Aktuelle Zeit: 02.05.2024, 04:37

Alle Zeiten sind UTC




Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 156 Beiträge ]  Gehe zu Seite Vorherige  1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8 ... 12  Nächste
Autor Nachricht
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 11.12.2011, 10:01 
Offline

Registriert: 22.05.2011, 09:45
Beiträge: 393
Wohnort: Hessen
Uih, gespannt bin wie Fanny auf diese Liebeserklärung reagiert. :mrgreen:


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
Verfasst: 11.12.2011, 10:01 


Nach oben
  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 11.12.2011, 18:39 
Offline

Registriert: 20.02.2010, 19:09
Beiträge: 1207
kimlegaspi hat geschrieben:
Ich habe mich in dich verliebt, verstehst du? Verliebt.“



uuuiiiii, nun ist die Katze aus dem Sack ....


LG


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 11.12.2011, 20:58 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 02.12.2008, 21:54
Beiträge: 648
Wohnort: Oldenburg
super, endlich hat sie es gestanden..bin gespannt, wie Fanny damit nun umgeht ;)

Vielen Dank

:ok: :freu: :bigsuper: :klatsch:


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 11.12.2011, 21:58 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 03.02.2009, 02:30
Beiträge: 477
das hat sich fanny selbst zuzuschreiben .-)

nur noch 13 tage bis weihnachten.

sabam

_________________
ich werde mir vor deinem tor eine hütte bauen,
um meiner seele, die bei dir haust, nah zu sein.


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 12.12.2011, 06:31 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 04.01.2011, 16:04
Beiträge: 1179
Ganz vielen Dank fürs Mitlesen, Trinity, tiefgang, maddy und sabam!!!

:herzschlag:

_________________
Bild


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 12.12.2011, 06:33 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 04.01.2011, 16:04
Beiträge: 1179
:shine: :shine: :shine: :shine: :shine: :shine: :shine: :shine: :shine: :shine: :shine: :shine:





Ich hörte das Klappern von Carolines Absätzen, als sie die Kellertreppe nach oben stieg. Selbst wenn ich ihr hätte folgen wollen, hätte ich es nicht gekonnt. Ich starrte wie gelähmt auf die Wolldecke, die sie mir vor die Füße geworfen hatte und versuchte, durch den dumpfen Nebel in meinem Kopf hindurch zu denken. Hatte sie wirklich gesagt, dass sie sich in mich verliebt hatte?

Ich schlang meine Decke fester um mich und stützte meinen Kopf in meine Hände. Ich spürte einen unbändigen Drang, sie zurückzuholen, ihr alles zu gestehen, alles zu sagen, sie gegen die Kellerwand zu drücken und sinnlos zu küssen. Ohne Rücksicht. Ohne ein Morgen. Aber das war unmöglich. Wenn ich jetzt nicht zur Vernunft kam, konnte das mein Leben zerstören.

Bisher war Caroline wie eine schöne Illusion für mich gewesen, eine unerfüllbare Sehnsucht, die mein Herz schwer werden ließ und meinen Kopf endlos beschäftigen konnte. Sie war so weit weg, so unerreichbar gewesen, dass ich mich irgendwie damit hatte arrangieren können. Aber jetzt… auf einmal hatte ich eine Wahl… Jedenfalls vielleicht…

Niemals hatte ich daran gezweifelt, dass Lennart und ich zusammen alt werden würden. Ich liebte ihn, ich konnte mir sogar vorstellen, eines Tages Kinder mit ihm zu haben. Er gab mir Sicherheit und Geborgenheit, ich konnte mich immer auf ihn verlassen. Und Caroline? Was wusste ich von ihr, außer dass sie mich um den Verstand brachte? Es war kompletter Wahnsinn, wenn ich meine gut funktionierende Beziehung für einen Menschen aufs Spiel setzen würde, den ich kaum kannte. Wer garantierte mir, dass es nicht nur ein Strohfeuer war? Eine Schwärmerei, die vorbeiging, sobald die Realität sie einholte? Immerhin war Caroline eine Frau, und ich hatte mich vorher noch nie in eine Frau verliebt. Nein, ich konnte ihr nicht sagen, was ich für sie empfand. Es war ausgeschlossen.

Von oben drangen die Klänge des Klaviers in den Keller. Kikki würde sich bestimmt schon fragen, wo ich mit dem Wein blieb. Ich erhob mich, noch halb benommen, von der Kiste. Mir war leicht schwindelig, und ich musste mich an der Wand abstützen. Vorsichtig lud ich die beiden Weinkartons auf meine Schultern und stieg langsam, Schritt für Schritt, die Treppe hoch. Oben angekommen, wurde ich regelrecht erschlagen von dem dichten Gedränge und dem Lärm im Raum. Der Pianist spielte gerade „I got a feeling“ von den Black Eyed Peas, und die Leute tobten auf der Tanzfläche. „Tonight’s gonna be a good night!“, brüllten sie im Chor. „Let’s do it! And do it! Let’s live it up and do it!“

Die Black Eyed Peas hatten keine Ahnung vom Leben. Nichts würde ich tun, überhaupt nichts. Ich seufzte resigniert, als ich die Weinkisten abstellte. Kikki merkte, dass ich mich an den Tresen lehnte, und drängelte sich durch die Menge zu mir. „Ist alles in Ordnung, Fanny?“, fragte sie besorgt. „Du siehst kreidebleich aus.“

„Mein Kreislauf schwächelt nur etwas.“ Ich setzte mich auf einen Barhocker. „Das geht gleich wieder.“

„Bist du sicher?“ Sie schaute mir prüfend ins Gesicht. „Vielleicht solltest du dir besser ein Taxi rufen?“

„Nein, nein.“ Es war lieb gemeint, aber ich wollte einfach nur meine Ruhe haben. „Lass mich mal ein bisschen Pause machen.“

„Na gut, aber sag Bescheid, wenn du was brauchst.“

Ich nickte und schenkte mir ein Glas Wasser ein, als Kikki einem Gast sein Tomaten-Mozzarella-Sandwich bringen musste. Mir war noch übel, und es war sicher besser, wenn ich eine Weile sitzen blieb. Ob Caroline schon gegangen war? Meine Augen durchforsteten den Raum und entdeckten sie in der Mitte der Tanzfläche. Cordula war bei ihr. Die beiden tanzten, zusammen mit ein paar anderen Leuten, eine Art Miniflashmob zu Haralds eigenwilliger Interpretation von Madcons „Glow.“ Ich fand es unfassbar, wie Caroline dort wild herumspringen und gute Laune versprühen konnte, als sei nichts geschehen. Wie viele Gesichter hatte diese Frau?

Als Harald ein langsameres Lied anschlug, zerstreute sich der Pulk, und alle bewegten sich wieder normal. Es überraschte mich nicht, dass Rüdiger und auch Marla in der Nähe von Caroline tanzten. Sie kamen mir vor wie Spieler, die auf ihren nächsten Stich warteten. Angewidert schaute ich in eine andere Richtung.

Am Rande der Tanzfläche hatte sich offenbar ein neues Pärchen gebildet. Lukas und Susanne, die schon monatelang umeinander herumgeschlichen waren, lagen sich verliebt in den Armen und schienen die Welt um sich herum vergessen zu haben. Auch andere Paare fanden sich zu Maria Menas „All this time“ zusammen, aber die meisten tanzten wie Caroline allein und bewegten sich versunken im Takt der Musik. Ich stellte mir vor, wie es wäre, wenn ich mit Caroline tanzen würde, mitten unter allen anderen, ganz ohne Furcht, so wie Lukas und Susanne. Wie ich meine Arme um ihre Taille legen würde, so wie es Dagmar bei Manne tat, und wie ich meinen Kopf an ihre Schulter lehnen würde, so wie Astrid bei Lutz. Wie meine Wangen die weiche Haut ihrer Schultern berühren würden, und meine Lippen über die feinen Schwingungen ihrer Schlüsselbeine fahren würden. Wie sie mich noch näher an sich ziehen würde, so dass es scheinen würde, als wären wir eine Figur, ein Wesen. So nah, dass unsere Geschlechter sich berührten. Und dann, irgendwann, würde sie sich zu mir beugen und…

„Fanny, was sollen wir mit den zwei Eisportionen machen?“, rief mir Amanda ins Ohr. „Die schmelzen da jetzt vor sich hin und werden nicht abgeholt.“

Ich schrak zusammen. „Was?“

„Sorry, hast du mich nicht rufen gehört?“ Amanda deutete mit dem Zeigefinger auf einen Tisch am Fenster. „Dort drüben hatte jemand zweimal Eis mit heißen Himbeeren bestellt, aber es nie abgeholt.“

„Wie lange ist das her?“

„Ungefähr eine halbe Stunde.“

„Dann räum es ab. Wenn es jemand vermisst, kann er sich ja melden.“

„Okay, mache ich.“ Amanda war schon unterwegs zu dem Tisch.

Ich rieb mir mit den Handflächen übers Gesicht. Wann war diese Party endlich vorbei? Ich wollte nach Hause, zu Lennart. Ich wollte, dass Caroline endlich aufbrach, und ich nicht die ganze Zeit versucht war, zu ihr zu gehen. Ich stieg von meinem Hocker und half Amanda, das leere Geschirr abzuräumen. Schon morgen würde Caroline aus meinem Leben verschwunden sein, ich musste nur noch ein paar Stunden durchhalten, dann hatte ich mein altes Leben zurück.

Gegen halb fünf Uhr morgens suchten die ersten Gäste nach ihren Mänteln, und es entstand eine allgemeine Aufbruchsstimmung. Ich war gerade dabei, Gläser zu spülen, als Caroline vor mir am Tresen auftauchte. Sie war schon im Mantel und hatte die große Mütze auf ihrem Kopf, die sie auch bei der Wohnungssuche getragen hatte. „Ich möchte mich noch verabschieden“, sagte sie, als sie zu mir trat. „Vielen Dank, Fanny. Es war ein wundervolles Fest.“

„Das freut mich.“ Ich traute mich nicht, sie anzusehen. Die ganze Zeit über hatte ich mir gewünscht, dass sie aufbrechen würde, und jetzt, da sie ging, wollte ich, dass sie blieb.

„Ja… dann gehe ich wohl mal“, sagte Caroline zögernd. „Ich wünsche dir schöne Weihnachten und alles Gute, Fanny.“

Es war ein Abschied für immer. Sie wusste es, und ich wusste es, und ich fühlte eine solche Traurigkeit in mir, dass ich nicht sprechen konnte. Tränen schossen mir in die Augen, als ich vom Spülbecken aufsah. „Ich wünsche dir das Beste auf der Welt“, stieß ich hervor. „Das Allerbeste.“

Sie nickte und sah mich lange an. „Ich mache mich dann mal… auf den Weg.“

„Hey Caro!“, rief Rüdiger Kurat und legte von hinten seinen Arm um Caroline. „Soll ich dich nach Hause bringen? Wir haben fast denselben Weg.“

„Ja gern.“ Caroline hakte sich bei ihm ein. Als sie mit ihm wegging, drehte sie sich noch einmal um und schaute zu mir herüber. Dann waren sie aus der Tür.





To be continued....

_________________
Bild


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 12.12.2011, 12:00 
Offline

Registriert: 07.02.2010, 20:43
Beiträge: 169
Das ist der Vorteil, wenn man ein paar Tage nicht mitlesen kann, dann hat man alles auf einmal! :wink:

Na dann bin ich kja mal gespannt, wann die beiden hübschen sich wieder treffen! Ein paar Tage sind es ja noch!

:danke:


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 12.12.2011, 14:14 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 02.12.2008, 21:54
Beiträge: 648
Wohnort: Oldenburg
uii, wie spannend..da klopfte mein Herz mal wieder etwas schneller..Ich bin sehr gespannt, wie lange es dauert, bis sie sich wiedersehen..

Vielen Dank

:freu: :bigsuper: :klatsch: :herzschlag:


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 12.12.2011, 17:36 
Offline

Registriert: 22.05.2011, 09:45
Beiträge: 393
Wohnort: Hessen
Tja jetzt ist das Gefühlschaos bei Fanny komplett :lol:
Mal sehen wann,wie und wo unsere beiden Grazien sich Wiedersehen.


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 12.12.2011, 20:12 
Offline

Registriert: 20.02.2010, 19:09
Beiträge: 1207
huhu, das klingt so traurig und endgültig. Schnief, schnief. Aber Gott sei Dank ist bald Weihnachten und spätestens dann müssen sich die beiden glücklich in den Armen liegen. :mrgreen:


LG


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 13.12.2011, 07:02 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 04.01.2011, 16:04
Beiträge: 1179
Danke fürs Türchen öffnen, tante, maddy, Trinity und tiefgang!!! Wie schön, dass ihr so regelmäßig nachschaut :).


Zitat:
huhu, das klingt so traurig und endgültig. Schnief, schnief. Aber Gott sei Dank ist bald Weihnachten und spätestens dann müssen sich die beiden glücklich in den Armen liegen.


Na, mal sehen....

_________________
Bild


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 13.12.2011, 07:04 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 04.01.2011, 16:04
Beiträge: 1179
:shine: :shine: :shine: :shine: :shine: :shine: :shine: :shine: :shine: :shine: :shine: :shine: :shine:






Am folgenden Tag ging es mir so elend, dass ich, wenn ich es nicht besser gewusst hätte, einen grippalen Infekt vermutet hätte. Ich fror erbärmlich, mir war schlecht, und ich hatte höllische Kopfschmerzen. Ich war so bleich, dass Lennart mich sofort wieder ins Bett stecken wollte, aber ich weigerte mich. Die letzten Tage vor Weihnachten war im Restaurant regelmäßig die Hölle los, und ich würde meine Leute nicht im Stich lassen. Außerdem war die beste Medizin Ablenkung, jedenfalls in meinem Fall.

Also wirbelte ich im Lokal herum, als ginge es um mein Leben. Zwar bekamen die Gäste nichts von meiner schlechten Laune mit, dafür aber mein Team umso mehr. Sobald etwas nicht so klappte wie ich es erwartete, wurde ich laut und ungehalten. Es tat mir selbst leid, denn alle gaben sich große Mühe und arbeiteten bis zur Erschöpfung. Außerdem hatten auch sie eine kurze Nacht hinter sich. Aber meine Nerven lagen dermaßen blank, dass ich einfach keine Rücksicht darauf nehmen konnte.

Am Ende des Arbeitstages entschuldigte ich mich für mein Verhalten, und zum Glück reagierten alle verständnisvoll. „Jeder hat mal einen schlechten Tag“, tröstete mich Kikki. Und Amanda meinte: „Morgen sieht die Welt schon wieder anders aus.“

Die beiden hatten gut reden. Die Welt würde morgen eben nicht anders aussehen, das war ja das Problem.

Der nächste Tag begann auch nicht besser, aber zumindest gelang es mir eher, mich zu beherrschen. In gewisser Weise erwies es sich als Segen, dass schon der 23. Dezember war, denn meine abzuarbeitende To-Do-Liste zu Hause bestand aus achtzehn Punkten, die ich alle noch vor mittags erledigt haben musste. Im Restaurant begann die Schicht etwas ruhiger als in den letzten Wochen, da niemand mehr aufwändige Weihnachtsfeiern am Tag vor Heiligabend veranstaltete. Trotzdem verging die Zeit wie im Fluge, worüber ich sehr dankbar war.

Als ich am Morgen des 24. Dezembers erwachte, war Lennart schon in der Küche und räumte die Spülmaschine aus. Ich sah auf meinen Wecker und ließ mich sofort wieder zurück in mein Kissen fallen. Warum konnte Weihnachten nicht ein Tag wie jeder andere sein? Alles war irgendwie bedeutsamer und alle Gefühle so viel intensiver. Der Glückliche fühlte sich glücklicher, der Einsame noch einsamer und der Trauernde noch trauriger. Und ich?

Meine Gedanken wanderten zu Caroline. Ob sie Weihnachten wohl hier verbrachte? Vielleicht würde sie bei ihren Eltern sein oder bei einem ihrer Geschwister? Auf Wikipedia hatte ich gelesen, dass sie noch zwei Brüder hatte und dazu noch diverse Halbgeschwister, eine große Familie also. Ob sie trotzdem mal an mich denken würde? Dachte man nicht an die Menschen, die man liebte, am Heiligabend?

Lennart und ich hatten vor, Weihnachten wie immer zu feiern. Er liebte Rituale und achtete sehr darauf, dass keine unvorhergesehenen Elemente von mir hinzugefügt wurden. In den ersten Jahren hatte ich noch versucht, etwas mehr Pepp in das Weihnachtsfest zu bringen, aber da ihn das eher störte als erfreute, hatte ich mich schließlich auf seine Wünsche eingestellt. So wichtig war es mir nicht, und inzwischen hatten wir einen für uns beide akzeptablen Ablauf gefunden.

Den Vormittag des Heiligabends verbrachten wir regelmäßig damit, dass ich die Mahlzeiten vorbereitete und das Haus in Ordnung brachte, während er den Tannenbaum schmückte. Mir war es in Rätsel, wieso er erst am Morgen des 24. Dezember den Baum aufstellte, wenn er jedes Jahr neu mit dem Schmücken in Zeitnot kam. Aber irgendwie musste das so sein, und ich hatte wohlweislich aufgehört, mich einzumischen. Mittags legten wir uns dann beide eine Stunde hin, tranken danach gemütlich Kaffee und machten uns anschließend auf zur Kirche. Danach gab’s dann die Bescherung, und später saßen wir noch lange zusammen vor dem Ofen. Am 1. Weihnachtstag gingen dann die Verwandtschaftsbesuche los, was eigentlich nur Lennarts Familie betraf, weil meine Eltern nicht mehr lebten und meine Schwester in den USA wohnte. Sie hatte uns zwar schon öfter eingeladen, aber ich konnte mir nicht vorstellen, über Weihnachten das Lokal zu schließen.

Meine Gedanken wanderten zurück zu Caroline. Ob ihre Familie solche Rituale wohl auch hatte? Wie mochte Weihnachten für sie gewesen sein, als sie noch Kind war? Ich stellte mir Caroline vor, wie sie ausgesehen haben musste, als sie fünf war, ein kleiner lockiger Wirbelwind, und mit ihren Brüdern gemeinsam auf das Christkind gewartet hatte. Voller Spannung und mit roten Bäckchen.

Ich seufzte tief, als mein Blick erneut auf meinen Wecker fiel. Es war schon 8 Uhr, und ich hatte noch zwei Torten zu backen, eine für heute Nachmittag und eine für morgen, wenn wir zu Lennarts Eltern fuhren. Es war höchste Zeit, dass ich aus dem Bett stieg.

Ich duschte kürzer als sonst, um die verlorene Zeit wieder einzuholen, und huschte dann in die Küche zum Decken des Frühstückstisches. Aus dem Wohnzimmer hörte ich Lennart schon fluchen. Der Mann war 364 Tage im Jahr die Ruhe selbst, aber immer, wenn er den Weihnachtsbaum aufstellen wollte, fing er an, Kraftausdrücke zu benutzen. „Verdammte Scheiße!“, hörte ich ihn schimpfen. „Das kann doch nicht wahr sein!“

Ich setzte die Eier auf und begab mich ins Wohnzimmer, um ihn zu unterstützen. Keinesfalls wollte er Hilfe, das wusste ich, obwohl es sicher einfacher war, einen Weihnachtsbaum zu zweit in den Ständer zu manövrieren, als es allein zu versuchen. Was er brauchte, war mein Mitgefühl und meine Bewunderung. Ich drückte ihm also einen Kuss auf die Wange und beteuerte, wie schwer er es hatte und dass es dieses Jahr aber auch wirklich eine ganz besonders vertrackte Angelegenheit war. Er brummte seine Zustimmung und machte sich weiter ans Werk.

Schmunzelnd ging ich zurück in die Küche. Er würde niemals bis zum Mittag fertig sein mit dem Baum, und ich hatte in weiser Voraussicht schon viele meiner Dinge gestern erledigt, damit ich ihm später beim Schmücken helfen konnte. „Gibt’s schon Frühstück?“, rief er aus dem Wohnzimmer.

„In zwei Minuten“, rief ich zurück. „Es lohnt sich nicht mehr, irgendwas anzufangen.“

Fünf Minuten später steckte er den Kopf zur Küchentür rein. „Baum ist drin!“, verkündete er stolz.

„Was? Schon vor dem Frühstück?“ Ich gab ihm einen Belohnungskuss. „Ist ja Wahnsinn!“

Die Nachricht entspannte die Lage erheblich. Das bedeutete, dass er rechtzeitig mit dem Schmücken fertig werden würde, und ich keine weitere Zeit dafür einplanen musste. Zum wiederholten Male überlegte ich, ob ich wohl Caroline einen kurzen Weihnachtsbesuch abstatten sollte. Ich hatte in den letzten Tagen so viel darüber nachdenken müssen, wie gehässig ich mich ihr gegenüber auf der Weihnachtsfeier verhalten hatte. Inzwischen bereute ich meinen Sarkasmus bitter. Wie konnte ich ihr vorwerfen, sich schlecht benommen zu haben, wenn ich es selbst nicht anders machte? Caroline hatte mir sagen wollen, was sie für mich empfand, und ich hatte mich benommen wie ein gekränktes Schulmädchen. Ich hatte verletzende Dinge zu ihr gesagt, und ich wünschte, ich hätte die Möglichkeit, sie rückgängig zu machen.

Als ich nach der Weihnachtsfeier nach Hause gekommen war und mich zu Lennart ins Bett gelegt hatte, war mir zum ersten Mal der Gedanke gekommen, wie er wohl reagieren würde, wenn ich mich von ihm trennte. Diese Idee machte mir Angst. Ich wollte nicht über Trennung nachdenken. Aber ich wollte auch nicht, dass Caroline in dem Glauben blieb, ich hielte sie für eine selbstsüchtige Zicke. War es nicht ihr Wunsch gewesen, mit allem im Reinen zu sein, wenn sie die Stadt verließ? Dieses Vorhaben hatte ich ihr mit meinen zynischen Bemerkungen gründlich verdorben. Vielleicht würde es uns beiden besser gehen, wenn ich ihr einen Versöhnungsbesuch abstattete. „Ich muss gleich nochmal weg“, sagte ich zu Lennart. „Kommst du hier allein klar?“

„Natürlich“, antwortete er kauend. „Ich werde noch ‘ne Weile mit dem Baum beschäftigt sein. Soll ich irgendwas in den Ofen schieben?“

„Nicht schieben, aber vielleicht rausholen“, überlegte ich. „Könntest du den Dattelkuchen für deine Mutter aus dem Ofen holen, wenn der Wecker klingelt?“

„Na klar.“ Er lehnte sich zu mir und gab mir einen Kuss. „Hat es mit Weihnachten zu tun, was du noch erledigen musst?“

„Ein bisschen“, sagte ich lächelnd. „Und deswegen fragst du auch besser nicht weiter nach.“






To be continued....

_________________
Bild


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 13.12.2011, 10:47 
Offline

Registriert: 07.02.2010, 20:43
Beiträge: 169
:danke:


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 13.12.2011, 10:51 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 02.12.2008, 21:54
Beiträge: 648
Wohnort: Oldenburg
na, da bin ich ja mal sehr gespannt, was Fanny Caroline sagen will..Im übrigen möchte ich natürlich auch, das die Beiden am 24.12, dem letzten Türchen zusammen sind und vielleicht ja auch schon vorher das Eine oder Andere Mal intensivere Begegnungen haben :mrgreen:

Ich lese gebannt und gespannt weiter

:danke: :ok: :bigsuper: :freu: :klatsch:


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:  Sortiere nach  
Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 156 Beiträge ]  Gehe zu Seite Vorherige  1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8 ... 12  Nächste

Alle Zeiten sind UTC


Wer ist online?

0 Mitglieder


Ähnliche Beiträge

"Über alle Grenzen" (Canna)
Forum: Fanfiction Unvollendet - Aktiv
Autor: kimlegaspi
Antworten: 36
Carla & Hanna - CANNA - Gedenkthread
Forum: Verbotene Liebe Traumpaare
Autor: GIRLFRIEND
Antworten: 298
mal eine Frage
Forum: Forenspiele
Autor: Sundown
Antworten: 9
Canna
Forum: Ter herinnering aan....
Autor: Hoffie
Antworten: 41
Ambrosia (Canna FF)
Forum: Vollendete Fanfictions
Autor: kimlegaspi
Antworten: 127

Du darfst keine neuen Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst keine Antworten zu Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht ändern.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.

Suche nach:
Gehe zu:  
cron
Powered by phpBB® Forum Software © phpBB Group



Bei iphpbb3.com bekommen Sie ein kostenloses Forum mit vielen tollen Extras
Forum kostenlos einrichten - Hot Topics - Tags
Beliebteste Themen: Liebe, NES, TV, USA, Erde

Impressum | Datenschutz