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BeitragVerfasst: 02.10.2015, 10:32 
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Teil 376:

Auch nachdem sie Rebecca und Marlene von den Geschehnissen berichtet hatte, war Marie noch immer aufgewühlt und nicht bereit Verständnis für das Verhalten von Sebastian aufzubringen, dessen Verrat sie tief getroffen hatte. Die junge Gräfin versuchte trotzdem ein gutes Wort für ihren Bruder einzulegen, denn sie konnte sich vorstellen, dass ihm die Entscheidung alles andere als leicht gefallen war „ich kann Dich ja verstehen, Marie, aber bitte sieh es nicht als Verrat an Dir und den Kindern...Sebastian liebt Euch genauso, wie er Emma lieb und er hat in diesem Moment wahrscheinlich aus der puren Angst heraus gehandelt. Du kennst doch seine Vorgeschichte, er hat bereits eine Tochter verloren...kannst Du es nicht wenigstens ein kleines bisschen verstehen? Du bist doch selbst Mutter“ wagte sie einen zaghaften Vorstoß, doch der Blick ihrer Freundin verriet, dass sie nicht empfänglich dafür war. Marie stand von ihrem Stuhl auf und blickte Rebecca direkt in die Augen „ganz genau, ich bin Mutter und deshalb kann ich auch nicht nachvollziehen, wie man so etwas tun kann, obwohl nicht mal ansatzweise feststand, dass er Emma verliert. Dieser Prozess hätte doch nie im Leben dazu geführt, dass diese Frau das alleinige Sorgerecht bekommt, allenfalls hätten sie es sich teilen und eine Besuchsregelung vereinbaren müssen, wenn überhaupt! Sebastian ist ein guter Vater, er hatte keinen Grund eine derartige Panik zu schieben, aber er hat sich mal wieder von Tanja verrückt machen lassen, und er ist mitten in ihre Falle gelaufen. Im Übrigen bist Du auch bald Mutter, Rebecca. Und jetzt sag mir bitte eines, wenn jemand zuerst Dein Kind entführt und Dich selbst beinahe umgebracht hätte, wie würdest Du es dann empfinden, wenn Marlene im Alleingang dafür sorgen würde, dass die Ermittlungen eingestellt werden, und die Person, die Dir das Leben seit Ewigkeiten zur Hölle macht, dadurch vielleicht ungestraft davon kommt? Willst Du mir wirklich weiß machen, dass Du es verstehen könntest? Hier geht es nicht um ein verdammtes Kavaliersdelikt, jemand hat meine Kinder entführt, sie hätten sterben können, genauso wie ich! Und dass Tanja überhaupt so eine Forderung stellt beweist doch nur, dass sie Dreck am Stecken hat, aber nicht mal das will Sebastian einsehen, oder besser gesagt redet er es sich schön, um sein Fehlverhalten zu rechtfertigen“ erklärte sie wütend, schnappte sich Jonas und Sophie und lief zu Tür, weil sie gehen wollte, doch Marlene hielt sie zurück „bleib bitte hier, so kannst Du nicht gehen, Du bist viel zu aufgewühlt. Wir sind nicht gegen Dich, Marie, das weißt Du und ich teile Deine Meinung...Sebastian hat sicher nicht mit böser Absicht so gehandelt, sondern weil er verzweifelt war, aber das macht sein Handeln nicht richtig und es entschuldigt auch nicht, dass er diese Entscheidung getroffen hat, ohne vorher mit Dir darüber zu reden.“ Sie tauschte einen kurzen Blick mit Rebecca, die ein wenig konsterniert wirkte, aber sie schien eingesehen zu haben, dass es im Moment nicht ratsam war, Partei für Sebastian zu ergreifen „was willst Du denn jetzt machen und wo willst Du mit den Kindern hin? Du kannst natürlich erst mal mit zu uns kommen, aber wir haben das Mietverhältnis bereits gekündigt und wir haben dem Vermieter zugesagt bis Ende des Monats raus zu sein. Am Wochenende wollten wir eigentlich schon wieder auf dem Schloss sein“ erklärte die Clubbesitzerin ruhig und auch Marie schien sich ein wenig gefangen zu haben „keine Ahnung, ich weiß es nicht...“ gab sie zu und setzte sich wieder hin. Rebecca ging zu den beiden und hatte offenbar eine Idee „vielleicht musst Du gar nicht vom Schloss ziehen, das ist schließlich auch Euer Zuhause“ setzte sie an, doch die Blondine schüttelte vehement den Kopf „vergiss es, ich kann nicht länger mit Sebastian dort zusammenleben, als sei alles in Ordnung. Wie stellst Du Dir das vor?“ Die Gräfin sah ihre Frau an und Marlene verstand, worauf Rebecca hinaus wollte „ich glaube, Rebecca redet von der Orangerie. Die ist weit genug weg vom Rest und wie eine kleine Wohnung eingerichtet. Da bist Du unabhängig und trotzdem in der Nähe, denn Du wirst auf kurz oder lang Hilfe brauchen mit den Zwillingen“ sagte sie und Rebecca pflichtete ihr bei „genau, das ist die beste Lösung für alle und außerdem ist die Orangerie wirklich schön. Marlene und ich haben uns dort lange Zeit sehr wohl gefühlt.“ Die beiden Frauen sahen Marie abwartend an, die noch immer mit sich kämpfte und nachdenklich ihre Kinder betrachtete „für die beiden wäre es vielleicht das Sicherste, schließlich läuft da draußen noch immer dieser Entführer herum“ überlegte sie laut und auch Tanja war eine Gefahr, die sie nach wie vor nicht einschätzen konnte. Nach einer Weile seufzte sie und nickte schließlich „also schön, versuchen wir es mit der Orangerie. Ihr werdet ja sonst doch keine Ruhe geben“ bemerkte sie leicht resigniert, aber sie war auch froh, denn das Wohl von Jonas und Sophie ging vor, da mussten ihre eigenen Befindlichkeiten hinten anstehen „das ist die richtige Entscheidung“ verkündete Rebecca erleichtert und ging in die Hocke, um ihre beiden Patenkinder zu betrachten „habt Ihr das gehört, Ihr süßen Knirpse?“ Marlene beobachtete unterdessen ihre Freundin, die tief traurig aussah und legte ihr tröstend eine Hand auf die Schulter. Marie schaute nicht zu ihr auf, aber sie ergriff ihre Hand und drückte sie leicht, was einem stummen Dankeschön gleichkam, denn wieder einmal waren ihre beiden Freundinnen da, als sie sie dringend brauchte.

Für Tanja dagegen lief es bestens, sie hatte es nicht nur geschafft die Polizei und Privatschnüffler endlich loszuwerden, die ihr bereits gefährlich nahe gekommen waren, sie hatte auch noch für ordentlich Zündstoff zwischen Sebastian und seiner Mätresse gesorgt. Sie konnte sich gut vorstellen, wie empört Marie auf die Neuigkeiten reagieren würde und wie sie innerlich tobte bei dem Gedanken daran, dass Tanja es immer wieder schaffte die richtigen Fäden zu ziehen, um am Ende das zu bekommen, was sie wollte. Allein diese Genugtuung war ein Fest für die Gräfin und dabei war das noch lange nicht alles, was sie im Köcher hatte. Sie würde nach und nach alle offenen Rechnungen begleichen, jeder einzelne würde sein Fett weg kriegen und der nächste auf der Liste war Juri Adam. Gerade eben hatte sie einen Anruf ihres „Ermittlers“ erhalten, der einmal mehr bewiesen hatte, dass er sein Geld wert war, denn er hatte in Rekordzeit herausgefunden, wer für den Mord an Juris Eltern verantwortlich war. Die Erkennungsmarke, die der Designer stets bei such trug war der Schlüssel gewesen und sie hatte zu einem Mann Namens Bruno Vukovic geführt. Tanja hatte zwar keine Ahnung wie Juri an die Marke des Mannes gekommen war, aber die Vermutung lag nahe, dass sie bei seiner toten Familie aufgefunden worden war. Leider hatte Tanja zur Kenntnis nehmen müssen, dass auch Bruno Vukovic nicht mehr unter den Lebenden weilte, doch glücklicherweise gab es noch einen Bruder, Ivan Vukovic, sowie einen Sohn, Sascha Vukovic, und beide erfreuten sich offenbar bester Gesundheit. Der Ermittler hatte bereits einiges über sie in Erfahrung gebracht und für Tanja stand schnell fest, dass sie bei dem Bruder ansetzen würde, der nicht nur einen Hang zur Kriminalität besaß, sondern praktischerweise in irgendeinem Loch saß, das man nur mit viel gutem Willen als Gefängnis bezeichnen konnte. Tanja hatte ihren Kontaktmann gebeten sich an die richtigen Stellen zu wenden und nach der Summe zu fragen, die sie aufbringen musste, um Ivan freizukaufen. Zum Glück ging es nicht überall so geregelt zu wie in Deutschland, in vielen Teilen der Erde war die sogenannte Justiz korrupter und gefährlicher als die Sträflinge selbst, was für einen bösen Menschen wie sie, der zudem über genügend Geld verfügte, ein wahrer Glücksfall war. Als ihr Handy sich bemerkbar machte, ging Tanja dran, bevor es überhaupt einmal geklingelt hatte „und, wie viel kostet es mich?“ kam sie direkt zur Sache und klopfte ungeduldig mit den Fingern auf ihren Tisch, während sie gespannt die Ohren spitzte. Nach ein paar Sekunden breitete sich ein teuflisches Lächeln auf ihrem Gesicht aus „einverstanden, leiten Sie alles notwendige in die Wege. Aber hinterlassen Sie ja keine Spuren und halten Sie mich über jeden Ihrer Schritte informiert, verstanden?“ wies sie ihn an „gut, ich höre dann wieder von Ihnen“ sagte sie und legte auf. Tanja erhob sich und lief zum Fenster, das Wetter war sehr beständig für April, aber bald schon würden dunkle Wolken über Teilen von Düsseldorf aufziehen und der Niederschlag, den sie mit sich bringen würden, würde beispiellos sein.

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Verfasst: 02.10.2015, 10:32 


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BeitragVerfasst: 02.10.2015, 10:34 
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Teil 377:

Helena war bestürzt als sie eine Nachricht von Karsten bekam und erfuhr, was zwischen den beiden Brüdern vorgefallen war. Es war ihre Schuld, sie hatte diese Eskalation zu verantworten, denn sie hätte es vielleicht verhindern können, wenn sie Karsten vorgewarnt hätte. Aber sie hatte einfach nicht daran gedacht, all ihre Gedanken drehten sich um Lukas und darum, dass sie ihn vielleicht für immer verloren hatte. Sie hatte nichts mehr von ihm gehört, er reagierte nicht auf ihre Nachrichten und natürlich ging er auch nicht ans Telefon. Helena sollte es eigentlich respektieren und akzeptieren, dass er im Moment nicht mit ihr sprechen wollte, doch nach den jüngsten Ereignissen fand sie erst recht keine Ruhe mehr und wollte unbedingt wissen, wie es ihm ging. Sie stand vor seiner Wohnungstür, ihr Herz klopfte bis zum Hals, doch sie fand schließlich den Mut anzuklopfen und tatsächlich wurde die Tür geöffnet. Lukas starrte sie aus geröteten Augen an, er sah fürchterlich aus und verloren, was ihr schlechtes Gewissen noch einmal intensivierte „können wir kurz reden?“ fragte sie unsicher, woraufhin er sich abwandte, aber die Tür ließ er auf, was Helena als Aufforderung deutete einzutreten. Lukas ging ins Schlafzimmer und als er zurück kam, hielt er eine Reisetasche in der Hand, die er ihr vor die Füße warf „ich habe Deine restlichen Sachen zusammengepackt. Es ist nichts mehr hier und wenn doch, dann schicke ich es Dir zu“ ließ er sie wissen. Die Gräfin nickte traurig, sie hatte nichts anderes erwartet, aber es tat trotzdem weh nicht den Hauch einer Chance zu haben „darf ich Dir trotzdem noch kurz etwas sagen?“ wollte sie wissen, worauf er nicht reagierte, aber da er auch keine Anstalten machte sie raus zu werfen, redete Helena einfach weiter „ich weiß, dass ich nie wieder gut machen kann, was ich Dir angetan habe, und dass Du jetzt auch noch Streit mit Deinem Bruder hast, tut mir schrecklich leid. Was da passiert ist, hätte niemals geschehen dürfen...aber Du musst wissen, dass ich niemals vorgehabt habe mich mit ihm einzulassen...Wir hatten es beide nicht vor, aber...“
Lukas machte eine ruckartige Bewegung „aber was? Es ist einfach so über Euch gekommen? Wolltest Du das sagen? Du kannst Dir Deine Lügen sparen, ich weiß bereits alles, was ich wissen muss. Karsten steht schon lange auf Dich, und wahrscheinlich hat er sich hinter meinem Rücken die größte Mühe gegeben Dich herum zu bekommen, indem er Dir seine ganze rührselige Geschichte erzählt hat. So war es doch, oder etwa nicht? Und plötzlich sahst selbst Du nicht mehr nur den Mann in ihm, der schuld am Tod Deines Bruders ist, obwohl Du mir gegenüber oft genug betont hast, dass Du wahrscheinlich niemals damit zurecht kommen wirst. Aber es hat immerhin gereicht, um mit ihm ins Bett zu gehen! Ich hoffe, Ihr habt damit alle Hindernisse überwunden und werdet glücklich zusammen“ erklärte er verächtlich, doch es klang vor allem tief verletzt und traurig. Helena stiegen Tränen in die Augen, obwohl sie versuchte sich zusammenzureißen, aber es hatte keinen Zweck „so war das nicht, auch wenn Du das vielleicht gerade nicht glauben kannst. Karsten hat nicht versucht mich herum zu kriegen und ich hätte auch niemals gedacht, dass ich in der Lage wäre mit ihm...mich auf ihn einzulassen. Ich würde Dir gerne erklären, warum ich es getan habe, aber die Wahrheit ist, dass ich es nicht weiß. Ich wollte es nicht, ich habe mich dagegen gewehrt und ich hasse mich dafür, dass es passiert ist...“ sagte sie, doch Lukas war nicht bereit ihr länger zuzuhören „hör auf damit, ich will nichts mehr davon hören! Ich glaube Dir kein Wort mehr, Helena, alles was Du mir in letzter Zeit weiß gemacht hast, war eine Lüge. Erst hast Du behauptet, dass ich den Typen nicht kenne, dann hast Du geschworen, dass es keine Bedeutung hatte und schließlich eröffnest Du mir, dass es sich dabei um meinen Bruder gehandelt hat! Und jetzt redest Du davon, dass Du Dich dagegen gewehrt hast, ja gegen was denn, wenn da doch angeblich keine Gefühle sind? Soll ich Dir mal was sagen, Du weißt einfach nicht was Du willst, das ist das Problem. Aber keine Sorge, jetzt musst Du Dich nicht länger quälen, denn nun bist Du frei und kannst direkt in seine Arme rennen!“ Damit schnappte er sich die Tasche, öffnete die Tür und warf sie nach draußen „geh jetzt bitte“ sagte er um Fassung bemüht. Helena folgte der Aufforderung, blieb aber noch einmal vor ihm stehen „ich will nichts von Karsten und ich werde ganz sicher nicht zu ihm gehen. Mir ist klar, dass Du im Moment Probleme hast an das zu glauben, was ich sage, aber dass ich Dich liebe war niemals gelogen, Lukas. Du bist der einzige mit dem ich zusammen sein will, und nur Dir gehört mein Herz. Ich wollte nur, dass Du das weißt...vielleicht kannst Du ja eines Tages wieder daran glauben und sehen, dass das zwischen uns etwas ganz Besonderes ist“ erklärte sie und blickte ihn hoffnungsvoll an. Lukas schluckte, auch ihm kamen die Tränen „es gibt kein UNS mehr“ stellte er traurig fest, schob sie sanft nach draußen und schloss die Tür.

Als Marie das No Limits verlassen hatte und gerade über die Straße gehen wollte, hielt eine schwarze Limousine vor ihr und stellte sich ihr regelrecht in den Weg. Ehe sie sich darüber wundern konnte, stand ein Mann hinter ihr, öffnete die Tür und forderte sie auf einzusteigen „was fällt Ihnen ein? Lassen Sie mich gefälligst los, oder ich schreie!“ fuhr sie ihn aufgebracht an, doch im nächsten Moment saß sie bereits im Inneren des Wagens und sah sich einer verhüllten Frau gegenüber sitzen „keine Angst, hier tut Ihnen niemand etwas. Ich möchte mich nur mit Ihnen unterhalten“ ließ die andere sie wissen, die Marie irgendwie bekannt vorkam. Die Blondine überlegte fieberhaft was sie tun sollte und war unendlich erleichtert, dass ihre Kinder noch bei Rebecca und Marlene waren „und was ist, wenn ich nicht mit Ihnen reden möchte? Abgehen davon finde ich es äußerst unhöflich sich nicht mal zu erkennen zu geben, wenn man schon zu solchen Methoden greift, NUR um sich zu unterhalten“ bemerkte sie wütend. Der Frau imponierte ihr mutiges Auftreten, weshalb sie der Bitte direkt nachkam „Sie haben Recht, und normalerweise halte ich mich auch an die Etikette, aber zur Zeit bin ich noch gezwungen mich ein wenig im Hintergrund aufzuhalten“ erklärte sie und nahm dann das Kopftuch, sowie die Sonnenbrille ab „SIE? Sie sind doch...“ Die Frau lächelte „Clarissa von Anstetten, richtig. Wir sind uns schon mal begegnet, damals, als ich noch bei LCL aktiv war“ sagte sie, doch Marie war trotzdem verwirrt „ich erinnere mich, aber soweit ich weiß hatten Sie doch einen Schlaganfall und einen ziemlich schweren Rückfall...jedenfalls ging das so durch die Presse“ erwiderte sie und konnte nicht glauben, wie gut die Frau aussah. Clarissa machte eine wegwerfende Handbewegung „ich habe schon Schlimmeres überwunden, da wird mich ein Schlaganfall nicht unterkriegen. Es war zwar verdammt hart, aber wenn man will, kann man alles schaffen“ stellte sie stolz fest, doch Marie interessierte das nur bedingt „das ist ja wirklich sehr schön für Sie, aber was genau wollen Sie denn jetzt von mir?“ Clarissa sah sie eindringlich ein „Sie wissen es noch nicht, aber wir beide haben eine große Gemeinsamkeit, oder besser gesagt, ein gemeinsames Problem. Und ich weiß außerdem, dass die Polizei mal wieder versagt hat, denn ich bin neulich zufällig Zeuge Ihres Gespräches mit diesem Kommissar geworden...“ klärte sie ihr Gegenüber auf „Sie sprechen von Tanja?“ schlussfolgerte Marie, die nicht wusste, was sie von der Ganzen Sache halten sollte. Clarissas Gesicht verfinsterte sich „Tanja von Lahnstein, geborene Wittkamp. Sie ist schlimmer als Satan persönlich, hartnäckiger als die Pest und sie ist eine mehrfache Mörderin. Es wird Zeit, dass jemand diese Frau zur Strecke bringt und deshalb müssen Sie mir alles erzählen, was zwischen Ihnen vorgefallen ist. Vielleicht können wir uns gegenseitig helfen. Wenn Tanja für das, was Sie Ihnen angetan hat verurteilt wird, wandert sie endlich in den Knast, wo sie schon lange hingehört. Und da wird sie vor die Hunde gehen, weil es das einzige ist, wovor sie wirklich Angst hat“ erklärte sie entschlossen und blickte der anderen fest in die Augen „und, was sagen Sie? Wollen Sie, dass dieser Alptraum endlich ein Ende hat? Dann schließen Sie sich mir an.“
Marie war mit jeder Sekunde, die Clarissa geredet hatte blasser geworden, und starrte sie mit einer Mischung aus Unglaube und Fassungslosigkeit an, während besonders ein Satz in ihrem Kopf wieder hallte und dafür sorgte, dass sich ihr Magen krampfhaft zusammenzog „Sie ist schlimmer als Satan persönlich, hartnäckiger als die Pest und sie ist eine mehrfache Mörderin.“

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BeitragVerfasst: 02.10.2015, 10:36 
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Teil 378:

Als Juliette das No Limits betrat, überkam sie eine leichte Wehmut, denn bis zuletzt hatte sie gehofft, dass Jacky es sich noch einmal anders überlegen und ihnen doch noch eine Chance geben würde, doch die hübsche Brünette war leider bei ihrem Standpunkt geblieben. Immerhin hatte sie einem Treffen zugestimmt, was jedoch nur ein schwacher Trost für das Model war „hey, da bist Du ja“ begrüßte Jacky die andere freundlich, denn sie wollte nicht länger mit ihr streiten „ja, ein bisschen zu früh, ich weiß...aber mein Termin war kürzer als angenommen“ erwiderte sie und ging zur Bar. Jacky stellte einen Kaffee vor ihr ab „geht auf mich“ erklärte sie lächelnd „danke...ist das Dein Abschiedsgeschenk? Einen gratis Kaffee für die nervige Ex-Affäre?“ bemerkte die dunkelhaarige Frau traurig. Jacky bedachte sie mit einem ernsten Blick „jetzt hör aber auf, Du weißt ganz genau, dass das so nicht gemeint war. Ich möchte einfach im Guten mit Dir auseinander gehen, ohne Groll, denn wir hatten immerhin auch eine sehr schöne Zeit. Ich habe sie wirklich gerne mit Dir verbracht, Juliette, Du bist ein unglaublich positiver Mensch, mit dem man viel Spaß haben kann. Lass es uns doch einfach in schöner Erinnerung behalten und wann immer Du wieder in Düsseldorf bist, kannst Du Dich gerne melden, falls Du jemanden suchen solltest, der mit Dir um die Häuser zieht“ bot sie versöhnlich an. Juliette nickte und musste lächeln, als sie an die vielen lustigen Stunden zurückdachte, die sie zusammen verbracht hatten „das stimmt, wir hatten wirklich eine tolle Zeit. Aber da ist eine Sache, die mir irgendwie keine Ruhe lässt und deshalb muss ich es einfach wissen...wenn ich nicht so blöd gewesen wäre zu Rebecca zu laufen und ihr von Deinen Gefühlen zu erzählen, hätten wir dann eine Chance gehabt? Als Paar?“ Sie fummelte nervös an ihrer Tasse herum und wartete angespannt auf eine Reaktion der anderen, die sich einen Moment Zeit nahm, bevor sie antwortete „nein, es hätte wahrscheinlich nichts geändert. Wir beide wollten am Ende einfach nicht das Gleiche und so etwas geht meistens nicht gut. Ich mag Dich sehr gern, aber es reicht eben leider nicht für mehr, was wirklich bedauerlich ist, weil Du echt ein heißer Feger bist“ bemerkte sie süffisant und endlich konnte auch Juliette wieder lachen „tja, selbst schuld, meine Liebe. Du hast ja keine Ahnung was Dir entgeht.“ Die Brünette grinste „doch, ich fürchte schon, aber damit muss ich wohl leben“ entgegnete sie, ging um die Bar herum zu der anderen und schloss sie in die Arme „ich wünsche Dir viel Glück und alles Gute. Und wer weiß, vielleicht komme ich Dich ja irgendwann mal in New York besuchen.“ Juliette erwiderte die Umarmung und gab der anderen einen sanften Kuss auf den Mund „das solltest Du unbedingt tun, New York ist eine großartige Stadt und meine Tür steht jederzeit offen“ erklärte sie lächelnd. Die beiden Frauen schauten sich einen Moment lang schweigend in die Augen „pass gut auf Dich auf“ sagte Jacky schließlich „mache ich immer“ erwiderte die Brünette leise und lief zum Ausgang, wo sie sich noch einmal umdrehte und ein letztes Mal lächelte, bevor sie durch die Tür verschwand.

Marlene und Rebecca hatten gerade das Grundstück von Königsbrunn erreicht, als Helena ohne ein Wort zu verlieren an ihnen vorbei lief „hey, was ist denn mit Dir los? Sind wir jetzt unsichtbar?“ rief die junge Gräfin ihrer Schwester nach, die sich daraufhin erschrocken umdrehte. Sie stammelte eine kurze Entschuldigung und ging dann schnellen Schrittes weiter „was war das denn? Irgendetwas stimmt da nicht“ bemerkte Rebecca an ihre Frau gewandt, die zustimmend nickte „geh ruhig zu ihr, ich nehme die Zwerge mit und schaue mir schon mal an, welche Räumlichkeiten Justus für uns vorgesehen hat“ erwiderte sie leicht skeptisch. Die Brünette überreichte ihr die Tragetasche mit ihrem Neffen und gab ihr einen Kuss „Du bist wohl immer noch misstrauisch, was? Keine Sorge, es wird Dir gefallen, das habe ich Dir schließlich versprochen und auf Justus ist ohnehin verlass. Der Westflügel wurde vor ein paar Jahren komplett saniert, bietet Unmengen an Platz und vor allem sind wir dort völlig ungestört“ ließ sie die andere wissen und grinste verschmitzt „ich schaue nur kurz nach Helena und komme dann gleich nach, okay?“ Marlene nickte erneut „okay. Soll ich Justus schon mal bitten die Orangerie herrichten zu lassen? Marie ist gerade so durch den Wind, dass sie sicher froh sein wird, wenn sie direkt dort einziehen kann“ schlug sie vor „ja, das denke ich auch, mach das ruhig. Bis gleich“ sagte sie und machte sich anschließend auf den Weg zu ihrer Schwester.

Marie war unterdessen wieder im No Limits angekommen und orderte mit blassem Gesicht ein Glas Wasser bei Jacky, obwohl sie in diesem Moment etwas Stärkeres hätte gebrauchen können „alles okay mit Dir? Du siehst ziemlich mitgenommen aus?“ erkundigte die junge Frau sich und reichte der anderen das Wasser. „Mitgenommen? Ach was, ich bin doch nicht mitgenommen. Wieso auch? In den letzten zwei Jahren bin ich nur mehrfach knapp dem Tode entkommen, mein Bruder hat sich umgebracht, der Vater meiner Kinder ist gestorben, Tanja macht mir das Leben zur Hölle, meine Kinder wurden entführt, mein Freund hat plötzlich Probleme mit meiner Vergangenheit und hat mal eben im Alleingang dafür gesorgt, dass die Ermittlungen im Falle der Entführung und des versuchten Mordes eingestellt wurden. Und dann taucht aus heiterem Himmel diese Clarissa auf und will sich mit mir im Kampf gegen Tanja verbünden, gleich nachdem sie mir gesteckt hat, dass die Frau angeblich eine mehrfache Mörderin ist! Bin ich deshalb mitgenommen? Nein, ich doch nicht, schließlich bin ich Kummer gewohnt, also was soll´s!“ schoss es Marie durch den Kopf, doch sie sprach es natürlich nicht aus „danke, es geht schon. Sind Rebecca und Marlene schon gegangen?“ erkundigte sie sich und trank das Glas in einem Zug aus. Jacky nickte „ja, sie sind mit den Kindern zum Schloss gefahren“ erwiderte sie und widmete sich einem Gast, der eine größere Bestellung bei ihr aufgab. Die Blondine atmete tief durch und beschloss ebenfalls nach Königsbrunn zu fahren, um ihre Sachen zu packen und über das nachzudenken, was Clarissa ihr heute mit auf den Weg gegeben hatte. „Wer bin ich eigentlich, dass ich über so etwas ernsthaft nachdenke? Was können wir schon gegen diese Schlange ausrichten? Und woher soll ich überhaupt wissen, dass ich dieser von Anstetten trauen kann?“ fragte sich die Blondine überfordert und verließ resigniert und mit leicht hängenden Schultern den Club.

Marlene staunte in der Zwischenzeit Bauklötze, als sie die Räumlichkeiten besichtigte, die schon ab dem kommenden Wochenende ihr neues Zuhause sein würden. Rebecca hatte in der Tat nicht zu viel versprochen, der Westflügel war wunderschön und die einzelnen Zimmer optimal aufgeteilt, so dass einem entspannten Familienleben nichts im Wege stehen würde „ist alles zu Ihrer Zufriedenheit, Gräfin?“ erkundigte Justus sich lächelnd, denn er hatte längst gemerkt, dass die Blondine mehr als angetan war. Marlene sah ihn zufrieden an „mehr als das, Justus, das hier ist wirklich perfekt“ sagte sie und gab ihm spontan ein Küsschen auf die Wange, woraufhin das Gesicht des Butlers eine leichte Röte anzunehmen schien „das...ähm, das freut mich sehr zu hören“ erwiderte er verlegen. „Da bin ich mal ein paar Minuten nicht in der Nähe und schon küsst Du einfach andere Männer“ bemerkte die Gräfin süffisant, die mit verschränkten Armen in der Tür stand und das Szenario beobachtet hatte. Justus Gesicht wurde noch ein bisschen roter „verzeihen Sie bitte, Gräfin Rebecca“ entschuldigte er sich sogleich, was die Brünette zum Lachen brachte „ach, Justus, das war doch nur ein Spaß. Außerdem können Sie sich ja schlecht wehren, wenn meine Frau Sie so überfällt. Glauben Sie mir, ich weiß, wie das ist“ scherzte sie und zwinkerte ihm zu. Justus atmete innerlich auf und war nun wieder ganz der kontrollierte Butler, während Marlene sich das Lachen verkneifen musste „ich lasse Sie dann jetzt alleine und kümmere mich um die Orangerie“ erklärte er und spazierte leicht beschwingt aus dem Raum. Die Blondine konnte nicht mehr an sich halten und lachte lauthals los „musst Du den armen Kerl so in Verlegenheit bringen? Das war echt fies“ ließ sie die andere wissen, die langsam auf sie zugelaufen kam „ich? Justus hatte doch schon rote Ohren, bevor ich etwas gesagt habe. Außerdem wollte ich damit gar nicht ihn in Verlegenheit bringen, sondern Dich“ säuselte sie und küsste gefühlvoll die Lippen ihrer Frau. Marlene legte die Arme um Rebeccas Hüften und sah ihr belustigt in die Augen, in Momenten wie diesen vergaß sie alle Probleme und war einfach nur glücklich und dankbar, dass sie einander hatten „und, was sagst Du? Ziehst Du mit uns hier ein, oder brauchen wir doch noch einen Plan B?“ wollte die Gräfin wissen und strich der anderen eine Strähne hinter das Ohr. Marlene lächelte „also erstens würde ich zur Not überall mit Euch einziehen und zweitens...finde ich es wundervoll, Du hast wirklich nicht zu viel versprochen“ erwiderte sie fröhlich „tue ich das etwa jemals? Dir zu viel versprechen?“ flötete Rebecca und blickte zu dem großen Bett, das in dem Raum stand „übrigens habe ich Justus gesagt, dass er das Bett erst mal stehen lassen soll. Das ist um einiges größer als unseres“ bemerkte sie verheißungsvoll. Marlene grinste „tatsächlich? Wenn das so ist...dann sollten wir es vielleicht besser mal testen. Vielleicht schaffst Du es ja diesmal mich in Verlegenheit zu bringen“ raunte sie und schob die andere vor sich her Richtung Bett. Die junge Gräfin knöpfte ihre Bluse auf „auf einen Versuch käme es an...“ sagte sie leise und gab Marlene einen innigen Kuss, bevor beide sich auf das große Bett sinken ließen, um es standesgemäß einzuweihen.

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BeitragVerfasst: 02.10.2015, 10:36 
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Teil 379: (Der Tag des Prozesses)

Er wartete angespannt darauf, dass sich endlich etwas tat, während sein Magen mit jeder Minute lauter zu Knurren schien, aber er traute sich nicht, seinen Posten zu verlassen, um etwas Essbares zu besorgen. Ihm war deutlich vor Augen geführt worden, was von ihm erwartet wurde und was passieren würde, wenn er versagte. Mehr als deutlich. Außerdem ging es um sehr viel Geld, so viel, dass er nie wieder Hunger würde leiden müssen. Er würde endlich das Leben führen können, von dem er immer geträumt hatte, doch dafür musste er genau das tun, was von ihm verlangt wurde. Zum Glück war er kein Mensch mit allzu großen Gewissensbissen, die konnte er sich auch gar nicht leisten, was es für ihn umso leichter machte. Es war ein Geschäft, ein schmutziges zwar, aber das kümmerte ihn nicht weiter, denn er kannte es nicht anders. Er war buchstäblich im Dreck aufgewachsen und jetzt, nach mehr als 45 Jahren bekam er die einmalige Chance sich für immer daraus zu befreien. Er schaute auf die Uhr und warf einen Blick hinüber zu dem Auto, in dem noch jemand saß, der offenbar am schnellen Geld interessiert war, aber vielleicht handelte es sich auch nur um einen Handlanger, der keine andere Wahl hatte. Wer wusste das schon. Blieb nur zu hoffen, dass es klappte und sie die Sache möglichst schnell hinter sich bringen konnten, damit der Plan am Ende auch aufging.

Als sie aus dem Gerichtsgebäude trat, war auch das letzte bisschen Sonne hinter der dichten Wolkendecke verschwunden und erste Tropfen vielen vom Himmel auf die Erde nieder. Einen kurzen Moment hielt die Gräfin inne, doch dann lief sie los, ohne auf die Stimmen zu hören, die nach ihr riefen und ohne sich noch einmal umzudrehen. Den ganzen Tag schon bekam sie kaum Luft, als würde eine Schlinge um ihrem Hals liegen und ihr das Atmen erschweren. Schmerzhafte Erinnerungen strömten auf sie ein und förderten Bilder zu Tage, die sie tief in sich vergraben hatte, doch nicht tief genug, wie sie seit heute wieder wusste. Die Worte des Richters, des befragten Arztes, ihres Bruders Sebastian und nicht zuletzt die Ausführungen von Karsten Berger, dem sie zum ersten Mal begegnet war, hallten noch immer in ihren Ohren. Sie konnte sie nicht länger ignorieren, genauso wenig wie die Tatsache, dass ihre Schwester offenbar ein Verhältnis mit dem Mann gehabt hatte, der gerade eben für das verurteilt worden war, was er ihrer Familie angetan hatte. Rebecca konnte noch immer nicht fassen, was sich vor wenigen Minuten in dem Gerichtsgebäude abgespielt hatte und wollte nur noch weit weg von allem. Also lief sie einfach weiter, so schnell es ihr möglich war und ignorierte den immer stärker werdenden Regen, der ihr ins Gesicht peitschte und ihr dadurch die Sicht nahm. „Wie konnte sie das nur tun? Ausgerechnet Helena, die am meisten unter Tristans Tod gelitten hat...Das kann doch nicht stimmen, das ist einfach nicht möglich!“ Immer wieder schossen ihr Fragen wie diese durch den Kopf, während sie an das letzte Gespräch mit ihrer Schwester zurück dachte „jetzt weiß ich auch, warum Du nicht mit mir darüber reden wolltest!“ Ohne ihr Tempo zu verringern steuerte sie auf die Straße zu, nicht ahnend, dass ganz in der Nähe jemand genau auf diesen Moment gewartet hatte, der kurzerhand den Motor startete und das Gaspedal durchdrückte...

Marlene hatte unterdessen Mühe auf ihren hohen Schuhen das Tempo zu halten und blieb einen Augenblick stehen, um sich zu orientieren. Sie war inzwischen klatsch nass und glaubte schon ihre Frau aus den Augen verloren zu haben, als sie Zeuge einer Szene wurde, die ihr Herz aussetzen ließ. Ein Schrei des Entsetzens entwich ihrer Kehle, bevor sie ihre Schuhe auszog und wie von Sinnen los rannte. Helena, Lukas und Marie, die ganz in der Nähe gestanden hatten, schauten sich erschrocken um und liefen der Blondine dann so schnell sie konnten hinterher.

Der Wagen raste mit quietschenden Reifen davon, ohne auch nur einem Moment angehalten zu haben und verschwand schon bald außer Sichtweite. Der Mann, dessen Gewicht zum Teil noch immer auf Rebecca ruhte, keuchte und rappelte sich mühsam auf „Sie? Haben verletzt?“ fragte er in gebrochenem Deutsch, bekam jedoch keine Antwort. Die junge Gräfin lag mit weit aufgerissenen Augen auf dem Boden, ihre Arme umklammerten schützend den rundlichen Bauch, während der Rest ihres Körpers ununterbrochen zitterte. Der Mann mit den kurzen, sehr dunklen Haaren versuchte erneut sie anzusprechen und wollte ihr gerade aufhelfen, als eine blonde Frau zu ihnen stieß und sich an ihm vorbei schob „Rebecca, um Himmels Willen! Ist Dir was passiert?“ rief sie aufgebracht und kniete sich auf den Boden. Sie tastete hektisch den Körper der anderen ab und nahm Rebeccas blasses Gesicht zwischen die Hände, das erschreckend kalt war „Schatz, bitte sag doch was. Tut Dir was weh? Hast Du irgendwo Schmerzen?“ erkundigte Marlene sich ängstlich und legte eine Hand auf den Bauch ihrer Frau, die diesen noch immer fest umschlungen hielt „ich hab es nicht kommen sehen...es war einfach da...wie aus dem Nichts...“ sagte die Gräfin, als hätte sie Marlenes Frage gar nicht gehört. Die Blondine bekam es mit der Angst zu tun „schon gut, es ist alles okay, hörst Du? Wir fahren jetzt ins Krankenhaus“ erklärte sie und musste die eigene Panik mit aller Macht unterdrücken, als die anderen sie endlich erreichten „ruft den Notarzt!“ schrie sie, was Marie auch umgehend tat, während Lukas seine Jacke auszog und sie Rebecca umlegte. Helena war wie gelähmt und unfähig irgendetwas zu unternehmen, weshalb Marie sie zur Seite nahm und versuchte sie zu beruhigen „es ist nicht Deine Schuld“ sagte sie leise, als könnte sie die Gedanken ihrer Freundin erahnen. Helena sah sie aus verweinten Augen an und ließ sich in ihre Arme sinken, während Marlene nicht wusste, was sie tun konnte, bis der Rettungswagen kam. Mit Lukas Hilfe gelang es ihr schließlich, Rebecca ein bisschen aufzurichten, sodass sie sich hinter ihre Frau setzen konnte, um sie zu stützen „gleich kommt Hilfe“ flüsterte sie ihr zu und legte vorsichtig ihre Arme um Rebeccas Bauch. Immer wieder versuchte sie mit der Gräfin zu reden, doch die Brünette reagierte nicht, sondern starrte nur stumm vor sich hin „sie steht wahrscheinlich unter Schock“ erklärte Lukas und begegnete den besorgten Augen von Marlene „aber ich kann keine äußeren Verletzungen feststellen, bis auf ein paar Kratzer...bestimmt kommt sie mit dem Schrecken davon“ sagte er in der Hoffnung, der anderen damit ein wenig von der Angst zu nehmen, die sie zweifelsohne haben musste. Marlene nickte zaghaft und wiegte Rebecca sanft in ihren Armen, als in der Ferne endlich die Sirenen des Rettungswagens erklangen. Lukas Blick wanderte zu dem fremden Mann, der noch immer bei ihnen stand und der ebenfalls leicht geschockt wirkte. Er stand auf und ging zu ihm „geht es Ihnen gut? Ich denke, Sie sollten ebenfalls mit ins Krankenhaus kommen, um sich untersuchen zu lassen“ merkte er an „ich nichts passiert...nur Schrammen“ erwiderte der andere, doch Lukas war anderer Meinung „das mag sein, aber trotzdem sollten wir lieber sicher gehen. Außerdem wird die Polizei sicher Ihre Aussage benötigen, schließlich haben wir es hier mit Fahrerfluch zu tun.“ Er sah den Mann abwartend an, der schließlich zustimmte „ich helfen gern“ erklärte er, woraufhin Lukas anerkennend nickte „das haben Sie bereits bewiesen, vielen Dank“ sagte er und schüttelte dem Fremden die Hand, während die Gräfin in den RTW geschoben und gemeinsam mit Marlene ins Krankenhaus gebracht wurde. „Wir fahren hinterher, mein Wagen steht gleich da drüben“ verkündete Marie „okay, ich gebe den anderen Bescheid“ ließ Lukas sie wissen und warf einen letzten Blick auf seine Ex-Freundin, die er in diesem Moment, trotz seiner Enttäuschung, gerne in den Arm genommen hätte.

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Teil 380:

Entgegen all seiner Erwartungen verließ Karsten Berger das Gericht an diesem Tag als freier Mann und konnte sich dennoch nicht darüber freuen. Sebastian von Lahnstein hatte alles daran gesetzt die höchstmögliche Strafe für ihn zu erlangen, doch das Gericht hatte sich schließlich gegen eine Haftstrafe ausgesprochen und den Unfallfahrer stattdessen zu einer dreijährigen Freiheitsstrafe verurteilt, die jedoch zur Bewährung ausgesetzt wurde. Außerdem war ihm für 18 Monate die Fahrerlaubnis entzogen worden, die nur durch eine erneute Prüfung nach Ablauf der Sperrfrist wiedererlangt werden konnte. Sein Anwalt war der Meinung, dass die Strafe ziemlich hart sei, denn Karstens Reue, sein freiwilliger Alkoholentzug und die Therapie, die er immer noch regelmäßig besuchte, hatten sich strafmildernd auf das Urteil ausgewirkt, welches aber trotz allem noch recht hoch ausgefallen war, was man wohl in der Tat auf die Nebenklage des Grafen Lahnstein zurückführen konnte. Sebastian war dennoch nicht zufrieden mit dem Strafmaß und konnte sich nur mit Mühe zurückhalten, als er Karsten vor dem Gerichtsgebäude begegnete „ich hoffe, dass Sie an jedem verdammten Tag, den Sie in Freiheit verbringen dürfen daran denken, was Sie meiner Familie angetan haben und dass die Kinder meines Bruders nur wegen Ihnen ohne ihren Vater aufwachsen müssen!“ machte er seinem Ärger Luft und bedachte den anderen mit finsterem Blick „und als wäre das alles nicht schon schlimm genug, wagen Sie es auch noch, sich ausgerechnet an meine Schwester heran zu machen! Ihnen ist wirklich gar nichts heilig, oder? Sie verdammter Drecksack!“ regte er sich weiter auf. Karsten ließ den Ausbruch über sich ergehen und versuchte erst gar nicht sich zu rechtfertigen, er wusste selbst am besten, dass keine Strafe der Welt wieder gut machen konnte, was er durch sein Handeln angerichtet hatte „ich werde für den Rest meines Lebens daran denken, das kann ich Ihnen versichern und ich werde mir selbst niemals verzeihen können“ erwiderte er aufgewühlt „haben Sie vielleicht schon etwas von Ihrer Schwester Rebecca gehört?“ erkundigte er sich besorgt, obwohl er sich denken konnte, dass der Graf ihm kaum Auskunft darüber erteilen würde. Wie zu erwarten reagierte Sebastian gereizt und deutete mahnend mit dem Finger auf Karsten „meine Familie geht Sie nichts an, verstanden?“ bemerkte er angespannt, als Lukas angerannt kam und vor ihnen stehen blieb „Rebecca ist im Krankenhaus…sie wurde beinahe von einem Auto angefahren…“ teilte er den Männern leicht atemlos mit.
Sebastian riss entsetzt die Augen auf „was heißt das? Ist sie verletzt worden? Und was ist mit dem Baby?“ wollte er leicht panisch wissen „ich weiß leider nichts Genaues…Rebecca stand unter Schock, aber äußerlich war außer ein paar Schrammen nichts zu erkennen. Marlene ist bei ihr und die anderen sind auch bereits auf dem Weg ins Krankenhaus“ klärte er Sebastian auf, dessen Blick sich erneut auf den älteren der beiden Berger Brüder richtete „wenn meiner Schwester oder dem Kind etwas passiert, dann mache ich Dich fertig, das schwöre ich Dir“ drohte er außer sich vor Wut und machte einen Schritt auf Karsten zu, doch Lukas ging dazwischen. Er sah den Grafen eindringlich an „lass es gut sein, Sebastian, das bringt nichts...Du wirst jetzt wo anders gebraucht. Fahr ins Krankenhaus zu Deiner Familie“ riet er dem Anwalt, der einen Moment zögerte, bevor er wortlos nickte und sich hektisch auf den Weg zu seinem Wagen machte. Nachdem Sebastian gegangen war, ging Karsten auf seinen Bruder zu und sah ihn unsicher an „ist das wirklich meine Schuld? Bin ich dafür auch verantwortlich?“ fragte er und fürchtete schon, dass Lukas ihm genau das sagen würde, doch dieser schüttelte den Kopf „Du trägst für vieles die Verantwortung, aber sicher nicht dafür. Was immer da gerade passiert ist...Du hattest genauso wenig Einfluss darauf, wie wir alle“ erklärte er mit gedämpfter Stimme. Karsten fiel ein Stein vom Herzen „danke“ sagte er und ging noch einen Schritt auf den anderen zu, doch Lukas hob abwehrend die Hand „es gibt nichts zu danken, das war nur eine Feststellung, schließlich waren Helena und ich genauso an dem Streit beteiligt...Ich bin zwar erleichtert, dass Du nicht ins Gefängnis musst, weil das sehr schrecklich für Anna und Paul gewesen wäre, aber zwischen uns beiden ändert das nichts“ ließ er sein Gegenüber unmissverständlich wissen. Karstens Augen verrieten seine Verzweiflung, er tat sich spürbar schwer damit diesen Umstand zu akzeptieren „ich weiß, wie sehr ich Dich enttäuscht habe und dass das eigentlich unverzeihlich ist...aber Du bist doch mein Bruder, Lukas. Wir sind immer noch eine Familie...Du und die Kinder, Ihr seid doch alles, was ich habe“ erklärte er niedergeschlagen „Du hast Recht, es ist unverzeihlich. Was Du getan hast, tut man seiner Familie nicht an. Ich habe Dir blind vertraut, Karsten, und Du hast einfach alles verraten. Ich habe keinen Bruder mehr“ entgegnete er traurig und wandte sich schnell ab, damit der andere die Tränen nicht sehen konnte, die sich in seinen Augen andeuteten. Und während Lukas eilig davon lief, blieb Karsten alleine zurück und wusste nicht, wie er ohne seinen Bruder weiter machen sollte.

Unterdessen saßen die drei Frauen noch immer im Wartebereich des Krankenhauses und warteten angespannt darauf, dass ein Arzt ihnen endlich Auskunft über den Zustand der jungen Gräfin gab. Besonders Marlene war die extreme Belastung anzumerken, die Blondine konnte keine zwei Sekunden lang still sitzen, lief unruhig den Gang rauf und runter und war das reinste Nervenbündel. Marie und Helena sahen sich schweigend an, sie hatten bereits versucht die andere zu beruhigen, jedoch ohne Erfolg, was wohl daran begründet lag, dass sie selbst ziemlich aufgewühlt waren. Ihre Hoffnungen lagen nun auf Ricardo, den Marlene in ihrer Verzweiflung angerufen und der versprochen hatte, dass er sich sofort auf den Weg ins Krankenhaus machen würde, um sich einen Überblick zu verschaffen. Als er nach einer gefühlten Ewigkeit durch die Tür der Notaufnahme kam, rannte Marlene direkt auf ihn zu und sah ihn aus ängstlichen Augen an „sie wird noch untersucht und im Moment kann ich da auch nicht stören“ erklärte er leise „aber Du musst doch wissen, was genau sie untersuchen. Sie ist schon ewig da drin, das muss doch was zu bedeuten haben!“ sagte sie aufgebracht. Ricardo legte seine Hand auf ihre Schulter und sprach leise weiter „natürlich, aber das ist ganz normal nach einem Sturz. Es muss ausgeschlossen werden, dass es zu einer vorzeitigen Plazentaablösung kommt...wahrscheinlich werden wir sie auch eine Nacht hier behalten müssen, um halbwegs sicher sein zu können, dass das nicht passiert“ erwiderte er ruhig, aber es löste trotzdem Entsetzen bei Marlene aus, die noch blasser wurde, als sie es ohnehin schon gewesen war „aber das bedeutet doch...wenn das passiert, dann hat das Baby keine Überlebenschance, oder? Mady ist doch noch viel zu klein...“ Der Arzt schüttelte den Kopf und bekräftigte seine Worte „das wäre der schlimmste Fall, aber noch besteht kein Grund zu dieser Annahme. Wir müssen die Untersuchung abwarten, aber nach allem was ich gehört habe, hatte Rebecca keine klassischen Symptome, die für eine Ablösung der Plazenta sprechen. Ich gehe jetzt wieder rein und sobald ich etwas weiß, gebe ich Euch Bescheid“ versicherte er ihr und ging dann zurück zu seinen Kollegen. Als Marlene sich umdrehte, stand Marie hinter ihr und blickte ihr fest in die Augen „denk nicht mal dran, die beiden schaffen das. Eurer Kleinen passiert schon nichts...die Gebärmutter und das Fruchtwasser sind wie eine Art Airbag für das Baby und geben ihm jede Menge Schutz. Denk nur an meinen Sturz damals, der war auch nicht ohne und trotzdem haben die Zwillinge ihn unbeschadet überstanden“ beruhigte sie ihre Freundin und schloss sie in die Arme. Marlene war dankbar für Maries Ruhe und spürte tatsächlich, wie ein kleiner Teil ihrer Angst nachließ „hoffentlich hast Du Recht“ flüsterte sie und ließ es zu, dass die andere sie zu einem der Stühle führte „jetzt setzt Du Dich erst mal einen Moment hin und trinkst ein Glas Wasser. Du bist weißer als die Wand“ erklärte die Blonde und ging zu dem Automaten, um etwas zu trinken zu holen.

Eine knappe Stunde später war es endlich soweit, Rebecca war auf eines der Krankenhauszimmer gebracht worden und durfte Besuch empfangen „ich weiß, dass Ihr alle darauf brennt sie zu sehen, aber bittet haltet es kurz. Das war alles sehr aufregend und anstrengend und die beiden brauchen jetzt vor allem Ruhe“ riet Ricardo den Anwesenden, zu denen auch Sebastian gehörte, der in der Zwischenzeit ebenfalls eingetroffen war. Als sie sich alle gemeinsam auf den Weg machen wollten, blieb Marlene plötzlich stehen und sah Helena kopfschüttelnd an „ich denke, es ist besser, wenn Du nicht mit rein gehst. Ricardo hat gesagt, dass Rebecca sich nicht mehr aufregen darf“ sagte sie leise, aber bestimmend. Sebastian sah seine Schwägerin an, sagte aber nichts und auch Marie hielt sich zurück, da sie nicht wusste, was in dieser Situation das Beste war „okay, wie Du meinst“ erklärte Helena, obwohl sie ihre Schwester gerne gesehen und sich bei ihr entschuldigt hätte, aber sie konnte sich schlecht über Marlenes Wunsch hinweg setzen, den sie sogar verstehen konnte. Sie fühlte sich mit verantwortlich für das was geschehen war und konnte nur hoffen, dass sie bald die Möglichkeit bekam mit Rebecca zu reden. Marie warf der Gräfin einen aufmunternden Blick zu „ich bleibe nicht lange...wartest Du hier? Dann fahren wir gemeinsam zurück zum Schloss“ schlug sie vor, und als Helena nickte, folgte sie den anderen beiden schließlich in das Zimmer der jungen Gräfin.

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Teil 381:

Nachdem Marie und Sebastian sich davon überzeugt hatten, dass es Rebecca den Umständen entsprechend gut ging, ließen sie die beiden Frauen allein, da die Gräfin müde war und noch ziemlich mitgenommen wirkte. Marlene stand gerade am Fenster und blickte gedankenverloren hinaus „Du bist ja noch da...“ stellte Rebecca erleichtert fest, die eben wieder aufgewacht war „natürlich, wo sollte ich denn sonst sein“ erwiderte Marlene, setzte sich auf den Stuhl und nahm die Hand der anderen. Die Gräfin warf einen Blick auf die Uhr „ich habe eine ganze Weile geschlafen...“ bemerkte sie leicht zerknirscht „ja, hast Du und das ist auch gut so. Du brauchst jetzt viel Ruhe, damit Ihr beide Euch von dem Schreck erholen könnt“ erklärte Marlene mit sanfter Stimme „wie fühlst Du Dich denn? Ist alles okay, oder tut Dir irgendetwas weh?“ Sie blickte die Brünette besorgt an, deren Gesicht ungewohnt blass war und wartete angespannt auf eine Antwort „ich weiß nicht...ganz gut, denke ich. Schmerzen hab ich jedenfalls keine, ich fühle mich nur etwas schlapp“ sagte sie „Du kannst also aufhören Dir Sorgen zu machen“ fügte sie leise hinzu und drückte Marlenes Hand. Diese schüttelte den Kopf „als ob ich das könnte...ich werde wahrscheinlich bis zur Geburt keine Ruhe mehr finden. Ist Dir eigentlich klar, wie knapp wir heute einer Katastrophe entkommen sind und was für ein unglaubliches Glück Du hattest, dass dieser Mann da war, um Dich zur Seite zu stoßen? Wenn das Auto Euch erfasst hätte...Ihr hättet beide keine Chance gehabt...“ erklärte sie mitgenommen und kämpfte mit den Tränen. Rebecca nickte „ich weiß...und ich kann gar nicht ausdrücken, wie dankbar ich ihm dafür bin. Dieser Wagen kam wie aus dem Nichts...die Straße war völlig frei und dann kam er plötzlich angeschossen! Ich wäre doch niemals über die Straße gegangen, wenn ich ihn gesehen hätte...auch wenn ich durch den Wind war, aber ich habe ihn wirklich nicht kommen sehen...“ erinnerte sie sich aufgewühlt und umfasste ihren Bauch „ich habe Madeleine schon wieder in Gefahr gebracht.“ Sie sah ihre Frau mit Tränen in den Augen an „ich bin keine gute Mutter, Marlene...ich wusste immer, dass ich nicht besonders geeignet für diese Aufgabe bin, aber wenn ich schon während der Schwangerschaft alles falsch mache, wie soll das dann erst werden, wenn die Kleine auf der Welt ist?“ fragte sie zutiefst verunsichert. Marlene legte ihre Hand auf Rebeccas Bauch und blickte sie eindringlich an „was redest Du denn da? Das heute war doch nicht Deine Schuld und als Du damals zusammengebrochen bist, wusstest Du ja nicht mal, dass Du schwanger bist. Also hör bitte auf Dir so etwas einzureden...unsere Situation ist nun mal nicht gerade einfach, da ist es doch völlig normal, dass man auch mal unsicher ist. Oder glaubst Du, mir geht das anders? Aber wichtig ist doch nur, dass wir uns Mühe geben und dass wir uns auf unseren kleinen Mini-Flipper freuen. Fehler werden wir noch viele machen, aber wir werden aus ihnen lernen und an dieser Aufgabe wachsen, gemeinsam. Und jetzt möchte ich, dass Du aufhörst Dich mit solchen Gedanken zu quälen, verstanden? Es war ein schwerer Tag, der Prozess und das Ganze drumherum...das war einfach zu viel für Dich. Aber jetzt ist es vorbei, Karsten Berger hat seine Strafe bekommen und wir müssen endlich nach vorne blicken und die Vergangenheit hinter uns lassen“ erklärte sie entschlossen und strich der anderen zärtlich über die Wange. Die junge Gräfin dachte über die Worte ihrer Frau nach und ließ sich einen Moment Zeit, ehe sie antwortete „vielleicht hast Du Recht, aber wie soll ich nach dem, was ich heute erfahren habe einfach damit abschließen? Ich kann immer noch nicht fassen, dass Helena sich auf diesen Karsten eingelassen hat...das ist so...wie konnte sie das machen? Und warum? Ich verstehe das einfach nicht...“ erwiderte sie aufgebracht „das kann ich Dir leider nicht beantworten und es spielt letztlich auch keine Rolle, denn es ist nicht Dein Problem, Rebecca. Mir ist schon klar, dass der Gedanke befremdlich für Dich ist, aber Du darfst Dir das nicht so zu Herzen nehmen, hörst Du? Was immer da gelaufen ist, scheint ohnehin vorbei zu sein und es ist es ganz sicher nicht wert, dass Du Dich deswegen aufregst“ appellierte sie an ihre schwangere Frau. Doch Rebecca war anzumerken, wie schwer sie sich damit tat „wenn das alles doch nur so leicht wäre...aber weißt Du, was mich am meisten enttäuscht? Als ich neulich zu Helena gegangen bin, um mit ihr zu reden, weil ich mir Sorgen gemacht habe, da hat sie mich lieber weggeschickt, anstatt mir endlich die Wahrheit zu sagen. Und jetzt hat sie nicht mal den Mut hier aufzutauchen...ich weiß wirklich nicht, was mich gerade wütender macht“ ließ sie die Blondine wissen, die daraufhin etwas konsterniert wirkte „ich glaube, ich muss da was richtig stellen...Helena war hier und wollte Dich sehen, aber ich habe sie gebeten zu gehen, weil ich Angst hatte, dass Dich das zu sehr aufregen könnte. Es tut mir leid, aber ich wollte einfach kein Risiko eingehen und wenn ich ehrlich sein soll, dann halte ich das auch immer noch für richtig. Du musst jetzt an Dich und an unser Baby denken, und an nichts anderes“ erklärte sie vorsichtig. Zu ihrer Erleichterung nahm Rebecca die Nachricht gut auf und schien sogar erleichtert zu sein „es ist wahrscheinlich besser so...eigentlich möchte ich im Moment auch gar nicht mit ihr reden“ gab sie zu und stieß angestrengt die Luft aus „alles was ich gerade möchte ist, diesen ganzen Mist endlich zu vergessen, und ich will hören, dass mit Mady alles gut geht und dass ich morgen wieder mit Dir nach Hause gehen darf. Wenn das passiert verspreche ich auch, mich die restlichen Monate bis zur Geburt an alles zu halten, was die Ärzte sagen...“ schwor sie einsichtig und war erneut den Tränen nah. Marlene setzte sich zu ihr aufs Bett und nahm sie in die Arme „es wird alles gut werden, ganz bestimmt“ flüsterte sie ihr ins Ohr „und letzteres hätte ich gerne schriftlich, nur zur Sicherheit, falls Du es mal wieder vergessen solltest“ wagte sie einen kleinen Scherz, um die andere etwas aufzumuntern. Tatsächlich bekam sie ein zaghaftes Lächeln geschenkt „legst Du Dich noch ein bisschen zu mir, bevor Du gehen musst?“ fragte Rebecca und hob die Decke an, damit die Blondine sich zu ihr gesellen konnte „ich bin so froh, dass Du da bist. Ohne Dich würde ich das alles gar nicht schaffen...ich liebe Dich.“ Marlene blickte ihr liebevoll in die Augen und gab der Gräfin einen sanften Kuss „ich liebe Dich auch, und ich werde immer da sein, ganz egal, was passiert“ versicherte sie und legte den Arm um ihre Liebste, nachdem diese sich umgedreht und auf die Seite gelegt hatte. Rebecca führte die Hand der anderen wieder zu ihrem Bauch, wo sie gemeinsam mit ihrer eigenen liegen blieb „glaubst Du, sie spürt, dass wir da sind und uns um sie sorgen?“ fragte sie leise „da bin ich mir sicher...und wahrscheinlich fragt sie sich jetzt schon, wie sie uns zwei Muttis ertragen soll, wenn sie Deinen Bauch erst mal verlassen hat“ erwiderte die Blondine grinsend, was die andere zum Lachen brachte. Nach einer Weile fing Marlene leise an zu summen, es war die Melodie des Liedes Schlaf, Kindlein, schlaf „vielleicht beruhigt sie das ja ein bisschen“ sagte sie und streichelte dabei sanft über den Bauch ihrer Frau „nicht nur sie“ erklärte Rebecca, bevor sie die Augen schloss, um sich ganz auf die Melodie und den beruhigenden Klang von Marlenes Stimme zu konzentrieren.

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BeitragVerfasst: 02.10.2015, 10:50 
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Teil 382:

Tanja drückte dem glatzköpfigen Mann ein Bündel Geldscheine in die Hand, welches dieser ohne nachzuzählen in seine Tasche steckte „das war verdammt knapp. Sie hätten die Frau fast über den Haufen gefahren, Sie Idiot!“ zischte sie und betrachtete ihn abfällig. Der Mann zuckte gleichgültig mit den Schultern „nicht mein Problem, wenn der Typ so spät reagiert. Engagieren Sie halt bessere Leute, wenn Sie nicht wollen, dass was schief geht. Aber die Kleine lebt doch noch, oder etwa nicht? Weshalb also die Aufregung?“ erwiderte er gelangweilt und handelte sich dafür einen vernichtenden Blick ein „sagen Sie mir gefälligst nicht, was ich zu tun habe, verstanden? Es geht um das ungeborene Kind, Sie Trottel! Es ist wichtig für meinen Plan und wegen Ihnen hätte sie es beinahe verloren. Geplant war, Rebecca zu erschrecken und Vukovic als Retter auftreten zu lassen, mehr nicht!“ Sie schüttelte den Kopf und deutete mit der Hand an, dass er verschwinden sollte „jedenfalls brauche ich Sie vorerst nicht mehr. Tauchen Sie irgendwo unter und lassen Sie sich ja nicht mehr hier blicken“ wies sie ihn zurecht und wartete, bis er verschwunden war. Tanja verdrehte genervt die Augen und schaute auf ihre Uhr, sie hatte noch ein weiteres Treffen vor sich, das in einer billigen Absteige am Rande der Stadt stattfinden würde „was tut man nicht alles für seine Feinde“ murmelte sie, setzte ihre Perücke auf und machte sich auf den Weg.

Marlene war gerade im No Limits um ein paar organisatorische Dinge bezüglich des anstehenden Umbaus mit ihrem Team zu besprechen, als ihr Handy klingelte „hallo Schatz, ich wollte Dich auch gleich anrufen. Wie geht’s Dir?“ begrüßte sie ihre Frau und lauschte angestrengt Rebeccas Worten, die sie wegen der Lautstärke um sich herum nur schwer verstehen konnte. Jacky wurde auf das Gespräch aufmerksam und schaute ihre Chefin fragend an „wenn die Ärzte das sagen, dann solltest Du auch darauf hören. Wir waren uns doch einig, dass wir kein Risiko mehr eingehen…ich fahre gleich noch mal kurz nach Hause und bringe Dir frische Sachen mit…ja, ich beeile mich…bis gleich“ sagte sie und beendete das Gespräch „geht es Rebecca wieder schlechter?“ wollte die Brünette wissen und betrachtete die andere besorgt. Marlene steckte ihr Handy in die Tasche und holte zu einer Antwort aus, als sich jemand in ihre Unterhaltung einmischte „was ist mit Rebecca?“ fragte Juri, der plötzlich an der Bar stand und die beiden Frauen aufmerksam musterte. Marlene blickte ihn überrascht an, antwortete aber nicht sofort, was den Designer dazu veranlasste seine Stimme zu erheben „ich habe Dich was gefragt! Was ist mit Rebecca?“ verlangte er zu wissen, doch damit stieß er bei der Blondine erst recht auf Granit „nicht in diesem Ton“ erwiderte sie angesäuert, schnappte sich ihre Sachen und wandte sich an Jacky „ich muss jetzt los, Rebecca ist nicht gerade die geduldigste Patientin. Kannst Du die restlichen Punkte mit den anderen klären?“ Ihre Freundin nickte und beobachtete Juri und Marlene beim Rausgehen „Du schuldest mir noch immer eine Antwort“ bemerkte er ungeduldig, was die Clubbesitzerin dazu veranlasste stehen zu bleiben „ich schulde Dir überhaupt nichts“ erwiderte sie gereizt und setzte ihren Weg fort. Am Ausgang blieb sie jedoch noch einmal stehen, denn sie wusste, dass es Rebecca nur aufregen würde, wenn es jetzt auch noch Stress mit Juri gab „okay, hör zu. Rebecca ist im Krankenhaus, weil sie gestern beinahe von einem Auto angefahren worden wäre. Ihr ist zum Glück nichts passiert, aber sie muss noch zur Beobachtung dort bleiben, um sicher zu gehen, dass auch mit dem Baby alles in Ordnung ist. Ich fahre jetzt zu ihr, Du kannst also beruhigt sein“ erklärte sie, doch Juri reagierte anders als erwartet „bitte was? Und das sagst Du mir jetzt erst? Sag mal, hast Du sie noch alle? Ich komme mit ins Krankenhaus!“ Marlene funkelte ihn böse an „ich hatte weiß Gott andere Sorgen, also spiel Dich hier gefälligst nicht so auf! Ich fahre jetzt zu meiner Frau ins Krankenhaus und zwar alleine, verstanden? Rebecca braucht im Moment viel Ruhe, aber ich kann ihr gerne Grüße von Dir ausrichten“ ließ sie ihn wissen „Du scheinst zu vergessen, dass es hier auch um mein Kind geht. Ich habe also mehr Rechte als Du, und wenn ich sie besuchen will, dann brauche ich dazu ganz sicher nicht Deine Erlaubnis“ stellte er fest und blickte ihr herausfordernd in die Augen. Marlene lag bereits eine passende Antwort auf den Lippen, doch ehe sie Juri diese ins Gesicht schleudern konnte, stellte sich Jacky zwischen die beiden und versuchte die Gemüter zu beruhigen „ich finde, das reicht fürs Erste, damit helft ihr niemandem und am aller wenigsten Rebecca. Marlene fährt besser erst mal alleine ins Krankenhaus, und Du kühlst in der Zwischenzeit ein bisschen runter, okay?“ Juri musterte die Brünette grimmig „was geht Dich das denn an? Geh zurück hinter Deine Bar und polier Gläser“ sagte er leicht abfällig „das mache ich jetzt auch, aber Du kommst mit und trinkst erst mal einen Kurzen zur Beruhigung“ erwiderte sie gelassen und zog ihn einfach mit sich, so dass Marlene die Gelegenheit nutzen konnte, um sich zu verdrücken.

Tanja war inzwischen in dem Motel angekommen und betrat mit gerümpfter Nase das schmuddelige Zimmer „nett haben Sie es hier“ bemerkte sie sarkastisch und bemühte sich angestrengt mit nichts was in dem Raum stand in Berührung zu kommen. Ivan saß auf dem schmalen Bett und musterte die dunkelhaarige Frau aufmerksam „haben Sie die Papiere?“ wollte er wissen, woraufhin sie einen Umschlag auf das Bett warf „natürlich, deshalb bin ich hier und im Gegensatz zu Euch Stümpern bin ich Profi“ erwiderte sie und verdrehte die Augen, als er sie irritiert ansah „vergessen Sie´s, Vukovic. Da drin ist alles was Sie brauchen um sich legal in Deutschland aufhalten zu können, aber seien Sie trotzdem vorsichtig und halten Sie sich möglichst bedeckt. Sie wissen, was Sie als nächstes zu tun haben, oder?“ Er nahm die Papiere zur Hand und nickte „ich gehe zu Rebecca und erschleiche mir ihr Mitleid. Soll ich sie im Krankenhaus besuchen, oder warten bis sie raus kommt?“ fragte er und überraschte Tanja mit seinem guten Deutsch „ja, fahren Sie ins Krankenhaus. Aber sein Sie darauf gefasst, dass die Polizei mit Ihnen reden wollen wird. Vor allem werden sie wissen wollen, warum Sie einfach getürmt sind nach dem Unfall“ gab sie zu bedenken. Ivan winkte ab „kein Problem, ich tue einfach so als würde ich kaum Deutsch verstehen und erzähle denen, dass ich nichts erkannt habe, abgesehen von der Farbe des Wagens“ bemerkte er gelassen „wo Sie es gerade erwähnen…warum sprechen Sie eigentlich so gut Deutsch?“ fragte sie verwundert. „Meine Großmutter hatte deutsche Wurzeln“ erklärte er knapp und Tanja hakte nicht weiter nach „das hier nehmen Sie, um für mich erreichbar zu sein. Tragen Sie es immer bei sich und lassen Sie es niemals aus den Augen“ sagte sie mit Nachdruck und warf ihm ein Handy zu, bevor sie das Zimmer ohne ein weiteres Wort verließ.

Marlene erreichte leicht abgehetzt das Krankenhaus, wo sie zunächst eine Weile mit Ricardo sprach, bevor sie zu ihrer Frau aufs Zimmer ging „da bist Du ja endlich“ sagte Rebecca und stand auf, um sie zu begrüßen. Marlene legte die Sachen ab und nahm die Gräfin in den Arm „ich habe noch mit Ricardo gesprochen. Er möchte Dich gerne bis zum Wochenende hier behalten“ erwiderte sie und blickte Rebecca prüfend an „und er hat mir erzählt, dass ein erhöhtes Risiko für die restliche Schwangerschaft besteht. Du weißt was das bedeutet, oder?“ Die Brünette nickte und machte ein bedrücktes Gesicht „er will mich am liebsten bis zur Geburt aus dem Verkehr ziehen, aber ich habe keine Ahnung, wie er sich das vorstellt. Ich kann Juri doch nicht mit der ganzen Arbeit alleine sitzen lassen, das geht einfach nicht…und außerdem drehe ich durch, wenn ich den ganzen Tag zuhause herum sitzen muss“ erwiderte Rebecca geknickt. Marlene gab ihr einen Kuss und setzte sich zusammen mit ihr aufs Bett „nun vergiss mal Juri, der ist gerade unser geringstes Problem. Wie hast Du denn letzte Nacht geschlafen?“ erkundigte sie sich und wechselte damit bewusst das Thema „na, wie schon, ohne Dich…eigentlich ist es aus medizinischer Sicht gar nicht zu verantworten, dass die mich nicht zu meiner besseren Hälfte nach Hause lassen. Das grenzt schon an seelischer Grausamkeit, wenn Du mich fragst“ scherzte sie und brachte ihre Frau damit zum Lachen. „Wenn Du schon wieder Späße machen kannst, scheint es Dir in der Tat besser zu gehen“ stellte Marlene erleichtert fest „wieso Späße? Das war mein Ernst…“ erwiderte die Gräfin grinsend und stahl sich noch einen Kuss „aber Juri muss ich trotzdem anrufen, es gibt einiges zu klären.“ Marlene seufzte „wie Du meinst, aber vorher gehen wir in der Kantine was essen, okay? Du bist auch eingeladen“ sagte sie und zwinkerte der Gräfin zu „wie könnte ich das ablehnen? Aber vorher hätte ich gerne noch einen richtigen Kuss…quasi auf Reserve“ flüsterte Rebecca ihrer Frau zu, die ihr diesen Wunsch sehr gerne erfüllte.

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Teil 383: Helena & Lukas


Da stand sie nun, nach so langer Zeit und blickte nachdenklich hinunter auf die Straße und die vielen Menschen, die von hier oben wie kleine Spielfiguren aussahen. Die Sonne strahlte vom wolkenlosen Himmel hinunter und sorgte für schwül-warme Temperaturen, die auch am Morgen schon die 20 Grad Marke überschritten. Helena schloss die Augen und atmete die frische Luft ein. Genau an dieser Stelle hatte sie vor mehr als zwei Jahren gestanden, nachdem Tristan an den Folgen des Unfalls gestorben und für immer fortgegangen war. Damals hatte sie sich nicht vorstellen können ohne ihn weiterzuleben, und es fiel ihr auch heute noch oft schwer den Verlust zu ertragen, den man mit Worten kaum beschreiben konnte, doch sie hatte gelernt den Schmerz als Teil von sich zu akzeptieren und mit ihm zu leben. „Du musst mir versprechen, dass Du glücklich sein wirst.“ Das war der letzte Wunsch ihres Bruders gewesen und Helena gab ihr bestes, um ihn zu erfüllen, auch wenn der Weg dahin kein leichter gewesen war. Denn kaum war das Glück in Form von Lukas Berger zu ihr gekommen, hatte sie es mit einer großen Dummheit zerstört, die sie sich bis heute nicht wirklich erklären konnte. Manchmal kam ihr der Gedanke, dass sie es nur getan hatte, weil sie Angst davor gehabt hatte wieder glücklich zu sein. Denn wie konnte sie das sein, wo doch gerade erst der wichtigste Mensch in ihrem Leben gestorben war? Solche und ähnliche Gedanken hatten sie lange Zeit beschäftigt, doch inzwischen wusste Helena es besser und sie würde viel dafür geben, um ihren Fehler ungeschehen zu machen.
„Tun Sie das bitte nicht“ erklang eine ihr vertraute Stimme, die die Gräfin augenblicklich zum Lächeln brachte „lassen Sie mich in Ruhe, das geht Sie nichts an“ erwiderte sie und trat einen Schritt zurück. Der junge Mann grinste, näherte sich ihr von hinten und legte seine Arme um ihre Taille „tut mir leid, aber das geht leider nicht“ flüsterte er ihr ins Ohr und küsste sanft ihren Hals. Helena lehnte ihren Kopf an seine Brust und schloss erneut die Augen, es tat so unglaublich gut, dass er da war „und wieso geht das nicht?“ wollte sie wissen und hoffte, dass er auch darauf die richtige Antwort geben würde „weil ich jetzt hier bin und es mich sehr wohl etwas angeht“ ließ er sie wissen, bevor er sie zu sich herum drehte. Helena legte die Arme um seinen Hals und blickte ihm lächelnd in die Augen „und, weil ich Dich sehr liebe“ fügte er leise hinzu und zog sie noch ein Stück weiter weg vom Rand des Daches. Die Gräfin war mehr als zufrieden mit dieser Antwort und fühlte eine gewisse Erleichterung in sich aufsteigen, denn sie hätte nicht gedacht, dass sie jemals an diesen Ort zurückkehren konnte, ohne in Panik auszubrechen „ich liebe Dich auch. Du ahnst ja gar nicht, wie sehr“ erklärte sie glücklich und näherte sich seinem Gesicht, bis ihre Lippen sich sanft berührten. Lukas zog seine Freundin noch enger zu sich und küsste sie mit einer Inbrunst, die Helenas Knie weich werden ließ „wow...womit habe ich den denn verdient?“ fragte sie und blinzelte gegen die Sonne an, woraufhin Lukas ihr die Sonnenbrille vom Kopf nahm und sie auf ihrer Nase platzierte „das weiß ich ehrlich gesagt auch nicht, aber mir war gerade so danach“ neckte er sie „hey, pass bloß auf“ mahnte die Gräfin ihn lachend und schüttelte belustigt den Kopf. Danach ließen beide eine Zeit lang schweigend die Aussicht auf sich wirken „hier hat alles geendet...und gleichzeitig hat es irgendwie begonnen“ überlegte Helena laut und sah ihren Freund von der Seite her an „ist schon merkwürdig, oder?“ Lukas nickte zaghaft „das ist das Leben, Helena. Jedes Ende bedeutet in der Regel auch einen neuen Anfang. Das ist das Gute an dieser Welt. Sie dreht sich immer weiter, was auch passiert“ bemerkte er und ehe sie darauf reagieren konnte, schaute er auf die Uhr „es wird Zeit, Dein Termin ist in ein paar Minuten.“
Er reichte ihr seine Hand „bist Du aufgeregt?“ wollte er wissen, was sie mit einem Nicken bestätigte „ja, irgendwie schon. Und Du?“ Lukas machte ein übertrieben cooles Gesicht, was die Gräfin zum Lachen brachte „was denn? Ich bin die Ruhe selbst“ verkündete er grinsend, doch Helena wusste es besser „natürlich bist Du das. Ich bin wirklich froh so einen Helden an meiner Seite zu haben“ witzelte sie. Er gab ihr einen Kuss und schaute sie liebevoll an „okay, Du hast gewonnen. Ich bin ziemlich nervös, um ehrlich zu sein...aber hey, was soll schon passieren? Im besten Fall wissen wir beim Herausgehen, dass wir bald zu dritt sein werden“ erklärte er und das Leuchten in seinen Augen sprach Bände „ja, oder auch zu viert. Du weißt doch wie das ist mit den Zwillingsgenen...Jonas und Sophie sind das beste Beispiel“ bemerkte sie, doch auch das konnte ihren Freund nicht abschrecken. Lukas zuckte mit den Schultern „zwei auf einen Streich? Kein Problem, zur Not werde ich auch mit drei Gräfinnen fertig. Stell Dir das mal vor...ich könnte überall mit meinen schönen Frauen angeben und alle würden mich beneiden“ sagte er und zwinkerte ihr zu, bevor sie sich gemeinsam auf die Tür zubewegten, die zurück in das Krankenhausgebäude führte „Du wünschst Dir ernsthaft zwei Mädchen? Nicht lieber beides?“ hakte Helena verwundert nach, doch irgendwie gefiel ihr die Vorstellung. Lukas lachte „ja, wieso nicht? Aber am Ende spielt es überhaupt keine Rolle, ob Mädchen, Junge oder beides...Hauptsache alle sind gesund und munter“ erwiderte er und hielt seiner Freundin die Tür auf.

Eine Dreiviertelstunde später verließen die beiden das Krankenhaus Hand in Hand und liefen gemeinsam zu Lukas Auto. Kurz bevor sie ankamen, blieb Helena stehen und sah ihren Freund unsicher an „Du bist sehr enttäuscht, dass es nur Fehlalarm war, oder?“ fragte sie, denn sie wusste, wie sehr Lukas Kinder liebte und dass er sich immer eigene gewünscht hatte. Der Gefragte wandte sich ihr zu und nahm auch ihre andere Hand, sodass sie geschlossen voreinander standen „enttäuscht ist das falsche Wort, ich würde eher sagen, dass ich mich schon ganz gut mit dem Gedanken arrangiert hatte, dass wir bald eine kleine Familie sind. Aber nur weil es diesmal nicht so war, heißt das ja nicht, dass es in Zukunft so bleiben muss, oder? Schau mal, Helena...vor ein paar Monaten waren wir noch getrennt und wussten nicht mal, ob wir überhaupt noch eine gemeinsame Zukunft haben würden. Jetzt sind wir wieder zusammen, wir sind glücklich und wir haben noch jede Menge Zeit uns um Nachwuchs zu kümmern. Alles was zählt ist doch, dass wir beide zusammen sind und dass wir uns lieben“ erklärte er, und sie spürte, dass es die Wahrheit war. Helena lächelte ihn erleichtert an „das hast Du schön gesagt. Aber Du sollst wissen, dass ich mir nichts Schöneres vorstellen kann, als irgendwann eine Familie mit Dir zu gründen. Du bist nämlich die Liebe meines Lebens, Lukas Berger, und ich werde Dich nie wieder gehen lassen“ ließ sie ihn wissen und gab ihm einen zärtlichen Kuss „das trifft sich sehr gut, denn ich hatte nicht vor noch einmal wegzugehen.“ Sie lächelten einander glücklich an, als eines der Handys anfing zu klingeln „das ist meins“ erkannte Lukas und griff in seine Hosentasche „Karsten“ sagte er knapp, als er den Namen seines Bruders auf dem Display sah. Er zögerte einen Moment. Erst als Helena ihm zunickte ging er schließlich dran und entfernte sich ein paar Meter. Das Gespräch dauerte nicht lang und als er zum Wagen zurück kam, schien er sehr nachdenklich zu sein „ist etwas passiert?“ erkundigte die Brünette sich besorgt, aber zu ihrer Erleichterung schüttelte Lukas den Kopf „nein, es ist alles in Ordnung. Karsten hat uns gerade zu Annas Geburtstag nächsten Monat eingeladen. Sie wird 10 Jahre alt und wünscht sich so sehr, dass ich dabei bin.“ Er öffnete das Auto, woraufhin beide einstiegen „Du möchtest das doch auch, oder nicht?“ fragte sie, was er mit einem Nicken bestätigte „natürlich möchte ich das, ich vermisse die beiden Chaoten schrecklich. Seit sie mit Karsten nach Hamburg gezogen sind, habe ich sie nicht mehr gesehen“ erwiderte er bedrückt. Helena legte ihre Hand in seinen Nacken und streichelte ihm beruhigend durch sein kurzes, schwarzes Haar „vielleicht ist das ja eine gute Gelegenheit, um den nächsten Schritt zu machen. Ich weiß, dass es Dir immer noch sehr schwer fällt auf Karsten zuzugehen, aber ich finde, dass er eine zweite Chance verdient hat...Mir hast Du doch auch eine gegeben und er ist immerhin Dein Bruder. Ihr habt doch nur noch Euch und für die Kinder ist diese Situation auch sehr schwer, sie verstehen das doch alles gar nicht. Wenn Du möchtest, dann bleibe ich hier und Du fährst alleine nach Hamburg...das macht es vielleicht etwas leichter für Euch“ schlug sie vor. Lukas dachte über ihre Worte nach, es war einige Zeit vergangen und viel passiert seit dem Tag der Urteilsverkündung.

Zwischen den Brüdern war es zu einem schweren Bruch gekommen, aber dann war etwas geschehen, womit keiner von ihnen gerechnet hatte. Melanie, die Ex-Frau von Karsten, war mit ihrem reichen Lebensgefährten ausgewandert und hatte dafür sogar in Kauf genommen, dass die Kinder nicht länger in ihrer Obhut blieben. Es war zu einem Sorgerechtsstreit gekommen, in dessen Folge auch Anna und Paul befragt wurden, deren ausdrücklicher Wunsch es war zukünftig bei ihrem Vater zu leben. Und so kam es, dass das Sorgerecht tatsächlich auf Karsten überging, der natürlich überglücklich war, auch wenn er seine Ex-Frau für den Verrat an ihren eigenen Kindern nur noch mehr verabscheute. Doch auch das neu gewonnene Familienglück hatte nicht dazu geführt, dass die Brüder sich wieder versöhnten, und als die gemeinsame Zusammenarbeit nur noch zu Streitereien und Verletzungen führte, hatte Karsten die Reißleine gezogen und war gegangen. Nach längerer Suche hatte er einen Job in Hamburg gefunden, was ein echter Glücksgriff gewesen war, weshalb er nicht lange gezögert und sofort eine Wohnung für die Kinder und sich gesucht hatte. Er hatte Lukas bei seinem Abschied erklärt, dass er sich immer noch wünschte, dass er mit Helena glücklich werden würde, weil er wusste, dass Lukas sie noch immer liebte, und dass er hoffte, dass er auch ihm irgendwann würde verzeihen können. Tatsächlich hatte Karstens Weggang dazu beigetragen, dass es Lukas besser ging und dass er sich mit der Zeit wieder freier und weniger eingeengt fühlte. Und vielleicht war Lukas auch nur deshalb in der Lage gewesen wieder einen Schritt auf Helena zuzumachen, die sich über einen langen Zeitraum sehr um ihn bemüht hatte, obwohl er oft abweisend zu ihr gewesen war.

Lukas seufzte, wahrscheinlich war es wirklich an der Zeit das alles hinter sich zu lassen und noch einmal neu anzufangen, auch mit seinem Bruder Karsten „Du hast wie immer recht, aber in einem Punkt muss ich Dir entschieden widersprechen“ erklärte er und schaute sie ernst an, was Helenas Herz augenblicklich in Aufruhe versetzte „in welchem denn?“ Lukas Lippen formten sich zu einem Lächeln „Du wirst mich selbstverständlich nach Hamburg begleiten, schließlich gilt die Einladung für uns beide. Abgesehen davon bin ich ohne Dich aufgeschmissen, das solltest Du inzwischen wissen, Gräfin Lahnstein“ bemerkte er amüsiert und gab ihr einen Kuss. Helena atmete hörbar auf „das war gemein, ich habe schon wer weiß was befürchtet“ erwiderte sie erleichtert und ließ ihre Hand erneut durch sein volles Haar gleiten „ich finde das toll von Dir. Es ist nicht immer leicht über seinen Schatten zu springen, aber ich denke, dass es Dir danach besser gehen wird. Auch wenn Du nicht viel über ihn sprichst, aber ich weiß, wie sehr Dir Dein Bruder fehlt.“ Lukas nickte und blickte tief in ihre braunen Augen „Du kennst mich eben verdammt gut“ sagte er „ich weiß nicht, ob ich wirklich schon so weit bin ihm zu verzeihen. Ich weiß nicht mal, ob es überhaupt jemals wieder so zwischen uns werden kann, wie früher...Aber ich wünsche es mir und ich werde alles versuchen, damit es gelingt. Und mit Deiner Hilfe schaffe ich das bestimmt auch“ erklärte er lächelnd und startete den Motor. Helena schnallte sich an und lächelte ebenfalls „okay, dann mal auf zur großen Party. Ich fürchte, das wird ziemlich...naja, Du weißt schon...zu viele Lahnsteins auf einem Haufen. Das könnte leicht ausarten“ bemerkte sie süffisant, was Lukas zum Lachen brachte „stimmt, ich rieche schon den Skandal. Aber solange wir beide nicht diejenigen sind, die die Schlagzeilen machen, soll es mir recht sein. Vielleicht fällt ja zur Abwechslung mal jemand in den Teich, oder ins Buffet“ scherzte er, woraufhin Helena lauthals in sein Lachen einstimmte.

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BeitragVerfasst: 02.10.2015, 10:55 
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Teil 384: Dana & Ricardo & Lara

Als das Flugzeug zur Landung ansetzte, hatte Dana einmal mehr Mühe ihre Tochter zur Ruhe zu bewegen, denn das neunjährige Mädchen war viel zu aufgeregt, um still zu sitzen und presste neugierig ihre kleine Nase gegen die Luke, um ja nichts zu verpassen „schaut mal, jetzt kann man schon was erkennen. Da sind total viele Häuser, Bäume und Felder...und das da ist der Flughafen, oder? Da landen wir jetzt drauf“ erklärte sie freudig erregt. Dana und Ricardo warfen sich einen amüsierten Blick zu, Lara liebte das Fliegen seit sie zum ersten Mal ein Flugzeug betreten hatte. Vom ersten Moment an war sie fasziniert gewesen, hatte kein bisschen Angst gehabt und wusste schon jetzt, dass sie mal Pilotin werden wollte, jedenfalls erzählte sie das jedem, der nach ihrem Traumberuf fragte. Inzwischen war ihre Chemotherapie beendet, alle Spuren der Krankheit waren verblasst und es sah ganz danach aus, dass Lara den Krebs besiegt hatte. Natürlich musste sie weiterhin regelmäßige Kontrolluntersuchungen über sich ergehen lassen, aber das erledigte die Kleine mit solch einer Gelassenheit, dass es selbst Dana und Ricardo manchmal erschreckte. Für ein 9 Jahre altes Mädchen war Lara schon unheimlich stark und gefestigt, aber bei allem was sie in ihrem jungen Leben bereist erleben musste, war das vielleicht auch kein Wunder. Trotzdem, oder vielleicht auch gerade deshalb waren Ricardo und Dana unheimlich stolz auf ihre Tochter, die zum Mittelpunkt in ihrem Leben geworden war und die sie jeden Tag aufs Neue glücklich machte. Lara hatte eine unglaublich gute Entwicklung gemacht, war aufgeblüht, strotzte vor Energie und fügte sich ohne Probleme in ihr neues Leben ein. Nicht mal der Umzug nach Spanien war ihr sonderlich schwer gefallen, denn dort lebten die drei seit gut acht Monaten auf Ricardos wunderschöner Finca. Der spanische Arzt hatte seine alte Praxis wieder eröffnet, während Dana eine Halbtagsstelle in einem nahegelegenen Reitbetrieb angenommen hatte, indem auch ihre Tochter regelmäßig Reitstunden nahm. Lara ging zu der selben deutschsprachigen Schule, die auch Timo besucht hatte und hatte sehr schnell Freunde gefunden, was ihre Eltern erleichtert und glücklich zur Kenntnis genommen hatten. Alles in allem verlief ihr Leben so perfekt, dass es Dana manchmal sogar Angst machte, denn irgendwie wartete sie permanent darauf, dass etwas passierte, das ihr Glück gefährden könnte. Natürlich war da immer die Angst, dass Lara doch wieder an Krebs erkranken könnte, auch wenn Ricardo ihr stets versicherte, dass das Risiko sehr gering war, aber es bestand dennoch. Davon abgesehen vermisste Dana gelegentlich das Wolfsrudel, das sie natürlich nur noch einige Male im Jahr zu sehen bekam, aber wenn sie sich dann endlich alle gegenüberstanden, war die Freude umso größer. Heute war es zum Glück wieder soweit, in weniger als zwei Stunden würde sie ihre Familie wiedersehen und sie konnten ein paar schöne Tage zusammen verbringen. Auch Lara freute sich schon riesig auf ihre Großeltern und Tanten, aber ganz besonders freute sie sich auf ihre kleine Cousine, die sie bislang erst zwei Mal zu Gesicht bekommen hatte „ob sie schon wieder gewachsen ist?“ fragte sie plötzlich, als müsste jeder wissen, woran sie gerade gedacht hat. Ricardo grinste, er wusste es tatsächlich, denn es gehörte zu Laras Lieblingsthemen, neben dem Fliegen „davon kannst Du ausgehen. Babys haben in der Regel nicht die Angewohnheit zu schrumpfen, das passiert erst, wenn man so alt wird wie ich“ scherzte er und zwinkerte ihr zu. Lara sah den Spanier mit großen Augen an und prustete dann los „Du schrumpfst doch nicht, Papa. Dann wärst Du ja bald kleiner als Mama“ stellte sie fest und flüsterte Dana etwas ins Ohr „Du bist wirklich ein schlaues Kind“ erklärte die Brünette kurz, woraufhin die beiden Frauen sich verschworen angrinsten. Ricardo knuffte seine Frau in die Seite „immer diese Verschwörungen, da hat doch kein Mann eine Chance“ beschwerte er sich halbherzig und zog einen Schmollmund „och, Du armer Kerl. Hast es wahrlich schwer mit uns“ neckte Dana ihn, gab ihm aber versöhnlich einen Kuss. Ricardo beugte sich zu Lara und deutete auf seine Wange, woraufhin das Mädchen ihm ebenfalls einen Kuss gab „jetzt geht’s mir schon viel besser“ sagte er und alle drei lachten.

Nachdem der Flieger gelandet war, liefen die drei zur Gepäckausgabe, wo sie auf ihre Koffer warteten „ich sage Dir Bescheid, wenn ich unsere Koffer sehe, Papa. Dann kannst Du sie Dir schnappen“ verkündete Lara aufgekratzt und fixierte das schwarze Laufband. Dana schaute sich das ganze wie üblich aus der Ferne an, was inzwischen schon fast Tradition hatte, denn beim Koffer-Fischen durfte sie in der Regel nicht stören. Stattdessen betrachtete sie ihren Ehering, den sie seit mehr als einem Jahr trug und stellte erneut fest, was für ein unverschämtes Glück sie doch hatte.

Nach ihrer gescheiterten Ehe mit Hagen hatte sie nicht geglaubt, noch einmal so glücklich mit einem Mann werden zu können, doch die Wahrheit war, dass sie noch niemals in ihrem Leben glücklicher gewesen war, als jetzt. Nach ihrer Hochzeit, die sie im kleinen Kreis verbracht hatten, war eines ihrer ersten Amtshandlungen als Ehepaar gewesen, einen Antrag auf Adoption zu stellen, damit Lara endlich auch vor dem Gesetzt als ihre Tochter anerkannt wurde. Emotional waren sie längst als Familie zusammengewachsen und sowohl Dana, als auch Ricardo hatten Tränen in den Augen gehabt, als Lara sie zum ersten Mal mit Mama und Papa angesprochen hatte. Die Adoption war schließlich nur noch Formsache, denn jeder, der mit Laras Fall vertraut gewesen war, konnte sehen wie gut es ihr in ihrer Pflegefamilie ging. Somit war die Adoption des Mädchens die logische Konsequenz, und als Ricardo eines Tages nach Hause kam und verkündete, dass Lara ab sofort auch offiziell ihre Tochter war, war das Glück der kleinen Familie endgültig perfekt gewesen.

Dana lächelte, als sie an diesen besonderen Tag zurück dachte, und während sie langsam zum Ausgang lief, erkannte sie in der Ferne plötzlich ein vertrautes Gesicht und blieb überrascht stehen. Thomas strahlte übers ganze Gesicht und hob seine Arme in die Höhe „Du hast doch wohl nicht geglaubt, dass ich Euch mit dem Taxi fahren lasse“ rief er ihr zu, woraufhin die Wolf Tochter ihren Schritt beschleunigte und ihrem Vater in die Arme fiel „ach, Papa, Du bist einfach der Beste“ sagte Dana und gab ihm einen dicken Kuss zur Begrüßung. Thomas grinste zufrieden „gut, dass Du das nicht vergessen hast, mein Schneckchen. Toll siehst Du aus, Ihr Wölfinnen werdet einfach immer schöner“ erklärte er hörbar stolz und schaute sich suchend um „wo hast Du denn die beiden anderen gelassen?“ Dana umarmte ihn erneut und erzählte ihm von der Koffer-Mission, die die beiden noch erledigen mussten, was den Rudelsführer zum Lachen brachte „das klingt ganz nach meiner Enkelin. Das Mädchen packt selbst an, anstatt nur zuzusehen. Eine echte Wolf eben“ stellte er fest „naja, genau genommen ist sie eine Mendes, genauso wie ich“ bemerkte Dana amüsiert, doch sie kannte die Antwort ihres Vaters bereits, da es die gleiche war, die er immer gab „ach was, im Herzen sind wir alle Wölfe und das bleibt auch so, egal wir ihr mit Nachnamen heißt.“ Die Tochter des Försters lachte und wollte gerade etwas erwidern, da breitete Thomas schon seine Arme aus, um Lara aufzufangen, die lächelnd auf ihn zu stürmte „hallo Opa, wir hatten einen falschen Koffer vom Band genommen und hätten es beinahe nicht gemerkt. Der sah nämlich aus, wie unserer“ berichtete sie „Mensch, das ist ja ein Ding. Da hat der Papa wohl nicht richtig aufgepasst, was?“ erwiderte Thomas belustigt und zwinkerte seinem Schwiegersohn zu, der es gelassen nahm „was soll ich sagen? Ich werde wohl doch alt“ bemerkte Ricardo grinsend. Die drei unterhielten sich noch einen Moment und gingen dann gemeinsam zu Thomas Auto, um die Koffer einzuladen „und Ihr seid wirklich sicher, dass Ihr auf dem Schloss bleiben wollt? Ich meine, bei uns ist genug Platz und Vicky kocht mindestens genauso gut, wie Frau Linse, wenn nichts sogar besser“ versuchte der Förster sein Glück, doch da hatte er die Rechnung ohne seine Enkelin gemacht „aber auf dem Schloss ist es doch voll cool, Opa. Und außerdem hat Emma mir versprochen, dass sie mir diesmal die Geheimgänge zeigt. Ist das nicht total abgefahren?“ fragte sie mit kindlicher Begeisterung, die alle Erwachsenen zum Schmunzeln brachte. Ricardo und Dana grinsten in sich hinein und auch Thomas musste zugeben, dass er da einfach nicht mithalten konnte „ja, da hast Du natürlich recht, das ist wirklich voll...abgefahren“ erwiderte er leicht pikiert, musste aber dennoch lachen und freute sich einfach, dass die drei nun eine Weile in Düsseldorf zu Besuch waren.

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BeitragVerfasst: 02.10.2015, 10:57 
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Teil 385: Juri Adam

Als Juri an diesem Tag die Augen öffnete, fühlte er, dass es ihm noch sehr viel schwerer fiel als sonst. Am liebsten hätte er sie einfach zugelassen und den ganzen Tag verschlafen, aber das gelang ihm ohnehin nicht, schon gar nicht an diesem fürchterlichen Ort, der ihn schon viel zu lange umgab, doch auch dagegen konnte er nichts tun. Er war in jeder Hinsicht machtlos und was noch viel schlimmer war: Er war gefangen. Eingesperrt wie ein Tier, das man wegschließen musste, um andere vor ihm zu schützen. Eingesperrt mit Schwerverbrechern, die nur darauf warteten, dass sie ihn endlich zwischen die Finger bekamen, doch zum Glück hatten die meisten hier drin Respekt vor ihm, denn er gehörte nicht gerade zu den schwächsten, und das hatte der ein oder andere auch bereits zu spüren bekommen. Wenn Juri eines in seinem Leben gelernt hatte, dann war es, sich zu wehren und zu kämpfen, auch wenn dieser Kampf ihn endgültig aufzufressen drohte. Er hatte bereits mehrfach kurz vorm Durchdrehen gestanden, wäre beinahe die Wände hochgegangen und musste zwischenzeitlich sogar ruhig gestellt werden, weil er total die Kontrolle über sich verloren hatte. Genutzt hatte ihm all das jedoch nichts, denn er saß noch immer im Gefängnis und schaute Tag für Tag sehnsüchtig durch die mit Gitter versehenen Fenster nach draußen, wo das Leben an ihm vorbeizog. Juri schälte sich aus dem Bett und ging in die kleine Kabine, die das Bad darstellen sollte, um seine Morgentoilette zu erledigen. Seine Zellengenossen schnarchten noch, und nicht selten wünschte er sich, dass sie einfach alle verschwinden würden, am besten geradewegs in die Hölle, wo der Großteil von ihnen seiner Meinung nach hingehörte. Doch leider wurden seine Gebete nicht erhört und so musste er sie jeden Tag, Stunde um Stunde ertragen, ohne dass er die Möglichkeit hatte ihnen aus dem Weg zu gehen. Etwas viel Schlimmeres hätte ihm nicht passieren können, da war selbst sein bisheriges verkorkstes Leben das reinste Paradies gewesen, doch das wusste er erst jetzt richtig zu schätzen, wo er es verloren hatte. Er spuckte die Zahnpasta in das winzige Spülbecken und spülte seinen Mund mit etwas Wasser aus, bevor er zurück zu seinem Bett ging. Dort fiel sein Blick auf das einzige Foto, das er sich an die Wand geheftet hatte. Es zeigte ein wunderschönes kleines Mädchen, das bei der Aufnahme erst wenige Wochen alt gewesen war, und das mit seinen großen braunen Augen neugierig in die Kamera schaute. Sie hatte viele dunkle Haare, eine süße kleine Stupsnase und trug einen roten Strampler mit dem Schriftzug „Achtung, kleiner Mini-Flipper“, den ihre Mutter für sie gemacht hatte. Es war ein Bild von seiner Tochter, Madeleine von Lahnstein, dem schönsten Wesen auf diesem Planeten. Er bildete sich zwar nicht ein, allzu viel dazu beigetragen zu haben, denn die Schönheit hatte die kleine Mady eindeutig ihrer Mutter zu verdanken, aber dennoch erfüllte dieses kleine Wesen Juri mit einem unglaublichen Stolz und weckte Gefühle in ihm, die er niemals für möglich gehalten hätte. Er würde sterben für sie, und wenn er nicht hier drin säße, sondern frei wäre, dann würde er alles tun, um sie zu beschützen. Die Realität jedoch war, dass er seine Tochter noch nie gesehen hatte. Er war nicht dabei gewesen, als sie das Licht dieser Welt erblickt hatte, hatte sie noch niemals im Arm gehalten, oder ihr etwas vorgesungen. Er wusste nicht, wie sie roch, wie sich ihre zarte Babyhaut anfühlte und wie es klang, wenn sie weinte. Alles was er bisher von Mady hatte, war dieses Foto und es sah nicht so aus, als würde sich dieser Umstand allzu schnell ändern. Rebecca hatte ihm zwar schon mehrfach angeboten die Kleine bei einem ihrer Besuche mitzubringen, doch Juri hatte es ihr verboten. Er wollte nicht, dass seine Tochter mit dieser dreckigen Welt in Berührung kam, jetzt nicht und auch nicht in Zukunft. Bevor er ihr das zumutete, würde er lieber ganz auf sie verzichten. Er hatte zu viel Angst davor, dass das seine Gefühle noch verschlimmern und er am Ende wieder durchdrehen würde, aber er hatte ebenso Angst davor, dass seine Tochter ihn irgendwann dafür hassen würde. Wie sollte sie es auch verstehen und was würde sie wohl über ihn denken? Er strich vorsichtig mit dem Finger über das Foto „Heute ist Dein erster Geburtstag...Auch den werde ich verpassen, genauso wie Deine anderen“ schoss es ihm durch den Kopf, woraufhin er wütend die Faust gegen die Wand schlug „ey man, mach gefälligst nicht so´n Lärm, sonst setzt es was“ brummte einer seiner Zellengenossen, bevor er sich auf die Seite drehte und weiter schlief. Juri rieb sich sie verletzte Hand und spürte plötzlich eine ungeheure Panik in sich aufsteigen. Er hatte Angst, dass seine Tochter ihn für einen Mörder halten würde, wenn sie alt genug war, um es zu verstehen. Rebecca hatte ihm zwar versichert, dass sie es ihr erklären würde, aber konnte man von einem Kind, das seinen Vater nicht mal kannte, wirklich verlangen, dass es ihm glaubte? Er sprang von seinem Bett auf, öffnete das Fenster und holte ein paar Mal tief Luft, bis die Panik langsam nachließ. Es dauerte nicht lange, bis sie von einer unbändigen Wut abgelöst wurde. Wut auf das System. Ein System, das versagt und das ihn unschuldig in den Knast gebracht hatte.

Angeklagt und verurteilt für einen Mord, den er nicht begangen hatte. Und obwohl er den Tod von Ivan Vukovic nicht sonderlich bedauerte, so war er dieses Verbrechens nicht schuldig, doch die Staatsanwaltschaft und der Richter hatten das anders gesehen und ihn zu 15 Jahren Haft verurteilt. Juri hatte immer geglaubt zu wissen, was Hass bedeutet, doch wenn es einen Menschen auf dieser Erde gegeben hatte, den er aus tiefstem Herzen hasste, dann war das Tanja von Lahnstein gewesen. Sie hatte am Tag seiner Verhaftung auf der gegenüberliegenden Straßenseite gestanden und ihm hämisch zugelächelt. In diesem Moment hatte er es gewusst. Und doch hatte er keine Chance gehabt zu beweisen, dass sie hinter allem steckte. Tanja hatte ihn systematisch fertig gemacht, und war nicht mal davor zurückgeschreckt, einen Kriminellen auf eine schwangere Frau anzusetzen. Und als sie ihren Handlanger nicht länger gebraucht hatte, hatte sie ihn einfach entsorgt und es so aussehen lassen, als wäre er aus Rache ermordet worden. Ivan Vukovic hatte sich nach und nach Rebeccas Vertrauen erschlichen. Als vermeintlicher Lebensretter hatte er sich gekonnt verstellt, ihnen allen eine traurige, rührselige Geschichte von seiner Familie aus Kroatien aufgetischt, für die er angeblich Geld verdienen wollte, um sie irgendwann nach Deutschland zu holen, und dabei noch so getan, als könne er kaum Deutsch sprechen. Juri hatte den Kerl von Anfang an nicht leiden können und war deshalb mehr als einmal mit Rebecca aneinander geraten, die Ivan sogar einen Hausmeisterjob bei Visions gegeben hatte, um ihm zu helfen, und weil sie anscheinend geglaubt hatte, ihm etwas schuldig zu sein. Von da an nahm das Unheil seinen Lauf und es passierten lauter merkwürdige Dinge. Juri erhielt plötzlich irgendwelche anonymen Anrufe, die mit seiner Vergangenheit und dem Mord an seinen Eltern zu tun gehabt hatten. Der Anrufer behauptete, dass er den Mörder kennen würde und dass er Juri helfen könne, sich endlich für all das zu rächen, was dieser Mann seiner Familie angetan hatte. Er brachte Juri sogar so weit, dass er sich tatsächlich eine Waffe besorgte und dann passierte etwas, das sein ganzes Leben verändern sollte. Gerade als Marlene und er begriffen, dass etwas mit Ivan nicht stimmte, lockte dieser Rebecca in eine Falle. Juri fand zum Glück einen Hinweis, der darauf hindeutete, wo die beiden zu finden waren, und als Marlene und er dort ankamen, wäre es beinahe zur Katastrophe gekommen, denn Ivan hatte es offenbar auf das ungeborene Kind abgesehen. Auf sein Kind! Als Juri sah, wie der kroatische Mann das Leben von Rebecca und seinem Kind bedrohte, drehte er durch und ging auf Ivan los. Er schlug wie ein wilder auf den Mann ein, bis dieser es irgendwie schaffte ihm zu entkommen und mit letzter Kraft davon zu laufen. Während Rebecca und Marlene die Polizei verständigten, nahm Juri die Verfolgung auf und rannte dem Flüchtigen hinterher. Als er merkte, dass er ihn nicht mehr einholen konnte, zog er die Waffe, die er sich besorgt hatte und drohte dem anderen damit zu schießen, doch Ivan ignorierte seine Mahnung, woraufhin Juri einen Schuss in die Luft abfeuerte. Für einen kurzen Moment blieb der Kroate erschrocken stehen und Juri versuchte erneut ihn einzuholen, doch es war vergebens. Nach einer gefühlten Ewigkeit kehrte er schließlich zurück und berichtete der Polizei von den Geschehnissen, doch bereits einen Tag später wendete sich das Blatt. Am Morgen des 05. Juli 2014, klopfte Kommissar Kramer an die Tür von Juri und verhaftete ihn wegen des dringenden Tatverdachtes, Ivan Vukovic umgebracht zu haben, deren Leiche man am Morgen gefunden hatte. Nicht weit davon entfernt, war auch die Mordwaffe mit Juris Fingerabdrücken gefunden und zudem festgestellt worden, dass Juri ein Motiv für die Tat hatte. Alle Beteuerungen von Juri, dass Ivan noch gelebt hatte, als er ihn zuletzt sah, wurden in der Luft zerrissen, genauso wie Juris Aussage, dass er die Waffe verloren hatte, als er aus lauter Angst um Rebecca und das Kind zurück gelaufen war. Dass er überhaupt eine Waffe besessen hatte, war schon schlimm genug gewesen, aber als er auch das zu erklären versuchte, wurde es nur noch schlimmer, denn als er der Polizei von den anonymen Anrufen erzählte, überprüfte diese das und fand heraus, dass eben diese Anrufe von einem Handy getätigt wurden, das man bei Ivans Sachen gefunden hatte. Ein weiteres Motiv und das Aus für Juri, der trotz aller Bemühungen von Sebastian wegen Mordes verurteilt wurde.

Die schwere Metalltür wurde aufgeschlossen und ein Vollzugsbeamter kam herein, um die Männer aus der Zelle zu lassen „Adam, Sie haben Besuch. Ich bringe Sie eben rüber“ sagte er, ignorierte den verwirrten Blick des Mannes und brachte ihn in den Besucherraum, ohne eine weitere Frage zu beantworten. Als Juri den Raum betrat und Rebecca erblickte, blieb ihm beinahe das Herz stehen, denn sie war nicht alleine gekommen „hallo Juri, wie geht es Dir?“ begrüßte sie ihn und nahm ihn kurz in den Arm, doch Juri reagierte nicht, er war stocksteif und starrte auf den Kinderwagen, der neben dem Tisch stand. Die junge Gräfin blickte ihrem Freund in die Augen und berührte ihn sanft am Arm „ich weiß, Du wolltest nicht, dass ich sie mit hier her bringe, aber heute ist ihr erster Geburtstag...und ich finde es ist an der Zeit, dass sie endlich ihren Vater kennenlernt“ erklärte sie vorsichtig, und als er nicht antwortete, drückte sie ihn sanft auf den Stuhl und nahm ihm gegenüber Platz „Du musst keine Bedenken haben. Mady schadet es nicht, und wenn Du es möchtest, dann kommen wir Dich in Zukunft auch regelmäßig besuchen. Es ist wichtig, dass ihr beide endlich Kontakt aufbaut, Juri. Sie entwickelt sich so ungeheuer schnell...Inzwischen macht sie sogar schon erste Schritte und manchmal brabbelt sie ohne Punkt und Komma, was Marlene immer darauf schiebt, dass sie von zu vielen Frauen umgeben ist. Du wärst also der optimale Gegenpol, was das angeht“ versuchte sie sich an einem Scherz, und zu ihrer Verwunderung entdeckte sie tatsächlich ein kleines Lächeln in seinem Gesicht. Auch Mady machte sich jetzt bemerkbar und gab eine kleine Kostprobe von dem, was sie schon alles sagen konnte „siehst Du? Genau das meine ich. So geht das oft den ganzen Tag“ bemerkte Rebecca belustigt „hat sie etwa gerade Papa gesagt?“ fragte er ungläubig, woraufhin die Gräfin nickte „Mama und Baba sind ihre Lieblingsworte, nur mit dem P hat sie offenbar noch Probleme.“ Sie stand auf und ging zu dem Kinderwagen „komm mal her, meine Süße. Jetzt lernst Du Deinen Papa kennen“ flüsterte sie, hob ihre Tochter hoch und blieb mit ihr vor Juri stehen „schau, da ist er. Das ist der Papa, den Du schon von den Fotos kennst.“ Sie blickte ihrem Freund ins Gesicht und erkannte die widerspenstigen Emotionen darin, die von Unsicherheit über Freude bis hin zur Angst reichten. Trotzdem hielt die junge Gräfin an ihrem Vorhaben fest „ich gebe sie Dir jetzt, okay?“ fragte sie und legte ihm Mady vorsichtig in die Arme. Danach setzte sie sich wieder auf ihren Platz und beobachtete gerührt, wie die beiden sich langsam kennenlernten „sie ist ja immer noch total winzig...und so zerbrechlich“ flüsterte Juri und nahm die kleine Hand seiner Tochter zwischen seine Finger „hallo, kleine Madeleine. Alles Liebe zu Deinem ersten Geburtstag. Leider habe ich kein Geschenk für Dich, aber das bekommst Du noch, versprochen.“ Er betrachtete liebevoll das kleine Mädchen, das ihm wie ein Wunder erschien und konnte immer noch nicht glauben, dass er zu diesem Wunder beigetragen hatte „sie ist unglaublich schön...und sie hat Deine Augen. Schau nur, wie lieb sie ist. Sie scheint überhaupt keine Angst zu haben...“ stellte er fasziniert fest, was Rebecca zum Lachen brachte „lass Dich da mal nicht täuschen, sie kann auch anders. Unsere Tochter hat eine sehr kräftige Stimme, und die setzt sie besonders gerne nachts ein, wenn anderen Menschen schlafen möchten. Marlene hat ihr schon eine große Karriere als Sängerin prophezeit, nur an den schiefen Tönen müssen die beiden noch arbeiten“ scherzte sie und fühlte sich unendlich erleichtert. „Baba“ brabbelte Mady, die jetzt etwas aktiver wurde und anfing sich für Juris Bart und seine Haare zu interessieren „hast Du das gehört? Sie hat mich Papa genannt“ sagte Juri aufgewühlt, und als ihm eine Träne über die Wange lief, konnte auch Rebecca nicht mehr an sich halten und bekam feuchte Augen. Sie beobachtete die beiden noch eine Weile und griff dann über den Tisch nach Juris freier Hand „Du weißt, dass wir weiterhin alles versuchen, um Deine Unschuld zu beweisen, oder? Wir geben nicht auf, Juri, und wir werden etwas finden, das Dich entlastet, egal wie lange es dauert. Du bist unschuldig und am Ende kommt die Wahrheit immer raus. Aber Du musst mir versprechen, dass Du nicht aufgibst und dass Du durchhältst, okay? Du bist nicht alleine, vergiss das bitte nicht“ erklärte sie eindringlich. Juri blickte von seiner Tochter zu der Frau, die ihm gegenüber saß und musste sich beherrschen, um nicht vollends in Tränen auszubrechen „danke, Rebecca. Danke für alles, was Du und Deine Familie für mich tut. Ich weiß gar nicht, wie ich das jemals wieder gutmachen soll“ erwiderte er und drückte ihre Hand. Die junge Gräfin erwiderte den Druck und lächelte ihm aufmunternd zu „das ist jetzt auch Deine Familie“ stellte sie klar und war sehr froh, dass sie heute hergekommen war.

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Teil 386: Tanja von Lahnstein

Sie kam gerade aus der Stadt, nachdem sie noch ein paar Besorgungen gemacht hatte, als ihr im Vorbeifahren das quadratische Schild auffiel und sie spontan auf den kleinen Parkplatz fuhr. Dort stellte sie den Motor ab, blieb unentschlossen im Auto sitzen und betrachtete sich nachdenklich im Rückspiegel. „Was mache ich hier eigentlich? Das ist doch idiotisch“ dachte die Blondine, stieß einen tiefen Seufzer aus und stieg aus dem Wagen. Sie erinnerte sich nicht mehr genau an den Weg, weshalb es ein bisschen dauerte, bis sie die richtige Stelle gefunden hatte, doch dann entdeckte sie das gesuchte Grab und blieb mit einigem Abstand davor stehen. Kaum war sie hier, in ihrer Nähe, wurde sie von einer eisigen Kälte ergriffen. Und das, obwohl sie genau wusste, dass das Grab vor ihr leer war, oder vielleicht auch genau deshalb. Sie ging die letzten Schritte, bis sie direkt davor stand, und betrachtete den goldenen Schriftzug des pechschwarzen Grabsteins:

Tanja von Lahnstein, geb. Wittkamp
1974 – 2014


Marie wurde von einer Gänsehaut erfasst. Sie bereute bereits, dass sie hergekommen war, denn irgendwie war dieser Ort genauso unheimlich und kalt, wie es einst auch Tanja gewesen war. Die Blondine schüttelte sich und versuchte die aufkommenden Erinnerungen abzublocken, doch es wollte ihr einfach nicht gelingen.

Sie sah sich wieder im No Limits, das damals noch wegen des Umbaus geschlossen war. Dort lag sie auf dem harten Boden, mit irgendeinem Mittel betäubt und unfähig sich zu bewegen. Sie war in ihre Falle getappt, wie eine Fliege, die sich im Netz einer Spinne verfangen hatte, und nicht mehr aus eigener Kraft heraus kam. Dabei hatte sie zu diesem Zeitpunkt geglaubt alles im Griff zu haben, denn mit Clarissas Hilfe war es ihr endlich gelungen an Beweise zu kommen, die darauf hindeuteten, dass Tanja die Entführung ihrer Kinder geplant und in Auftrag gegeben hatte. Sie waren kurz vorm Ziel gewesen, doch dann stellte sich heraus, dass sie Tanja unterschätzt hatten, denn diese hatte längst mitbekommen, dass Clarissa und sie ihr auf den Fersen waren. Nachdem sie Marie außer Gefecht gesetzt hatte, drohte sie mit deren Ermordung und forderte von Clarissa die Herausgabe der Beweise, doch während sie auf die Gräfin warteten, tauchte unerwartet Marlene im Club auf und wurde Zeuge des Verbrechens. Fassungslos forderte sie ihre ehemalige Freundin auf den Irrsinn zu beenden, aber dafür war es bereits zu spät, denn Tanjas Plan sah keine Überlebenden vor. Dennoch brachte Marlenes Auftauchen die sonst so kühle und kontrollierte Tanja aus der Fassung, denn diesen Mord hatte sie nicht eingeplant. Marlene versuchte die Situation auszunutzen und redete mit Engelszungen auf die gefährliche Blondine ein, die zum Entsetzen aller eine Waffe bei sich trug, und diese schließlich auf die beiden Frauen richtete. Die Lage drohte komplett zu eskalieren, ein Wort ergab das nächste und als der Schuss fiel, schien die Welt für einen Moment stehen geblieben zu sein. Tanja hatte tatsächlich auf Marlene geschossen, die verletzt zu Boden gesunken war, wo sie regungslos liegen blieb. Marie war sich bis heute nicht sicher, ob Tanja mit Absicht geschossen, oder ob der Schuss sich versehentlich gelöst hatte, denn die Blondine starrte die am Boden liegende Marlene an, als könnte sie selbst nicht fassen, was sie gerade getan hatte. Marie hatte Glück, dass das Betäubungsmittel inzwischen nachgelassen hatte, denn so konnte sie den schwachen Moment von Tanja nutzen, um sie mit einem Angriff zu überrumpeln. Es war ihr gelungen der anderen die Waffe aus der Hand zu schlagen, doch sie war noch immer geschwächt und konnte sich nicht gegen den kräftigen Griff von Tanja wehren, die ihre Hände um Maries Hals legte und gnadenlos zudrückte „das ist alles Deine Schuld! DU BIST AN ALLEM SCHULD“ warf die Blondine ihr voller Hass vor, während ihre eiskalten blauen Augen dabei zusahen, wie Marie die Luft ausging.
„Lass sie los, oder Du bist tot!“ forderte eine weibliche Stimme aus dem Hintergrund, der es zu verdanken war, dass Tanja von Marie abließ „Clarissa. Du kommst wie immer im ungünstigsten Moment“ erwiderte die Blonde ruhig und drehte sich um. Sie blickte geradewegs in die Mündung ihrer eigenen Pistole, die Clarissa auf sie richtete und trotzdem schien sie keinerlei Angst zu haben „komisch, irgendwie kommt mir das bekannt vor. Vielleicht solltest Du es zur Abwechslung mal richtig machen, denn andernfalls wirst Du es leider nicht überleben“ erklärte Tanja kühl, woraufhin Clarissa die Waffe entsicherte „keine Angst, Tanja. Dein Weg ist hier zu Ende. So oder so. Dafür muss ich mir die Hände nicht mal schmutzig machen.“
Während die beiden Frauen ihren privaten Krieg austrugen, schlich Marie sich zu Marlene und stellte voller Erleichterung fest, dass sie noch lebte. Tanja hatte sie zum Glück nur an der Schulter erwischt, doch die Wunde blutete ziemlich stark. Gemeinsam gelang es den Frauen aufzustehen und den Club zu verlassen, doch damit war es noch nicht vorbei. Während sie draußen auf die Polizei und den Notarzt warteten, gab es einen schrecklichen Knall, und kurze Zeit später drang dunkler Rauch aus dem No Limits. Der Club war explodiert. Und alles, was im Inneren übrig geblieben war, waren Schutt und Asche.


Als Marie ein leises Geräusch hinter sich vernahm, zuckte sie erschrocken zusammen und drehte sich abrupt herum „Entschuldigung, ich wollte Sie nicht erschrecken. Was machen Sie denn hier? Haben Sie etwa Sehnsucht nach dem Monster?“ fragte die dunkelhaarige Frau und nahm ihre Sonnenbrille ab. Marie atmete erleichtert auf und entspannte sich ein wenig „das Gleiche könnte ich Sie fragen. Kommen Sie öfter her?“ erkundigte sie sich und entfernte sich etwas von dem Grab. Clarissa lächelte „nein, nicht oft, aber hin und wieder. Wissen Sie, ich muss mich einfach von Zeit zu Zeit davon überzeugen, dass sie wirklich tot ist. Und das geht nun mal am besten hier, an ihrem Grab. Hoffentlich schmort sie in der Hölle und ärgert sich jeden Tag darüber, dass ihre eigene kleine Bombe sie getötet hat. Ich weiß nicht, wie Sie das sehen, aber ich finde, dass Tanja genau das bekommen hat, was sie verdient. Manchmal ist das Leben eben doch gerecht“ erklärte sie mit Blick auf den Grabstein. Marie betrachtete die Gräfin argwöhnisch, auch wenn sie ihr das Leben gerettet hatte, so besaß auch Clarissa etwas Unberechenbares und Kühles, ganz ähnlich wie Tanja, und das machte Marie nervös „ich bin einfach nur froh, dass das alles endlich vorbei ist. Und wenn es nach mir gegangen wäre, dann hätte dafür auch niemand sterben müssen...wenn man das überhaupt so sagen kann...“ erwiderte sie und fühlte sich plötzlich etwas unbehaglich. Clarissa musterte die Blondine misstrauisch „wie meinen Sie das? Haben Sie etwa immer noch Zweifel daran, dass Tanja tot ist?“ wollte sie wissen „nein, nicht direkt...das heißt, eigentlich nicht, aber...naja, eine Leiche gab es ja nicht und irgendwie wäre es Tanja schon zuzutrauen, dass sie selbst so eine Explosion überlebt“ sagte sie, wobei der Gedanke ihr eine Heidenangst einjagte. Clarissa nickte „da kann ich Ihnen nicht mal widersprechen, diese Frau hatte wahrlich mehr als nur ein Leben. Aber glauben Sie mir, diesmal gibt es keine Wiederauferstehung. Als ich mich in letzter Sekunde auf das Dach retten konnte, lag Tanja verletzt am Boden. Ich hatte sie mit der Waffe niedergeschlagen, nachdem sie mir grinsend ins Gesicht sagte, dass wir gleich beide in die Luft fliegen würden. Sie kann es also gar nicht mehr raus geschafft haben...und dass es nach so einer Explosion und dem anschließenden Brand keine Leiche mehr gibt...nun ja, das ist nicht weiter verwunderlich. Jedenfalls war Tanja nicht nur verrückt, sie war auch eine Mörderin und am Ende ist die Welt ohne sie besser dran. Machen Sie sich keine Sorgen mehr ihretwegen, schließen sie lieber mit diesem dunklen Kapitel ab und genießen Sie das Leben mit Ihrer Familie. Denn das ist etwas, das man nicht kaufen kann, und genau das hat die liebe Tanja einfach nicht einsehen wollen, was ihr wohl letztlich zum Verhängnis wurde“ stellte sie hörbar schadenfroh fest, lächelte noch einmal freundlich und verabschiedetet sich schließlich. Marie sah ihr irritiert hinterher und hatte noch immer ein komisches Gefühl in der Magengegend „Zeit zu verschwinden“ beschloss sie, warf einen letzten Blick auf Tanjas Ruhestätte, und schwor sich gleichzeitig, dass sie nie wieder hierher zurückkommen würde.

Zur selben Zeit wurde eine Frau zurück auf ihr Zimmer gebracht, das außer einem Bett, einem kleinen Schrank, einer Toilette und einem Wachbecken kein Mobiliar besaß. Die Wände waren, ebenso wie sämtliche Kanten der Möbel, gepolstert, damit man sich nicht an ihnen verletzen konnte. Es gab ein kleines Fenster, das mit Gittern versehen war, damit niemand auf die Idee kam hinaus zu klettern, denn ein Fall aus dieser Höhe würde den sicheren Tod bedeuten. Die Frau mit den kurzen blonden Haaren saß zusammengekauert auf ihrem Bett und starrte verängstigt in die gegenüberliegende Ecke „hau ab! Lass mich endlich in Ruhe! Bitte, ich will das nicht!“ Sie fing an zu zittern, ihre Atmung beschleunigte sich und auf ihrer Stirn bildete sich kalter Schweiß „HILFE, HILFE, bitte helft mir doch!“ schrie sie aufgebracht, woraufhin sich die Tür öffnete und ein in weiß gekleideter Mann den Raum betrat. Er ging auf die verängstigte Frau zu und blieb vor dem Bett stehen „Sie müssen keine Angst haben, das wissen Sie doch. Sie sind hier in Sicherheit und niemand kann Ihnen etwas tun“ sagte er mit ruhiger Stimme, wie er es immer tat, wenn sie wieder halluzinierte. Er wartete auf eine Reaktion, doch sie blieb in ihrer Ecke und fixierte weiterhin einen Punkt auf der gegenüberliegenden Seite „doch, er ist hier...und er will mich bestrafen“ flüsterte sie „Ihr Vater?“ schlussfolgerte der Pfleger, woraufhin sie hektisch nickte. Er nickte und reichte ihr ein Pillengläschen „Sie müssen Ihre Medizin nehmen, dann geht es Ihnen gleich besser“ erklärte er, und sie tat es ohne zu zögern, weil sie wusste, dass sie ohne die Tabletten verloren war. Nachdem sie die Medikamente genommen hatte, wurde sie ruhiger „ich möchte nach draußen“ sagte sie, doch er schüttelte den Kopf „Sie müssen jetzt schlafen. Morgen können Sie wieder nach draußen“ erwiderte der Mann, verließ das Zimmer und schloss hinter sich ab. Tanja sprang von ihrem Bett auf und rannte zur Tür „lasst mich hier raus“ brüllte sie und schlug mit den Händen wie eine Wilde gegen die Tür, was jedoch nichts brachte, da diese ebenfalls gepolstert war „verdammt noch mal, ich will doch einfach nur nach draußen“ rief sie und brach kurz darauf schluchzend vor der Tür zusammen. Sie spürte, dass die Tabletten langsam wirkten und dass sie müde wurde, aber sie merkte auch, dass sie für einen Moment wieder klar denken konnte, jedenfalls glaubte sie das. Manchmal wusste sie nicht, was Einbildung war und was Realität. Träume vermischten sich mit Halluzinationen, und in den wenigen klaren Momenten fehlte ihr die Kraft, um aufzustehen und etwas gegen ihre Situation zu unternehmen. Tanja wusste nicht, wie lange sie schon hier war, oder wie genau sie hergekommen war. Sie wusste nicht mal, wo genau sie war und wer all die Menschen waren, die sie umgaben. Alles was sie wusste war, dass sie in irgendeiner geschlossen Anstalt sein musste, und dass sie dabei war den Verstand zu verlieren. Und sie wusste, wer dafür verantwortlich war, doch all das nutzte ihr rein gar nichts, denn es gab niemanden der sie vermisste, abgesehen von ihren Kindern vielleicht, doch die konnten ihr nicht helfen. Sie war gefangen, eingesperrt in sich selbst, und zum ersten Mal in ihrem Leben wusste sie keinen Ausweg. Nicht mal umbringen konnte sie sich, dafür sorgten die Pfleger, und sie fragte sich nicht zum ersten Mal, ob das Personal bestochen worden war, oder ob die sie wirklich für eine arme Irre hielten. In ihrem Kopf begann sich alles zu drehen, von nun an waren keine klaren Gedanken mehr möglich, und alles was Tanja jetzt noch wollte, war zu schlafen und zu vergessen. Sie schleppte sich zurück zu ihrem Bett, verkroch sich unter die Decke und schloss die Augen. Das letzte, was sie wie immer vor sich sah, bevor sie einschlief, war das Gesicht einer dunkelhaarigen Frau, die sie siegesgewiss anlächelte. Und auch ihr letzter Gedanke war immer derselbe. Dass sie diese Frau umbringen wollte.

„In Ordnung, vielen Dank für die Auskunft. Ich schicke Ihnen den Scheck dann wie gewohnt zu. Und sorgen Sie bitte dafür, dass sie weiterhin klare Momente hat. Ich will, dass sie weiß, in was für einer Situation sie ist. Und ich will, dass sie weiß, wer sie dort hin gebracht hat“ sagte Clarissa zu dem Mann am Telefon, der ihr dies bestätigte, bevor er auflegte. Die Gräfin zündete sich eine Zigarette an und nahm einen tiefen Zug. Sie kramte ein Bild von Tanja aus der Schublade und blies den Zigarettenqualm dagegen „das ist für Tim Sander und alle anderen, die Du gequält und umgebracht hast, Tanja. Ich habe Dir immer gesagt, dass ich Dich eines Tages vernichten werde, und ich pflege meine Versprechen zu halten. Du warst eine harte Gegnerin. Aber jetzt ist das Spiel aus, und Du hast verloren“ flüsterte sie, zündete das Foto an und legte es in den Aschenbecher, wo es innerhalb von Sekunden verbrannte.

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BeitragVerfasst: 02.10.2015, 14:15 
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Teil 387: Marie & Sebastian

Als Marie das Schloss erreichte, führte ihr erster Weg in die Orangerie, die in den letzten eineinhalb Jahren zu einem wichtigen Rückzugsort für die Blondine geworden war. Sie legte ihre Handtasche und die Einkäufe auf den Tisch und schaute auf die Uhr. Es blieb noch ein bisschen Zeit, bis die Feier losging und so beschloss sie, sich noch eine Dusche zu gönnen, allein schon um die Spuren ihres Besuches auf dem Friedhof zu beseitigen. „Diese Frau geht mir immer noch unter die Haut“ dachte Marie, während sie an den Kleiderschrank ging, um sich ein frisches Handtuch heraus zu nehmen. Als sie den Schlafbereich betrat, entdeckte sie einen zarten Körper auf ihrem Bett, der sich in diesem Moment aufrichtete. Emma rieb sich durch das leicht verschlafene Gesicht und sah die Blondine aus ihren blauen Augen zerknirscht an „da bist Du ja endlich...ich habe die ganze Zeit auf Dich gewartet“ sagte sie mit kindlichem Trotz in der Stimme, was Marie zum Schmunzeln brachte. Sie setzte sich zu der Kleinen aufs Bett und streichelt ihr durchs Haar „es tut mir leid, es hat ein bisschen länger gedauert in der Stadt“ erklärte sie, doch das allein besänftigte die kleine Gräfin nicht „aber Du hast mir doch versprochen, dass Du mich für die Feier schick machst“ erwiderte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. Marie nickte „das weiß ich, und ich halte mein Versprechen auch. Deshalb habe ich uns auch etwas aus der Stadt mitgebracht. Willst Du es mal sehen?“ fragte sie, woraufhin Emmas Gesicht sich sofort aufhellte „was denn?“ wollte sie neugierig wissen und sprang vom Bett auf. Marie erhob sich ebenfalls und holte die Tüte, in der sich ihre Besorgungen befanden. Sie zog zwei schöne Sommerkleider heraus, eines in ihrer Größe und eines für Emma „die sehen ja gleich aus“ quiekte das Mädchen vergnügt und nahm das kleinere Kleid an sich „das nennt man Partnerlook, meine Süße. Was meinst Du, können wir die anderen damit beeindrucken?“ Emma nickte aufgeregt „dann müssen wir aber auch die gleiche Frisur haben. Kannst Du mir die Haare wieder so schön hoch stecken?“ erwiderte sie aufgekratzt, was die andere lachend bejahte „mache ich, aber erst muss ich kurz duschen. Du kannst ja schon mal das Kleid anziehen und bei dem Rest helfe ich Dir dann gleich.“

Als Marie einige Zeit später fertig angezogen in den Wohnraum zurück kam, saß Emma auf dem Sofa und schaute schweigend auf ihre Hände. Die Blondine ging zu ihr und entdeckte das kleine Medaillon, das Emma einst von Tanja geschenkt bekommen hatte „glaubst Du, dass Mama jetzt ein Engel ist? Engel passen doch vom Himmel aus auf die Menschen auf. Vielleicht sieht Mama uns ja auch zu und sorgt dafür, dass uns nichts Schlimmes passiert“ überlegte sie laut, und sah Marie aus traurigen Augen an. Der zweifachen Mutter brach es beinahe das Herz sie so zu sehen, und obwohl sie ziemlich sicher war, dass eine Tanja nicht zum Engel taugte, waren es Momente wie diese, an denen sie den Tod der verhassten Frau ehrlich bedauerte, denn für Emma und Hannes war es ein schrecklicher Verlust gewesen. „Ganz bestimmt sogar. Sie wird immer auf Deinen Bruder und Dich aufpassen, so gut es vom Himmel aus geht. Eure Mama wird immer ein Teil von Euch sein, auch wenn Ihr sie nicht mehr sehen könnt“ versuchte sie Emma zu trösten „aber ich will so gerne mit ihr reden und ihr sagen, wie lieb ich sie hab. Alle behaupten immer, dass Mama böse war, aber das stimmt doch gar nicht, oder? Zu uns war sie nie böse“ sagte die kleine Gräfin und zog die laufende Nase hoch. Marie nahm sie auf den Schoß und streichelte ihr über die Wange „ich weiß, Emma, aber Tanja wusste auch so, dass Du sie lieb hast, ganz sicher. Und was auch immer andere Leute über Deine Mama sagen, ist nicht wichtig, hörst Du? Es zählt nur das, was Du über sie denkst, denn Hannes und Du, Ihr ward das Wichtigste für Tanja, das darfst Du nicht vergessen. Okay?“ Emma nickte „aber Du gehst doch nicht auch weg, oder? Du musst bei uns bleiben, bei Papa und mir. Und Jonas und Sophie auch“ erwiderte sie, was Marie sehr berührte „ich gehe nicht weg, versprochen. Irgendeiner muss ja dafür sorgen, dass hier nicht das totale Chaos ausbricht, oder?“ scherzte sie und stupste der Kleinen mit dem Finger gegen sie Nase. Emma lächelte wieder und legte ihre Arme um Maries Hals „ich hab Dich lieb“ sagte sie „ich hab Dich auch lieb, Süße. Und jetzt schmeißen wir beide uns so richtig in Schale und überraschen damit Deinen Papa, okay?“ erwiderte sie, woraufhin das Mädchen begeistert in die Hände klatschte und die traurige Stimmung vergessen war.

Eine halbe Stunde Später öffnete sich die Tür zur Orangerie, und noch bevor die Blondine ihre beiden Kinder sehen konnte, hörte sie, wie die Zwillinge angelaufen kamen „Mama, Arm!“ rief der kleine Jonas und stürmte ungebremst in ihre Richtung. Marie lief ihm ein Stück entgegen, denn sie erkannte, dass er das Gleichgewicht verlor und hob ihn auf die Arme, ehe er hinfallen konnte „hey, Du kleiner Raser, Du sollst doch nicht immer so rennen“ sagte sie lachend und gab ihrem Sohn einen Kuss, bevor sie ihn wieder absetzte. Sophie war direkt in ihre Spielecke gelaufen und hielt es offenbar nicht für erforderlich, ihre Mutter zu begrüßen „so klein und schon Star-Allüren. Von wem hat sie das bloß?“ fragte die Blondine grinsend und mit Blick auf den Grafen „ich sage besser nichts dazu. Das ist eine dieser gefährlich Fangfragen, die Mann gar nicht richtig beantworten kann“ bemerkte Sebastian und grinste zurück. „Ziemlich gut gekontert. Lernt man das während des Jurastudiums?“ wollte Marie amüsiert wissen, doch der Graf antwortete nicht, da er viel zu abgelenkt war „ist das neu? Das kenne ich noch gar nicht...“ stellte er fest und ging langsam auf sie zu „Du siehst zum Anbeißen aus, Frau Lichtenberg.“ Er legte seine Arme und ihre Taille und küsste Maries nackte Schulter „wenn wir jetzt alleine wären, dann würde ich...“ Marie lachte „sind wir aber nicht, also reiß Dich gefälligst zusammen, Graf Lahnstein“ erwiderte sie und drückte ihn sanft von sich weg „sehe ich auch zum Anbeißen aus, Papa?“ rief Emma aus dem Hintergrund und kicherte amüsiert. Sebastian drehte sich erschrocken um und war entzückt, als er seine Tochter sah „hey, meine kleine Prinzessin. Du siehst ganz bezaubernd aus...“ erklärte er und schaute noch einmal zu seiner Freundin „Ihr tragt ja die gleichen Kleider.“ Marie machte wieder ein paar Schritte auf ihn zu „sehr gut kombiniert, Herr Anwalt. Bist wohl in Höchstform heute, was?“ neckte sie ihn „das ist Partnerlook, Papa“ klärte Emma ihren Vater auf und vollführte eine paar Pirouetten, um ihr neues Kleid in Szene zu setzen. Als Jonas und Sophie das sahen, stellten sie sich neben Emma und versuchten sich ebenfalls an einer eleganten Drehung, die jedoch jeweils auf dem Hosenboden endete. Die Erwachsenen lachten „was habe ich doch für schöne Frauen um mich. Ich bin ein echter Glückspilz“ sagte Sebastian und gab erst Emma und anschließend Marie einen Kuss. Dann klopfte es an der Tür und Helena und Lukas steckten die Köpfe in den Raum „stören wir?“ fragte die Gräfin, was die Anwesenden verneinten „Quatsch, immer herein spaziert. Wir sind gerade fertig geworden“ ließ Marie sie wissen und begrüßte die beiden. Natürlich wurden auch sie direkt von Emma auf deren Partnerlook hingewiesen, und nachdem sie sich kurz ausgetauscht hatten, nahmen Helena und Lukas die Kinder schon einmal mit in den Park, damit Sebastian und Marie noch einen Moment für sich hatten.

Die Blondine erzählte ihrem Freund von dem Gespräch mit Emma und vor deren Angst, dass sie irgendwann weggehen könnte „zu mir hat sie das auch schon mal gesagt. Ich denke einfach, dass das mit Tanjas Tod zusammenhängt und dass Emma deswegen Verlustängste hat. Außerdem hängt sie sehr an Dir, das war vor Tanjas Tod schon so und hat sich seitdem noch einmal verstärkt. Du bist eine sehr wichtige Bezugsperson für Emma...ich glaube, dass sie in Dir eine zweite Mutter sieht“ erklärte Sebastian nachdenklich „ist das ein Problem für Dich?“ Marie blickte ihn überrascht an „nein, natürlich nicht. Wie kommst Du darauf? Emma ist doch längst wie eine Tochter für mich. Ich möchte ihr nur nicht das Gefühl geben ihre Mutter ersetzen zu wollen, denn das kann ich ohnehin nicht. Aber ich finde, dass wir das bislang ganz gut meistern. Wir alle zusammen“ erwiderte sie und lehnte ihren Kopf an seine Schulter „ich war heute übrigens an ihrem Grab.“ Sebastian hob erstaunt den Kopf „warum?“ wollte er wissen, woraufhin sie ihn unschlüssig ansah „keine Ahnung. Ich bin am Friedhof vorbeigefahren und dann habe ich es einfach gemacht. Vielleicht dachte ich, dass es mir helfen würde endlich damit abzuschließen, aber ehrlich gesagt bereue ich es bereits“ gab sie zu und seufzte. Der Graf betrachtete seine Freundin besorgt „ich wusste gar nicht, dass Dich das immer noch so quält. Warum hast Du denn nichts gesagt?“ fragte er und streichelt sanft über ihren Handrücken. Marie versuchte es ihm zu erklären „es ist ja nicht so, dass ich jeden Tag daran denke, aber manchmal sehe ich sie plötzlich vor mir...und ihren mörderischen Blick, als sie mich erwürgen wollte. Mich hat noch niemals ein Mensch so hasserfüllt angesehen...in diesem Moment hatte ich keinen Zweifel daran, dass sie mich umbringen würde. Ich war der festen Überzeugung, dass ich sterben muss...bis Clarissa auftauchte“ erinnerte sie sich, und wie immer ereilte sie dabei eine leichte Gänsehaut. „Zum Glück ist sie noch rechtzeitig aufgetaucht. Ich war zwar nie ein besonders großer Fan von ihr, aber ich werde Clarissa ewig dafür dankbar sein, dass sie im richtigen Moment da war“ sagte er leise und nahm sie beschützend in den Arm. „Ich habe sie vorhin getroffen. Sie war auch am Grab“ teilte Marie ihm mit, was ihn erneut verwunderte „Clarissa? Aber wozu? Sie hat Tanja von uns allen doch am meisten verabscheut“ bemerkte er und runzelte die Stirn. „Sie meinte, dass sie sich gelegentlich davon überzeugen muss, dass Tanja auch wirklich tot ist. Aber ganz ehrlich...irgendwie war sie komisch. Es machte fast den Eindruck, als wollte sie mir damit etwas beweisen...damit ich auch ja nicht auf die Idee komme, dass Tanja doch noch leben könnte“ berichtete sie weiter, was Sebastian erst recht alarmierte „wieso solltest Du das denn denken? Tanja ist tot, Marie. Oder zweifelst Du wirklich daran?“ hakte er nach, aber er merkte auch, dass das alles ein bisschen viel für seine Freundin gewesen war. Er drehte ihr Gesicht zu sich und blickte ihr tief in die Augen „ich weiß, wie schrecklich das alles für Dich gewesen ist. Und wie sehr Du unter Tanjas Intrigen und ihren Angriffen auf Dich gelitten hast, bis hin zu ihrem Mordversuch. Ich kann Dir gar nicht sagen, wie unendlich leid mir das alles tut, denn nichts davon hätte geschehen dürfen. Tanjas Wut und ihr Hass hätten mich treffen müssen, und am Ende haben sie das auch, denn sie wusste, dass sie mich am ehesten verletzen kann, wenn sie Dir schadet. Du hast das alles abbekommen, und Du hast es ausgehalten, obwohl ich Dich im Stich gelassen habe, als Du mich brauchtest. Ich kann bis heute kaum glauben, wie blind ich gewesen bin und dass ich keine Ahnung davon hatte, mit wem ich da verheiratet war. Natürlich habe ich gewusst, dass Tanja keine Heilige ist, und ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass mich das nicht auch gereizt hätte, denn es war gerade ihre andere Seite, die mich anfangs fasziniert hat. Tanja war nicht wie andere Frauen, sie hat immer genau das Gegenteil von dem gemacht, was ich erwartet habe, und als sie mir damals den Mord an Tim Sander gestand, da habe ich wirklich geglaubt, dass sie das Opfer gewesen ist. Ich hatte doch keine Ahnung, dass sie noch mehr Menschen auf dem Gewissen hat...und wenn man Clarissas Vermutungen glauben schenken kann, dann war sogar eine schwangere Frau unter ihnen. Mir wird schlecht, wenn ich nur darüber nachdenke...und wenn ich daran denke, dass ich diese Mörderin früher wirklich geliebt habe. Aber jetzt ist sie tot, Marie. Es ist vorbei. Tanja kann uns nichts mehr anhaben. Und ich verspreche Dir, dass ich Dich nie wieder im Stich lassen werde, denn Du und die Kinder, Ihr seid mein Leben. Und dieses Leben fängt jetzt erst richtig an.“ Marie war gerührt von seinen aufrichtigen Worten, die sie nicht nur ruhiger werden ließen, sondern die auch zeigten, dass Sebastian wieder zu dem Mann geworden war, in den sie sich damals verliebt hatte. Sie waren seit etwas mehr als einem halben Jahr wieder zusammen, doch der Weg dahin war nicht leicht gewesen, denn die schlimmen Erlebnisse hatten besonders Marie gezeichnet und es hatte seine Zeit gebraucht, ehe sie sich wieder auf ihn hatte einlassen können. Doch ohne Sebastian und ihre Freunde hätte sie die schwere Zeit deutlich weniger gut gemeistert, und so war sie einfach nur glücklich und dankbar, dass sie einander wiedergefunden hatten. Sie blickte in seine blauen Augen und überlegte was sie sagen konnte, doch nichts davon erschien ihr wirklich angemessen, weshalb sie es mit etwas Humor versuchte „für einen Rechtsverdreher haust Du manchmal ganz schön kitschige Texte raus. Hat Dir das eigentlich schon mal jemand gesagt?“ fragte sie, woraufhin Sebastian erst mal sprachlos war, doch als er ihr Grinsen sah, musste auch er lachen „und Du bist manchmal reichlich unromantisch, hat Dir das schon mal jemand gesagt?“ Marie lächelte, es tat gut einfach mal zu scherzen und all das Grausame für eine Weile zu vergessen „klar, ständig, aber damit musst Du Dich abfinden, wenn Du weiterhin mit mir zusammenleben möchtest“ erwiderte sie zwinkernd, was den Grafen unweigerlich zum nächsten Thema führte „gutes Stichwort. Denn genau genommen leben wir ja gar nicht richtig zusammen...jedenfalls nicht, solange Du die Orangerie nicht aufgeben magst.“ Er setzte an dieser Stelle einen Blick auf, der fast so herzergreifend war, wie der von Jonas, wenn er seine Mutter um den Finger wickeln wollte, und dagegen war Marie machtlos „nun ja, daran kann man ja vielleicht etwas ändern. Ich bin ohnehin immer seltener hier...also könnte ich rein theoretisch auch wieder ganz zu Dir aufs Schloss ziehen“ erklärte sie „wirklich? Na, das ist doch mal eine Ansage...Und keine Sorge, das mit der Romantik bringe ich Dir schon noch bei“ bemerkte er gut gelaunt und zog sie noch enger zu sich. „Wie wäre es, wenn Du jetzt einfach mal die Klappe halten und mich stattdessen endlich küssen würdest?“ forderte die Blondine ihn auf, woraufhin beide in einem innigen Kuss versanken „war das romantisch genug?“ wollte Marie anschließend wissen und lächelte ihren Freund liebevoll an. Sebastian lächelte zurück „als Anzahlung ganz akzeptabel, alles weitere folgt dann später“ erwiderte er und küsste sie erneut „geht es Dir jetzt besser?“ Marie nickte „sehr viel besser. Du bist ein gutes Heilmittel gegen trübe Gedanken.“ Sie umarmte ihn und hauchte ein „ich liebe Dich“ in sein Ohr, bevor sie seine Hand nahm und nach draußen zeigte „es wird langsam Zeit. Wir sollten besser nicht die letzten sein, die auf der Feier auftauchen, sonst wird uns Madys Zorn ewig verfolgen“ scherzte sie, was den Grafen zum Lachen brachte „oh ja, wenn sie nur halb so nachtragend ist, wie es Rebecca als Kind immer war, dann sollten wir das in der Tat nicht riskieren.“ Sie zwinkerten sich gegenseitig zu, gaben sich noch einen Kuss und machten sich dann zusammen auf den Weg in den Park.

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BeitragVerfasst: 02.10.2015, 14:28 
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Teil 388: Marlene & Rebecca & Madeleine :liebe2:

Die kleine Madeleine von Lahnstein erblickte am 08. August 2014 das Licht der Welt. Obwohl die Schwangerschaft nicht immer optimal verlaufen war und es einige Komplikationen gegeben hatte, war das kleine Mädchen nach seiner Geburt gesund und munter, auch wenn es fast sechs Wochen zu früh gekommen war. Mutter und Kind waren über das verfrühte Kennenlernen gleichermaßen überrascht, wie glücklich und hatten die aufregende Geburt gut überstanden. Mitten in der Nacht war es plötzlich losgegangen, die Wehen hatten Rebecca aus dem Schlaf gerissen und beide Frauen in helle Aufregung versetzt. Selbst die sonst so beherrschte Marlene zeigte Nerven und wusste nicht so recht, was sie tun sollte, bis Rebecca ihr die entsprechenden Anweisungen gab, die da lauteten: Im Eilverfahren Tasche packen, anziehen und auf schnellstem Wege ins Krankenhaus fahren. Das reichte Marlene, um wieder halbwegs klar denken zu können, und so tat sie was nötig war und brachte ihre Frau ins Krankenhaus. Glücklicherweise ging alles sehr schnell, denn bereits zwei Stunden später durfte Marlene die Nabelschnur durchtrennen und die kleine Madeleine zum ersten Mal in den Armen halten. Es war Liebe auf den ersten Blick. Das winzige und zarte Mädchen mit der rosafarbenen Haut und den vielen dunklen Haaren auf dem kleinen Köpfchen, war das Niedlichste und Wundervollste, das Marlene jemals gesehen hatte. Sie küsste die Kleine auf die Stirn und ging mit ihr zu Rebecca, die zwar sehr erschöpft war, die aber dennoch lächelte und sich bereit machte, um ihre Tochter zu begrüßen. Als Marlene Mady vorsichtig in ihre Arme legte, stiegen der Gräfin augenblicklich Tränen in die Augen. Sie betrachtete das zarte Geschöpf, nahm jeden Zentimeter genau unter die Lupe und spielte lächelnd mit den kleinen Händchen ihrer Tochter. Und dann öffnete Mady zum ersten Mal ihre Augen und schaute direkt in die von Rebecca „hallo, kleiner Engel. Ich bin Deine Mama“ flüsterte sie tief bewegt und auch Marlene, die nie zuvor einen so intensiven und besonderen Moment erlebt hatte, weinte jetzt. Sie streichelte ihrer Frau zärtlich über die Wange und legte die andere Hand auf Madeleines Kopf „das habt Ihr beide sehr gut gemacht“ sagte sie leise und blickte der anderen in die vor Glück strahlenden Augen „geht es Dir gut?“ Die Brünette nickte lächelnd und griff nach Marlenes Hand „ohne Dich hätten wir es nicht geschafft. Danke, dass Du auch das mit mir durchgestanden hast. Und damit meine ich nicht nur die Geburt, sondern die gesamte Schwangerschaft“ erklärte sie hörbar erschöpft „dafür musst Du mir nicht danken, ich bin froh, dass ich es miterleben durfte. Mady war jede einzelne Schrecksekunde wert, die ich in den letzten Monaten erleben musste. Schau sie Dir doch nur an, sie ist wunderschön. Genauso wie Du. Und sie ist mit Abstand der süßeste Mini-Flipper, den die Welt jemals gesehen hat“ befand Marlene stolz und brachte die frisch gebackene Mutter damit zum Lachen. Doch dann fing Rebecca, die noch immer von ihren Emotionen überwältigt war, erneut an zu weinen „es tut mir leid, aber ich bin einfach so unglaublich glücklich, obwohl ich mich fühle, als hätte man mich gerade durch den Fleischwolf gedreht, und obwohl ich unglaublich müde bin. Aber das alles ist mir völlig egal, denn ich habe nicht nur das aller süßeste Baby der Welt, sondern auch die wunderbarste Frau. Ich liebe Dich.“ Marlene gab ihr einen zärtlichen Kuss „und ich liebe Dich“ erwiderte sie, nachdem sie sich vorsichtig zu den beiden aufs Bett gesetzt hatte, wo sie sich zu der kleinen Madeleine hinunter beugte, um ihr ebenfalls einen Kuss zu geben „und Dich liebe ich auch.“

Ein Jahr und sehr viele aufregende und einzigartige Momente später, stand Madeleines erster Geburtstag an, zu dem die komplette Familie eingeladen war. Selbst Ludwig und Elisabeth waren nach Düsseldorf gekommen, ebenso wie Dana, Ricardo und Lara, und auch Hagen stattete seiner Familie mal wieder einen Besuch ab. Alles war für den großen Tag vorbereitet, bei dem es nicht nur darum ging, dass ein Kindergeburtstag anstand, es war auch das erste Mal, dass auf dem Schloss wieder eine große Festlichkeit stattfand, nachdem das vergangene Jahr wenig Grund dafür geliefert hatte. So war es gekommen, dass Rebecca eines Morgens aufgewacht war, ihre Frau geweckt hatte und ihr mitteilte, dass sie soeben beschlossen hatte, Madys ersten Geburtstag groß zu feiern. Marlene war schnell überzeugt gewesen und auch die Bediensteten freuten sich, dass es endlich wieder etwas zu feiern geben würde und begaben sich mich Eifer und Begeisterung an die Vorbereitungen. Nur die kleine Gräfin selbst interessierte die ganze Aufregung herzlich wenig, sie hatte auch so genügend Spaß und hielt ihre beiden Mütter ordentlich auf Trab. Seit sie ihre ersten Schritte gemacht hatte, war sie kaum mehr zu bremsen, und wenn sich gerade nichts fand, an dem sie sich festhalten, oder hochziehen konnte, dann schrie sei einfach so lange, bis ihr jemand zur Hilfe kam. Marlene grinste und trug gerade ein wenig Lipgloss auf, während sie an den gestrigen Tag zurück dachte, an dem sich genau so eine Situation abgespielt hatte. Sie war stundenlang mit Madeleine an den Händen durchs Schloss gelaufen, im Schneckentempo, denn viel schneller ging es noch nicht, und immer wenn sie dachte, dass es der Kleinen langsam reichte, ging der Protest von vorne los. Irgendwann war Mady dann während einer kleinen Pause auf Marlenes Armen eingeschlafen, und so konnte die Blondine sich doch noch auf ein paar ruhige Stunden mit ihrer Frau freuen. Leider verlief das Ganze nicht so, wie Marlene es sich erhofft hatte, denn Rebecca hatte ihr an diesem Abend aus heiterem Himmel eröffnet, dass sie am nächsten Tag mit Mady zu Juri ins Gefängnis fahren wollte, entgegen der eigentlichen Absprache. Es war zu einer längeren Diskussion gekommen, an deren Ende Rebecca ihren Kopf durchgesetzt hatte und Marlene frustriert ins Bett gegangen war. Erst heute morgen hatten die beiden sich wieder vertragen, wenngleich es der Blondine noch immer nicht richtig erschien, dass ihre Frau Madeleine mit ins Gefängnis nahm und Juri damit einfach vor vollendete Tatsachen stellte. Aber sie wusste auch, dass es keinen Sinn machte weiter dagegen anzureden, denn es war nun mal Rebeccas großer Wunsch, dass Vater und Tochter sich kennenlernten, und wenn die Gräfin sich einmal etwas in ihren hübschen Kopf gesetzt hatte, dann konnte auch Marlene nicht dagegen ankommen, egal wie gut ihre Argumente waren. Sie seufzte, begutachtete das Ergebnis ihrer Bemühungen im Spiegel und fragte sich, wann Rebecca und Mady endlich wiederkommen würden. Sie waren bereits seit gut zwei Stunden unterwegs und abgesehen davon, dass die Feier gleich beginnen sollte, vermisste Marlene ihre beiden Frauen bereits, denn sie hatten bislang kaum Zeit füreinander gefunden. Dabei war dieser Tag etwas Besonderes und sie wollte ihn mit den beiden zusammen erleben. Als sie wieder in den Spiegel blickte, stand Rebecca plötzlich in der Tür und sah ihr über den Spiegel in die Augen. Keine von beiden sprach ein Wort, sie schauten sich einfach nur an, bis Rebecca langsam auf ihre Frau zuging und dicht hinter ihr stehen blieb. Erst jetzt unterbrach die Gräfin den Blickkontakt und betrachtete stattdessen den nackten Rücken der anderen „darf ich Dir hiermit behilflich sein?“ fragte sie leise, und schloss ohne eine Antwort abzuwarten den Reißverschluss des Kleides. Danach ließ sie ihre Hände an Marlenes Körper hinab gleiten, bis sie an den Oberschenkeln angekommen war „es sitzt wie eine zweite Haut“ flüsterte sie der Blonden ins Ohr „und das, obwohl es nicht von mir ist. Sollte mir das vielleicht zu denken geben?“ Marlene drehte sich um und grinste verstohlen, ihre Frau war offenbar in Flirt Stimmung „ich weiß nicht, ob es das sollte, aber heißt es nicht, dass Konkurrenz das Geschäft belebt?“ stieg sie auf das Spielchen ein und versuchte in Rebeccas Gesicht deren eigentliche Stimmung abzulesen, doch es schien ihr tatsächlich sehr gut zu gehen. Die Gräfin grinste und drückte Marlene gegen das Waschbecken „das stimmt, allerdings gibt es da Unterschiede. Wenn es um Mode geht, kann ich gut mit Konkurrenz leben. Wenn es dagegen um meine Frau geht, dulde ich keine Konkurrenz“ ließ sie die andere wissen und glitt mit der linken Hand unter das Kleid, wo sie sanft über die Innenseite von Marlenes Oberschenkel streichelte. Die Clubbesitzerin gab einen wohligen Laut von sich und blickte ihrem Gegenüber fest in die Augen „dann wird es Dich sicher freuen zu hören, dass es keine Konkurrenz gibt. Und wenn Du so weiter machst, dann vergesse ich gleich, dass wir eigentlich einen Kindergeburtstag feiern wollen, und falle stattdessen über Dich her“ erklärte sie amüsiert und griff nach der Hand, die noch immer unter ihrem Kleid steckte „das war die richtige Antwort“ entgegnete die Brünette und gab der anderen einen Kuss „und später darfst Du auch sehr gerne über mich herfallen.“ Sie zwinkerte ihr zu und schob sich an Marlene vorbei vor den Spiegel „und? Verrätst Du mir jetzt auch, wie es mit Juri gelaufen ist? Oder soll ich raten?“ hakte die Blondine nach, die langsam ungeduldig wurde, was Rebecca lachend zur Kenntnis nahm „ich habe mich schon gewundert, dass Du es so lange ausgehalten hast. Hast dich wirklich tapfer geschlagen.“ Marlene verdrehte die Augen „sehr witzig, ich möchte Dich mal an meiner Stelle sehen. Und jetzt sag schon, wie hat er reagiert? So entspannt wie Du bist, kann es ja eigentlich nur gut gewesen sein“ mutmaßte sie, woraufhin Rebecca es ihr endlich erzählte, und ihr war mit jedem Wort anzumerken, wie erleichtert und glücklich sie war. „Er hat geweint, Marlene. Kannst Du Dir das vorstellen? Juri Adam hat geweint, und er ist zerflossen wie Wachs, als er Mady auf dem Arm hatte. Ich habe ja die ganze Zeit gesagt, dass es ihm gut tun würde sie zu sehen, aber er wollte ja nicht auf mich hören. Ab jetzt werden wir ihn regelmäßig zusammen besuchen, damit die zwei sich aneinander gewöhnen können. Noch besser wäre natürlich, wenn er endlich da raus kommen würde, aber solange das nicht der Fall ist, muss es eben so gehen“ berichtete sie aufgeregt „ich soll Dich übrigens ganz lieb grüßen und Dir sagen, dass er Dir sehr dankbar dafür ist, dass Du Dich so gut um Mady und mich kümmerst.“ Sie hatte es kaum ausgesprochen, da fiel ihr die Veränderung in Marlenes Blick auf „Du kannst ihm beim nächsten Mal ausrichten, dass ich seinen Dank nicht brauche. Es ist doch wohl selbstverständlich, dass ich mich um meine Familie kümmere, oder nicht?“ erwiderte sie angefressen und lief aus dem Badezimmer.

Rebecca blieb zurück und biss sich schuldbewusst auf die Lippe. Das war nicht sehr taktvoll von ihr gewesen, auch wenn es nur gut gemeint gewesen war, so wusste sie doch ganz genau, dass die Beziehung zwischen Marlene und Juri nach wie vor nicht ganz einfach war. Sie ging ihrer Frau nach und fand sie im Schlafzimmer, wo sie gemeinsam mit Mady auf dem Bett saß „jetzt gehen wir gleich nach draußen, süße Maus. Da sind ganz viele Leute, die alle nur wegen Dir hier sind, weil Du heute Geburtstag hast“ erklärte sie der Kleinen, die angefangen hatte mit den Haaren ihrer Mutter zu spielen. Rebecca ging vor den beiden in die Hocke und berührte mit der Hand zaghaft das Bein der Blondine „es tut mir leid, Marlene, ich habe mich blöd ausgedrückt. Du weißt doch, wie es gemeint ist...und Juri war es wirklich wichtig, dass Du es erfährst. Schau mal, er sitzt im Gefängnis und hat bereits ein ganzes Jahr mit Mady verpasst. Er bekommt nichts mit da drin, weiß nicht, wie es uns geht und er kann keinen Einfluss auf das nehmen, was hier draußen passiert. Kannst Du Dir vorstellen, wie schlimm das für ihn sein muss? Aber er weiß, dass es Madeleine und mir gut geht, weil wir Dich haben und das macht es für ihn erträglicher. Das war es, was ich Dir damit sagen wollte und nicht, dass Du seine Stellvertretung bist, solange er nicht für Mady da sein kann. Du warst es, die ihr schon Lieder vorgesungen hat, als sie noch in meinem Bauch war. Du warst dabei, als sie zur Welt kam und hast die Nabelschnur durchtrennt. Zu Dir hat sie als erstes Mama gesagt, noch bevor sie es zu mir gesagt hat. Und Du bist diejenige, die eine Engelsgeduld hat, wenn es darum geht mit ihr durch das ganze Schloss zu spazieren. Sie ist Deine Tochter, Marlene, und das wird auch immer so bleiben, ganz egal, was passiert“ beendete sie ihre kleine Ansprache, und als Mady plötzlich ihre Hände zusammen klatschte, als würde sie applaudieren, mussten beide Frauen lachen. „Scheint ihr gefallen zu haben“ bemerkte Marlene und gab der Kleinen einen Kuss „und was ist mit Dir? Kannst Du mir bitte glauben, was ich Dir gerade gesagt habe und aufhören, Dir immer wieder Sorgen deswegen zu machen?“ wollte die Gräfin wissen und stellte sich wieder hin, weil ihr die Position langsam unbequem wurde. Marlene setzte ihre Tochter auf dem Boden ab und stand ebenfalls auf „natürlich glaube ich Dir, und es tut mir auch leid, dass ich so überreagiert habe. Es ist nur...Mady und Du, Ihr seid das aller wichtigste in meinem Leben und der Gedanke, dass sich daran wegen Juri irgendwann mal etwas ändern könnte, der macht mir manchmal einfach Angst. Immerhin war er mal verliebt in Dich...und Mady zu lieben ist sowieso unumgänglich...also ist es nicht ganz unwahrscheinlich, dass er Anspruch auf seine Familie erheben wird, wenn er irgendwann aus dem Gefängnis raus kommt“ antwortete sie wahrheitsgemäß. Die Gräfin schüttelte den Kopf „Juris Gefühle für mich gehören doch längst der Vergangenheit an, und wenn sich an unserer Familie überhaupt etwas ändern sollte, dann nur, weil sie größer wird. Wir drei gehören zusammen, Marlene. Oder wie Thomas es ausdrücken würde: Wir sind der Stamm und werden weitere Mitglieder erst nach genauer Begutachtung in unser Rudel aufnehmen“ scherzte sie und löste damit auch den letzten Knoten bei ihrer Frau. Marlene lachte und zog die andere zu sich „Du hast eine ganze Menge von meinem Vater gelernt, das wird ihn sehr freuen“ erklärte sie belustigt „dann sollte das Rudel sich jetzt besser fertig machen, denn da draußen wartet bestimmt schon alles auf uns.“ Sie gab der Brünetten einen Kuss, die jedoch keine Anstalten machte aufzubrechen „Du weißt doch, was man sagt...wer zuletzt kommt, darf als erstes gehen. Also gib mir lieber noch einen Kuss...“ schlug sie grinsend vor „und außerdem muss ich mich auch noch umziehen. Oder willst Du so mit mir gehen?“ Marlene küsste sie erneut und knöpfte ihre Bluse auf „wieso denn nicht? Du siehst immer umwerfend aus, egal was Du an hast...selbst wenn Du gar nichts an hast“ bemerkte sie süffisant „hast Du nicht gerade gesagt, dass wir uns beeilen müssen? Also hör bitte auf mich auszuziehen, sonst bringt mich das nur auf dumme Gedanken“ konterte die Gräfin lachend und lief zum Schrank, um sich ein schönes Kleid heraus zu suchen.

Tatsächlich war die Party bereits im Gange, als die drei in den Park kamen und ihre zahlreichen Familienmitglieder und Freunde begrüßten. Es war ein großer Pavillon aufgestellt worden, in dem nicht nur ein riesiger Tisch samt zahlreichen Stühlen stand, sondern auch ein opulentes Buffet. Die Bediensteten gingen zudem herum und verteilten kalte Getränke, sowie leckere Häppchen, und der Grill war bereit für seinen großen Einsatz. Die anwesenden Kinder tobten durch den Park und vergnügten sich bereits jetzt in dem extra für sie aufgestellten Pool, der mit erfrischend kühlem Wasser gefüllt war. Marlene lief als erstes zu ihrer Schwester, die sie so schmerzlich vermisst hatte in den letzten Monaten und schloss sie glücklich in die Arme „es ist so schön, dass Ihr extra hergekommen seid“ sagte sie und drückte Dana fest an sich „na hör mal, das ist doch wohl Ehrensache. Schließlich ist das der erste Geburtstag von meinem Patenkind. Und außerdem war es höchste Zeit für einen Besuch in Deutschland, ich habe Euch nämlich alle ganz schrecklich vermisst“ erwiderte die jüngere Wolf Tochter lächelnd. Anschließend begrüßte sie Rebecca und schnappte sich sofort die kleine Gräfin „Du bist ja richtig groß geworden, Madylein“ stellte sie fest und gab dem Mädchen einen Kuss. Von diesem Moment an bekamen Rebecca und Marlene ihre Tochter nicht mehr häufig zu sehen, da sie ständig bei irgendwem auf dem Arm war. Erst nach dem Essen und als sich alles ein bisschen verteilte hatte, gelang es der Blondine die Kleine wieder in ihre Obhut zu nehmen, denn Mady fing an zu quengeln, als ihr das herum Gereiche zu viel wurde. Sie ging mit ihr zu dem kleinen Kinderbecken, das ein wenig entfernt im Schatten aufgebaut war, und in welchem Jonas und Sophie gerade unter Maries Aufsicht herum plantschten. „Ist hier noch Platz für eine kleine Nichtschwimmerin?“ fragte Marlene und hockte sich neben ihre Freundin „wenn damit Mady gemeint ist, dann ja“ antwortete die Blonde grinsend und handelte sich dafür einen Seitenhieb ein. „Wirklich sehr witzig“ erwiderte Marlene belustigt und zog ihrer Tochter das Kleidchen aus „und Ihr beiden Zwerge bleibt schön friedlich, verstanden? Mady kommt in friedlicher Mission“ sagte sie zu den Zwillingen, die damit beschäftigt waren sich gegenseitig nasszuspritzen, bis Sophie anfing zu weinen, weil sie offenbar etwas ins Auge bekommen hatte. „Dafür kann ich nicht garantieren“ bemerkte Marie lachend und versuchte ihre Tochter zu trösten „nicht so wild, Jonas. Sonst ist gleich Schluss mit baden“ ließ sie ihren Sohn wissen, der sich wie immer keiner Schuld bewusst zu sein schien. Marlene hatte Mady unterdessen vorsichtig in das Becken gesetzt und bespritze ihren Oberkörper vorsichtig mit Wasser, was die Kleine mit einem Lachen quittierte „Wasserscheu ist sie schon mal nicht“ stellte Marie fest und reichte ihr eines der Spielzeuge. So saßen sie eine Weile da und beobachteten die drei Kinder beim Spielen, bis Marlene das Gespräch wieder aufnahm „ist alles okay bei Dir? Du wirkst irgendwie ein bisschen angespannt.“ Marie drehte ihren Kopf zur Seite und blickte die andere überrascht an „merkt man das so sehr?“ wollte sie wissen „ich weiß nicht, ob man das merkt, aber mir ist es jedenfalls aufgefallen“ erwiderte die Wolf Tochter „Du ziehst Dich nämlich normalerweise nicht so zurück.“ Marie fühlte sich ertappt und seufzte „ich war heute an Tanjas Grab und bin dort zu allem Übel auch noch Clarissa begegnet. Frag mich bitte nicht, was ich mir dabei gedacht habe...jedenfalls lässt es mich einfach nicht los, obwohl es schon so viele Monate her ist“ erklärte sie resigniert „das ist auch nicht verwunderlich nach allem was sie Dir angetan hat. Mir geht es nicht viel anders, um ehrlich zu sein. Manchmal träume ich sogar von ihr. Ich komme bis heute nicht darüber hinweg, dass sie auf mich geschossen hat...und dass sie anscheinend eine mehrfache Mörderin gewesen ist. Wenn ich daran denke, was ich ihr in all den Jahren alles anvertraut habe...Es ist ein schreckliches Gefühl, wenn man feststellen muss, dass man einen Menschen niemals richtig gekannt hat, obwohl man ihn mal für einen Freund hielt.“ Sie stockte und sammelte sich einen Moment ehe sie weiter sprach „und wenn ich dann noch daran denke, dass sie kaltblütig in Kauf genommen hat, dass Rebecca und Mady etwas passiert...wenn das wirklich alles stimmt...und dann noch der Mordversuch an Dir...“ Ihre Stimme brach, und obwohl sie dagegen ankämpfte, konnte Marie die aufkommenden Tränen erkennen, die Marlene zu unterdrücken versuchte „habe ich da gerade meinen Namen gehört?“ fragte die junge Gräfin, woraufhin die Köpfe beider Frauen erschrocken herum fuhren. „Was ist denn mit Euch los? Ihr seht aus, als hätte ich Euch gerade bei etwas Verbotenem erwischt. Ihr habt doch wohl nicht über mich gelästert, oder?“ scherzte Rebecca und hob Mady aus dem Becken, die angefangen hatte zu weinen „klar haben wir gelästert, was denkst Du denn?“ antwortete Marlene, die sich wieder gefangen hatte und reichte ihrer Frau ein Handtuch. Die Brünette musterte ihr Gegenüber eingehend, beließ es jedoch dabei „Deine Mutter hat nach Dir gefragt. Vielleicht gehst Du mal zu ihr“ ließ Rebecca sie wissen, woraufhin Marlene ihr einen flüchtigen Kuss gab und zu Viktoria eilte. „Okay, verrätst Du mir freiwillig was hier gerade los war, oder muss ich erst Gewalt anwenden?“ sagte die Gräfin zu der anderen Blondine, die gerade dabei war ihre Kinder abzutrocknen „und sag jetzt bitte nicht, dass alles in Ordnung ist. Ich kenne meine Frau. Und Dich kenne ich auch. Muss ich mir Sorgen machen?“ Kaum war Marie fertig und hatte die Zwillinge angezogen, da flitzten sie auch schon wieder los und jagten sich gegenseitig über den Rasen „nein, musst Du nicht. Aber es kann vielleicht nicht schaden, wenn Du noch mal mit Marlene redest. In Ruhe. Außerdem würde Euch ein bisschen Ruhe generell ganz gut tun, glaube ich.“ Rebecca sah ihre Freundin nachdenklich an „wem sagst Du das“ bemerkte sie und sprach dann im Flüsterton weiter „möglicherweise arbeite ich ja bereits daran, dass wir bald mal zur Ruhe kommen.“ Marie machte ein neugieriges Gesicht „ich bin ganz Ohr“ sagte sie und ließ sich von ihrer Freundin über deren Pläne aufklären.

Marlene hatte sich unterdessen unter das Wolfsrudel gemischt, wo man gerade darüber sprach, dass der nächste Urlaub in Spanien stattfinden sollte, denn Ricardo und Dana hatten die Familie zu sich auf die Finca eingeladen. Thomas und Viktoria waren begeistert und auch Kim und Emilio freuten sich, dass sie mal wieder nach Mallorca kamen. Nur Marlene hielt sich zurück, denn sie konnte das nicht ohne Rebecca entscheiden, und wusste zudem nicht, ob ein großer Familienurlaub das war, was sie im Moment gebrauchen konnte. Wenn sie ganz ehrlich zu sich war, dann sehnte sie sich viel eher nach ein bisschen Zweisamkeit mit ihrer Frau, denn davon hatte es nicht sehr viel gegeben in den letzten Monaten. Sie stieß einen tiefen Seufzer aus, woraufhin sich alle anwesenden Augenpaare auf sie richteten, doch dann sprang Lara plötzlich lächelnd von ihrem Platz auf und deutete mit dem Finger auf jemanden, der soeben den Park betreten hatte. Marlene erkannte ihre Freundin von Weitem und nutzte den Moment, um sich der Situation zu entziehen. Sie lief auf die Brünette zu und begrüßte sie mit einer herzlichen Umarmung „schön, dass Du es doch noch einrichten konntest“ sagte sie zu der jungen Frau, die ein wenig gestresst wirkte „ich wäre ja gerne eher aufgetaucht, aber leider ist meine Chefin eine Sklaventreiberin und hat mich mit jeder Menge Arbeit zugeschüttet“ erwiderte Jacky grinsend. Die Blondine machte ein schuldbewusstes Gesicht „ist es so schlimm? Ich habe Dir doch extra gesagt, dass Du Dich melden sollst, wenn es zu viel wird“ ließ sie die andere wissen, doch Jacky hob beschwichtigend die Hände „cool bleiben, das war nur ein kleiner Scherz. Ich habe alles im Griff, also entspann Dich. Der Laden läuft einfach super seit der Wiedereröffnung, aber das ist ja auch gut so, schließlich haben wir wegen der Explosion einiges an Zeit eingebüßt. Ich fürchte allerdings, dass wir doch nicht drum herum kommen werden, noch weiteres Personal einzustellen. Wenn auch nur einer von uns ausfällt, dann haben wir ein echtes Problem.“ Marlene nickte, sie war wirklich froh, dass Jacky da war und dass sie ihr damals den Geschäftsführerposten angeboten hatte, obwohl sie nicht sicher gewesen war, ob sie der Verantwortung schon gewachsen war. Aber die Brünette hatte sie eines besseren belehrt und war ihr eine unglaubliche Stütze gewesen, gerade in der Zeit als Marlene selbst ausgefallen war und sich nicht um den Club kümmern konnte, der komplett neu hatte aufgebaut werden müssen. Zusammen war es den beiden Frauen jedoch gelungen das große Projekt zu stemmen und ein gut funktionierendes Team aufzubauen, das das neue No Limits mit Engagement und Herzblut zu dem gemacht hatte, was es heute war. Ein moderner Club, der sowohl zum Ausruhen und Essen tagsüber, als auch zum Feiern nachts einlud und der inzwischen auch Anlaufstelle für junge Sänger und Künstler war, die auf der Bühne regelmäßig das Publikum begeisterten. Es hatte viel Kraft, Nerven und Ausdauer gekostet, was Marlene zwischenzeitlich an ihre Grenzen gebracht hatte, doch am Ende hatte es sich ausgezahlt „okay, wir reden nächste Woche in Ruhe darüber, wenn wir die Team-Besprechung abhalten. Auf jeden Fall möchte ich Dir nochmal danken, ohne Dich hätte ich wirklich alt ausgesehen im letzten Jahr. Ich bin sehr froh, dass Du da bist und dass ich mich immer auf Dich verlassen kann.“ Jacky wirkte leicht verlegen, sie konnte nicht gut mit Lob und Komplimenten umgehen und machte deshalb ihre üblichen Scherze „ich erinnere Dich daran, wenn wir das nächste Mal über mein Gehalt verhandeln“ bemerkte sie und warf einen Blick über Marlenes Schulter „und jetzt entschuldige mich bitte einen Moment, ich habe da noch etwas abzugeben“ erklärte sie und deutete auf das Geschenk in ihrer Hand, das sie für Mady mitgebracht hatte. Marlene schüttelte lachend den Kopf und deutete mit dem Finger zum Tisch „sie ist gerade bei Helena. Und die sitzt dort hinten zusammen mit den anderen Lahnstein Geschwistern“ teilte sie ihrer Freundin mit, die sich daraufhin auf den Weg zu besagten Personen machte.

Etwas später am Abend, als alle Gäste gegangen waren, standen Marlene und Rebecca gemeinsam vor Madys Bett und betrachteten zufrieden ihre schlafende Tochter. „Das war ein schöner Tag, oder? Ich hoffe nur, dass es nicht zu viel für die Kleine war“ sagte die Blonde leise „das glaube ich nicht, schau doch, wie friedlich sie schläft. Ich denke, dass sie einen tollen ersten Geburtstag hatte, von dem wir ihr noch lange erzählen können“ erwiderte die Gräfin und deckte Madeleine vorsichtig zu „ist es nicht unglaublich, wie schnell das Jahr vergangen ist? Es ist wirklich etwas dran, dass Babys viel zu schnell groß werden.“ Marlene sah ihre Frau amüsiert an „Du willst mir damit aber nicht sagen, dass Du noch so einen Knirps haben möchtest, oder?“ wollte sie wissen, woraufhin Rebecca vehement den Kopf schüttelte „um Himmels Willen, nein. Also ich liebe Mady ja wirklich über alles und würde sie um nichts in der Welt wieder hergeben wollen, aber noch ein Baby? Nein, ich denke, dass wir bestens ausgelastet sind was das angeht, schließlich gibt es ja noch diverse Patenkinder, sowie Nichten und Neffen“ scherzte sie, was auch Marlene zum Lachen brachte „okay, dann bin ich ja beruhigt.“ Sie schalteten das Licht aus und verließen leise das Schlafzimmer „es ist noch gar nicht so spät. Trinken wir noch ein Glas Wein zusammen?“ fragte die Blondine, woraufhin die andere einen Blick auf ihre Uhr warf „ja, das dürfte noch drin sein“ erwiderte sie geheimnisvoll und holte zwei Gläser aus dem Schrank. Marlene beobachtete sie dabei und fing an zu grinsen „was ist los? Du heckst doch irgendetwas aus“ mutmaßte sie, was die Gräfin mit einem kehligen Lachen quittierte „schon möglich“ entgegnete sie, füllte die Gläser mit etwas Rotwein und reichte ihrer Frau eines davon. Sie stießen an, blickten sich schweigend in die Augen und tranken einen Schluck „nicht bewegen“ sagte Rebecca anschließend und entfernte sich einen Augenblick. Kurz darauf erklang leise Musik im Hintergrund „darf ich bitten?“ fragte sie galant und streckte den Arm aus „Du willst tanzen?“ erwiderte Marlene überrascht, nahm die angebotene Hand und fand sich kurz darauf in Rebeccas Armen wieder. „Wir haben schon lange nicht mehr zusammen getanzt“ stellte die Gräfin fest und fing an sich langsam zu der Musik zu bewegen „wir haben eine Menge Dinge schon lange nicht mehr gemacht“ sagte Marlene leise und ließ sich von der anderen führen. Die Hände der Gräfin wanderten weiter nach unten „ein Grund mehr etwas daran zu ändern.“ Sie lächelte süß und näherte sich Marlenes Gesicht „klingt gut. Und wo genau fangen wir da am besten an?“ wollte die Blondine wissen „das wirst Du gleich sehen“ erwiderte die andere verheißungsvoll und verschloss die Lippen ihrer Frau mit einem innigen Kuss. Sie tanzen noch eine Zeit lang weiter, während sie die gegenseitige Nähe und die Ruhe genossen, die sie umgab „verrätst Du mir, was Dich vorhin so bedrückt hat?“ fragte die Gräfin plötzlich, was Marlene mit einem überraschten Blick quittierte „das hast Du gemerkt?“ Rebecca nickte und streichelte mit dem Finger sanft über die blasse Narbe an Marlenes Schulter „es ging um Tanja, oder?“ mutmaßte sie, denn auch Marie hatte irgendwie mitgenommen gewirkt. Die Blondine machte ein betrübtes Gesicht „Marie macht es immer noch sehr zu schaffen...und mir manchmal auch. Es ist, als würde Tanja uns auch über ihren Tod hinaus noch beherrschen. Das macht mich wütend, denn ich will weder von ihr träumen, noch möchte ich an sie denken, oder daran, dass ich nicht gemerkt habe, was für ein abgrundtief böser Mensch sie war“ erklärte sie leise „ich hoffe, dass ihr letzter perfider Plan nicht aufgeht, und dass man bald Beweise findet, die Juri entlasten. Und ich hoffe, dass wir danach endlich mal zur Ruhe kommen.“ Sie blickte in die braunen Augen ihres Gegenübers, die sie voller Wärme ansahen und in denen sie immer den Halt fand, den sie gerade brauchte „sie hat uns alle getäuscht, Marlene. Tanja war eine wahre Meisterin, wenn es darum ging andere zu manipulieren, oder ihnen etwas vorzumachen. Sie kannte es nicht anders. Im Grunde musste sie einem sogar leid tun, denn ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen, als ein Leben zu führen, das nur von Hass geprägt ist und in dem kein Platz für wahre Liebe oder echte Freundschaft ist. Sie war in jeder Hinsicht bemitleidenswert, wenn Du mich fragst, und am Ende hat sie die Quittung für ihr Handeln bekommen. Wir werden sicher niemals vergessen können, was sie alles getan hat, aber wir werden lernen damit umzugehen und im Gegensatz zu ihr, haben wir unser ganzes Leben noch vor uns. Und zwar ein sehr schönes Leben, darauf hast Du mein Wort“ versicherte sie der anderen, die sie dankbar anlächelte „Du hast recht. Und ich bin unendlich dankbar für jeden Tag, den wir zusammen verbringen dürfen. Denn mit Dir ist jeder einzelne davon ein Erlebnis, Rebecca von Lahnstein.“ Sie zog die Gräfin näher zu sich und küsste sie sanft auf den Mund „das ist ein sehr gutes Stichwort, denn ich habe noch ein kleines Attentat auf Dich vor, mein Engel“ verkündete Rebecca grinsend und machte sich auf die Suche nach einem Tuch „ich wusste doch, dass Du was ausgeheckt hast. Muss ich jetzt Angst bekommen?“ Die Brünette lachte und schüttelte dann den Kopf „nein, musst Du nicht. Aber Du musst mir vertrauen, denn ich werde Dir jetzt die Augen verbinden und Dich entführen“ erwiderte sie und stellte sich hinter Marlene, um ihr das Tuch umzulegen. Diese ließ es geschehen und spürte ein aufregendes Kribbeln im Bauch „wo geht es denn hin?“ wollte sie neugierig wissen „ganz einfach, immer mir nach. Und zwar schön langsam, Frau von Lahnstein, denn ich möchte, dass Du ohne Verletzungen ankommst“ scherzte die Gräfin und öffnete die Tür. Marlene zog eine Grimasse „Du bist ein echter Witzbold, weißt Du das eigentlich?“ erwiderte sie amüsiert und streckte suchend ihre Arme nach Rebecca aus. Diese nahm ihre Frau grinsend bei den Händen und führte sie vorsichtig hinaus, um sie in den Park zu geleiten.

Am Ziel angekommen, liefen die beiden Justus über den Weg, der der jungen Gräfin kurz zuzwinkerte und den Daumen nach oben richtete, um ihr zu signalisieren, dass alles vorbereitet war. Rebecca lächelte ihm zu und formte ein stummes Danke mit den Lippen, bevor sie die letzten Meter mit Marlene zurücklegte, die von alledem nichts mitbekam „wird das eine Weltreise?“ fragte die Blondine in diesem Moment, was die anderen zum Lachen brachte „so was in der Art, aber wir sind jetzt da. Du kannst stehen bleiben.“ Marlene tat wie geheißen und runzelte irritiert die Stirn „kommt mir das nur so vor, oder ist es hier auf einmal total hell? Und ziemlich warm ist es auch...brennt hier etwa was?“ wollte sie wissen und drehte ihren Kopf zu der Seite, wo sie Rebecca vermutete „bist Du noch da? Kann ich jetzt endlich die Augenbinde abnehmen?“ Die Gräfin schmunzelte „einen Moment noch, Frau Ungeduld“ erwiderte sie amüsiert und betätigte den kleinen CD-Player. Anschließend lief sie zurück und stellte sich hinter ihre Frau „bereit?“ fragte sie, und als Marlene bestätigend nickte, löste sie das Tuch.

Die Blondine blinzelte und brauchte ein paar Sekunden, um das aufzunehmen, was sie vor sich sah „Du bist ja total verrückt“ erklärte sie überwältigt und schüttelte ungläubig den Kopf. Die Helligkeit und Wärme, die sie gespürt hatte, wurde von zahlreichen Fackeln erzeugt, die vor ihr im Boden steckten und die einen großen Kreis bildeten. Im Inneren des Kreises war heller Sand ausgelegt worden, den ein kleiner Pool, zwei Liegen und ein paar künstliche Palmen zierten. In der Mitte lag eine große Decke, und daneben stand ein kleiner Tisch, auf dem eine Schale Obst, sowie eine Flasche Champagner angerichtet waren. Es schien, als wäre die Südsee in den Schlosspark eingekehrt und die leise Musik, die im Hintergrund spielte, vermittelte das dazu passende Urlaubsfeeling „gefällt es Dir?“ Marlene drehte sich lächelnd um „ob es mir gefällt? Das ist der absolute Wahnsinn...ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“ erklärte sie leise und ihre Augen strahlten so schön, wie schon lange nicht mehr „Du musst auch gar nichts sagen, sondern nur mitkommen“ erwiderte die Brünette, nahm die Hand der anderen und führte sie in das kleine Paradies. Während Rebecca zwei Gläser mit Champagner füllte, schaute sich Marlene, die noch immer etwas sprachlos war, staunend ihre Umgebung an „Du schafft es wirklich immer wieder mich zu überraschen...andere hätten einfach einen Urlaub gebucht, aber Du verwandelst stattdessen mal eben den Park in einen Sandstrand“ bemerkte sie lachend „tja, so ist das eben mit uns Kreativen. Wir müssen einfach immer übertreiben und haben einen Hang zur Extravaganz“ erwiderte die Gräfin grinsend. „Auf unseren ersten Urlaub seit langem...auch wenn es leider nur eine Kurzreise ist“ sagte sie und stieß mit ihrer Frau an „es kommt nicht auf die Länge an, sondern auf die Qualität, das weißt Du doch“ klärte Marlene sie auf und zwinkerte ihr verschwörerisch zu. Rebecca stellte die Gläser zurück auf den Tisch und legte ihre Arme um die Blondine „erinnerst Du Dich noch an die Reise, die ich damals für uns gebucht habe, bevor ich erfahren habe, dass ich schwanger bin?“ wollte sie wissen „natürlich weiß ich das noch, sie war als Geschenk zu unserem ersten Hochzeitstag gedacht.“ Die Gräfin nickte „inzwischen sind wir schon mehr als zwei Jahre verheiratet, ohne dass Hawaii uns zu Gesicht bekommen hat“ fuhr sie fort „und ich habe ein ziemlich schlechtes Gewissen deswegen. Abgesehen davon, dass es meist an mir gelegen hat, dass wir nicht fliegen konnten, hätten wir beide diesen Urlaub dringend nötig...und ganz besonders Du. Ich weiß, wie sehr Dir das letzte Jahr zugesetzt hat und dass wir beide und unsere Beziehung dabei viel zu kurz gekommen sind.“ Sie machte eine kurze Pause, die Marlene dazu nutzte, ihr einen liebevollen Kuss zu geben „hey, jetzt mach aber mal einen Punkt. Es ist nun mal viel passiert in all der Zeit und wir bekommen schon noch unseren Urlaub. Wenn Du möchtest sogar schön nächsten Monat, denn wir haben eine Einladung von Dana und Ricardo bekommen. Allerdings wird auch der Rest meiner Familie da sein...und ich bin nicht sicher, ob wir dann nicht lieber hier bleiben sollten...schließlich haben wir ja jetzt eine kleine Privat-Insel“ bemerkte sie scherzhaft. Die junge Gräfin lächelte verschmitzt „Mallorca also, ja? Im Prinzip keine schlechte Idee...allerdings müssten wir die hier dann wieder stornieren“ erklärte sie und reichte der Blondine einen Umschlag. Marlene nahm ihn entgegen und zog zwei Flugtickets heraus „aber das ist doch...nein, oder? Du nimmst mich auf den Arm“ entfuhr es ihr ungläubig „das würde ich sehr gerne tun, aber ich fürchte dafür fehlt mir die Kraft. Dafür nehme ich Dich mit nach Hawaii, wenn Du möchtest. Und bevor Du fragst...ja, es ist alles organisiert. Für Mady ist gesorgt, mit Jacky habe ich gesprochen und auch bei Visions kommen sie mal zwei Wochen ohne mich aus. Und diesmal kommt uns nichts dazwischen, das ist versprochen.“ Sie grinste ihre Frau amüsiert an, die ihr Glück offenbar noch immer nicht fassen konnte „Du bist nicht nur verrückt, Du bist einfach unglaublich! Ich kann es gar nicht glauben...zwei Wochen nur für uns alleine. Ist das auch wirklich kein Traum?“ fragte Marlene aufgeregt und legte ihre Arme um Rebeccas Hals „nein, es ist kein Traum. Soll ich es Dir beweisen?“ Die Blondine bemerkte den veränderten Tonfall und spürte erneut ein angenehmes Kribbeln im Bauch „hier draußen im Park? Und was ist, wenn uns jemand beobachtet?“ wollte sie wissen, doch im Grunde war es ihr egal, denn sie hätte der anderen in diesem Moment ohnehin nicht widerstehen können „wie hast Du es vorhin noch gleich genannt? Privat-Insel, oder? Und auf unserer eigenen, kleinen Insel können wir machen was wir wollen...dafür habe ich gesorgt“ verkündete die Brünette. Marlene spürte eine unglaubliche Hitze in sich aufsteigen, die jedoch nichts mit den Fackeln zu tun hatte, die um sie herum standen „Du hast für so einiges gesorgt heute...“ flüstere sie und rückte noch näher an die andere heran „weißt Du eigentlich, wie unglaublich glücklich Du mich machst? Danke für alles, Rebecca. Danke, dass es Dich in meinem Leben gibt und dass Du es zu etwas Besonderem machst, jeden Tag. Und jetzt küss mich endlich.“ Die Gräfin lächelte zufrieden und kam der Bitte umgehend nach „habe ich Dir heute schon gesagt, dass Du wunderschön aussiehst?“ raunte sie, bevor beide in einem leidenschaftlichen Kuss versanken „aber dieses Kleid...geht einfach gar nicht. Das muss ich Dir leider ausziehen.“ Marlene blickte in die glänzenden Augen ihres Gegenübers und drehte sich um, damit Rebecca ihr das Kleid öffnen konnte. Als es lautlos zu Boden gefallen war und sie die weichen Lippen der anderen auf ihren Schultern spürte, schloss sie für einen Moment die Augen „leg Dich hin.“ Marlene folgte der Anweisung und beobachtete danach, wie die Gräfin sich langsam vor ihr auszog. Anschließend legte sie sich zu ihr auf die Decke, wo die beiden Frauen weitere Küsse und Zärtlichkeiten austauschten, und sich ganz ungezwungen ihrer Leidenschaft hingaben. Und so kam es, dass in dieser Nacht nicht nur die zahlreichen Fackeln brannten, sondern auch die Herzen zweier Menschen, deren Feuer füreinander noch lange nicht erloschen war.

Als Marlene am nächsten Morgen die Augen öffnete, wurde dies von lautem Vogelgezwitscher begleitet, was der Blondine ein seliges Lächeln aufs Gesicht zauberte, denn es erinnerte sie an die wundervolle Nacht, die diesem Morgen voran gegangen war. Sie warf einen Blick neben sich, wo die junge Lahnstein Tochter noch friedlich vor sich hin schlummerte. Rebecca lag auf dem Bauch, das Gesicht zu Marlene gewandt und entspannt vor sich hin träumend. Jedenfalls wirkte es so auf Marlene, die sich auf die Seite drehte und lächelnd ihre schlafende Frau betrachtete. Nach einer Weile zog sie vorsichtig die Decke nach unten, sodass Rebeccas Rücken frei lag und ließ sanft ihren Finger über die zarte Haut der Gräfin gleiten. Als sie merkte, dass dies offenbar nicht ausreichte, um ihre Liebste zu wecken, beugte sie sich über sie und bedeckte ihren Rücken mit zärtlichen Küssen. Daraufhin gab die Schlafende einen wohligen Laut von sich „guten Morgen, meine Schöne“ sagte Marlene leise und küsste sie auf die Wange „nicht aufhören, bitte“ murmelte Rebecca verschlafen. Die Blonde grinste und setzte ihre zärtliche Offensive fort, doch diesmal wanderte sie mit ihrer Hand unter die Decke, was dafür sorgte, dass die andere endgültig wach wurde. Die Brünette öffnete die Augen und blickte direkt in die von Marlene „guten Morgen, Du bist aber schon ganz schön munter“ stellte sie fest und drehte sich ebenfalls auf die Seite „die frische Luft scheint Dir gut getan zu haben“ fügte sie grinsend hinzu. Die Clubbesitzerin nickte lächelnd „die auch, aber vor allem tust Du mir gut“ erwiderte sie und streichelte durch das wuschelige Haar der anderen „es ist ja auch mein Job dafür zu sorgen, dass es Dir gut geht“ bemerkte Rebecca und schnappte sich Marlenes Hand. Die Blondine rückte näher und setzte ihre Verführungsversuche fort „diesen Job machst Du ziemlich gut, Frau von Lahnstein. Ich finde, dafür hast Du eine Belohnung verdient“ raunte sie und rollte sich gekonnt auf Rebecca, die dies lachend registrierte „schönen Frauen soll man ja nicht widersprechen. Und jetzt, wo ich weiß, wie ich Dich am besten rum kriegen kann, werde ich meinen Job noch sehr viel besser machen.“ Marlene stimmte in ihr Lachen mit ein „nun tu mal nicht so unschuldig, Du wusstest schon immer, wie Du mich bezirzen kannst und hast das eiskalt ausgenutzt. Aber was Du kannst, kann ich schon lange“ ließ sie die andere wissen und verschwand unter der Decke. Rebecca grinste zufrieden und merkte zu spät, dass sie einen Mithörer gehabt hatten, der mit hochrotem Kopf davon eilte, während er ihnen ein verschämtes „Verzeihung“ zu rief. Marlene kam wieder unter der Decke hervor und schaute ihre Frau fragend an „war das eben etwa Justus?“ wollte sie leicht entsetzt wissen, was die Gräfin nickend bestätigte „ich fürchte, dass wir dem Guten soeben ein paar schlaflose Nächte beschert haben. Darüber kommt er so schnell nicht hinweg“ bemerkte sie trocken, woraufhin beide lauthals los prusteten. „Manche Dinge ändern sich einfach nie. Und das schlechte Timing von Justus gehört definitiv dazu“ erklärte Marlene kopfschüttelnd und gab der anderen einen letzten innigen Kuss, bevor sie sich anzogen, um sich auf ihre Suite zurückzuziehen.

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BeitragVerfasst: 02.10.2015, 14:42 
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Hawaii - Vier Wochen später...

Als Rebecca vom Telefonieren zurückkam und das schicke Zimmer ihres Hotels betrat, fand sie eine Nachricht vor, die zusammen mit einem ihrer Kleider auf dem großen Bett lag. Sie nahm den Zettel zur Hand und erkannte die geschwungene Handschrift ihrer Frau:

Zieh das Kleid an und komm raus zum Strand. Ich warte dort auf Dich.
1000 Küsse, Deine Marlene


Die junge Gräfin legte die Nachricht lächelnd zur Seite und zog sich schnell um. Anschließend ging sie noch einmal kurz ins Bad, um sich ein wenig aufzufrischen und machte sich dann auf den Weg nach draußen. Das Hotel, welches sie seit gut einer Woche bewohnten, lag direkt am Meer, und so erreichte man mit wenigen Schritten den schönen Sandstrand, der am Abend nur noch von wenigen Menschen aufgesucht wurde. Rebecca wusste genau, wo sie Marlene finden würde, denn sie hatten während ihres Urlaubs auf Hawaii eine wunderbare Stelle entdeckt, die ein wenig Abseits lag und die gleichzeitig einen tollen Ausblick auf das türkisfarbene Meer bot. Als sie dort ankam, erwartete die Blondine sie bereits, die ein kurzes und von Rebecca selbst entworfenes, buntes Sommerkleid trug, welches ihre schönen, von der Sonne leicht gebräunten Beine sehr gut zur Geltung brachte. Auch Rebeccas Kleid war eine Eigenkreation, es war schulterfrei, wurde von zwei dünnen Trägern gehalten und zeigte jede Menge Rücken, was wahrscheinlich der Grund dafür war, warum Marlene es so mochte, denn sie betonte stets, was für einen schönen Rücken Rebecca doch hatte. So begegneten sich die beiden Frauen kurz vor Sonnenuntergang am Strand, betrachten einander bewundernd und begrüßten sich mit einem zärtlichen Kuss „Du siehst toll aus“ sagte Marlene leise „DITO“ erwiderte die Gräfin und deutete auf den Boden „sieht so aus, als hättest Du Dich auf einen längeren Abend hier draußen eingestellt.“ Marlene setzte ihr sexy Lächeln auf, das eine echte Waffe war, auch nach vielen Jahren Beziehung und Rebecca wusste genau, woran sie gerade dachte „ich finde, dass wir mindestens einmal unter freiem Himmel schlafen sollten, solange wir hier sind. Und vorher schauen wir uns an, wie die Sonne untergeht“ erklärte sie sichtbar entspannt „das klingt ja nach großer Romantik...“ erwiderte Rebecca, die sich sehr auf die kommenden Stunden freute. Die Blondine kam auf sie zu und nahm ihre Hände „der ganze Urlaub ist unglaublich romantisch und ich frage mich, ob es möglich ist, dass man sich immer wieder neu verlieben kann...Obwohl es eigentlich gar keine Frage ist, denn ich erlebe es gerade wieder und das ist ein wunderschönes Gefühl. Es gab Momente im letzten Jahr, in denen ich Angst davor hatte, dass wir uns vielleicht irgendwann verlieren könnten, oder dass wir plötzlich nur noch zwei Mütter sind, deren Leben sich ausschließlich um ihr Kind dreht. Der ganze Alltagsstress, die vielen Rückschläge und nicht zuletzt unsere süße Madeleine, die unser Leben mal eben komplett auf den Kopf gestellt hat...das alles hat uns verändert, aber es hat nicht dazu geführt, dass unsere Liebe vergangen ist und das macht mich sehr glücklich. DU machst mich unglaublich glücklich und ich wünsche mir nichts mehr, als dass wir genau dieses Glück beibehalten. Ich brauche Dich, so wie man die Luft zum Atmen braucht. Ohne Dich bin ich wie ein Schiff, das seinen Kurs verloren hat. Nur mit Dir zusammen habe ich das Gefühl immer da anzukommen, wo ich auch hingehöre. Ich liebe Dich, Rebecca, mehr als Worte es jemals ausdrücken können und ich werde niemals damit aufhören“ versicherte sie der Gräfin, die tief berührt von der Liebeserklärung war und feuchte Augen bekam. Sie fühlte sich so frei und ungezwungen, wie schon lange nicht mehr und versuchte ihre eigenen Gefühle in Worte zu fassen „ich kenne diese Ängste sehr gut, weil ich sie ebenfalls hatte, aber ich habe auch immer an unsere Liebe geglaubt und daran, dass sie stark genug ist. Wir haben schon so Vieles zusammen durchgestanden und erlebt, dass es für zwei Leben reichen würde, und trotzdem sind wir heute hier. Schon als ich mich damals in Dich verliebt habe, war mir klar, dass dieses Gefühl nicht mehr verschwinden würde. Das ist nichts, das man mit Worten erklären kann. Es ist einfach so, weil es so sein soll. Es gibt nicht viel, für das ich wirklich dankbar bin auf dieser Welt, aber für zwei Dinge bin ich es. Ich bin dankbar dafür, dass ich eine gesunde, wunderbare Tochter habe, und ich bin dankbar, dass ich Dich habe. Ich liebe Dich über alles, Marlene, und das wird immer so bleiben. Für den Rest unseres Lebens“ erklärte sie aufrichtig, bevor sich ihre Lippen trafen und ein leidenschaftlicher Kuss ihre Liebesbekundungen besiegelte. Danach setzte die Blondine sich in den warmen Sand und machte ihre Beine so weit auseinander, dass die andere dazwischen Platz fand und sich vor ihr niederlassen konnte. So saßen die beiden Frauen eng beieinander und beobachteten schweigend, wie der Himmel sich rot verfärbte und die Sonne langsam in das Meer einzutauchen drohe. Rebecca lehnte ihren Kopf gegen Marlenes Schulter und sah lächelnd zu ihr auf „Du und ich“ sagte sie leise und blickte ihre Frau glücklich an. Marlene lächelte zurück und verschränkte ihre Hand mit der von Rebecca „für immer“ vollendete sie den Satz, und als sie sich küssten, tauchte die Sonne endgültig ab und verschwand in den endlosen Weiten des Meeres. :liebe2:

Wenn Träume wirklich sind,
dass es sich so anfühlt, als ob Licht den Tag berührt.
Es hat was vom Leben in diesem Moment wo's mich verführt,
die Kraft dies wirkt und sagt "Kannst du's spürn?"

Wir sehen endlos weit,
auf Wolken verzaubert.
Sehnsucht vereint,
trägt sie uns so grenzenlos.

Es wär nur halb so schön,
wenn's nicht diesen süßen Duft von Neugier in sich hält.
Ich würd so gern suchen,
ob's in dieser Welt noch Weitere gibt.
Ich kann schon sehen was vor mir liegt.

Wir sehen endlos weit,
auf Wolken verzaubert.
Sehnsucht vereint,
trägt sie uns so grenzenlos.

Du weißt schon selbst wie weit,
wo Sonne das Meer erreicht.
Gedanken vereint wird's leicht,
zu sehn' wenn's dich berührt.

Wir sehen endlos weit,
auf Wolken verzaubert.
Sehnsucht vereint,
trägt sie uns so grenzenlos.


„Vom Regen in die Traufe“

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