Kapitel 38: Longing
sie hörte den ganzen sonntag nichts von ansgar und als sie am montag ins büro kam, war er auf einer sitzung. sie war sehr enttäuscht. sie hatte solche sehnsucht nach ihm.
erst am mittag kam er ins büro. als er um die ecke bog und sie von ihrem schreibtisch aufsah, trafen sich ihre blicke. ein pfeil schoss mitten durch victorias herz. auch er sah sie erschrocken an, denn es war das erste mal, dass sie sich begegnten, nachdem sie die beiden tage in zürich verbracht hatten. waren sie sich dort so nahe gekommen wie man sich nur kommen konnte, so war diese erste begegnung auf düsseldorfer terrain und gerade in der firma doch sehr ungewohnt, und beide wussten nicht, wie sie miteinander umgehen sollten. „hallo victoria“, sagte ansgar sehr unsicher, und sie verspürte den dringenden wunsch, zu ihm zu gehen, und ihn zu küssen, doch das ging ja nicht. „ansgar, wie war dein meeting?“ fragte sie stattdessen. „okay“, gab er zurück. „hast du noch mal die unterlagen von mc caine bei dir liegen?“ fragte er sie dann geschäftsfmäßig. „äh, ja, ich bring sie dir gleich“, antwortete sie, bemüht, sich ihre enttäuschung nicht anmerken zu lassen. „danke“, sagte ansgar und ging zurück in sein büro.
victoria musste mit den aufsteigenden tränen kämpfen. aber was hatte sie erwartet? dass ansgar zu ihr kam und sie umarmte und küsste? wohl kaum. dennoch, irgendeine regung in seinem gesicht hätte sie erwartet, aber er hatte es drauf, den unnahbaren zu spielen. war es wirklich erst vorgestern gewesen, wo sie mit ihm auf dem flugzeugklo gewesen war und ihn dort befriedigt hatte? victoria suchte die gewünschten unterlagen heraus und ging dann zu ansgar ins büro.
er hatte grad ein telefongespräch begonnen und wies sie mit der hand an reinzukommen. „nein, wenn sie sich auf die konditionen nicht einlassen, so sehe ich mich gezwungen, die zusammenarbeit aufzukündigen. ja, das meine ich ernst. ganz wie sie wünschen. wiederhören“ ansgar knallte den hörer auf den tisch. victoria wusste nicht wieso, aber wenn ansgar so knallhart mit seinen geschäftspartnern verhandelte, dann fand sie ihn auf eine art besonders sexy. „hier sind die unterlagen zu mc caine“ sagte sie zu ihm. „danke“, antwortete einfach nur. victoria stand ein wenig unschlüssig in ansgars büro und fragte dann ob sie noch etwa für ihn tun könnte. „ja, die rede für die bereitssitzung am 27. muss auch noch fertig werden. und bitte kontrollier noch mal die verträge für peters und partner. und ach, victoria?“ „ja“, ihre stimme klang hoffnungsvoll. „sei so gut und mache einen kaffee für mich. ich brauch noch eine dröhnung. irgendwie bin ich heute total müde.“ victoria war fassungslos. sie sollte für ihn kaffee kochen? das übernahm sonst eigentlich frau dröge, und es war nicht victorias aufgabe. doch sie ging und kochte ihm das gewünschte. als sie mit dem kaffee zurückkam hatte ansgar seine krawatte gelockert und seine obersten hemdknöpfe aufgemacht. seine haare lagen heute auch irgendwie lockerer als sonst nicht mit so viel gel zugekleistert. sie fragte sich, ob er das mit absicht tat – sie heiss machen. sie wünschte sich fast, er würde ihr befehlen, dass sie sich auf die toilette zurückzog, damit er ihr nachkommen würde und sie miteinander schlafen könnten. aber ansgar war weit entfernt davon. er behielt seinen geschäftsmässigen ton ihr gegenüber bei. victoria wusste sich nicht zu helfen.
es ging den ganzen tag so weiter. auch am nächsten tag, dienstag, und am mittwoch war ansgar ihr gegenüber zurückhaltend und behandelte sie so wie ein chef seine angestellte. am donnerstag hielt sie es nicht mehr aus. sie hatte sich an dem tag besonders hübsch gemacht und unter ihrem rock halterlose strümpfe angezogen. dazu den bh und den slip, den ansgar ihr geschenkt hatte. dann band sie ihre haare entgegen ihrer sonstigen gewohnheit hoch zu einem dutt, liess sie enden rausstehen. sie trug etwas mehr schminke als sonst auf. das musste ansgar doch auffallen! thomas war es aufgefallen. er hatte sie für den abend ins schneiders eingeladen. sie hatte thomas eigentlich eine ausrede auftischen wollen, dass sie noch länger arbeiten musste, aber dann hatte sie doch zugesagt. vielleicht würde es ja ganz nett werden. denn ansgar hatte anscheinend kein interesse mehr an ihr.
als ins büro kam bemerkte ansgar sofort, dass sie sich aufgerüscht hatte. „victoria, hast du heute noch etwas vor?“ fragte er sie. „wieso?“ gab sie zurück. „na, du hast dich heute mal besonders hübsch gemacht“, stellt er fest. „für mich – oder deinen mann?“ victoria wusste ganz genau, worauf die frage abzielte. es war eine fangfrage, ob sie inzwischen mit thomas gesprochen hatte. „was denkst du?“ fragte sie. „victoria, ich habe keine lust auf deine spielchen“, gab er nur zurück und wendete sich wieder seinen unterlagen zu. auch dieser tag ging vorbei ohne, dass victoria an ansgar herankam. nach feierabend blieb er für gewöhnlich im büro, machte auch keinerlei anstalten, ihr nahe zu kommen. victoria war mit ihren nerven am ende. sie glaubt mitlerweile, dass ansgar es doch nicht ernst gemeint hatte, dass alles nur ein einziges grosses spiel gewesen war.
in ihrer not hielt sie es nicht mehr aus und wollte sich jemandem anvertrauen. sie überlegte, dana einzuweihen aber hielt es dann doch für keine gute idee. elisabeth! sie wollte mit elisabeth reden. es war noch etwas zeit bis zum dinner mit thomas im schneiders, und sie beschloss nach königsbrunn zu fahren. vorher hatte sie sich vergewissert, dass elisabeth auch wirklich auf dem schloss anwesend war. elisabeth hatte zeit für sie.
„und ihr wart wirklich im bett?“ elisabeth entglitten die gesichtszüge. „ja, und das nicht nur einmal,“ sagte victoria und blickte zu boden. „großer gott, und dein mann? was willst du jetzt machen? du meinst doch nicht wirklich, dass es ansgar ernst ist, oder?“ wollte elisabeth wissen. „ich weiss es nicht“, erwiderte victoria. „elisabeth, ich war mir so sicher, ansgar war so ehrlich und zärtlich diese beiden tage. es war so überwältigend.“ „oh ja, das kann er“, sagte elisbeth mit wissendem lächeln, zog ein wenig spöttisch die mundwinkel nach oben. „wenn ansgar etwas oder irgendjemanden will dann kann er einem das blaue vom himmel vorlügen, aber glaub mir, victoria, er ist es nicht wert, dass du dir deswegen deine ehe ruinierst, mach bittte nichts unüberlegtes“, bat elisabeth sie. victoria schüttelte den kopf. „ich glaub nicht, dass er spiele gespielt hat. es war so wunderbar. ich hätte nie für möglich gehalten, dass ansgar so sein kann“ verteidigte victoria ansgar. „das ist alles seine masche, glaub mir‘“, insistierte elisabeth, aber je mehr victoria ihrer freundin erzählte, desto unsicher wurde diese. als victoria dann noch berichtete, dass ansgar ihr gesagt hatte, dass er sein leben mit ihr verbringen wollte, dass er keine spielchen spielen wollte, dass sie sich zu ihm bekennen sollte, sonst würde er mit der ungewissheit nicht leben können und dass er ihr gesagt hatte, dass er sie liebe, da meinte sie schließlich:“ ich sage es nicht gerne, aber ihm muss wirklich was an dir liegen. ich kann mir das zwar kaum vorstellen bei ansgar, aber vielleicht bist du wirklich diese eine frau, für die er sich ändert. ach, victoria, ich weiss nicht was ich dir raten soll.“ elisabeth schien wirklich verzweifelt zu sein.
auf einmal wurden sie unterbrochen. „kim? kim, bist du hier?“ ansgar! durch victoria schoss wieder der pfeil direkt ins herz. ansgar, der seine tochter suchte, kam in den salon und blieb dann wie angewurzelt stehen als er victoria und elisabeth miteinander auf dem sofa sitzen sah. der blick mit dem er victoria ansah ging ihr durch mark und bein. er sah so sehnsuchtsvoll aus. in dem moment wusste victoria, dass ihr gefühl sie nicht trügte. „victoria“, sagte er. dieses eine worte nur, und der genannten lief es heiss den rücken runter. dieser blick! auch elisbeth hatte es bemerkt und starrte ansgar an wie das achte weltwunder. „na, dann will ich euch nicht stören“, sagte er dann und wollte wieder gehen. „ sie stören nicht, wir waren sowieso grad miteinander fertig“, sagte elisabeth doch ansgar murmelte nur was von „muss kim sprechen“ und war schon wieder aus der tür. „also wenn ich es nicht besser wissen würde, würde ich sagen, ihm liegt wirklich was an dir“ elisabeth war fassungslos. „keine blöden sprüche, keinen unveschämtheiten. wenn ich mich richtig entsinne geht das schon seit einiger zeit so“ „was soll ich nur machen?“ jammerte victoria. „sprich mit thomas, finde heraus, was du willst“ riet elisbeth ihr. „ich will ansgar“, platze es aus victoria heraus. elisabeth sah sie ein wenig überrascht an ob ihrer heftigkeit aber dann sage sie: „dann kann ich nur hoffen und beten, dass er es ernst meint.“
Fortsetzung folgt..
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