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 Betreff des Beitrags: Re: Never forget
BeitragVerfasst: 23.09.2012, 20:04 
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Kapitel 35: Schuld war nur das Eichhörnchen

Victoria erschrak und sah Ansgar entgeistert an. „Du? Seit einem halben Jahr? Du BIST krank, Ansgar.“ „Ich finde das nicht witzig, Victoria!“, sagte Ansgar leicht beleidigt. Diese biss sich auf die Zunge. „Entschuldige, natürlich nicht“, erwiderte sie. „Ich habe Angst. Angst, dass es mich zu sehr anstrengt. Obwohl ich weiss, dass es totaler Quatsch ist.“ Victoria sah zu Boden, fummelte an ihren Blusenknöpfen rum als müsste sie sich neu knöpfen. Sie konnte Ansgar nicht ansehen. „Und das Bescheuerste ist ja, dass ich eh keine Gelegenheit habe, da ich keine Frauen mehr anbagger´, Kein Dienstmädchen und nichts. Und eine Freundin habe ich nicht, wie du weisst.“ Victoria sah Ansgar jetzt ernst an. „Ich weiss gar nicht, was ich sagen soll.“ „Haut dich vom Hocker, was?“, kalauerte Ansgar. „Nein, Blödsinn, ich verstehe dich. Hat – hat sich Amber noch mal wieder gemeldet?“, wollte sie dann wissen. „Nein. Und ich habe auch keinen Bedarf sie anzurufen. Das ist Geschichte.“ Ansgar wirkte äußerlich überzeugend, aber Victoria hatte gesehen, dass er zu schnell weggeschaut hatte. Hatte seine Stimme nicht auf einen kleine Kieks nach oben genommen, wie immer wenn man nicht ganz bei der Wahrheit blieb? „Das tut mir leid“, sagte sie. „Brauch´es nicht, es geht mir gut“, sagte Ansgar, aber Victoria glaubte ihm nicht so ganz. „Was erzähl´ich dir das eigentlich?“ fragte er mehr sich selbst denn Victoria. „Weil du drüber reden möchtest vielleicht?“, gab seine Assistentin zurück. „Ja, vielleicht. Aber eigentlich fehlt mir nichts. Wozu brauch ich eine Frau? Damit sie mir wieder einen Arschtritt verpasst wie die anderen zuvor? Nein, danke, ich habe keinen Bedarf mehr.“ Er wandte sich wieder seinen Akten zu. „Es war nicht die Richtige dabei“, meinte Victoria. Ansgar drehte sich abrupt um. „Wieviel Anläufe soll ich nehmen? Ich habe gedacht, Nathalie wäre die Frau meines Lebens, dann hat sie mich wegen dem Brandner verlassen. Okay, zugegeben, ich war nicht ganz unschuldig, aber bei Lydia war ich mir so sicher, dass sie die jenige welche ist. Und was war? Sie hat sich nicht wirklich von ihrer Presswurst lösen können. Dann unser Intermezzo, hätte ja was werden können, aber du wolltest nicht, weil du deinen Waldschrat vorzogst…“ „Ansgar!“, fiel Victoria ihrem Chef ins Wort,aber sie konnte mitlerweile mit Ansgars süffisanten Bemerkungen umgehen, auch wenn sie ihr nicht wirklich gefielen.

Ansgar ließ sich nicht beirren. „Dann kam Amber, und sie war so ganz anders als alle Frauen zuvor.“ Für einen Moment hielt Ansgar inne, und Victoria bemerkte, wie sein Gesicht einen versonnenen Ausdruck annahm, der sich aber sogleich wieder verfinsterte als er fortfuhr: „Doch dann: peng, aus vorbei, kurz nachdem es angefangen hatte. Warum auch immer.. Das weiss ich bis heute nicht. Nein, Victoria, ich habe keine Lust mehr. Die Liebe und ich, das sind zwei nicht miteinander vereinbare Dinge. Und jetzt lass uns noch ein paar Geschäftsabschlüsse durchgehen.“ Ansgar knallte Victoria die Akten vors Gesicht. Für ihn war das Gespräch beendet.

„Ansgar! Verdammt noch mal!“ polterte Ludwig wie ein Irrer. „Du hast schon wieder ein Meeting verschwitzt, so geht das nicht!“ Ludwig fielen bald die Augen aus dem Kopf als er seinen Neffen aufgeregt ansah. Dieser liess sich jedoch nicht beirren und zog noch einmal genussvoll an seiner Zigarre. „Ich REDE mit dir!“ bölkte Ludwig. Auch wenn er stets und ständig Rücksicht auf Ansgar genommen hatte, der seit seinem Herzinfarkt etwas kürzer treten wollte, so reichte es ihm langsam dass Ansgar anscheinend seine Krankheit als Ausrede dafür benutzte, wenn ihm der Sinn mal nicht nach Arbeit stand. Es war eigentlich auch so gar nicht Ansgars Art, die Firmenangelegenheiten schleifen zu lassen, im Gegenteil; Ludwig hatte geradezu darauf drängen müssen, dass Ansgar sich etwas schonte, nachdem er schon nach kurzer ambulanten Rehabilitation auf seinen Posten zurückgekehrt war. Doch jetzt ging Ansgar zu weit. „Luuudwig“, äffte Ansgar die Art seiner Stieftante mit seinem Onkel zu sprechen, nach. „Du solltest dich nicht so aufregen, es ist nicht gut für dein Herz, und glaub mir, ich weiss, wovon ich rede“, er lachte ein ironiegetränktes, provokantes Lachen, das Ludwig noch mehr auf die Palme brachte. „Das Meeting heute morgen war extrem wichtig, und du wusstest das. Es gibt keine Entschuldigung für dein Fehlverhalten.“ Ansgar war jetzt aufgestanden und baute sich vor seinem Onkel auf. „Doch gibt es. Meine Gesundheit. Ich bin – ob du es glaubst oder nicht – am See entlangspaziert, allein, um den Kopf freizupusten. Hat gut getan, solltest du auch mal versuchen“, sagte Ansgar und zeigte mit der Zigarre lässig auf Ludwig. „Den KOPF freiPUSTEN?“ bölkte dieser jerzt erneut. „Kannst du das bitte in deiner Freizeit machen und nicht wenn so eine wichtige Sitzung ansteht?“ „Nein. Kann ich nicht. Und ich glaube auch nicht, dass du befugt bist, mir Anweisungen zu erteilen. Ich wünsche dir noch einen schönen Abend.“ Und damit war Ansgar aus dem Kaminzimmer entschwunden und hinterliess einen völlig perplexen Ludwig.

Ansgar hatte keine Lust auf Vorhaltungen, dazu, sich rechtfertigen zu müssen und schon gar nicht auf lästige Konversation mit seinem Onkel. Er wollte an diesem Abend einfach nur seine Ruhe. Er wollte sein Buch weiterlesen, das er angefangen hatte. So verrückt wie es klang, aber das war eine neue Erfahrung für ihn, denn er hatte seit jahren kein Buch mehr in die Hand genommen um darin zur Entspannung zu lesen. Aber er merkte, dass es ihm guttat. Es entspannte ihn, beruhigte seinen Blutdruck, der früher immer recht hoch gewesen war und sorgte für einen Ausgleich zum stressigen Büroalltag. Und dennoch musste sich Ansgar eingestehen, dass Victorias Reaktion heute in der Firma ihn doch ein wenig verblüfft hatte. Dass sie es so ungewöhnlich fand, dass er seit seinem Herzinfarkt keinen Sex mehr hatte, wunderte ihn nun doch. Er kam sich selbst schon wie ein Eremit vor. Selbst wenn er früher keine Freundin gehabt hatte, so war irgendein Dienstmädchen doch immer willig gewesen, und zur Not tat es auch mal eine Kurzbekanntschaft aus dem Schneiders. Aber jetzt? Seit Monaten nichts, rein gar nichts. Das letzte Mal hatte er Sex mit Amber gehabt, kurz bevor er seinen Herzinfarkt gehabt hatte.

Ansgar legte sein Buch aus der Hand. Es wurmte ihn, dass er es Victoria gegenüber zugegeben hatte. Sicher, sie war seine Vertraute, aber alles musste sie nun auch nicht wissen. Auf einmal durchströmte Ansgar ein derartig peinliches Gefühl, dass er sich fast vor sich selbst schämte. Was war nur aus ihm geworden? Ein Eichhörnchen betrachtender Gutmensch, der seiner Assistentin auf die Nase band, kein Sexleben mehr zu haben, und der abends zur Entspannung Bücher las anstatt es krachen zu lassen. Und das alles weil sein Körper ihm einen Streich gespielt hatte, weil er dem Tod noch einmal von der Schippe gesprungen war. In Sekundenschnelle hatte Ansgar seine Zigarre ausgedrückt und sich seinen Mantel übergeworfen. Er wollte etwas ändern. Jetzt! Sterben musste er sowieso, aber so ging es nicht weiter. Er musste seinem Ruf als Chauvinistenschwein, Frauenvernascher und Macho vor dem Herrn wieder gerecht werden. Er beschloss, ins Schneiders zu fahren. Heute am Montagabend traf man dort dann und wann frustrierte Frauen, die Lust hatten, dass man sich ihnen widmete. Und genau das wollte Ansgar tun.

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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: 23.09.2012, 20:04 


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 Betreff des Beitrags: Re: Never forget
BeitragVerfasst: 25.09.2012, 10:35 
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Kapitel 36: Complete failure
(wer bislang meinte, mehr OOC geht nicht, hier ist der Gegenbeweis ;-) wobei es mich tatsächlich reizen würde, in Ansätzen so etwas on screen zu sehen )

Das Schneiders war nicht sehr voll. Es sassen vereinzelt Pärchen und Geschäftsleute herum. Ansgar nahm ersteinmal am Tresen Platz. Das würde schon noch werden. Zur Not könnte er auch ins No Limits auswandern, dort war sicher etwas für ihn dabei. Er bestellte sich einen Bourbon, grüßte Frau Schneiders freundlich, die sich sehr darüber wunderte, und beobachtete die Leute.

Als Ansgar nach einer gefühlten Ewigkeit und drei weiteren Whiskeys immer noch einsam am Tresen sass, reichte es ihn. Er zahlte und wechselte die Location. Das No Limits war gut gefüllt, wie eigentlich an jedem Wochentag. Er nickte Jose und Olli zu, die sich sehr über Graf Lahnsteins Besuch wunderten und setzte sich an einen Tisch im hinteren Bereich. Von dort konnte man den Eingangsbereich schön überblicken und hatte gleich im Auge, wer hereinkam. Es dauerte gar nicht lange, bis eine Frau mitleren Alters, Ansgar schätze sie auf etwa 45, Typ "Frustrierte Ehefrau", hereinkam und auf Ansgar zusteuerte. Sie setzte sich an den Nebentisch und suchte vergeblich nach einer Karte. Ansgar ergriff die Gelegenheit. Er reichte ihr seine herüber. „Danke“, sagte sie und lächelte ihn an. Er lächelte zurück, länger als notwendig. Sie schien es zu bemerken, ihr Blick blieb an ihm haften. Schon war Ansgar aufgestanden und hatte sich an ihren Tisch gesetzt. „Ich darf doch?“ Es war mehr eine Feststellung denn eine Frage, aber die hübsche Brünette nickte. „Ja, sehr gerne sogar. Allein ist es doch recht langweilig.“ „Den Umstand müssen wir unbedingt ändern“, gab Ansgar schlagfertig zurück. „Es geht ja nicht an, dass so eine gutaussehende Frau wie Sie allein hier den Abend verbringen.“ „Was dann die Frage aufwirft, wieso so ein gutaussehender Kerl wie Sie allein hier sitzt?“ konterte sie. Ansgar zog die Augenbrauen hoch. Er schien ein leichtes Spiel zu haben. Er hatte ja gewusst, das seine Taktik aufging.

Zwei Getränke später hatte er die Frau abgeschleppt. Ansgar zahlte, und die beiden gingen nach draussen. Ansgar hatte keine Zeit zu verlieren, kaum dass er mit seiner Bekanntschaft im Auto war, fiel er schon über sie her. Ihr schien es zu gefallen, denn sie war anscheinend genauso ausgehungert wie er. Rasch hatte Ansgar ihren Rock hochgeschoben und seine Hose aufgemacht. Jetzt gab es kein Halten mehr.....

Ansgar war schockiert. Völlig frustriert lag er in seinem Bett und hätte am liebsten seine Suite demoliert, alles durch die Gegend geworfen und vernichtet. So etwas war ihm noch NIE passiert! NOCH NIE!!!! Er wusste gar nicht, wie er diese Peinlichkeit jemals aus seinem Gedächnis löschen sollte. Er hatte sich voll Eifer auf diese Frau gestürzt, und just in dem Moment wo er seinen kleinen Ansgar einsetzen wollte, hatte dieser schlappgemacht. Einfach so. Ansgar wäre vor Scham fast im Boden versunken. Er hatte etwas vor sich hingestammelt. Die Frau hatte zwar verständnisvoll reagiert, ihm gesagt, dass er sich keine Sorgen machen brauchte, das wäre schon ganz anderen passiert, doch Ansgar hatte die Frau dennoch schnellstmöglichst aus seinem Auto bugsiert. Niemals zuvor hatte dieser Teil seines Körpers seinen Dienst versagt. Es reichte nicht, dass er praktisch ein Krüppel war, indem er seinen Lebensstil mäßigen musste, nein jetzt wurde er wohlmöglich auch noch impotent.

Ansgar war mit Vollgas nach Hause gebrettert um sich ins Bett zu legen und die Decke über den Kopf zu ziehen. Jetzt hatte er nach Monaten der Abstinenz mal wieder mit einer Frau schlafen wollen - und - es ging einfach nicht! In dieser Nacht schlief Ansgar sehr schlecht und träumte von seinem Fauxpas in Dauerschleife.

„Was ist los mit dir?“ fragte Victoria Ansgar nach der Mittagspause, als sein Schweigen unerträglich wurde. „Irgendwann musst du doch mal reden“, meinte sie. „Es ist alles gut, ich habe nur nicht gut geschlafen“, sagte Ansgar und machte eine wegwerfende Handbewegung. „Hast du wieder Panikattacken?“, wollte Victoria wissen. „Nein, ich glaube nicht, also nein, habe ich nicht“, erwiderte er. „Okay, ich lass dich in Ruhe, wenn du reden willst, ich bin ja hier“, bot sie ihm an und dann widmete sie sich wieder ihren Unterlagen.

Ansgar wollte nicht reden. Nicht mit Victoria und schon gar nicht über das was ihm passiert war. Am Abend sass Ansgar auf seiner Suite und war schon versucht das Thema „Impotenz“ zu googeln, da kam Sebastian in seine Suite. Ansgar hatte mitlerweile zu seinen Cousin ein relativ gutes Verhältnis aufgebaut. Sebastian hatte ihn damals nach seiner Krankheit in der Firma vertreten, und obgleich die beiden Cousins niemals wirklich dicke Freunde werden würden, so hatten sie eine solide Basis des Umgangs miteinander gefunden, nicht zuletzt durch den Umstand, dass es Ansgar war, der seinem Vetter das Leben rettete als Clarissa von Anstetten ihn hatte entführen lassen.

„Hey, was hockst du hier rum und bläst Trübsal?“ schreckte Sebastian Ansgar aus seinen Gedanken. „Ich blase kein Trübsal“, antwortet Ansgar mürrisch. „Ach komm schon“, lachte Sebstian und nahm Ansgar das Buch aus der Hand „Wege zur inneren Gelassenheit, nee, oder?“ er wollte sich schieflachen über den Buchtitel. Ansgar riss ihm das Buch missmutig aus der Hand. „Mach dich nur lustig über mich, das kann ich jetzt auch noch gebrauchen“, brummte er. „Was heisst hier ‚auch noch‘? Ist was passiert.“ „Nichts, was dich etwas angehen würde“, gab Ansgar zurück. „Ach, Ansgar, du alter Brummbär, schnapp dir mal wieder ne Frau und lass es krachen, so wie früher, dann geht´s dir gleich besser“, wollte ihn Sebastian auf seine Art aufmuntern. „Wenn da wenigstens was krachen würde..“ sagte Ansgar leise, aber Sebastian hatte es gehört. Er horchte auf. „Wie.. wenn da wenigstens… ?“ Dann kombinierte er. „WIE? Du kannst nicht? Sag das noch mal.“

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 Betreff des Beitrags: Re: Never forget
BeitragVerfasst: 26.09.2012, 20:52 
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Kapitel 37: special needs

Sebastian musste ein Grinsen unterdrücken, doch dann duckte er sich schnell, denn Ansgar schmiss mit dem Buch nach ihm. „Halt bloss die Klappe, Presswurst“, warnte er ihn. „Na, Presswurst trifft wie es mir scheint eher auf dich zu.“ Sebastian pfiff durch die Zähne. Aber als er sah, dass Ansgar echt daran zu knabbern hatte, setzte er sich neben ihn und fragte: „Also du hattest was mit einer Frau und dann.. dann ging es nicht? Oder wie?“ Ansgar bemerkte, dass Sebastian seinen Tonfall geändert hatte, und obgleich er eigentlich nicht darüber reden wollte, sagte etwas in seinem Inneren, dass er es loswerden musste. „Ja, ich habe eine Frau abgeschleppt und dann … dann hat er mir den Dienst versagt. Zufrieden? Nun geh und freu dich, dass ich so ein Schlappschwanz geworden bin“, sagte Ansgar sarkastisch. Sebastian dachte nach. „Ich kann mir vorstellen, dass dich das umhaut, gerade dich, den Abschlepper vor dem Herrn. Aber meinst du nicht, dass kann schon mal passieren?“ „Ist es dir schon mal passiert?“, hinterfragte Ansgar sofort. Sebastian schüttelte den Kopf. „Siehst du, also kannst du es nicht nachvollziehen. Ich möchte mal wisssen, was mit mir los ist.. So geht das jedenfalls nicht weiter.“

Nachdenklich sah Sebastian seinen Cousin an. „Du hast es im Moment wirklich nicht leicht“, gab er zu. „Erst die Panikattacken, dann dein Herzinfarkt und jetzt das.“ „Moment mal!“ fuhr Ansgar auf. „Woher weisst du von den Panikattacken?“ Sein Ton war drohend. „Ansgar, als du den Herzinfarkt hattest, da hatte Victoria es im Krankenhaus Ludwig erzählt, und der hat nicht gewusst, dass du es geheimhalten wolltest.. Ich glaube, in dem Moment, wo wir um dein Leben bangten, war uns das auch egal. Du musst schon entschuldigen.“ Sebastian sah Ansgar so ehrlich an, dass dieser nicht anders konnte als zu brummen: „Na, schon gut. Aber das was hier besprochen wurde, das geht keinen was an, hörst du? Sollte ich…“ „Verlass´ dich auf mich, ich werde niemandem was sagen“, versicherte Sebastian seinem Cousin. „Wenn ich bloss wüsste wie ich dieses Problem wieder loswerde. Ich meine, mein Leben lang konnte ich mich auf meinen Körper verlassen, und jetzt lässt er mich so oft im Stich. Wie soll ich denn jemals wieder ein normales Leben führen?“, jammerte Ansgar jetzt. Sebastian sah Ansgar an und war überrascht, wie ehrlich er zu ihm war. „Ich denke, es ist schon echt einges gewesen was du zu verarbeiten hattest. Die Sache mit Lydia, die hatte uns ja beide betroffen, dann Victoria, dann die Geschichte mit Amber. Ich habe sie ja nicht kennengelernt, aber sie schien dir ja doch einges zu bedeuten. Dann diese Attacken, und du weisst, da kann ich mitreden, dann dein Herzinfarkt... Ansgar, da ist schon klar, dass das nicht spurlos an dir vorbeigeht.“ Sebastian legte Ansgar die Hand auf die Schulter. „Wenn immer du jemandem zum reden brauchst….“ begann er. „Ich weiss, dann bist du da..danke, Sebastian“, sagte Ansgar, und er meinte es ehrlich. Sebastian war aufgestanden, wollte zur Tür hinaus, drehte sich aber noch einmal um und sagte dann: „Weiss du was verrückt ist? Ich habe dich mal so gehasst, damals wo ich dich beinah im Pool ertränkt hatte, und jetzt mag ich dich inzwischen sogar auf eine Art. Seitdem du mir das Leben gerettet hast. Das werde ich dir nie vergessen, Ansgar.“ Und dann war Sebastian verschwunden und hinterliess einen sehr nachdenklichen Ansgar.

Nachdem ein paar Tage vergangen waren, in denen Ansgar immer missmutiger und schlechter gelaunt wurde, knallte Victoria ihm eines Morgens einen Berg Akten auf den Tisch und sah Ansgar direkt an. „So! Und jetzt sagst du mir gefälligst, was seit Wochen mit dir los ist. Und ich gehe hier nicht eher weg, als bist du redest.“ Ansgar sah seine Assistentin erschrocken an. „Was willst du von mir, Victoria, ich habe dir nichts zu erzählen, und jetzt lass mich bitte weiterarbeiten.“ Unsanft schob er ihre Hand weg, die auf seinen Arm lag. „Das geht seit Tagen so, Ansgar, und ich bin deine Freundin, ich will nicht, dass es dir schlecht geht. Du bist mir wichtig.“ Ihr Ton war so eindringlich, dass Ansgar nicht anders konnte und sagte: „Entschuldigung, aber ich weiss nicht wie ich dir das erklären soll. Es ist alles zuviel was passiert ist. Erst meine Panikattacken, dann die Sache mit Amber, dann mein Herzinfarkt.. und jetzt…. „ Ansgar sprach nicht weiter. „Jetzt – WAS?“ Victoria liess keine Ruhe und würde auch keine Ruhe geben bis sie nicht die volle Wahrheit wusste. „Jetzt versagt noch ein anderes Körperteil von mir seinen Dienst.“ Er sah sie nicht an, es war ihm peinlich. Victoria sog hörbar Luft ein. „Also hattest du Sex vor kurzem?“ „Nein, eben nicht, das ist es ja. Ich habe eine Frau aufgerissen, hergottnochmal und dann wollten wir im Auto zur Sache kommen, und dann.. ja dann ging halt nichts mehr..Weisst du wie demütigend das war?“ Victoria sah Ansgar ernst an. „Um ehrlich zu sein, ich finde das gar nicht ungewöhnlich. Du hast mir selbst erzählt, dass du Angst hattest das nächste Mal Sex zu haben, und dann noch mit einer fremden Frau. Ich verstehe das schon.“ Ansgar sah sie erstaunt an. Sie machte weder Witze noch war sie schockiert darüber. „Mein Gott, das ist Thomas auch schon passiert. Mach kein Drama draus, Ansgar. Wirklich, ich würde mir da keine Sorgen machen.“ „Victoria, das Ding ist, wenn ich eine Frau hätte, dann wäre das auch alles kein Problem, aber ich war immer jemand, der sich Sex nahm wenn er es wollte, ob Dienstmädchen oder Barbekanntschaft, das geht ja nun alles nicht mehr.“ „Dienstmädchen?“ Victoria zog die Augenbrauen hoch. „Ja, was dagegen?“ Ansgars Stimme wurde wieder süffisant. „Ansgar, ich will dir helfen“, sagte Victoria. „Du kannst mir helfen, wenn du willst“, sagte er und es war als würde er gerade auf einen Einfall gekommen sein. „Gerne, was muss ich tun?“ „Schlaf mit mir!“

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 Betreff des Beitrags: Re: Never forget
BeitragVerfasst: 28.09.2012, 23:50 
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Kapitel 37: Special Needs (Teil 2)

Victoria verschluckte sich an seinem Kaffee und fing an zu husten. Ansgar klopfte ihr mit der flachen Hand auf den Rücken. „Ich soll WAS?“ „Mit mir eine Nacht verbringen!“, wiederholte Ansgar seine Forderung. „Das kannst du nicht von mir verlangen“, sagte sie resolut. „Du hast gesagt, du willst mir helfen, also bitte“, meinte er. „Aber doch nicht so!“ echauffierte sich Victoria. „Was versprichst du dir davon?“ „Du bist meine Vertraute, und wir haben zweimal zusammen geschlafen.“ „Dreimal, um genau zu sein, oder hast du vergessen, dass wir eine Tochter zusammen gezeugt haben?“ „Nun werd´ nicht kleinlich, du weisst genau was ich meine“, warf Ansgar ein. „Es geht mir darum, dass ich dich kenne, dass ich ein anderes Verhältnis zu dir habe als zu einer x-beliebigen Frau, die ich aufgerissen habe.“ „Ich verstehe dich schon“, sagte Victoria, „Aber weisst du was du da von mir verlangst? Ich soll meinen Mann betrügen“, meinte sie. „Erstens verlang´ich das nicht von dir, ich habe dich gebeten, zweitens hast du ihn schon zwei - dreimal betrogen, da kommt es auf einmal nicht mehr an.“ Fassungslos sah Victoria Ansgar an. In seiner Welt war das alles sehr einfach, man nahm sich was man wollte, ohne Rücksicht auf Verluste. „Victoria, wenn es mir nicht wichtig wäre, würde ich dich nicht bitten“, beharrte Ansgar. „Ich muss darüber nachdenken, Ansgar. Das ist doch - krass - was wir da vorhaben.“ „Ich muss wissen, ob das jetzt immer so ist, dass.. dass.. es nicht geht, und eine Schlappe vor dir kann ich noch eher wegstecken.“ Victoria sah zu Boden, holte dann tief Luft und sagte dann: „Okay, heute Abend das selbe Hotel wie letztes Mal. 20 Uhr. Ich werd da sein.“ Dann ging sie aus Ansgars Büro und hinterliess einen völlig verdatterten Ansgar. Er hätte niemals damit gerechnet, dass Victoria sich auf so etwas einlassen würde. Er sah auf seine Uhr. Es war viertel nach vier. In gut vier Stunden würde er mit Victoria allein sein, und sie würden Sex haben. Auf eine Art war Ansgar aufgeregt, er konnte es kaum noch abwarten. Er beschloss, Feierabend zu machen und nahm seinen Mantel. Er konnte sich ja eh auf nichts mehr konzentrieren.

Als er gegen 19:30 im Steigenberger ankam, orderte er sich als erstes eine Flasche Champagner und ein paar Häppchen zum Essen. Er wollte es Victoria und sich schön machen. Es klopfte pünktlich um 20 Uhr. Ansgar öffnete die Tür, und Victoria stand tatsächlich da. Mit den Worten „Ich muss verrückt sein", kam sie ins Zimmer. Ansgar stand ein wenig unbeholfen da. Victoria bemerkte, dass Ansgar fast aufgeregt zu sein schien. Sie zog ihren Mantel aus und setzt sich zu Ansgar an den Tisch. „Ich – ich habe ein paar Dinge kommen lassen, und Champagner dazu, möchtest du?“ Victoria nickte. Sie musste sich Mut antrinken. Es war anders als das letzt Mal, wo sie sich im Steigenberger getroffen hatten. Victoria liess den Champagner durch die Kehle rinnen. Sie trank ein Glas leer und das zweite sofort danach. Dann war sie ein wenig lockerer. Sie aß noch ein paar von den Häppchen, die wirklich sehr lecker schmeckten. Ansgar sah Victoria an, sein Blick war eindeutig. Er wollte es mit ihr tun. Jetzt. Victoria schluckte das letzte Häppchen herunter und hätte sich sehr gerne noch mal die Zähne geputzt, weil sie es hasste, wenn man gerade gegessen hatte und sich dann küsste. Doch Ansgars Blick liess keinen Raum für Überlegungen noch einmal ins Bad zu rennen. Er zog sie von ihrem Stuhl hoch, zog sie an sich. Victoria vernahm den Geruch von Zigarrenrauch, der sie schon immer angemacht hatte und wurde augenblicklich total erregt.

Die Situation war verrückt, aber Victoria hatte sich nunmal darauf eingelassen. Ansgar schob sie vorsichtig zum Bett und liess sich hineinfallen. „Zieh dich aus“, sagte er zu ihr und spürte wie der Champagner sein übriges tat und bereits – sehr zu seiner Erleichterung – dafür sorgte, dass Klein-Ansgar in Bewegung kam. ‚Na, bitte, geht doch‘, dachte Ansgar und sah Victoria zu, die langsam ihre Bluse aufknöpfte. Sie zog sie aus und warf sie hinter sich. Dann löste sie ihre hochgesteckten Haare und schüttelte ihre Mähne nach hinten. Sie wusste, Ansgar liebte es, wenn beim Sex die Haare offen waren. Victoria warf einen Blick auf ihn, wie er im Bett lag, die Augen lüstern auf sie gerichtet. Dann öffnete sie den Reissverschluss von ihrem Rock und zog auch diesen langsam aus. Als sie bei der Unterwäsche ankam, machte sie es spannend, liess erst den BH-Träger langsam und lasziv von den Schultern gleiten, öffnte hinten den Verschluss, bis sie dann die Schalen entfernte. Auch bein Slip liess sie sich Zeit. Als sie nackt vor ihm stand, streckte Ansgar die Hand nach ihr aus. „Komm her zu mir“, flüsterte er mit belegter Stimme. Sie fasste seine ausgestreckte Hand und liess sich über ihn gleiten. Sie hatte fast vergessen, wie erregend es sich anfühlte, wenn Ansgar noch voll bekleidet war. Victoria spürte die Wölbung in Ansgars Hose und fuhr mit der Hand drüber. Dann öffnete sie den Reissverschluss seiner Hose und zog ihm die Hose von den Hüften, machte sie am Oberhemd zu schaffen. Nachdem sie auch dieses aufgeknöpft hatte, schob sie es ihm von dern Schultern. Sie sah, dass Ansgar sehr viel schlanker geworden war als noch vor einem halben Jahr, sein minimaler Bauchansatz war verschwunden, und unter seiner Haut bildeten sich deutlich die Muskeln ab. Victoria lief ein Schauer über den Rücken. Ansgar sah Victoria an, und dann gab es für beide kein Halten mehr.

Victoria konnte nicht mehr klar denken als Ansgar sich über sie rollte und dann spürte sie wie er langsam in sie eindrang. Sie hatte vergessen, wie es mit Ansgar war, nach dem halben Jahr, in dem sie nicht mehr zusammen geschlafen hatte, sie hatte vergessen, wie unglaublich heiss dieser Mann war und wie sehr sie sich nach ihm verzehrt hatte, als er mit Amber zusammengewesen war. Sie hatte es sich lange nicht eingestanden, aber da war mehr das sie für Ansgar empfand, als nur Freundschaft, schon sehr lange, sehr viel mehr.

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 Betreff des Beitrags: Re: Never forget
BeitragVerfasst: 29.09.2012, 21:17 
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Kapitel 38: Head over heels

Ansgar bewegte sich langsam und intensiv in ihr, sah ihr zwischendurch in die Augen. Victoria konnte Ansgar kaum ansehen, sie fürchtete, dass ihre Blicke sie verraten würden, verraten, was sie für ihn empfand. Es durfte nicht sein. Sie liebte ihren Mann und wollte ihn nicht verlasssen. Doch dennoch war sie machtlos gegen das was sie für Ansgar fühlte. Er hielt auf einmal inne und Victoria sah ihn erstaunt an. „Kleine Pause“, sagte er, und Victoria merkte, dass es anstrengend für ihn war. Es war das erste Mal seit seinem Herzinfarkt, dass Ansgar Sex hatte, und sie wollte nicht, dass er sich übernahm. Victoria strich Ansgar eine feuchte Haarsträhne aus der Stirn und sah ihn wieder an. Er erwiderte ihren Blick und sagte: „Das ist so schön, Victoria.“ Sie nickte, denn sie konnte nichts sagen. Ihre Stimme hätte sie ebenfalls verraten. Dann fing Ansgar wieder an, sich in ihr zu bewegen. Victorias spürte, dass er nicht mehr lange durchhalten würde. Und sie wollte Ansgar endlich küssen. Sie zog ihn zu sich herunter, und ihr Mund kam seinem immer näher. Als sie seine Lippen auf den ihren spürte, fühlte wie sich seine Zunge in ihren Mund schob, da fuhr ein Kribbeln durch ihren ganzen Körper, es war unglaublich.

Nie zuvor hatte sie so etwas mit ihrem Mann erlebt, nicht mal am Anfang ihrer Beziehung. Ab dem Moment wusste Victoria, dass sie von nun an süchtig sein würde nach Ansgars Berührungen, dass sie nicht mehr die selbe sein würde nach dieser Nacht. Auch Ansgar war wie gefangen in einer Welt zu der nur sie beide Zutritt hatten. Als sie ihre Küsse unterbrachen, flüsterte Victoria: „Du machst mich verrückt, Ansgar von Lahnstein.“ Ansgar sah sie erneut an, und da wurde ihm klar, dass auch er mehr in Victoria sah als nur seine Angestellte und platonische Freundin. Als Antwort schob sich Ansgar noch tiefer in Victoria und Victoria stöhnte auf. Ansgars Bewegungen wurden jetzt kürzer, abgehakter und kurze Zeit darauf konnte Ansgar seinen Orgasmus nicht weiter hinauszögern. Victoria legte ihm die Hand auf den Mund, weil sie nicht wollte, dass Ansgar so laut stöhnte, das hätte sie nicht ertragen. Sie wollte nicht, dass er Dinge sagte, die sie noch mehr in ein Gefühlschaos stürzen würden, das auch so schon groß genug war. Wenn sie Ansgars Stöhnen gehört hätte, wäre sie noch völlig verrückt im Kopf geworden, da sie wusste, dass Ansgar seinen Gefühlen stets freien Lauf beim Sex liess. Ihn völlig entrückt zu sehen, hätte sie ans Ende ihres Verstandes katapultiert, und einer musste einen klaren Kopf behalten. Ihren Körper durchfuhr ein extremes Kribbeln, und dann kam auch sie zum Höhepunkt. Sie spürte, wie sich alles in ihr zusammenzog, und sie mehrfach hintereinander kam. So etwas hatte sie lange nicht mehr erlebt. Bei der ersten Nacht mit Ansgar vor vier Monaten war es schon sehr schön gewesen, aber die Art wie Ansgar heute mit ihr geschlafen hatte, war so komplett anders als das was sie mit ihm auf dem Schreibtisch in Büro erlebt hatte. Sie hatte Ansgar nie so zärtlich und liebevoll erlebt. Es war ein neuer Ansgar, und er hatte mit dem alten nicht mehr viel gemeinsam.

Als Victoria wieder atmen konnte sah sie dass Ansgar noch immer völlig fertig war. Er hing mit klatschnassem Haar über ihr, seine Wangen stark gerötet. Victoria hatte einen kurzen Moment Angst, dass Ansgar sich übernommen hatte. „Hey“, sagte sie und strich ihm eine Strähne seines Haares aus der Stirn. „Alles okay?“ „Ja“, sagte Ansgar einfach nur und schnaufte immer noch. Dann sah Victoria, wie es in Ansgars Augen verdächtig glitzerte. Victoria stockte der Atem. Dieser Mann erstaunte und überraschte sie immer wieder. Ansgar sah sie jetzt an, und was Victoria in seinen Augen las, rührte ihr Herz. Sie hatte Ansgar noch nie so verletzlich und sensibel erlebt. Sie zog ihn an sich, und er legte den Kopf auf ihre Halsbeuge. Vorsichtig strich Victoria über seine feuchten Haare, hörte ihn immer noch schwer atmen. Sie wusste, was es für Ansgar bedeutete. Er hatte wirklich Angst gehabt, kein richtiger Mann mehr zu sein, hatte Angst gehabt, dass er mit keiner Frau mehr Sex haben könne. Immer und immer wieder strich Victoria über Ansgars Haare, bis seine Atemzüge ruhiger wurden. Victoria wusste selbst nicht wie ihr geschah als sie sagte: „Ansgar, ich muss dir was sagen.“ Er hob seinen Kopf und sah sie an. In diesem Moment konnte Victoria nicht anders. „ich wollte es dir schon länger sagen, aber ich wusste nicht wie, und da war ja auch noch Amber…“ fing sie an. „Sag es mir doch jetzt“, sagte Ansgar und seine Stimme klang zärtlich, was Victoria sehr ermutigte. „Ich habe mich in dich verliebt.“

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Zuletzt geändert von mariposa227 am 05.10.2012, 23:12, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Never forget
BeitragVerfasst: 01.10.2012, 10:43 
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Kapitel 39: Should ´ve known better / Sudden Crash

Jetzt war es raus. Sie konnte es nicht mehr zurücknehmen, wollte es auch nicht. „Es ist einfach so passiert.“ Er sah sie an und wusste nicht was er sagen sollte. „Du musst nichts sagen. Ich weiss, dass du keine Beziehung möchtest, und darum geht es mir auch nicht. Ich möchte nur, dass du weisst, dass ich mehr für dich empfinde als Freundschaft. Sehr viel mehr.“ Ansgar überlegte eine kurze Weile und sagte dann: „Victoria, du weisst, dass du immer mehr für mich warst als nur eine Angestellte. Du bist die Mutter meiner Tochter. Aber ich weiss auch, dass du deinen Mann liebst.“ Victoria sah ihn an und flüsterte: „Ja, ich liebe Thomas. Aber was ist es dann, was ich für dich empfinde? Wieso bin ich so verrückt nach dir und deinen Berührungen?“ Ansgar atmete tief durch. „Vielleicht hat das eine nichts mit dem anderen zu tun. Vielleicht ist das zwischen uns einfach so, dass über die Freundschaft hinaus eine körperliche Anziehung besteht, die nichts mit Liebe zu tun hat. Liebe heisst ja auch nicht automatisch, dass es im Bett fantastisch ist und umgekehrt.“ Victoria strich sanft über Ansgars immer noch leicht feuchte Haare und lächelte. „Seit wann bist du so lyrisch unterwegs? Du klingst ja schon fast wie ein verkappter Psychologe.“ „Na, ich hoffe doch nicht, hör mir bloss auf. Wenn ich noch einmal mit der Psyche was zu tun kriege dann dreh´ ich durch.“ Victoria schmunzelte, dann wurde sie wieder ernst. „Hab ich dich überfahren mit meinem Geständnis?“ „Naja, noch vor kurzem wurdest du es nicht müde, mir immer wieder zu erzählen, wie sehr du deinen Mann liebst. Was soll ich da glauben, Victoria?“ „Ich weiss nur, dass ich schon als du dich noch mit Amber getroffen hast, einen Stich gespürt habe, und mich gefragt habe, was mit mir los ist.“ Jetzt kam Bewegung in Ansgar. „Victoria, ganz ehrlich, du warst eifersüchtig, weil du nicht mehr meine Nummer eins warst, das war alles.“ „Nein!“ Vehement kam es aus Victorias Mund. „Der Moment, wo du auf der Toilette in der Enterprise deine Panikattacke hattest, da hat sich etwas bei mir verändert. Die Verletztlichkeit, die du damals ausgestrahlt hast… Da hat es irgendwie Klick bei mir gemacht. Und dann kam die Sache mit Amber. Dann kam dein Herzinfarkt. Da bin ich fast gestorben vor Angst um dich.“ Ansgar sah Victoria nachdenklich an. „Du machst dir etwas vor. Ich weiss, dass du Thomas niemals verlassen würdest, und ganz ehrlich, Victoria, das würde ich auch nicht wollen.“ Victoria sah gekränkt aus. Ansgar bemerkte es sofort. Er nahm ihre Hand. „Hey, ich will dich nicht verletzen. Aber es ist gut so wie es ist. Ich meine, du bist meine Angestellte und ich schätze dich sehr als Vertraute, sowie natürlich als Mitarbeiterin. Und das soll auch so bleiben.“

„Warum schläfst du mit mir, warum bringst du mich in dieses Gefühlschaos um mich dann auflaufen zu lassen? Das ist nicht fair, Ansgar!“ Ihre Stimme drohte überzukippen. Ansgar war erstaunt ob Victorias Heftigkeit. „Ich – ich weiss nicht, was du von mir erwartest, Victoria? Was möchtest du hören? Dass ich mit dir zusammensein will? Soll ich dir sagen, dass du Thomas verlassen sollst? Um es dann doch nicht zu tun? Oder möchtest du hören, dass ich eine Affäre mit dir will? Ich wäre bereit dafür, ja.“ Victoria sah Ansgar nicht an als sie sagte: „Woher willst du so genau wissen, dass ich Thomas nicht für dich verlassen würde?“ „Weil ich dich kenne, Victoria. Und du weisst genau, dass ich recht habe.“ Ansgar hob ihr Kinn mit der Hand an und zwang sie ihm in die Augen zu sehen. „Vicky…. Bitte lass uns diesen Augenblick nicht zerstören. Ich bin sehr gerne mit dir zusammen, und das eben war wunderschön, aber bitte lass uns das nicht zerreden.“ Er sah die Tränen in ihren Augen und erschrak. Sie schien es doch ernst zu meinen. „Es tut mir leid, bitte weine nicht. Ich bin nicht geschaffen für Beziehungen, das weisst du. Ich und die Liebe, das geht einfach nicht. Ich kann nicht mehr aus meiner Haut. Und es ist nicht so, dass ich nicht etwas für dich empfinde, das weisst du. Aber ich kann mein Herz nicht mehr so öffnen, dass es für eine Beziehung reichen würde.“ „Was redest du da? Das ist doch Blödsinn. Du lässt es nur nicht zu. Das ist alles“, widersprach sie. „Vicky… „ sagte er sanft. „Ich gehe jetzt“, sagte Victoria und wollte aufstehen, doch Ansgar hielt sie zurück. „Bitte! Geh nicht. Bleib heute Nacht hier, bitte.“ Sie überlegte, das Angebot war so verlockend, dass sie schliesslich sagte: „Ich habe Thomas gesagt, dass ich bei einer Freundin übernachte, weil es spät werden kann. Die Freundin weiss übrigens Bescheid. Sie gibt mir ein Alibi.“ Ansgar schmunzelte. „So, so, du hattest es also geplant?“ „Ja, habe ich. Schlimm?“ „Nein. Gar nicht.“ Er sah sie wieder ernst an. Dann fing er an, sich wieder in ihr zu bewegen. „Hat Klein-Ansgar noch nicht genug?“, fragte Victoria belustigt. „Nein, hat er nicht. Er hat auch zu lange abstinent gelebt.“ Ansgar küsste Victoria und küsste damit auch ihre Tränen und ihren Zweifel weg. Dann drifteten Ansgar und Victoria wieder ab in ihre eigene Welt….

Nachdem sie das zweite Mal miteinander geschlafen hatten, schlief Victoria in Ansgars Arm ein. Ansgar jedoch, lag noch lange wach. Er musste verarbeiten, was passiert war. Mit allem hätte er gerechnet, aber nicht damit, dass Victoria sich in ihn verliebt hatte. Er wusste nicht wirklich, was er dazu sagen sollte. Aber was er wusste war, dass er sich schon lange nicht mehr so wohlgefühlt hatte, wie an diesem Abend und in dieser Nacht.

Am nächsten Morgen als Ansgar erwachte, war Victoria weg. Er hatte nicht gehört, wie sie gegagen war. Verschlafen rieb Ansgar sich die Augen. Es war noch dunkel draußen. Er warf einen Blick auf die Uhr. 7.30. Er seufzte, denn er musste sich beeilen, um nicht zu spät in die Firma zu gelangen. Schnell duschte er sich und zog sich dann in Windeseile an. Eigentlich hätte er gerne noch in der Hotelbar gefrühstückt, aber das verkniff er sich lieber. Er wollte pünklich sein.

Ansgar zahlte das Zimmer in an der Reception mit seiner Kreditkarte. „Vielen Dank, Herr von Lahnstein. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag“, sagte sie. Ansgar drehte sich um und prallte frontal mit einer Frau zusammen. Diese liess ihre Aktentasche, die sie unter dem Arm hatte, fallen. „Können Sie nicht aufpassen?“ maulte sie ihn an, und sie bückte sich um die Tasche wieder aufzuheben. Auch Ansgar war in die Hocke gegangen um der Frau behilflich zu sein. Als er seine Augen vom Boden aufrichtete, traute er seinen Augen nicht.

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Zuletzt geändert von mariposa227 am 05.10.2012, 23:16, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: 01.10.2012, 20:14 
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na, will euch nicht auf die folter spannen.. ist ja nicht sooo schwer zu erraten gewesen (frieda, aber das mit lydia, das behalten wir mal im hinterkopf :pfeif )

drum heute noch ein kapitel


Kapitel 40: Jealous heart

Er blickte in zwei extrem grüne funkelnde Augen mit braunen Sprenkeln darin. Für einen Moment war es als würde die Welt stehen bleiben. Die Sekunden, in denen Ansgar Amber in die Augen sah, kamen ihm vor wie Stunden. Dann stand Ansgar auf und drückte ihr wortlos die Aktentasche, die er aufgehoben hatte, in die Hand. Sie blieb wie angewurzelt stehen. „Ansgar“, flüsterte sie tonlos.

Er wollte sich nicht mit dem Gedanken befassen, was Amber in Düsseldorf machte. Sie war Geschichte, spielte keine Rolle mehr in seinem Leben. Sie hatte ihn verlassen nach kurzer Zeit in der sie zusammenwaren, hatte ihn sitzengelassen als er krank war. Nein, das Kapitel Amber war abgehakt.

Ihr Herz raste, ihre Hände zitterten als sie die Karte in den Schlitz steckte und die Tür aufsperrte. Sie hatte den Gedanken, die Erinnerung an Ansgar so fest in ihrem Herzen verschlossen, und nun wurde der Schlüssel wieder herumgedreht. Ohne, dass sie es wollte, wanderten ihre Gedanken ständig zu Ansgar und der Zeit, die sie miteinander erlebt hatten. Sicher hatte der Gedanke daran, nach Düsseldorf zu reisen, in ihr Unbehagen ausgelöst, aber Düsseldorf war groß, und die Möglichkeit, Ansgar zu begegnen war gering. Warum war er überhaupt in seiner Heimatstadt in einem Hotel? Amber zwang sich nicht mehr darüber nachzudenken. Sie musste für den Termin, der um 10 Uhr angesetzt war, noch Unterlagen durchsehen. Sie durfte sich jetzt keine Schwäche erlauben, wo sie gerade wieder richtig in die Firma eingestiegen war. Aber es klappte nicht wirklich. Zu sehr hatte die Begegnung mit Ansgar sie aufgewühlt. Sie wusste, sie konnte die Sache nicht auf sich beruhen lassen. Sie musste Ansgar wiedersehen.

Zur gleichen Zeit fuhr Ansgar in der Enterprise in die 32. Etage. Die Fahrstuhltür öffnete sich und gab die Leute, die im Aufzug mitgefahren waren frei. Ansgar blieb bis zum Schluss stehen, verliess es dann den Fahrstuhl. Er überlegte, wie er Victoria gegenübertreten sollte. Er hatte keine Ahnung, wie er reagieren sollte. Langsam betrat er sein Büro, zog seine Anzugjacke aus und hängte sie an den Haken. Er bat Frau Dröge, ihm Kaffee zu machen, und hörte dann Victoria wie sie am Telefon mit jemandem sprach. Sie würde sicherlich gleich in sein Büro kommen, um mit ihm noch einige Verträge durchzuarbeiten. Doch er hatte sich getäuscht. Es wurde 10 Uhr, es wurde 11 Uhr, aber von Victoria keine Spur. Um halb 12 beschloss Ansgar, nach seiner Referentin zu schauen. Victoria war über Unterlagen vertieft als Ansgar um die Ecke bog. Sie hörte ihn nicht, strich sich geistesabwesend eine Haarsträhne aus der Stirn. Ansgar räusperte sich. Victoria schreckte hoch. „Ansgar“, sagte sie, und sah ihn mit einer Mischung aus Unsicherheit und Freude an. Ansgar lächelte zurück. „Hast du Zeit? Wollen wir die Unterlagen…“ Seine Stimme verstarb, denn er sah dass Victoria traurig ausschaute. „Also.. ähm..nur wenn du möchtest.. ich kann es auch…allein..“ „Nein“, sagte Victoria vehement und stand auf. Sie wollte an Ansgar vorbeigehen, ihr Körper streifte Ansgar latent, doch Ansgar hielt sie fest. „Hey“, raunte er. Sie sah ihn an wie ein waidwundes Reh. Ansgar drückte sich an sie und zog sie mit sich in die Ecke. „Ansgar.. bist du verrückt geworden?“, fragte sie. Ansgar achtete nicht darauf was Victoria sagte, sondern küsste Victoria mitten auf den Mund. „Es kann jederzeit… „ mehr konnte Victoria nicht mehr sagen, schon hatten Ansgars Lippen die ihren wieder versiegelt. Victoria schlang zarghaft die Arme um Ansgar, küsste ihn zurück. Als er sich wieder von ihr löste, sah sie ihn noch immer unsicher an. „Warum warst du heute morgen so schnell weg?“, wollte er wissen. „Ich wäre so gerne neben dir aufgewacht.“ „Ich hielt es für besser“, meinte sie einfach. „Schade“, flüsterte Ansgar. „Ansgar….Was ich da gestern gesagt habe….“ begann Victoria. „Das war sehr schön“, beendete er ihren Satz. „Es tut mir leid, das hätte ich nicht sagen sollen.“ Noch immer sah sie ihn nicht an. „Bitte mach dir keine Vorwürfe, es war alles gut so wie es war.. hörst du?“ Jetzt schaffte es Victoria, ihn anzusehen. „Nein, war es nicht. Ich hätte dich nicht mit meinem Geständnis bedrängen sollen. Ich hätte meinen Mund halten sollen.“ Ansgar holte tief Luft. Er fasste Victoria am Arm. „Victoria, du bist ein ganz besonderer Mensch für mich, das wirst du immer bleiben. Ich bin sehr froh, dass ich dich habe.“ „Aber ich habe mich verliebt in dich, Ansgar. Das ist was anderes. Das Gefühl erwiderst du nicht. Und das macht alles zunichte.“ Dann liess Victoria Ansgar stehen.

Das Meeting war endlich vorbei. Amber fuhr hoch in die 3. Etage des Hotels und war froh, gleich in Ruhe eine Dusche nehmen zu können. Sie entriegelte die Tür, warf ihre Tasche aufs Bett und entledigte sich ihrer Kleidung. Als sie das Wasser auf ihrem Körper spürte, entspannte sie sich. Sie wusch sich die Haare und wickelte sich danach in ein dickes flauschiges Handtuch. Sie sah sich im Spiegel an. Ihre Haare waren wieder fast schulterlang mit Stufen und insgesamt, hatte sie ein wenig zugenommen. Sie konnte sich wieder im Spiegel ansehen ohne dass sie erschrak. Sorgfältig schminkte sich Amber und zog sich dann an. Sie wählte ein schwarzes Top plus Strickjacke und eine enge Jeans. Sie hasste es, in ihrer Freizeit auch so gestylt rumzurennen wie fürs Business. Als sie zufrieden mit sich war, zog sie ihre Lederjacke über und verliess das Hotel.

Victoria verliess das lahnsteinsche Bürogebäude und bog gerade um die Ecke als eine Frau fast in sie hineinrannte. „Entschuldigung“, sagte diese zu Victoria. Victoria erstarrte. Diese Frau hätte sie unter tausenden wiedererkannt. „Kein Problem“, gab Victoria zurück und wollte weitergehen, doch Amber hielt sie zurück. „Warten Sie, Sie sind doch Ansgars Referentin? Ist er noch im Büro?“ wollte sie wissen. Victoria überlegte in Windeseile, sagte dann: „Nein, er ist schon gegangen. Tut mir leid.“ „Oh, schade, na dann kann man nichts machen.“ Amber zuckte mit den Schultern und drehte sich um. Victoria sah ihr nach wie sie die Straße zurückging. Ein schlechtes Gewissen durchfuhr sie. Sie hatte gelogen. Ansgar war noch im Büro. Aber sollte sie zulassen, dass Amber Ansgar noch einmal das Herz brach?

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BeitragVerfasst: 03.10.2012, 20:38 
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Kapitel 41: Still breathe for you

Es war schon dunkel als Ansgar das Büro verliess. Als er auf die Straße trat empfingen ihn dicke Schneeflocken. Er stellte den Kragen seines Mantels hoch und holte tief Luft. Er liebte Schnee und die kalte, klare Luft im Winter. Weihnachten näherte sich mit riesigen Schritten. Ansgar hatte das Fest immer sehr geliebt. Als Kind natürlich besonders, aber auch als Erwachsener. Jetzt war es schon das zweite Weihnachten, dass er allein begehen musste. Natürlich war er nicht wirklich alleine auf dem Schloss, aber es waren nicht die Menschen, mit denen er gerne feiern würde, ganz im Gegenteil. Außerdem hatten sie alle einen Partner - nur er war allein. Sicherlich würde Kim am ersten Weihnachtstag mit Emilio vorbeikommen, aber an Heiligabend würde sie bei Thomas und Victoria sein. Victoria.... Ansgar geriet wieder ins Grübeln. Was empfand er für sie? War es möglich, dass er mit Victoria einen Neuanfang wagte? Wenn sie bereit war ihren Mann zu verlassen? Er wusste es nicht. Wie von einem unsichtbaren Band gezogen liess Ansgar sich durch die belebten Straßen Düsseldorfs treiben. Er wollte noch nicht nach Hause. Er schaute in die Auslagen der Geschäfte, beobachtete die Menschen, wie sie durch die Straßen hetzten, ruhelos, wie auf der Suche nach etwas. Wortfetzen, die an sein Ohr drangen, Straßenlärm, Busse, Autos, die hupten, Hunde, die bellten, das alles kam ihm so laut und undurchdringbar vor. Es war ihm früher nie so extrem aufgefallen. Im Gegenteil, er war immer jemand gewesen, der die Schnelligkeit des Lebens schätzte, der nach dem Motto „time is money“ lebte und der die dritte Spur mit dem Auto befuhr. Jetzt kam ihm das alles falsch vor. Die Macht, das Geld, das Ansehen, dass ihm alles einmal so wichtig gewesen war, das alles stand nicht mehr an erster Stelle seiner Prioritätenliste. Er hatte vom Leben eine zweite Chance bekommen, und die wollte er nutzen.

Der Schnee fiel in immer dickeren Flocken vom Himmel, und Ansgar konnte bald nichts mehr sehen. Er beschloss zurück zur Enterprise zu gehen und nach Hause zu fahren. Er verließ die Königsallee.
Der Schnee bedeckte jetzt den kompletten Boden des Fussweges, obwohl dieser stark betreten wurde, so heftig schneite es. Auf einmal klingelte sein Handy. Ansgar griff in die Tasche, um es herauszuholen, da prallte er frontal mit jemandem zusammen. Sein Handy flog in hohem Bogen durch die Luft und zerbrach auf dem Bürgersteig. „Was zur Hölle…“ fluchte er los, doch dann sah er wer ihn umgerannt hatte.

Sie war wie angewurzelt stehengeblieben, unfähig sich zu rühren. Auch Ansgar war es als hätte es ihm die Luft abgedrückt. Wie sie da vor ihm stand in ihrer abgewetzten Lederjackee, mit den hohen Stiefeln über der Jeans, den nassen Haaren, die ihr ins Gesicht fielen und den geröteten Wangen von der Kälte, wurde ihm bewusst, dass er sie nie ganz vergessen hatte. Sie berührte nach wie vor etwas in ihm, und er konnte sich dem nicht entziehen. Dennoch sagte etwas in ihm, dass er besser weitergehen sollte, denn sie hatte ihm das Herz gebrochen. Ansgar wandte sein Gesicht von Amber ab und wollte an ihr vorbei, doch sie hielt ihn am Ärmel fest. „Bitte lauf nicht wieder weg“, bat sie eindringlich und mit flehender Stimme. „Das ist doch kein Zufall, dass wir das zweite Mal an diesem Tag zusammenstossen“, sagte sie. Ansgar sah sie hart an. „Ist es Zufall gewesen, dass du mich hast sitzenlassen nachdem ich dir meine Liebe gestanden habe?“ fragte er. „Bitte lass mich erklären, Ansgar…“ begann sie, doch Ansgar wehrte ihren Arm ab. „Nein, Amber, du hattest deine Chance.“ Er sah die unendliche Traurigkeit in ihren Augen, doch er wollte sich auf kein Gespräch einlassen. „Verdammt, du hörst mir jetzt zu!“ schrie Amber auf einmal drauf los. Sie hielt Ansgar erneut am Arm fest. „Hau ab, Amber“, stiess er zornig hervor. Heftig schüttelte er ihren Arm ab, stiess sie von sich, dass sie das Gleichgewicht verlor und fast hinfiel. Fassungslos sah Amber Ansgar an. Sie spürte, dass sie ihn sehr tief verletzt haben musste, so wie er sie behandelte. Es hatte keinen Sinn, sie kam nicht an ihn heran. Sie sah traurig, wie Ansgar sich umdrehte und sich dann immer weiter von ihr entfernte.

Hatte er zu heftig reagiert? Was hatte sie ihm sagen wollen? Hätte er zuhören sollen? Ansgar machte sich Vorwürfe, dass er sie so gestossen hatte. Sie war beinah gestürzt. Er beschloss, nicht weiter darüber nachzudenken und irgendwo noch einen Absacker zu nehmen. Er setzte sich in ein Lokal und bestellte sich einen Bourbon, dann noch einen zweiten und einen dritten. Jetzt war er leicht angetrunken, denn er war den Alkohol nicht mehr so gewöhnt; seit seinem Herzinfarkt hatte er sich zurückgehalten mit der Trinkerei. Er zahlte und verliess das Lokal. Dann rief er sich ein Taxi und liess sich zur Enterprise fahren. Er benötigte noch wichtige Unterlagen, die er mit nach Hause nehmen wollte. Er betrat den Eingang des Lahnteingebäudes und wäre fast gegen etwas am Boden getreten. Er sah nach unten und erschrak. Amber sass vor dem Eingang der Enterprise auf den Stufen. Wie lange hatte sie hier schon gesessen? Sie musste total durchgefroren sein. Sie sah ihn an, und in ihrem Blick lag so viel Sehnsucht dass Ansgar nicht anders konnte als die Hand nach ihr auszustrecken. „Wie lange sitzt du schon hier?“ fragte er etwas fassungslos. Dann erst sah er, dass sie geweint hatte, ihre Augen waren schwarz umrandet weil ihre Wimpertusche verlaufen war, und ihre Haare hingen ihr nunmehr klatschnass ins Gesicht. Langsam streckte sie auch ihre Hand aus um die seine zu ergreifen, die sie hochziehen wollte. In dem Moment als sich ihre Hände berührten, war es als würde sie einen Stromschlag bekommen. Sie liess sich von Ansgar hochziehen und stand dann vor ihm. „Großer Gott, du bist ja total durchässt“, sagte er, und seine Stimme klang besorgt und weich. Ansgar sah, dass ihr immer noch die Tränen übers Gesicht liefen, sich weiter mit der Schminke vermischten und schwarze Spuren in ihrem Gesicht hinterliessen. Amber sah Ansgar nur an, sah die Besorgnis in seinen Augen, sah dass auch er ziemlich durch den Wind war. Sie merkte, dass er getrunken hatte, an der Art wie er sprach. Sie hatte ihn einige Monate nicht mehr gesehen, wenn man vom Morgen an der Rezeption absah. Schmal war er geworden, und seine Haare länger. Unwillkürlich streckte sie eine Hand aus und berührte seine Haare, strich ihm eine Strähne aus dem Gesicht. Ambers Herz klopfte wie wild, sie hatte sich so nach Ansgar gesehnt, seitdem sie ihn am Morgen wiedergesehen hatte. Spürte auch Ansgar was noch zwischen ihnen war? Fühlte er es?

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 Betreff des Beitrags: Re: Never forget
BeitragVerfasst: 05.10.2012, 20:45 
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Kapitel 42: Currency of love

Ansgar war wie elektrisiert als sie ihn berührte. Er sah in ihre Augen und sah, wie sie dunkel vor Tränen funkelten. Und dann vergaß er seinen Groll und seine Wut, die er vorhin noch gespürt hatte. In ihm war nur noch Verlangen, Verlangen nach dieser kleinen, blonden Frau mit den grünen Augen. Mit einer heftigen Bewegung riss er sie an sich. Sie sah in seinen Augen das Feuer und die Lüsternheit und schloss die Augen als seine Lippen die ihren berührten. Seine Zunge schob sich in ihren Mund, und mit der Hand drängte er Amber an die Wand. Ungeduldig schob er eine Hand zwischen ihre Beine und versuchte den Reissverschluss ihrer Jeans zu öffnen. Stöhnend vor Anstrengung wurde ihm bewusst, dass sie vielleicht lieber ins Bürogebäude gehen sollten, denn sonst würden sich sich hier draußen noch den Tod holen. Ansgar öffnete den Eingang und schob Amber vor sich in die Halle. Er küsste Amber weiter und drängte sie zum Empfangsbereich. Dort, hinter dem Tresen schob er sie auf den hochlehnigen Drehstuhl - nicht ohne sie weiterhin heftig zu küssen.

Mit einem gezielten Griff fuhr Amber den Stuhl in die höchste Position. Ansgar riss ihr die Lederjacke von der Schultern und zog auch die Strickjacke mit aus. Dann entledigte er sich seines Mantels und seines Jackets. Beides flog in hohem Boden hinter ihn. Bevor er sie wieder küsste, hielt einen Moment inne und schaute sie an. Sie rührte sein Herz einmal mehr, genau wie damals als sie sich in seiner Suite übergeben hatte. Er wusste nicht, was es war, aber er hatte sich selten so zu einer Frau hingezogen gefühlt. Diese Kindlichkeit, die sie ausstrahlte, obwohl sie so tough sein konnte, ihre Zartheit gepaart mit ihrer oft so kratzbürstigen Art, ihre fragile Figur mit dem Kontrast der Lederjacke.. .das alles entfachte in seinem Kopf ein Feuerwerk der Gefühle. Und dass sie auf ihn gewartet hatte in der Kälte mit nassen Haaren und dass sie geweint hatte, machte ihn auf eine Art ungeheuer an.

Ambers Augen waren noch immer feucht. Sie wurden dann noch grüner als sie ohnehin schon waren. Unter endlosen Wimpern sah sie Ansgar tief in die Augen. Dann fing sie an, sein Hemd aufzuknöpfen. Sie fuhr mit den Händen über seine Brust und schob ihre Hand dann abwärts. Ansgar verdrehte die Augen und stöhnte. Amber öffnete geschickt den Reissverschluss seiner Hose. Da Ansgar jetzt vor ihr stand, glitt seine Hose in Windeseile von seinen Beinen. Ansgar hatte es auch geschafft, ihren Reissverschluss zu öffnen, doch sie musste erst ihre Stiefel ausziehen. Sie streckte Ansgar ihre Beine entgegen. Er zog den Zipper ihrer schwarzen Boots auf und zog die Stiefel aus, dann ihre Jeans und ihr Top. Wieder sah er sie an bevor er ihren Slip von ihren Hüften streifte, sah wie sie vor Begehren glänzende Augen hatte, sah, wie sehr sie ihn wollte. Amber streckte eine Hand aus und zog Ansgar die Boxershorts herunter. Dann zog sie ihn an sich.

Als er in sie eindrang stöhnte sie auf, hielt sich an ihm fest, da es eine ziemlich wackelige Angelegenheit auf dem Stuhl war. Sie hatte die Beine um ihn herumgeschlungen, damit er noch tiefer in sie rutschen konnte. Ansgar drehte innerlich fast durch, so sehr wollte er sie. Doch nach kurzer Zeit konnte er die Position nicht mehr halten. Es war zu anstrengend. Er rutschte aus ihr heraus und zog sie vom Stuhl hoch. Wie sie vor ihm stand nur mit BH und er sich an sie drückte, wurde ihm fast schwindelig vor Erregung. Er schob ihre BH-Träger von den Schultern und löste dann den Verschluss. Er wollte sie komplett nackt sehen. Dann setzte er sich auf den Stuhl und zog sie mit sich, so dass sie auf ihm sitzen konnte. Dann fing sie an, sich zu bewegen. Für Ansgar war es das zweite Mal, dass er Sex seit seinem Herzinfarkt hatte, und es war noch sehr ungewohnt für ihn. Die Position tat ihr Übriges dazu. Lange würde er nicht durchhalten können. Amber küsste ihn am Hals und zog die Haut sanft mit ihrem Mund ein. Ansgars Sinne waren wie benebelt. Diese Frau war der Wahnsinn. „Ich habe dich so vermisst“, sagte sie leise zu ihm als sie vorne rübergebeugt seinen Hals küsste. Ansgar konnte nichts sagen. Er hatte den Kopf in den Nacken gelegt und war wie weggetreten. „Scheisse, Ansgar, ich kann nicht mehr… „ fluchte sie dann, weil es sehr anstrengend war. „Bitte, nur noch ein bisschen“, stöhnte er und hob Ambers Hüften an um sie auf ihm zu bewegen. Seine Hände fuhren höher und berühren ihre Brüste. Das war dann zuviel für Ansgar. Mit heftigem Keuchen kam er explosionsartig. „Oh Gott“, entfuhr es ihm. Seine Hände krallten sich in ihre Haut, und er verbarg den Kopf in ihrem Dekollete´. Ihre Arme schlangen sich um ihn und hielten ihn fest. Sie hätte in dieser Position nur schwerlich einen Orgasmus haben können, aber es war ihr nicht so wichtig. Wichtig war nur, dass sie mit Ansgar hier war, dass sie ihn endlich wieder berühren konnte.

Er atmete noch immer schwer und sah sie jetzt an. Sanft strich Amber ihm eine Strähne aus der Stirn, fuhr mit den Fingern die Umrisse seines Gesichts nach. „Du bist so schön“, flüsterte sie. „Ich habe mich so nach dir gesehnt, die ganzen Monate. Bitte verzeih, was ich dir angetan habe.“ Ansgar legte ihr einen Finger auf den Mund. „Psst, nicht jetzt“, gab er leise zurück. Er wollte nicht reden, er wollte noch dem Moment nachspüren. Wieder suchten seine Lippen ihren Mund. Er musste sie küssen, immer wieder, er konnte nicht anders. Zu lange hatte er auf dieses Gefühl verzichtet. Irgendwann lösten sie sich voneinander. Amber stand auf und bückte sich nach den Kleidungsstücken. Als Ansgar das beobachte, hätte er sie am liebsten schon wieder vernascht. Sie reichte ihm die Boxershorts und sein Hemd, zog sich selbst BH und Slip an, dann beugte sie sich über Ansgar und knöpfte die Knöpfe seines Hemdes zu. Allein das machte Ansgar schon wieder wuschig. Er griff in ihre blonden fast schulterlangen Haare. „So ungewohnt“, murmelte er, da er sie nur mit kurzen Haaren kannte. „Soll ich sie wieder abschneiden?“ fragte sie. „Mh, nein, das ist sehr schön so. Aber das kurze mochte ich auch.“ Amber zog Ansgar die Hose hoch und schloss den Reissverschluss, dann den Gürtel. „Meinst du, der Opa kann sich nicht allein anziehen?“, fragte Ansgar belustigt. Amber lächelte. „Fängst du schon wieder an? Es ist doch schön so.“ „Ja, das ist es“, sagte er. „Ansgar?“ fragte sie dann. „Fährst du mich nach Hause?“ „Du meinst ins Hotel?“, fragte er. „Ja, ich meine ins Hotel.“ Wortlos ergriff Ansgar ihre Hand und ging mit ihr aus dem Foyer der Enterprise in Richtung Tiefgarage.

„Tut mir leid, ich bin mit dem Opa – Auto hier“, sagte Ansgar als er seinen Mercedes entriegelte und sah Amber belustigt an. „Du hast es nicht vergessen“, stellte sie fest. „Natürlich nicht, bin ja noch kein seniler alter Greis, auch wenn ich schwer angeschlagen bin.“ Amber spürte, auch wenn Ansgar es belustigt sagte, dass es ihn seinerzeit getroffen hatte, dass sie ihn indirekt als „Opa“ bezeichnet hatte. „Ich fahre gerne mit deinem Opa – Auto“, sagte sie daher und stieg ein. Ansgar fuhr den Mercedes sicher aus der Tiefgarage und lenkte ihn dann durch die Straßen Düsseldorfs. Das Steigenberger war nur einen Katzensprung entfernt von dem Gebäude der Enterprise, und kurze Zeit später parkte Ansgar den Wagen in der Tiefgarage des Hotels.

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 Betreff des Beitrags: Re: Never forget
BeitragVerfasst: 07.10.2012, 15:25 
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Kapitel 42: Currency of love (Teil 2)

Sie fuhren mit dem Fahrstuhl hoch in den 3. Stock, wo sich Ambers Hotelzimmer befand. Kaum schloss sich die Tür hinter Ansgar, fing er schon an, Amber zu küssen. „Du hast wohl einen erheblichen Nachholbedarf“, stellte sie amüsiert fest. „Reden können wir später“, murmelte er an ihrem Hals und schob sie in Richtung Bett. In Windeseile hatte er sie entkleidet und fing dann an, sich selbst auszuziehen. Als auch das letzte Kleidungsstück gefallen war, zog Amber Ansgar zu sich herunter. „Du weisst nicht, wie ich mich in den letzten Monaten jeden Tag nach dir gesehnt habe“, sagte sie leise. „Ich habe dich nicht verlassen weil ich dich nicht geliebt habe, sondern…“ Ansgar legte ihr wieder eine Hand auf den Mund. „Nicht jetzt“, sagte er nur, und dann verschloss er ihren Mund mit seinen Lippen. Sie schliefen erneut miteinander. Diesmal war Ansgar weniger stürmisch, sondern bewegte sich langsam und intensiv in ihr. Dass er noch vor ein paar Tagen geglaubt habe, nicht mehr zu können, kam in Ansgars Kopf, und er musste innerlich schmunzeln bei dem Gedanken. Er schien wieder ganz der Alte zu sein. Er hatte nur ein paar Anlaufschwierigkeiten nach seiner selbst verordneten Pause gebraucht.

Immer noch schwer atmend lag Ansgar neben Amber nachdem er sich aus ihr zurückgezogen hatte. Sie hatte den Kopf auf seine Brust gelegt. Ansgar bemerkte, dass sie ihn musterte. „Ist was nicht in Ordnung mit mir?“, wollte er wissen. „Wieso?“ „Weil du mich so ansiehst.“ „Darf ich das nicht?“ „Doch schon, aber es ist nicht das erste Mal dass du mich nackt siehst.“Naja, es ist eine Zeit her“, meinte sie. „Ach so, und da denkst du, ich habe noch mehr Speck angesetzt?“ Er zog die Augenbrauen hoch. Amber knuffte ihn in die Seite. „Nun vergess endlich mal, dass ich das damals mit dem minimalen Hüftspeck gesagt habe. Du weisst ganz genau, wie ich das meinte. Du bist ja kein Kerl mit Waschbrettbauch, aber ich habe dir auch gesagt, dass mir das eh nicht gefällt. In einer Zeitschrift vielleicht aber doch nicht für jeden Tag, da hätte ich ja Komplexe.“ Wieder zog Ansgar die Augenbrauen hoch. „Du? Komplexe? Du bist so ziemlich das Schärfste was mir je untergekommen ist“, sagte er, und nun war es an Amber erstaunt zu schauen. „Na, im wahrsten Sinne des Wortes, was? Nein, aber schau mal bitte, hier…“, sie zeigte auf ihren Bauch, „da ist auch ein bischen Fett, und meine Beine waren auch schon schlanker. Seitdem meine Chemotherapie vorbei ist, hab ich einige Kilos zugenommen.“ „Papperlapp, du bist perfekt so, keine Widerrede“, meinte er entschlossen. „Wenn du das sagst… Aber nein, Ansgar, ich finde, DU hast abgenommen, und zwar ganz schön, und ich sehe da doch Ansätze von einem Waschbrettbauch. Machst du Sport?“ Ansgar zögerte. Er hatte noch niemandem erzählt, dasss er dann und wann auf Anraten des Arztes ein Fitnessstudio besuchte. Es war ihm ein wenig peinlich. Für gewöhnlich mochte er keinen Sport mit Ausnahme des Golfens, aber er merkte, dass es seiner Gesundheit zuträglich war. „Ja, ich mache Sport. Dann hat es also etwas gebracht?“ „Ja, auf alle Fälle. Und deine Haare, lässt du sie wachsen? Das sieht.. sehr gut aus. Du hast mir mal Bilder gezeigt von dir aus der Zeit, wo du mit Lydia die Affäre angefangen hast. Sieht ein wenig aus wie damals.“ Sie fuhr mit der Hand durch Ansgars volles, dunkles Haar, dass ihm strähnig ins Gesicht fiel. „Ja, ich dachte, das könnte ganz gut aussehen“, meinte er. Amber sah ihn bewundernd an. „Mir gefällt eh alles an dir, das weisst du…“ „Ist das so?“ gab er zurück. Als Antwort küsste sie ihn und schob ihre Hand zwischen seine Beine. „Hm, da hat aber jemand noch nicht genug“, sagte er, und in seiner Stimme war wieder dieses Raunen, was bedeutete, dass es ihm auch so ging. Schon hatte er sich wieder über sie gelegt und sich Einlass verschafft. „Du bist wirklich sehr schnell wieder einsatzbereit“, murmelte sie und dann gab sie sich ihrer Leidenschaft hin.

Amber und Ansgar lagen fast die ganze Nacht wach und redeten. Sie erklärte ihm die Gründe für ihren derzeitigen Cut in der Beziehung. „Ich hatte einfach so viel mit mir und meiner Krankheit zu tun, ich konnte einfach nicht damit klarkomen, dass du Mitleid für mich empfunden hast. Du hast mich so lebensfroh kennengelernt, und dann kam ich mit dem Hammer um meine Krankheit. Ich hoffe so, dass du mir verzeihen kannst, Ansgar.“ Ansgar überlegte kurz und sagte dann: „Ich habe dir doch schon verziehen“ Amber sah ihn an und in ihren Augen standen die Tränen als sie erwiderte: „Es tut mir so leid, was ich dir angetan habe, dass ich dich allein gelassen hast, als DU mich brauchtest, damals nach deinem Herzinfarkt. Das kann ich mir selbst nicht verzeihen.“ „Du hast mir doch das Leben gerettet, weil du mich gefunden hast“, sagte er leise. „Du weisst es?“ „Ja. Ludwig hat mir erzählt, dass du im Krankenhaus gewesen bist und dass du es warst, die mich ohmmächtig in der Suite gefunden hast. Aber ich weiss nicht, warum du dann nicht einmal bei mir gewesen bist, warum du dann nach Frankfurt zurückgegangen bist.“ „Ich war bei dir im Krankenhaus, also ich meine an deinem Bett.“ „Aber warum bist du gegangen?“ Amber sah zu Boden. „Ich habe gewartet, solange bis der Arzt sagte, dass du außer Lebensgefahr bist. Dann erst bin ich zurück nach Frankfurt. Ich weiss, dass ist keine Entschuldigung, ich hätte für dich da sein müssen so wie du für mich. Aber ich konnte einfach zusätzlich zu meiner Krankheit nicht noch deine ertragen. Ich weiss, wie egoistisch das für dich klingen muss, aber ich musste mich selbst schützen.“ Ansgar sah sie nachdenklich an. „Ich verstehe das, Amber. Du tickst wie ich. Auch ich hätte vielleicht meine Probleme gehabt damit klarzukommen wenn ich selbst so belastet bin. Ich bin dir nicht mehr böse. Ich war sauer, wütend, ja, vor allen Dingen weil du dich nie wieder gemeldet hast, aber das ist vorbei.“ Er nahm ihre Hand und sah ihr tief in die Augen. „Du bist ziemlich besonders, Ansgar von Lahnstein, weisst du das?“ sagte sie, und in ihrer Stimme klang Zärtlichkeit mit. „Das ist der Grund warum ich mich vom ersten Tag an in dich verliebt habe. Ich wusste ab dem Moment wo ich dich sah, dass du derjenige bist, mit dem ich mein Leben verbringen will. Ich weiss, wie kitischig das klingt, aber das ist das was ich fühle.“ Ansgar küsste sie statt einer Antwort nur und flüsterte dann: „Das ist gar nicht kitschig, das ist ehrlich, und schön.“ „Ich bin nur eine Nacht hier in Düsseldorf. Morgen habe ich noch ein Meeting, und dann fliege ich zurück nach Frankfurt. Ich wollte dich fragen… ob.. ob du mit mir kommst?“ „Wie, mit dir kommen?“ „Naja, ob du es einrichten kannst, dass du eine Woche oder ein paar Tage freinehmen kannst. Das wäre so schön. Ich kann sonst nicht wieder abreisen, ich möchte dich bei mir haben.“ Ansgar überlegte, dann sagte er zu. „Na, dann hab ich eben Konsolidierungsgespräche mit einer Bank in Frankfurt. Nur so für die Öffentlichkeit.“ Amber schmunzelte. „Ich fliege um 16 Uhr, ich denke, das ist zu früh für dich? Wenn du eine spätere Maschine nimmst, dann hol ich dich am Flughafen ab, okay?“ „Du hast an alles gedacht, wie ich sehe.“ Ansgar nickte anerkennend. „Ich habe noch eine Sitzung morgen, aber dann komm ich zu dir.. Ich denke so ab 19:30 kann ich da sein. Und jetzt lass uns noch etwas schlafen, ich bin müde.“ „Ja, Opa“, sagte Amber und erntete von Ansgar einen bösen Blick.

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BeitragVerfasst: 09.10.2012, 20:48 
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Kapitel 43: Pretend to be?

„Ludwig, ich werde für eine knappe Woche in Frankfurt sein, ich treffe mich dort mit potentiellen Geschäftspartnern. Kannst du bitte in meiner Abwesenheit ein Auge auf die Bank haben? Victoria werde ich sogleich informieren. Sie kennt sich in allem fast so gut aus wie ich. Sie ist die Ansprechpartnerin für dich.“ Ansgars Worte an seinen Onkel waren kurz und knapp und dulteten keinen Widerspruch, aber zu seiner Überraschung nickte Ludwig sofort. „Das geht in Ordnung, Ansgar, ich wünsche dir eine gute Reise.“

Victoria war nicht sehr erbaut von der Aussicht, eine ganze Woche fast alleine verantwortlich für die Lahnsteinbank zu sein. „Wie stellst du dir das vor?“, fragte sie ihn. „Na, du bist mein bestes Pferd im Stall, Victoria. Du machst das schon.“ Victoria war vorgewarnt. Ansgar süssholzraspelte doch nicht ohne Grund. „Du fährst zu ihr, nicht wahr? Das ist auch der Grund warum ich dir kein Hotel suchen brauch´.“ Ansgar sah Victoria überrascht an. Wieder einmal bemerkte er, dass sie nicht nur schön war sondern ihn auch sofort durchschaute. „Woher weisst du….“ „Ich habe sie gestern getroffen. Sie hat nach dir gefragt.“ „Davon hast du mir ja gar nicht erzählt. Wann war das?“ Victoria sah zu Boden. Jetzt würde ihre Lüge auffliegen, aber sie hatte sich geschworen, Ansgar nicht länger anzulügen. „Gestern nachmittag, als ich das Büro verlassen habe.“ „Und warum hast du sie nicht zu mir hochgeschickt?“, wollte er wissen. Seine Stimme klang schon ein wenig schärfer. „Weil, weil du gesagt hast, dass du nichts mehr von ihr wissen willst.“ „Du meinst wohl weil du wolltest, dass ich nichts mehr von ihr wissen will, weil du eifersüchtig bist, weil du es nicht ertragen könntest, wenn ich wieder etwas mit ihr anfange.“ Ansgar bereute sofort was er gesagt hatte, denn er sah, wie Victoria zusammenzuckte. „Tut mir leid, Victoria, aber du musst schon mich entscheiden lassen, was ich mit Amber vorhabe.“ „Ich wollte nicht, dass sie dir noch einmal das Herz bricht“ sagte sie leise. „Und ja, es tut mir weh, wenn ihr jetzt wieder zusammenseit. Ich habe dir meine Gefühle gebeichtet, schon vergessen?“ „Nein, habe ich nicht. Es tut mir leid, Victoria, du weisst, dass wir beide eine ganz besondere Beziehung haben, und du immer ein Teil in meinem Leben sein wirst, aber.. ich liebe Amber.“ Victoria war jetzt aufgestanden und sah Ansgar traurig an. „Ich wünsche dir viel Spass in Frankfurt.“ Damit war sie aus seinem Büro verschwunden.

Es machte Ansgar traurig, dass er Victoria verletzen musste, aber er wollte sie nicht belügen. Sobald er aus Frankfurt zurückwar wollte er noch einmal mit ihr reden. Aber jetzt freute er sich ersteinmal auf das Wiedersehen mit Amber. Ansgar war ein wenig aufgeregt als er sich auf Königsbrunn zurechtmachte und Justus seinen Koffer brachte, den er für ihn gepackt hatte. Dann machte er sich auf den Weg zum Flughafen.

Er sah sie schon von weitem. Sie trug ihre obligatorische abgewetzte Lederjacke und ihre schwarzen hohen Stiefel, so wie am gestrigen Tag. Sein Herz pochte als er ihr immer näher kam. Es war das erste Mal seit Lydia, dass er diese Aufregung bei einem Treffen mit einer Frau verspürte. Amber strahlte übers ganze Gesicht als Ansgar ihr einen kleinen Strauss Rosen überreichte. „Danke“, flüsterte sie und zog ihn an sich. „Ich bin so froh, dass du hier bist, komm lass uns gleich zum Auto“, plapperte sie. Das war wieder die Amber, die er kennengelernt hatte, deren Mund selten stillstand und in die er sich verliebt hatte. „Hast du es so eilig?“, neckte er sie. „Ja, hab ich. Ich will endlich mit dir alleine sein“, gab sie zurück. Hand in Hand gingen Amber und Ansgar zu ihrem Auto. Ansgar pfiff durch die Zähne als er ihr Auto sah. Es war ein 7er BMW. „Hattest du nicht gesagt, es wäre ein 5er?“ fragte er und sog die Luft zwischen die Zähne. „Ja, aber dann hättest du mich doch für ein Luxusgirlie gehalten, oder?“ „Mh, keine Ahnung, aber kannst du überhaupt damit fahren?“, spielte er dann auf ihre Größe an. Amber war höchstens 1,66 gross und recht zierlich. Sie sah ihn nur spöttisch von oben herab an und meinte: „Wirst du ja gleich sehen. Schnall dich gut an.“ Ansgar schmunzelte. Aber ihm verging das Lachen ziemlich schnell wieder. Amber bugsierte die große Limousine sehr sicher aus der engen Parklücke und fuhr mit einem Affenzahn an, so dass Ansgar im Sitz nach hinten gedrückt wurde. „Du musst kein Rennen gewinnen, das weisst du hoffentlich?“, fragte er sie. „Nö, aber so macht´s einfach mehr Spass“, lachte Amber. Ansgar war einmal mehr fasziniert von ihrer erfrischenden Art; sie war einfach so wie sie war, und das liebte er an ihr.

Es war ein Stück Fahrt vom Flughafen bis nach Sachsenhausen, wo Amber wohnte. Nach etwa zehnminütiger Fahrt fuhr Amber vor einem mehrstöckigen Wohnhaus in die Tiefgarage. Sie parkte den Wagen vor dem Schild A. Richardson und stieg dann aus. „Na, dann kann ich ja froh sein, dass ich heil angekommen bin“, flachste er, und überspielte so seine dezente Aufgeregtheit, denn ein bischen mulmig war ihm schon zumute. Amber lachte und schüttelte ihr Haar nach hinten. „Komm“, sagte sie nur und nahm seine Hand.

Ansgar staunte nicht schlecht, als Amber und er mit dem Fahrstuhl direkt von der Tiefgarage in ihre Wohnung, ein Penthouse im obersten Stock, fuhren. Er pfiff durch die Zähne, als sich die Fahrstuhltür öffnete. „Nicht schlecht“, sagte er anerkennend als er das Loft betrat. Es war ein mindestens 80 m² großer Wohn- und Essbereich mit offener, Lackküche. Dahinter sah man mehrere Türen angrenzen. Es erinnerte ihn ein wenig an sein Penthouse in der Holding, dass er früher ab und an bewohnt hatte, in der Woche. Amber führe Ansgar in der Wohnung herum. Es gab ein riesiges Badezimmmer, mit fast bodentiefen Fenstern, vor denen eine Badewanne stand. „Wenn ich bade, kann ich über ganz Frankfurt schauen“, sagte sie. Vom Bad aus kam man ins Schlafzimmer. Es war ebenfalls recht groß. Es gab noch ein etwas kleineres Zimmer, das Büro sowie ein Gästezimmer. Ansgar war dezent entsetzt. Er wusste ja, dass Amber aus gutem Hause kam, aber bisher hatte er sie für eher bodenständig gehalten. Amber sah Ansgar fragend an. „Hey, was ist los? Gefällts´dir nicht bei mir?“ wollte sie wissen. „Ganz schön protzig für eine Person“, sagter er. Amber sah ihn erstaunt an. „Wie, was? Sagt der Mann, der ein Schloss sein eigen nennt?“ Sie lachte. „Ähm, das Schloss gehört nicht mir allein, und Ich selber habe nur eine mickrige Suite, in der ich mich aufhalte, schon vergessen?“, gab Ansgar zurück. „Ich habe grad das Gefühl, mich rechtfertigen zu müssen“, sagte sie etwas irriertiert. „Und ich habe grade das Gefühl, das ist nicht die Amber, die du vorgegeben hast zu sein“, sagte er.

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BeitragVerfasst: 11.10.2012, 11:39 
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Kapitel 44: See right through you

„Weil ich hier wohne? Ich habe dir erzählt, dass mein Vater eine Bank besitzt. Was ist jetzt so ungewöhnlich?“ „Du hast mir gesagt, dass du ziemlich normal aufgewachsen bist, dass ihr ein Penthouse zusammen bewohnt habt, dass du aber immer relativ un-abgehoben durchs Leben marschiert bist. DAS hier“, er deutete auf die Wohnung, „entspricht dem meines Erachtens nicht.“ Amber schien total verunsichert. „Ansgar, ich glaube nicht, dass ich dir Rechenschaft schuldig bin. Aber nur so viel: Mein Vater hat mir 2007, dieses Penthouse gekauft als ich in die Firma eingestiegen bin. Es kam 890.000 Euro, falls du es genau wissen willst, und ja, ich wohne gerne hier. Ich meine, ich muss den Luxus nicht zwingend haben, aber es ist dennoch angenehm. Noch vor einem halben Jahr hätte ich alles was ich besitze weggeben, dafür, dass ich leben darf. Meinst du wirklich, ich bin so oberflächlich, nur weil ich das was sich mir bietet ergreife? Du tust nichts anderes, Ansgar. Und wo wir gerade dabei sind. Ich bin keine bürgerliche. Ich entstamme genau wie du, einem alten Adelsgeschlecht. Richardson ist nur der Name meines Ex-Mannes, den ich behalten habe. Ich heisse mit Mädchennamen von Winterberg. Ansgar sah sie total perplex an. “Warum hast du mir nicht die Wahrheit gesagt? Ich versteh das grad´nicht.“ „Weil ich einfach keine Lust auf diesen Adelsquatsch habe, darum. Ansgar, ich bin die, die du kennengelernt hast, die Amber, die sich nicht viel aus Luxus macht, die bescheiden und lebenslustig ist.“ „Ich glaube, du verstehst grad etwas nicht, Amber,“ sagte Ansgar mit fester Stimme. „Ich sehe hier ein Penthouse mit sicher 130 m² mit einer noblen Einrichtung, und das passt so gar nicht zu der Person, die mir versichert hat, eher normal und bodenständig zu sein. So ganz und gar nicht, und da frage ich mich doch, was du noch alles erzählt hast, was vielleicht nicht stimmt.“ Amber sah Ansgar fest an und sagte dann:

„Ich glaube, ich weiss, was dein Problem ist, Ansgar von Lahnstein. Du hast dich bisher in bürgerliche Frauen verliebt, Frauen, die aus dem eher einfacheren Mittelstand kommen. Diese Frau reizen dich, da sie zu dir aufsehen. Du kannst vor ihnen den großen Macker raushängen lassen mit eigenem Schloss. Sie schauen zu dir auf, weil sie nichts groß gewöhnt sind, sie lassen sich gerne blenden von deinem Luxus. Ist es nicht so?“ „Lass meine Ex - Frauen aus dem Spiel. Lydia war nicht so, und Nathalie schon gar nicht. Und auch Victoria nicht.“ „Ich weiss, dass du so tickst, Ansgar. Du erträgst es nicht, wenn eine Frau dir auf Augenhöhe begegnet. Du möchtest über den Frauen stehen, möchtest der Mächtige sein. Ich wusste von Anfang an, wie du gestrickt bist, ich habe dich durchschaut. Du machst mir nichts vor. Vor solchen Frauen wie mir hat du Angst, weil sie dir ebenbürtig sind. Weil sie – genau wie du – die Macht und den Luxus lieben, weil sie nicht imponiert von deinem Gehabe sind, weil sie nämlich genauso einflussreich und mächtig sind. Aber da ich wusste, wie du tickst, habe ich die andere Amber in mir herausgekehrt, zum Teil. Die Amber, die - obwohl sie dominant ist – auch mal gerne in Anführungsstrichen schutzlos einfach nur ihre kleine Hand in die eines Mann legen möchte und sich leiten lassen will, jetzt überspitzt formuliert. Das ist das Weibchen in mir, Ansgar. Aber das ist nur eine Seite. Genau wie du die dunkle Seite in dir hast, die ich im übrigen kenne, so hab ich diese zwei Seiten auch in mir. So wie du mich gestern erlebt hast, wo ich verheult vor der Enterprise sass, das bin auch ich. Aber das hier, das ist eben auch mein Leben, mein Leben in Frankfurt, dass ich mir aufgebaut habe. Und wenn du solche Schwierigkeiten mit starken Frauen hast, dann solltest du dich vielleicht mal fragen, wer von uns beiden hier grad ein Problem hat, denn ich bin es nicht.“ „Bist du jetzt fertig? Darf ich auch etwas sagen? Es geht nicht darum, dass ich der Mächtige sein will, sondern darum, dass du mich angelogen hast. Und ja, ich mag es wenn ich einer Frau etwas bieten kann, und vielleicht hast du recht, und ich komm nicht so gut damit klar, wenn eine Frau zu eigenständig ist. Das war auch mein Problem mit Lydia, aber sie hat mich ja verlassen weil sie ihr Ding durchziehen wollte.“ „Nein, Ansgar, nicht sie hat dich verlassen. DU hast sie verlassen, emotional hast du sie verlassen. Du hast den Artikel lanciert und ihr die Karriere versaut, weil du nicht ertragen hast, dass sie ihr Leben abseits vom Glanz des großen und mächtigen Ansgar von Lahnsteins führen will. Ich weiss alles über dich, Ansgar von Lahnstein, alles, und wenn du richtig recherchiert hättest, so wüsstest du auch mehr über mich.“

Ansgar funkelte Amber fast zornig an. „Ich muss mir das hier nicht geben“, sagte er und wandte sich ab. „Ach nein? Weil dir jemand die Wahrheit sagt? Erträgst das das nicht? Ansgar, ich will dir doch nichts böses, ich akzeptiere wie du bist, aber bitte akzeptiere auch mich wie ich bin. Ich bin die Frau, die du kennengelernt hast, hier steht sie, siehst du das nicht? „ „Im Moment sehe ich nur eine ziemlich dreiste Person, ehrlich gesagt“, gab er zurück. „Ich wollte doch nur mit dir einen schönen Abend verbringen“, sagte sie, und ihre Stimme klang auf einmal sehr verletzt und weich. Ansgar sah sie erstaunt an. In ihren Augen schimmerten Tränen als sie auf die Kochinsel zeigte. „Ich habe gekocht für uns, vorhin.. Ich dachte..“ „Du meinst wohl du hast kochen lassen“, verbesserte Ansgar sie patzig. „Nein! Ich habe gekocht. Ansgar was soll das? Ich möchte mich nicht mehr rechtfertigen müssen für das was ich bin und besitzte. Ich habe auch hart dafür gearbeitet für das alles hier.“ „Ich denke, du hast es geschenkt bekommen?“ erwiderte er. Amber sah ihn nur traurig an. „Ach, es ist doch eh egal was ich sage. Glaub doch was du willst. Mir bedeutet das alles hier nichts, nicht wirklich. Früher, vor meiner Krankheit vielleicht. Aber jetzt, nachdem ich fast gestorben wäre, zählen diese Dinge für mich nicht mehr. Du müsstest das eigentlich verstehen. Ich würde alles, alles was ich habe sofort hergeben für ein wenig Glück in meinem Leben. Ich hatte zwar immer alles, aber Liebe hatte ich nie. Meine Eltern waren nur beschäftigt, und mein Ex-Mann hat mich verprügelt. Ansgar, ich sehne mich so sehr nach Liebe und Geborgenheit, die ich nie hatte. Und DAS müsstes gerade du auch verstehen, nach allem was du mir erzählt hast.“ Sie wandte sich ab, weil sie nicht wollte, dass Ansgar ihre Tränen sah. Ansgar schluckte hart. Er hatte Mist gebaut. Er ging einen Schritt auf Amber zu, drehte sie zu sich herum. Sie sah ihn mit verweintem Gesicht an, und sein Herz zog sich zusammen. Er zog sie zu sich heran, nahm sie in den Arm, drückte sie fest. „Ich war so ein Iditot, verzeih mir, bitte“, flüsterte er. „Ansgar, ich liebe dich, verstehst du das nicht? So wie du bist, genau so. Und ich will doch einfach nur mit dir zusammen sein.“ Ansgar schob sie sanft von sich. „Aber bitte versuche nicht, mich zu ändern. Das klappt nicht. Ich bin wie du, Ansgar. Ich bin sozusagen ein Spielgelbild von dir. Ich reflektiere dich, und das was du siehst, das kannst du nur schwer ertragen weil du selbst mit vielen Dingen nicht klarkommst.“

Ansgar wusste, dass sie Recht hatte. Sie hatte verdammt noch mal Recht, doch er konnte nicht mit der Art klarkommen, die sie an den Tag legte. ER musste augenblicklich die Machtverhältnisse wieder ins Gleichgewicht bringen.

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BeitragVerfasst: 13.10.2012, 17:58 
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Kapitel 45: Those three words

Ansgar schob Amber vor sich her zum Sofa, schubste sie sanft nach vorne, so dass sie auf dem Sofa bäuchlichs lag, fing an, gierig an ihr herumzufummeln, ihre Bluse aufzknöpfen. Amber liess es geschehen. Sie hatte gewusst, dass Ansgar so reagierte. Er schob ihre Hose von den Hüften, den Slip mit dazu. Dann hörte Amber, wie Ansgar seine Anzughose öffnete und dann das Rascheln von der Boxershorts. Sie stiess einen kleinen Schrei aus, als sie Ansgar in sich spürte. Er war heftig und ungestüm, und sie wusste genau, warum. Das war seine Art, über sie zu "siegen". Er fühlte sich in die Enge gedrängt und wollte so das Machtverhältnis zwischen ihnen wieder herstellen. Das Spiel war so alt wie die Menschheit selbst. Amber hatte keine Angst vor Ansgar. Sie wusste warum er das tat, und dass er ihr niemals wehtun würde. „Wenn du so tough bist wie du sagst, dann magst du das sicher“, sagte er mit rauher Stimme. Amber spielte das Spiel mit und zog seine Hüften mit den Händen noch mehr zu sich heran, damit er noch tiefer in sie eindringen konnte. „Du brauchst es so, das war mir schon klar“, zischte er, und seine Bewegungen wurden jetzt kürzer und abgehackter. Dann spürte Amber wie sich seine Wut entlud. Sie hörte ihn stöhnen und jappsen. Die Männer waren doch alle gleich. Als Ansgar sich aus ihr zurückzog, stand Amber auf und zog ihre Klamotten zurecht. Dann sah sie Ansgar an und sagte: „Ist deine Macht wieder hergestellt? Geht es dir besser?“ Er sah sie erstaunt an. „Ja, ich mag es dann und wann so beim Sex, Ansgar, das hast du schon richtig erkannt. Aber nicht damit du irgendwelche Spielchen mit mir spielen kannst. Ich mache dir gerne dann und wann das Weibchen, aber nimm mich so wie ich bin oder lasse es.“ Damit liess sie Ansgar stehen und ging ins Bad.

Er wusste nicht, ob er ihr hinterherrennen sollte oder nicht. Er stand eine Minute einfach nur so da, dann ging er ihr hinterher. Sie stand unter der Dusche. Er öffnete die Kabinentür, sah sie nur an. „Warum duscht du jetzt? Stoss ich dich jetzt so sehr ab, dass du mich abwaschen musst?“ fragte er sie perplex. „Ähm, vielleicht hörst du es nicht gerne, aber so angenehm ist das nicht, wenn wir Frauen dahocken und uns in regelmässigen Abständen die Rückstände des letzten Sex aus der Hose tropfen.“ Sie zog das Gesicht kraus. Ansgar war jetzt dezent erstaunt über Ambers schonungslose Offenheit. Er kannte kaum Frauen, die sofort nach dem Sex duschten. Für gewöhnlich waren sie danach so angetan von ihm und seinen Verführungskünsten, dass sie wie paralysiert dalagen. Aber Amber war so ganz anders als alle Frauen, die er kennengelernt hatte.

Dann – er wusste gar nicht wie ihm geschah – zog sie ihn, angezogen wie er war, in die Dusche . „Hey“, protestierte er, doch Amber hatte ihn schon fest im Griff. Sie drängte sich an ihn und küsste ihn. „So läuft das in meiner Welt, Ansgar von Lahnstein“, sagte sie und griff ihm zwischen die Beine. Es erregte sie, dass Ansgars Klamotten total nass am Körper hingen, und dass das Wasser über seine Haare rann. Sie drängte die Zunge in seinen Mund und küsste ihn gierig. „Du machst mich total an“, flüsterte sie ihm zu und begann, ihn auszuziehen, was gar nicht so einfach war, weil seine Sachen an ihm klebten. Doch irgendwie schaffte sie es doch. „Ich dachte, du bist sauer auf mich?“ fragte er zwischen zwei Küssen. „Ich war nicht sauer auf dich, sondern du auf mich“, gab sie zurück. „Ja, war ich, aber jetzt nicht mehr. Wie könnte ich..“ Weiter kam er nicht, denn Amber hatte auch den letzten Rest seiner Klamotten ausgezogen und fing an, ihn vom Hals an abwärts zu küssen. Sie rutschte über seine Brust, über seinen Bauch und tiefer. Ansgar blieb die Luft weg. Er hielt sich an der Duschstange fest. Das fühlte sich verdammt heiss an. Nachdem was sie allerdings von „Rückständen“ nach dem Sex gesagt hatte, wollte er es nicht bis zum Äussersten kommen lassen, im wahrsten Sinne das Wortes. So zog er sie nach einiger Zeit wieder zu sich hoch. Amber sah Ansgar etwas unsicher und fragend an. Seine Augen verrieten ihr, was er von ihrer Aktion gehalten hatte. „Scheisse, war das....“, flüsterte er und fragte sich im selben Augenblick was er da hatte sagen wollen. Geil? Für gewöhnlich drückte er sich nicht so aus, aber mit Amber zusammen war sowieso alles anders. „Kannst dir was drauf einbilden, mach ich nicht bei jedem Kerl“, sagte sie, und in ihren grünen Augen sass der Teufel. „Ah, okay, ich bilde mir da mal was drauf ein“, sagte er und wollte dann nicht mehr quatschen. „Ich zeige dir jetzt, was ich auch nicht bei jeder Frau mache“, raunte er ihr ins Ohr....

„Alles was du über mich gesagt hast, ist wahr“, sagte Ansgar als sie später gemeinsam im Bett lagen. „Ich habe Schwierigkeiten mit solch Frauen wie dir. Ich habe mich verliebt in die kleine, zierliche, fast kindliche Frau, die du dann und wann rauskehrst. Mit der toughen Geschäftsfrau habe ich noch so meine Probleme.“ „Das kriegen wir auch noch hin“, versprach Amber ihm. „Du wirst sehen, ich bin ganz pflegeleicht. Und was das wichtigste ist: ich will dich. Ich bin keine von den Weibstücken, die einen anderen Kerl an der Backe haben und die vor lauter Hin- und Her nachher nicht mehr wissen, wen sie denn nun wollen. Du hast mir von Lydia erzählt und von Victoria, und so jemand bin ich nicht. Ich will nur dich, Ansgar von Lahnstein.“ Ansgar sah Amber nachdenklich an, und begriff, dass er ihr erzählen sollte von der Nacht mit Victoria. „Ich habe vorgestern noch mit Victoria geschlafen“, sagte er unvermittelt. Amber zog die Augenbrauen hoch. „Warum?“ „Warum? Warum schläft man mit einer Frau?“ „Das will ich grade von dir wissen? Alles was ich wissen muss, ist, ob du Gefühle für sie hast, oder ob du es aus reiner Triebbefriedigung getan hast. Dann ist es mir nämlich egal.“ Wieder einmal erstaunte Amber Ansgar. Sie war schon eine ungewöhnliche Frau, die nicht wirklich wie eine Frau tickte. „Ich mag Victoria sehr sehr gern, aber ich liebe sie nicht. Sie ist die Mutter meiner Tochter, und sie wird immer einen Platz in meinem Herzen haben, aber den grössten Platz, den hat schon jemand anderes besetzt.“

Ansgar sah Amber an, und sie wusste, dass sie diejenige war, die diesen Platz innehatte. Ihre Augen wurden feucht als sie erwiderte: „Und sowas bringt mich dann… zum weinen, scheisse….“ Ansgar war erneut völlig fasziniert von Amber. Eben noch so tough und dann rührte er sie mit einem einzigen gefühlvollen Satz zu Tränen. „Ich wollte dir grade noch mehr schöne Dinge sagen, aber dann lass ich das wohl lieber, was?“ fragte er. „Doch, ich möchte es gerne hören“, flüsterte sie. „Ich bin froh, dass ich hergekommen bin, und ich bin froh, dass ich dich gestern nicht vor der Enterprise weggeschickt habe. Und weisst du auch wieso? Weil du vielleicht wirklich die Frau bist, auf die ich mein Leben lang gewartet habe, die Frau, mich versteht, wie ich bin, ohne viel Worte, die aber mich nicht nur versteht, sondern auch noch genauso tickt wie ich. Ich habe noch nie eine Frau kennengelernt, die so ist wie du. Die vom selben Bildungsstand ist wie ich, die aus einer Adelsfamilie kommt, die ähnlich aufgewachsen ist wie ich, der Macht und Reichtum nicht fremd sind, aber die doch in Wirklichkeit total sensibel ist, auch wenn sie das meistens unter einer Fassade versteckt, hinter der Fassade einer kratzbürstigen extrem selbstbewussten Karrierefrau. Genau wie du hinter meine Fassade siehst, so sehe ich hinter deine, weil wir genau wissen wie der andere funktioniert.“ „Weiter, ich weine noch nicht“, sagte Amber und lachte. „Und das ist auch etwas, was mich an dir fasziniert, diese schlagfertige, offene Art an dir, dass du dich nicht verstellst, sondern bist wie du bist.. es sei denn du hast deine Fasssade aufgelegt. Aber die meiste Zeit bist du wie du bist. Und ich rede mich um Kopf und Kragen. Was ich dir eigentlich sagen wollte ist: „Amber, ich will dich in meinem Leben, ich will, dass du die Frau bist, die mich zurechtstutzt, wenn ich Mist gebaut habe, dass du aber auch diejenige bist, die mich aufbaut, wenn ich traurig bin, und die für mich da ist. Jetzt hab ich fast den Faden verloren, und solche Gefühlsduseleien liegen mir auch eigentlich nicht..“

Amber sah Ansgar an und flüsterte: „Das war sehr schön, was du gesagt hast. Und ja, ich will diese Frau sein, das weisst du. Du weisst, was ich für dich empfinde.“ „Ja“, sagte er nur. Er wusste, auf was sie abzielte. Sie wollte, dass er es ihr sagte, die magischen drei Worte. Sie sah ihn erwartungsfroh an, aber Ansgar brachte es nicht über die Lippen, obwohl er es fühlte. „Sag es, die magischen drei Worte, das erste fängt mit „i“ an“, forderte sie ihn auf. „Trau dich.“ „Das sind nicht meine Spielregeln, Amber. Ich habe es dir einmal gesagt, und du bist davongelaufen, von daher, werde ich mir zehnmal überlegen, ob ich es noch mal ausspreche.“ „Ich laufe nicht wieder weg, versprochen“, flüsterte sie und nahm seine Hand, strich zart mit ihren Fingern über sie. „Deine Hände sind so schön“, meinte sie, weil sie spürte, dass sie Ansgar unter Druck gesetzt hatte. „Es tut mir leid, ich will dich nicht drängen. Es ist nur so, dass ich es dir schon ein paar Mal gesagt habe.. und… naja, ich würde es so gerne hören.“ „Ich weiss“, gab Ansgar zurück, aber es funktioniert nicht auf Knopfdruck. „Ich bin müde, gute Nacht“, sagte Amber plötzlich unvermittelt. Ansgar wussste, dass sie enttäuscht war, aber er würde nicht etwas sagen weil sie ihn darum bat. Er legte den Arm um sie und flüsterte: „Gute Nacht, Amber, schlaf gut.“ Dann hörte er schon ihre gleichmäßigen Atemzüge.

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BeitragVerfasst: 15.10.2012, 11:24 
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Kapitel 46: Jewels and clouds

Als Ansgar am nächsten Morgen erwachte und neben sich schaute, war Amber nicht mehr im Bett. Er wollte gerade die Decke wegschlagen und aufstehen, da kam seine Freundin ins Zimmer. „Hey, guten Morgen“, sagte sie und beugte sich zu ihm herunter und gab ihm einen Kuss. „Hast du gut geschlafen?“, wollte sie wissen. „Mh, ja, sehr, aber das Aufwachen war nicht so schön“, murmelte er an ihrem Hals. Amber lachte und schob Ansgar sanft von sich. „Morgen ist Samstag, da wird es besser, versprochen.“ Ansgar sah dass Amber ihre abgewetzte Jeans gegen ein dunkelgraues Kostüm getauscht hatte und ihre Haare hochgesteckt hatte. Zudem trug sie Pumps statt Stiefel. „Du siehst so verändert aus“, sagte er und sah sie bewundernd an. „Gefall´ ich dir?“ fragte sie lächelnd. „Du siehst umwerfend aus, aber ich mag dich auch in deiner Jeans unheimlich gern.. und.. am liebsten.. ohne was an..“, raunte er. “Das glaub ich dir gern, aber ich muss jetzt los", lachte Amber. "Ansgar, es ist noch das Essen von gestern im Kühlschrank, und ich habe dir Frühstück gemacht.“ „Das nenn´ich doch mal einen Service", meinte Ansgar grinsend. "Ja, du sollst ja nicht zu großes Heimweh nach deinem Schloss und den damit verbundenen Annehmlichkeiten bekommen", sagte Amber - einen dezenten Unterton Ironie in der Stimme. Ansgar zog nur die Augenbrauen hoch und griente, dann sagte er: „Das wollen wir wirklich nicht verantworten. Ach, und Amber? Bitte beeil dich mit der Arbeit, ich weiss gar nicht, was ich so lange ohne dich machen soll.“ Seine Freundin lachte und zog Ansgar noch einmal an sich. „Ich geb dir hier meinen Zweitschlüssel, falls du mal in die Stadt möchtest. Pass gut drauf auf."

Nachdem Ansgar in Ruhe geduscht hatte, ging er in die offene Küche und setzte sich an den Tresen. Amber hatte ihm Brötchen, Wurst, Käse, Saft und sogar Rühreier hingestellt. Er war total überrascht, und jetzt tat es ihm noch einmal mehr leid, wie er sie gestern behandelt hatte. Er zog sich einen Kaffee am Vollautomaten und schenkte sich einen Orangesaft ein. Selbst die Zeitung hatte Amber für Ansgar hingelegt. Er las sie in Ruhe und räumte danach sein Geschirr in die Spülmaschine. Etwas angewidert wusch er sich sogleich danach die Hände in der Spüle, da er diese Tätigkeiten für gewöhnlich nicht verrichtete. Danach wusste er nicht was er machen sollte. Er sah auf die Uhr. Es war erst halb 11, es lag noch eine ziemlich lange Zeit vor ihm, bis Amber wieder aus dem Büro kommen würde. Daher beschloss Ansgar, in die Stadt zu fahren und sich ein wenig umzusehen.

Es war ein seltsames Gefühl so ohne Ziel herumzulaufen und um diese Uhrzeit auch zusätzlich ungewohnt für Ansgar. Als er an einem Juweliergeschäft vorbeikam, beschloss er hineinzugehen. Er besah sich die verschiedenen Ketten und entschied sich dann spontan für eine schmale silberne mit einem Diamanten als Anhänger. Obwohl Ansgar wusste, dass es eventuell zu protzig war, ihr so etwas zu schenken, so hatte er doch einfach das Bedürfnis, ihr eine Freude zu machen. Es war für ihn einfacher ihr etwas zu schenken als ihr zu sagen dass er sie liebte. Auch wenn er es empfand, so waren diese drei Worte für Ansgar etwas ganz Besonderes, und er sagte es nicht schnell zu einer Frau. Jedesmal, wenn er zu sehr geliebt hatte, so passierte am Ende etwas, und die Beziehung zerbrach. So war es bei Lydia gewesen, und er hatte Angst, dass es ihm bei Amber genauso ergehen würde.

Als es Nachmittag wurde, beschloss Ansgar wieder ins Penthouse zurückzufahren. Er wärmte sich das Essen vom gestrigen Abend in der Mikrowelle auf und kam sich sehr seltsam dabei vor, da er für gewöhnlich sich nicht um Zubereitung oder Erwärumg der Mahlzeiten kümmern musste. Da Amber Vegetarierin war, hatte sie ein Wokgericht gezaubert, mit – Ansgar musste zweimal hinsehen – Tofu darin. Entgegen seiner Erwartung schmeckte das Essen ganz ausgezeichnet, und auch wenn er so einige Vorbehalte gegen Tofu hatte, so musste er zugeben, dass es ihm doch zusagte. Er wunderte sich einmal mehr über sich selbst.

Nach dem Essen legte sich Ansgar auf die Couch und stellte den Fernseher an. Amber hatte wirklich nicht übertrieben seinerzeit, der Fernsher war riesig, viel grösser als seiner, und das Bild war excellent. So langsam fing er an, sich wohl zu fühlen. Da er am letzten Abend wenig Schlaf bekommen hatte, schlief er ziemlich schnell auf dem Sofa ein, und erwachte erst als Amber zur Tür hereinkam. „Hey, das darf ja wohl nicht wahrsein? Du schläfst am helllichten Tage?“ Ansgar fuhr ein wenig peinlich berührt hoch. „Naja, es ist ja schon dunkel“, gab er schmunzelnd zurück. Ansgar rieb sich die Augen und wollte Amber sofort zu sich auf´s Sofa ziehen, aber seine Freundin wollte sich zunächst etwas Bequemes anziehen. In der Zwischenzeit hatte Ansgar sein Geschenk für Amber aus der kleinen Plastiktüte geholt und auf dem Couchtisch positioniert. Amber kam aus dem Schlafzimmer zurück. Sie trug nun einen Jogginganzug. Ansgar konnte es nicht glauben. Er hätte nie im Leben – auch nicht zu Hause – einen Jogginganzug getragen, es sei denn er würde joggen wollen. „Ist was nicht in Ordnung?“ fragte sie ihn. „Äh, nein, alles gut… Ich wundere mich nur,“ meinte er. „Vom Businesskostüm rein in den Jogginganzug, mach ich immer so, stört dich das?“ „Nein, Quatsch, du bist immer schön, das weisst ja ja“, murmelte er und zog sie an sich. „Ich – ich habe etwas für dich…“ sagte er dann noch. „Hm, was denn?“, wollte sie wissen. „Möchtest du es sehen?“ „Gerne.“ Ansgar nahm das kleine Päckchen vom Tisch und überreicht es ihr. Ansgar sah ihr ein wenig verlegen zu wie sie das Geschenkpapier öffnete und dann die Schatulle öffnete. Ihre Augen fingen an zu leuchten als sie das Schmuckstück entnahm. „Hui, ist das schön“, sagte sie leise und sah Ansgar an. „Aber das kann ich doch nicht annehmen, das ist sicher teuer gewesen.“ Zweifel lag in ihrer Stimme, aber Ansgar nahm ihr die Kette ab und hob ihre Haare an, die sie jetzt wieder offen trug, um ihr die Kette anzulegen. Bevor er dies tat, näherte sich sein Mund ihrem Nacken, seine Lippen streiften ihre Haut, und als Amber Ansgar in ihrem Nacken atmen hörte, durchfuhr ihren Körper ein totales Kribbeln. Dann liess Ansgar den Verschluss zuschnappen. Amber legte vorsichtig die Hand auf die Kette. „Ich weiss gar nicht was ich sagen soll, sie ist sehr sehr schön.“ Amber drehte sich zu Ansgar. „Danke“, flüsterte sie. „Passt nur nicht so ganz zu deinem Jogginganzug, aber diesen Umstand können wir ändern“, sagte er mit sonorer Stimme und fing an, ihre Jacke aufzuknöpfen, danach ihr Top und ihre Hose, zum Schluss die Unterwäsche. „So sieht die Kette sehr gut aus“, flüsterte er und sah ihr tief in die Augen. Ambers Körper war wie elektrisiert. Sie war eigentlich müde gewesen, aber Ansgar wirkte so dermassen anziehend auf ihren Körper, dass sie gar nicht anders konnte als sich auf ihn einzulassen. Sie setzte sich auf seinen Schoss und schlang die Arme um seinen Hals. „Hast du mir die Kette deshalb geschenkt?“, fragte sie belustigt. Er sah sie gierig an und antwortete schlicht: „Nur deshalb.“ Seine Stimme klang rauh und sonor, wie immer wenn er eine Frau wollte. Amber kannte Ansgar mittlerweile, seine Lust auf Sex war beinah unersetzlich. Dann küsste er sie. Bereits jetzt war Amber so unter Strom, dass sie ihm am liebsten die Kleidung vom Leib gerissen hätte, aber sie zwang sie noch zu warten. Ansgars Hände waren überall, sie streichelten über ihren Rücken und ihre Hüften. Amber küsste Ansgar jetzt an der Stelle wo sein Hemd aufgeknöpft war, die Brusthaare kitzelten sie am Kinn. Sie begann, Ansgars Hemd aufzuknöpfen, nicht ohne ihn weiter vom Hals an abwärts zu küssen. Ansgar hatte eine leise Ahnung, wo das Ganze enden würde, und in freudiger Erwartung liess er den Kopf in den Nacken gleiten. Amber hatte derweil das Hemd ausgezogen und macht sich jetzt an Ansgars Hose zu schaffen. Langsam zog sie den Reissverschluss auf und die Hose herunter. Ansgar stöhnte als sie seine Unterhose mitherunterzog. Kurz darauf krallten sich seine Hände in das schwarze Ledersofa und seine Realität verschwand in einem Nebel….

Nachdem sie sich geliebt hatten, lagen Amber und Ansgar eng aneinandergekuschelt auf der Couch, eine Decke über sie ausgebreitet. Ansgar war noch immer leicht erregt, denn er hatte einen extremen Nachholbedarf, und Ambers nackter Körper dicht an seinem war einfach zu viel für ihn. „Das war sehr schön“, sagte er und strich ihr eine vorwitzige Strähne aus dem Gesicht. Sie lächelte ihn an. „Ich bin sehr froh, dass wir noch ein paar Tage zusammen haben“, meinte sie daraufhin. Ansgars Gesicht verdunkelte sich urplötzlich. „Und? Danach? Wenn ich wieder in Düsseldorf bin?“ Amber sah ihn erstaunt an. „Na, dann besuch ich dich am Wochende und dann du wieder mich und so weiter.“ Ansgar sah sie völlig entgeistert an. „Eine Wochenendbeziehung? So etwas schwebt die vor?“ „Ja, wie soll es sonst funktionieren? Ich habe meine Arbeit hier in Frankfurt und du deine in Düsseldorf. Ich glaube nicht, dass du sie aufgeben wirst, oder?“ Ansgar konnte immer noch nichts sagen. Er hatte selbsverständlich angenommen, dass Amber in absehbarerZeit zu ihm nach Düsseldarf, nach Königsbrunn gezogen wäre. Er war völlig vor den Kopf geschlagen. „Hab ich was falsches gesagt?“, wollte Amber wissen. „Allerdings“, gab Ansgar zurück. „Du glaubst doch nicht, dass ich mich auf sowas einlasse?“, wollte er wissen. „Wieso? Das machen doch tausend andere Paare auch so.“ Ansgar überlegte kurz und sagte mit drohendem Unterton: „Hör´mir gut zu, Amber, ich sage das nur einmal."

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