Teil 346:
Im No Limits angekommen, fand Marlene ihre Mitarbeiterin im Lager vor, wo diese ihre Wut an den Getränkekisten ausließ, die sie geräuschvoll hin und her bugsierte „hey, was ist denn los? Was immer es ist, die Kisten können nichts dafür“ versuchte die Blondine sich an einem Scherz. Jacky fuhr abrupt herum und funkelte sie zornig an „mach Dich ruhig lustig, dabei kannst Du froh sein, dass ich es an den Kisten auslasse und nicht dort, wo es eigentlich angebracht wäre!“ Marlene schloss die Tür und ging auf ihre Freundin zu „das war sicher nicht meine Absicht, aber vielleicht erklärst Du mir erst Mal, warum Du so wütend bist und vor allem, auf wen“ erklärte sie sichtbar irritiert, was Jacky ihr allerdings nicht abzukaufen schien „jetzt tu doch bitte nicht so, als ob Du das nicht wüsstest. Wenn Deine Frau schon ihren Mund nicht halten kann, dann soll sie wenigstens dazu stehen!“ Die Clubbesitzerin kräuselte die Stirn, sie verstand nur Bahnhof und wurde langsam selbst ungehalten „okay, was bitte schön hat das jetzt mit Rebecca zu tun? Sprich doch bitte einfach mal Klartext, ich habe nämlich in der Tat keinen Schimmer worum es hier geht. Hast Du mit Rebecca geredet? Habt Ihr Euch gestritten? Wenn ich nicht weiß, was vorgefallen ist, dann kann ich auch leider nichts dazu sagen“ bemerkte sie und blickte ihr Gegenüber auffordernd an. Jacky nahm sich ein wenig zurück, nachdem ihr klar wurde, dass Marlene offenbar wirklich keine Ahnung hatte „es tut mir leid, aber ich war mir sicher, dass Du von dem Gespräch zwischen Rebecca und Juliette weißt“ erwiderte sie „was denn für ein Gespräch? Wann soll das gewesen sein?“ wollte die Blondine wissen, die die ganze Aufregung noch immer nicht verstand. Jacky verschränkte die Arme vor der Brust „Juliette war am Samstag Abend bei Euch zuhause und hat die Gelegenheit genutzt, um Rebecca über unser Verhältnis zueinander auszufragen. Sie hat mitbekommen, dass es zwischen uns irgendwelche Spannungen gibt und wollte wissen, woher die rühren. Und Rebecca hatte offenbar nichts Besseres zu tun, als ihr gleich die ganze Geschichte zu erzählen, was ich gelinde gesagt, mehr als unverschämt finde“ ließ sie die andere wissen „sie hat was? Das glaube ich nicht…soll das heißen, dass Juliette jetzt weiß, dass Du…“ Jacky schnaubte „ja, ganz genau das bedeutet es! Dank Rebecca weiß sie jetzt bestens über mein Gefühlsleben Bescheid und Juliette ist natürlich wenig begeistert davon, wie Du Dir sicher vorstellen kannst und bohrt in einer Tour nach, weil sie wissen will, ob ich immer noch Gefühle für Dich habe. Es ist eine Sache, was zwischen Juliette und mir passiert, aber Rebecca hat nicht das Recht sich derart in meine Angelegenheiten einzumischen. Was ich fühle geht niemanden etwas an und wenn, dann bestimme ich, wer davon erfährt! Das kannst Du ihr von mir ausrichten, denn ich weiß ganz genau, was sie sich von dieser Aktion verspricht. Ich hätte ihr wirklich etwas mehr Anstand zugetraut, diese Nummer ist einfach nur billig und feige noch dazu!“ regte sie sich auf. Marlene wusste nicht, was sie dazu sagen sollte, sie war viel zu überrumpelt und konnte selbst nicht glauben, dass Rebecca auf diese Art in die Privatsphäre von Jacky eingegriffen hatte „ich werde mit ihr reden und das klären, das verspreche ich Dir. Es tut mir leid, dass Du deswegen Probleme mit Juliette hast, aber auf der anderen Seite ist es vielleicht auch besser so, findest Du nicht? Denn wie es aussieht verspricht sie sich ja mehr von Eurer Affäre, sonst hätte sie diese Aktion wohl kaum gestartet. Das soll jetzt nichts entschuldigen, aber wenn einer mehr will, als der andere, ist das nie eine gute Basis“ erwiderte sie vorsichtig, woraufhin Jacky mit den Schultern zuckte „mag sein, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass es Rebecca nichts angeht. Ich mische mich schließlich auch nicht in ihre Angelegenheiten ein. Vielleicht sollte sie lieber mal vor ihrer eigenen Haustür kehren, anstatt sich in anderer Leute Leben einzumischen“ stellte sie angesäuert fest und widmete sich wieder ihrer Arbeit. Marlene seufzte resigniert und verließ nachdenklich das Lager. Sie hatte diesen ganzen Ärger mehr als satt und kam sich immer häufiger vor wie ein Hamster im Laufrad, der sich in einer Tour abstrampelte, ohne dabei auch nur ein Stück voran zu kommen. Genervt und mit gemischten Gefühlen im Bauch machte sie sich auf den Weg nach Hause, um mit ihrer Frau über das zu reden, was sie soeben erfahren hatte.
Rebecca saß gerade grübelnd über ihren zuletzt gezeichneten Entwürfen, die zwar alle gut waren, denen aber das gewisse Etwas fehlte. Doch egal, wie lange sie die Zeichnungen betrachtete, es wollte ihr einfach nicht gelingen, ihnen dieses gewisse Etwas zu verleihen. Sie war froh, als Marlene nach Hause kam und nahm ihre Frau sogleich in Beschlag „gut, dass Du da bist. Kannst Du mal einen Blick hier drauf werfen und mir sagen, was Dir spontan dazu einfällt? Ich komme damit einfach nicht weiter" bat sie die Blondine und hielt ihr die Zeichnungen hin. Marlene legte ihre Sachen ab, nahm die Blätter entgegen und legte sie zur Seite, ohne einen Blick darauf geworfen zu haben „später, erst haben wir beide etwas zu besprechen" verkündete sie ernst, was auch der Gräfin nicht verborgen blieb "okay, worum geht´s? Du siehst ein bisschen gestresst aus." Marlene setzte sich ihr gegenüber an die Theke und überlegte, wie sie am besten anfangen sollte „warum hast Du mir nicht erzählt, dass Juliette am Samstag Abend hier war?" fragte sie schließlich direkt und schaute in ein überraschtes Gesicht „ich...keine Ahnung, weil ich nicht mehr daran gedacht habe und es auch nicht wirklich wichtig war. Woher weißt Du denn davon? Hat Juliette Dir das erzählt? Sie ist einfach hier aufgetaucht und hat mich in ein Gespräch verwickelt, Du weißt ja, wie sie ist" erklärte sie und spielte nervös mit ihren Fingern herum. Marlene blickte ihr prüfend in die Augen „und weil ihr gerade so nett am Plaudern wart, hast Du ihr gleich mal auf die Nase gebunden, dass Jacky in mich verliebt war. Weiß sie jetzt wenigstens auch über unsere ganzen Eheprobleme Bescheid, oder habt Ihr Euch das für den nächsten Plausch aufbewahrt?" bemerkte sie angesäuert. Die Brünette schaute bedröppelt aus der Wäsche, was wohl ein Zeichen dafür war, dass sie sich ihres Verhaltens bewusst war „das ist nicht so, wie Du jetzt vielleicht denkst. Juliette hat mich regelrecht ausgefragt, weil sie sich Hoffnungen auf eine Beziehung mit Jacky macht...Sie wollte einfach wissen, woran sie ist und hat mich gebeten ehrlich zu sein. Aber ich habe ihr nichts über uns erzählt, ganz bestimmt nicht, das würde ich nicht machen" erwiderte sie, doch das machte es in Marlenes Augen nicht viel besser. Die Clubbesitzerin stand von ihrem Platz auf und gestikulierte mit ihren Armen in der Luft herum „und Du findest das in Ordnung? Selbst wenn Juliette Dich gefragt hat, es gehört sich einfach nicht das Gefühlsleben anderer derart auszubreiten. Wenn Juliette etwas über Jacky erfahren möchte, dann soll sie sie gefälligst selbst fragen und genau das hättest Du ihr auch sagen müssen. Aber nein, Du nutzt die Gelegenheit aus, um Jacky eins rein zu würgen. Kein Wunder, dass sie sauer ist, sie hat jetzt nämlich das Theater und muss sich für etwas rechtfertigen, was Juliette nichts angeht. Kannst Du mir bitte mal sagen, was genau Du davon hast?“ wollte sie von ihrer Frau wissen, die bislang keine Anstalten gemachte hatte, sich zu rechtfertigen. Doch dann stand Rebecca ebenfalls auf und stemmte wütend die Hände in die Hüften „was unterstellst Du mir da eigentlich? Dass ich es aus Berechnung getan habe? Ich habe nur einer alten Freundin gegenüber ehrlich sein wollen, weil ich es ihr irgendwie schuldig war, nach allem, was damals zwischen uns passiert ist, das ist alles. Also kein Grund hier so einen Aufstand zu machen, aber wenn es um die liebe Jacky geht, bist Du ja gerne mal ein wenig überempfindlich“ brachte sie schnippisch hervor. Marlene sah sie ungläubig an und lachte plötzlich höhnisch, was eigentlich nicht ihre Art war, aber in diesem Moment schien all der aufgestaute Frust aus ihr heraus zu brechen „ICH reagiere empfindlich? Das soll wohl ein Witz sein! Du hast es vielleicht nicht aus Berechnung getan, aber ich sage Dir warum. Weil Du immer noch eifersüchtig auf Jacky bist und das ist mindestens genauso schlimm, wenn Du mich fragst! Und seit wann bist Du Juliette eigentlich irgendetwas schuldig? Sie hat doch damals ganz genau gewusst, was los war, sie wollte es nur nicht wahrhaben und soweit ich weiß, hast Du ihr niemals etwas versprochen. Das ist wirklich der größte Blödsinn, den ich jemals gehört habe!“ Rebecca spürte, dass sie an einem Punkt angekommen waren, an dem es besser gewesen wäre, sich zurückzunehmen, doch das ließ ihr eigenes Temperament nicht zu, was dazu führte, dass sie zurück schoss, anstatt ein wenig Hitze aus dem Streit zu nehmen „wenn Du es so schlimm findest, dass ich eifersüchtig reagiere, dann solltest Du vielleicht aufhören mir Gründe dafür zu liefern und mich nicht so dreist anlügen! Wo warst Du denn am Samstag? Bei Deinen Eltern jedenfalls nicht, die haben nämlich blöder weise hier angerufen und wussten nichts von einem Besuch!“ Ihre braunen Augen funkelten zornig und fixierten die von Marlene, die auf einmal nicht mehr wütend wirkte, sondern ernüchtert „und jetzt glaubst Du, dass ich stattdessen bei Jacky war und mich mit ihr amüsiert habe, während meine schwangere Frau, die kurz zuvor beinahe eine Fehlgeburt gehabt hätte, zuhause sitzt und auf mich wartet? Das kann nicht Dein Ernst sein, Rebecca...“ erwiderte sie verletzt und über alle Maßen enttäuscht. Die Gräfin war nun auch deutlich ruhiger geworden und ruderte etwas zurück „was soll ich denn denken, wenn Du mich belügst? Warum machst Du das auch, ich dachte, dass wir das hinter uns haben nach allem, was war“ verteidigte sie sich „das mag vielleicht keine Glanzleistung gewesen sein, aber ist das ein Grund gleich das Schlimmste zu vermuten? Warum hast Du es mir nicht direkt gesagt, anstatt Dich in diesen Unsinn hinein zu steigern? Es steckt doch nicht immer was Verwerfliches dahinter, wenn man mal etwas für sich behält. Wie wäre es denn einfach mal mit ein bisschen Vertrauen? Ich dachte, dass wir das alles hinter uns gelassen hätten...das Misstrauen, die Vorwürfe und die gegenseitigen Verletzungen. Aber offenbar habe ich mich geirrt.“ In den blauen Augen der Blondine begann es zu schimmern, weshalb sie sich von der anderen abwandte „dann sag mir doch einfach, wo Du warst, wenn es so harmlos war und das Problem ist vom Tisch“ versuchte Rebecca das Thema zu beenden, aber das war nicht die Reaktion, die Marlene sich erhofft hatte „falsch, nichts ist dadurch vom Tisch. Das Problem ist, dass Du mir offenbar nicht vertraust. Sonst hättest Du mir diese Frage jetzt nicht gestellt, aber das ist Dir anscheinend wichtiger, als mir einfach mal richtig zuzuhören“ stellte sie traurig fest, bevor sie ins Badezimmer ging und die Tür hinter sich abschloss.
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