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BeitragVerfasst: 01.12.2009, 10:18 
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VON TRÄUMEN UND WIRKLICHKEIT

29.

Als ich erwache, ist Stellas Seite leer. Von draußen vernehme ich Geschirrgeräusch. Ich streife mir eine Wolljacke über, welche mir Stella gut sichtbar auf meinen Nachtschrank legte und laufe zur Tür. Ich atme noch einmal tief, bevor ich die Klinke nach unten drücke. Denke an die vergangene Nacht... fürchte jedoch nicht die Konfrontation mit ihr. Im Hellen blicke ich noch einmal durch das Zimmer. Ein Gemälde von Frida Kahlo „Selbstportrait“ schmückt ihre Wand. In einem Kerzenständer abgebrannte Kerzen, daneben eine schön blühende Rose auf einem Sims.

„Guten Morgen.“ - verschlafen blicke ich sie an.
„Carla!“ haucht sie sichtlich erfreut. „Hast du gut geschlafen?“
Ich nicke. Das Wohnzimmer riecht nach Café, gepaart mit einem Schweif der Räucherstäbchen, in die ich mich sofort verliebte. Der Tisch ist schön eingedeckt. Frische Brötchen noch leicht dampfend.
„Setzt dich, bitte. Ich dachte du hast eventuell noch Zeit mit mir zu frühstücken.“
Ich nehme Platz, setzte sofort an, über die gestrige Situation zu sprechen.
„Stella, wegen gestern Nacht...“
Sie unterbricht mich, schaut mich jedoch nicht an, als schäme sie sich ihrer Tat. „Carla, deine Berührungen ...“
„Es tut mir leid.“ – flüstere ich.
„Nein Carla, mir tut es leid, ich wollte dir nicht zu nahe treten. Aber... ich ... in diesem Augenblick, wollte ich dich spüren. Du warst in den letzten Wochen so für mich da, hast mir all das gegeben, was ich ersehnt habe. Ich bin dem Willen meines Herzens gefolgt. Ich wollte deine zärtlichen Finger auf meiner Haut spüren. Das war unhöflich, ich weiß.“
„Nein Stella, es war nicht unhöflich. Ich habe dich berührt! Du bist so schön. In all der Zeit in der wir uns kennen, sahst du so traurig aus, doch gestern Nacht, strahltest du zufrieden und glücklich.“
Wir lächeln beide. Glücklich über die Worte des anderen.
„Es duftet nach... ich komm nicht darauf.“ – sage ich
„Venedig?“ lächelt sie mir fragend entgegen.
Ich staune „Genau... es duftet nach Venedig, nach einem frischen Morgen ... in einem Café am Fluss.“
Sie überlegt, fährt dann hastig auf.
„Lass uns nach Venedig fahren. Morgen ist die Eröffnung des neuen Museums, danach kann ich mir ein paar Tage frei nehmen.“
Ich weiß nicht ob das so eine gute Idee war, mit ihr zu verreisen. Ich spüre, dass sich langsam ein Gefühl der Zuneigung in mir entwickelt. Seit langer Zeit, weiß ich nicht mehr, was richtig oder falsch ist.
Benommen formuliere ich eine sanfte Notlüge.
„Ich kann nicht weg. Die nächste Zeit, wird anstrengend im Büro. Wo ich im Übrigen schon längst wieder sein müsste.“

Ich erhebe mich, laufe ins Badezimmer. Ziehe hastig meine Sachen über. Binde mein Haar schnell zurück.
Dann verabschiede ich mich mit kalten Worten. Und stolpere durch die Tür, nach draußen.

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Zuletzt geändert von KunstL am 01.12.2009, 10:41, insgesamt 2-mal geändert.

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BeitragVerfasst: 01.12.2009, 10:20 
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30.

Venedig! Eine der schönsten Städte auf dieser Welt, wenn man den ein oder anderen Fehler vorsichtig aus den Gedanken wischt. Ich erinnere mich genau an meinen ersten Urlaub in dieser italienischen Schönheit. Später war ich noch einmal wegen einiger Kunstsammlungen dort. Ich liebe das plätschern des Flusses, welches man an jedem Ort vernimmt. Egal wo man steht, man kann es immer deutlich hören. Die kleinen Gassen, die vielen tiefgebauten Häuser. Die niedlichen Cafés an den Ecken. Die Adria und ihr schöner Duft. Die Straßenbrücke, vor der man endlos träumt. Die Kirche San Marco... Markusplatz,... Dogenpalast. Ich erinnere mich, als wäre ich erst gestern, dass letzte Mal dort gewesen.

Es war falsch sie zu belügen um nicht mitfahren zu müssen. Es wäre zu schön mit ihr zu verreisen. All diese begeisternden Dinge mit ihr zu bestaunen. Einfach die Ruhe und die Zeit genießen. Sie bei mir wissen.
Ich fasse den Entschluss sie morgen bei ihrer Eröffnung zu überraschen und ihr ein niedliches Rätsel aufzugeben, welches, wenn sie es beantwortet, in einer Reise nach Venedig endet. Die ganze Nacht male ich an dem Bild. Ich bin erfreut über meinen Einfall. Mache mich sofort auf den Weg ins Büro um alle Vorkehrungen für den Urlaub zu treffen. Ich rufe in einigen Hotels an. Werde fündig, obwohl mein italienisch nicht wirklich der Norm entspricht. Ich war glücklich.

Am nächsten Tag zieh ich mich fein an, ich will gut aussehen, bei der Eröffnung von Stellas Museum. Ich erblickt sie, in einem schwarzen Rock, darüber eine hellblaue Bluse und ein Tuch welches sie zu einem Seemannsknoten band. Ich laufe zu ihr rüber.

„Frau Mann, ich bin entzückt, was für ein fabelhaftes Museum sie hier gestaltet haben.“ Sie lächelt. Wahrscheinlich fragt sie sich, weswegen ich sie sieze. Ich überreiche ihr ein Bild, eingewickelt in dunklen Karton.
Sie schaut erstaunt.
„Man bringt doch etwas mit, wenn man eingeladen wird.“ – flüstere ich ihr ins Ohr. Sie nimmt es, läuft damit sichtlich aufgeregt in ihr Büro, welches nur durch eine Glaswand vom eigentlich Geschehen getrennt war. Ich gehe nicht mit. Schaue mich um. Betrachte die Leute, die sich wühlend durch die Kunst bewegen.
Im Augenwinkel beobachte ich sie, wie sie das Bild von dem Karton befreit.
Ich kann ihr Lächeln sehen, was sich über ihr Gesicht legt und lange anhält. Nach einigen Minuten kommt sie nach draußen. Läuft hastig auf mich zu. Ich höre ihre Absätze über den Boden schreiten. Langsam drehe ich mich dem „Tizian“ zu. Als ich sie hinter mir spüre- flüstere ich leise ohne mich ihr zu wenden. „Immer noch Lust auf Venedig?“
Sie beugt sich vor zu meinen Kopf, ihre schönen Lippen berühren meine Locken. Ich spüre ihren Atem an meinem Ohr.

„Nicht Tizian ist zweifellos der Bedeutendste Maler Venedigs, sondern Sie schönste Gräfin.“

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Zuletzt geändert von KunstL am 01.12.2009, 10:42, insgesamt 2-mal geändert.

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BeitragVerfasst: 01.12.2009, 10:24 
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Guten Morgen Kunsti :IloveYogiTee:

Was für eine schöne kleine Unterbrechung für den Tag. Wunderschön geschrieben, wie immer :knuff:

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"If I could write the beauty of your eyes
And in fresh numbers number all your graces
The age to come would say 'This poet lies;
Such heavenly touches ne'er touch'd earthly faces.'"
Shakespeare


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BeitragVerfasst: 01.12.2009, 11:02 
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ich bin schon sehr gespannt wie es weiter geht, hoffe wir bekommen heute eventuell noch mehr davon :D


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BeitragVerfasst: 01.12.2009, 12:40 
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:bigsuper:


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BeitragVerfasst: 01.12.2009, 14:05 
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31.

Ich mag es, wenn sie mich mit Gräfin anspricht. Sonst ist mir dieser Titel eigentlich gleich. Die Freude in ihrer Stimme brachte mich zum Schmunzeln. Mir gefiel es, wie sie mich sichtlich begehrte. Wir fuhren noch am selben Tag, nach der Eröffnung, mit dem Taxi weiter zum Flughafen.
„Ich bin immer so nervös, in Flugzeugen.“ – sagt sie mit zittriger Stimme
„Ich bin doch da, Stella.“ – lächelte ich.
„Dann hältst du meine Hand?“
Ich zwinkere sie an!

Ich mochte das Gefühl, den Boden unter mir zu verlieren. In diesem Moment fühlte ich mich frei wie ein Vogel, der mit Leichtigkeit die Flügel bewegte. Jede Feder vom Wind getragen. Ich gebe mich diesem lebendigen Augenblick gedankenlos hin. Sie nimmt meine Hand. Der Flieger gewinnt an Tempo.
Wir heben ab, - ich war nicht sicher, ob die Schmetterlinge in meinem Bauch dem Schweben galt, oder ihrer Hand, die an die meine drückte. Ich schaue sie an. Mit zugekniffenen Augen sitzt sie verkrampft auf ihrem Stuhl. Ich muss lächeln. Sie öffnet eines der Augen… trifft meinen Blick. „Lach nicht!“ – entgegnet sie mir witzelnd.

Die Zeit verging rasch. Kaum gestartet, standen wir auch schon in dieser traumhaften Provinz, die ihren Beinamen „Die Allerdurchlauchteste“ mit Stolz und Würde mehr als verdiente. Unser Zimmer war herrlich klein und gemütlich.
Ich freute mich insgeheim darüber, dass der Rezeption dieser Fehler mit dem Zimmern unterlaufen war und ich nun mit Stella in einem Bett schlafen musste.
„Macht es dir etwas aus, Stella? Wir können auch in einem anderen Hotel nach zwei Einzelzimmern fragen und umziehen.“ Ich wusste, dass es nicht richtig war, mich darüber zu freuen. Eigentlich hätte ich darauf bestehen sollen, dass wir umziehen. Ich wollte nicht sagen, was in dieser Zeit hätte passieren können. Ich finde sie attraktiv. Ertappe mich oft, wie ich mir vorstelle sie zu streicheln… nicht nur ihre Hand oder das Gesicht, … Ihren ganzen Körper! Noch gelingt es mir, diese Erregung zu unterdrücken, die durch mich fährt, wenn sie mich mit diesem feurigen Blick betrachtet. Dann stelle ich mir vor, was sie gerade denk. Und es überkommt mich wieder.

„Nein, absolut nicht.“ – dann winkt sie ab … „Es ist, wie eine Heimkehr.“ – sie schaut aus dem Fenster. „Wie darf ich das verstehen, Stella.“
„Hier ist es atemberaubend schön, Carla. Lass uns nach draußen gehen und die kühle Sonne genießen. Die Häuser bestaunen, die Mauern berühren und in ihnen diese unbändige Kunst spüren. Lass uns auf Inspirations- jagt gehen…“ Grinsend streckt sie die Zunge raus.
‚Man verliebt sich in die Kleinigkeiten, in so minimale Dinge, die einen Menschen besonders machen.’ – ich schüttel’ den Kopf. Verstehe meinen Gedanken nicht.
„Du willst nicht?“ – fragt sie nach meinem –nicht ihr geltenden- Köpfschütteln.
„Doch, Doch. Ich war in Gedanken.“
„An was hast du Gedacht?“ – bringt sie mich aus dem Gleichgewicht.

„Nur eine Kleinigkeit…“ – antworte ich.

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BeitragVerfasst: 01.12.2009, 14:27 
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bitte bitte ganz schnell weiter, bin schon super neugierig


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BeitragVerfasst: 01.12.2009, 15:50 
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32.

Kleinigkeiten!
Ihre Äderchen auf dem Handrücken, welche unter Anstrengung kräftiger werden. Die kleine Narbe … welche unscheinbar – seit dem Tag, als es passierte – ihren Hals bewohnt. Die Augenfarbe, die sich verändert, wenn sie friedlich ist. Die Räucherstäbchen, die ich noch immer riechen kann. Die Skulpturen, die sie voller Stolz, dem Himmel preist. Die Weißheit und das sie so oft in Zitaten spricht. Die Dinge, welche sie bestaunt, an welchen sie sich erfreut … Dinge die für alle anderen fürchterlich sinnfrei und ohne Bedeutung sind. Das sie Muster in einen Apfel beißt und ganz und gar in diese Arbeit versinkt. Wie sie den Tee bestellt und lacht. Dann die Milch hinzu gibt und genau dreimal nach links- und zweimal nach rechts rührt. Wie sie auf die Uhr schaut, und lacht, weil sie wenig später, die Zeit schon wieder vergessen hat.
Wie sie Lieder summt und dann in Erinnerungen schwelgt. Wenn sie manchmal wie hypnotisiert in der Gegend herumsteht und schaut. Ihre Finger bewegt und auf alte Sachen zeigt. Das sie so schön aussieht, wenn sie friert. Das sie mich mit einem Lachen glücklicher macht, als mit all dem Reichtum der Welt.
Das sie beim Laufen ein wenig nach Innen geht, immer ein Schritt schneller ist und sich dann verlegen zu mir dreht.

„Schon wieder Kleinigkeiten?“ – erschreckt sie mich. „Jetzt kommst du mir nicht so davon…“ sie legt den Arm um meine Hüfte. „An was hast du gedacht?“ – sie lächelt … „Sag schon.“ – „Los!“
„…das ich mit niemanden lieber hier wäre, als mit dir, Stella.“
Jetzt kitzelt sie mich, läuft dann vor mir weg.
Sie breitet die Arme aus. Beugt sich über die Brücke. „Es ist unbeschreiblich.“
„Was?“ frage ich.
„Dieses Gefühl, welches sich Stück für Stück in mir ausbreitet...“ – ich erschrecke, fürchte Worte, auf die ich nicht vorbereitet bin.

„...Das ich einen bestimmen Augenblick ersehene, dann die Zeit anhalte und ihn für immer LEBE…“ – „…und das ich dich kitzeln will, bis du dich vor Lachen krümmst.“ – sie setzt wieder an, ich falle auf die Wiese. Ich kann mich nicht halten, lache aus vollem Herzen. Meine Bauchmuskeln fangen vor Freude an zu tanzen.
Sie lässt nach. Schaut mir lieblich in die Augen. Ich lache noch immer. Bemerke nicht, dass sie mich anschaut. Sie beugt sie über mich.
„se e solo presente - in quel mentre“ * – flüstert sie



* Genau Jetzt – diesen Augenblick.

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BeitragVerfasst: 01.12.2009, 16:08 
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sooo schön wieder Kunsti! Und klar würde ich mich wieder auf eine noch heutige fortsetzung freuen. :mrgreen:


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BeitragVerfasst: 01.12.2009, 16:24 
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Einfach nur wow!!! Das ist ehrlich soooooo schön!


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BeitragVerfasst: 01.12.2009, 16:25 
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da stimme ich Dir zu :danke:


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33.

Augenblicke!
Mehr wünsch ich mir nicht. Augenblicke in denen ich mich und meinen Körper fühle. Augenblicke die mich deuten lassen, was da in mir vorgeht und was ich für Stella empfinde. Das mir mein Herz eine Antwort gibt… und das auch Hanna mir noch ein Zeichen schickt. Ich fühle die Geborgenheit, das Fieber, welches mich überströmt. Im nächsten Augenblick, den kalten Schauer. Die vielen entzückenden Stiche, die mir zeigen, dass ich lebe. Die mich an das erinnern, was ich einst war und wieder sein will. Ich weiß nicht ob es richtig ist, dass ich mich so dagegen wehre. Will ich sie doch küssen und aussprechen, was es ist, was ich ersehne. Aussprechen, dass sie mich verwirrt und mir den Kopf verdreht. In diesen Moment... und jetzt wieder … und wieder … und!

Sie nimmt meine Hand, hilft mir auf. Es dämmert. Wir laufen nebeneinander her. Kindisch – ohne etwas zu sagen. Die Laternen leuchten uns den Weg durch die Stadt. Wir gehen zu einem schönen Italiener. Lauschen der Musik, lassen das Ambiente, was uns beide fasziniert, immer und immer wieder auf uns wirken. Essen. Schauen einander an. Genießen die Stille, … und verdrängen sie doch.

Ich stelle mir vor, was sie denkt. Das auch sie, … gerne sprechen würde, es aber nicht tut, aus Angst etwas Falsches zu sagen, oder etwas, was sie später bereuen würde. Das auch sie sich in einen Stummfilm sperrt.

„Ich würde dich gerne verstehen, Carla. Deine Augen erzählen eine Geschichte. Eine die nicht Gut auszugehen scheint. Es ist kein Märchen, kein Roman. Ich versuche dich zu lesen, zu deuten. Aber immer habe ich das Gefühl, an einem bestimmten Punkt nicht weiter zu kommen. Warum hilfst du mir nicht? Ich will dir etwas zurückgeben. Verstehst du das?“ Ihre Blicke wirken verzweifelt. Wieder liegt Angst in dem –so schönen- Gesicht.
„Wo?... Wo kommst du nicht weiter, Stella?“ Ich streife mit meinen Fingern über den Rand des Rotweinglases.

„Bei deinem Herzen.“ – antwortet sie, so sanft, fast singend.

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BeitragVerfasst: 01.12.2009, 18:45 
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34.

„Bei deinem Herzen.“
Mein Herz ist rein, jedenfalls dachte ich das, bis zu dem Moment, als Stella dies aussprach. Es ist nicht leicht, sein Herz zu öffnen. Zu bedeutend ist es- für unser Sein. Das Bedeutendste! Und ich habe nichts Besseres zu tun, als von diesem Kämpfer eine Antwort zu verlangen. ‚Das Herz’ gleich- ‚Die Stärke’. Ein kleines, zierliches Etwas, was immer kämpft, egal wie groß der Schmerz doch ist. Es klopft,… und klopft… und klopft… ohne sich zu beschweren, ohne den Gedanken daran- Aufzugeben. Wie oft, wollte sich mein müder Körper Schlafen legen. Wie oft schrie die Seele nach der endlichen Erlösung.
Das Herz gab nie auf. Es lief und lief. Meilenweit! Und ich habe ihm nie dafür gedankt. Im Gegenteil, ich verwehre mich ihm, ich entzieh mich seiner Kraft, seiner Stärke.

In dieser Nacht lagen wir wach. Ich erzählte Stella Dinge, die ich nie jemanden anvertraute… nicht einmal Hanna. Wovor ich mich fürchte, wo nach ich strebe. Was mich ausmacht, an was ich glaube. Stella war feinfühlig, sie drängte mich nicht. Sie hörte zu! Oft weinte ich, dann nahm sie mich in den Arm, wie eine Freundin. Wie eine große Schwester, weinte sie mit.

Ich sprach über die Stellen, an denen sie nicht weiter zu kommen schien. Und nahm ihr –so gut es mir möglich war- das Gefühl Schuld daran zu sein. Ich wollte nicht dass sie sich wegen mir schlecht fühlte. Zu viel bedeutet mir ihr Lächeln und zu sehr kämpfe ich dafür, dass niemand sie zu Tränen bringt.

Sie munterte mich auf. Sang für mich, obwohl sie es nicht konnte. Legte für mich Musik auf. Tanzte durch den Raum, obwohl sie sich sichtlich für einige Bewegungen schämte. Sie zauberte für mich. Malte einen Regenbogen an die Wand. Obwohl sie wusste, was das für sie heißt, wenn wir Venedig verlassen. „Die reisen mir den Kopf ab.“ lachte sie der Konsequenz ins Gesicht.

Sie schaffte es wieder- dass ich mich glücklich fühlte…

und … das sich mein Herz ein Stück - weiter - öffnete.


inspiert by

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=EjaZGsZXenA[/youtube]

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BeitragVerfasst: 01.12.2009, 18:45 
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wieder einmal super schön, bekommen wir heute Abend vielleicht noch einen Part :lol:


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