Kapitel 57: Breakfast at Kö-Brunn (Teil 2)
alle augen waren auf sie gerichtet als sie hand in hand in den raum schritten. elisabeth, die schon so etwas geahnt hatte, faltete in einer übersprungshandlung ihre serviette auf dem schoß neu, und tanja verdrehte entnervt die augen. hagen und dana waren nicht da, sie waren schon mit frühstücken fertig. tristan grinste vor sich hin, und marlene, die noch überhaupt keine ahnung von den ereignissen der letzten tage hatte, sah ihre mutter nur mit großen augen an. kim starrte fassungslos auf ansgar und victoria, ihre eltern. sebastian konnte sich ebenfalls ein grinsen nicht verkneifen. er wusste von ansgars vorliebe für victoria, nicht nur einmal hatte er bei einer partie golf darüber gewitzelt. von dem seitensprung ansgars mit tanja wusste er jedoch nichts.
„guten morgen“ sagte ansgar laut und victorias „guten morgen“ fiel ein wenig leiser aus. ansgar begleitete victoria zu rechten seite des tisches und zog ihr den stuhl links neben sich zurecht, so dass sie sich setzen konnte.
ludwig fand als erster die sprache wieder. „victoria, guten morgen. schön, dass sie gast bei uns sind. ich wünsche ihnen einen guten appetit - und dir natürlich auch ansgar.“ „danke, ludwig“, erwiderte ansgar. „aber victoria ist kein gast hier auf köngisbrunn. sie wohnt ab sofort bei mir. wir sind zusammen.“ victoria schluckte hart. ihr war das alles nicht geheuer. „ihr kotzt mich sowas von an!“ hörte man kim auf einmal rufen. sie schmiss die gabel auf den teller und sprang auf. „das könnt ihr nicht bringen! habt ihr mal an papa gedacht? ist der euch scheissegal?“ „kim, bitte“, ermahnte ludwig sie. tanja klatschte in die hände und rief: „so macht frühstücken spass“, erntete jedoch darauf von ihrem ehemann einen strafenenden blick. „wieso, lass mich doch. fängt doch grad an spass zu machen.“ tanja kikste ihr so sehr eigenes lachen.
elisabeth, die bislang nichts gesagt hatte sprach nun: „ich freue mich für euch, victoria.“ sie legte eine hand auf die victorias und sah sie aufmunternt an. „danke, lisbeth“, schmunzelte ansgar und meinte es ausnahmsweise mal nett. elisabeth sah ansgar fast freundlich an. „gerngeschehen. und nun würde ich vorschlagen, wir essen in ruhe. aber vielleicht möchte sich jemand um kim kümmern? sonst geh ich und seh nach ihr.“ „mach das, liebes“, sagte ludwig. „ich bin sicher, du findest die richtigen worte“, sagte er.
„ich weiss gar nicht, was ihr hier für einen aufriss veranstaltet“, meldete sich nun auch tristan zu wort. „ich meine, es ist nicht ansgars erste partnerin, und wird wohl auch nicht seine letzte sein. wozu die panik“ „tristan! es reicht!“ sein vater sprach ein machtwort. victoria konnte nicht mehr. sie schob ihren stuhl zurück und stand auf. ansgar hielt sie fest. „victoria bleib.“ sagte er. und zu den anderen gewandt: „ich möchte euch bitten, victoria mehr respekt entgegenzubringen. es mag für euch ungewohnt sein, aber ich bin mit victoria zusammen, weil ich sie liebe. weder ich noch victoria müssen uns rechtfertigen. und jetzt möchte ich in ruhe essen.“ tanja klatschte betont langsam beifall. “ansgar, du wirst auf deine alten tage noch zahm. die da“, sie warf einen blick auf victoria „färbt ab. früher hattest du mehr biss. und – „ sie machte eine pause „bis vor ein paaar tagen auch.“ ansgar wusste, worauf tanja abzielte und sah sie bitterböse an. sebastian bemerkte den blick jedoch nicht. „wenn du den morgigen tag noch erleben willst, so gibst du ruhe“ sagte ansgar zischend. „ruhe!“ ludwig brüllte jetzt richtig. „so ein verhalten dulde ich nicht am esstisch und auch nicht vor victoria. wer sich jetzt noch einmal danebebenimmt der steht auf und verlässt den tisch.“ nun sagte keiner mehr was. nicht, dass man vor ludwig solchen respekt gehabt hätte, aber die große überraschung war ja nun gelaufen, und die luft war raus. ansgar nahm unter dem tisch victorias hand und drückte sie fest. er wusste, wie sie sich fühlen mussste. es tat ihm weh, dass man ihr so feindselig begnet war, aber was hatte er erwartet?
als sie mit essen fertig waren kam elisabeth wieder runter ins esszimmer. ludwig sah seine frau an. „und? liebes, konntet du etwas erreichen? hat sich kim beruhigt?“ elisabeth schüttelte den kopf. „sie hat abgeblockt und will mit niemandem reden. ich kam nicht an sie ran.“ ansgar sah elisabeth an und sagte: „lassen sie´s gut sein, lisbeth, ich werde mal mit meiner tochter reden.“ elisabeth sah ansgar sprachlos an. es lag keine feindseligkeit, keine ironie in seiner stimme, fast könnte man meinen, er hätte sich bei ihr bedankt. sollte er sich wirklich geändert haben?
ansgar bedeutete victoria dass er nun aufstehen wollte, und sie schob ihren stuhl zurück. etwas unsicher stand victoria auf und wünschte dann allen anwesenden noch einen schönen tag. ludwig sah sie freundlich an und meinte: „das wünschen wir ihnen auch, victoria.“
ansgar und victoria gingen nach oben auf ansgars suite zurück. victoria liess sich aufs bett sinken und schlug die hände vors gesicht. ansgar setzte sich neben sie und nahm ihre hand. „hey, alles halb so schlimm“ sagte er. sie sah ihn verwundert an. „alles halb so schlimm? wenn das bei euch normal ist, dann vielen dank auch.“ „victoria, ich habe nicht gesagt, dass es einfach wird, aber man gewöhnt sich dran. lass tanja und tristan reden. von sebastian wird nicht viel gegenwehr kommen, höchstens, wenn er erfährt, dass ich mit seiner frau….“ er stoppte, er wollte victoria nicht dran erinnern. „und was kim angeht: die werde ich mir jetzt mal vorknöpfen.“ er war aufgestanden. victoria hielt ihn am arm fest, sah ihn fest an. „ansgar?“ „ja?“ „auch wenn das alles hier schwer für mich ist, ich will, dass du weisst, dass es nicht mit meinen gefühlen zu dir zu tun hat.“ er lächelte sie an. „das weiss ich, mach dir keinen sorgen“, sagte er und ging aus der tür.
ansgar klopfte an kim suite aber wartete kein „herein“ ab. seine tochter lag auf dem bett und hatte ohrstöpsel in den ohren, höre musik. mit einem satz war ansgar bei ihr, riss ihr die earphones aus dem ohr. „so, und wir unterhalten uns jetzt mal gepflegt, fräulein.“ „spinnst du?“herrschte kim ihn an, „ich habe dich nicht reingebeten.“ „du musst mich nicht reinbitten, ich hab mir dir zu reden, und du solltest dir langsam mal einen anderen ton angewöhnen, wenn du weiterhin hier wohnen möchtest. du und dein eusebio“, fügte er dann etwas versöhnlicher hinzu. „ansgar!“ „jaja, schon gut, ich weiss doch, dass er ernesto heisst.“ er grinste sie an, und kim konnte nicht anders als ihren widerstand aufgeben. wenn sie auch ab und an probleme mit ansgars art, die dinge zu regeln, hatte, so liebte sie ihren leiblichen vater doch. „kim, was deine mutter und mich angeht… „ansgar, ich will mit dir nicht über meine mutter reden.“ ansgar fuhr unbeirrt fort. „du hast mich doch mal gefragt was ich von ihr will, erinnerst du dich?“ fragte er kim. diese zuckte achtlos mit den schultern. „ja, kann sein.“ „kim, auch wenn du dass vielleicht nicht nachvollziehen kannst, aber ich liebe deine mutter.“ kim sah ihren vater erstaunt an. damit hatte sie nicht gerechnet. „ach, hör doch auf, du wolltest mama doch nur ins bett bekommen, erzählt mir doch nichts“ „kim, das ist nicht wahr. ja, auch, am anfang vielleicht, aber es ist mehr als das. ich – ich möchte mein leben mit victoria verbringen, und ich wäre froh, wenn du das akzeptieren könntest.“ kim kam aus dem staunen nicht mehr heraus. „und – will mama da auch?“ ansgar sah sie ernst an und nickte. „ja. glaub mir, wir haben das auch nicht geplant, dass wir uns ineinander verliebt haben, es ist einfach so passiert. so wie du dich auch in emilio verliebt hast. und das akzeptiere ich ja inzwischen auch.“ kim sah ansgar sehr ernst und nachdenklich an. dann sagte sie: „es tut mir leid, wie ich vorhin reagiert habe. ihr seit doch meine eltern. und ich liebe euch. aber ich liebe auch thomas. er wird immer mein papa bleiben.“ sie war jetzt den tränen nahe. „kim, das nimmt dir doch auch keiner. und deine mutter hat auch schon mit thomas gesprochen. sie sind im guten auseinander gegangen.“ „ist das wahr?“ „ja, das ist wahr“, antwortete ansgar. kim lehnte sich jetzt an ansgars schulter und sagte: „wenn es wirklich so ist, dass du mama liebst…ich will euch nicht im wege stehen.“ und dann brachen bei kim alle dämme, und sie fing an zu weinen. ansgar zog seine tochter an sich und strich ihr übers haar. „weisst du eigentlich, wie glücklich ich bin, dass ich dich habe?“ fragte er.
Fortsetzung folgt..
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