Teil 15
Carla griff zum Handy und wählte die Nummer von Lars. Sie telefonierten fast eine halbe Stunde und als Carla aufgelegt hatte, wartete Stella bereits mit frischen Brötchen auf sie.
„Du warst beim Bäcker? Aber Dein Fuß…“
„Carla, meinem Fuß geht es schon viel viel besser!“
„Na wenn das so ist, solltest Du heute doch vielleicht wieder Arbeiten gehen.“ sagte Carla gespielt Ernst. Stella traf der Vorschlag Carlas wie ein Schlag:
„Na gut, ja, es ist sicher viel liegen geblieben“
„Stella!!! Das war ein Scherz. Ich habe heute was anderes mit Dir vor“ sie lächelte wissend.
Stella war es etwas unangenehm, dass sie auf Carlas Spielchen herein gefallen war, aber sie war einfach zu nervös. Was hatte Carla nur vor?
Nach einem ausgiebigen Frühstück hatte Carla es sehr eilig weg zu kommen, es war imemrhin schon 13 Uhr und sie musste noch einiges vorbereiten. Stella blieb gespannt und voller Fragen in ihrer Wohnung zurück. Carla hatte gar nicht gesagt, wann sie wiederkam. Und was hatte sie denn nur vor? Was sollte sie anziehen? Fragen über Fragen…
Carla fuhr bester Laune zurück zum Schloss. Sie war aufgeregt, ob sie alles in so kurzer Zeit schaffen würde. Sie wollte Stella mit einer exklusiven Führung in der Sternwarte überraschen. Sie kannte den Besitzer und war zuversichtlich, dass er ihr diesen Gefallen für eine gute Freundin tun würde. Eine gute Freundin. Ja, das war sie doch oder? Eine gute Freundin mit Hang zur Romantik. Carla, wem willst du hier etwas vormachen? Weiter kam sie mit ihren Gedanken nicht, da sie einen Anruf bekam. Carla gelang es spielend Christian zu überreden, ihr die Warte für den kommenden Abend inklusive einer kleinen Führung zu überlassen und er verriet ihr sogar noch, dass die Wahrscheinlichkeit für Sternschnuppen in dieser Nacht besonders groß war. Sie verabredeten sich für 19 Uhr. Anschließend bat sie Frau Linse, einen großen Picknickkorb zusammen zu stellen und packte selbst Decken und Kissen zusammen. Danach sprang sie unter die Dusche und stand anschließend ratlos vor ihrem Kleiderschrank als es an die Tür klopfte.
„Herein“
Elisabeth trat vorsichtig in Carlas Suite.
„Carla, da bist Du ja, wo warst Du denn heute Nacht? In der Holding hat man Dich auch vermisst.“
„Ich, also, ich war bei Stella und es wurde sehr spät, wir hatten auch was getrunken und dann habe ich dort übernachtet. Heute Morgen habe ich mir dann den Tag frei genommen, ich habe aber vorhin Bescheid gegeben.“
„Sehr vernünftig“ Elisabeth lächelte wissend.
„Nein, nicht so wie Du denkst - “
„Carla, ich denke überhaupt nichts – es ist doch schön, dass ihr beide euch versteht. Was hast Du noch vor heute?“
„Ich wollte mit Stella noch etwas Essen gehen“
„Na dann viel Spaß, geht es ihr denn besser?“
„Ja, die Schmerzen sind wohl weg.“
„Sehr gut, dann einen schönen Abend Euch und wir sehen uns dann…“
„Danke, Dir auch Elisabeth“ Carla ignorierte die letzte Frage ihrer Stiefmutter. Nachdem sie wieder alleine in der Suite war setzte sie sich aufs Bett. Es wurde endlich Zeit, Farbe zu bekennen. „Ich liebe sie“ sagte Carla laut vor sich hin. Sie erschrak über ihre eigene Offenheit und fühlte sich gleichsam erlöst, dass sie diesen Gedanken endlich zuließ. Aber was war mit Stella? Sie war sich nicht sicher wie sie empfand und sie wollte die gerade entstehende Freundschaft nicht gefährden. Auf jeden Fall mussten sie sich Zeit nehmen. Und dann war da ja auch noch Sophia. Klar, Stella war süß mit der Kleinen, aber ob sie sich überhaupt vorstellen konnte, selbst Kinder zu haben?
Carla wusste, dass sie es langsam angehen musste, um eine Chance zu haben. Aber sie musste versuchen, sich möglichst bald über Stellas Gefühle klar zu werden. Der heutige Abend war auch jeden Fall eine Gelegenheit dazu. Mit diesem Gedanken wendete sich wieder der Kleiderfrage zu. Es sollte schon etwas besonderes sein, aber zu sexy durfte es eben auch nicht werden. Carla entschied sich nach einer halben Stunde für eine bessere Jeans, grüne Bluse und eine neckische weiße Strickjacke. Nachdem sie den Picknickkorb und eine Flasche Wein zu den Decken ins Auto verfrachtet hatte, machte sie sich auf den Weg zu Stella.
Diese stand genauso ratlos vor ihrem Kleiderschrank wie Carla. Was sollte sie nur anziehen. Sie wollte auf keinen Fall underdressed sein, Carla war schließlich immer perfekt angezogen und dem wollte sie in nichts nachstehen. Sie entschied sich schließlich für eine weiße Jeans und eine dunkelblaue Bluse. Sie sah auf die Uhr. Mittlerweile war es 17 Uhr und keine Nachricht von Carla, dafür aber von Miriam.
„Stella, es tut mir leid, bitte, lass uns reden. Meine Nummer hast Du. Ich warte auf Deinen Anruf.“
Stella drückte auf Antworten:
„Miriam, es ist aus. Ich liebe Dich nicht. Ich wünsche Dir von Herzen alles Gute, aber bitte, sieh das ein. Wir hatten eine Affäre – da waren wir uns doch einig.“
Zwei Minuten später kam die Antwort:
„Ich dachte, du empfindest vielleicht mehr für mich…“
Stella antwortete:
„Es tut mir leid, aber mein Herz gehört einer anderen. Mach’s gut. S.“
Daraufhin blieb das Handy stumm. Stella blickte aus dem Fenster. Mein Herz gehört einer anderen – das war nicht gelogen. Aber meine Gefühle sind aussichtslos. So schön die Tage mit Carla auch waren, ich glaube nicht, dass sie genauso für mich empfindet. Stella setzte sich auf die Couch und mahnte sich selbst, den schönen Abend nicht mit solch trübseligen Gedanken zu vermasseln. Wenn sie und Carla gute Freunde werden könnten, dann wäre das doch schon eine ganze Menge.
Um kurz nach 6 kam Carla bei Stella an. Sie klingelte und strahlte Stella, die umgehend die Tür öffnete, an: „Entschuldige, es hat etwas länger gedauert. Bist Du fertig?“
„Fertig wofür?“
„Das wird noch nicht verraten, nur so viel: heute nehmen wir uns die Zeit die Aussicht zu genießen!“
Stella war verwirrt, aber sie vertraute Carla. Sie vertraute ihr wie keinem anderen.
„Na gut, dann mal los“
Carla hakte Stella unter, damit sie den Fuß nicht zu sehr belastete. Dass Stella schon längst keine Probleme mehr beim Laufen hatte behielt sie für sich. Zu sehr genoss sie Carlas Fürsorge und so ließ sie sich auch von ihr ins Auto helfen.
Carla startete den Motor und die beiden machten sich auf die knapp einstündige Fahrt.
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