle der "Therese" bei der ersten Anfrage abgelehnt hatte, weil sie sich zu erschöpft zum Filmen fühlte:

"Obviously I've been obsessed with Cate since I was thirteen years old when I saw her in 'Elizabeth', so it's shocking to me now to think that I would pass up the opportunity to be in a film with her, let alone being her lover."

Auf die Frage zur Zusammenarbeit mit Cate Blanchett:

"She's everything I... you know, sometimes you sort of meet your heroes and it's a horrible let-down. It wasn't that at all. She lived up to everything I imagined she would, and then she was also so much more. You know, these first two weeks in the rehearsal room, she's really... I know that know but I didn't know that before, she's really funny. She has that Australian sense of humor and wit and... she's really, really quick and funny and she's also... she's just also a regular down-to-earth woman, you know, who tries to find her glasses and can't find them... she's just a normal... normal freak of nature woman."


Auf die Frage zur Bett-Szene antwortet Rooney Mara zum ersten Mal ganz anders als in vorangegangen Interviews. Sonst hatte sie die Fragen eher bagatellisiert und gesagt, es wäre "nice" gewesen und sie wäre sowieso ständig nackt in Filmen, also sei das keine große Sache gewesen. Nacktheit würde einen zwar verletzlicher machen, aber nicht verletzlicher als eine sehr emotionale Szene. In diesem Interview hingegen sagt sie, dass die Szene für sie sehr schwierig gewesen sei und sie sich sehr schüchtern gefühlt hätte:

"We knew it was a super important scene... it sort of... the whole film... well, not the whole film... but it... so much is leading up and building up to this moment and it is this much needed sort of 'exhale' for these characters, and they get to sort of completely let themselves go, and we knew how important that was.
It was very uncomfortable to shoot, I think you said it didn't seem akward - it was super akward and uncomfortable to shoot (laughs). I mean... we shot it towards the end, everybody was very comfortable with one another, and I'm... (...) I've done many sex scenes at this point and I spent a lot of time on set naked, but it's always different, no matter what... it's just always different.
I think it's because... I don't know... in this film, in playing Therese who is sort of so naive and innocent I felt really sort of shy about being naked... wheres as... you know, for example on 'The Girl with the Dragon Tattoo' I was... I've got so comfortable and used to be naked I would go up to the monitor to get notes and to sort of see what you wanted me to do naked and I would forget. I didn't feel that way on this. I really felt very shy."


Das ist tatsächlich etwas, was ich in der Sex-Szene vermisst habe. (in "Aimée und Jaguar" war das damals genial umgesetzt). Ich fand, dass Therese zu jung und unerfahren ist, um so eine Szene hinzulegen. Ich hätte mir mehr Angst und Unsicherheit bei ihr gewünscht... Das, was Rooney beschreibt, wie sie sich am Set gefühlt hat, das hätte eigentlich Teil der Handlung sein müssen. Stattdessen hat Todd Haynes sich für eine in erster Linie zärtliche und ästhetische Szene entschieden. Schön anzusehen, aber für mich nicht ganz stimmig.

Ich könnte mir vorstellen, dass Todd Haynes sich hier am Buch orientiert hat, wo Therese ja keine Unsicherheit beschreibt, sondern nur die Erlösung: "Und sie musste nicht fragen ob es so richtig war, niemand brauchte es ihr zu sagen, denn nichts hätte richtiger und vollkommener sein können." Aber für den Film scheint es mir trotzdem nicht stimmig.

Wie seht ihr das?


Hier ist der Link zum Interview:

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=ToaGMryuv1o[/youtube]


danke für das interview!

ich denke, sie hätten die szene vielleicht mehr zusammen und aus sich heraus entwickeln sollen, wer sind wir, ganz ehrlich: wie fühlen wir uns, was können wir damit machen, was hat das mit den figuren zu tun, ganz abgesehen, davon, dass das ganze erotisch rüberkommen soll, was könnte das interessante an dieser szene sein, was könnte es über die figuren offenbaren, dann vielleicht anschließend noch mal zusammen anschauen, ist das für den film stimmig, dann hätte die szene vielleicht noch mehr herz gehabt

ina weisse hat das im interview im kölner treff ja ganz schön beschrieben, die hatten die sexszenen für "ich will dich" erst viel romantischer gedreht, dann haben sie sich das noch mal angeschaut und gemerkt, das passt so nicht und das alles noch mal gemacht

und sie hat auch diesen druck beschrieben, der mit so ner szene verbunden ist, es ist halt doch ne besondere situation, wenn zwei frauen für nen film mit einander rummachen, und sie hat auch gesagt, wie sie diese aufmerksamkeit - von außen - nervös gemacht hat.

aber ich will hier auch niemand zutexten, vielleicht mag ja noch eine etwas zu der szene sagen, die den film gut fand


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
BeitragVerfasst: 23.01.2016, 19:51 
Offline
Moderator

Registriert: 06.12.2009, 12:07
Beiträge: 483
Wohnort: Hamburg, Germany
Ich weiß ja, dass es wahrscheinlich erforderlich ist, weil man auch die Gesichter der Frauen sehen soll, aber was mich an Liebesszenen zwischen zwei Frauen regelmäßig nervt ist die Regieanweisung "Streich dir die Haare aus dem Gesicht". Leider hatte Cate Blanchett diese Anweisung wohl auch, was für mich - zumindest, als ich die Szene zum ersten Mal gesehen habe - die Stimmung total gekillt hat. Beim zweiten Mal ist es mir nicht so stark aufgefallen, wahrscheinlich weil ich zu diesem Zeitpunkt schon stärker im Film "drin" war.

Für mich war Therese in der Szene durchaus stimmig. Carol hat sie während der Reise zu nichts gedrängt, sondern ihr Zeit und Raum gelassen, nach und nach selbst an diesen Punkt zu kommen - es war ja Therese, die zum ersten Mal vorgeschlagen hat, dass sie sich ein Zimmer teilen, und es war auch Therese, die schließlich gesagt hat "Take me to bed". Insofern passt das hier für mich.

Ich habe heute übrigens mit einer Freundin über "Carol" gesprochen, die mit dem Film auch nicht so viel anfangen konnte, obwohl sie ihn im Original gesehen hat. Du bist also nicht allein, Heidi.M :wink:

_________________
Ich sehe Serien und schreibe darüber. Hier geht's zu meinem Blog:

Bild

Da findet sich übrigens auch eine

Übersicht queerer Frauenfiguren in deutschen Serien


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
BeitragVerfasst: 23.01.2016, 21:29 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 04.01.2011, 16:04
Beiträge: 1179
Zitat:
ich denke, sie hätten die szene vielleicht mehr zusammen und aus sich heraus entwickeln sollen, wer sind wir, ganz ehrlich: wie fühlen wir uns, was können wir damit machen, was hat das mit den figuren zu tun, ganz abgesehen, davon, dass das ganze erotisch rüberkommen soll, was könnte das interessante an dieser szene sein, was könnte es über die figuren offenbaren, dann vielleicht anschließend noch mal zusammen anschauen, ist das für den film stimmig, dann hätte die szene vielleicht noch mehr herz gehabt

ina weisse hat das im interview im kölner treff ja ganz schön beschrieben, die hatten die sexszenen für "ich will dich" erst viel romantischer gedreht, dann haben sie sich das noch mal angeschaut und gemerkt, das passt so nicht und das alles noch mal gemacht


Genau meine Gedanken :mrgreen: . Entweder sie haben nicht genug Zeit gehabt dafür wegen des kleinen Budgets, oder sind fanden es, im Gegensatz zu uns, "stimmig".


Zitat:
aber ich will hier auch niemand zutexten,


Hihi, soll das ein Witz sein? Da kannst du mal ganz beruhigt sein. Du bist nicht diejenige, die hier alle zutextet :roll: .


Zitat:
Ich weiß ja, dass es wahrscheinlich erforderlich ist, weil man auch die Gesichter der Frauen sehen soll, aber was mich an Liebesszenen zwischen zwei Frauen regelmäßig nervt ist die Regieanweisung "Streich dir die Haare aus dem Gesicht". Leider hatte Cate Blanchett diese Anweisung wohl auch, was für mich - zumindest, als ich die Szene zum ersten Mal gesehen habe - die Stimmung total gekillt hat. Beim zweiten Mal ist es mir nicht so stark aufgefallen, wahrscheinlich weil ich zu diesem Zeitpunkt schon stärker im Film "drin" war.


Das Haare-aus-dem-Gesicht-Streichen hat mich persönlich jetzt nicht so gestört, aber Therese's "Don't. I want to see you" hat mich aus der Szene geschmissen, weil es mir zu klischeehaft war. Und die Über-Kopf-Aufnahmen fand ich auch befremdlich. Würde mich wirklich mal interessieren, was Todd Haynes damit ausdrücken wollte. Dass die Welt jetzt Kopf steht? Für mich führt diese Technik nur zu mehr Distanz, und das ist wahrscheinlich nicht beabsichtigt.


Zitat:
Für mich war Therese in der Szene durchaus stimmig. Carol hat sie während der Reise zu nichts gedrängt, sondern ihr Zeit und Raum gelassen, nach und nach selbst an diesen Punkt zu kommen - es war ja Therese, die zum ersten Mal vorgeschlagen hat, dass sie sich ein Zimmer teilen, und es war auch Therese, die schließlich gesagt hat "Take me to bed". Insofern passt das hier für mich.


Also, ich habe keinen Zweifel daran, dass der Moment für Therese mehr als überfällig war und sie ihn seit Tagen herbeigewünscht und -gesehnt hat. Sie war bereit. Das heißt aber nicht, dass sie sich gleich und sofort mit allem wohl fühlt, zumal wir uns in den 1950igern befinden. Wenn ich es aus dem Buch richtig erinnere, war Richard Therese's erster Freund und sie hatte mit ihm noch nicht geschlafen (selbst wenn sie die herausgeschnittene Sex-Szene zwischen Richard und Therese dringelassen hätte, wäre das so geblieben, weil sie ja nicht wirklich "beteiligt" war.) Also ist es in meiner Vorstellung für Therese etwas Neues, mit jemandem zu schlafen, aber sie verhält sich in der Szene nicht so.

In dem DP/30 Interview der lesbischen Produzentinnen von "Carol" sprechen die beiden darüber, dass sie schon so viele lesbische Filme gedreht hätten und immer hätten die Lesben was an der Sex-Szene herumzukritteln, und zwar in alle Richtungen. Sie sei zu dies, zu das und zu jenes, und sie hätten deshalb aufgehört, auf diese Reaktionen etwas zu geben. Tja, leider füge ich mich da nahtlos rein :oops: .

Nein, es war eine schöne Szene, das will ich gar nicht bestreiten, und es ist gut zu wissen, dass sie für dich stimmig war, MeL. Dann wird das vielen anderen Menschen sicher auch so gegangen sein.

_________________
Bild


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
BeitragVerfasst: 23.01.2016, 21:43 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 23.03.2012, 13:04
Beiträge: 6618
Wohnort: Germany
kimlegaspi hat geschrieben:
In dem DP/30 Interview der lesbischen Produzentinnen von "Carol" sprechen die beiden darüber, dass sie schon so viele lesbische Filme gedreht hätten und immer hätten die Lesben was an der Sex-Szene herumzukritteln, und zwar in alle Richtungen. Sie sei zu dies, zu das und zu jenes, und sie hätten deshalb aufgehört, auf diese Reaktionen etwas zu geben. Tja, leider füge ich mich da nahtlos rein :oops: .

Naja, die Sex-Szene/n sind halt einfach oft der Kulminationspunkt in einer Liebesgeschichte und auch einer der intimsten Momente, wie ja auch die Schauspielerinnen sagen, von daher ist es klar, dass da am meisten kritisiert, was anders gewünscht, was weiss ich, wird - weil auch dort der persönliche Rangang am meisten zum Tragen kommt.
Ich hoffe, die Produzentinnen können darauf mit einem Lächeln gucken :D

_________________
Bild

R.I.P. Lexa kom Trikru


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
BeitragVerfasst: 23.01.2016, 23:13 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 20.09.2012, 13:20
Beiträge: 2972
MeL hat geschrieben:
Ich habe heute übrigens mit einer Freundin über "Carol" gesprochen, die mit dem Film auch nicht so viel anfangen konnte, obwohl sie ihn im Original gesehen hat. Du bist also nicht allein, Heidi.M :wink:


ja, ich traf neulich auch so jemand

die frau, mit der ich im kino war wiederum, fand den film gut

da ist einfach keine linie drin, schlimm :trippelelch:


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
BeitragVerfasst: 23.01.2016, 23:20 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 20.09.2012, 13:20
Beiträge: 2972
kimlegaspi hat geschrieben:
Zitat:
aber ich will hier auch niemand zutexten


Hihi, soll das ein Witz sein? Da kannst du mal ganz beruhigt sein. Du bist nicht diejenige, die hier alle zutextet :roll: .



hmm, jetzt wo ich noch mal drüber nachdenke, machen hier eigentlich alle alles richtig

denn das ist ja schließlich der sinn eines forums: zu texten :idea: :mrgreen:

gute nacht :huhu:


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
BeitragVerfasst: 24.01.2016, 10:54 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 04.01.2011, 16:04
Beiträge: 1179
Zitat:
hmm, jetzt wo ich noch mal drüber nachdenke, machen hier eigentlich alle alles richtig

denn das ist ja schließlich der sinn eines forums: zu texten :idea: :mrgreen:


Ha! Ich habe auch nochmal in den Forumsregeln nachgeschaut: Zutexten scheint erlaubt zu sein - zu meiner großen Erleichterung :wink: .


Zitat:
Naja, die Sex-Szene/n sind halt einfach oft der Kulminationspunkt in einer Liebesgeschichte und auch einer der intimsten Momente, wie ja auch die Schauspielerinnen sagen, von daher ist es klar, dass da am meisten kritisiert, was anders gewünscht, was weiss ich, wird - weil auch dort der persönliche Rangang am meisten zum Tragen kommt.
Ich hoffe, die Produzentinnen können darauf mit einem Lächeln gucken :D


Da hast du absolut recht. Auf der anderen Seite reagiere ich total genervt, wenn die Presse andauernd auf der Sex-Szene herumreitet: Entweder die Darstellerinnen müssen gute Argumente liefern (à la "It was such an important scene" etc.) oder sich gar rechtfertigen, dass diese Szene überhaupt Teil des Films ist, oder die Presse reagiert überschwänglich mit "so beautiful" - was mir eher vorkommt wie positive Diskriminierung, nach dem Motto "Wir sind ja so aufgeschlossen und haben uns gar nicht geekelt."

Auch wenn immer alle betonen, "wie weit wir schon gekommen sind", so lange eine lesbische Sex-Szene in der Presse so viel Aufmerksamkeit bekommt, und so lange die Presse nicht aufhört, bei zwei weiblichen Protagonisten von der "wunderbaren Chemie" zu schwärmen, sind wir noch lange nicht weit genug.

Klar finde ich das mit der "wunderbaren Chemie" auch, aber ich wüsste gern mal einen heterosexuellen Film, wo so viel auf der "Chemie" herumgeritten wird - mal ganz abgesehen davon, was Cate Blanchett zwischendurch über ihre eigene sexuelle Orientierung unterstellt wurde, und was sie zum Glück äußerst unaufgeregt korrigiert.

Ich bin bestimmt ein bisschen "obsessed" von den ganzen Interviews und Artikeln, die über "Carol" erscheinen, aber in so einem historischen Moment hält uns die Gesellschaft ihren Spiegel vor und zeigt uns genau, wo wir stehen. Ich finde das so etwas von interessant (und auch erschreckend und auch zwischendurch immer wieder mal erfreulich), wie die Reaktionen in den Medien sind. Und interessant, wie subtil Homophobie heutzutage rüberkommt. Im Alltag oft zu subtil, um greifbar zu werden. Aber die Reaktionen auf diesen Film machen sie greifbar, in jedem einzelnen Land, in dem er gezeigt wird - oder auch nicht gezeigt wird. Und auf der anderen Seite wird genauso die Wegstrecke deutlich, die das Thema in den letzten Jahrzehnten gegangen ist.

Die Reaktionen auf den Film sind Barometer und Spiegel zugleich. "It is groundbreaking without appearing to be groundbreaking", hat jemand mal über den Film gesagt (Rooney, glaube ich). Das finde ich faszinierend: Wenn "Carol" in irgendeiner Weise ein provozierender, bewusst politischer Film geworden wäre (oder gar in der Jetzt-Zeit gespielt hätte), hätte er nicht einmal 10% der Aufmerksamkeit bekommen. Aber er kommt so unaufdringlich, angenehm und leise daher, dass die Menschen sich nicht sofort abgeschreckt fühlen, und genau dadurch wird an den Reaktionen so Vieles sichtbar:

Wir sind weit gekommen und wir müssen noch viel weiter gehen :rainbow: .


Soweit mein Wort zum Sonntag :liebe2: .

_________________
Bild


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
BeitragVerfasst: 24.01.2016, 13:17 
Offline
Administrator
Benutzeravatar

Registriert: 13.10.2008, 20:34
Beiträge: 10057
Wohnort: oben bei mutti ;)
Mein analytisches ich war wohl während der Sex-Szene ausgeschaltet... :wink: und im Nachhinein kommt es mir so vor, als hätte es da keine Unstimmigkeiten gegeben. :dontknow: :wink:

_________________
Bild


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
BeitragVerfasst: 24.01.2016, 20:50 
Offline
Moderator
Benutzeravatar

Registriert: 14.10.2008, 19:15
Beiträge: 3090
Ich glaube, wir sind weit gekommen, wenn irgendwann mal in einer Rezession steht, dass es darum geht, dass eine Frau zu sich selbst steht, aus ihrer Ehe ausbricht und dafür Opfer bringt, indem sie ihr Kind aufgibt in einer Zeit, wo die Männer das Sagen hatten. Sie in diesem Prozess die Liebe ihres Lebens findet, aber wieder loslässt und nach ihrer Entscheidung wiederbekommt.

Momentan genieße ich den bezaubernden Soundtrack :herzschlag: :redknuddel:

Ach und die Liebesszene fand ich sehr geschmackvoll oder hatte ich das schon mal vorher geschrieben?

_________________
Follow us on twitter: https://twitter.com/DieRotis


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
BeitragVerfasst: 24.01.2016, 22:49 
Offline

Registriert: 11.11.2010, 21:03
Beiträge: 10816
bellaisa hat geschrieben:

Momentan genieße ich den bezaubernden Soundtrack :herzschlag: :redknuddel:

Ach und die Liebesszene fand ich sehr geschmackvoll oder hatte ich das schon mal vorher geschrieben?


Kann man gar nicht oft genug sagen. :knuff: Es ist eine der schönsten und stimmigsten Liebesszenen, die ich je gesehen habe, ein kleines Kunstwerk in einem großen Gesamtkunstwerk. Freu mich so sehr auf die DVD! Will den Film dringend nochmal sehen, hab richtig Sehnsucht danach. Carol und Therese... :liebe2:

Habt ihr gesehen, was die Drehbuchautorin Phyllis Nagy kürzlich geschrieben hat auf die Frage, was denn nach der letzten Szene des Films geschieht? :mrgreen: Ich such den Tweet mal raus.


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:  Sortiere nach  
Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 257 Beiträge ]  Gehe zu Seite Vorherige  1 ... 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15 ... 19  Nächste

Alle Zeiten sind UTC


Wer ist online?

0 Mitglieder


Ähnliche Beiträge

Patricia y Lucia (Las trampas del deseo)
Forum: Serien von A-Z
Autor: sanbu
Antworten: 4
Patricia Schäfer (Viktoria Wolf)
Forum: Verbotene Liebe Darsteller
Autor: muis
Antworten: 5
Carol & Therese fan art and fan videos
Forum: Patricia Highsmith: The Price of Salt (Carol)
Autor: kimlegaspi
Antworten: 24

Du darfst keine neuen Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst keine Antworten zu Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht ändern.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.

Suche nach:
Gehe zu:  
cron
Powered by phpBB® Forum Software © phpBB Group



Bei iphpbb3.com bekommen Sie ein kostenloses Forum mit vielen tollen Extras
Forum kostenlos einrichten - Hot Topics - Tags
Beliebteste Themen: Liebe, NES, TV, USA, Erde

Impressum | Datenschutz