Aktuelle Zeit: 27.04.2024, 06:09

Alle Zeiten sind UTC




Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 157 Beiträge ]  Gehe zu Seite Vorherige  1 ... 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12  Nächste
Autor Nachricht
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 01.12.2009, 20:05 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 17.10.2008, 08:47
Beiträge: 1932
VON TRÄUMEN UND WIRKLICHKEIT

35.

Ich war schon lange vor ihr wach. Beobachtete sie, wollte später so tun, als würde ich schlafen, wenn sie die Augen aufschlägt. Ich spürte mein Herz, - bei ihrem Anblick- stark klopfen. Wenn ich doch einfach sagen würde, was ich fühle. Was sollte schon passieren? Einmal mehr muss ich mich über meinen eigenwilligen Kopf wunder, der unbekümmert einfach auf dem Kopfkissen lag und sich um nichts scherte.

Mit geschlossenen Augen lächelt sie mir entgegen, flüstert dann leise
„Ich habe nicht wirklich die Wände angemalt oder…? Sag mir, dass ich träume?“ Sie bricht in einem hallenden Lachen aus.
„Carla…“ einen Moment ist es still. „Ich muss dir etwas zeigen.“
Ein paar Minuten dauert es, bis sie sich erhebt und etwas aus ihrer Tasche hervorkramte. Sie bittet mich die Augen zu schließen. Ich folge ihrem Wunsch.
Blind, erahne ich ihren Körper, der sich zurück auf das Bett –hinter mich- setzt.

Sie hält ihre Hände vor meine Augen.
„Ich hatte einen Traum…“ sagte sie leise „…in dem Traum traf ich eine junge blonde Frau, die mir etwas erzählte.“ „Ich habe hier ein Bild vor mir liegen, ich malte es, irgendwann vor ein paar Monaten.“
Ich erinnerte mich an Hanna, die mir auch des Öfteren die Augen verband und mir von einem Bild erzählte. Ich mochte es. Blind meiner Fantasie folgen, mit einige Anhaltspunkten über ein Gemälde im Ohr.

„Stell dir den Himmel vor, wie die Farben sich an ihm teilen. Von grauen Tönen wird er langsam heller. Etwas rötlich, als würde dort jemand Einsames warten und bedürftige Wunden kurieren. Es bäumt sich ein Berg am Horizont. Die Sonne windet sich … berührt ihn sanft. Fast so als würde sie versuchen zu heilen. Die See ist ruhig, kaum eine Unebenheit zu erkennen. Auch die See wird von der Sonne berührt, sanft gestreichelt. Ein kleines Schiff liegt neben dem Schatten. Schlägt leichte Wellen.“
Sie atmet tief.
„Wenn ich deine Augen jetzt los lasse, bitte ich dich, das Bild zu betrachten und deinen ersten Gedanken auszusprechen.“

Sie lässt meine Augen los. Noch kurz halte ich sie geschlossen um die Fantasie in mir beben zu lassen. Wie konnte sie wissen, dass ich es liebe, wenn mir jemand ein Bild beschreibt. Ich schlage die Augen auf. Atme schwer unter dem Anblick dieser sinnlichen Malerei.

„Was denkst du?“
Ich schaue sie an, lege all die Liebe und Dankbarkeit in meinen Blick, die ich aufbringen kann…

„…ich denke…das du von meiner Seele sprichst, die dem Berg, manchmal der See so ähnlich ist..."
"...und"
„…das du -meine- Sonne bist!“

Bild

_________________
PLUS Mademoiselle chapeau - PLUS Mademoiselle COCO


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
Verfasst: 01.12.2009, 20:05 


Nach oben
  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 01.12.2009, 20:26 
Offline

Registriert: 08.08.2009, 18:44
Beiträge: 1206
Wohnort: Berlin
Ich habe eben die heutigen Teile gelesen, sie sind wieder einmal wunderschön. Bitte ganz schnell weiter schreiben. :)


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 01.12.2009, 20:26 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 01.03.2009, 15:10
Beiträge: 97
du machst es abe wirklich :flehen: bitte bitte noch ein Part


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 01.12.2009, 21:29 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 17.10.2008, 08:47
Beiträge: 1932
VON TRÄUMEN UND WIRKLICHKEIT

36.

Ich finde kaum noch Worte, für sie. Es fällt mir immer schwerer Ausflüchte zu finden, mit denen ich, vor allem mich und mein Inneres ruhig stelle. Ich fühle mich klein, warte zeitlos auf etwas, was mich befreit und mir die Erlaubnis erteilt, mich zu öffnen und vor Stella zu erklären. Wir liegen auf dem Bett, ich schaue immer und immer wieder meiner Sonne in ihre wunderschönen Augen. Sie schenkte mir das Bild. War erstaunt über die Worte die ich fand, um dem Gemälde eine Bedeutung zu geben. Auch ich selbst war verwundert über meine Worte. Doch ich konnte mich nicht dagegen wehren. Als sie mir das Bild beschrieb, sah ich mich, weit abgelegen von etwas Greifbaren, nur sie die mich umkreiste wie die Sternschnuppen den Himmel. Ich begriff, dass sie für mich nicht nur ein Mensch war, den ich gerne in meiner Nähe hatte. Auch Freundschaft war ein falsches Wort. Ich spürte die zarten Anfänge einer Verliebtheit, die sich nun auch langsam in meinem Gedächtnis ausbreitete. Ich dachte an sie, obwohl sie direkt neben mir lag. Ich brauchte nur auf mein Herz zu hören, laut klopfte es nach ihrem Namen. Ich widerte mich, vor meiner Vernunft, … welche keinen Grund hatte, mich zu belagern. ‚ Du solltest dich öffnen, wenn der Moment gekommen ist.’ – dachte ich an Hannas Worte.
Sie kommt nicht mehr zurück. Sie wird mir bei dieser Entscheidung nicht mehr bei stehen. Sie gab mich frei. Und ich bin sicher, sie sah es nicht gerne, wie ich mich vor einem Menschen verwehrte, der so rein, so ehrlich vor mir lag. Der sein Leben mit mir teilte. Sich nie verschloss.
„Ich möchte den letzten Tag, hier in Venedig, mit dir genießen, Stella?“
„Ich möchte dir einen Wunsch erfüllen. Egal was es ist, wir werden heute den Tag nach deinen Bedürfnissen gestalten.“
Sie lacht, stützt ihren Kopf ab - „Wenn das so ist, möchte ich jetzt in die Dusche springen, mir alte Lumpen anziehen, in eine Gondel springen und dir den ganzen Tag dabei zuschauen, wie du Lachst.“ – sie sänftigt ihre Stimme „Ich schaue dich so gerne an, wenn du lachst.“
Dann streichelt sie mir zärtlich über die Lippen. „Das wünsche ich mir.“
Sie springt aus dem Bett, verschwindet im Bad. Glücklich drehe ich mich auf den Rücken, blicke auf den Regenbogen an der Wand, fange an zu lachen.
Der Morgen ist jung. Wir müde von der Nacht, denn noch glücklich.

Sie kauft Brötchen und Obst an der Ecke. Wir schlendern Arm in Arm den Fluss endlang. Sie schaut… dann läuft sie schneller, springt in eine freie Gondel, hält ihre Hände auf. Fängt mich auf. Dann verschwindet sie zu dem Gondoliere. Ich kann nicht verstehen was sie sagt, nur das sie ihn auf Italienisch etwas fragt. Der Gondoliere lacht. Nimmt dann seine Tasche und verlässt die Gondel.
„Wo will er hin?“ – staune ich erschrocken.
„Er war so freundlich, mich heute ans Ruder zu lassen.“ – ich lache. Bin entzückt von ihrem Mut.
„Wo soll es hin gehen – Gräfin?“
Ich lege meine Arme um ihre Schulter. „Zu dem See, meine Sonne.“ Dann umarme ich sie. Ein Stück fahren wir. Sie macht sich gut, am Ruder. Wir passieren die Brücke, als plötzlich eine Rose in die Gondel fällt. Ich muss schmunzeln. Ich fühle mich wie in einem Traum,… wünsche dass der Tag nie endet.
Sie legt das Ruder ab,… stolpert fröhlich zu mir auf die Bank.
„Ich habe mir überlegt, ab jetzt lassen wir das Schicksal entscheiden, wo wir landen.“
Sie zwinkert. Wir genießen den Himmel, deuten die Wolken. Erzählen uns Geschichte.

Es dämmert.
„Ich möchte heute Nacht hier bleiben“ – flüstere ich.
Sie schaut mich an „Das möchte ich auch!“
„Carla, ich habe jeden Moment mit dir genossen.“
„Wenn ich nur einen Wunsch frei hätte…“ – haucht sie in die Dämmerung.
„Dein Tag ist noch nicht vorbei. Noch darfst du dir etwas wünsche.“
„Alles was ich will…“ – sagt sie…
„Alles…“ – antworte ich, glücklich
„Und wer garantiert mir, dass mein Wunsch in Erfüllung geht?“ – fährt sie grinsend fort.
„Ich…“ – flüstere ich mutig.
„Dann wünsche ich mir,…“ – sie dreht sich zu mir. „…das du mich nie vergisst.“

Ich beuge mich über sie, … lege ihr einen liebevollen Kuss auf die Wange und flüstere mit ruhiger Stimme und rasendem Herz.
„…wie könnte ich…“

_________________
PLUS Mademoiselle chapeau - PLUS Mademoiselle COCO


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 01.12.2009, 21:38 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 01.03.2009, 15:10
Beiträge: 97
zum dahin schmelzen :D


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 01.12.2009, 21:47 
Offline

Registriert: 08.08.2009, 18:44
Beiträge: 1206
Wohnort: Berlin
Wow, super schön geschrieben. Bitte ganzz schnell weiter schreiben. Du schreibst einfach genial. :)


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 02.12.2009, 06:33 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 01.03.2009, 15:10
Beiträge: 97
ja bitte ganz schnell weiter schreiben :flehen:


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 02.12.2009, 08:14 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 27.03.2009, 12:03
Beiträge: 8944
Wohnort: Hessen
KunstL hat geschrieben:
„Carla, dass mit den Menschen ist ein Kreislauf. Die Verletzten- verletzen. Sie kümmern sich nicht darum, was aus den Verlorenen wird. Wir müssen auf einander acht geben, dass wir uns gut fühlen. Jeder sollte sich vornehmen, ehrlich und aufrichtig zu sein. Sich zu öffnen, wenn der Moment gekommen ist. Einem neuen Menschen den Einzug gewähren. Wie sonst, sollen wir glücklich werden. Alle Menschen sind hier um nach der Liebe zu streben. Nach ihr zu suchen. Jeder brauch Liebe. Wir sind hier um respektiert zu werden, und gemocht, mit all den Fehlern, die uns geben wurden. Ich möchte dass du auf dich acht gibst, dass du aufrichtig liebst. Das du erst dann von Liebe sprichst, wenn du sie tief in dir fühlst. Unsere Aufgabe ist es, denen Mut zu machen, denen zu zusprechen, die verlernt haben, die vergessen haben, weswegen sie am Leben sind. Du hast die Kraft, einem Verlorenen, dass Leben zu retten. Irgendwann wirst auch du nicht mehr glauben, dann wird es jemanden geben, der dich wieder daran erinnert. Schütze und helfe, wo du kannst. Denn kein Mensch hat es verdient allein zu stehen und schwere Wege ohne Zuspruch zu gehen. Lass dich fallen, wenn du nicht mehr kannst. Zeig Schwächen. Lass sie zu. Hab keine Angst davor, dass man sie ausnutzt und dich verletzt. Wenn du dich versperrst, verweigerst du dich auch denen, die dich vielleicht aufrichtig lieben. Eine Garantie gibt es nie. Doch sind es nicht die guten Zeiten die uns prägen, sondern die schlechten, welche uns erwachsen machen. Alles kommt irgendwann zurück. Seien es gute oder schlechte Taten. Doch den Glauben darfst du nie verlieren. Alles hat seinen Sinn, vielleicht wirst du ihn nicht gleich finden, aber irgendwann setzt sich das Puzzle zusammen und du wirst ihn erkennen. Wandle im Tal der Guten, nicht der Toten. Gib nicht auf. Alles was passiert, lässt dich an dir selbst wachsen. Du bemalst deine eigene innere Leinwand. Versuche sparsam mit den dunklen Tönen umzugehen. Und die hellen zu verschwenden.“



:herzschlag: :heul: , kunsti du bist ein schatz

_________________
Bild


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 02.12.2009, 14:19 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 17.10.2008, 08:47
Beiträge: 1932
VON TRÄUMEN UND WIRKLICHKEIT

37.

In dieser Nacht, erzählte ich Stella, dass erste Mal von Hanna und meiner Liebe zu einer Frau. Das wir zusammen glücklich waren. Wie wir uns begegneten, damals in diesem Café, wo sie die umsorgende Kellnerin spielte. Wie Evelyn sie anfuhr und ich mich auf den ersten Blick in sie verliebte. Die Details, an die ich mich noch heute, klar erinnern kann. An die vielen Bilder von ihr! Dem schmerzenden Verlust, den sie zurückließ, als sie ging. Die Beerdigung und all das Leid, was ich immer und überall fühlte. Von der Lücke, welche sie hinterließ und dem Loch, welches ich nie zu schließen vermochte. Das ich nie, so viel für einen Menschen empfand. Und! ... das Hanna mir noch nach ihrem Tot, oft in Träumen begegnete, in denen ich die Wirklichkeit fühlte.
Von Träumen und Wirklichkeit!!
Das Hanna bei uns war, als Stella in meinen Armen weinte. Und dass sie die Frau aus ihrem Traum war, die ihr sagte, sie solle mir ein Bild beschreiben.

Aber auch, dass ich, seit sie in mein Leben getreten ist, weniger an Hanna denke. Nicht, dass ich sie vergessen könnte, aber Stella gab mir die Kraft, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Ich weinte die letzten Tränen um einen Menschen, der nie mehr zu mir zurückkommen wird. Stella war so einfühlsam. Sie fand immer die richtigen Worte. „So lange du sie nicht vergisst, wird sie leben … schenke ihr jeden Tag einen Gedanken, verbinde diesen Gedanken mit einer Erinnerung an einen Moment, den ihr zusammen erleben durftet.“ Ihre Worte lagen weich in meinen Ohren. Alles fühlte sich richtig an. Sie streichelte meine Sinne, und alles was mir wichtig war. Sie küsste meine Seele mit Worten, die mir so viel zurückgaben. „Du bist nicht allein, Carla. Ich bin bei dir.“ „Lass die Tränen in Strömen fließen. Ich fange sie auf, ich lasse dich nicht los.“

Am Morgen wühlte ich mich stärker als je zuvor. Dankbar lächelte ich der Zukunft entgegen. Ich war voller Tatendrang und Mut auf das Leben. Ich wusste, dass ich Stella nun aufrichtig in die Augen blicken - und ihr meine Gefühle offenbaren konnte. Ich war glücklich. Malte mir die Momente mit ihr aus, die wir in Zukunft miteinander erleben würden. Ich erinnerte mich an das Gemälde von Stella, an den Berg und den See. Und das mich die Sonne weckte, mich rettete, mich strahlen ließ.

Wir machten uns auf den Weg nach Hause. In Gedanken an eine traumhafte Zeit, an die wir uns noch sehr lange erinnern sollten.

Im Büro war viel liegen geblieben, ich musste mich äußerst schnell wieder an die Arbeit machen. Doch ich trug ein Lächeln auf den Lippen…

„welches ich Ganz und Gar dir zu verdanken habe, Stella.“ – ich spreche es in den Raum … nur ich konnte es hören.

_________________
PLUS Mademoiselle chapeau - PLUS Mademoiselle COCO


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 02.12.2009, 15:03 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 08.09.2009, 22:06
Beiträge: 10936
wie ein wunderbarer teil !!!
super geschrieben.
man kann sich super in die geschichte reinversetzen.
ich hoffe du schreibst schnell weiter . :D

_________________
Bild
( © ABC )


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 02.12.2009, 15:21 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 17.10.2008, 08:47
Beiträge: 1932
VON TRÄUMEN UND WIRKLICHKEIT

38.

Stella war ein ewiger Begleiter. Den ganzen Tag war sie mir nah. Oft ertappte ich mich dabei, wie ich lachend durch die Räume der Holding tanzte. „Ich komme dich später abholen, will dir etwas zeigen!“ – ließ sie mir eine Nachricht zu kommen.
Aufgeregt wackele ich auf meinem Stuhl hin und her, kann es kaum erwarte. Meine Knie zappeln, und meine Handflächen sind feucht vor Nervosität. Wie ein kleines Schulmädchen komme ich mir vor, welches sich das erste Mal zu verlieben wusste.
Am Mittag kam ein Kurierfahrer, welcher ein Päckchen für mich abgab. Außerdem brachte er einen Strauß weiße Lilien, die mich an Hanna denken ließen und mich zum Schmunzeln brachten. Ich öffnete das Päckchen, welches von Stella aus dem Museum kam.

„Liebste Gräfin, leider sind die Blumen nicht für dich. Die brauchen wir später für jemanden anderen. Dafür schicke ich dir einen Handkuss und zwei Karten für die Oper heute Abend, falls du für die zweite Karte keine Verwendung hast, … dein Vater würde sich sicher freuen. Sollte er jedoch nicht besonderer Leidenschaft von * ‚opera in musica’ oder ** Al gran sole carico d'amore … sein.
… Ich bin es … !“
Sie malte einen kleinen Smilie hinter ihre letzten Worte. Ich drückte den Brief an mein Herz, atmete tief und freute mich ungemein auf den Abend mit ihr.

Später kam sie dann. Sie sah so gut aus in ihrem hellen Mantel.
„Hast du die Blumen?“ – lächelte sie. „Wir gehen an den Rhein.“ Ich wusste nicht was sie vorhatte. Gespannt folgte ich ihr.
„Was haben wir damit vor?“ – fragte ich.
„Wir schicken Hanna Blumen.“ – antwortete sie, in einer Selbstverständlichkeit, welche ich nicht ganz begriff.
„Wir legen sie an ihr Grab?“ – fragte ich, noch immer tief verwundert.
„Nein, wir schicken sie zu Ihr.“
„Stella, ich verstehe nicht!“ – sie nimmt meine Hand. „Frag nicht so viel, du wirst schon sehen.“ – wir laufen zum Rhein. Verwirrt schaue ich mich um. Lange sagt Stella nichts, dann dreht sie sich zu mir. „Sie mochte doch Lilien, oder? ... die Weißen, mit den großen Köpfen.“ – ich nicke hastig, konnte mich nicht erinnern, dies erwähnt zu haben.
Wir erreichen den Rhein. Sie läuft zu einer flachen Stelle am Ufer, kniet sich dort…
„Lass sie schwimmen, Carla.“
Ich schaue sie ungläubig an.
„Die Strömung wird die Lilien zu ihr bringen. Es soll ein symbolisches Zeichen sein, welches für uns alle entscheidend ist. Du sollst wissen, dass, egal wie hoch die Wellen in dir Schlagen, ich bei dir sein werde und dir immer eine Hand reiche, die dich aus der Tiefe zieht. Hanna soll spüren, dass egal wo du bist, du sie nie vergessen wirst. Die Lilien stehen als Symbol für Hanna … irgendwann werden sie durch die Weltmeere treiben … und auch wenn du sie nicht mehr sehen kannst, du weißt, dass sie existieren. Und auch ich, weiß, dass sie irgendwo da draußen glücklich vor sich her treiben. Und ich werde dich stets daran erinnern. An deine Lilien.“ – sie lächelte mich aufrichtig an.

Ich sah sie an. In meinem Kopf endlose Leere. Kein Wort konnte ich formulieren. Ich war sprachlos. Nur mein Herz, konnte ich vor Liebe schlagen hören.


* musikalisches Werk
**Unter der großen Sonne von Liebe beladen

_________________
PLUS Mademoiselle chapeau - PLUS Mademoiselle COCO


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 02.12.2009, 16:24 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 17.10.2008, 08:47
Beiträge: 1932
VON TRÄUMEN UND WIRKLICHKEIT

39.

Danke!
Ich kann mich vor Dankbarkeit kaum ausdrücken. Immer wenn ich an Stella denke, wird mir ein wenig schwummrig im Kopf.
„Ich danke dir, für all die Worte. Dafür, dass du mir nie eine Antwort schuldig bleibst. Ich danke dir, dass du da warst und bist. Und vor allem, was du für mich bist. Ich danke dafür, dass du bist, wie du bist. Das ich so viel von dir bin, dass wir uns so ähnlich sind. Das wir uns doch unterscheiden, uns denn noch verstehen. Ich danke dir, dass du mir so oft den Kopf verdrehst und mich dazu bringst darüber nachzudenken, wer ich bin. Das du mich mit deinen Taten erweichst, manchmal in die Enge treibst. Ich danke dir, dass mein Herz deinen Namen kennt und dass du so oft, zu mir rennst. Das du mich nie alleine lässt und ein Stück weit, meine Gedanken fängst. Das du sie nimmst und mir beweißt, das ich mich nicht zu Schämen brauch. Das du mir den Spiegel vor die Augen hältst und somit für meine Seele einen Ausgang wählst. Das du mich liebst wie ich bin, mit diesen Schmerzen die mich quälen. Das dir kein Weg zu weit erscheint und du mich trotz der Probleme immer wieder lenkst. Das dein Charakter mich lebendig macht, meine Liebe für dich, zu den Sternen lacht. Ich danke für ein wahres Gefühl. Für das Menschliche!
Viel zu selten, danken wir. Viel zu selten, sind wir dankbar über die Dinge die uns gegeben sind. Und auch dir, habe ich viel zu selten gedankt. Dabei verdanke ich dir, die wichtigsten Dinge auf dieser Welt. Mein Leben und meine Liebe!“

„Darf ich deine Hand halten, Stella?“ – ich wünsche mir nichts sehnlicher als das.
Ohne zu antworte schaut sie mich an, nimmt dann meine Hand.
Das Operhaus ist nicht weit von meiner Wohnung entfernt. Sie holte mich ab, stand mit einer Palette Sushi vor der Tür. Wir aßen gemeinsam. Tranken ein Glas Wein. Dann machten wir uns auf den Weg. Das Stück klang viel versprechend.
Wir saßen nebeneinander. Ich legte meine Hand in ihre, fing an ihre Finger sanft zu streicheln. Ich glitt über ihre Adern, die unter meinen Berührungen pulsierten. Dann über jedes Fältchen, welches ihre zarte Hand schmückte. Ich umkreist ihre Fingerkuppen, dann die Handfläche, die leicht erhitzt die meine wärmte. Über ihr Handgelenk, was sie sichtlich kitzelte. Mir kam es vor, als könne ich ihren Puls fühlen. So nervös war sie. Bewegte allmählich schneller ihre Beine. Überkreuze, hier und da!

Bei all meiner Liebe die ich zu klassischer Oper aufbrachte, in diesem Moment konnte ich mich auf keinen einzigen Ton, der erklang, konzentrieren. Nur auf sie und die Lust, die ich in unser beider Körper verspürte.

_________________
PLUS Mademoiselle chapeau - PLUS Mademoiselle COCO


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 02.12.2009, 17:34 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 08.09.2009, 22:06
Beiträge: 10936
hab beide teile zusammen gelesen ,
wie gesagt super geschrieben ,
mehr kann man nicht sagen .
:danke:

_________________
Bild
( © ABC )


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 02.12.2009, 17:58 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 22.11.2009, 18:49
Beiträge: 163
Die Geschichte ist wie eine ruhige Insel in einem Meer von Chaos.
Danke Kunsti :knuff:

_________________
"If I could write the beauty of your eyes
And in fresh numbers number all your graces
The age to come would say 'This poet lies;
Such heavenly touches ne'er touch'd earthly faces.'"
Shakespeare


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:  Sortiere nach  
Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 157 Beiträge ]  Gehe zu Seite Vorherige  1 ... 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12  Nächste

Alle Zeiten sind UTC


Wer ist online?

0 Mitglieder


Du darfst keine neuen Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst keine Antworten zu Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht ändern.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.

Suche nach:
Gehe zu:  
cron
Powered by phpBB® Forum Software © phpBB Group



Bei iphpbb3.com bekommen Sie ein kostenloses Forum mit vielen tollen Extras
Forum kostenlos einrichten - Hot Topics - Tags
Beliebteste Themen: Liebe, NES, TV, USA, Erde

Impressum | Datenschutz