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BeitragVerfasst: 09.08.2023, 07:58 
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Die ganze Problematik rund um Avas Liebeskummer hat AWZ mal so ziemlich in den Sand gesetzt. Hier der Versuch, das zu reparieren. Folge 4257 lassen wir so, wie sie ist. Auch wenn die Dating-App von Hanna eine dämliche Idee war, war es insgesamt okay mit Ava, dem Putzteufel und dem leisen Hauch von „Ich rede über meine Gefühle für Chiara“. Ich starte also mit Folge 4258 und dem Treffen von Deniz und Ava im Trainerbüro. Ab da konzentriere ich mich jedoch auf Ava und ihre Gefühlswelt – wer will, kann die tatsächlichen Szenen mit reinlesen, ich werde sie größtenteils ignorieren und mich maximal an einigen wenigen Sätzen bedienen.

Diesmal also weniger „lost scenes“ als „fixed scenes“.

Incomplete

Part 1 (4258 – Avas POV)

Ava folgte Deniz nach unten zur Eishalle. Als sie ankamen, stand Patricia bereits an der Bande und entfernte die Kufenschoner von ihren Schlittschuhen. Deniz ging auf sie zu und Ava verschwand kurz im Trainerbüro, um etwas zum Schreiben zu holen – wie immer, wenn sie mit Deniz eine Besprechung hatte.

Nachdem Deniz ihr erklärt hatte, worum es ging, setzte sie sich auf die Tribünenstufen und beobachtete ihren Chef und Patricia. Sie machte sich ein paar Aufzeichnungen zu der Sprungabfolge, die Deniz in seinen Anweisungen an Patricia gab. Nach ein paar Minuten jedoch ließ ihre Konzentration nach und sie blickte sich verstohlen um. Für einen kurzen Moment hatte sie im Augenwinkel Chiara rechts oben auf der Tribüne gesehen, dort wo sie nach dem Teamtag noch zusammen gesessen und gelacht hatten. Ava schüttelte den Kopf, um die Erscheinung zu vertreiben.

'Jetzt reiß dich zusammen, Ava, sie ist nicht hier.'

Bei dem Gedanken durchfuhr sie derselbe Schmerz, der sie die letzten Tage schon immer wieder heimgesucht hatte. Sie schüttelte den Kopf, um das Gefühl zu vertreiben und fokussierte sich wieder auf die Eisfläche und die Anweisungen von Deniz. Das passte soweit alles, die Sprünge waren sauber und auch die Übergänge klappten besser als in den letzten Wochen. Es schien als ob Deniz' präzise Ansagen Patricia hälfen, einige der Unsicherheiten zu beseitigen. Wenn es doch nur bei allen Läuferinnen so einfach wäre.

Vor Avas geistigem Auge liefen die letzten Trainingswochen mit Chiara wie ein Film ab. Das ständige Auf und Ab, die verpatzten Sprünge, die perfekten Pirouetten und immer wieder Chiara, Chiara, Chiara. Ihr Herz fing an schneller zu schlagen und so bekam sie gar nicht mit, dass Deniz die Musik ausgeschaltet hatte. Erst als sich ein Schatten über ihr Blatt Papier legte, blickte sie auf.

"So, und?"

"Eine Sekunde..." Ava schrieb noch etwas auf – ehrlich gesagt hatte sie keine Ahnung, was sie da hinkritzelte, aber sie durfte Deniz auf keinen Fall merken lassen, dass sie nicht wirklich bei der Sache gewesen war.


Eine halbe Stunde später hatten sie die Einheit mit Patricia beendet. Nach der kurzen Pause war es Ava etwas leichter gefallen, sich zu konzentrieren und ihrem Chef und Freund das gewünschte Feedback zu geben.

Sie hatte allerdings nicht damit gerechnet, dass Deniz sie zu einem Krafttraining überreden würde. Und nun lag sie hier auf der Hantelbank und stemmte das blöde Gewicht zum zwanzigsten Mal nach oben. Ihre Arme fingen langsam an zu zittern und sie wusste, dass sie eine Pause brauchte. Mühsam drückte sie die Langhantel in die Höhe bis Deniz sie ihr abnahm und auf die Hantelablage legte. Sie schloss die Augen, atmete tief durch und versuchte Luft zu bekommen. Gleich würde sie sich erheben können.

"Ich würde gerne aufstehen."

Beim Klang der Stimme zuckte Ava zusammen und riss die Augen auf. Deniz sah sie verwundert an.

"Was ist los? Du siehst aus als hättest du ein Gespenst gesehen."

Verlegen lachte Ava auf und schüttelte den Kopf.

"Ach Quatsch, alles okay." Sie richtete sich auf und streckte sich. Ihr taten die Arme weh und sie traute sich nicht, zur Hantelbank zurückzuschauen, aus Angst, sie würde dort Chiara liegen sehen. Sie konnte sich genau an den Moment erinnern. Fast hätte sie sie damals schon geküsst. Hastig nahm sie ihre Trinkflasche, drehte sich zu Deniz um und sagte:

"Ich brauche jetzt wirklich eine Pause, ich bin für ein paar Minuten an der Bar."

Und dann verließ sie mit langen Schritten den Bereich mit den Kraftgeräten. An der Bar angekommen, ließ sie sich erschöpft auf einem der Hochstühle nieder und bestellte sich einen Powershake. Als sie ihre Trinkflasche abstellte, zitterten ihre Hände.

'Himmel Herr Gott, Ava Grothe, jetzt krieg dich wieder ein. Es kann doch nicht sein, dass dich diese Frau so komplett verrückt macht.'

Die Bedienung stellte den Powershake vor ihr ab und Ava bedankte sich mit einem heiseren "Danke." Sie räusperte sich und versuchte die Gedanken an Chiara wegzuschieben. Aber es war sinnlos. Egal, wo sie im Zentrum war, überall verfolgten sie die Erinnerungen. Selbst hier an der Bar hatten sie gemeinsam gesessen. Fühlte sich so Paranoia an?

Ava wollte nur sich nur noch duschen, umziehen und nach Hause. Im Bett verkriechen und schlafen.

Genau, das hatte ja in den letzten Tagen schon so hervorragend geklappt. Statt zu schlafen, hatte sie sich stundenlang in den Bildern auf Chiaras FriendSnap-Account verloren. Kein Ersatz dafür, sie in ihren Armen zu halten, mit ihren Händen über ihre weiche Haut zu streichen und sie zu küssen, zu küssen, zu küssen. Immer wieder sie zu küssen, weil sie nicht genug von ihr bekommen konnte.

"Na, wovon träumst du denn?" ertönte plötzlich Deniz Stimme hinter ihr.

Ava riss die Augen auf und stammelte "Von niemandem, von niemandem. Ich, ähm... ich bin nur müde."

Deniz blickte sie mitfühlend an, er hatte eine Idee, wo Ava mit ihren Gedanken gewesen war, aber sie schien nicht drüber reden zu wollen.

"Ja, ich denke, es reicht für heute. Lass uns Schluss machen, ich bin auch noch mit Imani verabredet."

Ava rührte sich nicht. Sie schien mit ihrem Kopf noch immer ganz woanders zu sein. Er berührte sie kurz am Arm.

"Ava? Bist du sicher, dass du okay bist?"

Sie stieg vom Hochsitz herunter und nickte. "Ja, ja, ich bin in Ordnung. Dein Training hat mich nur völlig fertig gemacht. Ich geh duschen und dann nach Hause."

"Okay, dann wünsche ich dir einen schönen Abend."

Ava klopfte ihm auf die Schulter und machte sich auf in Richtung Umkleide. Als sie sie betrat, schloss sie die Tür und lehnte sich von innen dagegen. Sie zögerte in Richtung der Dusche zu gehen. Auch dort warteten nur wieder Erinnerungen auf sie. Aber was war die Alternative? Die Dusche in der WG? Bitter lachte Ava auf. Wohl kaum.

Chiara war einfach überall und sie konnte ihr nicht entkommen.

Tbc...

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Verfasst: 09.08.2023, 07:58 


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BeitragVerfasst: 09.08.2023, 21:25 
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Hanna und Ava zusammen in einer anderen Version der Folge 4259. Und sorry, kein Tanzmarathon, kein Wreckingball-Move, nur reden...

Ich habe absichtlich die Reaktion auf Chiaras Verletzung weggelassen, weil das für mich hier nicht mehr reingepasst hat.

Hanna zu schreiben, fiel mir relativ schwer und ich bin nicht sicher, ob das Kapitel nicht ein bisschen zu kitschig geraten ist. Über Feedback freue ich mich wie immer.

Part 2 (4259 – Avas POV)

Mit gesenktem Kopf verließ Ava das Zentrum. Ihre Arme und Beine schmerzten von dem intensiven Workout mit Deniz. Sie hatte gehofft, dass die kalte Dusche, die sie genommen hatte, ihren Kopf frei machen würde, aber viel hatte es nicht gebracht. Chiara wohnte immer noch dort, als Dauermieter. Zumindest hatte sie bisher noch nicht wieder ihr Handy herausgeholt, um nachzusehen, ob es ein neues Posting auf ihrem FriendSnap-Account gab. Das würde sie heute abend im Bett machen.

'Liebgewonnene Gewohnheiten sollte man nicht aufgeben', dachte Ava mit einem Hauch von Selbstironie. Und wer weiß, vielleicht sorgte das Training mit Deniz dafür, dass sie endlich einmal so müde war, dass sie ein paar Stunden schlafen konnte. Auch wenn sich das Bett viel zu groß anfühlte und sie nicht nur einmal in den vergangen Wochen ihren linken Arm ausgestreckt und nur eine kalte Betthälfte gefunden hatte.

Als Ava an der WG ankam und die Tür aufschloss, sah sie Hanna auf dem Sofa sitzen, ihr Handy in der Hand, ein Glas Wein auf dem Tisch und aus dem Ofen drang der Duft von Pizzateig.

Seufzend ließ sich Ava neben ihrer Mitbewohnerin auf das Sofa fallen. Hanna blickte auf und sagte:

"Wow, du siehst fertig aus. Was hat Deniz mit dir gemacht?"

"Das Workout aus der Hölle, sag ich dir. Ich bin komplett platt."

"Na nur gut, dass ich ein ganzes Pizzablech gemacht habe. Du kannst also mitessen."

Ava schloss die Augen und murmelte nur "Das ist lieb, danke."

Ein paar Minuten lang herrschte Stille zwischen ihnen. Hanna wischte weiter auf ihrem Handy herum und Ava war fast dabei wegzudösen als Hanna plötzlich ausrief:

"Das glaub ich ja nicht. Kilian Reichenbach hat sich auf einer Dating-App angemeldet."

Ava öffnete die Augen und fragte verwundert: "Der schnöselige Anwalt?"

"Ja" war die knappe Antwort.

"Und das ist jetzt interessant für dich, weil...???"

Hanna schüttelte den Kopf und legte ihr Handy auf den Tisch.

"Ach nichts."

Ava grinste und antwortete lachend "Hm, ich seh schon, das gleiche nichts wie meine Person, die wochenlang nicht existiert hat."

"Quatsch" antwortete ihre Mitbewohnerin heftig "das kann man überhaupt nicht mit dir und Chiara vergleichen. Das ist maximal eine blöde Schwärmerei meinerseits. Der interessiert sich sowieso nicht für mich."

"Aber du dich für ihn schon, oder?"

Hanna zuckte mit den Schultern. "Ein bisschen vielleicht?" Sie stand auf und ging zum Ofen, um nach der Pizza zu sehen. "Aber ich muss ihn mir aus dem Kopf schlagen."

Ava seufzte und stand ebenfalls auf, um Hanna beim Tisch decken zu helfen. Sie goss sich ein Glas Wein ein und setzte sich.

"Wenn du eine todsichere Methode gefunden hast, sag mir bitte Bescheid."

Hanna verteilte die Pizza auf zwei Teller und setzte sich ebenfalls.

"Hat das Training nicht geholfen, Chiara aus dem Kopf zu bekommen?"

Müde schüttelte Ava den Kopf. "Nein, keine Chance. Egal, wo ich im Zentrum bin, immer werde ich an sie erinnert. Und hier ist es auch nicht besser."

Hanna sah sie mitfühlend an. "Das tut mir leid."

Die Blondine zuckte mit den Schultern. "Ist ja nicht deine Schuld. Und hey, deine Suche nach der Podcast-Location war super, da hab ich tatsächlich mal ein paar Stunden nicht an sie gedacht."

Ava biss in das Pizzastück und sie aßen schweigend. Als sie fertig waren, gingen sie zurück zum Sofa mit ihren Weingläsern und setzen sich. Nachdenklich fuhr Ava mit dem Finger über den Glasrand und sagte schließlich leise:

"Weißt du, manchmal triffst du einen Menschen und... BÄHM! Und danach gibt es niemand anderen mehr."

Hanna fragte ebenso leise: "Ist dir das vorher schon mal passiert?"

Ava schloss die Augen und schüttelte den Kopf. "Nein. In dieser Heftigkeit noch nicht. Ich weiß nicht, was es ist mit uns beiden. Ich seh sie an und...", sie suchte nach Worten, die nicht kommen wollten.

Hanna schwieg ebenfalls für eine Weile bevor sie fragte: "Kennst du Platons Fabel der Kugelmenschen?"

Verwirrt sah Ava Hanna an und schüttelte den Kopf. Hanna wich Avas Blick aus "Ach, vergiss es..."

"Nein, das will ich jetzt schon gern hören."

"Okay."

Hanna stellte ihr Glas Wein auf den Tisch und wandte sich Ava zu.

"In der Antike erzählte Platon von den Kugelmenschen. Menschen mit vier Armen, vier Beinen und zwei Gesichtern. Eine Einheit. Doch sie zogen den Zorn der Götter auf sich und als Strafe teilte Zeus die Kugelmenschen und verstreute sie über die ganze Erde. Und seit dieser Zeit sind diese Menschen auf der Suche nach ihrer anderen Hälfte, die sie wieder vollständig macht."

Ein leichtes Lächeln zog über Avas Gesicht bevor sie sich räusperte und sagte: "Du glaubst aber jetzt nicht, dass Chiara und ich..."

Hanna zuckte mit den Schultern. "Wer weiß..."

Ava lachte auf. "Ach komm Hanna, das ist Quatsch. Es ist nicht mehr als ein Märchen, das ist Unsinn..."

"Wie du meinst." Hanna lehnte sich ins die Kissen des Sofas zurück und trank ihren Wein.

Ava sah sie ungläubig an. Doch Hanna lächelte nur leicht. 'Okay', dachte Ava, 'das reicht für heute.' Sie erhob sich und ging zur Küchenzeile, um ihr Glas weg zubringen. Dann drehte sie sich zu Hanna zurück und sagte "Sei mir nicht böse, aber ich geh schlafen."

"Alles gut, Ava, ich wünsche dir eine gute Nacht."

Ava verschwand erst im Bad, um Zähne zu putzen und dann in ihrem Zimmer. Es war dunkel, doch sie schaltete das Licht nicht an. Sie zog sich um, griff sich ihr Handy, ging zum Fenster und setzte sich auf das Fensterbrett. Sie sah nach draußen, wo eine Straßenlaterne warmes Licht verbreitete und öffnete Chiaras FriendSnap-Account. Das Bild vom Vormittag blickte ihr entgegen, Chiara hatte nichts neues gepostet. Mit den Fingern zoomte Ava auf die Augen von Chiara, diese wunderschönen braun-grünen Augen. Wie sehr wünschte sie sich, sie könnte Chiaras Gesicht berühren, ihr über die Augenbrauen und Wange streicheln und sie dann küssen. Ava lehnte ihren Kopf gegen die kühle Fensterscheibe und hörte Hannas Stimme leise sagen:

"Und seit dieser Zeit sind diese Menschen auf der Suche nach ihrer anderen Hälfte..."

Sie schloss die Augen und ein trauriges Lächeln überzog ihr Gesicht.

Chiara fehlte ihr. Jede Sekunde, die sie nicht da war, fehlte sie ihr.


The End.

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BeitragVerfasst: 23.08.2023, 21:58 
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LS zu Folge 4269, weil ich dringend ein Gespräch zwischen Ava und Chiara brauchte nachdem Leyla da im Zentrum so ausgetickt ist.

Coming Over

"Und Leyla hat das nicht so gut aufgenommen?" fragte Hanna.

"Scheinbar nicht" antwortete Ava stirnrunzelnd.

Sie legte das Geschirrtuch zu Seite und griff erneut zu ihrem Handy

Chiara: 'Hab mit Leyla geredet. Bleib heute besser in der Villa.'

Ava zögerte. Sie war sich unsicher, ob sie Chiara per Textnachricht antworten sollte. Eigentlich wollte sie ihre Stimme hören. Noch eigentlicher hatte sie sich darauf gefreut, sie heute Abend noch zu sehen.

Hanna beobachtete ihre Freundin und schlug ihr schließlich mit dem Geschirrtuch auf den Arm.

"Jetzt geh sie schon anrufen."

Ava lächelte schief. War sie so offensichtlich? Anscheinend ja, wenn sie das amüsierte Funkeln in Hannas Augen sah. "Hau ab."

Die Blondine drückte kurz Hannas Arm und machte sich auf den Weg in ihr Zimmer. Dort angekommen, setzte sie sich auf ihr Bett und atmete tief durch. Dann nahm sie ihr Telefon und drückte auf Chiaras Kontakt um sie anzurufen. Erst nach dem 5. Klingeln nahm Chiara ab.

"Hi."

Ava hielt einen Moment den Atem an. Chiara hatte sich noch nie so klein angehört.

"Hey"

Eine Pause entstand bevor Ava ansetzte "Chiara, das Gespräch mit Leyla..."

Ihre Freundin unterbrach sie hastig "Es tut mir leid, Ava. Ich dachte wirklich, wenn ich es ihr erkläre, dann hört sie mir zu, aber..." Ava konnte die Hilflosigkeit in Chiaras Stimme hören und fragte leise: "Ist es okay, wenn ich zu dir komme?"

"Brauchst du nicht. Es ist schon spät und ich bin müde..." Trotz Chiaras Worten war die Sehnsucht in ihrem Tonfall nicht zu überhören und Ava musste lächeln.

"Gib mir eine halbe Stunde. Ich zieh mich kurz um und dann komme ich. Wäre vielleicht ganz gut, wenn du mich reinlassen könntest?"

"Okay" sagte Chiara und Ava meinte ein erleichtertes Ausatmen hören zu können. "Schreib mir 'ne kurze Nachricht, wenn du da bist."



Zwanzig Minuten später erreichte Ava die Steinkamp-Villa. Sie hatte lediglich eine Jeans und eins ihrer Lieblings-T-Shirts angezogen und war dann losgelaufen. Nicht nur der Wunsch Chiara zu sehen, zu berühren, hatte sie schneller laufen lassen. Sie hatte auch das untrügerische Gefühl, dass ihre Freundin sie heute Nacht brauchen würde. Ihre Freundin. Ein schüchternes aber glückliches Lächeln überzog Avas Gesicht. Es war noch ungewohnt und neu, Chiara so zu bezeichnen – nicht nur vor den anderen sondern auch in ihrem eigenen Kopf. In den Wochen. In denen sie heimlich zusammen gewesen waren, hatte sie es nicht gewagt, auch nur in die Richtung zu denken. Zu sehr hatte die Angst sie im Griff gehabt: erst die Angst aufzufliegen und nachdem Deniz und Frau Steinkamp klargemacht hatten, dass sie von ihrer Beziehung wussten, war es die Angst gewesen, als unprofessionell abgestempelt zu werden.

Ava blieb vor der Villa stehen und zog ihr Handy aus der Hosentasche. Doch bevor sie die Nachricht schreiben konnte, öffnete sich die Eingangstür und Chiara trat heraus in die Dämmerung. Sie trug einen Jogginanzug, den Ava noch nie an ihr gesehen hatte. Sie wirkte um Jahre jünger und Ava wollte sie am liebsten einfach in ihre Arme nehmen.

"Hey" Chiaras Stimme war rau. "Ich hab dich oben vom Fenster aus gesehen."

Ava streckte die Hand nach ihr aus und Chiara ergriff sie. Fragend schaute die Blondine ihrer Freundin ins Gesicht. "Willst du hochgehen?" Chiara schüttelte den Kopf.

"Meinst du, wir können ein bisschen spazieren gehen? Ich glaub, ich brauch frische Luft."

Ava zuckte mit den Schultern. "Klar. Gehen wir, aber ich sag dir schon mal, ich hab Angst vor Fledermäusen." Wie geplant entlockte das Chiara ein spöttisches Lächeln.

"Fledermäuse, hm? Wo sollen denn hier Fledermäuse herkommen?"

"Was weiß ich denn, was in diesen alten Gemäuern so alles lebt? Fledermäuse, Gespenster, Poltergeister..."

Lachend hielt Chiara ihr den Mund zu.

"Schon gut, schon gut, du kleiner Angsthase. Wir gehen einfach nur in den Park und setzen uns dort ganz brav auf eine Bank. Keine Fledermäuse, keine Gespenster, keine Poltergeister."

Als die Brünette ihre Hand von Avas Mund nahm, grinste die sie frech an.

"Klein? Da redet die Richtige."

Kopfschüttelnd und lachend zugleich zog Chiara Ava hinunter in den Park bis sie die Bank erreichten und sich setzten.

Ava legte ihren Arm auf die Banklehne und als Chiara sich an sie kuschelte, fand ihr Arm den Weg um ihre Schultern. Zufrieden genossen sie die Nähe der anderen bis Chiara leise sagte:

"Was für ein scheiß Abschluss eines ansonsten wunderbaren Tages."

Als Chiara sah wie Ava die Augenbrauen hochzog, fing sie an zu stammeln:

"N...ein, nein, nein, ich meine nicht dich."

Ava lachte, zog Chiara noch ein Stück näher und küsste sie auf ihr Haar.

"Ich weiß, alles gut, alles gut."

Chiara drehte ihren Kopf in Avas Körper und atmete tief ein.

"Hmmmmm, du riechst gut."

Für ein paar Minuten saßen sie miteinander schweigend auf der Bank bis Ava leise fragte:

"Was hat Leyla gesagt?"

Seufzend richtete Chiara sich auf und rückte ein wenig von Ava ab, um sie ansehen zu können.

"Das ganze lief von Anfang an schief. Sie wusste schon von ihrer Cousine, dass wir 'was miteinander haben'." Mit den Händen zeichnete sie die Anführungszeichen in die Luft. Verständnislos blickte Ava sie an. "Leylas Cousine? Aber wie...???"

Chiara blickte zu Boden. "Sie hat uns in der Eishalle gesehen, anscheinend war sie dort kurz bevor Patricia kam." Ava brauchte ein paar Sekunden, um die Geschehnisse in der Eishalle zu rekonstruieren.

"Du meinst, sie hat uns beim Küssen gesehen."

"Yep."

"Und dann hat sie es Leyla erzählt."

"Yep."

"Scheiße."

"Yep.
Und sie war stinksauer, weil 'sie es als Letzte erfahren hat'."

"Aber ich meine, du hast ihr doch sicher erklärt, dass wir erst seit ein paar Tagen so richtig zusammen sind."

"Natürlich hab ich das, aber ich hatte das Gefühl, dass sie mir gar nicht richtig zuhört. Sie hat die ganze Zeit nur davon geredet, dass du mich bevorzugen wirst und dass unsere Beziehung ihre Karriere gefährdet."

Ava stand von der Bank auf und blickte Chiara ins Gesicht.

"Das werd' ich nicht, das weißt du, oder?"

Chiara sah sie an und zog ihre Freundin zurück auf die Bank.

"Selbstverständlich weiß ich das und ich hab auch versucht ihr das klarzumachen. Aber sie glaubt mir nicht. Sie denkt halt, dass mein Ehrgeiz dafür sorgen wird, dass ich mir durch dich einen Vorteil ihr gegenüber verschaffe."

Beim letzten Satz wurde Chiaras Stimme leicht brüchig und sie sah zur Seite damit Ava nicht sah, dass sich ihre Augen mit Tränen gefüllt hatten. Immer noch zur Seite gewandt flüsterte sie:

"Ich weiß, dass Leyla und ich keine engen Freundinnen sind. Wir sind halt Konkurrenten im gleichen Kader, aber ich hab wirklich gehofft, dass sie sich ein bisschen für mich, für uns freuen kann."

Ava legte ihre Hand an Chiaras Wange und drehte sie wieder zu sich herum. Dann umschloss sie mit beiden Händen das Gesicht ihrer Freundin und küsste sie sanft. Für einige Sekunden waren sie ineinander versunken, dann löste sich Ava wieder von ihr, fuhr aber fort, ihr mit einer Hand über die Wange zu streicheln.

"Es tut mir leid, Chiara, wirklich. Ich hätte dir gewünscht, dass Leyla besser reagiert. Ich rede mit ihr, okay? Ich werd' ihr klarmachen, dass sie nichts zu befürchten hat. Und irgendwann wird sie sich für dich freuen, da bin ich sicher."

Chiara nickte und schmiegte sich in Avas Arme. So saßen sie noch ein paar Minuten auf der Bank bis es Ava fröstelte. Vielleicht war das T-Shirt doch ein bisschen zu dünn. Chiara lachte ein wenig, stand dann auf und zog Ava nach oben bis sie dicht vor ihr stand.

"Komm, wir gehen rein. Ich glaub, ich hab eine Idee, wie wir dich aufgewärmt bekommen."

Langsam fuhr sie mit ihrem Daumen über Avas Unterlippe und sah wie die Augen ihrer Freundin dunkel wurden und sie den Atem anhielt. Oh ja, frieren würden sie heute Nacht sicher nicht.



The End.

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