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 Betreff des Beitrags: Re: Never forget
BeitragVerfasst: 04.09.2012, 21:24 
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Kapitel 23: To tell the truth

Als sie durch das etwas dunkle Glas schaute traute sie ihren Augen nicht. Vor der Tür stand Ansgar. Amber blieb wie angewurzelt stehen, drehte sich dann auf dem Absatz um und rannte weg. Ansgar klingelte erneut.
Lillian, die Amber an sich vorbeihuschen gesehen hatte, dachte sich ihren Teil und beschloss, Ansgar aufzumachen. „Hallo Graf Lahnstein“, sagte sie nachdem sie die Tür geöffnet hatte. Ansgar zog die Augenbrauen hoch. „Und wer sind Sie?“ Lillian reichte Ansgar die Hand. „Lillian Calhoun, Ambers Freundin“, sagte sie. Ansgar egriff ihre Hand. „Ich muss mich ja anscheinend nicht mehr vorstellen. Ich wollte zu Amber, aber sie ist vor mir weggelaufen.“ „Kommen Sie herein“, forderte Lillian Ansgar auf. Dieser trat in das schmucke Einfamilienhaus und sah sich um. Es war ziemlich schön und geschmackvoll eingerichtet. „Kommen Sie doch bitte mit in die Küche. Ich hole Amber.“ Ansgar folgte Lillian in die große Küche, die hell und freundlich eingerichtet war. Sie wies auf einen Stuhl und bedeutete Ansgar sich hinzusetzen. Dann verschwand sie.

„Du gehst jetzt dahin und redest mit ihm, sonst tu ich es.“ Amber sah Lillian bestürzt an. „Was soll das? Warum quälst du mich so?“ „Du quälst dich selbst, und das weisst du. Gib ihm eine Chance wenigstens zu verstehen warum du dich so verhälst. Ich glaube, das ist er wert.“ Amber sah mit verweinten Augen zu ihrer Freundin auf, dann nickte sie langsam. „Ja, du hast recht.“ Sie stand auf und verliess das Schlafzimmer.

Als Ansgar Amber erblickte erschrak er. Die zierliche Frau war völlig verweint, ihre Haare waren verstrubbelt, und sie trug einen ausgeleierten Jogginganzug. Es war ein krasser Gegensatz zum gestrigen Abend. Sie war dennoch schön, selbst in diesem Zustand, aber er fragte sich, was der Grund für Aussehen war. Amber sah Ansgar nur an. Es dauerte einige Sekunden bis sie reden konnte. „Wie hast du mich gefunden?“, wollte sie wissen. „Das war nun wirklich nicht schwer“, meinte er. „So ein Smartphone ist schnell ausfindig gemacht.“ Amber nickte. „Du willst wissen, warum ich gestern weggelaufen bin?“ „Naja, sagen wir mal so, ich habe es nicht wirklich verstanden.“ „Ich wunder´ mich, dass du dir überhaupt die Mühe machst, nachdem ich mich so verhalten habe. Ich hätte erwartet, dass du dir sagst, du hast deinen Spass gehabt und damit gut.“

„Schätzt du mich so ein?“ fragte er. „Nein, eigentlich nicht. Aber mein Verhalten war ja das zweite Mal sehr fragwürdig.“ „Es war nicht deine Freundin, die dir von mir abgeraten hat, oder? Es war überhaupt niemand, der dir abgeraten hat, es steckte etwas anderes dahinter, richtig?“, fragte Ansgar plötzlich. Amber nickte. „Nein, es hat mir niemand von dir abgeraten. Im Gegenteil.“ „Was ist es dann? Warum hast du geweint, und warum bist du weggelaufen?“ „Ich möchte nicht mit dir darüber reden. Bitte geh.“ „Ich werde nich gehen. Ich will erst wissen, was los ist?“ sagte Ansgar vehement. „Ich will keine Beziehung und nichts Festes, und ich will, dass du jetzt gehst“, wiederholte Amber. Ansgar stand auf. Er zog Amber vom Stuhl hoch. „Du wirst mir jetzt den Grund nennen. Ich gehe hier erst weg, wenn ich es weiss.“ „Warum willst du das unbedingt wissen?“ „Weil dein ganzes Verhalten nicht schlüssig ist. Erst sagst du mir, du hast dich in mich verliebt, dann rennst du weg. Erst machst du mich an, dann geht es dir zu schnell. Ich steig´da nicht durch.“ „Das musst du auch nicht. Geh einfach.“ Ansgar hatte jetzt die Nase voll. „Hör mir gut zu“, er griff Amber am Arm. „Ich lasse mich nicht von dir verarschen.“ „Lass mich los, du tust mir weh“, wehrte sich Amber.

„Sag es ihm“, hörten Amber und Ansgar Lillilan von der Tür her. „Sonst tu ich es.“ Amber setzte sich wieder auf den Küchenstuhl und bedeutete Ansgar dass er sich auch wieder hinsetzten sollte. Dann sagte sie: „Ich bin krank. Ziemlich krank. Ich weiss nicht, wie lange ich noch.. zu leben habe..“

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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: 04.09.2012, 21:24 


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 Betreff des Beitrags: Re: Never forget
BeitragVerfasst: 05.09.2012, 21:03 
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Kapitel 24: Dress me when i bleed
(Anmerkung: kann sein, dass ich hier sehr OOC bin)

Ansgar war wie vor den Kopf geschlafen. „Ich habe Gebärmutterhalskrebs. Er wurde entfernt, es war aber auch ein Lymphknoten befallen. Ich bekomme eine Chemotherapie, das heisst, ich habe sie bekommen. Daher auch die kurzen Haare.“ Sie zupfte an ihrem blonden kurzen Schopf. „Aber ich habe es in Frankfurt nicht mehr ausgehalten. Ich habe diese Chemo nicht mehr ausgehalten. Mir war ständig nur schlecht, und ich musste mich übergeben, konnte nicht mehr arbeiten. Da habe ich die Therapie abgebrochen und bin hierher zu meiner alten Freundin Lillilan um Abstand zu gewinnen. Ich wurde vor einem halben Jahr operiert. Erst hiess es, der Krebs ist vollständig entfernt. Aber dann hat man noch was in den Lympknoten gefunden. Das wurde dann auch wegoperiert. Ich kann nicht mehr. Ich habe keine Kraft mehr zu kämpfen.“

Amber starrte geradeaus, versuchte, Ansgar nicht anzusehen. Dieser war total geschockt, wusste nicht was er sagen sollte. „Ich habe einfach die letzten Wochen, in denen ich hier war, versucht, Spass zu haben, nicht an meine Krankheit zu denken, und mein Leben auszukosten solange es noch geht. Verstehst du jetzt, warum ich mich nicht verlieben darf? Warum ich keinen Mann an mich heranlassen möchte? Am ersten Abend im Schneiders, da war ich nur auf das eine aus, du hast das schon richtig erkannt. Warum ich dann doch nicht mit dir mitgegangen bin? Ich habe vom ersten Moment an gemerkt, dass du etwas Besonderes bist. Ich wollte dich – entgegen aller Vernunft – besser kennenlernen. Ich habe dann vorgegeben am Telefon, dass Lillian mich vor dir gewarnt hat. Dann riefst du wieder an, und ich sagte mir, Mensch, Amber, diesem Mann liegt etwas an dir. Und dann haben mir meine Gefühle einen Strich durch die Rechnung gemacht. Und gestern Abend, da konnte ich dann nicht mehr. Nachdem wir miteinander geschlafen haben, da habe ich gemerkt, dass ich gefühlsmässig schon viel zu weit involviert bin, um noch zurückzukönnen. Darum auch die Tränen. Ich konnte einfach nicht erklären warum ich geweint habe. Verstehst du das?“

Ansgar kämpfte mit dem Frosch in seinen Hals und den aufsteigenden Tränen. „Ich – ich weiss gar nicht was ich sagen soll“, meinte er leise. „Siehst du, genau das wollte ich vermeiden. Darum habe ich nichts sagen wollen. Ich will kein Mitleid.“ Ansgar schluckte. „Das verstehe ich gut. Was ich nicht verstehe ist, warum du die Therapie abgebrochen hast. Hat sie nicht angeschlagen?“ „Doch, schon. Aber die Chemo hat mich so fertig gemacht, dass ich einfach nicht mehr konnte.“ „Willst du einfach so aufgeben? Es hört sich für mich so an, als gäbe es eine reelle Chance für dich.“ „Das habe ich ihr auch gesagt“, erklang es von der Tür. „Aber sie will nichts mehr davon hören“, sagte Lilian.

„Amber“, Ansgar war jetzt aufgestanden und zog sie zu sich hoch. „Ich weiss nicht, was du von mir denkst, aber meinst du, ich werde jetzt abhauen wo ich weiss was los ist? So jemand bin ich nicht.“ „Das hab ich ihr auch gesagt.“ sagte Lillian. „Lillian! Bitte geh! Lass uns in Ruhe reden“, schnauzte Amber ihre Freundin an, die sich kopfschüttelnd entfernte. „Ansgar, es ist mir egal, was du möchtest oder denkst, „Wichtig ist nur, was ich möchte. Und ich möchte, dass du jetzt gehst und nicht mehr wiederkommst.“ „Ich werde das nicht tun. Ich weiss, wir kennen uns erst ein paar Tage, aber ich mag dich unheimlich. Ich werde mich nicht abschrecken lassen von deiner Geschichte.“ „Aber ich möchte nicht, dass ich mich verliebe, und dann geht es mir irgendwann immer schlechter, und ich werde zu einer Belastung, und ich will auch nicht, dass mich jemand so sieht, so sieht.. wenn es mir schlecht geht. Das will ich einfach nicht.“

Amber hatte sich jetzt in Rage geredet. „Gib uns doch eine Chance. Du bedeutest mir etwas. Du hast mich von Anfang an fasziniert mit deiner Art….“ fing Ansgar wieder an. „Verstehst du mich nicht? Ich WILL nicht, dass mich jemand sieht wenn es mir schlechter geht. Wenn ich wieder anfangen würde mit der Chemo, dann geht es mir wieder tierisch mies und dann hänge ich über der Kloschüssel und erbreche mich, mir fallen die Haare aus.. Das kann ich keinem zumuten und ich will es auch nicht!“ „Aber hab ich nicht auch das Recht zu entscheiden, was ich mir „zumuten“ will und was nicht?“ Ansgar hatte Ambers Arm ergriffen und zog sie zu sich heran. „Ich möchte dich nicht aufgeben“, sagte er zu ihr. „Ansgar, bitte geh“, rief Amber verzweifelt, doch Ansgar zog die widerstrebende Amber fest an sich. „Ich werde nicht gehen“, sagte er fest. Dann liess Amber ihren Tränen freien Lauf. Sie weinte an Ansgars Brust, und er strich ihr über das kurze blonde Haar. Als ihr Schluchzen weniger wurde, schob er sie sanft von sich. „Ich würde gerne für dich da sein“, sagte er. „Und ich würde gerne mit dir zu einem Arzt fahren und noch mal alles abkären lassen.“ Er sah sie prüfend an, erwartete Gegenwehr, aber Amber blieb stumm. „Ich bin mir sicher, dass die Krankeit in den Griff zu kiriegen ist. Und ich will mit dir zusammen diese Krankheit durchstehen.“

Ansgar war über sich selbst erstaunt was er sagte. Er kannte Amber doch kaum. Und dennoch hatte er sich verliebt in sie, in dieses kratzbürstige blonde Geschöpf mit den giftgrünen Augen. „Du meinst das wirklich ernst, oder?“ fragte sie ihn. Ansgar nickte. „Ja, meine ich.“ „Die meisten Männer, die ich traf in der letzten Zeit, die waren abgeschreckt wenn ich ihnen von meiner Krankheit erzählte. Darum bin ich dazu übergegangen nichts mehr zu erzählen. Daher habe ich auch niemanden an mich herangelassen. Mehr als ein One-Night-Stand war nicht drin. Aber ich habe mich so gesehnt nach jemandem, der für mich da ist, der mich auffängt mit dieser blöden Krankheit. Jemand, der da ist, wenn es mir schlecht geht.“ Sie sah ihn an. „Glaubst du, du könntest dieser Jemand sein?“ Ansgar zog es das Herz zusammen. „Ich werde alles dafür tun, dass du bald wieder gesund bist, und ich werde dieser Jemand sein, ja.“

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 Betreff des Beitrags: Re: Never forget
BeitragVerfasst: 06.09.2012, 20:21 
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Kapitel 25: Unversed in love (Teil 1)

Amber sah ihn unter Tränen an und lächelte. Selbst verweint und mit verschmierten Augen sah Amber einfach wunderschön aus. Ansgar konnte sie nur an sich ziehen und küssen. Als sie sich nach dem Kuss voneinander lösten, meinte Amber: „Gibt es hier gute Ärzte, wo ich mich untersuchen lassen kann?“ „Ja, ich werde gleich morgen einen Termin bei einem Spezialisten für dich machen. Wir haben hier gute Spezialisten. Ich rufe dich sofort an wenn ich einen Termin habe, okay?“ Amber nickte. „Danke. Für alles.“ Ansgar wusste nicht was er sagen sollte. So nickte er nur. „Lässt du mich jetzt allein? Ich muss noch ein wenig allein sein.“ bat sie. Ansgar nickte. Es war ihm nur recht so, denn er konnte nicht so wirklich gut mit der Situation umgehen. Er überlegte, wie er sich von Amber verabschieden sollte, aber sie kam ihm zuvor. Sie ging einen Schritt auf ihn zu und fasste ihn am Arm. „Ich bin froh, dass ich dir die Wahrheit gesat habe“, meinte sie und küsste ihn auf den Mund. Ganz leicht so als hätte sie Angst es wäre ihm nicht recht. „Ich bin auch froh“, sagte Ansgar.

Auf dem Weg nach Königsbrunn hing Ansgar seinen Gedanken nach. Er fragte sich, ob er mit der Sache umgehen konnte. Er war sehr froh gewesen, eine Frau kennenzulernen, bei der er sich wohlfühlte, mit der er lachen konnte, mit der er Spass haben konnte, und nun war alles anders. Sie kannten sich erst eine paar Tage, und es gab kein Fundament auf das man aufbauen konnte. Er konnte verstehen, dass Amber ihn nicht sofort eingeweiht hatte. Ansgar fragte sich, ob er unter diesen Umständen eine Beziehung führen konnte. Er hatte selbst genug mit seiner Krankheit zu tun, die ja eigentlich keine war. Andererseits konnte er Amber nicht so einfach hängenlassen. Jetzt, wo sie ihm die Wahrheit über sich gesagt hatte, war es unmöglich, das was zwischen ihnen war zu beenden. Das war die Schwierigkeit, und dessen war sich auch Amber bewusst gewesen. Ansgar wollte nicht mehr darüber nachdenken. Er würde sehen was die Zukunft brachte.

Am nächsten Morgen vereinbarte Ansgar wie versprochen einen Termin für Amber. Da der Termin am Nachmittag war, bot er Amber an, sie zu begleiten. Sie wollte aber, dass Ansgar draussen wartete, nicht mit hineinkam. So sass Ansgar auf den unbequemen Stühlen im Wartezimmer bei Professor Dr. Schütte und fragte sich wie er in diese Situation gekommen war. Er war für gewöhnlich ein Mensch, der von Krankheiten nichts wissen wollte und der Krankenhäuser und Arzpraxen meidete wie die Pest. Das alles behagte ihm nicht. Das alles mit Amber war noch zu frisch. Sicher, er hatte schon dieses Kribbeln verpürt als sie ihn angesehen hatte, mehr als einmal, aber jetzt gab es eine andere Ausgangssituation. Er konnte nicht länger überlegen, denn Amber kam aus dem Arztzimmer. Ansgar sprang auf. „Und? Was haben die gesagt?“ „Ich kann hier die Behandlung fortsetzen.“ „Also es war sogar ganz gut, dass ich pausiert habe, da mir ständig schlecht war. Am Freitag soll ich zum ersten Termin kommen. Ich muss die ganzen Unterlagen noch schicken lassen von meinen alten behandelnden Ärzten, und dann wird weitergesehen. Aber der Professor ist sehr nett und hat mir gute Hoffnung gemacht. Ich bekomme jetzt so eine Zeitlang jede Woche eine Chemotherapie und dann wieder eine Pause und dann wieder dreimal hintereinander. Ich muss halt komplett neu anfangen weil ich abgebrochen hatte.“ „Und das ist gut?“ fragte Ansgar vorsichtig. „Ich denke, es ist ein Anfang, ja“, sagte Amber. „Ich habe ja nicht sehr lange ausgesetzt und vielleicht wird ja wieder alles gut.“ Ansgar schluckte. Er spürte, dass es für ihn sehr schwer war mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Er stand etwas unbeholfen da und wusste nicht recht was er sagen sollte. So nahm er Amber einfach und zog sie mit sich nach draussen. Sie stiegen ins Auto und erst sagte keiner ein Wort. Dann fasste sich Amber ein Herz. „Danke, dass du mitgekommen bist, Ansgar. Aber ich spüre auch, dass es für dich nicht einfach ist, damit umzugehen, dass ich krank bin. Ich wusste schon warum ich nichts gesagt habe.“ Ansgar wusste nicht was er sagen sollte. „Ich kann das verstehen, Ansgar. Du hast mich als lebenslustige Frau kennengelernt, die ich auch bin, offen, und du hast geglaubt, das wir eine Menge Spass miteinander haben können, und dann hau ich dir so nen Hammer um die Ohren.“ „Ja. Du hast recht. Es fällt mir schwer damit umzugehen. Ich meine, wir kennen uns erst ein paar Tage. Du weisst nicht viel über mich und ich weiss nicht viel über dich. Ich weiss nur, dass ich mich in deiner Gegenwart so wohl wie schon lange nicht mehr gefühlt habe. Es sind viele Dinge in meinem Leben passiert, auf die ich nicht stolz bin. Und dann kamst du, und hast mich genommen wie ich bin. Das war ungewohnt fürmich. Meine letzte Beziehung ist schon eine Weile her, und es war die Frau meines Cousins. Sie kannte mich und meine andere Seite schon länger….“ Ansgar brach ab. „Warum sprichst du nicht weiter?“ wollte Amber wissen. „Ich will dich damit nicht langweilen“, sagter er. „Das tust du nicht, ganz im Gegenteil. Wenn du möchtest können wir irgendwo noch zusammen etwas trinken.“ Amber sah Ansgar vorsichtig an. „Ja. Das wäre schön“, sagte er zu ihrer großen Erleichterung. „Oder wir fahren nach Hause zu mir“, sagte er. „Das wäre vielleicht gemütlicher.“ „Ja“, flüsterte sie.

An diesem Abend erzählte Ansgar Amber sein halbes Leben. Angefangen von seiner Stiefmutter Francesca, über seinen Vater Johannes, seine leiblche Mutter Maria, seine Beziehung mit Lydia, seine Tochter mit Victoria, seinen Sohn Hannes und seine Ehe mit Tanja. Amber hörte ihm geduldig und interessiert zu. Als er geendet hatte, sagte sie: „Jetzt weiss ich eine ganze Menge mehr von dir. Ich bin froh, dass du mir so viel von dir erzählt hast. Das war sehr schön.“ Ansgar sah, wie ihn Amber mit ihren giftgrünen Augen anstrahlte, und dann fühlte er wieder dieses Kribbeln in seinem Bauch, und er war froh, dass er so entschieden hatte – entschieden hatte sich auf Amber einzulassen. Es war eine komplett neue Erfahrung für ihn, für den Mann, der Frauen in letzter Zeit nur auf das Eine reduziert hatte, und der im normalen Leben vor Streben nach Macht und Gewinnmaximierung zu nicht viel mehr Zeit für andere Dinge hatte. Er spürte durch Amber, dass alles Geld der Welt und das Gefühl der Macht letztendlich nicht glücklich machten und auch keine Garantie waren. Auch Amber kam aus einer wohlhabenden Familie. Die Krankheit hatte hiervor keinen Respekt, sie schaut nicht nach arm oder reich, schön oder hässlich, sie konnte jeden treffen.

Ansgar lehnte sich zurück in seinem Sessel. „Komm her zu mir“, flüsterte er.

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 Betreff des Beitrags: Re: Never forget
BeitragVerfasst: 08.09.2012, 22:58 
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Kapitel 25: Unversed in Love (Teil 2)

Sie erhob sich, und Ansgar zog sie zu sich auf den Schoss. Er hob eine Hand und schob ihr eine Strähne aus dem Gesicht, strich ihr über´s Haar. Dann nahm er ihre Hand in seine. „Es klingt verrückt, aber ich habe mich lange nicht so wohl gefühlt“, sagte er. „Das ist nicht verrückt, mir geht es genauso“, sagte sie und sah ihn an. Giftgrüne Augen trafen ihn mitten in seiner Seele. Und auf einmal war sich Ansgar sicher, dass er das Richtige tat. Vielleicht musste das alles so kommen. Vielleicht musste ihm gerade diese Frau über den Weg laufen, vielleicht war es eine Art Herausforderung für ihn, die er bestehen konnte. Vielleicht konnte aus ihm so ein etwas besserer Mensch werden, jemand, der für einen anderen da war. Sicher, er war für seine Kinder da, wenn sie ihn brauchten, aber das war schon etwas anderes. Ansgar hatte niemals in einer Beziehung wirklich auf Dauer auf etwas verzichtet oder wirklich viel für einen anderen Menschen getan. Ja, er war für Lydia ins Gefängnis gegangen, er hatte ihr bewiesen wie sehr er sie liebte, aber hatte er nicht diese Tat wieder zunichte gemacht indem er ihre Karriere torpediert hatte, weil sie nicht so spurte wie er das wollte? Mit Amber hatte er die Chance auf eine Beziehung mit einer Frau, die ihn nicht von früher kannte, sondern die unvoreingenommen auf ihn zugegangen war.

Sie blickte ihn immer noch an, und ihr Blick berührte ihn. Es lag etwas mädchenhaftes, unschuldiges darin, so ganz anders als am Abend als sie im Schneiders gegessen hatten. Da hatte Amber den Vamp herausgekehrt, aber Ansgar spürte, dass das eine Art Masche oder Schutzschild von ihr gewesen war. Sie war innerlich genauso sensibel wie er; nur das hätte das aber nach außen niemals zugegeben. Dieses unschuldige, ja beinah naive war es, was ihn extrem anzog, gepaart mit dem unverschämt guten Aussehen und den dazugehörigen optischen Reizen.

„Ich bin sehr froh, dass du mich überredet hast zum Arzt zu gehen“, sagte sie. Statt einer Antwort zog er sie ganz nah an sich heran und küsste sie. Er liess seine Zunge sanft über ihre Lippen streifen, und dann fuhr er mit der Zunge in ihren Mund. Amber fuhr mit den Händen in sein dunkles, volles Haar und liess die andere Hand unter sein Hemd wandern. Seine Küsse wurden begieriger, er drang mit der Zunge tiefer in ihren Mund ein. Sie stöhnte leise, öffnete seine Hemdknöpfe und schob Ansgar das Hemd von den Schultern. Dann machte sie sich an seiner Hose zu schaffen. Ansgar schob seine Hand unter ihr Top und streichelte sie. Er wollte jedoch nicht mit ihr schlafen. Irgendwie ging das nicht.

Doch Amber war drauf und dran eben genau darauf abzuzielen mit ihren Berührungen. Er merkte es an ihrer Art wie sie ihn ansah. Als sie ihm die Hose ausziehen wollte, hielt er ihre Hand zurück. „Nicht“, sagte er. Amber sah ihn verständnislos an. „Wie –nicht?“ fragte sie tonlos. Ansgar wand sich. Es war nicht so dass er keine Lust auf sie hatte, aber ihm erschien das nicht passend . „Hast du keine Lust auf mich?“ wollte sie wissen. „Das ist es nicht.“ Sie sah ihn ärgerlich an. „Du meinst wegen meiner Krankheit? Hallo! Ich habe Krebs keine Pest.“, schnauzte sie ihn an, heftiger als beabsichtigt. Ansgar wollte ihre Hand nehmen, aber sie stiess ihn weg. „Ich wusste, es gibt Probleme“, sagte sie und wollte von seinem Schoss aufstehen. Ansgar hielt sie zurück. „Es ist doch nicht dass ich keine Lust auf dich habe, ganz im Gegenteil, aber.. aber wir kennen uns erst ein paar Tage und.. ach, ich weiss nicht.. ja, natürlich war das ein Schock für mich was du mir erzählt hast, und ich habe da auch noch dran zu knabbern. Ich hatte nur eben das Gefühl, wir würden etwas kaputt machen, wenn wir jetzt.. „ Ansgar hielt inne. Er fragte sich, was er für seltsames seniles Zeug laberte. Normalerweise würde er doch niemals die Gelegenheit zum Sex ausschlagen. Aber irgendwie hatte die Tatsache, dass er von der Krankheit wusste, etwas in ihm verändert. „Was soll denn kaputt gehen?“ Amber verstand es noch immer nicht. „Vergiss es, ich rede wirres Zeugs“, sagte Ansgar etwas verlegen. „Vielleicht habe ich gedacht, es.. es ist nicht gut wenn….“ Amber sah jetzt, dass Ansgar sich einfach nur Sorgen gemacht hatte. Ihre Miene veränderte sich. “Meinst du, dass es für mich nicht gut ist, Sex zu haben? Hast du dir Sorgen gemacht?“ wollte sie wissen. Ansgar zögerte. „Ja, irgendwie schon“, gab er zu. „Meine Operation ist ein halbes Jahr her. Keine Sorge, das ist kein Problem.“ „Hast..hat.. hat man denn damals alles…“ fing Ansgar an. „Ob man mir die Gebärmutter komplett entfernt hat? Ja, hat man. Ich werde also keine Kinder bekommen können“, sagte sie und sah ihn prüfend an. „Aber das ist okay. Ich komm damit klar.“

Ansgar nahm ihre Hand erneut und drückte sie. „Das tut mir leid“, sagte er leise. „Hey, ich halt eh nicht viel von Quälgeistern“, versuchte sie die Situation ins Lächerliche zu ziehen. „Ich habe Nichten und Neffen, die reichen mir.“ Dann warf sie einen Blick auf Ansgar und traute sich zu fragen: „Möchtest du noch Kinder?“ Er überlegte. Dann sagte er: „Ich habe drei Kinder von drei Frauen. Mein Sohn Hannes ist von meiner Ex-Frau Tanja, habe ich dir ja erzählt, zu der ich kein sonderlich gutes Verhältnis habe, Nick, mein jüngster Sohn, lebt ja in Neuseeland, und ich habe ihn nur einmal gesehen. Kim ist meine Tochter, die ich nicht habe aufwachsen sehen. Ich habe mir immer gewünscht ein Kind mit einer Frau zusammen aufzuziehen, aber ich denke auch, dass drei Kinder genug sind. Es ist mir nicht vergönnt gewesen eine richtige Familie zu haben, aber ich komm schon damit klar“, schloss er seinen Monolog und wiederholte Ambers Worte. Sie sah ihn aufmerkam an. „Ich wollte nur, dass du das weisst.“ Er nickte. „Ja“, sagte er nur. „Ich möchte ins Bett gehen“, sagte sie auf einmal. Ansgar sah sie erstaunt an. War das jetzt wieder eine Art zu sagen, dass sie Sex wollte, oder war sie tatsächlich müde? „Bist du müde?“ „Ein bischen. Aber ich weiss ja gar nicht ob ich…. hier…“ „Sicher bleibst du bei mir“, beeilte er sich zu sagen. „Ich fände es sehr schön, wenn wir morgen früh zusammen aufwachen.“ Amber lächelte ihn an. „Ich habe nichts bei mir.“ „Das macht nichts, ich lasse von Justus Waschzeug bringen, Zahnbürste usw. und einen Schlafanzug kannst du von mir bekommen.“ Amber kicherte. „Steht mir bestimmt gut“, sagte sie. Ansgar ging die Waschutensilien besorgen, und als er wiederkam hatte Amber den von ihm hingelegten hellblauen Pyjama an. Ansgar schmunzelte weil die Ärmel der kleinen Amber viel zu lang waren, ebenso wie die Beine. „Passt nicht ganz, aber macht ja nichts“, sagte sie und grinste. „Ich stell dir die Sachen ins Bad“, meinte Ansgar. Amber verschwand ins angrenzende Bad. In der Zwischenzeit zog Angar sich aus und seinen Schlafanzug an. Ihm kam das alles ein wenig seltsam vor. Wenn sie nun nach wildem Sex im Bett eingeschlafen wären war es eine Sache, aber dieses Ins-Bett-Geh-Ritual nun mit einer Frau zu begehen war sehr ungewöhnlich für ihn, noch dazu wo er sie erst ein paar Tage kannte. Amber kam nach einigen Minuten wieder aus dem Bad und sah Ansgar schmunzelnd an. „Was gibt es zu grinsen?“ fragte er sie. „Du siehst süss aus in deinem Schlafanzug“, sagte sie. Süss? Er sah süss aus? Ansgar glaubte nicht richtig zu hören. Aber Amber war anders als die meisten Frauen, das war ihm schnell klargeworden. Er wollte gerade ins Bad, Zähne putzen, da schlug sie mit der flachen Hand auf die Bettdecke neben sich. „Komm her zu mir“ forderte sie. „Ich will mir noch rasch die Zähne putzen“, sagte er. „Meinst du, du stirbst, wenn du mal drauf verzichtest?“ kicherte sie. „Äh, für gewöhnlich gehe ich nicht ohne Zähneputzen ins Bett“, meinte er. „Los, durchbrech deine erlernten Verhaltensmuster, trau dich“, sagte sie nicht ganz ernst gemeint und giggelte. Ansgar musste lachen. Sie hatte ja recht. Mit einem Satz war er bei ihr im Bett. „Verrückt, oder?“ fragte sie. „Was?“ „Na, dass ich noch gestern wollte, dass wir uns nie wieder sehen. Und nun liege ich hier neben dir im Bett.“ „Ja, irgendwie schon, aber wie du so schön sagtest, Verhaltensmuster sollten dann und wann durchbrochen werden.“ „Ja, das ist ratsam“, meinte sie und sah ihn mit diesen Blick aus grünen Augen unter langen Wimpern an. Ansgar versank wieder einmal mehr in ihren Augen und dann küsste er sie. Die Schlafanzüge blieben nicht lange an ihrem Platz. Das zweite Mal, wo sie miteinander schliefen war schon sehr viel vertrauter, und es fühlte sich richtig an.

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 Betreff des Beitrags: Re: Never forget
BeitragVerfasst: 10.09.2012, 20:56 
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Kapitel 26: Love strikes (at first sight)

Sie war eingeschlafen in seinem Arm. Ansgar brachte es nicht übers Herz, sie zu wecken, und so lag er definitiv sehr unbequem in seinem Bett. Er dachte an den Abend vor seinem Geburtstag wo er nach rechts geschaut hatte und die unberührte Bettwäsche betrachtet hatte. Jetzt war sie zerwühlt, und in ihr drin lag eine kleine zierliche Frau mit blonden Wuschelhaaren. Ansgar schloss die Augen. Auch er war jetzt sehr müde. Er strich Amber noch einmal ganz leicht übers Haar und flüsterte „gute nacht“, dann war auch er eingeschlafen.

Amber sah enttäuscht auf das leere Bett neben sich. Ansgar war schon weg. Sie sah auf die Uhr. Es war bereits 9 Uhr. Sie hatte ihn nicht gehen hören. Dann fand sie den kleinen Zettel den er für sie hingelegt hatte. „Wollte dich nicht wecken. Sehen wir uns später? Ansgar“ Er war nicht besonders liebevoll geschrieben, aber Amber hatte Ansgar schon lange durchschaut. Er konnte nicht aus seiner Haut. Niemals hätte er etwas in der Art geschrieben wie: „Die Nacht war sehr schön mit dir“. So tickte Ansgar nicht. Seufzend stand sie auf und ging ins Badezimmer. Sie zog Ansgars Schlafanzug aus und sprang unter die Dusche. Es war schon komisch, hier so allein in Ansgars Suite zu sein, aber auch schön. Sie hoffte nur, dass keiner der anderen Schlossbewohner sie sehen würden, wenn sie nach Hause fuhr. Sie war froh, dass sie ihren Wagen genommen hatte. Sonst hätte sie sich – wie beim letzten Mal ein Taxi nehmen müssen. „Sehen wir uns später“ hatte auf dem Zettel gestanden. Das bedeutete immerhin, dass er sie heute noch sehen wollte. Sie überlegte, Ansgar von der Firma abzuholen. Oder ob das keine gute Idee war? Ob er darauf stehen würde? Sie trocknete sich in einem von Ansgars weissen Handtüchern ab und überlegte. Sie würde erst einmal zu Lillian nach Hause fahren.

Als sie aus dem Badezimmer gehen wollte, sah sie Ansgars Bademantel an der Tür hängen. Sie zog ihn verstohlen an die Nase und schnüffelte an ihm. Der Geruch von dem Bademantel bescherte ihr Flashbacks an die vergangene Nacht. Sofort hatte sie Sehnsucht nach Ansgar. Sie war selten in ihrem Leben so verliebt gewesen. Da war ihr Ehemann gewesen mit dem sie einige Jahre verheiratet gewesen war, und noch ein Mann aus frühester Erwachsenenzeit. Diese beiden Männer hatte sie geliebt. Aber nach ihrer Scheidung vor zwei Jahren hatte sie keinen Mann mehr ernsthaft an sich herangelassen, erst recht nicht nach ihrer Diagnose. Mit Ansgar war alles anders. Sie hatte ihn an der Bar im Schneiders sitzen sehen und war sofort verliebt in ihn gewesen. Sie hatte nicht mal ein Wort mit ihm gesprochen, da hatte sie schon der Blitz getroffen. Allein die Art wie er da sass, gedankenverloren, sich an einem Glas alkoholischen Getränkes festhaltend, die Art wie er etwas melancholisch durch die Gegend schaute, hatte es ihr angetan. Nachdem sie ein paar Worte mit ihm gewechselt hatte, war ihr klar, was für eine Sorte Mann Ansgar von Lahnstein war. Ein gerissener, skrupelloser Geschäftsmann nach aussen und innen doch ganz anders. Sie kannte diese Art Männer. Ihr war klar wie sie tickten. Amber wusste, dass man sie nicht zu sehr einengen durfte und ihnen auch keine Gelegenheit geben durfte, sich unterbuttern zu lassen. Das würde Amber jedoch nicht tun. Sie war selbst egoistisch genug um klare Grenzen zu ziehen. Ihr Ex-Mann hatte sie geschlagen, mehrfach. Sie hatte das erste Mal stillgehalten, weil sie ihn so sehr geliebt hatte. Aber beim zweiten Mal war sie gegangen. Amber wusste von Lillian viel über Ansgar. Auch dass er seine Ex geschlagen hatte. Nicht Lillian war es gewesen, die Amber von Ansgar abhalten wollte, sondern Amber selbst war – nicht nur wegen ihrer Krankheit – davon überzeugt gewesen, dass Ansgar nicht der richtige für sie war. Lillian fand sogar Worte der Entschuldigung für den Grafen. Lydia Brandner habe ihn eben nicht genug geliebt und ja auch noch was mit dem Ex am Laufen gehabt.

Amber musste schmunzeln wenn sie an den Moment dachte wo sie Lillian von Ansgar erzählte. "DER Ansgar von Lahnstein?“ hatte sie gefragt und sich mokiert, dass Amber nicht sofort wusste wen sie da vor sich gehabt hatte. Lillian würde nicht eine Sekunde zögern, sich auf Ansgar einzulassen, das wusste Amber. Amber jedoch war – auch wenn sie sich in Ansgar verliebt hatte – vorsichtig genug um ein gewisses Quentchen Zweifel in sich zu bewahren. Als sie Ansgar an der Bar im Schneiders hatte sitzen sehen hatte sie noch nicht gewusst wer er war. Ihr Herz konnte nicht unterscheiden ob es sich in einen Kerl wie Ansgar verlieben durfte, und so war sie bereits verloren als er sich ihr vorstellte.

Amber zog sich an und schlich dann – nicht ohne vorher das Bett zu richten - aus Ansgars Suite. Sie hatte Glück. Keiner der anderen Schlossbewohner sah sie. So konnte sie unbemerkt in ihr Auto steigen und die lange Auffahrt von Königsbrunn entlang nach Hause fahren.

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 Betreff des Beitrags: Re: Never forget
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Kapitel 27: Enchanted

Ja, bitte schicken Sie mir die Unterlagen sofort zu. Wie? Ja, auch gut, das geht auch, keine Ursache. Ja. Ich wünsche Ihnen auch ein schönes Wochenende.“ Ansgar legte den Hörer auf und blickte zufrieden auf den Haufen Unterlagen auf seinem Schreibtisch. Es lag viel Arbeit vor ihm, er musste vorankommen. Der ganze Bulk musste noch durchgearbeitet werden. Ansgar konnte sich jedoch kaum konzentrieren. Seine Gedanken schweiften immer zu Amber und der vergangenen Nacht. Es war schon seltsam, dass er ständig an sie denken musste. Dass überhaupt eine Frau wieder in seinem Leben Platz hatte war schon ungewöhnlich genug, aber dass er nun auch noch kaum an etwas anderes denken konnte, irritierte ihn doch sehr.

Victoria hatte es sofort bemerkt. Dieses Strahlen in seinen Augen, es war wieder da. Etwas musste passiert sein. Und es hatte mit dieser Frau zu tun. Auch wie Ansgar am Telefon gesprochen hatte mit seinem Geschäftspartner. Er hatte gelöst und freundich geklungen, so ganz anders als sonst. Victoria hasste sich selbt dafür, dass es ihr etwas ausmachte. Sie sollte sich für Ansgar freuen. Er konnte etwas Glück doch gut gebrauchen. Dennoch ziepte es in ihrem Inneren wenn sie sich vorstellte, wie Ansgar es mit Amber tat. Sie suchte Ansgars Nähe an diesem Tag und brachte ihm Kaffee und fragte ihn ob sie ihm helfen konnte mit den Unterlagen, da sie sah, dass er sehr viel zu bearbeiten hatte. Er nahm das Angebot dankend an. So sassen sie mehr oder minder schweigend in Ansgars Büro und lasen sich durch Bilanzen, Geschäftsabschlüsse und Verträge.

„Hast du dich noch einmal mit Amber getroffen?“, fragte Victoria unvermittelt. Ansgar sah auf. Er überlegte, was er Victoria erzählen konnte und was nicht. „Ja, hab ich.“ sagte er nur. „Du strahlst richtig, Ansgar. Ich nehme an, es ist wieder alles in Ordnung?“ Ansgar überlegte. Alles in Ordnung war es nicht. Amber war krebskrank, und das Damokleschwert hing über der Beziehung - wenn er denn eine hatte – mit Amber. So sagte er nur: „Wir haben über alles gesprochen. Weswegen sie weggerannt ist.“ „Das ist gut“, meinte Victoria. „Schön, dass ihr eure Differenzen beilegen konntet.“ Ansgar blickte auf. „Es waren keine Differenzen, Victoria. Amber ist krank. Ernsthaft krank. Sie hat Krebs.“ Er wusste selbst nicht warum er das erzählte, aber irgendwem musster er es erzählen.

„Ach du Scheisse“, entfuhrt es Victoria. „Und wie gehts du damit um?“ wollte sie wissen. „Amber wollte keine Beziehung, sie ist deswegen abgehauen, weil sie nicht weiss, wie es weitergeht bei ihr. Sie wollte keinen Mann an sich heranlassen. Aber ich habe gebohrt, und als sie es mir sagte, da habe ich ihr gesagt, dass das kein Grund für mich ist, dass ich mich von ihr abwende.“ Victoria sah Ansgar nachdenklich an. „Das ist heftig. Ich könnte verstehen, wenn du Abstand genommen hättest. Ich weiss nicht, wie ich damit klarkommen würde.“ Ansgar sah Victoria überrascht an. Er hätte eine andere Reaktion von ihr erwartet. „Dir scheint echt viel an ihr zu liegen“, sagte Victoria und sah Ansgar prüfend an. „Ja, das tut es“, meinte er mehr zu sich selbst als zu seiner Assistentin. Dann wandte er sich wieder seinen Unterlagen zu. In Victoria arbeitete es permanent. Ansgars neue Freundin war also krank. Ziemlich krank sogar. Sie war total überrascht, dass Ansgar sich überhaupt auf so etwas eingelassen hatte. Es beeindruckte Victoria mehr als sie vor sich selbst zugab. Es passte so gar nicht zu Ansgar.

Als am späten Nachmittag Amber im Büro erschien um Ansgar abzuholen staunte Victoria nicht schlecht. Ansgar strahlte wie ein Honigkuchenpferd, zog Amber an sich und küsste sie. Victoria wurde beinah schlecht. Wo war der Ansgar, der Frauen nur fürs Bett aussuchte, wo war der Ansgar, der so extrem von sich überzeugt war, wo war der Ansgar der sie in Zürich auflaufen liess? Der neue Ansgar war ihr beinah suspekt, sie konnte nicht wirklich damit umgehen. Oder war Ansgar am Ende gar nicht verbogen, war es nur so, dass er tief in seinem Inneren schon immer so gewesen war? Dass es nur der richtigen Frau bedurfte, um seine sensible Seite zu fördern? Sie dachte an die Nacht auf dem Dachboden. „Das tut weh“, hatte er gesagt, weil er Kim nicht an ihrem ersten Schultag begleitet hatte, weil er ihre ersten aufgeschlafenen Knie nicht bepflastern konnte, und weil er ihren ersten Liebeskummer nicht miterlebt hatte. „Das tut weh“. Sie hätte damals schon merken können, dass Ansgar nicht so kalt und berechenbar war wie er gern tat. Sie hatte alles als „Masche“ Ansgars abgetan. Auch dass er ihr Rührei gekocht hatte, kam ihr im Nachhinein mehr als liebe Geste denn als Anmache vor. Wenn Victoria ehrlich war, so wünschte sie sich fast, Ansgar würde nur noch einmal mit seiner animalischen Art vor ihr auftauchen und ihr Avancen machen. Aber war es nicht immer so im Leben? Das was man nicht haben konnte war einem schon immer extrem anziehend und begehrenswert erschienen. Victoria sah, wie Ansgar und Amber das Büro verliessen. Sie arbeitete noch ein wenig weiter. Sie musste Frust abbauen.

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Kapitel 28: Still unknown

Am Freitag, als Amber ihre erste Chemotherapie hinter sich hatte, ging es ihr nicht gut. Ihr war schlecht trotz der Medikamente gegen Übelkeit, die sie von Professor Dr. Schütte bekommen hatte. Sie wollte keinen sehen. Auch Ansgar nicht. Ansgar hatte sie bekniet, doch zu ihm zu kommen, er versprach ihr, er würde sich um sie kümmern, aber sie wollte nicht, dass er sie in dem Zustand sah. Die nächsten Tage zog sie sich weiterhin von Ansgar zurück. Er konnte nicht an sie heran kommen. Als er am Montag vor ihrer Tür stand machte sie nicht auf. Auch Lillian schien nicht da zu sein. Er schrieb ihr viele SMS und rief sie an. Es kam keine Reaktion von ihr. Erst am Donnerstag meldete sie sich bei Ansgar, sagte wie sehr es ihr leidtäte. Aber es war jetzt Ansgar der blockte. „Ich habe Verständnis für dich, das weisst du, aber es kann nicht sein, dass ich mir die Finger wund tippe und vor deiner Tür stehe und du machst nicht auf. Ich weiss, dass du da warst. Oder lässt du für gewöhnlich das Licht brennen wenn du weggehst?“ sein Ton war scharf, schärfer als beabsichtigt. Es tat ihm sofort leid. Amber war nicht wie andere Frauen. Er wusste es. „Es tut mir leid“, sagte sie leise. „Nein, vergiss es, mir tut es leid“, beeilte er sich zu sagen. „Vergiss was ich gesagt habe, bitte.“ „Nein, du hast ja recht. Es ist kein Grund dir nicht aufzumachen. Aber mir ging es nicht gut. Lillian war nicht da, und ich – ich konnte einfach nicht. Ich hätte es nicht ertragen wenn du mich so siehst. so – so verweint.“ Ansgar zog die Luft ein. „Ist was passiert? Warum hast du geweint?“ „Können wir uns sehen?“ antwortete sie mit einer Gegenfrage. „Ja, natürlich. Soll ich dich abholen?“, fragte er. „Nein, ich komme zu dir, okay?“ „Ich bin da“, sagte er, und dann legte er auf.

Er erschrak als er sie sah. Sie sah blass und müde aus. Auch dünner als sie sonst eh schon war. Aber Ansgar liess sich nichts anmerken. Die Chemotherapie ging nicht spurlos an ihr vorbei, das war ihm schon klar. Dennoch war sie eine unheimlich schöne Frau, und sein Herz machte einen Hüpfer als sie ihn zu sich heranzog und küsste. „Hey“, sagte sie zu ihm, „wie geht es dir?“ „Was für eine Frage, viel lieber will ich wissen wie es dir geht“, antwortete Ansgar als sie sich gesetzt hatten. Sie sah ihn an und antwortete nicht gleich. „Wie soll es mir gehen? Nicht gut. Aber wenn ich dich sehe, dann geht´s mir gleich besser.“ Sie strahlte schon wieder ein wenig. „Ich bin auch froh, dass du da bist“, sagte er und verbarg den Kopf in ihrem Haar zog sie an sich. „Es tut mir leid, dass ich dich am Telefon angeraunzt habe. Aber auch wenn ich verstehe, dass du nicht möchtest dass jemand dich sieht wenn es dir schlecht geht, so möchte ich doch teilhaben an deinem Leben, und das kann ich nicht wenn du mich ausschliesst.“ Amber sah Ansgar bedrückt an. „Ich weiss. Aber es ist neu für mich, dass ich mit meinen Sorgen zu jemandem außer Lillian gehen kann. Meine Eltern die haben mich in Frankfurt erdrückt mit ihrer Sorge, das habe ich nicht ausgehalten, ich will kein Mitleid sondern nur dann und wann mich mal auskotzen dürfen. Mehr nicht. Meinen Arsch kann ich mir immer noch selbst abwischen.“ Ansgar sah Amber entsetzt an. Ihre Wortwahl liess ihn stutzen. Amber bemerkte das und lachte. „Oh, sorry, Graf Lahnstein, für die Ausdrucksweise. Ich bin mir sicher, in Ihrem Wortschatz kommen solch Gossenwörter nicht zum Einsatz.“ „Nicht unbedingt, nein.“ Aber Ansgar musste schon wieder schmunzeln. Er musste sich zum Teil noch daran gewöhnen, dass Amber schwätzte wie ihr der Schnabel gewachsen war. „Ich möchte damit sagen, dass ich eigentlich mein Leben normal weiterführen möchte, aber es geht nicht. Nicht jetzt, wo du einiges von mir weisst. Bevor ich mit der Sache rausgerückt bin, da war ich für dich eine lebenslustige Frau, die mal eben so einen Mann anspricht wenn sie Lust drauf hat. Und jetzt bin ich die Kranke, bemitleidenswerte.“ „Das bist du nicht!“ widersprach Ansgar. „Und ich weiss noch viel zu wenig von dir. Ich würde so gerne noch viel mehr erfahren.“ Amber sah Ansgar nachdenklich an. „Stimmt, ich weiss fast alles von dir, aber du nicht von mir. Okay, gib mir drei Stunden.“ sie lachte. „Ich habe Zeit. Von mir aus die ganze Nacht“, meinte er.

Dann fing Amber an zu erzählen. Von ihrer Kindheit als verwöhntes Einzelkind, von ihrer Liebe zu Pferden, ihren eigenen Ponys und Pferden, von ihrem Studium in den Staaten, von ihrem strengen Vater, von ihrer ersten Ehe mit einem US-Amerikaner und von der Zeit nach ihrer Scheidung. Auch den Umstand, dass Jeffrey sie geschlagen hatte, liess sie nicht außen vor. Ansgar sah Amber nachdenklich an. „Ich glaub, ich weiss, woran du denkst“, schlussfolgerte sie. „Du denkst an Lydia, stimmt´s? Und die Sache mit der Ohrfeige.“ Ansgar zögerte ehe er antwortet. „Ja“, sagte er dann einfach nur. „Ich wusste davon. Noch bevor du es mir erzähltest. Von Lillian. Sie liest alles was so über den Düsseldorfer Adel in den Klatschblättern steht. Daraum habe ich auch gezögert mich auf dich einzulassen. Nicht nur wegen meiner Krankheit.“ Ansgar nahm Ambers Hände in die seinen und sah sie ernst an. „Ich habe da einen großen Fehler gemacht. Und ich verstehe, dass du gezögert hast. Aber ich habe es so sehr bereut, dass ich Lydia geschlagen habe. Unsere Beziehung ist nicht zerbrochen weil ich das getan habe. Es war von vornherein zum Scheitern verurteilt weil sie nicht von ihrem Ex loskam. Dann – als sie schwanger war – wollte sie nicht kürzertreten. Ich weiss, dass ich sie bedrängt haben mit meinen Heiratsplänen, aber so bin ich nunmal. Wenn ich mich für eine Frau entschieden habe, so will ich sie komplett, ganz und gar. Da bin ich egoistisch. Ich habe aber aus meinen Fehlern gelernt. Ich werde nie wieder eine Frau schlagen.“ „Du sollst nie nie sagen. Es geht mir darum, dass meinEx mir nicht nur eine Ohrfeige gegeben hat, er hat schon heftiger zugeschlagen.“ Amber blickte zu Boden. Ansgar sah sie entsetzt an. „Ich will aber nicht darüber reden, bitte.“ „Ja, wenn du nicht möchtest, dann lassen wir das Thema.“

„Was ist eigentlich mit deiner Assistentin, der Frau Wolf, der Mutter von Kim?“ wollte Amber plötzlich wissen. „Wie kommst du jetzt auf Victoria?“ fragte Angar erstaunt. „Ach, ich weiss nicht. Den einen Tag wo ich dich abgeholt habe, da hat sie ziemlich eifersüchtig geschaut.“ Ansgar runzelte die Stirn. „Victoria? Warum sollte sie?“ Amber sah ihn prüfend an. „Das wollte ich von dir wissen. Läuft da was zwischen euch?“ Ansgar zögerte. Er zögerte etwas zu lange, denn Amber sah zu Boden. „Ich verstehe. Schon gut.“ „Nein! Du verstehst mich falsch. Mein Schweigen heisst nicht, dass da was läuft. Da läuft nichts. Nicht mehr.“ Ansgar war jetzt etwas lauter geworden. „Aber da war was, und das ist nicht lange her stimmt´s?“ Ansgar wollte nicht lügen. Darum sagte er: „Ich habe dich kennengelernt und Victoria von dir vorgeschwärmt. Dann kam der Tag wo du am Telefon so kalt und abweisend warst. Ich habe dann am darauffolgenden Tag mit Victoria geschlafen. Es war seit Monaten eine Spannung in der Luft, und als ich dann wieder von dir enttäuscht wurde, da ist es halt passiert.“ Amber sah ihn weiter nachdenklich an. „Und dann? Du kannst mir doch nicht erzählen, dass es bei einmal geblieben ist.“ „Am nächsten Tag ist es dann noch einmal passiert. Aber dann – nachdem wir uns im Schneiders getroffen haben wo wir dann zusammen hier bei mir… da war Schluss. Das musst du mir glauben.“ „Hey, mach dir keine Sorgen. Ich bin nicht so. Ich bin keine von diesen Frauen, die ein Drama draus machen. Mir war es nur wichtig, die Wahrheit zu wissen. Ich meine, ich selbst bin kein Kind von Traurigkeit gewesen. Ich habe dir erzhählt, dass ich eine Zeitlang nur One-Night-Stands hatte.“ Ansgar sah Amber überrascht an. Sie war wirklich nicht wie andere Frauen. „Ich möchte nur wissen, ob du Gefühle für sie hast, denn DAS würde mir etwas ausmachen. Weil ich welche für dich habe.“ „Victoria ist die Mutter von meiner Tochter, und dadurch bin ich für immer mit ihr verbunden. Aber wir haben das geklärt. Es wird zwischen uns keine Beziehung geben. Die hat es nie gegegen, und die wird es nicht geben.“ Ansgar sah so überzeugend aus dass Amber nickte. „Okay. Das ist gut. Danke, dass du so offen und ehrlich zu mir warst“, sagte sie. Dann zog sie Ansgar zu sich heran, und sie versunken in einem leidenschaftichen Kuss.

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Kapitel 29: Pursuit of happyness

Nachdem sie sich wieder voneinander gelöst hatten sah Amber Ansgar ernst an. „Ich möchte, dass du etwas weisst. Ich war zwar einmal verheiratet, aber das war nicht die große Liebe meines Lebens. Das war davor. Ich war neun Jahre mit ihm zusammen. Ich habe ihn so sehr geliebt. Aber ich habe Probleme gehabt, ihm das zu zeigen. Wenn er mich auf Händen getragen hat, so habe ich ihn abgelehnt, wenn er mit anderen Frauen geflirtet hat, so habe ich ihn vergöttert. Ich habe große Schwierigkeiten einen Mann zu lieben, den ich haben kann. Ich kann es dir schlecht erklären, vielleicht ist es, weil ich nicht ertrage, geliebt zu werden. Es klingt verrückt, aber wenn ich kämpfen musste, wenn ich mir nicht sicher war, den Mann fest zu haben, dann bin ich fast verrückt nach ihm gewesen und wenn er mir sagte, er liebt mich, so war ich zwar glücklich, aber zuviel an Harmonie habe ich auch nicht ertragen. Das ist auch mit ein Grund warum ich mich dann und wann zurückziehe. Wenn ich dann merke, ein Mann entschwindet mir, flirtet mit anderen Frauen, dann könnte ich ihn anspringen. Ich weiss, ich hab´ne Macke.“ Sie lachte. Ansgar schaute sie nur aufmerksam an und hörte zu. „Jedenfalls irgendwann da hat´s geknallt. Ich weiss bis heute nicht warum wir uns getrennt haben, eigentlich haben wir uns immer noch geliebt, aber er war wieder so abweisend zu mir, und das kurz bevor er sagte, er wolle das volle Programm mit mir, er möchte ein Haus bauen, Kinder und heiraten. Dann – von einem Tag auf den anderen wollte er das nicht mehr. Da habe ich ihn verlassen. Ich hatte solche Angst, dass er es tut. Er hatte mich schon mal verlassen, als ich mit ihm ein Jahr zusammen war. Weil ich ihm nie gesagt habe dass ich ihn liebe. Dann hatte ich solche Angst, er würde es wieder tun, somit bin ich ihm zuvor gekommen. Ich habe ihn verlassen weil ich Angst hatte er würde es tun. So habe ich die Entscheidung voweggenommen. Er war jedoch keiner der kämpft. Fakt ist, dass wir noch zwei Jahre nicht die Hände voneinander lassen konnten, aber dann hatte er eine Frau kennengelernt. Ich habe ihm schon eine andere Beziehung vermurkst, weil er mich – kurz nachdem er mit ihr zusammengekommen war – gesehen hatte, und alles wieder hochkam. Ich hatte noch immer diese Macht über ihn, dass wenn er mich sah, er mich noch wollte. Dann lief wieder was zwischen uns, rein sexuell, ich wollte ihn eigentlich zurück. Er konnte mir nicht mehr vertrauen, weil ich aus egoistischen Motiven oft so fies zu ihm war. Ich weiss bis heute nicht wieso, weil er die große Liebe meines Lebens war. Jedenfalls lebt er mit der Frau zusammen, die er dann kennenlernte, weil ich nicht warten konnte ob wir noch mal zusammenkommen. Die Frau hat er geheiratet, und ich hab es nie verkraftet. Er hat auch ein Kind mit ihr. Ich bin durchgedreht. Ich habe ihn einmal wiedergesehen, da hat er mir gesagt, ich wäre auch die große Liebe seines Lebens gewesen und dass ich ja nie abwarten konnte. Aber ich hätte nicht ertragen, dass ich verlassen werde. Dann hab ich Jeffrey geheiratet, fast aus Trotz. Aber ich habe ihn auch geliebt. Als er mich geschlagen hat, habe ich ihn verlassen. Danach war ich jahrelang solo. Jetzt weisst du wie ich ticke.“

Amber holte tief Luft so als wäre sie sehr erleichtert, dass die Wahrheit heraus wäre. „Ich verstehe das. Ich selbst kann nicht ertragen wenn ich alles zu leicht bekomme. Nicht umsonst haben mich die Frauen angezogen, die vergeben waren. Ich hatte da diesen Jagdtrieb, alles dranzusetzen, einem anderen die Frau auszuspannen. Das war bei Lydia so und bei Victoria. Von daher verstehe ich dich. Ich bin auch so unerfahren mit Gefühlen, dass ich oft auch nur sehr schwer damit umgehen kann.“ Amber sah Ansgar an. „Wir sind uns ähnlicher als ich dachte.“ Ansgar nickte. „Wie ist es bei mir? Hast du da auch das Gefühl, dass ich es dir zu leicht mache?“ fragte er Amber dann. „Nein. Komischerweise nicht. Ich habe dich gesehen, und da hat es schon „peng“ gemacht. Wie damals bei meinem Ex. Ich habe dich gesehen und gedacht, ‚das ist der Mann, den du willst, das ist der Mann, mit dem du dein Leben teilen möchtest, das ist der Mann, den du heiraten willst‘ und das alles wo ich noch kein Wort mit dir gesprochen habe. Mist, jetzt habe ich zuviel gesagt.“ Amber war rot geworden. „Ich habe gelernt aus meinen Fehlern. Ich lasse meine Gefühle jetzt zu, und ich weiss, dass du ein Mann bist, der mich niemals erdrücken wird, weil du viel zu egoistisch bist, genau wie ich, und viel zu sehr Casanova als dass du je weicheimässig unterwegs sein könntest. Genau das brauch ich. Ich brauche einen Mann, der mir zeigt wo´s langgeht. Der mich zu nehmen weiss, mich auch mal in die Schranken weist, der aber auch gleichzeitig für mich da ist, mir Sicherheit gibt, sowohl im Sinne von körperlich als auch finanziell. Ich meine, ich fühle mich von Männern angezogen, die was erreicht haben im Leben. Das mag sich oberflächlich anhören, aber ich kann nicht aus meiner Haut.“

Ansgar pfiff durch die Zähne. „Da hast du ja wirklich genau den Richtigen getroffen“, stellte er fest. „Ich bin eine dominante, starke Persönlichkeit, die nicht leicht zu nehmen ist. Aber manchmal bin ich auch einfach nur die Amber, die sich anlehnen will an einen starken Mann, die ihr kleinen Hände in die Hände des Mannes legen und sich von ihm leiten lassen möchte. Das mag kitschig klingen, aber das ist so…“ Amber griff nach Ansgars Händen. Sie strich ganz sanft über seinen Handrücken, fuhr die Finger nach und nahm dann seine Hände in ihre. „Deine Hände sind so schön, ich könnte sie stundenlang ansehen.“ Ansgar sog die Luft ein. „Aber nicht nur deine Hände sind schön.“ Amber blickte Ansgar zärtlich an. „Sondern auch deine Augen, dein Mund…“ Er sah sie fasziniert an. Selten hatte eine Frau ihm solch schöne Dinge gesagt. „Deine Augen sind der Wahnsinn. Wenn du mich ansiehst, hab ich das Gefühl, dass ich bis auf den Grund deiner Seele blicken kann, dass du mir Einblick in dein tiefstes Inneres gibst, und ich glaube, das ist bei dir nicht selbstverständlich. Um so mehr bin ich fasziniert davon, dass du es tust. Du bist so authentisch in allem was du tust, das ist sehr anziehend, du redest nicht Leuten nach dem Mund, du spielst keine Rolle, du bist einfach. Okay, vielleicht bist du nach außen hin der toughe Geschäftsmann, der erfolgreich ist, aber wenn man nur ein klein wenig deine Mauer durchbricht, dann bist du so komplett anders.“ „Also spiel ich doch eine Rolle?“ „Nein. Das bist auch du. Das nach außen ist deine Unsicherheit. Die überspielst du mit Coolness. Eine Rolle wäre, wenn du sie immer spielen würdest, auch wenn man dir ein Stück weit nahekommt. Aber das tust du nicht. Und das ist verdammt erotisch und anziehend. Mist, ich habe schon wieder viel zu viel gesagt.“ Amber schaute zu Boden.

„Nein. Das hast du nicht. Das war so ziemlich die schönste Liebeserklärung, die ich je gehört habe. Wenn es denn eine war?“ Ansgar sah Amber prüfend und etwas unsicher an. „Ja, es war eine. Und mir ist egal, was andere Leute sagen, mir ist egal, ob sie mich vor dir warnen oder nicht, ich möchte mit dir zusammensein.“ Ansgar war regelrecht fassungslos. Amber ging in die Vollen. Bislang hatte er sich gefragt, ob er mit ihr nun eine Beziehung hatte oder nicht, aber diese Frage war ihm soeben beantwortet worden. „Was ich dir jetzt sage, klingt verrückt, aber es ist so: Ansgar von Lahnstein, ich liebe dich."

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BeitragVerfasst: 16.09.2012, 18:59 
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Kapitel 30: Tranquilize my Soul

(Ich weiss nicht, ob das Kapitel zu "heftig" ist.. wenn ja, dann sorry, aber für mich war es so schlüssig als ich es schrieb - auch wenn Ansgar dermassen OOC, für mich wäre das interessant ihn in sowas zu erleben)

Ansgar war als hätte ihn ein Bus gestreift. Er blickte in die Augen der kleinen blonden zierlichen Frau, die doch vor ein paar Minuten noch getönt hatte, nicht wirklich lieben zu können und war einmal mehr fasziniert von ihr. Sie liebte ihn hatte sie gesagt. Sie erwiderte seinen Blick, und ihre Augen wurden verräterisch feucht. Sie konnte ihn nicht länger ansehen, wusste, dass sie Ansgar überrollt hatte. Ihr Geständnis war zu früh gekommen, sie glaubte nicht, dass Ansgar schon fähig war, in solchen Kategorien wie „Liebe“ zu denken. Ansgar hob ihr Kinn an so dass sie ihn ansehen musste und sah ihre Unsicherheit in ihren Augen. Es rührte ihn tief in seiner Seele, dass es eine Frau gab, die ihn so sehr wollte, die ihn liebte, die ihn genauso nahm wie er war, und doch war es für ihn zu früh um von Liebe zu sprechen.

„Bitte sag nichts, Ansgar, ich weiss, ich hätte es nicht sagen sollen“, flüsterte sie. „Hey, das was du gesagt hast, war wunderschön, wirklich.“ „Das klingt nach nem fetten „aber““, sagte sie. „Nein. Kein „aber“. Ich kann dir nur sagen, dass ich verdammt gerne mit dir zusammen bin, und dass ständig an dich denken musst wenn du nicht bei mir bist, und das habe ich schon sehr sehr lange nicht mehr gehabt. Ich will mit dir zusammensein.“ Amber blickte Ansgar an. Ihr Blick rührte sein Herz. Dann strich er ihr eine Strähne aus dem Gesicht und streichelte ihre Wange. „Wollen wir ins Bett gehen?“ fragte er. Sie nickte.

Als sie am nächsten Nachmittag wieder Chemotherapie hatte, liess es sich Ansgar nicht nehmen, sie von dort abzuholen. Amber staunte nicht schlecht als Ansgar vor der Tür des Behandlungsraumes sass. Sie lächelte ihn an. „Es ist so schön, dass du gekommen bist“ sagte sie und liess zu dass er ihr einen Kuss gab. „Wie war´s?“, fragte er ein wenig unsicher. „Naja, es geht. Ich habe mich nun schon ein wenig dran gewöhnt. Das wird schon“, sagte sie. Ansgar freute sich sehr über die Zuversicht, die Amber ausstrahlte. „Möchtest du mit zu mir kommen und das Wochenende bei mir verbringen?“ fragte er sie. Sie strahlte ihn an. „Ja, das wäre sehr schön“, sagte sie.

Zusammen fuhren sie in Ansgars Auto nach Königsbrunn. Amber beobachtete Ansgar beim Fahren zwischendurch und fühlte sich so wohl wie schon lange nicht mehr. Ansgar gab ihr eine Sicherheit, die ihr schon lange kein Mann mehr gegeben hatte. Sie kannte ihn erst seit Kurzem, und doch kam es ihr so vor als wäre er der Mann ihres Lebens. Sie hoffte so sehr, dass es ihm auch so ginge. Sie hatte ihn ja am vorherigen Tag etwas überfahren mit ihrer Liebeserklärung. Aber er hatte sehr gut reagiert. Es war mehr als Amber sich erhofft hatte. Durch ihre Krankheit hatte sie gelernt, dass man Dinge aussprechen musste, bevor es zu spät war. Sie wollte den Fehler wie mit ihrem Ex nicht noch einmal machen.

Es wurde ein wundervoller Freitagabend, den Amber und Ansgar miteinander verbrachten. Sie schauten zusammen einen Film und kuschelten sich währenddessen aneinander. Das alles war für Ansgar eine komplett neue Erfahrung. Mit Lydia hatte sich Ansgar zuerst nur zum Sex getroffen, und als sie fest zusammenwaren, da hing schon wieder das Damokleschwert „Vaterschaft“ und „Sebastian“ über ihnen. Somit hatten sie kaum unbeschwerte Tage zusammen verbracht.

Am Samstag wollte Ansgar Amber mit zum Frühstück nehmen, aber sie war noch nicht bereit dafür. So liessen sie sich von Justus etwas aufs Zimmer bringen. Auf einmal sprang Amber auf und lief ins Badezimmer. Ansgar sah ihr überrascht hinterher. Naja, Frauen mussten ja ab und an schnell mal irgendwohin, dachte er sich. Als Amber aber nicht wiederkam, machte er sich Gedanken. Er stand auf und ging zur Badezimmertür. „Alles in Ordnung?“ fragte er. Es kam keine Antwort. „Amber?“ Wieder keine Antwort. Dann hörte Ansgar wie Amber sich drinnen übergab. Er blieb vor der Tür stehen und wusste nicht was er tun sollte. Sollte er draussen warten, oder sollte er hineingehen? Bloss, würde Amber wollen, dass er sie so sah? Wohl eher nicht. So blieb er vor der Tür stehen und wartete. Irgendwann schien sie ruhig zu werden. Er hörte die Spülung. Aber dennoch kam sie nicht aus der Tür heraus. Dann hörte Ansgar ein leises Weinen. Jetzt konnte er nicht mehr. Er öffnete die Tür. Amber hockte auf der geschlossenen Toilette und weinte. Sie sah auf als er zur Tür hereinkam. „Geh weg“, sagte sie. Doch Ansgar blieb stehen. „Du sollst weggehen“, sagte sie erneut. „Ich geh´nicht weg“, sagte er nur. Sein Herz zog sich zusammen als er Amber so sah. Ihr liefen die Tränen übers Gesicht. Plötzlich verzog sie das Gesicht und sprang von der Toilette. Ihr wurde wieder schlecht. Ansgar musste mit ansehen wie sie sich über der Toilette übergab. Er fühlte sich so hilflos. Doch er konnte nicht gehen. Er zögerte keinen Moment, oder überlegte ob es ihm unangenehm war, sondern er ging in die Hocke und war somit hinter Amber, die sich noch immer über der Kloschüssel übergab. Er hob eine Hand und strich über ihren Rücken. Hätte jemand Ansgar vor einigen Wochen gesagt, dass er einen kotzenden Frau den Rücken streichelte, so hätte er denjenigen für komplett verrückt erklärt, aber jetzt - in diesem Augenblick – war es völlig okay für ihn. Es tat ihm in der Seele weh sie so zu sehen, und er konnte sich vorstellen, wie ihr zumute war. Als Amber die Toilettenspülung betätigte und aufstehen wollte, hielt Ansgar sie fest. „Bitte lass mich los, ich schäme mich so“, sagte sie zu ihm und wollte sich losmachen. „Es gibt keinen Grund, und das weisst du“, sagte er nur. „Ich habe dir gesagt, ich will nicht dass du mich so siehst, jetzt weisst du warum“, sagte sie verzweifelt. „Wir kennen uns erst seit knapp zwei Wochen, und das ist nicht lang genug, dass man einer Frau beim Kotzen zusehen will“, sagte sie harsch. Ansgar schluckte. „Hör auf damit“, sagte er nur. Über Ambers Gesicht liefen Tränen als sie Ansgar ansah. „Warum tust du das? Warum tust du dir das an?“ fragte sie. Ansgar sah sie fest an, und er erschrak fast über sich selbst als er sagte: „Weil ich dich liebe.“

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BeitragVerfasst: 17.09.2012, 19:34 
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Kapitel 31: Leave me in despair

Sie sah ihn total verdattert an, sagte kein Wort. Überfordert entzog sie sich ihm, ging zum Waschtisch, nahm ihre Zahnbürste und putzte sich die Zähne. Ansgar stand auf und blieb im Bad stehen. Einfach so. Als Amber fertig war stand Ansgar immer noch da. Sie wollte sich an ihm vorbeischieben, aber er hielt sie auf. „Sieh mich an“, bat er. „Ich habe ernstgemeint was ich gesagt habe.“ Amber sah ihn nicht an, liess aber zu, dass Ansgar sie an sich zog. Amber fing wieder an zu weinen als sie an Ansgars Brust geschmiegt dastand. Er strich ihr über´s Haar und drückte sie fest an sich. „Ich liebe dich“, flüsterte Ansgar. Er sagte es noch einmal: „ich liebe dich.“ Sie machte sich los, sah ihn an, konnte nicht glauben was sie hörte. In ihre Augen schossen Tränen. „Ist das wahr?“ flüsterte sie. „Warum? Warum ich, warum jetzt?“ Ansgar holte tief Luft. Dann sagte er: „Weil ich es so empfinde, jetzt und in diesem Augenblick. Wahrscheinlich war es mir schon länger klar, aber ich konnte es nicht aussprechen.“ „Obwohl ich dein Bad vollgekotzt habe?“ ihre Stimme war ängstlich, ungläubig. Ansgar fasste Amber bei den Schultern. „Viellleicht ist es mir gerade deswegen bewusst geworden. Ich stand hinter dir und, es hat mir das Herz zerissen, dich so zu sehen, es tut mir so leid, dass es dir schlecht geht und…“ Ansgars Stimme starb ab. Er wusste nicht die richtigen Worte.

„Verwechselst du Liebe mit Mitleid?“ wollte sie wissen. „Ich will nicht, dass ich dir leid tue, das weisst du, und ich schäme mich in Grund und Boden dass du mich beim Kotzen gesehen hast.. Das ist genau das was ich nicht wollte.“ „Ich verwechsel´ nichts. Seit dem ersten Tag an dem ich dich in Schneiders gesehen habe, hast du mich fasziniert, ich habe ständig an dich denken müssen, und du kannst mir glauben, ich hätte nicht jede x-beliebige Frau auf meinem Klo sich übergeben lassen.“ Amber sah ihn nachdenklich an. „Ich weiss nicht ob du in der Lage bist, dass zu ertragen. Du bist ein Mann, der die Frauen hübsch verpackt und makellos liebt, der sich nicht mit Krankheiten oder irgendwelchen körperlichen Absonderungen befassen will, das passt nicht zu dir. Jetzt sagst du, es ist okay, aber dann macht es dir doch etwas aus. Wenn man erst kurz zusammen ist, dann will man nicht mit Toilettengängen und sonstigem konfrontiert werden. Ist es nicht so, Ansgar? Ich wette du schämst dich selbst in Grund und Boden wenn dir mal schlecht wird und du dich übergeben musst, hab ich recht?“
Ansgar sah sie erstaunt an. Er hatte sich die Reaktion Ambers nach seinem Liebesgeständnis doch etwas anders vorgestellt. „Ich glaube du liebst das Gefühl, geliebt zu werden, Ansgar. Du hast es lange nicht gehabt, und ich gebe dir dieses Gefühl. Ich weiss nicht ob du wirklich mich meinst wenn du sagst „ich liebe dich“. Ich fühle das einfach nicht.“

Amber hatte sich von Ansgar losgemacht und verließ jetzt das Bad. Ansgar ging ihr hinterher. „Was ist los mit dir? Ich sage dir dass ich dich liebe, und du zählst mir eine Reihe von Beispielen auf, dass es unmöglich so sein kann. Ich versteh das nicht.“ Amber sah Ansgar sanft an. „Ich meine es nicht böse, Ansgar. Ich weiss, dass du mich lieben willst, aber du tust es nicht. Das ist nicht dein cup of tee, du kannst nicht mit einer Frau zusammensein, die krank ist. Ich spüre, dass du mich schonst. Ich merke, dass du dich in die Frau verliebt hast, die ich am Anfang war, bevor du von meiner Krankheit gewusst hast, aber das jetzt.... ist keine Liebe. Auch wenn ich es gerne hätte, so weiss ich, dass es keinen Sinn hat mit uns.“ Ansgar stand da mit hängenden Schultern. Er konnte nicht glauben, was Amber da sagte. „Was heisst das jetzt?“ Seine Stimme klang konsterniert, fast schroff. „Ich gehe zurück nach Frankfurt. Ich werde dort auch meine Chemo weitermachen und auch wieder in der Bank anfangen.“ „Wieso tust du das? Wieso willst du mich verlassen?“ fragte er schockiert und wütend. „Weil es nicht der richtige Zeitpunkt ist für uns.“ „Aber vorgestern abend, da hast du doch gesagt, dass du mit mir zusammen sein willst..“ „Ja, vorgestern. Da habe ich dir gesagt, dass ich dich liebe. Das ist auch so. Aber ich habe an deiner Reaktion gemerkt, dass eine Beziehung so keinen Sinn macht, Ansgar. Ich bin auch nicht bereit dazu. Ich muss erst wieder gesund werden. Vielleicht haben wir dann eine Chance. Vielleicht. Bitte ruf mich nicht an und versuch nicht mich umzustimmen. Meine Entscheidung steht.“

Amber nahm ihre Tasche und packte die wenigen Dinge, die sie bei Ansgar in der Suite positioniert, hatte zusammen. Ansgar stand immer noch wie vom Donner gerührt da. Er konnte nichts tun, er war wie festgefroren. Als Amber fertig war, nahm sie ihre Jacke und trat vor Ansgar. „Ich möchte dass du weisst, dass ich wunderschöne Tage mit dir verbracht habe, und ich werde dir ewig dankbar sein, dass du mich dazu getrieben hast, die Chemo wieder aufzunehmen. Ich sehe wieder optimistischer in die Zukunft. Ich wünschte, wir hätten uns an anderer Stelle und unter anderen Umständen kennengelernt.“ Amber zog Ansgar an sich und küsste ihn. Erst nur leicht auf den Mund, dann aber packte Ansgar Amber und hielt sie fest. Er griff in ihr Haar und drängte ihr seine Zunge in den Mund, küsste sie voll Leidenschaft. „Ich will nicht, dass du gehst“, stiess er hervor. „Ansgar, bitte, mach es mir nicht so schwer“, wehrte Amber ab. „Ich lass dich nicht gehen“, sagte er zwischen zwei Küssen. Er war so stürmisch, dass Amber ihre Tasche fallen liess und nicht anders konnte als den Kuss zu erwidern.

Ansgar presste sich an sie, drängte sie an die Wand, fuhr mit der Hand in ihren Ausschnitt. Er kannte kein Halten mehr. „Ansgar,bitte..“ konnte sie noch sagen, dann hatte er ihren Mund bereits wieder verschlossen mit einem heissen Kuss. Es war ihm egal, was sie gesagt hatte, er wollte sie auf der Stelle haben. Sie wehrte sich nicht wirklich als er ihre Bluse aufriss und sie ihr von den Schultern streifte. Dann schob er ihren Rock hoch, zog ihren Slip von den Hüften. Amber spürte wie heiss Ansgar war, sie wusste es hatte keinen Sinn ihn aufzuhalten, und sie wusste auch, dass sie machtlos gegenüber Ansgars animalischer Art war. Ansgar benebelte ihre Sinne, und ihr Körper wollte ihn auch so wie der seine ihren wollte. Ansgar hatte jetzt seine Hose aufgemacht und herunter gezogen. Er hob Amber hoch und drängte sie an die Wand. Dann drang er in sie ein. Amber sah in seine Augen, sie waren dunkel und unergründlich, und in ihren war pures Verlangen. Sie spürte, dass er sie besitzen wollte, dass er wollte dass sie ihm ausgeliefert war. Amber kannte diese Art Männer zur Genüge. Sie spielte sein Spiel mit, schlang die Arme um ihn und krallte sich an ihm fest. Ihre Hüften bogen sich ihm entgegen, und Ansgar stiess immer wieder heftig zu. Er war hochrot vor Anstrengung und stöhnte weil er nicht mehr lange würde aushalten können. Kurze Zeit später spürte Amber wie Ansgar heftigst explodierte. Er stöhnte laut und konnte sie dann nicht mehr halten. Ansgar jappste nach Luft, er war völlig fertig. Amber zog ihren Rock wieder hoch und klaubte ihre Bluse vom Boden auf. Sie zog sie hastig über und knöpfte sie halbwegs zu. Dann warf sie noch einen Blick auf Ansgar, der noch immer völlig fertig dastand und sich nicht rührte. Dann verliess sie seine Suite.

Noch immer schwer atmend von der Anstrengung stand Ansgar da und wusste nicht ob er lachen oder weinen sollte, oder ob er einfach nur wütend werden sollte. Er verstand die Welt nicht mehr. Er – der einer Frau seine Liebe nicht so ohne weiteres gestand - war wieder einmal gedisst worden, verlassen und verarscht - gedemütigt. Es kam ihm wie ein schlechter Witz vor, über den er nicht lachen konnte. Ambers Gedanken schossen ihm durch den Kopf: ‚Ich glaube du liebst das Gefühl, geliebt zu werden, Ansgar. Du hast es lange nicht gehabt, und ich gebe dir dieses Gefühl. Ich weiss nicht ob du wirklich mich meinst wenn du sagst „ich liebe dich“. Ich fühle das einfach nicht.‘ Was war, wenn sie recht hatte? Wenn es genau so war? Wenn er sie nicht wirklich liebte, wenn es nur das Gefühl war, begehrt zu werden, auf das er so lange verzichten musste? Und ganz nach Murphys law „Whatever can go wrong will go wrong“ so spürte er jetzt auch wieder sein Herz in seiner Brust, wummern und stolpern. Er hatte es satt, so satt! Fing das schon wieder an!

Aber irgendwas war diesmal anders. So ganz anders. Ihm wurde speiübel, der kalte Schweiss brach ihm aus und er bekam einen extremen Druck auf der Brust. Das war keine Panikattacke! „Oh Gott“, stiess Ansgar aus, dann sank er zu Boden.

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BeitragVerfasst: 18.09.2012, 19:32 
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Kapitel 31 (Teil 2)

„Nitro, schnell!“ hörte er von ganz weit entfernt jemanden rufen. „Sauerstoff, Zugang.“ „Wir bringen ihn sofort ins St. Vinzenz“, rief ein anderer. „Verdacht auf Myocardinfarkt“. Ansgar nahm alles nur noch durch einen Schleier wahr. Er spürte kaum wie ihn die Rettungssanitäter auf eine Trage legten und zum Rettungswagen trugen. Er hatte eine Spritze zur Beruhigung bekommen, war kaum ansprechbar. Alles was er denken konnte war „muss ich sterben?“ er sah Gesichter über sich, die ihn besorgt ansahen, aber er war nicht fähig sich zu regen. ‚Bitte, lieber Gott, lass mich nicht sterben‘, dachte er. ,Bitte…‘

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BeitragVerfasst: 20.09.2012, 09:26 
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Kapitel 32: Like you (Painful awareness)

Victoria war außer sich. „Was? Ansgar hatte einen Herzinfarkt? "Oh Gott… Wo ist er?“ Sie fasste sich an den Hals, drohte umzufallen, aber ihre Tochter hielt sie fest. „Mama, Ansgar liegt im St. Vinzenz, lass uns hinfahren, schnell, hol deine Sachen.“ „Ja, ja..“ Victoria klaubte hektisch ihre Tasche vom Boden und liess sich dann von Kim aus dem Büro geleiten. Sie zitterte am ganzen Körper. Sie hatte eine Wahnsinnsangst um Ansgar. Wenn es schon zu spät war? ‚Gott, bitte, bitte, lass es nicht zu spät sein, bitte‘ flehte sie innerlich. Kim brachte ihre Mutter, die völlig neben sich stand, zu ihrem Auto, half ihr sich hineinzusetzen. Auch Kim hatte extreme Angst um ihren Vater, aber sie musste stark sein, Ansgar zuliebe, und auch wegen Victoria, der das alles verdammt zusetzte. Mit quietschenden Reifen fuhr Kim los. Während der Fahrt fing Victoria an zu weinen. „Lieber Gott, bitte.. ‚“ flüsterte sie. „Ich habe solche Angst..“ Kim zerriss es fast das Herz. Sie wusste, dass ihre Mutter Ansgar auf eine Art liebte, nicht so, wie sie Thomas liebte, aber sie tat es. Es gab eine Verbindung zwischen ihr und Ansgar, und das nicht nur weil sie das gemeinsame Kind der beiden war. Kim redete ihrer Mutter beruhigend zu, aber es brachte nichts. „Woher weisst du das überhaupt? Wie ist das denn passiert?“ stammelte sie. „Mich hat Ludwig angerufen, der hat Ansgar gefunden, glaub ich.. ach, ich weiss es doch auch nicht..“. „Oh Kim, fahr´schneller..“ jammerte Victoria. Kim fuhr wie eine Irre, raste die Straßen Düsseldorfs bis zum St. Vinzenz und stellte ihren Wagen kurzerhand im Parkverbot ab. Sie und Victoria sprangen aus dem Auto und rannten ins Krankenhaus.

Als sie auf der Intensivstation angelangt waren, kamen ihnen schon Ludwig und Elisabeth aufgeregt entgegen. „Was ist mit Ansgar?“ rief Victoria in Panik aus. „Ich weiss es nicht“, sagte Ludwig, völlig aufgelöst. Auch wenn er mit Ansgar so oft einen Disput hatte, und er seinen Neffen für gewöhnlich verabscheute, ja dann und wann sogar hasste und versuchte, ihn mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln fertig zu machen, so war er doch auch ein Teil seiner Familie, und die ging Ludwig über alles. „Wie, du weisst es nicht? Du hast mich doch angerufen? Du hast ihn doch gefunden!“ sagte Kim. „Ja, nein, ich habe ihn nicht gefunden.. das war.. „ Ludwig nickte mit dem Kopf in Richtung einer Frau, die Victoria sehr wohl bekannt vorkam. Sie saß auf einem Stuhl neben dem Eingang zum intensivmedizinischen Bereich und hatte den Kopf an die Wand gelehnt. Sie sah sehr fertig aus. „Sie hat ihn gefunden und den Krankenwagen alarmiert. Ich weiss nur, dass es wahrscheinlich ein Herzinfarkt war.“ „Und ich habe ihn nicht ernst genommen“, jammerte Victoria. Ludwig horchte auf. „Wie, du hast ihn nicht ernst genommen? Was wusstest du?“ Victoria schluckte. „Nur, dass er sowas schon mal hatte. Also, das war aber eine Panikattacke, vor ein paar Wochen“, stammelte sie. „Panikattacke?“ Ludwig spuckte das Worft fast aus. „Was für eine Panikattacke?“ Gerade als Victoria etwas erwidern wollte, kam Daniel Fritzsche den Gang entlang. Ludwig sprang auf. „Daniel! Kannst du mir etwas über Ansgar sagen?“ Daniel sah den besorgten Gesichtsausdruck von der Familie von Lahnstein und legte Ludwig die Hand auf die Schulter. „Dein Neffe hatte einen Hinterwandinfarkt. Wir haben bei ihm eine PTCA, eine Perkutane Transluminale coronare Angioplastie , eine Ballondilatation, durchgeführt. Dabei haben wir zur Stütze des betroffenen Gefässes einen Stent eingesetzt. Herr von Lahnstein ist nun in seinem Zimmer. Er ist jedoch noch sehr schwach und braucht dringend Ruhe.“ Kim war aufgesprungen. „Ich versteh das nicht!“ rief sie verzweifelt aus. „Was passiert denn jetzt?“ Daniel fasste Kim beruhigend beim Arm. „Dein Vater muss sich jetzt ausruhen, er ist noch sehr schwach.“ „Wird er – wird er durchkommen?“ fragte Victoria bange. Daniel zögerte. „Ein Herzinfarkt ist eine schwerwiegende Angelegenheit. Aber wir haben Herrn von Lahnstein rechtzeitig behandeln können. Daher würde ich jetzt erstmal das Beste hoffen. Aber wir müssen die Nacht abwarten.“ Daniel sah Kim, Victoria und Ludwig und Elisabeth der Reihe nach an. „Eine Person kann ich zu ihm lassen.“ Ludwig sah Kim an und nickte ihr zu. „Du bist seine Tochter, geh du“, meint er. Kim liess sich auf einen Stuhl sinken. „Ich kann nicht“, flüsterte sie. Victoria zog Kim vom Stuhl wieder hoch. „Kim, er ist dein Vater, geh zu ihm.“ Kim sah ihre Mutter unter Tränen an und nickte dann langsam. Daniel nahm Kim am Arm und geleitete sie zu dem Raum, in dem Ansgar lag. Dann liess sie Kim allein.

Sie hörte den Monitor piepen, zahlreiche Geräte waren um Ansgar herum aufgebaut. Er selber lag sehr blass in der blau-weiss-gestreiften Bettwäsche und schien zu schlafen. Kim schluckte. Es tat ihr so weh, ihren Vater so zu sehen. Vorsichtig ging sie einen Schritt näher. Ihr wurde schmerzvoll bewusst, dass auch ein Ansgar von Lahnstein nicht unverwundbar, unangreifbar war. Sie hatte Ansgar immer nur stark erlebt, er war so ein mächtiger Mann, der nie um Antwort verlegen war, der zwar eine dunkle Seite hatte, aber der auch dennoch immer ein offenes Ohr für ihre Belange hatte. Sie kannte ihn erst ein gutes Jahr, aber dennoch – auch wenn sie nicht immer einverstanden war mit dem was er tat – hing sie an ihm als hätte sie ihn ihr Leben lang gekannt. Auch wenn sie ihren Vater dann und wann ein wenig ausnutzte, wann immer sie in Geldschwierigkeiten war oder sonstige Probleme hatte, so liebte sie ihn dennoch. Sie war Ansgar sehr viel ähnlicher als sie wahrhaben wollte. Auch sie war sehr oft opportunistisch und egoistisch, genau wie ihr Vater. Aber das alles war jetzt nicht wichtig, wichtig war nur, dass es ihm bald wieder besser ging.

Ansgar bewegte sich ein wenig. Kim erschrak. Sie ging noch näher zu seinem Bett. Sie scheute sich davor etwas verkehrt zu machen, eine falsche Bewegung, so als fürchtete sie, Ansgar Schaden zuzufügen, so zerbrechlich sah er in dem Krankenhausbett aus. Sie setzte sich vorsichtig ans Bett und streckte ihre Hand nach der ihres Vaters aus. Ganz sachte strich sie über seine blasse, schlaffe Hand. Eine Träne rann ihr aus dem Augenwinkel und lief ihre Wange hinab. „Papa…“, flüsterte sie.

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 Betreff des Beitrags: Re: Never forget
BeitragVerfasst: 21.09.2012, 09:02 
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Kapitel 33: Goodbye, my Love

Sie nannte Ansgar normal nicht „Papa“, ihr Papa war Thomas, aber hier in diesem Moment...kam es so über sie. Dann sah Kim wie Ansgar ganz langsam die Augen aufschlug und sich etwas orientierungslos umsah. Dann blieben seine Augen auf seiner Tochter haften, und er schien sie zu erkennen. „Kim..“ flüsterte er ganz schwach. „Was ist passiert?“ „Es ist alles in Ordnung, du bist im Krankenhaus“, sagte Kim schnell. „Du musst dich nur noch etwas ausruhen. Dann geht es dir bald besser. Mama ist auch da und Ludwig und Elisabeth. Sie warten draussen.“ „Ich bin müde, Kim, ich möchte noch etwas schlafen“, sagte Ansgar, und dann schlief er schon wieder ein. Kim sass noch hilflos eine Zeit an seinem Bett, dann stand sie auf und ging wieder zu den anderen. Sie konnte Ansgar nicht helfen. Das machte sie total fertig. Draussen bestürmten sie die anderen wie es Ansgar ginge, aber Kim war unfähig etwas zu sagen. Sie liess sich auf einen Stuhl sinken und fing bitterlich zu weinen an. Ludwig zog sie in seine Arme, denn Elisabeth war mit Victoria beschäftigt, deren Blutdruck schon wieder im Keller war.

Keiner bemerkte, dass die blonde zierliche Frau aufgestanden war und sich auf den Weg zu Ansgars Krankenzimmer machte.

Daniel Fritzsche hatte den Anwesenden noch einmal versichert, dass man Ansgars verschlossenes Gefäß wieder mittels Gefäßstütze stabiliesieren konnte und dass er im Moment außer akuter Lebensgefahr war, man jedoch zur endgültigen medizinischen Stellungnahme noch die Nacht abwarten müsse. Es war Gott sei Dank kein sehr schwerer Herzinfarkt gewesen, von dem Ansgar wieder vollständig genesen konnte. Dennoch sollte ihm dieser Warnschuss zu denken geben, denn Ansgar sollte dringend seinen Lebensstil überdenken, so Daniel Fritschze. Auch dass die Panikattacken nichts mit dem Herzinfarkt zu tun hatten erklärte Daniel ihnen. „Ich würde vorschlagen, ihr fahrt nach Hause und ruht euch aus“, sagte er zu Ludwig und Elisabeth gewandt, die nickten. „Ja, wir können im Moment sowieso nichts für Ansgar tun“, sagte Ludwig. Victoria sah Elisabeth an. „Ich kann nicht gehen“, sagte sie bestimnt. Kim sah ihre Mutter erstaunt an. „Aber Mama, du kannst doch nichts für Ansgar tun, fahr ruhig, ich bleibe hier.“ „Nein!“ wieder der vehemente Ton von Victoria. „Ich mach mir solche Sorgen um Ansgar, und ich fühle mich auch verantwortlich weil ich seine Attacken nicht ernst genommen habe.“ „Aber du hast doch gehört, was Daniel gesagt hat“, meinte Ludwig. „Dass es da keinen Zusammenhang gibt.“ „Das ist mir egal, ich bleib hier.“ Ludwig warf noch einen zweifelden Blick auf Victoria und nahm dann Elisabeth am Arm „Komm, Liebes“, sagte. „Äh, ja“, murmelte Elisabeth mit einem Blick auf Victoria und liess sich dann von ihrem Mann fortgeleiten.

Ihre Augen füllten sich mit Tränen als sie ihn so liegen sah. Sie fühlte sich so schlecht und vor allem verantwortlich für das was passiert war. Hätte sie Ansgar nicht verlassen, so läge er jetzt nicht da. Amber war überzeugt davon, dass ihn die Situation so aufgeregt hatte, dass er einen Herzinfarkt bekommen hatte. Sie liess sich auf den Stuhl, der am Bett stand, sinken und beobachte Ansgars reglemäßige Atemzüge. Er schlief tief und fest. Amber rekapitulierte die vergangenen Stunden. Nachdem sie aus Ansgars Suite gelaufen war, hatte sie noch einige Zeit im Auto gesessen. Sie konnte einfach nicht fahren. Etwas in ihr musste zurück zu Ansgar wenn auch nur, um ihm noch ein letzes Mal in die Augen zu sehen. Sie hatte an Ansgars Tür geklopft. Doch niemand hatte geöffnet. Amber hatte eine Vorahnung beschlichen. So war sie hineingegangen und hatte Ansgar auf dem Boden liegen sehen. Nach einer kurzen Schocksekunde hatte sie dann sofort den Rettungswagen alarmiert.

Amber streckte die Hand nach Ansgar aus. Sie hatte den Wunsch, ihn zu berühren. Aber im letzten Moment schreckte sie zurück. Sie liess die Hand wieder sinken. Dann stand sie auf und ging aus Ansgars Zimmer. Sie beschloss, ihn nie wiederzusehen.

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 Betreff des Beitrags: Re: Never forget
BeitragVerfasst: 22.09.2012, 20:42 
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Kapitel 34: Free from cares

„Justus, meinen Mantel“, polterte Ansgar und fluchte dann still vor sich hin weil er schon wieder spät dran war. Der Butler erschien mit dem gewünschten, und Ansgar warf sich das Kleidungsstück über. Es war kalt geworden. Draussen lag der erste Schnee. Ansgar fröstelte als er aus der Eingangstür des Schlosses trat. Er stellte seinen Kragen gegen die Kälte hoch. Die Schneeflocken fielen unaufhörlich vom grauverhangenden Himmel. Ansgar stieg ins Auto und liess den Motor an. Dann fuhr er in Richtung Firma. Wärend Ansgar die verschneiten Felder links und rechts am Strassenrand an sich vorbeiziehen sah, wurde ihm bewusst, wie wenig Lust er am heutigen Tag zum Arbeiten hatte. Kurz ehe er die Stadt erreichte bog Ansgar ab. Er wollte heute nicht in die Firma fahren. Er hatte die letzten Tage wieder etwas Stress gehabt, und den wollte er auf jeden Fall vermeiden. Er bog in eine Landstrasse und fuhr immer weiter stadtauswärts. Er schlug die Richtung zum Unterbacher See ein. Der Schnee fiel immer noch in dicken Flocken vom Himmel als er aus dem Auto stieg nachdem er seinen Wagen geparkt hatte.

Ansgar sog die frische Luft in seine Lungen. Er machte ein paar Schritte in Richtung des Sees. Der See war komplett zugefroren, und über dem Eis lag eine dicke Schneeschicht. Einzelne Schlittschuhläufer waren zu sehen an diesem Montagmorgen, doch sie waren etwas weiter entfernt. Ansgar schritt langsam auf dem Weg am Seeufer entlang. Er atmete wieder intensiv die frische Luft ein und fühlte sich nach einigen Hundert Metern seltsam befreit. Es tat sehr gut an der frischen Luft zu sein. Ansgar fühlte eine nie gekannte Leichtigkeit in sich. Er blieb stehen und beobachtete ein Eichhörnchen wie es von Ast zu Ast sprang und sah dem Schnee zu wie er in immer noch dicken Flocken vom eisgrauen Himmel fiel. Es war schon seltsam, dass ausgerechnet der schlimmste Moment seines Lebens dazu geführt hatte, dass er das Leben an sich anders wahrnahm, die Momente besser geniessen konnte, und dass Dinge, die er früher für total unsinnig gehalten hätte, wie zum Beispiel an einem Montagmorgen durch die verschneite Seelandschaft zu spazieren, auf einmal für ihn lebenswert erschienen.

Vier Monate war es jetzt her dass er den Herzinfarkt erlitten hatte. Es war ein Warnschuss für ihn gewessen, auf seinen Körper besser zu achten. Er hatte zwar Glück gehabt, und es war nur ein recht leichter Infarkt gewesen, bei dem er nach acht Tagen wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden konnte, aber er hatte danach beschlossen, mehr auf sich Acht zu geben, zu versuchen, etwas öfter innezuhalten und den Stress nicht mehr so an sich heranzulassen. Die Zigarren konnte er nicht aufgeben, das schaffte er einfach nicht. Aber er hatte sehr zu Victorias Leidwesen – da sie bei dem Kaffeevollautomaten immer die normalen Bohnen durch die koffeinfreien ersetzen musste - angefangen, koffeeinfreien Kaffee zu trinken.

Ansgar ließ seine Gedanken schweifen, an die Zeit vor seinem Herzinfarkt. Automatisch musste er an Amber denken und die Wochen, die er mit ihr gehabt hatte. Es war eine sehr schöne Zeit gewesen, die er nicht missen wollte. Er hatte von Ludwig erfahren, dass es Amber war, die ihn gefunden hatte. Aber er hatte danach hatte er nie wieder etwas von ihr gehört. Einmal hatte er noch bei ihr angerufen, aber sie hatte nie zurückgerufen. Ansgar hatte einfach keine Kraft gehabt, Amber hinterherzulaufen. Vielleicht war es einfach nicht der richtige Zeitpunkt für sie beide gewesen. Victoria hatte sich in der Zeit nach seinem Herzinfarkt rührend um ihn gekümmert. Er würde nie den Moment vergessen, an dem er aufwachte und sie an seinem Bett sass.

‚Hey‘, hatte sie geflüstert als er die Augen aufschlug und sie sah. Sie hatte so besorgt ausgsehen. ‚Victoria‘, hatte Ansgar leise gesagt, ‚wie lange bist du schon hier?‘ ‚Ich sitze schon seit Stunden hier, hier an deinem Bett. Kim war auch schon bei dir, erinnerst du dich?‘ Er hatte es bejaht. Dunkel zwar, aber es war in seiner Erinnerung, dass seine Tochter bei ihm gewesen war. Dann hatte Victoria seine Hand genommen. Ansgar erinnerte sich an die Tränen, die in ihren Augenwinkeln geschimmert haben, als sie ihn ansah. Dankbar hatte er ihre Hand zurückgedrückt, und in dem Moment wusste er, dass er Victoria immer an seiner Seite haben würde, dass sie auf eine Art mit ihm verbunden war.

Seine Wangen waren noch rosig von der frischen Luft als er ins Büro kam. Ansgar hing seinen noch etwas feuchten Mantel an den Haken als Frau Dröge hektisch zu ihm reingerannt kam. „Graf Lahnstein, da sind sie ja endlich! Peters und Partner hat schon xmal…“ „Jaja“ wigelte Ansgar ab und hob die Hand. „Ich kümmer´ mich drum, Frau Dröge“, sagte er, aber hatte nicht wirklich vor sofort seinen Geschäftspartner anzurufen. Zuerst wollte er Victoria bitten, ihm Kaffee zu machen, aber sie kam schon mit einer Kanne des Getränkes in sein Büro. „Hey, da bist du ja“, sagte sie erfreut. „Wo warst du heute morgen? Ich habe dich vermisst.“ „So, so, du hast mich also vermisst?“ fragte Ansgar belustigt. Victoria grinste. Sie hatte sich so an Ansgars Späße und Anzüglichkeiten gewöhnt, dass sie sie nicht mehr missen mochte. Auch wenn Ansgar früher oft arrogant und intrigant gewesen war, so hatte er sich seit seinem Herzinfarkt verändert. Schon vorher – als er die Panikattacken hatte – war er anders geworden, aber seit einem halben Jahr erkannte man Ansgar bald nicht mehr wieder. Sicher war er nach wie vor dann und wann arrogant und liess den Chef raushängen, und Ludwig und seine Familie würden wohl nie zu seinen Lieblingen auf dieser Welt werden, aber er hatte sich arrangiert. Er war so froh, vom Leben noch eine zweite Chance bekommen zu haben, dass er seinen Krieg mit Ludwig und Tanja hintenangestellt hatte. Für ihn waren Kim und Hannes, Victoria und Nico, die von ihrer Reise zurückgekehrt war, wichtig. Mit Nico hatte er sich wieder versöhnt, und Kim und er hatten ein sehr gutes Verhältnis zueinander bekommen. Selbst Emilio war ihm kein Dorn mehr im Auge.

„Ach Ansgar, was bin ich froh, dass du mein Chef bist“, sagte Victoria gerade. Ansgar wusste, dass Victoria ihn ein wenig aufzog, aber er ging sofort drauf ein. „Warum? Weil du ab morgen einen zweiten Kaffeevollautomaten hast und nicht mehr die Bohnen hin- und her schütten musst?“ „Sag bloss, du Geizhals hast endlich einen gekauft?“ Victoria griente. „Und nicht nur das, es ist ein richtig teueres Teil, mit dem du auf Knopfdruck Latte und andere Spezialiäten machen kannst. Für meine Assistentin nur das Beste“, sagte Ansgar nicht ganz ernst gemeint. „Du meinst wohl, für dich nur das Beste?“, lachte sie. „Das natürlich auch“, feixte Ansgar. Dann sah Ansgar Victoria ernst an. „Weisst du, was ich heute morgen gemacht habe?“, fragte er. „Nein, was denn?“ „Du wirst es nicht glauben, ich bin fast zweit Stunden am See entlanggelaufen und habe mir Eichhörnchen angesehen. Eichhörnchen? Glaubst du das?“ „Lass mal deine Stirn fühlen, ob du Fieber hast“, sagte Victoria belustigt. „Nein, ich meine es ernst, Victoria“, sagte Ansgar, „das war – igendwie total schön - so friedlich. Ich kann es gar nicht erklären. Ich habe mich so – frei gefühlt.“ Victoria sah Ansgar verblüfft an. Seitdem er krank gewesen war, verblüffte Ansgar sie immer und immer wieder. „Du hast dich wirklich total verändert, Ansgar“, sagte sie leise und sah ihn bewundernt an. Auch Ansgars Blick blieb auf dem von Victoria hängen, und – er wusste nicht warum – die Nacht im Hotel kam ihm ins Gedächtnis. Auch der Tag an dem er Victoria auf dem Schreibtisch vernascht hatte, erschien vor seinem geistigen Auge. „Ich habe seitdem keinen Sex mehr gehabt“, sagt Ansgar unvermittelt.

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