Teil 28
Der nächste Morgen kam für beide viel zu schnell und sie mussten sich regelrecht aus dem Bett quälen. Sie verabredeten sich für den Abend bei Carla, damit sie wenigstens eine Motivation hatten den Tag zu überstehen. Stella fuhr aufs Schloss und Carla direkt in die Holding, wo sie eine böse Überraschung erwartete. Sie erfuhr von ihrer Sekretärin, dass ein langjähriger Kunde des Aktionshauses abspringen wollte. Nach mehreren Telefonaten konnte Carla nur aushandeln, dass es zu einem persönlichen Treffen kommen sollte, auf dem die weitere Vorgehensweise besprochen werden würde. Zu diesem Zwecke musste Carla noch am gleichen Tag nach Prag fliegen. Sie hatte überhaupt keine Lust einmal wegen Stella und dann natürlich auch wegen Sophia, schließlich war sie gerade erst wieder nach Hause gekommen. Carla versuchte Stella auf dem Handy zu erreichen, aber diese hatte es mal wieder im Büro liegen. Als sie auf dem Schloss ankam um ihren Koffer zu packen hatte Stella gerade einen Außentermin.
„Super, jetzt kann ich ihr nicht mal einen Abschiedskuss geben.“ dachte Carla. Sie legte Stella einen Zettel mit einer roten Rose auf den Schreibtisch.
„Mein Stern, ich muss dringend nach Prag einen Geschäftspartner treffen. Sein Aussteigen muss unbedingt verhindert werden und ich weiß nicht, was vorgefallen ist, dass er nicht mehr mit der Holding zusammenarbeiten will. Es tut mir unendlich leid, dass ich mich nicht mehr persönlich verabschieden kann, aber ich drücke Dich ganz fest und küsse Dich tausend Mal. Ich rufe heute Abend an, sobald ich angekommen bin. Deine Carla“
Traurig und nervös ob des Bevorstehenden Treffens nahm sich Carla ein Taxi zum Flughafen.
Stella kam erst spät von ihren Besorgungen zurück und zuerst grinste sie, als sie die Rose auf ihrem Schreibtisch sah – konnte sie doch nur von der einen Frau sein, um die sich ihre Gedanken den ganzen Tag kreisten. Nachdem sie allerdings den Brief gelesen hatte, wurde ihr schwer ums Herz. Sie packte langsam ihre Sachen zusammen. Jetzt hatte sie es nicht mehr eilig aus dem Büro zu kommen, da nun Zuhause nur ein leeres Bett auf sie warten würde.
„So ist das nun mal, wenn man mit einer erfolgreichen Geschäftsfrau zusammen ist“ ermahnte sie sich selbst. In ihrer Wohnung angekommen setzte sich Stella an ihren Laptop und legte ihr Handy direkt neben sich. Sie wollte Carlas Anruf auf keinen Fall verpassen. Nachdem sie Ihre Emails abgerufen hatte fand sie sich selbst dabei wieder, wie sie Marens Hotel googelte. Sie sah sie die Homepage an und dachte immer wieder an Marens Angebot. Das Klingeln des Telefons riss sie aus ihren Träumen.
„Hallo Carla?“
„Hallo mein Schatz! Es tut mir soso leid!“
„Du kannst ja nichts dafür! Was war denn los?“
„Ach Ansgar dieser Idiot hat ein Schreiben an den Kunden geschickt was wirklich unterirdisch war. Dieser ist völlig ausgerastet und ich muss das jetzt gerade biegen. Einen weiteren Affront dürfen wir uns auf keinen Fall leisten und so wie es aussieht, werde ich auch den Rest der Woche in Prag verbringen müssen.“
„Hmmm“ Stella seufzte.
„Ich weiß. Ich vermisse dich auch jetzt schon viel zu sehr. Und auch für Sophia finde ich es wirklich blöd, sie ist ja erst nach Hause gekommen und jetzt bin ich schon wieder weg..:“
„Schatz wenn das o.k. für Dich ist, könnte ich etwas mit ihr unternehmen. Nicht dass ich Dich ersetzen könnte, aber..“
„ Stella, ich würde mich unglaublich darüber freuen! Für mich ist die Kleine bei Dir in den besten Händen. Ich liebe Dich!“
„Danke!“
„Ich danke Dir. Was machst Du so?“
„Dich vermissen?“
„Ohh, und was noch?“
„Ich sitze am Pc, nichts besonderes.“
„Gut Süße, ich muss leider wieder, kann ich Dich morgen früh wieder anrufen?“
„Du musst!“
„Ich küss Dich!“
„Ich Dich auch! Bis bald!“
Sie legten auf. Stella versuchte es sich in ihrem Bett bequem zu machen, aber es wollte ihr nicht gelingen, es fehlte etwas ganz entscheidendes. Carla erging es in ihrem Hotelbett nicht anders. Sie rief auf ihrem Handy das Foto auf, dass sie von Stella und Sophia im Tierpark aufgenommen hatte und betrachtete es, bis sie schließlich einschlief.
Die nächsten Tage zogen sich für beide wie Kaugummi. Stella verbrachte zwei Nachmittage mit Sophia und fühlte sich pudelwohl. Die Kleine gab ihr das Gefühl, das wenigstens ein Stück von Carla bei ihr war. Sie verliebte sich immer mehr in die Kleine und sah auch abends immer noch mal an ihrem Bettchen vorbei, um ihr noch eine Geschichte und einen Gute Nacht Kuss zu geben. Elisabeth beobachtete den Umgang Stellas mit Sophia freudig und sie gab Stella immer wieder zu verstehen, wie sehr sie ihre Beziehung zu Carla unterstützte. Stella fieberte jeden Morgen und Abend den Telefonaten mit Carla entgegen. Manchmal schafften sie es auch mittags und zwischendrin gab es hier und da noch eine sms. Gegen ende der Woche konnte Carla absehen. dass sie am nächsten Montag wieder nach Düsseldorf kommen würde. Stella freute sich unendlich. An ihrem freien Samstagnachmittag schlenderte sie erneut mit Sophia durch den Park. Sophia merkte man auch mehr und mehr die Traurigkeit an, sie vermisste Carla ebenso sehr wie Stella.
„Stella, wann kommt die Mama?“
„Bald mein Schatz, bald. Noch zweimal schlafen.“
„Ich will jetzt die Mama!“
„Ich doch auch, aber wir müssen beide tapfer sein, ok?“
„Ok. Aber dann geht die Mama nie mehr weg?“
„Nein, dann bleibt die Mama bei dir!“
„Stella auch hier bleiben. Nicht weg gehen!“
Stella sah Sophia an. Wie sehr wünschte sie sich ein normales Familienleben mit Carla und der Kleinen. Aber war das wirklich möglich? Sie waren noch nicht lang zusammen, aber das war nun wirklich kein Grund, ihre Gefühle waren mehr als stark genug. Dennoch hatte Stella Zweifel, weshalb sie auch Carlas Angebot des Zusammenziehens erst einmal ausgeschlagen hatte. Ob sie jetzt enttäuscht war? Aber als ihre Angestellte konnte sie doch nicht auf dem Schloss wohnen und das würde sicher noch mehr böses Blut mit ihrem Bruder geben. Und dennoch: sie vermisste Carla so sehr, dass es ihr weh tat. Sie merkte, dass ihr Schlaf weniger erholsam war, wenn sie nicht da war. Sie spürte, dass sie außer bei den gemeinsamen Stunden mit Sophia nicht richtig glücklich war. Und sie sehnte sich nach ihren Umarmungen, Küssen…
„Stella, wovor hast Du Angst? Carla ist die Frau Deines Lebens und dieses Glück musst Du verdammt noch mal festhalten.“
Stella kehrte aus ihren Gedanken zurück und sah Sophia an.
„Meine Kleine, ich geh nicht mehr weg, ich bin immer für mich da und Du kannst immer zu mir kommen, ok?“
„Ja, Stella auch bleiben!“
Sie nahm Sophia auf den Arm, gab ihr einen Kuss und knuddelte sie.
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