„Ach, Yvettes dumme Sprüche stören mich nicht. Nur…sie hat diesen großen Einfluss.“
„Und das stört dich. Weil sie dich schlecht macht.“
„Sag mal, kann es sein, dass du mich gerade verhörst? Kannst du nicht ein Mal an dich denken? Du musst doch extreme Schmerzen haben.“
„Es geht“, antwortete Stella. „Die haben mich ziemlich unter Drogen gesetzt.“
„Ich dachte du bist hier, damit du keine Drogen nimmst“, lachte Carla.
„Ja, das dachte ich auch…aber ich kann dir sagen, wenn Drogen immer so müde machen, lass ich die Finger davon.“
„Magst du schlafen?“
„Oh ja…das wärs jetzt. Ich mein hey, wer weiß, wie viel von dem Narkosemittel noch in mir ist.“
„Na dann, ausziehen und linlegen.“
„Was?“ Stella schluckte.“
„Ich mein, umziehen, hinlegen, schlafen“, lachte Carla, als sie Stellas erschrockenes Gesicht sah.
„Ach so…ich dachte schon…“
„Was dachte du?“ Jetzt war Carla es, die nachhakte.
„Na, du weißt schon…“
„Ich weiß von nichts.“
„Und dein Name ist Hase?“
„Nein.“
„Gut. Das wäre mir jetzt auch neu.“ Stella zog die Schnürsenkel ihrer Schuhe auf und schob sich mit ein bisschen Gewalt die ehemals weißen Chucks von den Füßen. „So, dann wird ich mal ins Bad huschen.“
„Mach das. Ich zieh mich derweil hier um. Ach, meine Mutter lässt gute Besserung ausrichten. Ich glaube sie hofft, dass du nicht fluchtartig das Internat verlässt.“
„Hab ich nicht vor. Kannst du ihr ausrichten.“ Sie schloss die Badezimmertür hinter sich und putzte sich die Zähne. So weit kam sie allein, ohne ihren Arm verrenken zu müssen. Ihre Hose gegen die bequeme Boxershort tauschen war auch noch im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Aber im oberen Bereich ihres Körpers war nicht viel zu machen.
„Stella, du bist schon über einer viertel Stunde da drin. Ist alles okay?“
„Jaja, bin gleich fertig. Beziehungsweise: jetzt.“ Sie trat aus der Tür. Unten fertig fürs Bett, obenrum eher fertig fürs Frühstück.
„Oh, schlafen wir heute direkt in der Kleidung für den nächsten Tag, damit wir uns das umziehen morgen sparen und demnach länger im Bett liegen können?“
„Witzig“, streckte Stella ihr die Zunge raus. „Ich kriegs allein einfach nicht hin.“
„Soll ich dir hellfen?“
„Wenn es dir nichts ausmacht.“
„Ach, red nicht so einen Stuss. Komm mal her.“ Sie zog Stella am gesunden Arm mitten in den Raum und befahl ihr, den einen Arm hochzuheben. Stella gehorchte. „So, und jetzt ganz vorsichtig hier drüber.“
„Keine Angst. Mehr kaputt machen geht glaub ich gar nicht.“
„Man muss es ja nicht noch schlimmer machen.“
„Stimmt auch wieder.“ Nun stand Stella vor ihr und trug obenrum nur noch ihren BH. „Okay. Nicht lachen. Meine Unterwäsche ist nicht öffentlichkeitstauglich.“
Carla versuchte es, konnte sich aber ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Okay…Minni Maus hatte ich jetzt nicht erwartet.“
„Sondern?“
„Totenköpfe vielleicht.“
„Ich bin doch kein Punk!“
„Okay okay, schon gut. Soll der denn auch aus?“
Stella überlegte. Wollte sie riskieren, dass Carla ihre Brüste sah, oder einen Blick darauf erhaschen konnte? Oder würde sie eine unbequeme Nacht in Kauf nehmen… Schließlich griff sie nach einen Shirt und drehte sich um. „Schlafen mit BH ist nicht angenehm.“
„Na dann wollen wir dich mal davon befreien.“ Gesagt getan, das einzige was Stella bei ihrem Plan nicht bedacht hatte war, dass sie das Shirt ja auch wieder anziehen musste. Zögernd drehte sie sich zu Carla um und sah ihr starr in die Augen. Carla tat es ihr gleich. Beide aus ein und demselben Grund: keine wollte dass es peinlich enden würde.
„Okay, vielen Dank“, sagte Stella leise, den Kopf nach unten gesenkt. Ihre Wangen glühten. Waren bestimmt gerötet. Carla sollte das nicht sehen.“
„Keine Ursache. Wenn du mich brauchst, bin ich da. Also, ich mein, wenn du meine Hilfe brauchst.“
„Danke.“
„Na dann, schlaf gut.“
„Danke, du auch.“ Carla legte sich in ihr Bett, richtete den Blick ebenso starr wie Stella vorhin an die Decke und versuche nicht an das eben Geschehene zu denken. Stella war schon irgendwie süß. Und frech. Sie verstanden sich gut. Aber mehr so wie Freunde…nicht mehr. Sie verwarf ihre Gedanken und drehte sich um. Draußen regnete es. Die Sterne waren von dicken dunklen Wolken verdeckt die den nächtlichen Himmel grau färbten.
Stella lag still in ihrem Bett. Sie hatte die Augen schon geschlossen. Sie war so müde, dass sie schnell einschlafen würde. Und bald schlummerte sie seelenruhig, während Carla immer noch wach lag und mittlerweile Stella beobachtete.
_________________ “If you live to be a hundred, I want to live to be a hundred minus one day so I never have to live without you.” https://www.fanfiction.net/s/8764822/1/Two-In-A-Million
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