kimlegaspi hat geschrieben:
Zitat:
Naja, die Sex-Szene/n sind halt einfach oft der Kulminationspunkt in einer Liebesgeschichte und auch einer der intimsten Momente, wie ja auch die Schauspielerinnen sagen, von daher ist es klar, dass da am meisten kritisiert, was anders gewünscht, was weiss ich, wird - weil auch dort der persönliche Rangang am meisten zum Tragen kommt.
Ich hoffe, die Produzentinnen können darauf mit einem Lächeln gucken
Da hast du absolut recht. Auf der anderen Seite reagiere ich total genervt, wenn die Presse andauernd auf der Sex-Szene herumreitet: Entweder die Darstellerinnen müssen gute Argumente liefern (à la "It was such an important scene" etc.) oder sich gar rechtfertigen, dass diese Szene überhaupt Teil des Films ist, oder die Presse reagiert überschwänglich mit "so beautiful" - was mir eher vorkommt wie positive Diskriminierung, nach dem Motto "Wir sind ja so aufgeschlossen und haben uns gar nicht geekelt."
Auch wenn immer alle betonen, "wie weit wir schon gekommen sind", so lange eine lesbische Sex-Szene in der Presse so viel Aufmerksamkeit bekommt,
und so lange die Presse nicht aufhört, bei zwei weiblichen Protagonisten von der "wunderbaren Chemie" zu schwärmen, sind wir noch lange nicht weit genug.
Klar finde ich das mit der "wunderbaren Chemie" auch, aber ich wüsste gern mal einen heterosexuellen Film, wo so viel auf der "Chemie" herumgeritten wird - mal ganz abgesehen davon, was Cate Blanchett zwischendurch über ihre eigene sexuelle Orientierung unterstellt wurde, und was sie zum Glück äußerst unaufgeregt korrigiert.
Naja, ich weiss nicht, hab da ein bissel drüber nachgedacht. Auf der einen Seite hast Du recht - seh ich das auch so. Auf der anderen Seite sollte man vielleicht dem Hetero-Publikum und den Kritikern (die meist auch hetero sind) zugestehen, dass sie hetero sind, denke ich gerade. Bei mir kommt ein Hetero-Paar auch nur an, wenn ich die "Chemistry" ganz besonders finde, sonst gerate ich da nicht ins schwärmen und dann muss ich es auch extra ein bissel betonen.
Vielleicht ist das da so ein bissel was Ähnliches????
Hab den Film nun auch gesehen.
Mit am besten hat mir die erste Fahrt der beiden raus zu Carol gefallen. Da wurde so sehr die Magie eingefangen... wie trunken Therese ist - die Nahaufnahmen von Carols Hand am Lenkrad, am Radio, Carol die erst ganz verschwommen ist und dann scharf fokussiert wird, die verschmierten Fenster (sie hätten die Fenster ja auch ganz sauber gewaschen filmen können, aber es waren ganz bewusst Schlieren darauf, die den Innenraum dadurch verdeutlichten, dass eben die Außenwelt dort verschmierter war), das Licht, die Lichtbrechungen und Spiegelungen, das hatte was sehr träumerisch-magisches und die materielle Realität, das Jetzt bekam etwas ungeheuer Intensives.
Auch auf der langen Fahrt in die Ferne gab es ja so Momente, wo man die beiden von außen durch das Fenster nur teilweise sah. Das hinterließ bei mir zwei verschiedene Reaktionen - die eine war, dass ich mich außen vor fühlte, die andere, dass die beiden sozusagen in einem geschützten eigenen Raum waren - selbst geschützt vor mir als Zuschauerin.
Ich glaub, wenn man da noch mehr über die Funktion dieser Spiegelungen, indirekten Blicke nachdenkt, kann man noch einiges ausbuddeln an Interpretationen.
Diese kleinen Details haben mir übrigens auch schon bei ihrer ersten Begegnung gefallen. Wie auf Carols Handschuh fokussiert wurde, als sie die auf den Tisch fallen ließ und später als Therese bemerkte, dass sie sie vergessen hat.
Von all dem hätte es für meinen Geschmack sogar noch mehr geben können bzw. ich wäre auf einen Film von Todd Haynes gespannt, wo er diese Liebe zum Jetzt, zur Wahrnehmung noch stärker ausspielt und das das Tragende in einer Liebesgeschichte ist.
Das waren so spannende Momente, wo solch eine vergessene Fokussierung auf ein Detail da war und zugleich gesprochen wurde - als würde das von fern durchdringen
Auch toll z.B. das Ende, wo Therese ihren "heiligen Gral"
zwischen den Leuten im Restaurant entdeckt, zwischen all den Bewegungen, Leuten die vorbeigehen, bleibt sie völlig auf Carol fokussiert, sie ist der ruhende Fixpunkt (das schwarze Loch, was sie anzieht) dem sie sich nähert, unglaublich langsam, wie unfähig sich zu rühren, weil es sie mit solcher Macht trifft - nein, nicht es, Carol
Diese magische Anziehung hat die Kameraführung ungeheuer toll rübergebracht.
Bzgl. dem mitgehen können stehe ich anscheinend irgendwo zwischen Heidi und denen die völlig begeistert sind. Dascheine ich ne merkwürdige Ausnahme zu sein.
Carol ist eine kühlere, relativ beherrschte Frau, hinzu kommt, dass u.U. beide die unterdrückte Athmosphäre der 50iger generell und natürlich bzgl. lesbischer Liebe verinnerlicht haben - von daher passt diese gewisse Entfernung, die man (ich) zu den Charakteren hat, zur Zeit, ist vielleicht eben eine Aussage des Films.
Doch manchmal hätte ich mir da doch etwas mehr - ich weiss gar nicht, wie ich es nennen soll - Direktheit? gezeigte "deftigere" Gefühlsfülle? etwas mehr Schnelligkeit? gewünscht. (gut - Therese ist sehr schüchtern und Carol eben recht beherrscht - von daher passt es...)
Ähm, versteht ihr, was ich meine?
Ich find ihn schon einen gerade auch künstlerisch sehr sehenswerten Film, der mich z.T. auf der Bild/Stimmungsebene seehr fasziniert hat, aber auch mir fehlt da irgendwas, sodass ich nun bzgl. des Paares völlig mitgehen dahinschmelzen hätte können
Ach - und ich habe ihn auch auf Englisch gesehen.