Teil 348:
Am späten Nachmittag hatten sich Kim, Dana und Lara im No Limits eingefunden, wo sie von der Clubbesitzerin herzlich begrüßt wurden „ich hoffe es ist okay, dass ich Lara mitgebracht habe. Ricardo ist noch arbeiten, aber er holt sie nach seiner Schicht hier ab. Sie wollte unbedingt mit zu Dir, weil sie den Club doch so cool findet, genauso wie die Tatsache, dass sie eine Sängerin und eine Designerin zur Tante hat. Lara ist noch immer ganz aus dem Häuschen, dass sie in so eine prominente Familie gekommen ist“ erklärte Dana grinsend. Marlene lächelte „natürlich ist das in Ordnung, ich freue mich doch, dass ich die Kleine mal wieder sehe“ erwiderte sie und ging in die Hocke, um ihre Nichte zu begrüßen „Du siehst ja hübsch aus, sind die Klamotten neu?“ Lara nickte eifrig „Dana und Ricardo waren mit mir in der Stadt, weil meine alten Sachen fast alle zu klein geworden sind und deshalb durfte ich mir neue aussuchen“ erzählte sie fröhlich „darf ich zu Jacky gehen und mir einen Kakao holen?“ wollte sie wissen, was die Blondine zum Schmunzeln brachte „na klar, Du kennst ja den Weg.“ Das rothaarige Mädchen bedankte sich und machte sich sofort auf den Weg in die Küche „sie ist wirklich ein Engel“ bemerkte Marlene und wandte sich wieder an ihre Schwester „ja, das ist sie. Jeder Tag mit ihr ist ein Erlebnis und ich kann Euch gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass Ricardo mich damals von der Pflegschaft überzeugt hat. Ich mag mir ein Leben ohne die Kleine schon gar nicht mehr vorstellen.“ Kim sah zwischen ihren älteren Schwestern hin und her „boah, Ihr seid echt so was von spießig geworden, das hält man ja kaum aus. Lasst uns endlich was trinken, bevor es noch schlimmer wird“ zog sie die beiden auf und grinste frech „darfst Du überhaupt schon Alkohol trinken, Zwerg? Irgendwie kommt es mir immer noch so vor, als wärst Du gerade mal in der Pubertät“ konterte die Blonde. Dana pflichtete ihr bei und gab direkt eine Anekdote zum besten „weißt Du noch, als sie damals heimlich von Papas Bier getrunken hat? Wir haben uns gewundert, was mit ihr los, weil sie so komisch gesprochen hat, bis sie schließlich über der Kloschüssel hing und uns kleinlaut ihren Alkoholkonsum gestanden hat“ erinnerte sie sich und stimmte in Marlenes Lachen mit ein „und ob ich das noch weiß, schließlich habe ich ihr danach eine Predigt gehalten und sie musste zur Strafe unsere beiden Zimmer aufräumen, als Gegenleistung für unser Schweigen Mama und Papa gegenüber.“ Kim streckte ihnen die Zunge raus „Ihr wart eben damals schon grausam und habt immer zusammenhalten, wenn es darum ging mich zu ärgern“ bemerkte sie leicht trotzig, woraufhin die beiden anderen ihr mitleidige Blicke zu warfen „Du hattest es aber auch meistens verdient“ stellte Marlene amüsiert fest und zwinkerte der jüngeren zu. Es tat sehr gut die beiden um sich zu haben, das merkte sie bereits nach wenigen Minuten „ich bin wirklich froh Euch zu haben und als kleine Entschädigung für all die Gemeinheiten aus Kindertagen, geht der komplette Abend heute auf mich“ verkündete sie gut gelaunt und bestellte sogleich eine Runde Champagner.
Bei Visions waren inzwischen fast alle Lichter erloschen, als Martha ebenfalls den Feierabend einläutete und den Kopf ins Büro ihrer Chefin steckte „ich mache mich jetzt auch auf den Weg, oder kann ich Dir noch irgendwie behilflich sein?“ erkundigte sie sich, was Rebecca durch ein Kopfschütteln verneinte. Martha wunderte sich über ihre Wortkargheit, die schon den ganzen Tag andauerte „ist alles okay mit Dir? Du wirkst irgendwie so niedergeschlagen“ wagte sie sich hervor „nein, ich...es ist einfach nicht mein Tag heute. Ich wünsche Dir einen schönen Feierabend, bis morgen.“ Die Blondine verstand den Wink und akzeptierte, dass Rebecca offenbar keinen Redebedarf hatte, weshalb sie sich verabschiedete und das Label verließ. Die Gräfin schaute auf die Uhr und klappte ihren Laptop zu „schon so spät“ murmelte sie und warf einen Blick auf ihr Handy, welches jedoch nach wie vor keine Nachricht anzeigte. Sie nahm es zur Hand und scrollte durch ihr Telefonbuch, bis Marlenes Name im Display erschien, legte es dann aber doch wieder weg „am Ende glaubt sie nur, dass ich sie kontrollieren will“ brummte sie und ließ sich frustriert nach hinten fallen, während sie sich fragte, ob das nicht insgeheim sogar stimmte. Sie schloss die Augen und versuchte sich zu entspannen, aber es wollte ihr einfach nicht gelingen „was machst Du denn noch hier?“ erklang eine dunkle Männerstimme, die sie abrupt hochschrecken ließ „meine Güte, Juri, musst Du mich so erschrecken!“ schimpfte sie und atmete einige Male tief durch. Der Designer zog eine Augenbraue hoch „sorry, war keine Absicht. Warum bist Du denn noch nicht zuhause? Marlene wird sicher nicht begeistert sein, wenn Du so lange arbeitest“ bemerkte er „wohl kaum, sie ist selbst nicht zuhause und außerdem bin ich eh schon in Ungnade gefallen. Dabei hat sie selbst genauso zu dem ganzen Schlamassel beigetragen. Marlene kann manchmal echt so was von aufbrausend und stur sein“ erklärte sie trotzig und verdrehte die Augen. Juri hatte zwar keine Ahnung worum es ging, aber zumindest von Marlenes Temperament hatte er schon einen ganz guten Eindruck bekommen „ich weiß zwar nicht, was gerade zwischen Euch abgeht, aber dass mit Deiner Frau nicht gut Kirschen essen ist, wenn sie wütend ist, habe selbst ich schon gemerkt.“ Rebecca schaute fragend zu ihm auf „Du meinst damals im No Limits, als das Gespräch zwischen Euch so aus dem Ruder gelaufen ist?“ vermutete sie, woraufhin er nickte „ja, oder wie am letzten Samstag. Also, ich habe mir das zwar gefallen lassen, aber sie muss deshalb nicht denken, dass ich ab sofort nur noch das tue, was sie mir sagt“ stellte er klar und verschränkte die Arme vor der Brust. Die Gräfin wurde sofort hellhörig „Samstag? Soll das heißen, dass Marlene da bei Dir war? Wann genau war denn das?“ fragte sie „das hab ich doch gerade gesagt. Sie hat mir eine Predigt über Verantwortung gehalten, und dass ich gefälligst meinen Job machen soll, wenn ich schon zu allem anderen nicht in der Lage bin. Keine Ahnung, wann genau das war, wieso ist das wichtig? Irgendwann vormittags, glaube ich.“ Rebecca fasste sich an die Stirn, als ihr klar wurde, was das bedeutete „willst Du mir damit sagen, dass Du nur zurückgekommen bist, weil Marlene bei Dir war?“ Juri hielt dies für eine Fangfrage und versuchte es möglichst unverfänglich auszudrücken „so kann man das nicht sagen, aber sie hat meine Entscheidung zumindest beeinflusst...und sie hat mir von der Blutung erzählt, die Du hattest...und außerdem...ach, das ist doch auch egal jetzt. Soll ich Dich nach Hause bringen, oder bist Du mit dem Auto da?“ versuchte er vom Thema abzulenken, doch die Brünette war so in ihre Gedanken vertieft, dass ihr seine Fürsorge gar nicht auffiel. Rebecca stand auf und ging auf ihn zu „ich glaube, ich habe Marlene ziemlich Unrecht getan. Ich fahre besser nach Hause und warte dort auf sie“ erklärte sie und ließ einen irritierten Juri zurück, der mal wieder nur Bahnhof verstand.
Als Ricardo im No Limits ankam, war es bereits nach 22 Uhr „es tut mir leid, aber da kam noch ein Notfall rein und die OP dauerte über zwei Stunden“ erklärte er und begrüßte anschließend die drei Damen „wo habt Ihr denn Lara gelassen?“ Dana gab ihm einen liebevollen Kuss „ist doch halb so wild, sie hat sich in Marlenes Büro zurückgezogen und spielt dort ein bisschen am Computer“ klärte sie ihren Verlobten auf, der sich sofort auf den Weg machte, um seine Tochter zu holen. Als er zurück kam, trug er das kleine Mädchen auf seinen Armen „sie ist eingeschlafen“ sagte er und verabschiedete sich dann von den Schwestern „kannst Du mich mitnehmen?“ fragte Kim, die etwas zu viel getrunken hatte und lieber gehen wollte. Ricardo versprach den anderen beiden sie sicher nach Hause zu bringen und machte sich gemeinsam mit Kim auf den Weg zu seinem Auto. „Und, was ist mit Dir, Schwesterherz? Musst Du auch nach Hause zu Deiner Frau, oder trinkst Du noch einen mit mir?“ wollte Dana wissen „gerne auch zwei, oder drei“ entgegnete Marlene, was die Brünette stutzig machte „Ärger im Paradies?“ Die Clubbesitzerin stieß die Luft aus „was denn für ein Paradies? Davon sind Rebecca und ich weit entfernt“ teilte sie ihrer Schwester mit, die sie erstaunt ansah „wieso denn das? Zuletzt war doch alles gut und ich dachte, dass Ihr Euch auf das Baby freut und darauf, dass Ihr bald eine Familie seid. Oder gibt es wieder Komplikationen?“ Marlene schüttelte den Kopf „nein, das zum Glück nicht, jedenfalls nicht mit der Kleinen. Es ist einfach alles so verdammt schwierig, weißt Du? Ich habe mir wirklich Mühe gegeben und ich war mir sicher, dass unsere Liebe stark genug ist, um auch das zu schaffen, aber dann stellt sich heraus, dass Rebecca mir anscheinend nicht vertraut. Sie glaubt doch allen ernstes, dass ich was mit Jacky habe, oder zumindest, dass ich jederzeit in der Lage dazu wäre, mich mit ihr einzulassen. Ich verstehe das einfach nicht“ erklärte sie geknickt. Dana schaute ihre Schwester skeptisch an „einfach so, ohne Grund? Oder ist etwas vorgefallen, was sie misstrauisch gemacht hat?“ hakte sie nach, woraufhin Marlene ihr die ganze Geschichte erzählte „und sag jetzt nicht, dass ich selbst schuld bin. Ich habe Rebecca und vor allem das Baby nur schützen wollen, weil ich ständig Angst habe, dass doch noch etwas passiert, aber sie unterstellt mir gleich einen Betrug, als käme gar nichts anderes in Frage.“ Die jüngere legte tröstend einen Arm um ihre Schwester „das sage ich doch gar nicht und ich verstehe auch, dass Dich das verletzt hat. Aber vielleicht solltest Du nicht jedes Wort von ihr auf die Goldwaage legen, schließlich ist Rebecca schwanger und da reagiert Frau unter Umständen schon mal über. Habe ich jedenfalls gehört...“ versuchte sie ein wenig zu vermitteln „na toll, das rechtfertigt aber auch nicht alles. Wenn sie wenigstens einsehen und auch mal verstehen würde, wie sehr sie mich damit verletzt hat, aber nicht mal das tut sie. Ich musste mir sogar noch anhören, dass ich übertreibe und als sie dann wieder mit Juri anfing...Nein, mir reicht es jetzt und diesmal werde ich nicht einfach nachgeben. Entweder sie sieht ein, dass das so nicht funktioniert und beweist mir, dass sie es verstanden hat, oder...“ Sie sprach den Satz nicht zu Ende „oder was?“ wollte Dana wissen „keine Ahnung“ gab Marlene seufzend zu „Rebecca kann manchmal so verdammt stur und uneinsichtig sein. Darin macht ihr so schnell wirklich niemand Konkurrenz.“ Dana konnte nicht anders, als zu grinsen „aber Du liebst sie trotzdem, stimmt´s? Und vielleicht sogar gerade deshalb“ bemerkte sie und knuffte ihre Schwester in die Seite. Marlene seufzte erneut „das macht es leider auch nicht leichter“ erwiderte sie und griff nach ihrem Champagner „das wird schon wieder“ sagte Dana optimistisch, bevor sie einander zu prosteten und ihre Gläser leerten.
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