LS zu Folge 4269, weil ich dringend ein Gespräch zwischen Ava und Chiara brauchte nachdem Leyla da im Zentrum so ausgetickt ist.
Coming Over
"Und Leyla hat das nicht so gut aufgenommen?" fragte Hanna.
"Scheinbar nicht" antwortete Ava stirnrunzelnd.
Sie legte das Geschirrtuch zu Seite und griff erneut zu ihrem Handy
Chiara: 'Hab mit Leyla geredet. Bleib heute besser in der Villa.'
Ava zögerte. Sie war sich unsicher, ob sie Chiara per Textnachricht antworten sollte. Eigentlich wollte sie ihre Stimme hören. Noch eigentlicher hatte sie sich darauf gefreut, sie heute Abend noch zu sehen.
Hanna beobachtete ihre Freundin und schlug ihr schließlich mit dem Geschirrtuch auf den Arm.
"Jetzt geh sie schon anrufen."
Ava lächelte schief. War sie so offensichtlich? Anscheinend ja, wenn sie das amüsierte Funkeln in Hannas Augen sah. "Hau ab."
Die Blondine drückte kurz Hannas Arm und machte sich auf den Weg in ihr Zimmer. Dort angekommen, setzte sie sich auf ihr Bett und atmete tief durch. Dann nahm sie ihr Telefon und drückte auf Chiaras Kontakt um sie anzurufen. Erst nach dem 5. Klingeln nahm Chiara ab.
"Hi."
Ava hielt einen Moment den Atem an. Chiara hatte sich noch nie so klein angehört.
"Hey"
Eine Pause entstand bevor Ava ansetzte "Chiara, das Gespräch mit Leyla..."
Ihre Freundin unterbrach sie hastig "Es tut mir leid, Ava. Ich dachte wirklich, wenn ich es ihr erkläre, dann hört sie mir zu, aber..." Ava konnte die Hilflosigkeit in Chiaras Stimme hören und fragte leise: "Ist es okay, wenn ich zu dir komme?"
"Brauchst du nicht. Es ist schon spät und ich bin müde..." Trotz Chiaras Worten war die Sehnsucht in ihrem Tonfall nicht zu überhören und Ava musste lächeln.
"Gib mir eine halbe Stunde. Ich zieh mich kurz um und dann komme ich. Wäre vielleicht ganz gut, wenn du mich reinlassen könntest?"
"Okay" sagte Chiara und Ava meinte ein erleichtertes Ausatmen hören zu können. "Schreib mir 'ne kurze Nachricht, wenn du da bist."
Zwanzig Minuten später erreichte Ava die Steinkamp-Villa. Sie hatte lediglich eine Jeans und eins ihrer Lieblings-T-Shirts angezogen und war dann losgelaufen. Nicht nur der Wunsch Chiara zu sehen, zu berühren, hatte sie schneller laufen lassen. Sie hatte auch das untrügerische Gefühl, dass ihre Freundin sie heute Nacht brauchen würde. Ihre Freundin. Ein schüchternes aber glückliches Lächeln überzog Avas Gesicht. Es war noch ungewohnt und neu, Chiara so zu bezeichnen – nicht nur vor den anderen sondern auch in ihrem eigenen Kopf. In den Wochen. In denen sie heimlich zusammen gewesen waren, hatte sie es nicht gewagt, auch nur in die Richtung zu denken. Zu sehr hatte die Angst sie im Griff gehabt: erst die Angst aufzufliegen und nachdem Deniz und Frau Steinkamp klargemacht hatten, dass sie von ihrer Beziehung wussten, war es die Angst gewesen, als unprofessionell abgestempelt zu werden.
Ava blieb vor der Villa stehen und zog ihr Handy aus der Hosentasche. Doch bevor sie die Nachricht schreiben konnte, öffnete sich die Eingangstür und Chiara trat heraus in die Dämmerung. Sie trug einen Jogginanzug, den Ava noch nie an ihr gesehen hatte. Sie wirkte um Jahre jünger und Ava wollte sie am liebsten einfach in ihre Arme nehmen.
"Hey" Chiaras Stimme war rau. "Ich hab dich oben vom Fenster aus gesehen."
Ava streckte die Hand nach ihr aus und Chiara ergriff sie. Fragend schaute die Blondine ihrer Freundin ins Gesicht. "Willst du hochgehen?" Chiara schüttelte den Kopf.
"Meinst du, wir können ein bisschen spazieren gehen? Ich glaub, ich brauch frische Luft."
Ava zuckte mit den Schultern. "Klar. Gehen wir, aber ich sag dir schon mal, ich hab Angst vor Fledermäusen." Wie geplant entlockte das Chiara ein spöttisches Lächeln.
"Fledermäuse, hm? Wo sollen denn hier Fledermäuse herkommen?"
"Was weiß ich denn, was in diesen alten Gemäuern so alles lebt? Fledermäuse, Gespenster, Poltergeister..."
Lachend hielt Chiara ihr den Mund zu.
"Schon gut, schon gut, du kleiner Angsthase. Wir gehen einfach nur in den Park und setzen uns dort ganz brav auf eine Bank. Keine Fledermäuse, keine Gespenster, keine Poltergeister."
Als die Brünette ihre Hand von Avas Mund nahm, grinste die sie frech an.
"Klein? Da redet die Richtige."
Kopfschüttelnd und lachend zugleich zog Chiara Ava hinunter in den Park bis sie die Bank erreichten und sich setzten.
Ava legte ihren Arm auf die Banklehne und als Chiara sich an sie kuschelte, fand ihr Arm den Weg um ihre Schultern. Zufrieden genossen sie die Nähe der anderen bis Chiara leise sagte:
"Was für ein scheiß Abschluss eines ansonsten wunderbaren Tages."
Als Chiara sah wie Ava die Augenbrauen hochzog, fing sie an zu stammeln:
"N...ein, nein, nein, ich meine nicht dich."
Ava lachte, zog Chiara noch ein Stück näher und küsste sie auf ihr Haar.
"Ich weiß, alles gut, alles gut."
Chiara drehte ihren Kopf in Avas Körper und atmete tief ein.
"Hmmmmm, du riechst gut."
Für ein paar Minuten saßen sie miteinander schweigend auf der Bank bis Ava leise fragte:
"Was hat Leyla gesagt?"
Seufzend richtete Chiara sich auf und rückte ein wenig von Ava ab, um sie ansehen zu können.
"Das ganze lief von Anfang an schief. Sie wusste schon von ihrer Cousine, dass wir 'was miteinander haben'." Mit den Händen zeichnete sie die Anführungszeichen in die Luft. Verständnislos blickte Ava sie an. "Leylas Cousine? Aber wie...???"
Chiara blickte zu Boden. "Sie hat uns in der Eishalle gesehen, anscheinend war sie dort kurz bevor Patricia kam." Ava brauchte ein paar Sekunden, um die Geschehnisse in der Eishalle zu rekonstruieren.
"Du meinst, sie hat uns beim Küssen gesehen."
"Yep."
"Und dann hat sie es Leyla erzählt."
"Yep."
"Scheiße."
"Yep. Und sie war stinksauer, weil 'sie es als Letzte erfahren hat'."
"Aber ich meine, du hast ihr doch sicher erklärt, dass wir erst seit ein paar Tagen so richtig zusammen sind."
"Natürlich hab ich das, aber ich hatte das Gefühl, dass sie mir gar nicht richtig zuhört. Sie hat die ganze Zeit nur davon geredet, dass du mich bevorzugen wirst und dass unsere Beziehung ihre Karriere gefährdet."
Ava stand von der Bank auf und blickte Chiara ins Gesicht.
"Das werd' ich nicht, das weißt du, oder?"
Chiara sah sie an und zog ihre Freundin zurück auf die Bank.
"Selbstverständlich weiß ich das und ich hab auch versucht ihr das klarzumachen. Aber sie glaubt mir nicht. Sie denkt halt, dass mein Ehrgeiz dafür sorgen wird, dass ich mir durch dich einen Vorteil ihr gegenüber verschaffe."
Beim letzten Satz wurde Chiaras Stimme leicht brüchig und sie sah zur Seite damit Ava nicht sah, dass sich ihre Augen mit Tränen gefüllt hatten. Immer noch zur Seite gewandt flüsterte sie:
"Ich weiß, dass Leyla und ich keine engen Freundinnen sind. Wir sind halt Konkurrenten im gleichen Kader, aber ich hab wirklich gehofft, dass sie sich ein bisschen für mich, für uns freuen kann."
Ava legte ihre Hand an Chiaras Wange und drehte sie wieder zu sich herum. Dann umschloss sie mit beiden Händen das Gesicht ihrer Freundin und küsste sie sanft. Für einige Sekunden waren sie ineinander versunken, dann löste sich Ava wieder von ihr, fuhr aber fort, ihr mit einer Hand über die Wange zu streicheln.
"Es tut mir leid, Chiara, wirklich. Ich hätte dir gewünscht, dass Leyla besser reagiert. Ich rede mit ihr, okay? Ich werd' ihr klarmachen, dass sie nichts zu befürchten hat. Und irgendwann wird sie sich für dich freuen, da bin ich sicher."
Chiara nickte und schmiegte sich in Avas Arme. So saßen sie noch ein paar Minuten auf der Bank bis es Ava fröstelte. Vielleicht war das T-Shirt doch ein bisschen zu dünn. Chiara lachte ein wenig, stand dann auf und zog Ava nach oben bis sie dicht vor ihr stand.
"Komm, wir gehen rein. Ich glaub, ich hab eine Idee, wie wir dich aufgewärmt bekommen."
Langsam fuhr sie mit ihrem Daumen über Avas Unterlippe und sah wie die Augen ihrer Freundin dunkel wurden und sie den Atem anhielt. Oh ja, frieren würden sie heute Nacht sicher nicht.
The End.
_________________ These two gorgeous, messed up, totally compelling characters are simultaneously falling in love and breaking each other's hearts (and their own). And I can't get enough of it! L-Chat
|