VON TRÄUMEN UND WIRKLICHKEIT
29.
Als ich erwache, ist Stellas Seite leer. Von draußen vernehme ich Geschirrgeräusch. Ich streife mir eine Wolljacke über, welche mir Stella gut sichtbar auf meinen Nachtschrank legte und laufe zur Tür. Ich atme noch einmal tief, bevor ich die Klinke nach unten drücke. Denke an die vergangene Nacht... fürchte jedoch nicht die Konfrontation mit ihr. Im Hellen blicke ich noch einmal durch das Zimmer. Ein Gemälde von Frida Kahlo „Selbstportrait“ schmückt ihre Wand. In einem Kerzenständer abgebrannte Kerzen, daneben eine schön blühende Rose auf einem Sims.
„Guten Morgen.“ - verschlafen blicke ich sie an.
„Carla!“ haucht sie sichtlich erfreut. „Hast du gut geschlafen?“
Ich nicke. Das Wohnzimmer riecht nach Café, gepaart mit einem Schweif der Räucherstäbchen, in die ich mich sofort verliebte. Der Tisch ist schön eingedeckt. Frische Brötchen noch leicht dampfend.
„Setzt dich, bitte. Ich dachte du hast eventuell noch Zeit mit mir zu frühstücken.“
Ich nehme Platz, setzte sofort an, über die gestrige Situation zu sprechen.
„Stella, wegen gestern Nacht...“
Sie unterbricht mich, schaut mich jedoch nicht an, als schäme sie sich ihrer Tat. „Carla, deine Berührungen ...“
„Es tut mir leid.“ – flüstere ich.
„Nein Carla, mir tut es leid, ich wollte dir nicht zu nahe treten. Aber... ich ... in diesem Augenblick, wollte ich dich spüren. Du warst in den letzten Wochen so für mich da, hast mir all das gegeben, was ich ersehnt habe. Ich bin dem Willen meines Herzens gefolgt. Ich wollte deine zärtlichen Finger auf meiner Haut spüren. Das war unhöflich, ich weiß.“
„Nein Stella, es war nicht unhöflich. Ich habe dich berührt! Du bist so schön. In all der Zeit in der wir uns kennen, sahst du so traurig aus, doch gestern Nacht, strahltest du zufrieden und glücklich.“
Wir lächeln beide. Glücklich über die Worte des anderen.
„Es duftet nach... ich komm nicht darauf.“ – sage ich
„Venedig?“ lächelt sie mir fragend entgegen.
Ich staune „Genau... es duftet nach Venedig, nach einem frischen Morgen ... in einem Café am Fluss.“
Sie überlegt, fährt dann hastig auf.
„Lass uns nach Venedig fahren. Morgen ist die Eröffnung des neuen Museums, danach kann ich mir ein paar Tage frei nehmen.“
Ich weiß nicht ob das so eine gute Idee war, mit ihr zu verreisen. Ich spüre, dass sich langsam ein Gefühl der Zuneigung in mir entwickelt. Seit langer Zeit, weiß ich nicht mehr, was richtig oder falsch ist.
Benommen formuliere ich eine sanfte Notlüge.
„Ich kann nicht weg. Die nächste Zeit, wird anstrengend im Büro. Wo ich im Übrigen schon längst wieder sein müsste.“
Ich erhebe mich, laufe ins Badezimmer. Ziehe hastig meine Sachen über. Binde mein Haar schnell zurück.
Dann verabschiede ich mich mit kalten Worten. Und stolpere durch die Tür, nach draußen.
_________________ PLUS Mademoiselle chapeau - PLUS Mademoiselle COCO
Zuletzt geändert von KunstL am 01.12.2009, 10:41, insgesamt 2-mal geändert.
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