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 Betreff des Beitrags: VON TRÄUMEN UND WIRKLICHKEIT - KL
BeitragVerfasst: 05.05.2009, 11:24 
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Keep your eyes open...

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Honestly, did you ever think (that) ...

Ihre Suche nach dem Engel (Nando)

Aufgeregt flackert die Kerze im Zuge des angelehnten Fensters; wie ein Schmetterling, der hastig mit den Flügeln schlägt. Unruhig zappeln die verkümmernden Buchstaben auf dem dünnen Papier hin und her.
Das einzig unruhige in dieser späten Nacht.
Ihr Blick, fest auf das Bild der letzten Begegnung fixiert.

Ihre Bilder - existieren nur in der Erinnerung, nie war die Zeit, eines von den Fotos zu schießen, welche man später sorgfältig zurechtschneidet, dann in ein Album klebt; dieses dann von Zeit zu Zeit heraussucht und beginnt in der Tiefe der durchflutenden Gedanken eine Erinnerung zu ergattern. Angespannt, versucht sie nur die guten Erinnerungen durchzulassen. Für die schlechten ist sie noch zu schwach. Für diese hat sie keine Kraft. Im Augenblick gelingt es ihr, den Abspielknopf in ihrem Kopf zu drücken und bei besonders schönen Stellen – anzuhalten und ein paar Minuten zu verweilen.
Wie die Erinnerung am Bahnhof und der ersten innigen Umarmung, in der sie sich erschöpft verlor. Von einem ersten aufrichtigen Lächeln, am tristen, mürrischen Spätnachmittag. Von der ersten kleinen Überraschung und dem Essen an der kleinen befahrenen Straße. Und immer mit diesem wundersamen Engel an ihrer Seite, der alles leicht und sorglos machte, die detailreiche Welt, dieser kleinen Miss, mit Frohsinn durchflutete.
Stopp!
Sie schüttelt sich. Doch nur wieder ein schwarz – weißer Film. Einer von Tausenden die weder gelebt, noch geträumt wurden.
„Ich war für dich, nie mehr! Nie auch nur ein Bruchteil Meer. Du warst für mich der Ozean.“
Vielleicht hat sie im Leben bislang nur nach den falschen Engeln Ausschau gehalten. Nach den blond gelockten, die aussehen, wie in alten Bilderbüchern.
„Doch in Mitten von Tränen und Schmerz.. im Dunkeln des Seins, scheint wieder Licht. Eine kleine Stelle zwischen Himmel und Erde, zwischen Herz und Ozean, zwischen Stern und Universum, zwischen Dir und Mir.“
Und vielleicht dämmert es ihr jetzt, wann ihr das letzte Mal ein echter Engel begegnete.


KunstL ...
Much Love. Thanks nando!

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Verfasst: 05.05.2009, 11:24 


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VON TRÄUMEN UND WIRKLICHKEIT

1.

Zärtlich küsst du meine Lippen, nimmst meine Hände und trocknest mit deinen Wangen meine Tränen. Dann lächelst du mich an. Ich kann diese Nähe nicht verstehen. Wie an Fäden gebunden, ziehst du mich hinter dir her. Stehst von dem Bett auf, läufst in den Flur, ziehst deine Schuhe an und öffnest die Tür. Ich folge dir! Bewusst, weil ich kann mich nicht dagegen wehren. Gemeinsam laufen wir durch die Stadt. Ich spreche nicht mit dir, aus Angst, du würdest wieder verschwinden. Deine blonden Haare folgen den Ruf des Windes. Der Schal den du immer getragen hast, ruht auf deinen Schultern. Dein Hals ist geschützt. Man merkt dir an, dass du dich wohl fühlst. Ich bin zappelig, schaue mich hastig um. Alles echt. Ich rieche das Laub von den Bäumen fallen, ich höre die Wolken fliegen. Du bleibst mitten auf der Straße stehen, legst deine Hände um meine Hüfte und beginnst meine Stirn zu küssen. Dann schaust du mir wieder verliebt in die Augen und wartest darauf, dass ich meinen starren Blick erkläre. Du schüttelst ungläubig den Kopf, dass Lächeln trägst du jedoch weiter. Das Verständnis in deinem Gesicht, zeigt mir, dass du nicht böse auf mich bist. Wir laufen. Trinken Cafe an der Ecke. Du spielst mit deinen Füßen an meinen Beinen. Den Blick den du mir schenkst kenn‘ ich. Wenn du mich so angeschaut hast, wusste ich was für Fantasien deine Gedanken fluteten. Deine Hände berühren sanft mein Gesicht. Ich berühre dich nie. Ich lasse deine Fingerspitzen auf mir leben. Wir trinken nicht aus. Du schaust mich leidenschaftlich an, dann nimmst du meine Hand und wir laufen hastig den Weg zurück. Wir beeilen uns, weil wir wissen, was uns zu Hause erwartet. Oder besser, du weißt es. Ich kann mich ja nicht wehren. Ich bin noch immer ungläubig und betrachte dich mit kraftlosem Blick. Zuhause fängst du an mich zu küssen, dort wo ich es liebe. Dann knöpfst du meine Bluse auf stößt mich vorsichtig auf das weiß bezogene Bett. Wir lieben uns, wir berühren uns, so wie wir es damals taten. Es ist so als wärst du niemals weg gewesen. Wir schmücken die ganze Nacht, so wie es uns gerade in den Sinn kommt. Es ist alles genau so vertraut wie damals, bevor du fort gingst. Wir liegen uns in den Armen, ich denke an die Worte die ich dir immer ins Ohr flüsterte. Du erwiderst nichts. Vermutlich hast du an nichts gedacht. Ich wache auf und alles riecht nach dir. Nach dem Parfum welches du dir immer an den Hals und an die Handgelenke legtest. In meinem Kopf eine fürchterlich Leere. In meinen Augen salzige Tränen. Meine Hand streift über deine Seite, auf der du immer geschlafen hast. Dann ruht meine Hand und ich höre mich flüstere. „Du fehlst mir“!

Das Telefon klingelt. Geschwächte schaue ich auf die Anzeige und versinke im Kissen.

„Carla? – Liebling wo steckst du? Ich warte hier seit einer Stunde. Hast du vergessen... – wir waren zum Frühstück verabredet.“
Ich halte meine Stirn. „Nein!“
„Carla ist was passiert?“
In Gedanken bin ich in dieser wundersamen Nacht gefangen.
„Carla – bist du noch dran? Ist etwas passiert? Du bist ja völlig aufgelöst.“
„Ja... ich meine Nein!“
„Was denn nun, ja oder nein.“
„Nein, Vater, ich habe lediglich verschlafen. Bitte warte noch ein paar Minuten, ich mache mich sofort auf dem Weg.“
„Wir können das mit dem Frühstück auch verschieben und du kommst später zum Tee nach Königsbrunn.“
„Nein, bitte, ich bin sofort da.“
Ich springe aus dem Bett, entschuldige mich noch, dann lege ich auf. Knöpfe die Bluse zu. Die Haare hängen ständig auf der Nase. Ich binde sie lieblos zu einem Knoten.

Immer noch spüre ich deine Nähe, in den großen hellen Räumen, die ich meine Wohnung nenne. Gestern warst du wieder hier, hast eine Kerze angezündet. So wie du es immer getan hast. Als wir uns heimlich trafen. Ich weiß noch genau wie schwer es für dich war. Doch wir waren zusammen und wollten das alles gemeinsam überstehen.

Es riecht nach der verbrannten Kerze, nach dem blauen Dunst der entsteht, wenn man sie ausbläst. Und ich schüttel’ mit dem Kopf. Dann schnapp ich meine Tasche, fühle von Außen nach dem Schlüssel und trabe durch die Tür.
Die Straße ist kalt.

Ich wünschte ich hätte deinen Schal der mich wärmt.

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VON TRÄUMEN UND WIRKLICHKEIT

2.

Ich komme im Schneiders an. Johannes sitzt ungeduldig auf dem roten Sessel. Ich schaue mich verstohlen um, werde das Gefühl nicht los, dass mich jemand beobachtet.
Er winkt und schenkt mir ein erhellendes Lächeln.
Ich gehe rüber und begrüße ihn mit einem Kuss, dem Kellner werfe ich ein verlässliches Kopfnicken zu.

„Setz Dich“ - sagt er mit ruhiger Stimme!
Ich streife den Mantel von meinen Schultern, und lege ihn vorsichtig in die Arme des Kellners.
„Was darf ich ihnen bringen, Gräfin?“ – ich schaue ihn an, nehme kaum eines seiner Worte wahr.
„Milchkaffe“ – „Danke“ – er schaut etwas erstaunt, dann nickt er und zieht ab.
„Carla- was ist los mit dir, so kenn ich dich gar nicht.“
Ich schüttel’ den Kopf, schaue auf die Tischkante und erwidere nichts.
„Du bist überarbeitet.“ Väterlich legt er die Hand auf meine Schulter, beugt sich Sekunden später, jedoch zurück auf seinen Stuhl.
„Ich bin etwas durcheinander.“ fasse ich mich. „Es ist momentan nicht ganz einfach für mich. Die Situation in der ich mich befinde, ist seltsam und ständig habe ich das Gefühl ich werde verrückt.“
„Carla, du sprichst in Rätseln, was ist denn los?“
„Ich kann nicht darüber sprechen, du würdest es nicht verstehen.“ – Enttäuscht wirft er mir, den bekannten ‚Du verletzt meinen väterlichen Stolz’ Blick zu und nimmt sein Wasserglas.
„Ach es tut mir leid“ – ich winke ab „ich weiß doch auch nicht was los ist.“
„Gibt es Ärger im Auktionshaus?“
„Nein- dort ist alles in bester Ordnung“. Wenn es um das Imperium geht, ist er immer schwer besorgt. Enttäuscht habe ich ihn noch nie, nur ein einziges Mal, mit dem Russischen Kunsthändler. Das hat er dann lieber selbst in die Hand genommen… und es wie immer gerettet. Wir sprechen selten über die Kunstgalerie, er vertraut mir dort blind.
Genauso blind- wie im Bezug auf das Gefühlsleben seiner Tochter. Wir reden auch selten über mich. Ich möchte ihn nicht beunruhigen. Er kann ja doch nichts für mich tun.
„Dann ist ja gut.“ Lächelt er mir entgegen.
Noch immer empfange ich das Parfum in meiner Nase. Es ist so als würdest du dich in diesem Raum befinden und mich von einer kleinen Ecke beobachten. Dir jede Locke merken, die von meinem Schopf in eine andere Richtung fällt. Die Gestik, in der ich mich winde, bestaunen und sie später wieder mit Reizen füllen. Mir wird warm, wieder fängt mein Kopf an zu schmerzen. Ich halte ihn!
„Carla, Liebes, was ist?“ „Was hast du?“
„Es ist nichts. Ich brauche nur etwas frische Luft.“ –
Ich stürze auf. Nehme meinen Mantel und laufe unter Schmerzen in Richtung Tür.

Der Milchkaffee bleibt unberührt.
Draußen schließe ich die Augen und atme tief. So tief, dass man meinen Atemzug noch bis Drinnen hören kann.
Ich beginne meine Beine zu bewegen. Laufe bestürzt den Gehweg entlang, immer noch gedanklich versunken in der letzten Nacht.

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wunderschön-bitte schnell weiter :D


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3.

Ich lehne den Kopf an die Tür, streife mit den Händen über mein Gesicht. Erschlagen lasse ich mich auf das Sofa nieder. ‚Sie ruft mich immer eine Stunde vor dem Meeting an‘.

In diesem Glauben, schließe ich meine Augen und schlafe ein.

Der Achter dreht sich zweimal im Schloss. Ich höre dein Schlüsselbund gegen die Tür schlagen. Du stehst mit roten Rosen in der Tür. Deine Augen funkeln wie Sterne. Diesmal begrüßt du mich nicht. Gehst weiter Richtung Küche, nimmst eine Vase. Füllst sie mit Wasser. Nebenbei trocknest du dir die Hände mit dem violetten Tuch, welches an einem kleinen Harken hängt. Dann wischt du dir über die Stirn. Deine Hände schauen aus der Ferne zierlich und sanft aus. Du stellst die Rosen auf den Wohnzimmertisch. Ziehst noch ein wenig die Vorhänge an der Fensterfront zu Recht. Dann legst du dich zu mir. Ich ersehne deine Wärme. Dein Haar duftet nach Lilien, nach den weißen, mit den großen Köpfen. Ich sauge den Geruch in mich auf. Verweile so eine zeitlang mit geschlossenen Augen. Diesmal habe ich das Gefühl deine Gedanken lesen zu können. Du spricht über deine Seele und wie berauscht sie sich in meiner Gegenwart fühlt. Du sprichst von deinem Tag, den du genussvoll erlebtest. Meine Hände ruhen neben mir. Wieder traue ich mich nicht, dich zu berühren, aus Angst, die Seifenblase könnte bei der noch so gefühlvollen Berührung zerplatzen. Du drehst dich zu mir. Beginnst meine Lippen mit deinen zu umwinden. Legst deine zierlichen Hände auf meinen Klopft und massierst sanft meine Locken. Du spielst mit ihnen, so vertraut, als hättest du sie den ganzen Tag beobachten könne und wüsstest genau in welche Richtung sie sich legen. Dann streichelst du meinen Hals. Mein Atem wird schwer. Das Lächeln auf deinen Lippen ähnelt den Rosen. Du wendest dich um und holst die Schönste zu mir rüber. Leicht fährst du mir damit über die Augen, dann weiter zu den Lippen. Der Duft musiziert in meiner Nase. Verstohlen wende ich meine Hand zu dir. Berühre die Rose. Lege sie zwischen uns und küsse dich.

Ich schlage die Augen auf. Suche hastig nach dem Telefon. Angst durchfährt meinen Körper. „Sicher habe ich das Meeting verpasst.“ 12:24- es klingelt.

„Entzückende Gräfin, es wird Zeit sich auf den Weg zumachen- das Meeting beginnt in einer Stunde. Danach kommst du mit zu mir. Ich habe eine Überraschung für dich.“

Erleichtert lehne ich mich zurück.

„Danke Evelyn. Ich mache mich sofort auf den Weg.“

Hastig ziehe ich die weiße Bluse an, bemerke am 3. Knopf ein kleines Fleckchen Blut. Unter Herzklopfen betrachte ich meine Hand. An meinem Zeigefinger eine kleine Wunde. So klein, fast unbemerkt.

So klein, wie der Dornenstich einer roten Rose.

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4.

Meine Schuhe klappern der Tür entgegen. Ich öffne sie, in den Augen meinen Zeigefinger gefasst. Ich schüttel’ verwirrt den Kopf. Wollte nicht darüber nachdenken, was sich mein Verstand zusammen spann.

„Schönste!“ – sie legt ihre Hände lasziv auf meinen Po und beginnt ihn sinnlich zu streicheln.
Langsam unterkühlt sich mein Gesicht. „Evelyn, lass das!“
„O, die Gräfin ist verstimmt. Was wollen wir dagegen tun. Ein Glas Wasser vielleicht?“ Sie läuft rüber zu dem Schreibtisch, sinkt dort nieder.
„Ich brauche nichts, lass mich allein.“
Wütend schaut sie mich an. „Was ist denn? Schon seit Tagen reagierst du auf keinen Anrufe mehr und im ‚Mon-áme‘ hab ich dich auch schon gefühlte Jahre nicht gesehen.“
„Evelyn, sei so gut und bring mir die Kandinsky- Akte. Du weißt schon: ‚Erstes abstraktes Aquarell‘“
„Warum weichst du mir aus?“ Sie springt auf. Legt scharf ihre Finger um mein Handgelenk. „Du bist so komisch. Rufst nicht mehr an, läufst ständig vor mir davon. Was hast du denn?“
„Ich will einfach meine Ruhe.“ Erwidere ich und ziehe meine Hand aus ihren Fingern. „Mach schon und hol die Akte, die Kunsthändler müssen bald da sein und ich brauche noch ein wenig Vorbereitungszeit.“
Sie zieht ab. Minuten später öffnet sie wieder die Tür. Ihre Stirn hat sie in Falten gelegt.
Ich nicke. „Danke!“
„Carla, wenn du reden möchtest. Du weißt, ich bin für dich da. Und auch sonst... ich kenne ein gutes Mittel, was dich gewiss ablenken würde.“
Ich schaue sie nicht an.

Nach dem Meeting steht sie wieder in der Tür. Betrachtet mich und grinst. Ich packe teilnahmslos meine Tasche.

„Gehen wir noch zu mir.“ – wirft sie mir zu.
„Nein. Ich bin erschöpft.“
"Aber ich habe eine Überraschung für dich.“
„Bitte Evelyn, ich habe kein Interesse.“
Aufgewühlt stürmt sie auf mich zu. „Was hast du für ein Problem? Früher hättest du unter Genuss meine Überraschungen empfangen. Wenn nicht sogar alles dafür gegeben. Ist es etwa immer noch wegen der Kleinen. Mein Gott Carla, sie ist fort. Sie kommt nicht zu dir zurück. Ihr habt eh nie zusammen gepasst.- Die Magt und die Gräfin.“

Mein Blick verfinstert sich. Enttäuscht blicke ich sie an. „Geh mir aus den Augen, bevor ich mich vergesse. Raus!“

Sie schaut mich an, ihre Augen rasen vor Wut. Entrüstet dreht sie sich um und das einzige was ich noch vernehme ist der schrille Knall der Tür.

Sie hat ja Recht, nie werde ich sie wieder sehen. Denke ich! Evelyn ist froh darüber, dass sie fort ist. Endlich wieder freie Bahn. Evelyn ist attraktiv, viele pulsierende Nächte haben wir erlebt. Doch diese wird es nicht mehr geben.

Noch immer enttäuscht von ihren Worten verlasse ich das Büro.

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5.

Am Aufzug steht Nathalie, deren Lächeln, meiner Stimmung an diesem Abend, das Leben rettet.

„Carla. Anstrengenden Tag gehabt?“
Ich umarme sie. Das einzige was mir in diesen Minuten durch den Kopf geht.

„Hey. Ist alles in Ordnung?“ –sorgt sie sich.

„Ach Nathalie.“ – haucht mein Atem, noch immer eingefroren.
„Los, ich komme mit zu dir, wir kochen uns einen Tee und reden. Was hältst du davon.“ Lächelnd blickt sie mich an.
Wir kommen in der Wohnung an. Sie ist ziemlich still- wartend, dass die Worte aus mir heraus sprudeln. Sie legt ihre Tasche ab und beginnt den Tee zu brühen. Dann setzt sie sich neben mich.

„Carla. Bitte rede mit mir, ich merke doch das dich etwas bedrückt.
“Ich werde verrückt.“ stammele ich.
„Wie du wirst verrückt?“ antwortet sie.

„Nathalie, ich sehne mich so sehr, dass ich sie in jeder Minute bei mir spüre.“ Sie weiß genau wen ich vermisse, sie kann es in meinen Augen sehen. Sie legt ihren Körper in eine Umarmung.
„Sie fehlt mir so.“ Das einzige was jetzt noch spricht sind meine Tränen, die sich in Strömen auf meinen Lippen brechen.

„Ich weiß!“ – erwidert sie, in einem warmen, verständnisvollen Ton.

„Was soll ich nur tun? Ich kann nicht mehr klar denken. Ewig habe ich das Gefühl sie beobachtet mich und ist in meiner Nähe. Sie kommt zu mir in meinen Träumen. Wir lieben uns. Alles ist so echt. So vertraut. So als wäre sie Wirklichkeit.“

„Carla ich kann verstehen was in dir vorgeht. Doch sie kommt nicht mehr zurück. Carla, das ist der Schmerz, der in dir schreibt. Du wünscht sie dir so sehr, dass sie in deinen Träumen wahr wird. Lass sie gehen, sie kommt nicht mehr zurück.“

Leise steht sie auf, stellt noch einen Tee neben mich auf die Ablage, dann beugt sie sich zu mir und legt einen Kuss auf meine Stirn.
„Carla, lass sie gehen.“
„Hanna ist tot.“

Dann verlässt sie die Wohnung.

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das hast du wieder wünderschön geschrieben!Echt toll!

Bitte schnell weiter :oops:


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Wow, ich habe eben alles gelesen, was Du bis jetzt geschrieben hast und ich muss sagen, dass ist wirklich sehr schön geschrieben. Bitte sehr schnell weiter schreiben. :)


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sehr schön geschrieben, die Trauer wirklich sehr gut dargestellt, ich musste mich zusammenreissen nicht auch zu heulen. Bei dem letzten Satz "Hanna ist tod." habe ich richtig Gensähaut gekriegt.
Bin gespannt wie es weitergeht


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6.

Geschwächt fällt mein Kopf in das Seidenkissen. Ich habe Angst die Augen zu schließen und doch zerreist mich eine Sehnsucht, die sich wünscht dich wieder zusehen. Hoffnungsvoll atme ich aus ...

In einen Traum versunken. Heute habe ich dich nicht bemerkt. Ich weiß nicht ob du durch die Tür gekommen bist. Ich schaue mich um. Erstarre. Prunkvolle Kronleuchter schauen auf mich nieder. Der Boden voller kleiner Steine, in den verschiedensten Farben. Überall Blüten, die im Zuge des Fensters auf- und absteigen. Von der ferne eine liebliche Melodie, die sanft mein Ohr umwiegt. Ich bewege mich zu ihr. Schließe die Augen, lächle! Die dunkle Tür öffnet sich, mein Herz beginnt ein kräftiges Schlagen, als ich dich sehe. Du hast das schwarze Kleid an. Das, welches du mir bei einer unserer ersten Begegnung selbstlos überließt. Dein Lachen, als du sagtest, „dir steht es viel besser“ werde ich nie vergessen. Es glänzt an dir. Es schmeichelt deiner lieblichen Figur. Du kommst leichten Schrittes auf mich zu. Deine Augen erzählen eine Geschichte. Der Saal voller hübsch gekleideter Menschen, welche dich betrachten und leise über dich sprechen. Du kommst weiter, immer näher auf mich zu. Mein Puls rast im Glanze deiner Gestalt. Erwartungsvoll schließe ich die Augen. Deine Arme umschließen mich, dein Kropf lehnt erschöpft an meiner Schulter. Ich nehme deine Finger, lege sie an mein rasendes Liebessymbol. Streichle sie mit meiner Hand. Das erste Mal, dass du dich fallen lässt und nicht mich zu halten versuchst. Die Melodie trägt uns durch den Raum. Unsere Silhouetten bewegen sich widerstandslos. Der Rhythmus unserer Atemstöße gleich. Ich möchte dir sagen wie schön du bist. Wie sehr ich dich liebe. Das ich dich jede Sekunde vermisse und das ich dich nicht loslassen kann. Du hältst deine Augen geschlossen, nimmst die Musik in dich auf. Ich hebe dein Kinn, schaue dich an. Beginne dich zu Küssen, mit meinen Fingerspitzen an deinem Arm entlangzufahren. Deine Nackenhärchen stellen sich auf. Du atmest schwer.

Die Melodie trägt uns durch die Nacht. Wir halten einander fest ohne den Gedanken des Abschiedes. Ich fühle dein Herz schlagen. Unsere Herzen in einem Takt.
Du beginnst deinen Kopf von meiner Schulter zu heben, lächelst mich an. Dann lässt du meine Hände, gibst ihnen einen zärtlichen Kuss. Ich versuche dich zu halten, greife nach dir. Immer schneller. Doch ich fasse dich nicht. Wie schwebend läufst du durch den Raum, die Blicke der Menschen auf dich gerichtet.

Meine Blicke leer – flüstere ich dir nach „Verlass mich nicht.“

Die Worte hörend, drehst du dich noch einmal zu mir um. Legst einen Kuss in deine Hand, lässt ihn zu mir fliegen.
Lächelst und schüttelst verneinend den Kopf.

Allein stehe ich – der Musik lauschend – ich bin nicht traurig, da dein Lächeln mir das Versprechen gab, dass wir uns wieder sehen.

Eine Melodie reißt mich aus dem Schlaf. Wie von Sinnen schaue ich auf die Anlage die unter dem Bücherregal steht.

Verdutzt schüttle dich den Kopf. „Das kann nicht sein.“ Die Klänge aus der Anlage so bekannt.

„Die Melodie aus unserem Traum.“

„Bis bald, Hanna.“

inspiert by

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=IyCRJmerW1Q[/youtube]

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BeitragVerfasst: 24.11.2009, 19:05 
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Wieder sehr gefühlvoll geschrieben. Bitte ganz schnell weiter schreiben. :)


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BeitragVerfasst: 25.11.2009, 09:09 
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7.

Ich zucke zusammen, als die Domklocke drei Mal schlägt. Die Melodie noch immer in meiner Anlage. Ich kreuze meine Hände und beschließe ein paar Tage wegzufahren, auch wenn mir Vater das nicht verzeihen wird. Ich höre ihn schon „Du kannst doch über die Weihnachtsfeiertage nicht wegfahren. Was willst du denn ganz alleine tun“.

Am Morgen laufe ich ins Büro. Das erste was ich mache, ist, Vater von meinem Vorhaben zu berichten. Wie erwartet, ist er nicht sonderlich glücklich darüber.
„Guten Morgen Vater.“
„Carla! Schön dich zu sehen. Sag, wie geht es dir?“
Ich fahre ein wenig in mich „Nicht besonders. Daher wollte ich dich um etwas bitten.“
Er lächelt, „Bitte, alles was in meiner Macht steht, werde ich für dich tun.“
Etwas ängstlich setzte ich an „Vater ich würde gerne einige Tage in unsere alte Jagthütte fahren. Einfach zur Ruhe kommen und ein wenig nachdenken.“
Er beugt sich nach hinten, verschrenkt skeptisch die Arme „Aber du wirst über die Weihnachtsfeiertage bei uns auf Königsbrunn sein.“
Ich verneine.
Sein Blick trübt sich „Wegen welcher Dame versetzt du deine Familie?“
„Keine Dame. Ich gehe allein.“
Jetzt schnauft er „Du kannst doch über die Weihnachtsfeiertage nicht wegfahren. Und was willst du denn ganz alleine tun“.
Als hätte ich es geahnt, dass es genau zu diesen Worten kommt. „Vater, ich bitte dich um Verständnis. Ich bin einfach nicht in Stimmung, für herzliches Beisammen sitzen. Ich möchte ein wenig Zeit für mich. Allein sein. Bitte“
Er blättert gekränkt in seinen Akten „Wenn es dir so viel bedeutet, dann sollst du fahren und die Jagthütte bekommen.“
Ich beuge mich über den Tisch. Küsse ihn auf seine Wange und flüstere „Danke!“

Dann verlass ich sein Büro.

Am Fahrstuhl treffe ich Evelyn.
„Carla!“ –lächelt sie mir entgegen. „Bist du wegen letztens noch böse auf mich. Ich würde das gerne wieder gut machen. Es war nicht so gemeint. Dana hat uns zu einer kleinen Feier ins „Mon áme“ eingeladen. Hast du nicht Lust?“
Noch immer gekränkt von ihren Worten schaue ich sie an „Nein, tut mir leid. Ich verreise noch heute.“
„Wohin willst du? Möchtest du das ich dich begleite?“
„Nein ich verreise privat.“
„Das wäre doch perfekt, dann könnten wir unsere Versöhnung feiern.“
Ich schaue sie mahnend an „Es gibt nichts zu versöhnen.“ Dann wird es mir zu viel und ich laufe der Treppe entgegen.
„Carla, nun warte doch.“- ruft sie noch nach.

In meiner Wohnung angekommen, werfe ich die wichtigsten Sachen in eine Reisetasche und mache mich sofort auf den Weg.
Fort von dem Ort an dem mich alles an Sie erinnert.

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