kimlegaspi hat geschrieben:
Ich glaube, dass viele Menschen mit dem Film nicht viel anfangen können und nicht zuletzt ist eine immer wiederkehrende Kritik, der Film sei "zu kühl". Irgendwo hat ein Kritiker über den Film geschrieben: Cate Blanchett ist überwältigend, der Film extrem langatmig, die Filmmusik zum Einschlafen, und Rooney Mara nervt....
Die Befürworter wiederum zetern, dass diejenigen, die den Film als "kühl" und "distanziert" erleben würden, ihn einfach nur nicht richtig verstanden hätten. Das finde ich eine ziemlich arrogante Haltung, ehrlich gesagt....
Nichtsdestotrotz vermute ich, dass es in erster Linie die Elemente des so genannten "Kunstfilms" sind, die ein Befremden hervorrufen können. Der Film bricht mit normalen Sehgewohnheiten und wie ich deinen Schilderungen entnehme, bist du bei dem Film irgendwie "draußen" geblieben und er hat keinen Bezug zu dir herstellen können. Das ist ja nicht selten bei Kunstfilmen so, weil sie sperriger sind, oft viel Symbolik haben, und vor allen Dingen auch ein anderes Tempo. Und wenn ich als Zuschauerin keinen Bezug herstellen kann, dann "schaue ich jemandem nur beim Handwerk zu", wie du sagst. Und dann kommt mir Vieles albern, überdramatisiert und unauthentisch vor.
Alles was du an dieser Stelle zu Heidis Feedback im Bezug auf "Carol" geschrieben hast, habe ich seinerzeit bei dem Film "Ich will dich" empfunden. Für mich war kaum "Chemie" zwischen der kühlen Marie und der spontanen Ayla spürbar, ich fand diesen Film distanziert, sperrig, ja um nicht zu sagen langweilig und nervig.
kimlegaspi hat geschrieben:
Wir können doch alle fühlen, was wir wollen und entweder uns gefällt etwas, oder eben nicht.
Ja - dabei finde ich die Frage schon spannend, wie so unterschiedliche, subjektive Wahrnehmungen zustande kommen. Für mich persönlich spielen auch die Hauptdarsteller eine große Rolle. Ein Beispiel: einer meiner absoluten Lieblingsfilme ist bis heute "Die Konkurrentin" mit Ann-Kathrin Kramer und Charlotte Schwab. Wenn nun der Film ""Ich will dich" nicht mit Ina Weisse und Erika Marozsan besetzt gewesen wäre, sondern mit Kramer/Schwab - die für mich schon "Chemie" zusammen haben, unabhängig von ihrer Rolle - vielleicht hätte ich dann den ganzen Film anders empfunden. Ina Weisse & Erika Marozsan waren einfach nicht mein Typ.
Bei "Carol" macht mich alleine schon Cate Blanchett mit ihrer Originalstimme im positiven Sinne fertig.
Ich finde es grandios, wie sie von Anfang bis Ende des Films die Grande Dame spielt. Und ich muss bella Recht geben, Rooney Mara hat absolut was von einer jungen Audrey Hepburn. Sie verzaubern mich beide.
bella hat geschrieben:
Was ich beeindruckend an der Geschichte finde, dass sie ihr Kind loslässt, um sie selbst sein zu können, unabhängig von einer Frau. Und zum anderen, dass die Moralkeule der 50er nicht in den Vordergrund gestellt wurden, sondern einfach die Liebesgeschichte und wie sich eine Frau emanzipiert und zu sich selbst steht.
Unabhängig von allen gesellschaftlichen Konventionen.
Dieses Ende hat zwar die Oscar-Nominierung für den besten Film gekostet, aber lieber so als ein tragisches Ende mit Oscar.