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 Betreff des Beitrags: Re: Never forget
BeitragVerfasst: 16.10.2012, 18:53 
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Kapitel 47: The leopard can´t change its spots

"Ich bin kein Mann, mit dem man halbe Sachen machen kann. Entweder die Frau steht zu mir und lebt mit mir zusammen, oder wir können es gleich vergessen. Auf eine „Wochenendbeziehung“, er sprach das Wort verächtlich aus, „habe ich keinerlei Lust. Die Frau, die mit mir zusammen ist, die will ich an meiner Seite haben, auf Königsbrunn.“ Amber blieb der Mund offen stehen. „Wie bitte? Wir leben doch nicht mehr im Mittelalter, was du da erzählst ist totale Grütze. Ich habe einen verantwortungsvollen Job, und den werde ich nicht aufgeben.“ Sie schälte sich erzürnt aus der Decke und stand auf. „Einen verantwortungsvollen Job kann ich dir auch bieten, Amber“, sagte Ansgar scharf. „In meiner Bank ist immer eine Arbeit zu finden.“ Amber schnaubte verächtlch. „Ich habe nicht IRGENDEINEN Job, Ansgar, ich leite wie du eine Bank, keine Putzkolonne.“ Sie war jetzt richtig wütend. „Falsch. Dein Vater leitet die Bank, du bist lediglich Junior Parnterin. Das selbe könnte ich dir auch bieten.“ „Ich glaube, du verstehst mich nicht. Ich werde mich nicht abhängig von einem Mann machen, niemals. Ich habe keine Lust ein Leben im Schatten eines mächtigen Mannes zu führen, ich habe selbst genug Einfluss. Und ich bin keine von den Frauen, die sich brav und gefügig dem Mann unterorden, und das wusstest du!“ Amber hatte sich mitlerweile angezogen. „Das weiss ich, und das finde ich auch gut“, lenkte Ansgar ein da er Amber nicht total vor den Kopf stossen wollte. „Aber, was ist so verkehrt, wenn ich dich in meiner Nähe will. Ich will keine Wochenendbeziehung, ich will neben dir einschlafen und aufwachen, jeden Tag nicht nur zweimal die Woche.“ Amber sah, dass Ansgars Tonfall sich verändert hatte. Sie setzte sich wieder neben ihn. „Es ist nichts verkehrt daran, Ansgar. Aber lieber bin ich nur zweimal die Woche mit jemandem zusammen, den ich liebe, als mit jemandem jeden Tag, den ich nicht liebe.“ „Aber ich kann das nicht, Amber.“ „Was kannst du daran nicht? Ich glaube, es ist nicht der Punkt, dass du mich jeden Tag sehen willst, sondern es ist das Ding, dass ich keins von deinen Hausmütterchen sein will. Damit kommst du nicht klar, ich kenne dich. Und wieder sind wir beim Thema angekommen das wir gestern schon hatten.“

Ansgar fummelte schon wieder an Ambers Jogginganzug, versuchte, ihn ihr auszuziehen. Amber wehrte ihn bestimmt ab. „Du denkst wohl, du siehst mich einmal mit deinem betörenden Blick an, und schon ist´s wieder gut, was? Ansgar lass´das, ich will mit dir jetzt nicht schlafen. Ich will, dass wir das jetzt klären.“ „Was gibte es da zu klären?“fragte er entnervt und liess sie abrupt los. „Du hast dich entschieden, oder? Was soll ich dazu noch sagen?“ Amber spürte, dass Ansgar dichtgemacht hatte. Sie wusste nicht, wie sie zu ihm durchdringen sollte. Sie hatte gewusst wie er tickte, aber sie war definitiv nicht bereit, ihr Leben aufzugeben, auch nicht für einen Ansgar von Lahnstein. Dafür hatte sie zu hart gearbeitet um wieder ins Leben und den Job zurückzukehren. Sie wusste, dass Männer im Zweifelsfall kamen und gingen, dass man sich nie wirklich drauf verlassen konnte, dass etwas für die Ewigkeit war. “Ansgar, es hat doch nichts mit meinen Gefühlen…“ weiter kam sie nicht, denn Ansgar war jetzt abrupt aufgestanden. „Hey, bitte lauf doch nicht weg“, sagte sie und versuchte, ihn am Arm festzuhalten, doch Ansgar schüttelte sie ab. „Lass mich“, zischte er. Dann hob er seine Sachen vom Boden auf und ging damit ins Schlafzimmer. Amber wusste nicht, was sie noch tun oder sagen sollte, sie wusste auch nicht, wie sie Ansgar ihre Gedanken näherbringen konnte, so dass er sie verstand, aber er war eh so verbohrt, dass er ihre Argumente nicht hören wollte.

Als Ansgar nach zehn Minuten immer noch nicht wieder zurückwar, beschloss sie, nach ihm zu sehen. Die Schlafzimmertür war nur angelehnt. Amber schob diese auf und sah Ansgar am Fenster stehen. Er schien sie nicht zu hören, jedenfalls drehte er sich nicht um. Amber ging auf ihn zu, blieb hinter ihm stehen. Sie traute sich nicht ihn anzufassen, sie hatte Angst, dass er sie wieder wegschicken würde. Irgendwann, nach einer gefühlten Ewigkeit, streckte Amber die Hand nach ihm aus und berührte ihn an der Schulter. Ansgar zuckte zusammen, er hatte anscheinend wirklich nicht gemerkt, dass sie hinter ihm stand, so versunken war er in seine Gedanken, aber er drehte sich noch immer nicht zu ihr um. Am liebsten hätte Amber ihn von hinten umarmt, aber sie befürchtete, dass er es nicht zulassen würde. „Ansgar“, flüsterte sie. „bitte rede doch mit mir.“ Jetzt drehte sich Ansgar langsam zu ihr um.

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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: 16.10.2012, 18:53 


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 Betreff des Beitrags: Re: Never forget
BeitragVerfasst: 17.10.2012, 15:37 
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Kapitel47: The leopard can´t change its spots (Teil 2)

Amber sah erschrocken, dass seine Augen glänzten. Hatte er geweint? Wegen ihr? Das passte so gar nicht zu Ansgar, nicht nach dem was er ihr an den Kopf gedonnert hatte. Amber hatte nie einen Mann weinen sehen. Weder ihr Ex-Mann, noch ihr erster langjähriger Freund oder aber ein Mann aus ihrer Familie hatte jemals vor ihr solch Gefühle offenbart. Ihr Vater war ein hartgesottener Geschäftsmann, für den Gefühle mit Schwäche gleichzusetzen waren, und auch die bisherigen Männer in ihrem Leben tickten so. Auch der weibliche Teil ihrer Familie war stets bemüht die Contenance zu wahren; Schwächen hätten auch sie nicht zugegeben. Vielleicht war Amber dadurch selbst so hart und teilweise auch kalt geworden. Sie wusste gar nicht, wie sie mit dieser Situation umgehen sollte. Ansgar sah Amber in die Augen, er schien sich seiner Tränen nicht zu schämen. Amber beeindruckte dieses sehr. „Es tut mir so leid“, flüsterte sie. „Ich habe dich nicht verletzten wollen, glaub mir, aber….“ sie redete nicht weiter, weil sie Angst hatte, etwas Falsches zu sagen. „Hast du aber“, sagte Ansgar jetzt. Amber sah zu Boden, dann Ansgar wieder an. Sie wollte ihn an sich ziehen, doch er wehrte sie vehement ab. „Du sagst, du weisst, wie ich ticke, dann müsstest du auch wissen, dass ich sehr selten wirklich jemanden an mich heranlasse, mein Herz für jemanden öffne, erst recht nicht für eine Frau. Ich bin zu oft enttäuscht worden, und das wusstest du. Du warst enttäuscht, weil ich dir die drei Worte nicht sagen will, jetzt weisst du warum.“ „Vergiss doch die drei Worte, das ist doch jetzt nicht wichtig“, warf Amber ein. „Doch, genau darum geht es. Wie kann ich zulassen, dass ich tiefere Gefühle für eine Frau entwickel´, wenn ich doch im nächsten Augenblick wieder enttäuscht werde. Du sagst mir, dass ich der Mann deines Lebens bin, willst aber nicht mit mir zusammensein, willst hier allein in Frankfurt bleiben. Das verstehe ich nicht, Amber.“

„Ich kann eben auch nicht aus meiner Haut, genau wie du. Ich habe zu oft alles aufgegeben. Ich bin damals mit meinem Mann in die Staaten zurück, habe hier alles liegengelassen. Und wie hat er es mir gedankt? Indem er mich verprügelt hat, weil ich nicht so wollte wie er. Und dann meine Krankheit; ich hätte beinah mein Leben verloren und habe mich mühsam ins Leben zurückgekämpft, was ich eigentlich nur dir zu verdanken habe, denn ich hatte mich schon aufgegeben. Wegen dir hab ich die Chemotherapie zuende gebracht und meinen Job wieder aufgenommen in der Bank. Wenn ich jetzt wieder alles hinwerfe und mit dir geh, dann.. dann hab ich einfach auch das Gefühl, meine Sicherheit im Leben zu verlieren. Kannst du mich nicht ein bißchen verstehen? Ich habe Angst, Ansgar, einfach Angst. Ich bin zu selbstbestimmt und zu selbstkontrolliert dafür, meine Welt hier aufzugeben, ich kann es einfach nicht noch einmal. So wie du keiner Frau mehr vertrauen kannst, so kann ich es auch nicht bei einem Mann, dabei möchte ich nichts lieber als mit dir zusammenzusein, jeden Tag und jede Nacht. Ja, und das was ich dir gesagt habe stimmt. Vom ersten Augenblick an hab ich mich in dich verliebt, das war doch nicht gelogen. Du weisst wie sehr ich mich gegen meine Gefühle gewehrt habe, wegen meiner Krankheit.“

Ansgar liess ihre Worte sacken und sagte dann: „Ich habe dir damals gesagt, dass ich für dich da bin, dass ich zu dir stehe, deine Krankheit mit dir zusammen durchstehe, und was hast du gemacht? Du hast mich verlassen, und als ich selbst fast gestorben wäre, warst du nicht für mich da. Und jetzt? Jetzt willst du eine Wochenendbeziehung. Das kann ich nicht. Es tut mir leid.“ Ansgar wollte sich an Amber vorbeischieben, doch sie hielt ihn am Arm fest. „Wo willst du hin?“ Er sah verächtlich auf ihren Arm und schüttelte ihn ab. „Nach Hause, nach Düsseldorf.“ Amber war einen kurzen Moment wie erstarrt, dan kam Bewegung in sie. „Nein! Geh nicht, bitte! Lass uns noch mal über alles reden.“ „Ich glaube, es ist alles gesagt“, sagte Ansgar kalt. Er nahm seine Tasche, die im Schlafzimmer in der Ecke stand und verliess das Zimmer. Kurze Zeit später hörte Amber die Fahrstuhltür aufgehen. Sie konnte Ansgar nicht gehen lassen, nicht so. Sie sprang zum Fahrstuhl und drückte wie wild auf dem Knopf herum. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, bis der Aufzug wieder in der 7. Etage war. Sie überlegte rasend schnell. Er hatte kein Auto hier, musste ich also ein Taxi zum Flughafen rufen. Er konnte ja nicht weit sein. Als die Fahrstuhltür im Erdgeschoss aufging rannte Amber auf die Strasse, schaute nach links und rechts, doch von Ansgar war keine Spur zu sehen. Das konnte doch nicht sein? Wo war er so schnell hin? Sie beschloss mit dem Auto zum Flughafen zu fahren. Das war ihre einzig Chance. Das würde sie schaffen, so schnell ging kein Flieger. Amber rannte in die Tiefgarage und blieb wie angewurzelt vor ihrem Stellplatz stehen. Ihr Auto war weg. Verdammt, sie hatte Ansgar den Schlüssel für ihre Wohnung gegeben, und dort war auch der Zweitschlüssel ihres Wagens dran befestigt. Sie konnte es nicht glauben. Er hatte einfach ihr Auto genommen. Amber rannte wieder ins Erdgeschoss, zog mit hastigen Bewegungen ihr Handy aus der Tasche und rief sich ein Taxi. Sie musste Ansgar aufhalten. Auf einmal hörte sie, dass sie eine SMS bekommen hatte. Sie riss ihr Handy aus der Tasche.“Dein Auto steht am Flughafen, im Halteverbot. Du kannst es vorm Terminal 1 abholen. Ansgar.“

Das Taxi hielt kaum, da war Amber schon aus dem Wagen gestiegen, nachdem sie dem Fahrer einen 20 - Euroschein hingeworfen hatte. Sie rannte in Windeseile zum Gate für die Abflüge nach Düsseldorf. Sie wusste, dass um 21.20 ein Flieger rausgehen würde. Es war jetzt zehn nach neun. Mit keuchendem Atem kam Amber an Gate C14 an, an welchem der Flug LH088 nach Düsseldorf abgehen sollte. Die Mitarbeiterin der Lufthansa schloss gerade die Glastür nach dem letzten Passagier. „Ich muss da noch mit“, jappste Amber und bemerkte in dem Augenblick, dass sie ja keine Bordkarte besass. „Ihre Bordkarte bitte?“ fragte die Angestellte, doch Amber sagte nichts mehr. „Haben sie eine Bordkarte?“ „Nein, hab ich nicht“, sagte Amber leise. Sie wollte sich umdrehen, doch dann fiel ihr noch etwas ein. „Können Sie mir sagen, ob ein Ansgar von Lahnstein unter den Passagieren war?“, fragte sie dann die Bodenmitarbeiterin. Diese sah sich ihre Paxliste durch und schüttelte dann den Kopf. „Tut mir leid, kein Passagier mit diesem Namen.“

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 Betreff des Beitrags: Re: Never forget
BeitragVerfasst: 19.10.2012, 08:27 
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Kapitel 48: Snowflakes

"Ich stehe nicht auf der Liste!", hörte sie plötzlich eine Stimme hinter sich sagen. "Sondern hinter dir." Amber drehte sich langsam um. Ansgar! Sie zögerte kurz, warf sich in dann Ansgars Arme, und diesmal wehrte er sie nicht ab sondern drückte sie fest an sich. „Ich bin so froh, dass du nicht geflogen bist“, flüsterte sie. „Komm, lass uns nach Hause fahren“, sagte er nur. „Dein Auto steht noch immer im Halteverbot“, fügte er dann noch schmunzelnd hinzu.

„Warum hast du es dir anders überlegt?“ , wollte Amber wissen, nachdem sie im Wagen sassen. Ansgar, der am Steuer sass, überlegte kurz. „Naja, ich habe mein Portemonnaie bei dir liegen lassen, ich konnte nicht fliegen“, sagte er dann. „Wie? Das war der Grund?“, fragte Amber entgeistert. Ansgar lachte. „Nein, das war nicht der Grund.“ „Sondern? Du warst doch so entschlossen, warum hast du es dir anders überlegt?“ Ansgar erwidert nichts, sondern fuhr einfach weiter durch die Dunkelheit. „Ansgar! Ich rede mit dir“, sagte Amber ein wenig vorwurfsvoll. „Gleich“, sagte er nur und konzentrierte sich weiter auf die Strasse. „Ansgar du fährst falsch, da geht es nicht zu mir nach Hause“, wies sie ihn auf seinen Fehler hin. „Ich weiss“, gab er nur zurück. „Wo willst du hin?“, fragte sie wieder. Sie bemerkte, dass er den Weg zum Jacobiweiher einschlug. „Was willst du denn am See?“, fragte sie erneut. Ansgar antwortete wieder nicht. Kurze Zeit später hielt Ansgar den Wagen am Weiher an. „Woher kennst du dich überhaupt so gut hier aus?“, fragte sie wieder. Er beugte sich zu ihr herüber und sagte: „Von Geschäftsabschlüssen, die ich hier in Frankfurt getätigt habe. Ich war ja schon recht oft hier. Da fährt man eben ein wenig durch die Gegend.“ „Ja, aber was wollen wir hier um diese Zeit?“ „Steig aus, dann siehst du es“, forderte er sie auf. Amber sah ihn ein wenig entgeistert an, aber tat dann was er sagte. Es war klirrend kalt und noch immer lag Schnee, der Weiher war zugefroren. Amber konnte sich Schöneres vorstellen, als um diese Zeit hier am See zu frieren, aber sie sagte nichts. Ansgar ging ein paar Schritte mit ihr zum See hin, blieb dann stehen, drehte sich zu ihr herum. „Eine Zeit nach meinem Herzinfarkt hab ich einfach mal einen Tag blau gemacht, das heisst, ich bin nicht in die Firma gefahren, habe einen wichtigen Termin bewusst verpasst. Ich bin dann zu einem See in Düsseldorf gefahren, dort eineinhalb Stunden spazieren gegangen, um den Kopf freizubekommen. Ich hätte nicht gedacht, wie gut so etwas tut. Jedenfalls ist mir dann klar geworden, dass ich meine zweite Chance nutzen muss, die ich bekommen habe.“

Amber sah Ansgar ernst an. „Ja“, sagte sie nur. Er holte tief Luft und sagte dann: „Mir ist bewusst geworden, dass die Firma und die Macht nicht das Wichtigste im Leben sein können und wie sehr ihr mir eine Frau an meiner Seite wünsche.“ „Ansgar, ich habe auch nachgedacht“, unterbrach Amber seinen Monolog. „Vielleicht kann ich doch bei dir in der Firma…“ Ansgar hob eine Hand, bedeutete ihr, dass er zu Ende sprechen wollte. „Lass mich bitte zuende reden“, bat er. Amber nickte. „Ich habe diese Frau gefunden, Amber. Diese Frau bist du. Und egal, wie wir das Ganze lösen mit dem Wohnsitz oder ob wir uns wirklch nur am Wochenende sehen können, ich will mit dir zusammenein. Du bist die Frau, die weiss, wie ich ticke, die mich nimmt wie ich bin, und ich will das nicht aufgeben.“ Amber hatte bei seinen Worten mit den Tränen zu kämpfen und sah ihn sehr berührt an. Ansgar nahm ihre Hände, zögerte kurz, sah zu Boden, und Amber dann direkt an, seine Augen trafen die ihren. „Ich liebe dich“, sagte er leise, so als traute er sich nicht, diese Worte laut auszusprechen. Wieder stiegen Tränen in Ambers Augen auf. „Sag das nochmal“, bat sie ihn flüsternd. „Ich liebe dich. Sehr sogar.“ Amber hatte das Gefühl, der Boden würde sich unter ihr auftun, sie verschlucken. Sie hatte oft in seinen Augen lesen können dass er sie liebte, immer wenn er sie mit diesem Blick ansah, bei dem sie bis auf den Grund seiner Seele schauen konnte, aber es zu hören war noch einmal etwas anderes. Langsam zog Ansgar Amber an sich. In dem Moment fing es an zu schneien. Die Schneetropfen mischten sich mit Ambers Tränen, und als sie Ansgars Lippen auf den ihren spürte, war es als würde die Welt stehen bleiben. Sie war niemals so glücklich gewesen wie hier in dieser Nacht.

Sie küssten sich eine halbe Ewigkeit bis sie schon total voller Schnee waren. Doch keiner von ihnen bemerkte es oder störte sich gar daran. Amber war regelrecht süchtig nach Ansgars Küssen, sie krallte sich immer wieder in seine feuchten, dunklen, langen Haare im Nacken und hätte ihm am liebsten die Kleidung vom Leib gerissen, aber das wäre hier in der Kälte Wahnsinn gewesen.

Irgendwann lösten sie sich voneinander. Ansgar stand mit geröteten Wangen von der Kälte und der Leidenschaft vor ihr, und Amber bemerkte einmal mehr, wie schön dieser Mann war. Ihr Herz zog sich zusammen als sie sich daran erinnerte, wie er vorhin in ihrem Schlafzimmer so fertig gewesen war. Wie hatte sie ihn so verletzen können, wo er doch so viel für sie getan hatte? Amber streckte eine Hand aus und berührte Ansgars Gesicht. „Als du vorhin.. also, als du im Schlafzimmer.... ich weiss nicht, ich habe noch nie einen Mann weinen sehen.. das war so….“ Amber fiel es schwer, die richtigen Worte zu finden. „Na, übertreib mal nicht, da war vielleicht eine kleine Träne.. aber...", spielte er die Situation herunter. "Aber selbst wenn. Ist das so ungewöhnlich?“, wollte er wissen. „In meiner Familie hat man sich nie Blößen gegeben, so etwas war verpönt. Drum war es für mich so.. overwhelming.. ach, mir fällt das deutsche Wort nicht ein“, sagte Amber. „Überwältigend?“ „Ja, genau, überwältigend, das wollte ich sagen.“ Sie nahm seine Hand. „Dass du so viel Nähe zulässst vor mir, das ist für mich absolut überwältigend und sehr schön. Ich wusste gar nicht, was ich sagen sollte. Ich bin sehr froh darbüer, dass du mich an dich voll und ganz an dich heranlässt und mich in deine Seele schauen lässt. Ich weiss, das klingt kitschig, aber so empfinde ich das, und ich weiss, dass es nicht selbstverständlich bei dir ist.“ „Soll ich das von jetzt an öfter machen?“, flachste er. „Wenn dir danach ist, ja, aber ich möchte dich nicht noch einmal zum weinen bringen, höchstens irgenwann vorm Traualtar, wenn du mich siehst und ich dich zu Tränen rühre.“ Ansgar sah sie halb belustigt halb liebevoll an. „War das ein verkappter Heiratsantrag?“, lacht er. “Nein, aber ich weiss, dass du der Mann bist, den ich heiraten werde. Das wusste ich vom ersten Augenblick an.“ Sie sah ihn ernst an. „Ansgar, wir sind füreinander bestimmt, das weiss ich.“ „Komm, lass uns nach Hause fahren“, sagte er und nahm ihre Hand.

Als sie im Auto sassen, sagte Ansgar: „Es war sehr schön, was du gesagt hast eben. Und ich fühle genauso, das ist das Unheimliche.“ Amber sagte nichts, sondern beugte sich hinüber zu Ansgar und legte ihren Kopf in seinen Schoss. Mit der einen Hand lenkte Ansgar Ambers Auto und mit der anderen strich er ihr sanft über ihre Haare. Sie schlang die Arme um seine Beine und schob sich ganz dicht an ihn heran so als könnte sie nicht mal im Auto ohne seine Berührungen auskommen. ‚Ich liebe dich so sehr, Ansgar‘, dachte sie innerlich und schloss die Augen.

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 Betreff des Beitrags: Re: Never forget
BeitragVerfasst: 21.10.2012, 19:37 
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Kapitel 49: Skyline

Die nächsten Tage wurden wunderschön. Amber zeigte Ansgar ihre Lieblingsecken aus ihrer Heimatstadt, und sie verbrachten Stunden damit, um den See herumzulaufen, sich wie Teenager mit Schneebällen zu bewerfen. Ansgar fühlte sich so unsagbar frei und gelöst wie noch nie in seinem Leben. Hätte man ihm vor einem Jahr gesagt, dass er sich Schneeballschlachten mit einer Frau liefern würde, so hätte er die Person ausgelacht, aber er tat es wirklich, und es machte ihm Spass. Mit Amber war alles was er tat schön und fühlte sich richtig an, so richtig wie nie zuvor. Sie gingen Abends zweimal essen bei einem schönen spanischen Restaurant und hatten einen Platz ganz hinten in der Ecke, wo sie ungestört miteinader flirten konnten. Ansgar konnte kaum die Augen von Amber lassen, so sehr war er verliebt in sie. Amber ging es ebenso. Ab und zu kochten sie etwas Thailändisches, da Amber die asiatische Küche liebte, und es machte ihm wider Erwarten totalen Spass. Nachts schliefen sie zusammen, einmal, manchmal zwei- oder dreimal, und es war jedesmal wunderschön. Sie erkundeten jeden Zentimeter des Körpers des anderen und konnten nicht genug voneinander bekommen.

Die Woche war viel zu schnell um, und der letzte Abend brach an. Ansgar und Amber sassen zusammen auf dem Sofa in Ambers großzügigem Wohn-Ess-Bereich und schauten einen Film. Sie sprachen beide nicht viel, die nahende Abreise Ansgars lag in der Luft. Als der Film zuende war, sah Ansgar Amber an und nahm ihre Hand in seine. „Weisst du was total komisch ist?“, meinte er rhetorisch. Amber schüttelte den Kopf. „Ich weiss gar nicht wann ich mal eine Woche einfach so freigemacht hätte in den letzten Jahren. Das hat es nicht gegeben, die Arbeit war immer mein ganzes Leben, und das hier, das war eine ganz neue Erfahrung für mich.“ „Könntest dich dran gewöhnten, was?“ neckte Amber ihn, doch Ansgar blieb ernst. „Mir ist klargeworden, dass die Firma nicht alles ist, Königsbrunn nicht alles ist. Diese Woche hier mit dir, die war einfach wunderschön. Ich habe gekocht – gut, das habe ich vorher auch schon mal getan - aber einfach mal die Seele baumeln zu lassen und eine ganze Woche nichts über die Firma zu hören und sehen, das war einfach fantastisch.“ Amber sah ihn nachdenklich an. „Das klingt fast so als wolltest du dich zur Ruhe setzen? Ich meine Geld hast du ja genug, du bräuchtest theoretisch nicht mehr arbeiten, aber wir wissen doch wohl beide dass du nicht des Geldes wegen deinen hübschen Hintern täglich zur Arbeit schwingst.“ Ansgar hob die Augenbrauen, es war kar, dass Amber wieder einen Witz draus machen würde, aber ihm war diese Diskussion wichtig. „Hey, ich meine das ganz ernst was ich sage“, protestierte er. „Das weiss ich ja, aber sei doch mal ehrlich, wie lange würdest du es aushalten ohne dich über die Enterprise aufzuregen oder über Ludwig? Ganze fünf Tage? Oder doch zwei Wochen? Nein, Ansgar, die Arbeit IST dein Leben, die Arbeit und Königsbrunn, und jetzt gibt es noch mich in deinem Leben, aber ich werde niemals so wichtig für dich sein wie deine Kinder oder dein Besitz und deine Machtstellung. So tickst du, und das hab ich akzeptiert.“ Ansgar sah Amber nun seinerseits nachdenklich an. Er hatte wirklich noch nie eine Frau getroffen, die das alles so locker sah und wirklich akzeptierte, wie wichtig ihm seine Stellung innerhalb der Lahnsteinsippschaft war und wieviel Wert er auf Ruhm und Ansehen legte, ja dass er sogar eine finden würde, die ebenso wie er gestrickt war.

„Ja, du hast wohl recht“, gab Ansgar zu und sah Amber nachdenklich an. „Dennoch fällt es mir sehr schwer morgen abzureisen. Ich weiss auch immer noch nicht wie es mit uns weitergehen soll. Ich weiss, wieviel auch dir deine Arbeit bedeutet, aber ich kann mich noch immer nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass wir uns nur am Wochenende sehen, wenn überhaupt.“ „Bitte lass uns da jetzt nicht drüber reden“, bat Amber und zog Ansgar an sich. Sie wollte sich den Abend nicht kaputtmachen lassen von diesem Thema, was noch ungelöst vor ihnen lag. Es würde sich ein Weg finden, und Amber hatte mittlerweile für sich beschlossen, dass sie lieber ihren Job aufgeben würde als Ansgar zu verlieren, wenn es sich nicht anders machen liesse.

Sanft liess sie ihre Finger über seinen Unterarm gleiten und spürte, wie sich die feinen Härchen aufstellten. Amber fuhr mit den Händen weiter nach oben und fing an, Ansgar das Hemd aufzukönpfen. „Irgendwann werde ich dich noch mal dazu kriegen, dass du etwas anderes, legeres, zu Hause anziehst, das ist ja jedesmal so nervig mit den Knöpfen“, beschwerte sich Amber nicht ganz ernst gemeint. „Eher friert die Hölle zu, als das ich ein T-SHIRT trage, ich bin ein Graf, ich ziehe sowas nicht an“, entrüstete sich Ansgar, halb ernst gemeint. Amber rollte mit den Augen. „Ja, ich sage ja, Opa“, kicherte sie und erntete von Ansgar einen bösen Blick. „Die lächerlichen fünf Jahre, die ich älter bin. Wie oft willst du mir das noch unter die Nase reiben? Du kanst mir ja auf meiner Beerdigung ein T-Shirt anziehen, dann kann ich mich nicht mehr wehren.“ „So lange willst du es mit mir aushalten?“ fragte Amber. „Naja, ich denke, ich bin schon ein Opa, dann dauert es ja nicht mehr lange.“ Ansgar konnte mit dem Witz von Amber nicht so wirklich umgehen, denn er war seiner zeit schon arg gekränkt gewesen von ihrer Aussage. „Ich bin mal gespannt, wie lange du mir diese Sache noch auf´s Brot schmieren willst“, sagte Amber und rollte mit den Augen. „Du weisst genau, wie begehrenswert und wahnsinnig anziehend ich dich finde, und wenn du 100 bist wird das wohl noch genau so sein. Du bist für mich der schönste, tollste und beste Mann, den ich finden konnte..“ Ansgar hob die Augenbrauen und grinste. „Weiter so, das hört sich schon viel besser an.. Sehr viel besser“, sagte er dann und machte sich an Ambers Top zu schaffen. Ziemlich schnell lagen alle Kleidungsstücke am Boden und Amber und Ansgar gingen hinüber ins Schlafzimmer um die letzte Nacht auszukosten, die vor ihnen lag.

Ansgar schlief die Nacht nicht. Er lag nur neben Amber im King-Size-Bett und grübelte. Er konnte nicht einfach abreisen ohne zu klären wie es weitergehen sollte. Er war zu oft enttäuscht worden als dass er eine weitere Enttäuschung einfach so wegstecken würde. Er konnte auch keine Verabschiedung ertragen, auch wenn Frankfurt nicht aus der Welt war und selbst mit dem Auto relativ schnell zu erreichen war. Als der Wecker vier Uhr anzeigte, und Ansgar immer noch nicht eingeschlafen war, beschloss er, aufzustehen. Leise zog er sich an und setzte sich auf das schwarze Ledersofa. Er sah durch das breite Dachterassenfenster die Skyline Frankfurts unter sich liegen und liess diese beeindruckende Kulisse auf sich wirken. Selbst um diese Zeit schien die Rheinmetropole nicht zu schlafen. Er sah Lichtkegel von vorbeifahrenden Autos, und in vielen Bürotürmen brannte schon Licht. Frankfurt war nicht wesentlich größer von der Einwohnerzahl als Düsseldorf, aber das Flair der Stadt war doch ein anderes. Könnte er sich vorstellen, hier zu leben? Er hatte es vorhin ernst gemeint, dass er nicht mehr wusste, ob es ihm noch so viel bedeutete: die Macht, der Reichtum, Königsbrunn. Aber könnte er es aufgeben? Könnte er sein altes Leben hinter sich lassen, und hier, zusammen mit Amber zu leben?

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 Betreff des Beitrags: Re: Never forget
BeitragVerfasst: 22.10.2012, 14:19 
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Kapitel 50: Cut

Ansgar konnte nicht länger darüber nachdenken, denn Amber trat hinter ihn und legte von hinten die Arme um ihn. „Hey, komm doch wieder ins Bett, es ist noch so früh“, sagte sie liebevoll zu ihm und ein wenig schlaftrunken. „Ich kann nicht schlafen“, antwortete er. Amber setzte sich neben ihn und legte ihren Kopf auf seinen Schoss, schmiegte sich an ihn. „Ich kann mir vorstellen wieso? Ich bin auch traurig, Ansgar, aber in fünf Tagen ist schon wieder Freitag, und wir können uns sehen.“ „Das ist es nicht, Amber, und das weisst du.“ Sie sah ihn ernst an. „Ja, für dich ist das nicht die Lösung, ich weiss. Was soll ich tun? Soll ich meinen Job aufgeben, soll ich zu dir kommen? Ich tu das für dich, Ansgar, das weisst du, auch wenn ich letzte Woche etwas anderes gesagt habe. Ich möchte dich nicht verlieren.“ Er antwortete nicht. Amber sah zu ihm auf. „Hey, was ist denn los?“ „Ich weiss, dass du genauso wenig aus deiner Haut kannst wie ich, und dass keiner von uns sein Leben aufgeben kann.“ „Doch“, widersprach Amber. „Ehe ich dich verliere, tu ich das.“ „Ja, ehe du mich verlierst, aber es wäre ein Kompromiss.“ „Das ganze Leben ist ein Kompromiss, Ansgar“, meinte Amber.

„Liebst du mich?“ fragte sie dann und sah ihn an. „Du kennst die Antwort“, sagte er. „Kenn ich sie?“ „Ich habe es dir gesagt, letzte Woche am Weiher.“ „Aber seitdem nicht mehr. Mir fehlt das so. Ich könnte dir in jeder Sekunde, die ich dich ansehe, sagen wie sehr ich dich liebe, aber von dir kommt es nicht.. das macht mich traurig.“ Jetzt kam Bewegung in Ansgar. „Ich will nicht, dass du traurig bist, das weisst du“, sagte er sanft und nahm ihre Hände in seine. „Ich weiss einfach nicht, ob wir eine Zukunft haben.“ Abrupt liess Amber seine Hände los. „Was? Was redest du da? Ansgar!“ Sie wich ein Stück von ihm zurück, sah ihn total entsetzt an. „Du sagst doch selbst, wir ticken gleich, wir sind vom selben Schlag, wir sind wie Seelenverwandte.“ „Gerade weil wir uns so ähnlich sind, Amber. Keiner kann doch wirklich auf Dauer Kompromisse eingehen von uns, seien wir doch ehrlich.“ „Ansgar, ich liebe dich, ich will nicht ohne dich sein. Ich kündige meinen Job und fang bei dir in der Bank an. Von mir aus als Putzfrau, wenn es sein muss.“ „Mach dich nicht lächerlich." Seine Stimme klang leicht verächtlich.

„Bitte, komm ins Bett zurück, ich will dich diese letzte Nacht noch bei mir haben, ganz nah“, flüsterte Amber, und Tränen standen ihr in den Augen. „Bitte." So wie sie ihn ansah, konnte Ansgar nicht anders. Er stand auf und hob Amber auf seine Arme, trug sie ins Schlafzimmer. Dort legte er sie auf dem Bett ab, stieg über sie, küsste sie sanft auf den Mund und fing an, ihr Nachthemd hochzuschieben. Er entledigte sich seiner Boxershorts und legte sich auf sie. Ambers Hände krallten sich in seine Haare als sie ihn in sich spürte. Sie versuchte, das alles tief in sich aufzusaugen, weil sie spürte, dass es wie ein kleiner Abschied war, denn irgendwas an der Art, wie Ansgar mit ihr schlief, war anders. Es fühlte sich an als wäre es das letze Mal, dass sie zusammenwaren, und sie wusste nicht warum. Nicht nur das letzte Mal für diese Woche sondern für längere Zeit wenn nicht für immer. Amber schob diesen Gedanken sogleich wieder beiseite als Ansgar ihr tief in die Augen sah und flüsterte: „Ich werde dich so vermissen.“ Amber schloss die Augen, sie konnte ihn nicht ansehen. Warum nur war sie diesen Mann so verfallen - es machte alles so kompliziert. Sie hatte ja gewusst, dass es mit Ansgar nicht einfach werden würde, aber dass sie solche extremen Gefühle für ihn entwickeln würde, damit hatte sie nicht gerechnet. „Sieh mich an“, flüsterte Ansgar jetzt. Amber öffente vorsichtig die Augen. Ansgar sah ihr direkt in die Augen. Amber kam es so vor als könne sie bis auf den Grund seiner Seele schauen. So hatte er sie schon einmal angesehen, damals vor seinem Herzinfarkt. Sie las so viel in seinem Blick und er musste auch nicht aussprechen was er für sie empfand, sie wusste es auch so. Dann fing Ansgar wiederan, sich in ihr zu bewegen und kurz darauf hörte sie an seinem Stöhnen, dass er soweit war. Amber hielt die Augen geschlossen, sie konnte ihn nicht ansehen. Ansgar vergrub seinen Kopf in ihrer Halsbeuge und erstickte so einen Schrei. Er schien nicht mitzubekommen, dass Amber die Tränen über die Wangen liefen, als er in ihr Ohr flüsterte: „ Oh, Baby, du machst mich verrückt.“ Sie drehte den Kopf zur Seite und wischte die Tränen am Kopfkissen ab. Ansgar blieb noch eine ganze Weile auf ihr liegen, dann rollte er sich zur Seite. Amber drehte sich auf die Seite, und Ansgar schlang von hinten die Arme um sie. Amber war noch sehr müde, und sie schlief kurz darauf ein. Doch Ansgar lag noch wach. Er konnte jetzt erst recht nicht mehr schlafen. Es war nun bereits halb 6, in eineinhalb Stunden musste Amber aufstehen. Vorsichtig löste er sich von ihr und stand ganz leise aus dem Bett auf. Er zog seine Sachen über und ging in die Küche. Dort nahm er einen Zettel und einen Stift und schrieb etwas darauf. Den Zettel legte er auf Ambers zweites Kopfkissen. Dann nahm Ansgar seinen Koffer und verliess Ambers Wohnung.

Er hatte ihre Tränen gesehen. Sie hatte sie weggewischt, aber er hatte es bemerkt. Er wusste warum sie weinte, aber er war zu feige, um etwas zu sagen. Sie hatte genau gewusst, dass er sich innerlich von ihr entfernt hatte. Er wusste selbst ncht wieso, aber er hatte einfach das Gefühl, dass es nicht gutghen würde, wenn Amber ihren Job aufgeben würde in Frankfurt und zu ihm nach Königsbrunn ziehen würde, genauso wenig wie er es seinerseits konnte, seinen Job aufzugeben. Für keine Frau der Welt würde er es tun, auch wenn er noch so oft glaubte, es wäre ihm nicht mehr so wichtig. Und mit einer Wochenendbeziehung konnte er nicht leben. Ansgar nahm den ersten Flieger nach Düsseldorf, und als das Flugzeug abhob und er die Lichter der Stadt Frankfurt immer kleiner werden sah, kniff er die Augen zusammen bis er nur noch Lichtpunkte vor den Augen sah, in die sich die Bilder letzten Woche mischten, Bilder von Amber und ihm - am See, beim Spanier, zuhause in Ambers Penthouse... Ansgar riss die Augen wieder auf - die Bilder verschwanden. Er wollte es nicht zulassen, dass er seine Entscheidung hinterfragte. Sein Leben war in Düsseldorf und würde es immer bleiben.

Als kurze Zeit später eine Flugbegleiterin fragte was er trinken wollte, orderte er zwei Whiskeys und kippte sie in eins runter. Dann nahm er den Düsseldorfer Kurier und studierte die Börsenkurse.

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BeitragVerfasst: 24.10.2012, 19:20 
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Kapitel 51: A New Error (Teil 1)

Amber war fassungslos als sie aufwachte und sah, dass Ansgar weg war. Sie nahm den Zettel vom Kopfkissen, hatte Angst ihn zu lesen, aber tat es doch. Liebe Amber, stand da, „es tut mir leid, dass ich schon fortbin wenn du wachwirst, aber ich hasse Abschiede. Ich habe nachgedacht. Auch wenn du sagst, du kommst mit mir nach Düsseldorf, so weiss ich, dass diese Entscheidung nicht richtig für dich ist. Dein Leben ist hier in Frankfurt. Das weisst du, und das weiss ich. Und mein Leben ist in Düsseldorf. Ich möchte keine Wocheendbeziehung. Das könnte ich nicht aushalten. Wir beide sind uns so ähnlich, Amber, vielleicht zu ähnlich!? Die Zeit mit dir hier war wunderschön, ich möchte sie nicht missen. Ich liebe dich. Ansgar. Amber liess den Zettel sinken. Was sollte das? Auf der einen Seite klang es wie ein Abschiedsbrief, auf der anderen Seite schrieb er, dass er sie liebe. Sie wurde nicht schlau draus. Sie schaute auf die Uhr. Es war 10 nach 7. Sie konnte unmöglich in die Firma. Es ging ihr sehr schlecht und sie beschloss, sich wieder hinzulegen. Sie nahm eine Beruhigungstablette, die sie noch von ihrer Krebserkrankung hatte und fiel wieder in einem traumlosen Schlaf.

Amber erwachte erst wieder am späten Nachmittag aus ihrem tiefen Schlaf. Sie realisierte sofort, dass Ansgar fort war. Der Zettel fiel ihr wieder ein. Sie las ihn erneut, fragte sich was das zu bedeuten hatte. Sie hatte unerträgliche Kopfschmerzen, nahm noch eine Tablette und beschloss, sich wieder hinzulegen. Als sie in der Nacht erwachte, dachte sie die ganze Zeit an Ansgar, was er wohl machte und ob er an sie denken würde. Sie konnte nicht anders, nahm ihr Handy und tippte eine Nachricht an ihn: „Ansgar, ich bin so traurig, dass du ohne Abschied fort bist. Ich weiss gar nicht was ich mit deiner Nachricht anfangen soll. Es klingt so endgültig. Ich will nicht, dass es vorbei ist. Ich liebe dich. Amber“

Amber lag die ganze Nacht wach, wartete, ob eine Antwort von Ansgar kam, aber ihr Handy zeigte keine neuen Nachrichten an. Am nächsten Morgen – Montag - hielt sie es nicht mehr aus und rief in der Firma an. Sie musste Ansgar sprechen. Victoria Wolf war am Apparat. Amber schluckte kurz weil sie wusste, dass Victoria bestimmt nicht sehr erbaut davon war, mit ihr zu reden. Dennoch fragte sie nach Ansgar und wollte sich mit ihm verbinden lassen. Zur ihrer grenzenlosen Überraschung jedoch sagte ihr Ansgars Referentin dass Ansgar nie in Düsseldorf angekommen war.

„Wie, Ansgar ist nicht wieder zurückgekommen?“, fragte Ludwig empört. „Es war abgemacht, dass er genau eine Woche zu seinen Geschäftsverhandlungen in Frankfurt sein würde, und nun sind es schon neun Tage. Er kann doch nicht einfach wegbleiben!“ „Ludwig, ich weiss nicht, wo Ansgar steckt“, rechtfertigte sich Victoria und zuckte mit den Schultern. „Ich bin genauso ratlos wie du, wo er abgeblieben ist. Er antwortet weder auf seine Anrufe noch gibt es sonst ein Lebenszeichen von ihm.“ Ludwig stutzte. „Ich fange langsam an, mir Sorgen zu machen. Was ist, wen er wieder einen Herzinfarkt hatte? Wann genau sollte der Flieger aus Frankfurt landen?“ „Vorgestern mittag oder nachmittag wollte er zurück sein.“ „Da ist doch was passiert“, sinnierte Ludwig. „Also ich rufe jetzt mal bei der Lufthansa an und frage, ob ein Ansgar von Lahnstein auf der Passagierliste stand“, sagte Victoria und hatte sofort den Hörer in der Hand. Kurze Zeit später legte sie auf und sah Ludwig an. „Ja, er ist mit der Maschine um 12 Uhr aus Frankfurt hier in Düsseldorf gelandet, bzw. er befand sich an Bord.“ „Ja, aber irgendwo muss er doch sein!“ polterte Ludwig erneut los. Victoria versprach Ludwig, es immer wieder auf seinem Handy zu versuchen und eventuell die Hotels in der Umgebung abzuklappern. „Wenn wir in 24 Stunden nichts von ihm gehört haben, werde ich die Polizei benachrichtigen“, sagte Ludwig und liess eine sehr nachdenkliche Victoria zurück.

Die Haare, die ihr überschulterlang über den Rücken fielen, waren sehr hell und glänzend, ihr Gesicht braungebrannt. Die Art wie sie ging, hätte er aus tausenden von Frauen wiedererkannt. Was nur machte sie hier?

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 Betreff des Beitrags: Re: Never forget
BeitragVerfasst: 25.10.2012, 19:28 
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Kapitel 51: A new Error (Teil 2)

Sie strich sich eine Strähne ihres Haares aus der Stirn, kniff die Augen zusammen um besser sehen zu können. Er hatte sie auch bemerkt, das sah sie. War es Zufall, dass sie sich ausgerechnet hier am Flughfan Düsseldorf wiedersahen nach so langer Zeit? Sie kam langsam auf ihn zu, und je näher er ihr kam, desto mehr spürte sie Nervösität in sich aufsteigen. Auch nach der langen Zeit war es ihr nicht gelungen, ihn komplett aus ihrem Herzen zu reissen. Dann stand sie ihm unmittelbar gegenüber. Seine Augen fixierten die ihren, und sie konnte seinem Blick kaum standhalten. „Lydia“, sagte er leise. Der Klang seiner Stimme jagte der Blondine auch nach fast zwei Jahren, in denen sie sich nur einmal wiedergesehen hatten, einen Schauer über den Rücken. Vor einem Jahr, als Nick sehr krank gewesen war, war Ansgar in Auckland gewesen. Damals hatten sie jedoch nicht über sich und ihre zerbrochene Liebe geredet, sondern sich ausschliesslich auf ihren Sohn konzentriert. Es gab kein Auseinandersetzen mit dem was gewesen war, und somit keine Aufarbeitung des Ganzen.

„Was machst du hier?“, fragte sie ihn ebenso leise zurück und strich ihr überschulterlanges Haar aus der Stirn. „Ich komm aus Frankfurt“, informierte er seine Ex-Freundin. „Und du? Machst du einen Besuch in Düsseldorf?“, wollte Ansgar wissen. Lydia zögerte. „N-Nein. Nicht direkt.“ Noch immer fiel es Lydia schwer, Ansgar direkt anzusehen. „Ich….“, stammelte sie. Ansgar erinnerte sich an den Tag seines 40. Geburtstages, wo Lydia so unbeschwert und fröhlich zu seinem Ehrentag gratuliert hatte. Sie war jetzt so komplett anders. „Wollen wir irgendwo etwas trinken gehen?“, fragte er sie direkt. Lydia nickte.

Es war seltsam, ihr gegenüberzusitzen, der Frau, die er einmal so geliebt hatte und mit der er für den Rest seines Lebens hatte zusammenbleiben wollen. Auch Lydia schien Schwierigkeiten mit der Situation zu haben. Das Gespräch blieb recht oberflächlich, bis das Thema auf Ansgars Herzinfarkt kam. „Ich wollte damals zu dir fliegen, aber irgendwie….“, begann Lydia. „Schon gut“, meinte Ansgar und legte ihr wie unbewusst die Hand auf den Arm. Sie zuckte zusammen ob der Berührung ihres Ex-Freundes. „Das hat mir so leidgetan.“, fing Lydia wieder an. „Schon gut, es ist vorbei. Mir geht es gut“, bestätigte Ansgar. Lydia musterte ihn. „Ich habe gehört, du hast eine neue Partnerin“, sagte sie vorsichtig. Ansgar hob die Augenbrauen. „“Woher weisst du..?“ begann er. „Elisabeth hat es mir erzählt“, beeilte sich Lydia zu sagen. Elisabeth? Woher wusste die davon, fragte sich Ansgar innerlich, doch er vermutete, dass Victoria ihre Freundin Elisabeth in seiner Abwesenheit bereits informiert hatte. Dennoch wunderte sich Ansgar, denn er war ja erst seit kurzer Zeit wieder mit Amber zusammen, und eigentlich war er ja auch nicht mehr wirklich mit ihr zusammen. „Da hat die Gerüchteküche aber schnell funktioniert“, meinte Ansgar belustigt. „Und? bist du glücklich?“, fragte Lydia ihn plötzlich direkt und sah ihm erstmalig direkt in die Augen. Ansgar hielt ihrem Blick stand und antwortete nicht sofort. Dann sagte er: „Lydia, ich weiss nicht, ob du die richtige Person bist, mit der ich über meine Beziehung reden möchte. Ich finde, das geht nicht auch nichts an." Lydia sah ihn erschrocken an. „Entschuldige, ich.. ja, du hat Recht, es geht mich nichts an.“ Sie senkte den Blick. Ansgar nahm einen großen Schluck aus seiner Kaffeetasse um Zeit zu gewinnen und sagte dann: „Ja, ich bin glücklich. Oder auch nicht, wie man es nimmt. Du weist, ich bin kein Freund von Fernbeziehungen, und wenn ich eine Frau will, dann will ich sie für mich und bei mir. Amber wohnt in Frankfurt, ich in Düsseldorf. Keiner von uns möchte seinen Wohnsitz aufgeben.“ Jetzt hatte Ansgar doch zu viel gesagt. Er biss sich auf die Lippe. Er hatte Lydia nicht so viel preisgeben wollen, doch der Blick in ihre ehrlichen Augen hatte etwas in ihm ausgelöst, etwas, das er nicht wirklich wollte, aber seine Worte kamen wie ferngesteuert aus seinem Mund. Sie sah ihn offen an. „Das tut mir leid, dass es nicht so optimal läuft“, sagte sie, und in ihrer Stimme klang Bedauern. „Ich habe auch eine längere Beziehung hinter mir. Aber es hat nicht sein sollen.“ Ein Ruck durchfuhr Lydia als sie das sagte. Dann sah sie Ansgar erneut mit einem Blick aus ihren brauen Rehaugen an, bei dem er früher sofort schwach geworden wäre. Aber Ansgar sah nur grüne Augen, die ihn ansahen, Augen, einer Person, die nicht anwesend war, und die er schmerzlich vermisste. Er bemerkte kaum, dass Lydia ihre Hand auf seinen Arm legte. Früher hätte ihn diese Berühung wahnsinnig gemacht, doch es war vorbei. Er sah ihre sehnsüchtigen Blickein seine Richtung nicht und dachte sich nichts dabei als sie ihn fragte, ob er sie noch bis zu ihrem Hotel begleiten würde.

Kurze Zeit später stand Ansgar in Lydias Hotelzimmer im Mövenpick in der 4. Etage. Er war ihr behilflich, ihre Koffer abzuladen und stand dann etwas unbeholfen im Eingang herum. „Komm doch herein, setz dich“, forderte ihn Lydia auf. Ansgar ging zu der kleinen Sitzgruppe und nahm Platz. Lydia zog ihre Jacke aus und hängte sie in den Schrank, dann ging sie zur Minibar und entnahm ihr zwei Whiskey. Sie stellte Ansgar und sich einen auf den Tisch. „Hm, hast du ebenfalls deine Liebe zu Bourbon entdeckt?“, schmunzelte er. „Nein, aber ich weiss, dass es dein Lieblingsgetränk ist“, meinte sie einfach. Ansgar fixierte Lydias Körper. Sie war runder geworden, nicht füllig, aber nicht mehr so dünn wie damals. Es sah aber sehr schön aus. Auch ihre langen Haare gefielen ihm. Lydia suchte jetzt etwas in ihrer Handtasche und entnahm ihr eine Packung Zigarretten, zündete sich eine an. „Du rauchst?“, fragte er erstaunt. Lydia zog heftig an der Zigarette. „Ab und zu“, sagte sie schulternzuckend. Ansgar musterte Lydia. Sie hatte sich verändert, wie ihm schien. Das lag nicht nur an der Tatsache, dass sie rauchte, sie benahm sich auch anders.

Nachdem Ansgar und Lydia den zweiten Bourbon getrunken hatten, wurde die Stimmung zwischen ihnen lockerer. Ansgar hatte sich nun eine Zigarre angezündet, und Lydia verlangte auch eine. Er gab sie ihr. Es war komisch. Ansgar hatte das Gefühl, dass sich Lydia unbedingt auf eine Stufe mit ihm stellen wollte, so als wollte sie ihm demonstrieren, dass sie ihn verstand. Es kam Ansgar ein wenig aufgesetzt vor. Dennoch liess er sich auf das Spiel ein. Er hatte diese Frau einmal sehr geliebt, sie liess ihn nicht völlig kalt, auch jetzt noch nicht. Er wollte wissen, warum sie wirklich in Düsseldorf war. „Warum bist du hier? Hier in Düsseldorf?“, fragte er sie direkt. Lydia zog an der Zigarre und antwortete nicht gleich. Dann senkte sie den Blick, so als könne sie es nicht ertragen, ihn anzusehen. „Wegen dir – ich bin wegen dir hier.“ Nun war es raus. Ansgar sah sie erstaunt an. „Ich wollte dich wiedersehen, mit dir reden.“ Noch immer sagte Ansgar nichts. „Warum sagst du nichts?“, fragte Lydia unsicher. „Ich bin überrascht. Ich habe gedacht, für dich ist die Sache erledigt. Als ich damals in Neuseeland bei dir war, hattest du doch Gelegenheit mit mir zu reden. Aber du hast es nicht getan. Warum jetzt?“ „Ich konnte es einfach nicht vorher. Ich war zu verletzt von allem was du mir angetan hat. Bis ich gemerkt habe, dass ich nicht minder schuld an dem ganzen war. Aber bis ich mir eingestehen konnte, dass ich einen Fehler gemacht habe, dich gehen zu lassen, also bildlich gesehen gehen zu lassen, denn ich bin ja gegangen, hat es Zeit gebraucht.“ Ansgar sah sie nachdenklich an. „Ach, und jetzt, wo du weisst, ich bin nicht mehr auf dem Markt, jetzt bin ich wieder für dich interessant?“, argwöhnte er. „Jetzt, wo du mich nicht mehr haben kannst?“ Sie sah ihn verletzt an. „Das ist nicht so“, widersprach sie. „Ich habe schon seit Monaten mit dem Gedanken gespielt, nach Düsseldorf zu kommen, aber ich habe mich einfach nicht getraut. Ich hatte Angst vor deiner Reaktion wenn ich dir sage, dass….“ Sie brach ab. „Was? Das was?“, wollte Ansgar wissen. Lydia sah ihn nur an mit ihren wunderschönen brauen Augen, und Ansgar bemerkte, wie sie schimmerten.“ Kannst du dir das nicht denken?“, wollte sie wissen. Ansgar schüttelte den Kopf. Lydia sah ihn nicht an als sie leise sagte: „Dass ich dich noch liebe.“

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BeitragVerfasst: 25.10.2012, 20:04 
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Kapitel 51: A new error (Teil 3)

Er sah sie verdattert an. Mit allen hatte er gerechnet, aber nicht damit. „Das kommt jetzt ziemlich plötzlich, findest du nicht?“ fragte er sie. Lydia sah ihn noch immer nicht an, sondern starrte an die gegenüberliegende Wand. Als sie sich wieder zu ihm umdrehte, sah er, dass ihre Augen voller Tränen waren. „Ansgar, ich weiss, wie dir das vorkommen muss. Du hast eine neue Partnerin, und ich komm daher und sage dir so etwas. Aber ich habe es nicht mehr ausgehalten... nicht mehr ausgehalten, mit diesen Gefühlen….“ Ansgar sah sie direkt an und sagte: „Es ist egoistisch von dir, mir ausgerechnet jetzt damit zu kommen.“ „Ich weiss. Herrgott, Ansgar, ich weiss das. Aber nachdem meine Beziehung mit Justin gescheitert war, da wurde mir klar, dass ich im Grunde immer nur dich geliebt habe. Trotz allem was vorgefallen war. Mir wurde klar, dass ich von Anfang wusste, wie du bist, und dass ich wusste worauf ich mich einlasse. Ich habe dich sehr verletzt, indem ich mich nie klar für dich entschieden habe, die Sache mit der Vaterschaft und dem Hin- und Her mit Sebastian. Ich hätte wissen müssen, dass du um dich schlagen würdest, wenn du dir der Gefühle einer Frau nicht sicher bist. Was du getan hast war nicht okay, aber ich hätte weiss Gott wissen müssen, dass du es aus verletztem Stolz getan hast, eben weil du mich geliebt hast.“

Während Lydias Monolog hatte Ansgar sie nur relativ fassungslos angesehen. Er konnte nicht gut mit Lydias Gefühlsausbruch umgehen. Zu lange hatte er ihr nachgetrauert und gehofft, sie käme zu ihm zurück – so lange. Bis er eines Tages aufgegeben hatte. „Ansgar, wenn du noch etwas für mich empfindest, dann…“ , begann Lydia. „Ich bin mit Amber zusammen“, antwortete Ansgar nur schroff. „Ja, ich weiss, aber du sagst doch selbst, dass sie nicht zu dir auf´s Schloß ziehen will, und dass..“ Lydia konnte nicht weiterreden. Sie wurde von Ansgar unterbrochen. "Lass Amber aus dem Spiel. Du weisst nichts von ihr, nichts.“ Lydia sah unendlich verletzt aus. Ansgar bemerkte, dass es ihr wirklich ernst war. Er fühlte in sich hinein, was ihr Geständnis mit ihm machte. Liebte er sie tief in seinem Herzen noch? Oder war das Gefühl längst erloschen? Mechanisch streckte er eine Hand nach ihr aus, wie um zu testen, was passierte, wenn er sich ihr näherte. Er liess seine Hand über ihre seidigen Haare gleiten und sah ihr dabei in die Augen. Lydia hielt seine Hand fest und erwiderte seinen Blick. „Ich habe dich nie vergessen, Ansgar. Ich habe nie aufgehört, dich zu lieben, und egal, was vorgefallen ist und egal, was passieren wird, ich werde dich immer lieben.“ RRums.. machte es in Ansgars Kopf. Lydias Worte trafen ihn wie ein Pfeil. Er hatte sie ebenfalls nicht komplett vergessen, und er hatte auch nicht aufgehört, etwas für sie zu empfinden, wenn er es auch nicht mehr einordnen konnte. „Bitte gib mir noch eine Chance, gib uns noch eine Chance“, sagte sie leise. Noch immer hielt sie Ansgars Hand fest. Langsam zog er sie zu sich heran. Sein Gehirn war wie ausgeschaltet als sich seine Lippen den ihren näherten. Es war wie ein Sog, wie damals vor zwei Jahren als ihre Affäre begonnen hatte. Er war machtlos dagegen. Genau wie damals machten ihn ihr engelsgleiches Gesicht und ihre kindliche, fast naive Art so unglaublich an, dass er nicht anders konnte. Kurz, bevor seine Lippen die ihren berührten, zögerte er. Grüne, ausdruckstarke Augen erschienen ihm vor seinem geistigen Auge und die dazugehörige blonde kleine kratzbürstige Frau. Lydia bemerkte sein Zögern. Sie streckte die Hand nach ihm aus und liess sie über sein Bein aufwärts gleiten. Ansgar wich zurück. „Lydia, nicht“, protestierte er. Sie nahm ihre Hand nicht weg, sondern fuhr weiter aufwärts. Dann spürte er ihre Lippen auf den seinen und ihre Zunge, wie sich Einlass zu verschaffen versuchte. Lydias Hand zwischen seinen Beinen tat ihr übriges, und Ansgar war nicht mehr in der Lage, klar zu denken. Er machte noch einen halbherzigen Versuch, Lydia davon abzuhalten, ihm die Hose aufzumachen, dann aber schaltete sich sein Verstand aus.

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BeitragVerfasst: 28.10.2012, 22:04 
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Kapitel 52: Taking Revenge

Nach fast zwei Jahren wieder mit ihr Sex zu haben, fühlte sich sehr merkwürdig an, noch irgendwie vertraut und doch fremd. Die Tatsache, dass Lydia ihn seinerzeit verlassen hatte und jetzt wieder angekrochen kam bei ihm, machte Ansgar durchaus an. Er hasste es, zu verlieren, erst recht wenn es sich dabei um eine Frau handelte. Lydia wand sich unter seinen Händen, und er spürte, dass er die Macht über sie zurückgewonnen hatte. Mittendrin drehte Ansgar Lydia herum, so dass er von hinten in sie eindringen konnte. Irgendwie wollte er ihr Gesicht nicht sehen, wenn er kam. Das wäre ihm unpassend erschienen.

Nachdem sie miteinander geschlafen hatten, wollte Lydia Ansgar an sich ziehen, aber er liess es nicht zu. Sie sah ihn verletzt an als er vom Bett aufstand und seine Hose wieder überzog.“Warum bleibst du nicht hier bei mir?“ , fragte sie ihn. „Weil es vorbei ist. Mit uns.“ Lydia sah ihn total erschrocken an. „Aber – warum hast du mit mir geschlafen?“, wollte sie wissen. „Bedeute ich dir nichts mehr?“
Selbst wenn es so wäre, ich will dich nicht zurück. Du hast mich verlassen, mir meinen Sohn ans äusserste Ende der Welt geschleppt und mein Herz gebrochen. Jetzt breche ich deins.“

Lydia schanppte nach Luft. Sie war unfähig etwas zu sagen. „Ansgar…“ , versuchte sie es erneut. „Das was ich dir gesagt habe, meine ich ernst.. bitte, hör mir zu..“ „Nein, du hörst mir zu, Lydia“, sagte Ansgar scharf. „Es hat mir Spass gemacht, zu sehen, wie du zu mir zurückgekrochen kommst, aber mehr auch nicht.“ „Ich weiss, dass du verletzt bist, immer noch, aber ich würde alles tun, dass wir wieder glücklich miteinander werden“, sagte Lydia verzweifelt. „Es ist vorbei, ich will dich nicht mehr!", wiederholte Ansgar und sah Lydia noch einmal an. Dann nahm er seine Anzugjacke und verliess das Hotelzimmer.

Ansgar konnte nicht nach Hause, nach Königsbrunn. Er musste erst einmal zu sich finden. Er nahm sich eine Suite im Steigenberger um nachzudenken. Er fühlte sich mies. Er hatte Amber betrogen. Und dennoch fühlte es sich auch ein wenig gut an. Lydia war bei ihm angekrochen gekommen. Die Lydia, die ihn vor zwei Jahren verlassen hatte, und die ihn nie wieder sehen wollte. Ja, Ansgar war sicherlich fies zu ihr gewesen, aber er musste das tun. Ganz tief in seinem Inneren waren noch Gefühle für Lydia, aber er wollte sie nicht mehr zulassen. Zu stark war er enttäuscht worden. Er konnte nicht mehr zurück. Ansgar schenkte sich einen Bourbon ein, dann noch einen und noch einen. Was war es, dass er noch einmal mit ihr geschlafen hatte? Wollte er ihr nur demonstrieren, dass er noch die Macht über sie hatte? Er wusste es nicht. Irgendwann war Ansgar total betrunken und schlief in seinen Klamotten ein.

Der nächste Morgen war die Hölle. Ansgar hatte furchtbare Kopfschmerzen. So einen Kater hatte er lange nicht mehr gehabt. Er blieb den halben Tag im Bett liegen. Er konnte einfach noch nicht zurück nach Königsbrunn, in die Firma. Dort würde er Victoria begegnen, mit der die Sachlage auch noch nicht geklärt war. Sie hatte sich in ihn verliebt, und er würde sich erneut vor ihr rechtfertigen müssen. Amber liebte ihn auch, und Lydia wollte ihn zurück. Was war los? Noch vor einem halben Jahr hatte er keinerlei Aussicht auf eine Frau in seinem Bett, zumindest nicht eine, die es ernst mit ihm meinte, und nun konnte er gleich zwischen drei wählen? Ansgar versuchte seine rasenden Kopfschmerzen mit starken Tabletten zu bekämpfen, aber es brachte nichts. Er beschloss, zu duschen, vielleicht nutzte das etwas. Er liess das Wasser heiss über seinen Körper laufen und schloss die Augen. Er sah sich mit Amber in der Dusche in Frankfurt, sah, wie sie immer tiefer wanderte… dann fühlte er Lydias Hände auf seinem Körper, hörte förmlich ihre Worte, wie sie ihm sagte, dass sie nie aufgehört hatte, ihn zu lieben. Und schlussendlich hörte er Victoria flüstern „Warum bin ich so verrückt nach dir und deinen Berührungen?“Ansgar konnte nicht verhindern, dass eine gewisse Erregung in ihm aufstieg. Vielleicht sollte er… ? Vielleicht würde ihn das ja wieder runterbringen… Zur Entspannung war es allemal nützlich…

Er brauchte nicht lange, denn sein Körper war aufgeglüht genug. Seufzend stützte Ansgar sich an der Duschkabine ab. Seine Kopfschmerzen waren in der Tat etwas besser geworden. Er stieg aus der Dusche und wickelte sich in ein Handtuch. Er betrachtete sich im Spiegel. Er sah fertig aus. Die Haare hingen ihm klatschnass in die Stirn und seine Augen waren aufgequollen. Er liess eiskaltes Wasser in das Waschbecken laufen und klatschte es sich mit den Händen mehrmals ins Gesicht. Das kalte Wasser zog seine Poren wieder zusammen und nach kurzer Zeit sah er schon besser aus. Ansgar warf das Duschtuch in die Ecke und zuckte zusammen als es klopfte. Er wollte schon zur Tür als er bemerkte, dass er nackt war.

Anmerkung: Der Tag mit Lydia war am Sonntag, diese Szene wurde sozusagen rückblickend erzählt, denn Ludwig hatte ja am Montag schon Ansgar über 24 Stunden vermisst.

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 Betreff des Beitrags: Re: Never forget
BeitragVerfasst: 30.10.2012, 19:24 
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Kapitel 53: Feeling your cold dead eyes

„Wer ist da?“ fragte er deshalb nur. Es klopfte erneut. „Ansgar, ich bin´s“, kam hinter der Tür hervor. Amber! Großer Gott, was machte die denn hier? Ansgar riss das Duschtuch vom Boden und wickelte es sich wieder über. Dann öffnete er die Tür. „Was – was machst du denn hier?“ fragte er. Sie hielt ihm den Brief vor die Nase. „Deswegen“, sagte sie nur und schob sich an ihm vorbei. Sie blickte an Ansgar hoch und runter und zog die Augenbrauen hoch. „Hab ich dich grad bei etwas gestört?“, fragte sie ironisch. „Äh, was?“, stammelte Ansgar. Als er einen Schritt auf sie zumachte, rutschte ihm das Duschtuch von den Hüften. Amber musste grinsen. „Du bist ja völlig durch den Wind, was ist denn los?“, wollte sie wissen und streckte die Hand nach ihm aus. „Komm her zu mir“, flüsterte sie. Verdammt! Was sollte er tun? So tun als wäre nichts passiert? Sollte er ihr erzählen, dass er mit Lydia geschlafen hatte? War Amber so verständnisvoll dass sie das akzeptieren würde? „Wie hast du mich gefunden?“, fragte er stattdessen und zog sich eine frische Boxershorts über. Er sah Ambers enttäuschtes Gesicht, dass er sich nicht auf sie stürzte. „Na, wenn du nicht zu Hause bist dann konntest du nur hier sein. Ich habe auch in der Enterprise angerufen und mit Victoria gesprochen. Dann bin ich einfach hergekommen. Ich will wissen, was es mit diesem Brief auf sich hat. Ansgar, rede mit mir!“ sagte sie eindringlich. Ansgar hatte sich derweil komplett angezogen. „Willst du Schluss machen oder was ist es? Weil wir uns zu ähnlich sind? Ich verstehe dich nicht.“ „Amber, ich brauche eine Weile um mir im Klaren zu werden was ich möchte. Bitte akzeptier das.“, sagte Ansgar und sah sie nicht an. Amber war wie vor den Kopf geschlagen. „Du glaubst doch nicht, dass ich das so gelten lasse? Ich weiss, was zwischen uns ist. Das ist was ganz Besonderes, Ansgar, und das weisst du.“ Sie war aufgesprungen und hatte ihn zu sich herumgedreht. Erst jetzt sah sie wie fertig er aussah. „Mein Gott, Ansgar, du siehst völlig verhuscht aus. Es ist doch etwas vorgefallen. Was immer es ist. Sag es mir. Ich kann alles ertragen, aber nicht dein Schweigen.“ Ansgar sah sie jetzt direkt an. „Gut, du hast es so gewollt. Ich habe Lydia getroffen als ich aus Frankfurt zurückkam gestern. Sie ist extra wegen mir nach Düsseldorf gereist um mir zu sagen, dass sie mich noch liebt.“ Amber sah ihn erschrocken an. „Und? Was ändert das jetzt? Ändert das alles? Liebst du sie noch? Ansgar!“ Sie zog ihn am Ärmel. „Nein, ich liebe sie nicht mehr. Das heisst, so ganz egal wird sie mir niemals sein, aber ich habe ihr gesagt, dass sie verschwinden kann nach Neuseeland“, sagte Ansgar tonlos. Amber atmete auf. „Das war nachdem ich mit ihr geschlafen habe“, fügte er dann kälter als beabsichtigt und fast emotionlos hinzu.

Amber war es als wäre sie gegen eine Wand gelaufen. „Sag, dass das nicht wahr ist?“, flüsterte sie. „Doch. Ist es. Ich habe mit ihr geschlafen. Sie hat mich angemacht, und ich habe mitgemacht. Es hatte aber nichts zu bedeuten. Ich musste das tun, um mir sicher zu sein, dass ich sie nicht mehr liebe. Und es tut mir auch nicht leid, Amber. Ich brauchte das. Ich brauchte das Gefühl, dass Lydia bei mir angekrochen kam und um Rücknahme bettelte. Wie du immer so schön sagst, mein Machtverhältnis war damit wieder hergestellt.“ Amber blickte Ansgar mit einer Mischung aus Verletztheit und Wut an. Ansgar drehte jetzt den Kopf zu der Blondine und blickte ihr tief in die Augen. Seine Augen sahen aus als wäre alles Leben in ihnen erloschen, sie sahen leer und kalt aus. „Wenn du mich jetzt verlässt, dann muss ich das aktzeptieren, sofern wir überhaupt noch zusammen sind. Aber ich kann nicht aus meiner Haut. Wenn ich heucheln würde, wie leid es mir tut, dann würde das nicht der Wahrheit entsprechen.“ Ansgar sah Amber hart an. Als er sah, dass sich Tränen in ihren Augen bildeten, erweichte das sein hartes Herz, und seine Stimme wurde weicher als er sagte: „Ich kann es nicht rückgängig machen, Amber, und das will ich auch nicht. Aber was ich nicht will, ist, dass du traurig bist.“ Amber stand auf und ging zum Fenster, sah hinaus. Es dauerte eine Weile, bis sie sich wieder umdrehte und dann vor Ansgar stehenblieb. Sie sah ihn fest an. „Eigentlich müsste ich toben, schreien und dich verprügeln, weil du hättest es verdient. Du betrügst mich mit deiner Ex, und es tut dir nicht mal leid. Ich müsste dich hassen. Aber weisst du was, ich tu´es nicht, ich verstehe dich sogar. Ich weiss, wie du tickst. Auch dass es dir nicht leidtut, weiss ich und verstehe es aus deiner Sichtweise. Aber mir tut es verdammt noch mal weh, dass du das getan hast. Ich habe schon in Frankfurt gemerkt, als wir das letzte Mal zusammen geschlafen haben, dass du dich von mir entfernt hast, und jetzt spür´ ich wieder so eine Kälte um dich herum, eine Mauer, die ich nicht durchbrechen kann. Wo ist der Ansgar, den ich kennengelernt habe? Der sich komplett geöffnet hatte, mich an sich herangelassen hat? Ich weiss es nicht. Aber weisst du was ich weiss? Dass ich mich nicht kaputtmachen lassen werde von dir. Das tu´ich mir nicht an. Den Fehler habe ich einmal gemacht." Amber sah Ansgar direkt an und sagte dann im selben harten Tonfall wie er vorher: "Ich wünsch´dir ein schönes Leben.“

Sie sah Ansgar noch einmal in die Augen und wandte sich dann ab, ging zur Tür. Ansgar schloss kurz die Augen. Wollte er sie gehen lassen? Oder sollte es hier vorbei sein? Was wollte er?

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 Betreff des Beitrags: Re: Never forget
BeitragVerfasst: 31.10.2012, 23:00 
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Kapitel 54: Don´t let go

Ansgars Gedanken rasten. Aber er war wie festgeforen am Boden, fast bewegungsunfähig. Dann sah er sich selbst am Boden liegen am Tage seines Herzinfarktes, sah sich am schneebedeckten See Eichhörnchen betrachten, sah Amber und sich am Jacobiweiher stehen - mit Schneeflocken bedeckt - und auf einmal wusste er was zu tun war. Er konnte sie nicht gehen lassen. Nicht so. Er schoss zur Tür, riss sie auf, rannte den Hotelflur entlang. Er erreichte Amber, gerade als sie den Fahrstuhl betreten wollte. Er hielt sie am Arm fest, doch sie wehrte ihn ab. „Lass mich“, zischte sie ihn an. Sie riss sich los und drückte den Knopf für´s Erdgeschoss. Ehe die Fahrstuhltür sich hinter ihr schloss, drängte Ansgar sich mit in die Kabine. Kurz nachdem der Fahrstuhl losgefahren war, drückte er den Stopfknopf. „Was soll das?“, fuhr Amber ihn an. Ansgar trat ganz dicht an Amber heran. „Mach sofort, dass der Fahrstuhl wieder losfährt.“ Sie funkelte ihn böse an. Er griff nach ihren Händen und drückte Ambers Körper an die Fahrstuhlwand. „Lass mich los!!“ Amber wollte sich losreisen und auf Ansgar einprügeln, doch er war zu stark. „Geh nicht“, sagte er nur zu ihr. „Lass mich los!“ schrie Amber wieder und ihre Augen sprühten förmlich Funken. „Ich denk nicht dran“, erwiderte er mit fester Stimme. Amber wusste, es hatte keinen Sinn, sich gerade jetzt gegen Ansgar durchzusetzen. Dieser war jetzt mit seinen Gesicht dicht vor ihr. Sie liess die Arme sinken. Doch sie verstand Ansgar nicht mehr wirklich. Warum erzählte er ihr erst, dass er mit seiner Ex geschlafen hatte, und dass es ihm nicht leidtäte um dann kurz darauf hinter ihr herzulaufen? Sie sah ihm in die Augen versuchte herauszufinden, was er vorhatte.

„Was willst du jetzt? Sex im Fahrstuhl? Vergiss´es!“, schnaubte Amber empört, doch Ansgar machte sich an ihrer Hose zu schaffen. „Ansgar! Glaubst du, mit ein wenig pimpern ist es wieder gut? Du hast mit deiner Ex geschlafen! Was meinst du wie ich das finde?“ Ansgar hörte gar nicht hin. Amber spürte seinen heissen Atem an ihrem Nacken, und augenblicklich wurde ihr schummrig zumute. Das durfte nicht wahr sein. Er hatte noch immer diese Wirkung auf sie, sie war machtlos dagegen. So liess sie seine Berühungen zu, liess zu, dass er ihre Hose herunterzog und seine öffnete. So sehr es sie auch verletzte, dass er mit seiner Ex Sex hatte, so sehr liebte sie ihn auch, trotz allem was vorgefallen war.

Als Ansgar in sie eindrang war es als würde sie innerlich verglühen. In den letzten zwei Tagen, wo sie sich nicht gesehen hatten, hatte sie ihn schon so vermisst, dass sie es kaum aushalten konnte. Auch, wenn sie es ernst gemeint hatte in dem Moment als sie aus der Hotelsuite ging, dass sie ihn nie wieder sehen wollte, so wusste sich doch, dass es nicht möglich war, ihn aufzugeben. Sie würde lieber mit all den Konsequenzen leben, die eine Beziehung mit Ansgar von Lahnstein mit sich trug, anstatt mit einem treuen Mann zusammenzusein, den sie nicht von ganzem Herzen liebte.

Amber spürte, dass Ansgar sie nicht mehr halten konnte. Er hatte sie hochgehoben gehabt und an die Fahrstuhlwand gedrückt. Er liess sie jetzt herab und drehte sie um. Erneut spürte sie ihn in sich. Ansgars Keuchen und Stöhnen entfachten in ihr ein Feuerwerk der Gefühle, und sie drängte sich ihm noch mehr entgegen. Was hatte dieser Mann an sich, dass sie jedesmal den Verstand verlor, wenn sie ihn sah? Sie war doch sonst so eine selbstbewusste, schlagfertige Frau, der niemand die Butter vom Brot nahm, und ausgerechnet bei Ansgar versagte ihr ganzer Mechanismus. Es war genau das eingetreten, was sie von Anfang an geahnt hatte. Sie hatte sich nicht in ihn, den Frauenaufreisser und Obermacho verlieben wollen, sie hatte sich selbst immer wieder gewarnt, innerlich versucht, von ihm Abstand zu nehmen, aber als er ihr versprach für sie in ihrer Krankheit da zu sein, da hatte sie ihm geglaubt. Jetzt hatte er sie doch betrogen und verletzt. „Scheisse“, hörte sie Ansgar fluchen und spürte dann die Explosion in sich. Ambers Hände stützten sich an der Fahrstuhlwand ab um Ansgars Bewegungen zu parieren. Sie zitterte ein wenig weil sie so kraftlos war.

Dann drehte Ansgar sie zu sich herum, nachdem er sich von ihr gelöst hatte. Sie sah ihn an und versuchte, ihm nicht in die Augen zu sehen. „Und jetzt?“, fragte sie ihn nur. „Lässt du mich jetzt raus?“ Ansgar schüttelte – noch immer ausser Atem - den Kopf. „Nein. Nicht bevor ich dir erklärt habe…“ begann er. „Du brauchst mir nichts erklären, Ansgar. Ich weiss ganz genau, warum du mit Lydia geschlafen hast. Und es ist okay. Ich werde kein Fass aufmachen.“ Ansgar sah Amber total perplex an. „Wie? Es ist okay? Du weisst, dass es nicht okay ist.“ Amber berührte Ansgars Arm. „Nein, das ist es nicht. Aber ich weiss, dass du anders bist als andere Männer. Und weil ich das weiss, akzeptier ich es. Ich kann nicht anders. Ich will dich nicht verlieren. Das ertrag´ ich nicht.“ Ansgar sah Amber mit einer Mischung aus kompletter Erstauntheit und Zärtlichkeit an. „Du verzeihst mir wirklich?“, fragte er ungläubig. „Es ist okay, sagte ich ja bereits.“ Ansgar zog Amber an sich. „Ich weiss, dass ich ein mieses Arschloch bin, und ich hasse mich selbst dafür, dir wehzutun.“ „Du bist kein mieses Arschloch, Ansgar. Du bist anders. Das ist alles. Ich weiss, dass du mich liebst. Nur das zählt für mich. Und du hast es mir ehrlich gesagt. Das rechne ich dir hoch an.“ „Ich wollte dir nicht wehtun, das musst du mir glauben“, sagte er leise. Amber sah in seine Augen und sah wieder das Gefühl in ihnen. Der kalte Ausdruck war verschwunden. „Ich weiss das Ansgar.“ Amber versuchte, eine aufsteigende Träne zu unterdrücken, aber es gelang ihr nur halb. „Ich habe noch nie so eine Frau wie dich kennengelernt, Amber. Du bist unglaublich“, sagte er mit rauher Stimme. Wieder spürte Amber die Tränen kommen, und sie schämte sich dafür, denn sie hasste es, so gefühlsduselig vor Ansgar zu stehen. Seine Lippen näherten sich den ihren und berührten diese dann sanft. Amber schloss die Augen und zog Ansgar an sich. An die Fahrstuhlwand gedrückt ohne Möglichkeit auszuweichen fühlte Amber erneut Erregung in sich aufsteigen. Sie presste sich näher an seinen Körper und signalisierte ihm so, dass sie ihn wollte. Ansgar suchte mit den Händen ohne hinzusehen nach dem Startknopf, dass sich der Fahrstuhl wieder bewegte. Als der Fahrstuhl unten im Erdgeschoss ankam, drückte er sogleich wieder den Button für die vierte Etage, und der Lift lieferte Amber und Ansgar wieder auf dem Hotelflur ab. Die beiden konnten gar nicht so schnell in Ansgars Zimmer gelangen, so verrückt waren sie nacheinander.

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BeitragVerfasst: 03.11.2012, 22:58 
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Kapitel 55: Here with you

Diesmal schliefen sie zärtlich miteinander. Ansgar sah Amber dabei immer wieder in die Augen. „Ich bin froh, dass du mir verzeihst“, sagte er leise zu ihr. „Danke, dass du mich so nimmst wie ich bin." Amber sah in Ansgars Augen und sah wie er sie ansah. Sie fühlte, dass er es sehr ernst meinte. „Dafür liebe ich dich.“ Ansgar hatte es zwar nur indirekt gesagt, aber er hatte ihr gesagt, dass er sie liebte. „Ja“, hauchte sie nur. Ansgar bewegte sich wieder langsam und intensiv in ihr. Kurz bevor er nicht mehr konnte, blickte er ihr erneut in die Augen, und Amber sah seine Augen dunkel schimmern. „Ich liebe dich“, sagte er ganz leise. Amber konnte nicht verhindern, dass die Tränen kamen, und als Ansgar seine Liebeserklärung wiederholte, liefen ihr die Tränen über die Wangen.

„Lass mich nie mehr los, bitte“, flüsterte sie, „niemals, hörst du?“ „Nein, das werd´ch nicht, versprochen“, sagte er und dann katapultierte ihr gemeinsamer Orgasmus Amber und Ansgar in andere Welten.

Am nächsten Tag blieben Ansgar und Amber einfach nur im Hotelzimmer. Amber hatte in der Bank angerufen und sich krankgemeldet. Ansgar hatte inzwischen auch bei Victoria angerufen und Bescheid gesagt, dass sich sein Besuch in Frankfurt verzögert hatte. Als er bemerkte, dass Victoria wusste, dass er bereits in Düsseldorf war, beschloss er, ihre die Wahrheit zu sagen. Er spürte, dass Victoria seine Ehrlichkeit verletzte, aber er wollte sie nicht anlügen, als er hörte, dass Ludwig bereits die Polizei verständigen wollte.

„Ich will nie wieder aus diesem Hotelzimmer“, sagte Amber zu Ansgar an seinen Hals gekuschelt. Dieser zog sie noch dichter an sich heran. Amber sog Ansgars Geruch ein. Seine Haut, seine Haare, alles an ihm roch so gut. Sie sah zu ihm hoch und sah wie er sie zärtlich ansah. „Ich auch nicht“, sagte er nur und küsste sie auf die Haare. „Ansgar, ich habe nachgedacht. Ich werde zu dir nach Königsbrunn ziehen. Es ist alles bereits arrangiert. Ich steige aus aus meinem Job.“ Ansgar sah sie erstaunt an. „Bist du sicher?“ wollte er wissen. „Ja, ganz sicher. Ich kann nicht ohne dich, und ich will auch keine Wochenendbeziehung.“ „Aber was ist damit, dass wir uns so ähnlich sind, dass wir beide nicht aus unserer Haut können?“, wollte er wissen. „Das ist nicht wichtig. Mir nicht mehr wichtig. Ich weiss nur dass du das Wichtigste auf der Welt bist für mich. Kannst du das aushalten? Kannst du meine Gefühle für dich aushalten? Oder engt dich das was ich sage ein?“, fragte Anber dann direkt. „Nein. Es ist wunderschön. Ich fühle doch genauso. Du weisst warum ich diese Dinge geschriebeb habe, und warum ich der Meinung war, dass es keinen Sinn mit uns hat. Ich hatte den Eindruck, du würdest eben nicht aus deiner Haut können, und mit mir kommen. Und dann hab ich halt gedacht, da ich das auch nicht kann, darf ich es dir nicht übel nehmen. Aber jetzt spüre ich, dass du bereit dafür bist.“ „Weisst du was der Grund war?“, wollte sie wissen. „Der Grund war, weil ich wusste, dass ich genug erreicht habe im Leben und dass mir das nicht mehr so wichtig ist. Und weil ich noch nie in meinem Leben so verliebt war in einen Mann wie in dich. Ich habe gedacht, kein Job der Welt ist es wert, dass ich die Liebe meines Lebens verliere. Im übrigen werde ich einen Käufer für mein Penthouse suchen. Das brauche ich nicht mehr.“ Ansgar sah Amber zärtlich an. „Nein, das brauchst du nicht mehr. Dein Zuhause wird Königsbrunn sein. Dort wirst du mit mir glücklich sein.“ „Ist es das was du willst, Ansgar? Dass ich mit dir auf dem Schloss lebe?“ Er nickte. „Ja, das ist mein grösster Wunsch.“ „Sind wir grade unheimlich kitischig?“, wollte Amber wissen. Ansgar schmunzelte. „Das sind wir. Aber das macht nichts.“ „Weisst du, was total verrückt ist? Als du mir gestern sagtest, dass du mit Lydia geschlafen hast, da wurde mir erst richtig bewusst, wir sehr ich dich liebe, und dass ich dich nicht verlieren will. Im Grunde war das noch der Auslöser dafür, dass ich mir hunderprozentig sicher war, dass ich mit dir leben möchte.“ Ansgar strich ihr über´s Haar. „Ich habe Lydia ganz schön hart angegangen. Und dich habe ich bis aufs Tiefste verletzt. Ich hasse mich dafür.“

„Magst du mir erzählen, was du gesagt hast?“, fragte Amber Ansgar. Dieser nickte, und dann erzählte er ihr alles. Ansgar spürte zwar, dass Amber es ein wenig wehtat was er erzählte, aber als er geendet hatte, meinte sie, dass er Lydia unbedingt sagen müsse, dass es ihm leid täte. „Nein. Das werde ich nicht. Ich denke gar nicht daran.“ „Ansgar, ich weiss, sie hat dir wehgetan, aber bitte bring das in Ordnung. Wenn sie wirklich noch Gefühle für dich hat, muss es ihr jetzt schlecht gehen.“ Ansgar dachte nach, und er entschied sich dann dass Amber Recht hatte. Er tippte eine Nachricht an Lydia. „Es tut mir leid, wie ich dich behandelt habe. Aber ich musste das tun. Ich musste mich so abgrenzen. Ich wünsche dir Alles Gute. Ansgar" „Zufrieden?“, wollte Ansgar wissen und zeigte ihr die SMS. Amber nickte. „Ja, sehr.“ „Du weisst, dass du unglaublich bist? Du akzeptierst was passiert ist und ermunterst mich noch eine sms an meine Ex zu schreiben. Ich versteh´s fast nicht.“ „Ich verstehs selbst nicht. Aber das was zwischen uns von Anfang an war, diese Ehrlichkeit, dieses Sich-komplett-aufeinander-einlassen, das ist es was sich so ungeheuer gut anfühlt. So gut, dass ich mit deiner Wahrneit leben kann. Du hast vor mir Frauen gehabt, bestimmt nicht so knapp, und ich kann damit umgehen, was passiert ist, weil ich weiss, wieso du es getan hast. Erstens warst du enttäuscht von mir und zweitens brauchtest du dieses Machtgefühl. So, und jetzt will ich nicht mehr reden.“ „Sondern?“, fragte er und grinste. „Das wirst du gleich sehen“, versprach Amber und küsste ihn.

Die Wochen gingen ins Land. Amber war bei Ansgar auf Königsbrunn eingezogen. Sie feierten Weihnachten zusammen, und Ansgar war froh, dass seine Familie Amber so gut aufgenommen hatte. Es interessierte ihn zwar nicht wirklich, aber es war für ihn schon ein seltsames Gefühl, dass alle Famililenmitglieder Amber anscheinend sehr sympatisch fanden, besonders, als sie erfuhren, dass Amber ihrereseits auch von adeliger Herkunft war. Ludwig hatte ihr sofort einen Posten in der Firma angeboten, und Amber hatte gesagt, dass sie es sich überlegte.

Der Januar kam, und mit ihm eine eiskalte Jahreszeit. Ansgar und Amber verbrachten viel Zeit draussen im Schnee, der dieses Jahr reichlich fiel. Wie die Kinder alberten sie im Schnee herum und wärmten sich anschliessend am Kamin auf. Keiner von ihnen ahnte, dass diese unbeschwerte Zeit bald ein Ende haben würde.

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 Betreff des Beitrags: Re: Never forget
BeitragVerfasst: 04.11.2012, 15:09 
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Kapitel 56: Days go by, lost in time

Amber hatte beschlossen, nicht in Ansgars Bank zu arbeiten. Sie hielt es für besser, wenn sie nicht ständig zusammenhockten. Sie hatte dank ihrer perfekten Referenzen und Ansgar einen guten Job bei einem anderen kleineren Bankhaus bekommen. Das Paar fuhr auch getrennt zur Arbeit, sie wollten sich jeder seinen Freiraum belassen. Die Abende verbrachten sie für gewöhnlich gemeinsam, aber Amber fuhr auf des öfteren zu ihren alten Schulfreunden, die in Düsseldorf lebten. So vergingen die nächsten Wochen wie im Flug, in denen Ansgar und Amber ihre Beziehung festigten.

Victoria hatte noch immer Probleme, Ansgar und Amber zusammen zu sehen. Sie hatte – nachdem Ansgar aus Frankfurt nicht gleich zurückgekehrt war – noch einmal das Gespräch mit ihm gesucht. Ansgar hatte sich gewunden, und Victoria hatte gemerkt, dass er nicht wirklich reden wollte. „Bin ich dir nicht wenigstens eine Erklärung schuldig?“, hatte sie verletzt gefragt. „Ich habe dir nie etwas versprochen, Victoria, das weisst du“, sagte Ansgar. „Ja, das weiss ich, aber du hast ohne Probleme mit mir geschlafen, das konntest du!“ Ihr Gesicht hatte Wut und Verzweiflung ausgedrückt, und Ansgar war es schwer gefallen, Victoria die Wahrheit zu nennen. „Victoria, ich bin mit Amber zusammen, das weisst du, aber ich will dich als Freundin nicht verlieren, du bist mir wichtig“, hatte er gesagt, aber Victoria hatte ihn einfach stehenlassen. Danach hatten sie nie wieder über das Thema gesprochen. Es versetzte ihr einen Stich, wenn sie die beiden zusammen glücklich sah. Aber sie liess sich nichts anmerken, machte ihre Arbeit wie immer und besann sich auf ihre Ehe mit Thomas. Sie hatte beschlossen, das Thema "Ansgar" abzuhaken.

Ihr Kopf wusste, dass diese Entscheidung richtig war. Doch ihr Herz fragte nicht danach ob es richtig oder falsch war, zu lieben, es fragte nicht, ob dieser Mann unerreichbar war und vergeben, es interessierte sich nicht dafür, ob der dazugehörige Mensch den Gedanken an den einen Mann einfach nur streichen wollte, es schlug einfach weiter und hörte nicht auf für eben diesen einen Mann zu schlagen.

Sein Herz raste, er bekam kaum noch Luft, Schweissperlen standen ihm auf der Stirn, seine Hände zitterten, und ihm wurde schwarz vor Augen. Dann empfing ihn die Dunkelheit, er fiel, tiefer und tiefer – fiel ins Bodenlose.

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 Betreff des Beitrags: Re: Never forget
BeitragVerfasst: 07.11.2012, 20:58 
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Kapitel 57: presentiment

„Waaaah!“ schrie Ansgar in heller Panik und schoss wie von der Tarantel gestochen aus dem Bett hoch. Seine Hände zitterten jetzt wirklich, und sein Herz klopfte wie verrückt. Ansgar jappste nach Luft, fasste sich mit der Hand an die Brust. Amber war jetzt auch wach geworden. Sie sah, dass Ansgar kerzengrade im Bett sass und dass er total neben sich war. „Ansgar“, sagte sie besorgt. „Was ist passiert?“ Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter. Ansgar zuckte zusammen, er hatte sie nicht bemerkt. „Hey, es ist alles gut, ich bin ja da. Hast du geträumt?“, wollte sie wissen. Dann spürte sie, wie Ansgar noch immer zitterte und erschrak, dass er sie anscheinend gar nicht wirklich wahrnahm. „Ansgar, sieh mich an, du hast geträumt“, sagte sie, und jetzt drehte er sich zu ihr um. Sie sah seine schreckgeweiteten Augen, und ihr Herz zog sich zusammen. „Ich weiss auch nicht, ich habe geträumt, dass ich wieder einen Herzinfarkt hatte“, sagte er leise. Amber zog ihn an sich, spürte, dass er immer noch leicht bebte. „Du hast nur geträumt, es ist alles in Ordnung“, flüsterte sie. Ansgar atmete noch immer schnell, er wäre fast ins Hyperventilieren geraten. Aber er erinnerte sich daran, was man ihm über Kohlenstoffdioxid und Sauerstoffgehalt im Blut erzählt hatte und zwang sich langsam ein- und auszuatmen. „Das war nicht das erste Mal, dass ich wieder diese Träume hatte“, sagte er zu Amber. „Ich habe Angst, dass es wieder anfängt, mit den Panikattacken."

Amber strich Ansgar über sein leicht feuchtes Haar und sah ihn bedrückt an. „Wie kann ich dir helfen?“, wollte sie wissen. „Indem du einfach nur da bist“, sagte er. „Ich bin doch da. Immer. Das weisst du“, meinte sie. „Ja. Das weiss ich.“ Dann legte er sich wieder hin, er wollte versuchen weiterzuschlafen. Amber strich über seinen Rücken bis er eingeschlummert war. Sie selbst lag noch lange wach. Sie machte sich Sorgen um Ansgar. Erstens darüber, dass er ihr nicht gesagt hatte, dass er schon seit längerem diese Alpträume hatte, und zweitens, dass es ihm anscheinend schlecht ging. Hoffentlich war das kein böses Omen. Dann konzentrierte sie sich auf Ansgars gleichmässige Atemzüge, und dann schlief auch sie wieder ein.

Von nun an hatte Ansgar fast jede Nacht Alpträume und wachte schweissgebadet auf. Oftmals bemerkte Amber es nicht, da sie für gewöhnlich einen guten Schlaf hatte, und Ansgar hätte sie niemals geweckt, da er diese Dinge mit sich selbst ausmachte. Er wusste, die Panikattacken waren zurückgekommen. Aber warum jetzt? Warum in einer Phase, wo er glücklich war? Es schien doch alles in Ordnung; Ambers Krebs schien ersteinmal besiegt, seine Nachuntersuchungen ergaben auch immer positive Resonanz, er nahm seine Medikamente brav ein und sah sich vor mit dem Alkohol. Selbst sein Zigarrenkonsum war bis auf ein Minimum reduziert; darauf achtete Amber peinlichst genau. Sein Leben hätte nicht schöner sein können. Oder war es gerade das? Dass er befürchtete, man könnte ihm dieses Leben wieder wegnehmen? Dass eine höhere Macht beschloss, dass es einem Ansgar von Lahnstein nicht zustand, glücklich zu sein? Ansgar wusste nur, dass er nicht wollte, dass sein so mühsam aufgebautes Glück zerbröselte, in tauend Teile zerprang.

Es gelang ihm nur sehr schwer, die Fassade aufrecht zu erhalten. In der Enterprise war Ansgar geschafft und müde und musste sich sehr zusammenreissen, damit ihm kein Fehler unterlief.

„Was ist los mit dir?“, wollte Victoria wissen. Sie sah ihn scharf an. „Und komm mir jetzt nicht mit Ausreden, ich merke schon seit Tagen, dass es dir nicht gut geht.“ Ansgar sah Victoria direkt an, und seine Assistentin erschrak, wie hohl Ansgars Blick war. Er sah richtig fertig aus. „Ich glaube, ich habe wieder diese Panikattacken“, sagte er leise. Victoria zog die Augenbrauen hoch. Sie legte eine Hand auf Ansgars Arm. „Wie äussert sich das? Ist es genau wie damals?“, wollte sie es genauer wissen. „Ich denke ja, ich wache wieder schweissgebadet auf und habe Herzrasen. Ich weiss zwar jetzt wie ich atmen muss, damit ich nicht hyperventiliere, aber seit meinem Herzinfarkt habe ich natürlich erst recht Angst“, gab Ansgar unumwunden zu. Victoria überlegte. „Es ist ja nicht ungewöhnlich, dass man Panikattacken hat nach einem Herzinfarkt, weil man Angst hat, es passiert einem wieder so etwas. Bloss, warum jetzt und warum erst über ein halbes Jahr später?“ „Das fragst du mich? Woher soll ich das wissen?“, schnauzte Ansgar härter als beabsichtigt zurück. „Entschuldige“, sagte er sofort darauf zu Victoria. „Schon gut“, erwiderte diese. „Willst du dich noch mal gründlich durchchecken lassen?“, wollte sie wissen. “Ich weiss es nicht. Ich gehe ja zu den Nachuntersuchungen. Da war alles in Ordnung.“ „Sprichst du mit Amber darüber?“ „Nein, eher nicht. Sie bekommt es oft gar nicht mit, wenn ich das nachts habe. Soll sie auch nicht, sie hat selbst genug mitgemacht.“ Victoria nickte. „Ja, ich verstehe dich.“ Sie legte Ansgar die Hand auf den Oberarm, und er zuckte zusammen so als hätte sie ihn verbrannt. Victoria zog ihre Hand wieder zurück. „Sprich mit ihr, ich glaube, das ist wichtig.“ sagte sie leise. Ansgar nickte. Doch dazu sollte es nicht mehr kommen.

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