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 Betreff des Beitrags: Re: Never forget
BeitragVerfasst: 12.08.2012, 10:02 
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Kapitel 14: Zu hoch gepokert?

Es war nicht einmal dass er diese Frau – obwohl sie sehr gut aussah – unbedingt flachlegen wollte, sie faszinierte ihn durch ihre offene, direkte, aber nicht obszöne Art. Dieses Selbstbewusstsein, dass sie ausstrahlte, gepaart mit diesen verdammt grünen Augen war es was ihn so anzog. „Darf ich Ansgar sagen, oder bestehen Sie auf dem Grafen?“ fragte sie. Wieder der intensive Blick aus den giftgrünen Augen. „Ansgar reicht vollkommen“, gab er zurück. Kellner Luca brachte die beiden Whiskeys. Ansgar liess sein Glas an das von Amber stossen und beobachtete, wie sie ihres in eins austrank. „Nicht schlecht“, bemerkte er anerkennend und zog die Augenbrauen hoch. „Für gewöhnlich trinke ich kaum Alkohol. Ist nicht gesund. Aber heute hier mit ihnen… mach ich mal eine Ausnahme..“ sagte sie und sah Ansgar wieder mit offenkundigem Interesse an. Dieser grinste. „Soll ich mich geschmeichelt fühlen?“ fragte er. „Das überlass ich Ihnen“, gab sie zurück. „Und? was machen Sie so, wenn Sie nicht hier im Schneiders sitzen und Bourbon trinken?“ wollte Amber wissen. „Ich leite eine Bank, genauer gesagt, die Lahnsteinbank", sagte Ansgar, und in seiner Stimme klang Stolz mit. Amber zog die Augenbrauen hoch. „Ich kenne die Lahnsteinbank. Ist ja auch zuzusagen die Konkurrenz", meinte sie trocken. Jetzt war es an Ansgar irritiert zu schauen. „Mein Vater leitet eine Bank in Frankfurt, und ich bin seine Junior Partnerin, erklärte Amber. „Wir scheinen ja etwas gemeinsam zu haben“, sagte sie und sah Ansgar wieder mit sehr direktem Blick an. Ansgar überlegte fieberhaft, was dieser Blick zu bedeuten hatte. Er konnte Amber nicht einschätzen. War sie auf ein schnelles Abendteuer aus, oder war sie an ihm interessiert? Er beschloss, es darauf ankommen zu lassen. „Warum lassen wir das Geplänkel nicht einfach und kommen zur Sache?“ fragte er und lehnte sich zu Amber herüber. Sein Blick wanderte von ihren Augen kurz zu ihrem Decolleté herunter und wieder hoch. Amber parierte seinen lüsternen Blick jedoch sofort: „Ich habe Sie also richtig eingeschätzt." Sie sah ihn provozierend an. „Sie sitzen hier an der Bar und warten darauf, dass Ihnen etwas vor die Flinte kommt, was sie erlegen können, hab ich recht?“ Ansgar wich ein wenig zurück. Das ging nun nicht in die Richtung, die er erwartet hatte. „Äh – schon vergessen, du hast mich angesprochen“, gab er genauso provokant zurück. „Ja, weil ich Sie sympathisch fand, darum. Und weil ich es einfach blöd finde, allein irgendwo zu sitzen. Wenn Sie geglaubt haben, ich wäre auf das Eine aus, so muss ich Sie enttäuschen. So jemand bin ich nicht.“ Damit war Amber aufgestanden. Ansgar sah sie verdattert an. Sie hatte heftigst mit ihm geflirtet, und nun machte sie einen Rückzieher? Er wollte sie zurückhalten, doch sie wehrte ihn ab. „Bevor ich mit jemandem ins Bett steige, möchte ihn gerne näher kennenlernen. Sorry, wenn ich da ein wenig anders bin. Ich weiss nicht, was es ist, aber ich finde sie interessant, und diese aufgesetzte Masche da, die sie an den Tag legen, dahinter steckt etwas ganz anderes. Ich hätte es gerne herausgefunden, schade.“ Sie wandte sich zum Gehen. „Halt, warten Sie. tut mir leid, ich habe sie falsch eingeschätzt… Sie könne es immer noch herausfinden. Geben sie mir Ihre Nummer?“ versuchte Ansgar es erneut, doch für Amber war die Sache erledigt. „Finden SIE sie heraus“, sagte sie und sah ihn noch einmal mit ihren extrem grünen Augen an. Dann nahm sie ihre Handtasche und verliess das Schneiders. Ansgar atmete tief durch. Er hatte sie falsch eingeschätzt. Sie war nicht auf schnellen Sex aus. Sie schien ihn aus anderen Gründen interessant zu finden. Er hatte zu hoch gepokert. Er ärgerte sich über sich selbst, dass er so dreist vorgegangen war. Da er jetzt keinen Grund mehr hatte im Schneiders zu bleiben, zahlte er und verliess dann das Restaurant.

Als er kurze Zeit später im Bett lag, liessen ihm diese verdammt grünen Augen keine Ruhe. Diese Frau hatte ihn mächtig angezogen, nicht nur durch ihre Optik, die zweifelsohne sehr ansprechend war, sondern durch ihre geheimnnisvolle Art. Er würde am nächsten Tag ihre Nummer herausfinden und sie anrufen. Gut gelaunt schlief Ansgar ein und träumte von blonden Frauen mit grünen Augen.

Amber Richardson. Nachdem er den Namen in die Suchmaschine eingegeben hatte, kamen eine Reihe von Berichten über sie. Der eine war von 2007, als sie den zweiten Vorsitz in der Bank ihres Vaters übernommen hatte, ein anderer aus einem Lifestyle-Magazin, ein dritter über ihre Ehe mit einem US-Amerikaner. Ansgar las alle Artikel mit Interesse. So erfuhr er, dass sie bereits 35 war. Er hatte sie deutlich jünger als sich selbst geschätzt. Sie wirkte so jugendlich mit ihrem kurzen wuscheligen haar, ein bischen wie Charlize Theron, das südamerikanische Model und Schauspielerin. Nachdem Ansgar Informationen über Amber eingeholt hatte, rief er in der Bank in Frankfurt an und wollte sich mit ihr verbinden lassen. Eigentlich war ihm klar, dass das wohl nicht gehen würde, da sie in Düsseldorf war, aber versuchen wollte er es trotzdem. Aber man gab ihre Handynummer nicht heraus. Nun, dann würde er zur Not warten müssen, bis sie wieder in Frankfurt war. Er konnte leider nicht herausfinden, warum und wie lange sie in Düsseldorf weilte. Dann rief Ansgar in den großen bekannten Hotels Düsseldorfs an, aber wieder Fehlanzeige. Es war keine Amber Richardson abgestiegen. Irgendwann gab Ansgar es auf. Am Abend ging er wieder ins Schneiders in der Hoffnung, sie wiederzusehen. Doch er wartete den Abend vergeblich. Enttäuscht betrank Ansgar sich. Er hatte sie sicherlich mit seiner Art vergrault. Sicher - hätte sie seiner Anmache nachgegeben - hätte er sie noch am selben Abend flachgelegt. So war er halt und das würde sich auch nicht ändern. Aber gerade weil sie so reagiert hatte, machte es sie für Ansgar interessant. An diesem Abend schlief er schon deutlich schlechter. Er wollte Amber unbedingt wiedersehen.

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Verfasst: 12.08.2012, 10:02 


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 Betreff des Beitrags: Re: Never forget
BeitragVerfasst: 14.08.2012, 21:09 
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Kapitel 15: Caught (Teil 1)

„Wo bist du mit deinen Gedanken?“, fragte ihn Victoria und stiess ihn an. Ansgar schreckte zusammen. „Wie? Was?“, stammelte er. „Wo du mit deinen Gedanken bist, wollte ich wissen", fragte Victoria. Ansgar gab keine Antwort. „Nun, jedenfalls nicht bei der Arbeit“, stellte Victoria fest. „Ich habe eine Frau kennengelernt“, gab Ansgar ungefragt zu Protokoll. Es klang als hätte er laut gedacht. Er sah nicht, wie Victoria kaum merklich zusammenzuckte. „Oh“, sagte sie nur. „Und nun geht sie dir nicht aus dem Kopf?“, fragte sie dann noch. Es klang ein wenig unsicher. Jetzt sah Ansgar Victoria direkt an. „Irgendwie nicht…“ sagte er mehr zu sich selbst denn zu Victoria. „Freut mich für dich“, meinte Victoria, aber so ganz überzeugt klang sie nicht. Ansgar schien es nicht aufzufallen. Er widmete sich wieder seiner Arbeit.

Ja, es versetzte ihr einen kleinen Stich, auch wenn sie es kaum zugeben wollte. Es war eine Sache, dass sie seine Avancen seinerzeit abgeblockt hatte, aber es war ein komisches Gefühl ihn jetzt zu sehen wie er sich offensichtlich einer anderen zugewandt hatte. Es kam ein wenig plötzlich, fand Victoria. Aber dennoch war sie auch erleichtert, denn Ansgar würde sie jetzt in Ruhe lassen. Auch wenn sie ihren Mann wirklich liebte, Ansgar war und blieb einfach ein Mann, dem zu entziehen nicht ganz einfach war. Er hatte einen extremen Charme, und Victoria war nie zu hundet Prozent immun dagegen gewesen. Auch jetzt noch nicht.

Am späten Nachmittag verliessen Ansgar und Victoria zusammen das Büro. Es war purer Zufall, dass sie beide den Fahrstuhl ins Erdgeschoss nutzten. Noch vor ein paar Monaten wäre dies eine Situation gewesen bei der Victoria nicht hätte garantieren können wie sie sich verhalten würde, aber jetzt war nichts an knisternder Spannung mehr zwischen ihnen, was aber eher an Ansgar lag. Gedankenverloren sah er zu Boden; er war schweigsam, aber es war nicht unangenehm. Als die Tür unten aufging trat Ansgar als erster aus dem Fahrstuhl und blieb dann wie angewurzelt stehen.

Unerhört grüne Augen sahen ihn direkt an. „Ich habe gedacht, wenn du mich nicht findest, so muss ich die Sache in die Hand nehmen“, sagte die Frau zu der die grünen Augen gehörten, belustigt. Ansgar verschlug es die Sprache. Victoria war nun auch aus dem Fahrstuhl getreten. Etwas fassungslos wurde sie Zeugin der Szene zwischen Ansgar und dieser blonden unbekannten schönen jungen Frau. Doch Ansgar schien Victoria gar nicht mehr wahrzunehmen als sie sich von ihm verabschiedete. Er hatte nur noch Augen für diese Frau.

„Naja, es war nicht schwer mich zu finden“, sagte Ansgar als er seine Sprache wiedergefunden hatte. „Stimmt, leichter als meine Nummer rauszufinden, ich weiss“, gab Amber lachend zurück. „Die im Büro in Frankfurt geben sie niemals raus. Und ich stehe nirgendwo im Telefonverzeichnis.“ Ansgar konnte sich kaum von diesen grünen Augen losreissen. „Wollen wir irgendwo etwas trinken gehen?“ fragte Amber ihn nun. Ansgar nickte. „Gerne“, gab er zurück. „Wieder im Schneiders?“ Amber schüttelte den Kopf. „Nee, lass man, das ist mir doch zu spiessig, das No Limits hat mir ganz gut gefallen, lass uns dort hingehen“, schlug sie vor. „Das ist ja hier gleich gegenüber.“ „Ich weiss“, nickte Ansgar, „der Inhaber ist mein Cousin zusammen mit meiner Fast-Schwägerin und Ex-Schwägerin.“ Amber sah ihn interessiert an. „In einer Person?“ fragte sie. „Ja. Marlene von Lahnstein war erst mit meinem Cousin Hagen verheiratet und wird in Kürze den Bruder von Hagen, Tristan von Lahnstein, heiraten. Etwas verzwickt, unsere Familenverhältnisse“, sagte Ansgar. „Das klingt sehr interessant“, sagte Amber. Die beiden waren jetzt am No Limits angekommen. Ansgar gefiel da neue No Limits nicht wirklich, besser als das alte, dass Oliver Sabel noch besessen hatte, ja, aber es war nicht wirklich seine Art von Etablissement. Aber das wollte er vor Amber nicht zugeben. Obwohl sie nur wenige Jahre jünger war als er wirkte sie wie gerade frisch von der Uni. Er wollten nicht wie ein Opa neben ihr wirken, also gab er sich betont cool.

Tristan war gerade mit Marlene hinter dem Tresen als Ansgar neben Amber den Club betrat. „Hey! Ansgar, was treibt dich hierher? Noch dazu in so charmanter Begleitung?“, fragte sein Cousin belustigt. „Tristan“, sagte Ansgar in seiner von Oben-herab-Art und grinste süffisant. „Hast du nicht genügend Angestellte, so dass du schon selbst Getränke ausschenken musst?“, gab Ansgar zurück. Amber sah Ansgar etwas irritiert an, sagte aber nichts. „Tja, werter Vetter, kann ja nicht jeder so hochwichtig wie du sein“, pisakte Tristan zurück. „Ihr mögt euch nicht sonderlich“, stellte Amber fest, nachdem sie sich gesetzt hatten. Ansgar sah sie offen an. „Nicht wirklich“, meinte er. „Und Marlene? magst du die?“ Ansgar zog hörbar die Luft ein. „Ist eine blonde trällende Hupfdohle“, meinte er etwas herablassend. Amber sah ihn nachenklich an. „Klingt, als hättest du keine so gute Meinung über Frauen im allgemeinen“, gab sie zu bedenken. „Zumindest nicht über Marlene. Und nun lass uns von etwas Erfreulichem reden“, sagte er und lehnte sich zurück.

Es war paradox. Er sass hier mit einer ihm fast gänzlich unbekannten Frau im No Limits. Irgendwie war das alles surreal. Aber es gefiel ihm. Irgendwie. „Was schlägst du vor?“ fragte die Blondine und sah ihn wieder unter langen Wimpern mit ihren grünen Augen an. „Trägst du Kontaklinsen?“, wollte Ansgar wissen. Amber schmunzelte. „Du glaubst gar nicht wieviele mich das fragen. Aber – ja, ich trage Kontaktlinsen. Ohne wäre ich nämlich blind wie ein Maulwurf. Aber – nein, es sind keine farbigen. Ich habe so grüne Augen. Hab ich von meinem Dad.“

Ansgar gefiel diese Frau immer mehr. Er war regelrecht fasziniert von ihrer Lebhaftigkeit, von ihrer Leichtigkeit, die sie ausstrahlte. Er wollte mehr über sie wissen. Viel mehr. „Amber heisst aber doch Bernstein. Warum dann der Name?“ „Wenn du genau hinsiehst“, Amber beugte sich rüber zu Ansgar, und dieser versuchte, den Blick von ihrem Decolleté abzuwenden, was gar nicht so einfach war, und zwang sich in ihre Augen zu schauen, „dann siehst du winzig kleine Sprenkel in ihnen, also meinen Augen. Abgesehen davon, dass ja Babys erstmal eh blaue Augen haben. Meine Eltern konnten ja nicht mit dem Namen warten bis ich ein halbes Jahr bin." Ansgar blieb fast die Spucke weg. Diese Frau schaffte ihn. Sie machte ihn auf eine so subtile Art an, wie er es selten erlebt hatte. Das Krasse war, dass sie ihn nicht bewusst anmachte. Das hatte er am vorgestrigen Abend gesehen, wo sie – recht empört über seinen Übergriff – das Weite gesucht hatte. Nein, sie war keine Frau für eine Nacht. „Ja… ich sehe sie.. die Sprenkel“, meinte er fast ein wenig verlegen.

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 Betreff des Beitrags: Re: Never forget
BeitragVerfasst: 16.08.2012, 19:31 
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Kapitel 15: Caught (Teil 2)

Ansgar war froh, dass Josie mit den Getränken kam, die sie bestellt hatten. Amber hielt Ansgar ihr Glas hin. „Das mit dem „du“ haben wir ja übersprungen“, meinte sie nur und schmunzelte. „Ja, das haben wir“, gab Ansgar zurück. „Ich halte nicht viel vom Siezen, ich habe zwar nur bis zu meinem neunten Lebensjahr in den USA gelebt, aber das ist mir schon so im Gefühl geblieben, dass ich es einfach angenehmer finde, sich zu duzen. Es erleichtert vieles. Aber bei dir hatte ich im ersten Moment das Gefühl, dass du es nicht so toll finden würdest, wenn ich dich gleich duze.“ Ansgar sah Amber nur fasziniert an. Ihre Art zu sprechen, die Art wie sie den Kopf schräg hielt, die Art, wie sie mit ihren feingliedrigen Fingern ihr Champagnerglas hielt, das alles war ungeheuer anziehend. „Und als ich erfuhr, dass du ein Graf bist.. naja, dann erst recht..“ Ansgar schmunzelte. „Und? Bin ich so viel anders als andere Männer, nur weil ich ein Graf bin?“, wollte er wissen. Amber überlegte. „Ja. und nein. Ich weiss es nicht. Vielleicht ein wenig.“ „Ja? und nein? Ein wenig? Du kannst dich wohl nicht entscheiden.“ „Für gewöhnlich schon“, sagte sie und blickte ihn wieder mit ihrem betörenden Blick an. Ansgar hatte selten eine Frau erlebt, die ihm so selbstbewusst und wenig unbeeindruckt von seinem Status entgegentrat. Ein wenig wie Victoria, aber bei ihr hatte Ansgar immer das Gefühl gehabt, dass er sie verwirrte mit seinen Blicken, und bei Amber war es andersherum. „Na, dann bin ich ja froh“, sagte er und erwiderte ihren Blick. Sie legte ihre Hand auf seinen Arm. „Du bist ein sehr interessanter Mann, Ansgar von Lahnstein, und ich würde dich gerne näher kennenlernen.“ Ansgar sah auf die Hand auf seinem Arm. Wieder bemerkte er ihren zarten, wundeschönen Hände und hätte sie am liebsten in seine genommen. aber so weit waren sie noch nicht. Er wusste selbst nicht so richtig, was gerade in ihm vorging, aber er fühlte sich sehr wohl wie schon lange nicht mehr.

Sie sassen bis spät am Abend im No Limits. Ansgar erfuhr von Amber, dass sie auch eine Zeit in Singapur gelebt hatte, dass sie wie er BWL studiert hatte und dass sie ein Einzelkind war, und der ganze Stolz ihres Vaters. Sie schien aus sehr gutem Hause – ähnlich wie er – zu kommen, wenngleich sie nicht adelig war. Geldprobleme hatte es im Hause Richardson anscheinend nie gegeben, aber Amber war keine Frau, der man ihren Reichtum ansah, im Gegenteil, sie schien eher bodenständig und auf eine Art bescheiden zu sein. Ansgar erfuhr, dass sie in Düsseldorf war um eine alte Schulfreundin zu besuchen, die hier lebte. Das erklärte auch, warum sie in keinem Hotel abgestiegen war.

Gegen halb elf wollte sich Amber von Ansgar verabschieden. „Ich muss so langsam heim, meine Freundin macht sich sonst Sorgen", sagte sie. Ansgar sprang auf. „Ich fahr dich“, meinte er. Amber zögerte, schüttelte aber dann den Kopf. „Sei mir nicht böse, aber ich kenne dich fast gar nicht, und da nehme ich mir lieber ein Taxi.“ Ansgar war ein wenig geknickt, aber konnte es verstehen. „Schade", sagte er nur. Amber legte Ansgar einen Zwanzigeuroschein hin und bat ihn für sie mitzuzahlen. „Du bist selbstverständlich eingeladen“, wehrte er ab. „Das ist lieb, aber ich möchte gerne für mich selbst bezahlen.“ Ansgar sah sie erstaunt an. In seiner Welt zahlten die Männer – zumindest bei dem ersten Date – für die Frauen. „Ähm, das ist für mich selbstverständlich, dass ich das übernehme“, fing er wieder an, aber Amber bestand darauf selbst zu bezahlen.

Ansgar begleitete sie noch nach draussen und wartete mit ihr auf das Taxi. Er war leicht angetrunken vom Champagner und Amber ebenso. Es entstand eine etwas angespannte Situation zwischen ihnen beiden. Amber lehnte neben der Eingangstür des No Limits, Ansgar stand neben ihr. Sie schien ihn ihrer Bluse zu frieren, denn es war ein recht kühler Sommerabend. Sie zog die Bluse am Ausschnitt etwas zusammen. Ansgar wollte ihr gerade das Jacket anbieten, da zog sie ihn zu sich heran - einfach so. „Mir ist kalt“, raunte sie in sein Ohr. Sie berührte mit ihrem Mund den zarten Haarflaum seiner Ohrmuschel, was Ansgar ziemlich anmachte. „Soll ich dich wärmen?“, fragte er mit rauher Stimme, und sie nickte. Ansgar schlang die Arme um Amber und drückte sie an sich. Er sog ihren Duft ein. Sie roch nach einem süsslichen Parfüm und nach ein wenig Haarspray. Sie standen einige Sekunden so da, dann schob Amber Angar sanft von sich weg und sah ihm in die Augen. „Schon besser“, sagte sie leise. Ansgar sah von ihren Augen auf ihre Lippen, und von ihren Lippen wieder auf ihre Augen. Gerade als sich sein Mund ihrem nähern wollte, hörten sie hinter sich das Taxi kommen. Amber wand sich aus seinem Arm und sagte: „Das Taxi, ich muss los.“ Ansgar hielt sie am Arm fest, sie drehte sich einmal zu ihm um. „Danke für den schönen Abend“, sagte sie und küsste den total verdutzen Ansgar mitten auf den Mund - zwar nur leicht und ohne Zunge, aber es fühlte sich wunderbar an. Dann stieg sie in das Taxi.

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 Betreff des Beitrags: Re: Never forget
BeitragVerfasst: 18.08.2012, 18:55 
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Kapitel 16: Don´t let me down again

Als der Wagen davonfuhr wurde Ansgar bewusst, dass er immer noch keine Nummer von ihr hatte. Er hatte schlichtweg vergessen sie zu fragen. So musste er wieder darauf warten, dass sie sich meldete. Er fuhr mit der Zunge über seine Lippen. Warm und weich hatten sie sich angefühlt, ihre Lippen auf den seinen, und er wollte mehr, viel mehr. Gerne hätte er sie nach Hause zu ihrer Freundin begleitet, oder wäre mit ihr auf ein Hotel gegangen. Ansgar war kein Freund vom lange drumrumreden und Frist abwarten. Wenn ihn eine Frau faszinierte, was gar nicht so häufig vorkam, so wollte er sie gleich. Aber Amber war anders als andere Frauen. Sie war besonders. Sie war keine, die am ersten Abend mit einem Mann mitging. Aber irgendwie gefiel Ansgar gerade das. Er hoffte, sie würde sich bald bei ihm melden.

An diesem Abend konnte er lange nicht einschlafen. Seine Gedanken wanderten immer wieder zu der zierlichen blonden Frau mit den Wahnsinnsaugen. Es war schon komisch. Noch vor ein paar Tagen hatte er sich geschworen, nichts mehr von der Liebe wissen zu wollen, und jetzt war er drauf und dran diesen Vorsatz zu brechen. Er war dabei sich zu verlieben. In eine kleine, kurzhaarige Frau mit grünen Augen. „Amber“, flüsterte er den Namen vor sich hin. Ansgar und Amber.... Amber und Ansgar.....Amber von Lahnstein. Ansgar schalt sich selbst in Gedanken. Er musste aufhören an diese Frau zu denken. Es machte ihn schon kirre. Es war das erste Mal seit Lydia, dass er verliebt war. Er zähle Victoria nicht mit, bei der er sich nicht sicher gewesen war, und von daher war es ein paar Jahre her, wo er das Gefühl das letzte Mal gespürt hatte. Er hoffte so sehr, dass es ihr ebenso ging und dass sie sich bald meldete. Just in dem Augenblick wo er einschlafen wollte, klingelte sein Telefon. Ansgar schreckte hoch und schob auf seinem Touchdisplay den grünen Hörer nach rechts. „Ansgar von Lahnstein?“, fragte er in den Hörer. „Ich wollte noch einmal deine Stimme hören“, sagte sie. Ansgar musste nicht fragen, wer dran war. Er wusste es auch so. Augenblicklich lief ihm ein Schauer über seinen Rücken. Er bemerkte erst jetzt, wie schön ihre Stimme klang. „Ja“, brachte er nur hervor. „Und du hast ja jetzt auch meine Nummer“, meinte sie noch. „Ja, ich habe total vergessen, dich danach zu fragen“, gab er zu. „Ich weiss. Deine herauszufinden war nicht schwer. Ich habe einfach noch mal im No Limitis angerufen und Tristan hat mir deine Nummer sofort gegeben.“ „So, so“, sagte Ansgar belustigt. Dann veränderte sich seine Stimme als er sagte: „Ich fand den Abend wirklich sehr schön.“ „Ich auch. Ich würde gerne in den verbleibenden Tagen, die ich noch in Düsseldorf bin, noch einmal etwas mit dir machen“, schlug sie vorsichtig vor. „Am liebsten jeden Abend“, fügte sie dann leise hinzu. In Ansgars Magen kribbelte es verdächtig. „Ja, das wäre schön“, gab er zurück. Ich ruf dich morgen an, ja?“, fragte er. „Ich freue mich. Gute Nacht, Ansgar“, flüsterte sie. „Ich wünsche dir auch eine gute Nacht, Amber“, gab er zurück. Dann hatte sie aufgelegt. Ansgar atmete tief durch. Vor wenigen Tagen hatte er noch zur rechten Seite geschaut und sich nach einer Frau gesehnt, die neben ihm lag. Es schien fast, als hätte er sie bereits gefunden. Es war fast zu schön um wahr zu sein. Ansgar konnte es noch gar nicht so recht glauben, und er wusste auch noch nicht, ob er wirklich bereit war, sein Herz zu öffnen, nachdem er so enttäuscht von Lydia worden war, aber er hatte einfach ein gutes Gefühl bei Amber. Sie schien weder verheiratet noch gebunden zu sein. Natürlich konnte man das nicht so genau wissen, aber sein Gefühl sagte ihm, dass diese Frau mit den kurzen blonden Haaren genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort war.

Die Art wie er diese Frau angesehen hatte war es, die Victoria zu schaffen machte. Sie hatte sofort gewusst, dass es die Frau war, von der Ansgar ihr erzählt hatte. Sie hatte seinen Blick gesehen. Anders als er sie, Victoria, seinerzeit angesehen hatte, hatte er die Blonde mit den kurzen Haaren so erfreut und ehrlich überrascht angesehen. Nicht so fordernd und lüstern wie er es seinerzeit bei ihr getan hatte. Das gab Victoria zu denken. Andererseits: warum nur machte es ihr etwas aus? Sie begriff es nicht.

Als Ansgar ins Büro kam, spürte Victoria sofort seine ausnehmend gute Laune. Der Abend schien ein voller Erfolg gewesen zu sein. „Guten Morgen“, sagte sie zu ihm. Ansgar erwiderte den Gruß gutgelaunt, bemerkte aber sofort, dass Victoria etwas unsicher dreinschaute. War es das was er annahm? War sie eifersüchtig? Er konnte es nicht glauben. „Und? war dein Abend gestern schön?“, fragte sie wie beiläufig. Ansgar sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Ja. war er.“ Victoria war eifersüchtig. Er sah es an der Art wie sie ihn ansah. „Freut mich sehr für dich", erwiderte sie kurz, und dann vertiefte sie sich wieder in ihre Unterlagen.

Er hatte also einen schönen Abend gehabt. Was wohl mit dieser Frau gelaufen war? Ob sie was miteinander gehabt hatten? Victoria biss sich auf die Zunge, als hätte sie laut gesprochen. Verdammt, das durfte nicht wahrsein. Es machte ihr wirklich etwas aus. Aber Ansgar war ihr Chef und Thomas ihr Mann, den sie liebte, und daran würde sich nichts ändern. Wirklich nicht?

Ansgar wählte Ambers Nummer. Er hatte ihr ja versprochen, sie am nächsten Tag anzurufen. „Ja?“ meldete sie sich. „Hallo Amber, hier ist Ansgar“, meldete er sich. „Oh, hi, schön, dass du anrufst, wie geht es dir?“, fragte sie, und ihre Stimme klang leicht gehetzt. Ansgar stutzte. Das war nicht die Amber, die er vom gestrigen Abend her kannte. Sie klang irgendwie so – kalt. „Ähm, ich hatte ja versprochen, dass ich mich melde…“ begann er. „Das ist auch sehr schön, aber ich hab gerade unheimlich viel um die Ohren, weisst du.. ich melde mich bei dir, ja?“, fragte sie und hatte schon aufgelegt. Ansgar glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Was war das? Das durfte doch nicht wahrsein. Wo war die warmherzige Person, die ihn gestern Abend noch anrief, ihm eine gute Nacht wünschen wollte? Er war sehr enttäuscht und verstand es auch nicht. Es schien, als hätte er wieder einmal einer falschen Hoffnung nachgegeben und war wieder enttäuscht worden. Er sass noch eine halbe Minute mit dem Telefon in der Hand da, dann warf er sein Handy auf den Tisch, wütend und frustriert. Er hatte sie nicht flachlegen wollen, nicht vernaschen, sondern einfach nur kennenlernen wollen. Ja, sicher, flachlegen auch, aber nicht nur. Er hatte auch das Gefühl, dass er das am gestrigen Abend rübergebracht hatte, seinen Fauxpas wieder gutgemacht hatte von dem Tag im Schneiders. Es musste einen Grund geben, warum Amber so reagierte. Ansgar hatte jedoch keine Lust es herauszufinden. Er wusste schon, warum er die Liebe nicht in sein Leben lassen wollte. Es gab doch nur Ärger.

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 Betreff des Beitrags: Re: Never forget
BeitragVerfasst: 20.08.2012, 20:03 
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Kapitel 17: Zimmer 372 (Teil 1)

Als er am späten Nachmittag Feierabend machen wollte, kam Victoria noch einmal in sein Büro. Sie sah sofort, dass er nicht mehr so gut gelaunt war wie am Morgen und fragte ihn was los war. „Nichts“, brummte Ansgar missmutig. „Ich kenn´dich Ansgar von Lahnstein, für „nichts“ warst du heute morgen zu gut gelaunt. Willst du mit mir reden?“ Ansgar überlegte, und entschied sich dann, Victoria die Geschichte von Amber zu erzählen. Als er geendet hatte, sagte Victoria: „Das tut mir leid, Ansgar. Ich hätte mich für dich gefreut, wenn du….“ Sie sprach nicht weiter, aber Ansgar wusste was sie sagen wollte. Wenn er eine Frau gefunden hätte, die ihn nahm wie er war. „Es muss einen Grund geben, warum sie so abweisend war“, sinnerte Ansgar. Victoria spürte, dass Ansgar sich noch immer Gedanken um Amber machte, und wieder bohrte sich der Stachel der Eifersucht in ihr Herz. „Ich weiss nicht, was ich dir raten soll, aber vielleicht ist es besser, du lässt die Sache auf sich beruhen. Manche Frauen wollen einfach nur fernab von ihrer Heimat etwas erleben und haben zu Hause ihren Mann sitzen. Ich könnte mir vorstellen, dass sie vielleicht auf ein Abendteuer auswar, aber dann doch kalte Füsse bekam“, überlegte Victoria. „Lass uns das Thema beenden“, sagte Ansgar ungewohnt heftig. „Ich renn´ keiner Frau hinterher.“ Damit war das Thema für ihn erledigt.

„Es ist schön, dass wir so ein gutes Verhältnis haben“, sagte Victoria und sah Ansgar offen an. Er erwiderte ihren Blick und sah sie ein wenig zu lange an. Victoria senkte den Blick. „Du warst eifersüchtig, nicht wahr?“ fragte er dann direkt. Sie erschrak. War es so offensichtlich gewesen? Victoria überlegte fieberhaft, entschied sich dann für die Wahrheit. „Ja. ich war eifersüchtig. Die Art – die Art wie du sie angesehen hast.. Ach, ich weiss auch nicht..“ „So habe ich dich auch angesehen, aber du wolltest nicht, dass ich dich weiter so ansehe", gab er zu Bedenken. Victoria machte den Fehler und sah Ansgar etwas zu lange in die Augen, und da war es wieder. Das längst verschollen geglaubte Gefühl der Anziehung, die Ansgar auf sie ausübte. Sie musste sich diesem Gefühl sofort entziehen. Sorfort! „Ich muss nach Hause“, sagte sie und stand auf. Ansgar hielt sie nicht zurück. Nachdenklich blieb er noch eine weile im Büro sitzen. Dann ging auch er nach Hause.

Sie lag nackt vor ihm, ihre Augen auf ihn gerichtet. Er sah die pure Lust in ihren Augen, Verlangen danach, dass er sie nahm, auf der Stelle. Dennoch schlief er nicht mit ihr, sondern berührte ihren Körper nur mit seinen Händen und streichelte sie. Überall. Zu wissen, dass sie ihn wollte, dass er aber nicht in sie eindringen würde, erregte ihn ungemein. Ihr Körper bäumte sich ihm entgegen, aber er hielt sich zurück. Als er sie mit seinen blossen Händen zum Explodieren gebracht hatte, schrie sie auf. In ihr Schreien mischte sich ein lautes, extrem schrilles Geräusch. Ansgar schreckte hoch. Es war sein Wecker, der ihn unsanft aus seinem erotischen Traum geholt hatte. Herrgottnochmal, was träumte er denn bloss für Sachen? Das war ja nicht normal. Es wurde Zeit, dass er unter die Dusche kam, er war noch immer erregt, denn in seinem Traum war nur sie zum Orgasmus gekommen. Ansgar sprang aus dem Bett und unter die Dusche. Er stellte die Temperatur auf 18 Grad. Gerade richtig, um runterzukommen. Sein Traum verwirrte ihn. Die Frau, die im Traum vor ihm gelegen hatte und die unter seinen Händen zum Höhepunkt gefunden hatte, war Victoria.

Es war ein komisches Gefühl, ihr im Büro zu begegnen, fast so als könnte sie erraten, was er von ihr geträumt hatte. Auch Victoria war anders am heutigen Tag als an den Tagen zuvor. Wenn sie aufeinandertrafen, wechselten sie kurze Blicke miteinander aber sprachen kaum zusammen. Erst als am späten Nachmittag die meisten Mitarbeiter nach Hause gegangen waren, und Victoria immer noch angestrengt über einigen Unterlagen sass, sprach Ansgar sie an. „Willst du nicht mal Feierabend machen? Möchtest du nicht nach Hause?“ fragte er fast besorgt. Victoria sah ihn überrascht an. „Ja, gleich“, meinte sie nur. „Ich möchte erst noch diesen Vertrag überarbeiten“, fügte sie dann noch hinzu. Ansgar setzte sich auf ihren Schreibtisch und griff nach dem Vertrag und legte ihn an die Seite. Victoria sah ihn erstaunt an und wollte gerade protestieren, da sagte Ansgar: „Ich hab geträumt von dir.“

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 Betreff des Beitrags: Re: Never forget
BeitragVerfasst: 21.08.2012, 19:30 
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Kapitel 17: Zimmer 372 (Teil 2)

Diese Eröffnung liess Victoria einen Schauer über den Rücken jagen. Sie wagte es kaum, Ansgar anzusehen. „Was hast du geträumt?“, fragte sie dann vorsichtig. Wollte sie es überhaupt wissen? Ansgar sah sie mit einem Blick an den sie nicht deuten konnte. Es war eine Mischung aus Offenheit und unterschwelligem sexuellen Verlangen. „Wir waren in einem Hotelzimmer. Du lagst nackt auf dem Bett, und ich war angezogen. Ich habe dich berührt, überall, aber wir haben nicht miteinander geschlafen.“ Victoria erstarrte. “Hör auf, Ansgar“, sagte sie. „Bitte, hör auf.“ Sie wollte aufstehen, aber Ansgar hielt sie zurück. „Du wolltest, dass wir ehrlich zueinander sind.“ sagte er. „Ja, aber doch nicht so. Ich habe dir angeboten, dass du mit mir reden kannst, aber dass du mir erzählst, du hast von mir geträumt, das gehört nicht zur Abmachung.“ „Hast du noch nie geträumt von mir?“, wollte er wissen. Victoria zögerte. „Das tut nichts zur Sache.“ „Doch, tut es", blieb er bei seiner Meinung. „Ansgar, damals als etwas zwischen uns war, da habe ich einmal einen Traum von dir gehabt. Ja, und in diesem Traum hatten wir Sex. War es das, was du hören wolltest?“ Sie hatte ihn provozieren wollen, aber Ansgar ging nicht drauf ein. „Victoria, das hat irgendetwas zu bedeuten. Und zwar, dass es zwischen uns nicht erledigt ist, dass da etwas Unausgesprochenes ist, das zwischen uns steht.“ „Hör´ doch auf, Ansgar, ich glaube, du weisst, dass das Quatsch ist. Ich habe diesen Traum vor Monaten gehabt, aber das ist vorbei. Längst vorbei.“ „Ach ja? Und warum warst du gestern eifersüchtig? Das hast du doch zugegeben. Hör´ doch auf dich zu belügen.“ „Das sind zwei verschiedene Dinge. Vermisch´ das nicht mit deinem Traum. Den hast du geträumt nicht ich, Ansgar. Ich habe gedacht, dass wir auf einer freundschaftlichen Basis miteinander umgehen können, aber anscheinend habe ich mich getäuscht." Victoria wollte zur Tür hinaus. Ansgar rief ihr hinterher: „Lass uns herausfinden, was dieser Traum zu bedeuten hat.“ Victoria drehte sich an der Tür um. „Und wie?“, fragte sie, obwohl sie das eigentlich nicht hatte fragen wollen. Ansgar war aufgestanden. „Das wirst du nachher erfahren", sagte er geheinmnisvoll und nahm seine Anzugjacke. Dann liess er Victoria in seinem Büro stehen.

Sie konnte es nicht fassen. Wieder und wieder las er seine sms und konnte es nicht glauben, was er ihr vorschlug. „21 uhr. Hotel Steigenberger. Zimmer 372.“ Er glaubte doch nicht wirklich, dass sie sich darauf einliess? Vor Wut schnaubend schmiss Victoria ihr Handy aufs Bett. Dann löschte sie die sms bevor Thomas sie wohlmöglich sehen würde. Danach ging Victoria in die Küche um Abendbrot zu machen. Morgen würde sie Ansgar in seine Schranken weisen. Die Zeit, wo er sie so behandeln konnte war vorbei.

Der Zeiger seiner Uhr zeigte 21.10. Ím Prinzip war Ansgar nicht überrascht, dass Victoria nicht gekommen war. Er hatte nicht wirklich erwartet, dass sie seiner Eiinladung folgen würde. Dennoch wollte er noch ein wenig warten. Als der zeiger 21:20 anzeigte, beschloss Ansgar nach hause zu fahren. Er hatte zwar über 200 Euro für das Zimmer ausgegeben, aber was sollte er damit? Gerade als er seine Anzugjacke nahm und zur Tür ging, klopfte es an diese. Ansgar zuckte zusammen. War Victoria doch gekommen? Er ging zur Tür und öffnete diese langsam.

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BeitragVerfasst: 24.08.2012, 00:38 
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Kapitel 17: Zimmer 372 (Teil 3)

Ansgar traute seinen Augen kaum. Victoria war es wirklich. Sie stand mit einem unergründlichen Gesichtsausdruck vor ihm. Ansgar trat einen Schritt zurück und liess sie herein. Beide sprachen kein Wort. Victoria hatte einen schwarzen Trenchcoat an und trug ein kariertes Halstuch, die Haare hochgesteckt. Ein wenig erinnerte sie Ansgar an eine Flugbegleiterin. Es machte ihn an. Die Art wie sie gekleidet war, war ungewöhnlich für Victoria. Sie stand noch immer wortlos vor ihm. Ansgar spürte die Spannung, die zwischen ihnen in der Luft lag. Dann hob Victoria die Hände und öffnete ihren Mantel. Ansgar blieb beinahe die Luft weg. Sie trug nichts darunter. Betont langsam knöpfte Victoria die beiden letzten Knöpfe ihres Mantels auf und liess diesen dann zu Boden sinken. Ansgar schnappte nach Luft. Dann knotete Victoria das Halstuch auf und warf es ebenfalls auf den Boden. Die Haare, die sie mit einer Haarklemme lose festgesteckt hatte, wurden von ihr geöffnet. Victoria schüttelte ihre Haare nach hinten. Dann ging sie zum Bett und legte sich auf dem Rücken darauf, winkelte ein Bein an. Ansgar war wie erstarrt, er konnte nichts sagen. Er hatte niemals mehr damit gerechnet dass sie tatsächlich kam, geschweige denn, dass sie so einen Auftritt hinlegen würde.

„Komm zu mir“, flüsterte sie. Ansgar tat wie ihm geheissen. Er ging auf das Bett zu und kniete sich dann vor Victoria. Sie sah ihm fest in die Augen, wich seinem Blick nicht aus. „War es so? In deinem Traum?“, wollte sie wissen. Ansgar nickte. Dann streckte er seine Hände nach den ihren aus und ergriff sie. Vorsichtig bog er ihre Hände nach oben über ihren Kopf, bedeutet ihr so, sie dort zu lassen. Dann berührte er ihre Schultern, strich über ihre Oberarme, ihre Unterarme. Ganz vorsichtig liess er seine Hand über ihr Schlüsselbein gleiten, seine Hände wanderten tiefer über ihren Brustansatz. Victoria stöhnte leise. Die Situation war beinah grotesk. Ansgar war voll bekleidet mit Anzughose und Hemd, und Victoria lag nackt vor ihm. Sie wussten beide, dass sie nicht miteinander schlafen würden. So wie in Ansgars Traum. Er würde sie nur überall berühren. Ansgar sparte ihre Brüste aus, fuhr mit seinen Handrücken über ihre Seiten und kam an ihrer Hüfte an. Victoria öffnete ihre Beine ein wenig und bedeute ihm so, dass er sie dort berühren sollte, wo ihre empfindlichste Stelle war, aber Ansgar wollte ihr den Gefallen noch nicht tun. Er wanderte mit seinen Händen von den Unterschenkeln an aufwärts, die Knie entlang, dann an den Aussenseiten der Oberschenkel weiter nach oben. Victoria bäumte sich bereits unter ihm auf. Dann berührten seine Hände ihren Bauch, fühlten die leichte Wölbung, und sie stöhnte jetzt unaufhörlich. Auch Ansgar war es sehr heiss geworden. Er war bereits sehr erregt, hätte am liebsten seine Kleidung vom Körper gerissen und hätte sich auf sie geworfen, aber er hielt sich zurück. Jetzt strich er über Victorias Brüste, zeichnete die Wölbung nach, und als er ihre Brustwarzen berührte, wurde ihr Stöhnen lauter. Ansgar spürte wie schwer es ihr fiel nicht ihre Hände nach ihm auszustrecken und ihn anzufassen, aber das Spiel lautete anders.

Victorias Unterkörper bäumte sich ihm entgegen, und Ansgar wollte Victoria nicht länger zappeln lassen. Er fuhr die Innenseite ihrer Unterschenkel hoch und machte bei hren Oberschenkeln weiter. Kurz vor ihrer Körpermitte stoppte er, sah ihr in die Augen. Genau wie in seinem Traum sah er in ihnen das Verlangen, das Verlangen danach, dass er mit ihr schlief. Dann fuhr Ansgar mit der Hand zwischen ihre Beine und sah ihr dabei weiter in die Augen. Er sah, wie sie fast verrückt wurde vor Gier nach ihm, und er spürte wie gerne sie die Hände benutzt hätte um ihn genauso zu berühren wie er sie. Dann schnellten ihre Hände plötzlich vor und rissen an Ansgar, zogen ihn zu sich heran, so dass er auf ihr zum liegen kam. Victoria wurde fast verrückt. Es fühlte sich unglaublich erregend an, Ansgars vollständig bekleideten Körper auf dem ihren zu spüren. Sie fühlte durch den dünnen Stoff seiner Hose, dass er auch erregt war. Sein Gesicht war jetzt dicht vor ihrem. Victoria sah Ansgar lüsternd an, wollte ihn küssen, aber er wehrte sie ab. Sein Traum war, dass sie nicht miteinander schliefen, und sich auch nicht küssten. Nur durch die blosse Berührungen war Victoria in seinem Traum zum Höhepunkt gekommen. „Ich kann nicht mehr“, stöhnte sie und presste ihren Unterleib an ihm, schlang ihre Beine um ihn. Wieder wanderte Ansgars Hand zwischen ihre Beine, streichelte sie dort, wieder sah er ihr in die Augen, und als sie seinen Blick erwiderte gab ihr die Art wie er sie ansah den Rest. „Ansgar“, stöhnte sie und wollte nur noch, dass er endlich mit ihr schlief.

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BeitragVerfasst: 24.08.2012, 21:22 
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Kapitel 17: Zimmer 372 (Teil 4)

Doch Ansgar dachte nicht daran. Vctorias Mund kam dem seinen wieder gefährlich näher, aber er küsste sie nicht. Nicht, dass es ihm leicht gefallen wäre, aber er wollte es nicht zum Sex kommen lassen. Wieder bäumte sich Victoria unter ihm auf, dann merkte Ansgar an der Art ihres Stöhnens, dass sie zum Höhepunkt gekommen war. Ohne Sex, nur durch seine Berührungen. So wie in seinem Traum. Victorias Hände blieben jetzt nicht an ihrem Platz, sondern rissen Ansgar mit einer heftigen Bewegung an sich. Sie keuchte in sein Ohr, drückte seinen Köper an den ihren. Der Stoff seiner Anzughose und der seines fein gewebten Hemdes entfachten in ihr noch immer einen Sturm. Sie spürte wie sich erneut alles in ihr zusammenzog, sie ein zweites Mal kam. Auch Ansgar konnte sich jetzt nicht mehr zurückhalten. Er wollte unbedingt mit Victoria schlafen, sein Traum war ihm jetzt egal. „Ich will dich, ich will mit dir schlafen“, raunte er in ihr Ohr. Victoria sah Ansgar nur kurz an, dann fing sie an, ihm das Hemd vom Leib zu reissen. Ihre Hände fingerten an seiner Hose herum, öffneten geschickt den Gürtel und den Knopf nebst Reissverschluss zogen dann die Hose ein Stück weit herunter. Ansgar erledigte den Rest. Er warf die Hose hinter sich und zog in Windeseile noch die Socken aus, schmiss sie dazu.

Dann legte er sich wieder auf Victoria. Sie sah ihn lüsternd an. „Wir machen deinen Traum kaputt“, sagte sie. Er vergrub den Kopf in ihrer Halsbeuge. „ich weiss... mir scheissegal.... ich will dich, ich kann nicht mehr.“ Victoria machte die Art wie er diese Worte aussprach unglaublich an. Sie zog Ansgar an den Haaren zu sich hoch – sie wollte ihn endlich küssen. Sein Gesichtsausdruck gab ihr vollends den Rest. Sie erinnerte sich an die Nacht vor zwanzig Jahren, wo er sie mit ähnlich entrückten Blick angesehen hatte. Für einen kurzen Moment sah er ihr in die Augen, dann waren seine Lippen schon auf ihren, er schmeckte ihr Verlangen und ihre Gier nach ihm. Ihre Zunge kam seiner entgegen und saugte sich an ihr fest. Ihre Hände wanderten abwärts, machten sich an seiner Unterhose zu schaffen, zogen sie herunter. Ansgar unterbrach die heissen Küsse für einen Moment und schob sich die Boxershorts von den Beinen. Dann war kein Stoffstück mehr zwischen ihnen. Bevor Ansgar in sie eindrang, sah er Victoria noch einmal an, so als wollte er sich ihr Einverständnis holen. Er wusste, dass sie gerade dabei war ihren Mann zu betrügen, und er wusste, dass sie beide gerade dabei waren ihre mühsam aufgebaute Freundschaft zueinander auf eine harte Probe zu stellen, ja, sie wahrscheinlich zu zerstören. „Noch kannst du zurück“, sagte er. Als Antwort drückte sie sich nur noch einmal fester an ihn.

Als sie ihn in sich spürte war es als würde etwas in ihr explodieren. Über Monate hatte sich der Drang, mit Ansgar zu schlafen, aufgebaut, sie hatte am Schluss verdrängt, wie sehr sie sich körperlich von ihm angezogen fühlte. Erst durch die Eifersucht auf Amber konnte sie sich eingestehen, dass sie ihn immer noch wollte. Der Sex mit Ansgar war vor zwanzig Jahren unglaublich gewesen, und er war es auch jetzt wieder. Es war so unglaublich intensiv und leidenschaftlich wie er sich in ihr bewegte. Ansgar kam ziemlich schnell und heftig, da das Vorspiel einfach zu lange gewesen war.

Sie hatte ihren Mann betrogen. Dieser Gedanke kam ihr sofort nachdem sie wieder zu Atem gekommen war. Sie musste nach Hause. sofort! Victoria wand sich aus Ansgars Umarmung und wollte aufstehen. „Hey, wo willst du hin?“, fragte er widerstrebend und hielt sie zurück. Er wollte die gemeinsame Nacht nicht so abrupt enden lassen. „Ich – ich muss nach Hause“, sagte Victoria vehement, doch ein Blick in Ansgars bittende Augen liess sie schwach werden und sie sank zurück auf das Kopfkissen. Es war jetzt eh zu spät. Sie konnte ihren Ausrutscher eh nicht mehr rückgängig machen. Ansgar sah ihr in die Augen und strich ihr mit der Hand sanft eine Haarsträhne aus der Stirn. „Es war sehr schön mit dir“, sagte er leise zu Victoria. Sie sah ihn mit großen Augen an. Keine Spur von dem einstigen Ansgar, der ihr Avancen gemacht hatte wann immer er sie anbaggern konnte, der selbstherrlich davon überzeugt war, der einzig wahre für Victoria zu sein und der sich für Gottes Geschenk an die Frauen hielt. Ansgar hatte sich verändert. Victoria nickte. „Ja, es war sehr sehr schön. Aber ich habe auch Angst.“ Ansgar sah sie verwundert an. „Wofor? Vor deinem Mann?“ „Nein, nicht vor Thomas, ja, auch, weil ich ihn betrogen habe. Aber das meine ich nicht, sondern ich meine wegen uns. Ich will nicht, dass sich etwas zwischen uns ändert“, sagte Victoria nachdenklich. „Was soll sich denn ändern?“ fragte Ansgar erstaunt. „Wir haben zusammen geschlafen. Das hat sich geändert.“ Ansgar überlegte kurz. „Ich denke, es war einfach so, dass sich da viel zwischen uns aufgestaut hat. Das ging über Monate so. Auch als du damals in der Kapelle deinem Mann diese Liebeserklärung machtest, und ich wusste, dass ich keine Chance bei dir hatte, so war das zwischen uns nicht zu hundert Prozent erledigt. Das ist mir heute klargeworden. Aber ich glaube nicht, dass sich zwischen uns etwas ändert, so wie wir miteinander umgehen. Oder denkst du das?“ „Vorher hatten wir eine Ebene gefunden, miteinander umzugehen. Ich weiss nicht, ob wir das noch können, jetzt.. nachdem…“ Ansgar sah Victoria prüfend an. „Möchtest du wissen, ob ich weiterhin versuchen werde, dich deinem Mann auszuspannen?“ „Ich rede von Gefühlen, Ansgar“, sagte Victoria. „Ich habe akzeptiert, dass du Thomas liebst. Ich werde dich nicht kompromittieren.“ Fast sah Victoria enttäuscht aus. „Okay. Dann ist es ja gut.“ Ansgar bemerkte dass Victoria die Antwort gar nicht so sehr behagte und sagte schnell: „Versteh mich nicht falsch. Ich fand das eben wirklich verdammt schön, und ich hätte nichts dagegen, weitere Nächte mit dir zu verbringen. Aber ich weiss, dass du Thomas liebst, und ich mache mir da keine falschen Hoffnungen. Ich habe selbst grade erst diese Schlappe mit Amber hinter mir. Ich werde mich bestimmt auf keine Beziehung einlassen. Und dass du eine wichtige Person in meinem Leben bleibst, daran wird sich nichts ändern nur weil wir einmal miteinander geschlafen haben.“ Ansgar strich Victoria zärtlich über den Oberarm. Sie atmete tief ein. „Da bin ich froh“, sagte sie ehrlich. „Ansgar, ich will dich nicht verlieren. Du bist für mich eine Art Freund geworden. Nicht nur mein Chef, sondern eine Person, der ich mich anvertrauen kann. Thomas hat das gerade so halbwegs respektiert. Er darf deshalb niemals erfahren…“ Victoria redete sich in Rage. Ansgar legte ihr wieder beruhigend die Hand auf den Arm. „Vicky, von mir erfährt er nichts. Ich verspreche es dir. Niemals würde ich dich hintergehen und Thomas von unserem Abend erzählen.“

Victoria war einmal mehr baff. Sie hatte Ansgar von einer total anderen Seite kennengelernt in der letzten Zeit. Wenn sie erhlich zu sich war, dann hatte sie nicht gewusst, ob sie sich vor einem halben Jahr in diesen neuen Ansgar nicht Hals-über-Kopf verliebt hätte. „Du hast dich verändert, Ansgar“, sagte Victoria. Ansgar sah sie fragend an. „Tja, vielleicht weil ich dir ausgeliefert bin“, lachte er. „Du hast mich auf der Lahnstein Toilette in einem höchst peinlichen Moment aufgefunden. Ich muss mich gut mit dir stellen.“ Victoria grinste. „Ich würde dich nie verraten, und das weisst du.“ „Ja. Das weiss ich“, sagte Ansgar ernst. Es entstand eine seltsame Spannung zwischen Ansgar und Victoria. Vorsichtig beugte sich Ansgar über sie, und sein Mund näherte sich dem ihren. Er hatte einfach das Bedürfnis, sie zu küssen. Sanft berühten seine Lippen die ihren. Victoria schloss die Augen. Ansgar war so anders. Sie wäre am liebsten die ganze Nacht bei ihm geblieben, aber das ging nicht. Sie erwiderte seinen Kuss und schlang die Arme um ihn. Nachdem sie sich noch einmal leidenschaftlich geküsst haben, stand Ansgar auf und zog sich langsam an. Es fiel ihm nicht leicht, aber er wusste, dass Victoria nach Hause musste, wenn ihr Mann keinen Verdacht schöpfen wollte. Auch Victoria erhob sich vom Bett. Sie zog ihren schwarzen Trenchcoat wieder über und band sich das Halstuch um. Die Haare steckte sie wieder lose mit der Klammer zusammen. „Was hast du eigentlich deinem Mann gesagt, wo du bist?“ wollte Ansgar wissen. „Es ist besser wenn ich das auch weiss.“ „Ja, du hast recht“, meinte Victoria. „Ich hatte Glück. Er wollte noch mit einem Freund etwas trinken. Für gewöhnlich kommt er da erst sehr spät zurück.“ Victoria sah auf ihre Armbanduhr. Es war bereits halb zwölf. „Ach du Schande, es ist ja schon halb zwölf!“ rief Victoria entsetzt. „Was sag ich denn, wenn er noch wach ist. Wenn der mich so sieht…großer Gott…“ Victoria war jetzt total in Panik. „Hey, beruhige dich“, sagte Ansgar. „Vielleicht hast du Glück, und er ist noch nicht da.“ „Und wenn doch? Wo bin ich dann gewesen? Und in diesem Aufzug?“ Ansgar überlegte blitzschnell. „Ruf doch an. Sag ihm dass es spät wird und dass du noch bei einer Freudin bist.“ „Wo soll ich so spät noch sein? Das glaubt der mir nie.“ „Was ist mit deinen Töchtern? Marlene? Dana? Kannst du die einweihen?“ „Und was soll ich denen sagen? Ach, hört mal, ich war mit Ansgar im Bett, aber bitte deckt mich?“ „Mensch, das sollst du ihnen natürlich nicht sagen, du sagst, dass du eine Überraschung für Thomas ausheckst und für den heutigen Abend ein Alibi brauchtest.“ Victoria sah Ansgar an, und dann nahm sie ihr Handy, wählte die Nummer von Dana. „Dana. Hier ist Mama. Nein – nein, beruhige dich, es ist nichts passiert. Der Grund warum ich anruf ist, dass ich heute bei dir war. Nein, ich war nicht wirklich bei dir. Du sollst es nur sagen. Ich habe für deinen Vater eine Überraschung und ich brauch´sozusagen ein Alibi. Nur für den Fall, dass er fragt, geht es dann in Ordnung, dass ich bei euch in der WG war? Ja, ist gut, danke. Nein, es ist wirklich alles in Ordnung. Nein, ich habe kein Verhältnis, Dana. Alles klar, grüß Hagen, gute Nacht.“ Victoria legte den Hörer auf. „Na siehst du, alles in Ordnung“, meinte Ansgar. „Alles in Ordnung? Du hast doch gehört, was Dana gefragt hat. Ob ich eine Affäre habe.“ Ansgar grinste. „Deine Tochter ist eben genauso klug wie die Mutter.“ Victoria tat als würde sie ihm eine langen. „Mach dich noch lustig über mich“, drohte sie zum Spass. Dann wurde sie ernst und zog Ansgar noch einmal kurz an sich. „Es klingt verrückt, aber ich habe diesen Abend genossen. Es ist lange her, wo ich etwas derartig Verruchtes getan habe, und auch wenn ich ein verdammt schlechtes Gewissen habe, so bereue ich es nicht.“ Ansgar lächelte sie an. „Wir sehen uns morgen, schlaf gut“, sagte er leise. Dann drehte sich Victoria um und ging.

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Kapitel 18: God´s gift

Ansgar lag noch lange wach. Er konnte nicht schlafen. Er dachte über den vergangen Abend nach. Er überprüfte seine Gefühle, überlegte, ob sich etwas geändert hatte. Er wusste nur, dass er Victoria nicht würde versuchen nach dieser Nacht an sich zu binden. Wenn zwischen ihnen doch mehr war, so würde sich das ergeben. Auch an Amber dachte er. Er konnte sich noch immer keinen Reim darauf machen, warum sie so seltsam am Telefon gewesen war. Er beschloss, sie morgen noch einmal anzurufen. Er wollte sich nicht abwimmeln lassen.

Victoria hatte Glück. Als sie nach Hause kam, war Thomas noch nicht da. Sie zog sich in Windeseile den Mantel aus und sprang unter die Dusche. Sie musste den Geruch von Ansgar von sich abwaschen, auch wenn es ihr schwerfiel. Ihre Gedanken wanderten an den Abend mit Ansgar zurück. Sie fragte sich ob sie komplett den Verstand verloren hatte. Was sie gemacht hatte, war total verrückt gewesen. Aber sie bereute wirklich keine Sekunde. Es war nicht so, dass sie Thomas nicht liebte oder in Frage stellen würde, dass sie mit ihm zusammen sein wollte, aber auf eine Art hatte sie dieses Erlebnis gebraucht. Ansgar war ein verdammt guter Liebhaber, das hatte sie gewusst, aber nach zwanzig Jahren wieder Sex mit ihm zu haben, war extrem prickelnd gewesen. Sie spürte noch immer seine Hände auf ihrer Haut. Sie hoffte nur, dass sie ihm im Büro normal gegenübertreten konnte und nicht der Versuchung erliegen würde, über ihn herzufallen. Gerade als sie aus der Dusche stieg und sich abgetrocknet hatte, kam Thomas nach Hause. Schnell zog Victoria ihr Nachthemd an und legte sich ins Bett. Als Thomas nach oben kam, stellte sie sich schlafend. Sie hatte gerade noch die Kurve gekriegt.

„Amber Richardson?“ hörte Ansgar Amber sich melden. „Hier ist Ansgar“, sagte er. „Hey, schön, dass du anrufst. Ich wollte dich auch schon angerufen haben. Ich wollte dir erklären, warum ich vorgestern so reagiert habe. Aber nicht am Telefon. Können wir uns sehen?“ plapperte sie aufgeregt in den Hörer. "Ja, das ginge. Wo?“, fragte Ansgar kurz. „Wieder im No Limits? Oder möchtest du ins Schneiders?“ „Lieber ins Schneiders. Um acht?“ „Sehr gerne. Ich freu mich. Bis nachher.“ Ansgar war sehr gespannt, was Amber ihm zu sagen hatte. Es gab also einen Grund für ihr Verhalten. Er konnte nicht lange drüber sinnieren, denn in dem Moment kam Victoria ins Büro. „Guten Morgen“, sagte sie etwas zerknirscht. „Entschuldige, ich hab verschlafen.“ Ansgar sah sie freundlich an. „Jetzt bist du ja da, das ist die Haupsache.“ Victoria liess sich etwas aus der Puste auf den Schreibtischstuhl Ansgar gegenüber fallen. „Wie ist es noch gelaufen gestern abend?“, wollte Ansgar wissen. „Hat dein Mann…?“ Victoria schüttelte den Kopf. „Nein, er war noch nicht da.“ „Gut. Freut mich“, sagte Ansgar gut gelaunt. Victoria sah Ansgar ein wenig zu lange an. Es entstand einen Moment der leichten Unsicherheit zwischen ihnen, bis Ansgar dann fragte: „Kommst du klar?“ „Womit?“ „Mit der Situation.“ „Ich weiss nicht, ja – ich denke schon.“ Sie versuchte ein Lächeln. „Es war der Wahnsinn gestern“, sagte sie dann leise und sah Ansgar in die Augen. „Ich treff mich heute mit Amber“, sagte Ansgar unvermittelt. Victoria war, als hätte sie ein Bus gesteift. Sie war wie vor den Kopf geschlagen. Sie sagte Ansgar, dass die Nacht wunderschön war, und er sagte ihr dass er eine andere Frau traf. „Ich möchte, dass du das weisst“, sagte er leise. Victoria schluckte, nahm ihre Unterlagen, die sie benötigte und verliess wortlos Ansgars Büro. Ansgar biss sich auf die Lippe. Das war nicht so optimal gelaufen. Er musste das in Ordnung bringen. Aber nicht jetzt. Er würde am Nachmittg mit ihr reden.

Um kurz vor sechs, als fast alle Mitarbeiter schon gegangen waren, stand Ansgar auf und ging in Victorias Büro. Sie sass an ihrem Schreibtisch und starrte auf einen Vertrag. Sie sah nicht auf als sie Ansgar hinter sich hörte. „Victoria“, sagte er. Sie starrte weiter auf ihren Vertrag. „Hör mir zu.“ Keine Reaktion. Ansgar nahm Victoria die Papiere weg. Sie öffnete demonstrativ ihren Mund um zu protestieren, doch Ansgars Blick liess sie verstummen. „Ich war ein Trottel heute Morgen, verzeih.“ sagte er. Victoria war einmal mehr erstaunt wie sehr Ansgar sich verändert hatte. So etwas hätte er früher nie gesagt. „Victoria, ich möchte, dass du weisst, dass mir unsere gemeinsame Nacht, oder unser gemeinsamer Abend viel bedeutet hat. Aber ich weiss eben auch, dass nicht mehr draus wird. Das hat keine Zukunft, und das weisst du auch. Ich will dich Thomas nicht wegnehmen, und ich glaube auch, du willst mit einem Mann wie mir nicht zusammensein.“ „Woher willst du das so genau wissen?“, fragte sie und biss sich im gleichen Moment auf die Zunge. „Weil du Thomas liebst. Das weiss ich, und das weisst du. Du liebst mich nicht. Ich hätte keine Chance bei dir. Aber das ist okay.“ Victoria sagte nichts mehr. Ansgar hatte ja recht. „Das hat nichts damit zu tun, dass ich mit „einem Mann wie dir“ nicht zusammensein möchte, Ansgar. Was heisst überhaupt ein Mann wie du?“ wollte sie dann wissen. „Ein Mann wie ich heisst, ein skrupelloser, machtbesessener, egoistischer, egozentrischer, arroganter Macho, der nicht lieben kann, außer sich selbst, sprich: ein Arschloch", versuchte Ansgar es mit seinem ihm so ureigenen Humor. Victoria fand das alles gar nicht so lustig. „So siehst du dich? Dich selbst?“ wollte sie wissen. „Ich weiss nicht. Sag´du´s mir“, forderte er sie auf. Victoria sah Ansgar an. „Das hätte ich noch vor drei Monaten vielleicht über dich gesagt. Ein machtbesessener, egoistischer, manipulierender Dreckskerl, der sich für Gottes Geschenk an die Frauen hält, der aber auch leider genau weiss, welche Ausstrahlung er auf die Frauen hat. Aber dann hab ich dich vor Kurzem von einer anderen Seite kennengelernt. Und dieser Mann, den ich da sah, der ist nicht so. Dieser Mann ist humorvoll, einfühlsam und sensibel, dieser Mann hat auch Ängste. Und diesen Mann mag ich sehr.“

Ansgar sah Victoria total überrascht an. Ihre Worte berührten ihn sehr. So dachte sie über ihn? „Das hast du sehr schön gesagt“, sagte er leise. „Es ist die Wahrheit. So sehe ich dich.“ Ansgar streckte die Hand nach Victoria aus. Er hatte das dringende Bedürfnis, sie zu berühren. Sie wich zurück, hatte Angst vor dem was kommen würde. Langsam zog Ansgar Victoria an sich. Sie liess es geschehen. Er sog ihren Geruch ein, hatte sogleich wieder die vergangene Nacht in seinem Kopf, sein Lustzentrum schaltete sich ein. Sie schloss die Augen. Sie wusste was passieren würde, und sie konnte es nicht verhindern. Zu sehr war sie gefangen von dem Bild von Ansgar in ihrem Kopf, dem Bild eines Mannes, der nach außen hin ein eiskaltes Arschloch sein konnte, aber der doch im Inneren weich war wie Buttercremetorte in der Sonne. Sie konnte nicht gegen ihre Gefühle ankommen. Er küsste sie. Victoria spürte Ansgars samtweiche Lippen auf den ihren, öffnete den Mund, liess ihn eindringen. Das Verlangen der letzten Nacht war omnipräsent in ihrem Kopf. Sie wollte nur noch eins. Ansgar. Jetzt und hier. Sofort. Er stoppte die heissen Küsse, sah sie an, sein Blick ein einziges Verlangen. Victoria kapitulierte.

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 Betreff des Beitrags: Re: Never forget
BeitragVerfasst: 26.08.2012, 21:17 
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Kapitel 19: Akt - en Schrank

Sie liess es zu, dass er sie umdrehte, an den Schreibtisch presste, ihr den Rock hochschob, den Slip hinunterzog. Victoria hörte einen Reissverschluss und dann das Hinabgleiten von Ansgars Hose. Mit einem Ruck schob er sich in sie. Sie unterdrückte einen Schrei. Dann gab sie sich Ansgar hin. Er war ungestüm, beinah wild, aber Victoria war klar, wie Ansgar getrickt war. Sie hörte ihn stöhnen, hoffte so sehr, dass keiner mehr im Büro war, der sie entdecken konnte, aber sie war nicht mehr fähig, klar zu denken. Zu sehr war sie in Besitz genommen von Ansgars Leidenschaft. Ansgar hielt kurz inne, so als wenn er etwas gehört hätte. „Was ist?“ jappste sie. „Ich dachte, ich hätt´was gehört“, sagt er. „Aber da ist nichts.“ „Bitte. Mach weiter“, flüsterte sie. Das liess sich Ansgar nicht zweimal sagen. Er umfasste Victorias Hüften und bewegte sich wieder in ihr. Victoria stöhnte erneut auf. Ja, es war erregend was Ansgar mit ihr tat; es kam nicht sehr oft vor, dass sie Sex am Schreibtisch hatte. Auf einmal entzog sich Ansgar ihr, er drehte sie wieder zu sich herum und drängte sie dann langsam nach hinten, so dass sie auf dem Schreibtisch zum Liegen kam. Dann drang Ansgar erneut in sie ein. Er wollte ihr Gesicht sehen wenn er kam. Victoria war nicht eine X-beliebige Frau, die er mal eben flachlegte, er hatte Gefühle für sie, er wollte sie nicht behandeln wie eine Jessica Stiehl oder eine Prostituierte. Er spürte, dass Victoria kurz vorm Höhepunkt war. Er hielt sich zurück, wollte ihr Gelegenheit geben, zum Orgasmus zu kommen. Als Victoria explodierte, liess auch Ansgar seinen Gefühlen freien Lauf.

Weder Ansgar noch Victoria konnten in Worte fassen was soeben passiert war. Noch am gestrigen Abend hatten sie beschlossen, das was zwischen ihnen war zu vergessen, und sich auf ihr gutes Verhältnis zueinander zu beschränken, und jetzt hatten sie schon wieder miteinander geschlafen. Ansgar zog sich aus Victoria zurück und seine Hose hoch. Victoria rutschte vom Schreibtisch und zog ihren Rock runter. Noch etwas außer Puste sagte Ansgar: „Dafür, dass wir den gestrigen Abend als einmaligen Ausrutscher ansehen wollten, war das aber eben ziemlich heiss.“ Er deutete ein Lächeln an. Victoria wusste nicht wirklich was sie sagen sollte. Ansgar strich über ihren Oberarm. „Die Worte, die du mir gesagt hast, die haben mich wirklich berührt, Victoria.“ „Ich habe jedes Wort so gemeint“, erwiderte sie leise. „Wer weiss, vielleicht wäre aus uns doch was geworden“, sagte er. Victoria zuckte zusammen. Er sprach immer im Konjunktiv von „ihnen“. Es klang sehr abgeklärt. Victoria wusste nicht wieso sie das sagte, aber es kam wie von selbst: „Ansgar, du hast noch eine Verabredung, nicht, dass du zu spät kommst.“ Ansgar sah sie überrascht an. „Ja, aber ich hab noch Zeit“, erwiderte er. „Ich fühl mich mies, sehr mies“, jammerte Victoria. „Wegen Thomas?“ „Ja.“ „Ich versteh dich. Wir müssen das beenden. Ich will nicht, dass du meinetwegen Ärger bekommst.“ Ansgar meinte es wirklich ehrlich. „Ansgar, ich weiss nicht, ob wir das schaffen. Chef und Angestellte. Du siehst, was draus geworden ist. Wie sollen wir in Zukunft miteinander umgehen, damit das nicht noch einmal passiert?“ wollte Victoria wissen. „Ich werde dir nicht mehr zu nahe kommen, ich versprech´s dir“, sagte er. „Ja. Das ist gut“, sagte sie, wusste aber im selben Augenblick, dass sie es nicht so meinte.

Irgendwas war seit dem gestrigen Abend in ihr passiert. Aber sie hatte kein Recht Ansgar mit irgendwelchen Gefühlen für ihn zu belasten, wenn sie selbst genau wusste, dass sie Thomas niemals verlassen würde. Sie durfte ihm die Chance auf eine Beziehung mit einer Frau, die frei war für ihn, nicht verbauen. „Ich wünsche dir viel Spaß heute abend“, sagte Victoria ehrlich, und dann nahm sie ihre Handtasche und wollte das Büro verlassen. „Victoria?“ hielt er sie zurück. „Ist alles in Ordnung?“ „Ja, es ist alles okay, mach dir keine Gedanken“, sagte sie und verschwand dann aus dem Büro.

Ansgar hatte das Gefühl, dass sie nicht die Wahrheit gesagt hatte. Aber er wusste auch nicht, wieso. War da vielleicht doch mehr zwischen ihnen? Er konnte und wollte aber nicht darüber nachdenken, denn er wollte nach Hause, sich für den Abend mit Amber frischmachen. Ansgar verliess das Büro nachdenklich aber glücklich.

Um kurz nach zwanzig Uhr betrat Ansgar das Schneiders. Amber war noch nicht da. Ansgar wusste, dass Frauen meistens zu spät kamen, das war wie ein Gesetz. Er liess sich einen Tisch zuweisen und bestellte sich schon vorab einen Bourbon. Er wusste, dass es unhöflich war, nicht zu warten, bis das Gegenüber anwesend war, aber er hasste es, am Tisch allein zu sitzen ohne etwas in der Hand zu haben. Um zehn nach acht betrat Amber das Schneiders. Ansgar blieb beinah die Luft weg. Sie sah atemberaubend aus. Amber trug ein schwarzes Kleid, enganliegend aber hochgeschlossen. Es hatte allerdings einen tiefen Rückenausschnitt und ging bis kurz übers Knie. Sie hatte fantastische Beine. Das sah er sofort. Ihre Haare hatte sie aus dem Gesicht frisiert mit einem Haarreifen. Es sah sehr elegant aus. Beim letzten Treffen hatte Amber eine Bluse und eine Jeans getragen, die Haare leicht gelockt und wuschelig auf dem Kopf. Aber diesmal hatte sie sich sehr elegant angezogen. Ansgar gefiel das unheimlich gut. Amber kam zu seinem Tisch. Ansgar stand auf und zog sie zur Begrüssung an sich, gab ihr einen Kuss auf die Wange. Er spürte sein Herz pochen. War er etwa aufgeregt? Das war alles sehr neu für Ansgar. Wenn er Victoria begegnete, so war zwischen ihnen zwar eine Spannung und auch sexuelles Interesse, aber auch sehr viel Vertrautheit. Bei Amber hingegen war er durchaus nicht so locker und selbstbewusst wie für gewöhnlich. Es war unbekanntes Terrain auf das Ansgar sich begab.

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 Betreff des Beitrags: Re: Never forget
BeitragVerfasst: 27.08.2012, 20:01 
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Kapitel 20: Just the average?
(tut mir leid, ist sehr lang, aber wollte es nicht splitten)

„Du siehst sehr gut aus“, sagte er anerkennend. „Danke, du aber auch“, gab sie das Kompliment zurück. Ansgar zog ihr den Stuhl zurecht, und sie setzte sich hin. Er sah sie einen Moment lang nur an. „Ich bin dir noch eine Erklärung schuldig für mein seltsames Verhalten neulich am Telefon“, sagte sie schnell, wie um es loszuwerden. „Hast du es so eilig? Bestell dir doch ersteinmal in Ruhe etwas zu trinken“, schlug Ansgar vor. Amber schüttelte den Kopf. „Nein, es ist wichtig, mir wichtig. Du sollst wissen, dass das nicht meine Art ist, jemanden so abzukanzeln, aber… aber ich hatte meinen Grund.“ Sie blickte zu Boden. Ansgar räusperte sich. „Was für einen Grund? Bist du verheiratet?“ Amber blickte überrascht hoch. „Nein, das ist es nicht. Ich habe Dinge über dich gehört. Schlimme Dinge. Meine Freundin hat sie mir erzählt.“ In dem Moment kam Kellner Lucas und nahm ihre Getränkebestellung auf. Als er wieder weg war fragte Ansgar: „So, schlimme Dinge. Was denn zum Beispiel?“ Amber zögerte. „Naja, dass du die Frauen in deinem Leben nur unglücklich gemacht hast, dass du deine Mutter auf dem Gewissen hast, weil sie sich umgebracht hat wegen dir und noch mehr solche Geschichten.“ Ansgar holte tief Luft. Was hatte er erwartet. Er war weit über die Grenzen Düsseldorfs bekannt, und es war nicht verwunderlich, dass die Freundin von Amber, die ja auch in der Stadt wohnte, Informationen über ihn hatte. Seine Vergangenheit würde ihn immer und überall einholen. „Und darum hast du dir gedacht, es ist besser, sofort Abstand von mir zu nehmen, anstatt dir vielleicht ein eigenes Urteil zu bilden?“ sagte er eine Spur zu provokativ und sah ihr direkt in die Augen. Amber hielt seinem Blick stand. „Erst ja“, gab sie zu. „Aber dann habe ich darüber nachgedacht, dass die Leute immer viel reden, und dass ich selbst am besten weiss, wie es ist, zu Unrecht so einen schlechten Ruf zu haben.“ „Es ist nicht zu Unrecht, dass ich einen schlechten Ruf habe“, sagte Ansgar direkt. Amber sah ihn jetzt sehr überrascht an. „Es sind einige Dinge in meiner Vergangenheit passiert, auf die ich nicht stolz bin, aber ich kann sie nicht mehr ändern. Was du gehört hast ist natürlich nur eine Seite der Geschichte, und es gibt noch immer eine zweite.“ „Ich weiss“, beeilte sich Amber zu sagen, „Deswegen bin ich hier. Ich bin niemand, der sich abschrecken lässt von so etwas. Dafür hast du mir einfach zu gut gefallen an unserem Abend im No Limits. Und ich werde dich auch gar nicht fragen, was genau da alles gelaufen ist. Es interessiert mich einfach nicht. Ich möchte dich aber näher kennenlernen, Ansgar.“

Wieder unterbrach Lucas sie weil er ihre Bestellung aufnehmen wollte. Ansgar kam diese Unterbrechung ganz gelegen, so hatte er Zeit sich eine Antwort zu überlegen. „Äh, wir sind noch gar nicht dazu gekommen, uns etwas auszusuchen“, sagte Amber. „Ich kann Ihnen das Tagesgericht sehr empfehlen“, sagte Luca und wies auf eine Tafel in der Ecke. Ansgar schlug seine Karte zu. „Das nehmen wir“, sagte er kurzentschlossen. Amber zog die Augenbrauen hoch. „Ich nicht, danke. Ich bin Vegetarierin. Bitte bringen Sie mir ein vegetarisches Gericht. Einen Salatteller vielleicht. Danke.“ Sie klappte ebenfalls die Karte zu und überreichte sie Luca. Dieser zählte noch die verschiedenen Salatteller auf, und Amber entschied sich für einen Teller mit Schafskäse. Ansgar sah sie herausfordernd an, hob dabei leicht belustigt die Augenbrauen. „So, so, Vegetarierin“, sagte er. „Was dagegen?“ gab sie schlagfertig zurück. „Bin ich jetzt in eine Kategorie reingeplumpst wie „extreme Tiefreundin, Fanatikerin oder Menschen-die-Fleisch-Essen-Hasser?“ Ansgar sah sie amüsiert an. „Du meinst so ählich wie das Klische von der lesbischen Frau im Holzfällerhemd?“ „Ja, in etwa. Menschen wie du denke so, hab ich recht?“ „Was heisst hier Menschen wie ich?“ erboste sich Ansgar gespielt böse. „Kann es nicht genau erklären. Aber ich glaube, dass du so jemand bist. Im übrigen esse ich kein Fleisch weil ich es nicht mag. Es kann theoretisch sein, dass mich alle zwei Jahre die Gelüste zu einem Bratwurststand treiben, weil ich die durchaus noch ganz lecker finde, aber grundsätzlich mag ich einfach kein Fleisch. That´s all.“ Ansgar lachte. „Bratwurststand. So so, interessant. Ich konsumiere für gewöhnlich nicht bei einen Imbiss, aber wenn´s dir schmeckt.“ „Das ist mir schon klar, bei euch auf dem Schloss wird wohl so etwas nicht serviert.“ Ansgar schmunzelte. „Ich kanns ja mal anregen. Bratwurstschnecken an Pommes mit Krautsalat oder dergleichen“ Amber fing an zu lachen. „Das wäre doch mal was anderes“, sagte sie. Ansgar stellte sich Justus konsterniertes Gesicht vor, wie er sagte: „Sehr wohl, Herr Graf“, beim Servieren der Bratwurst und musste ebenalls lachen. Dann wurde Amber wieder ernst und sagte: „Ich kann mir gar nicht so wirklich vorstellen, wie das bei euch auf dem Schloss so abgeht, ich muss unbedingt mal zu Besuch kommen.“ „Du bist jederzeit willkommen“, sagte Ansgar. „Aber was ich mich frage, wenn dein Vater Inhaber einer Bank ist, dann bist du ja sicherlich auch nicht unerfahren was Personal angeht, auch wenn du nicht auf einem Schloß wohnst.“ Amber schüttelte den Kopf. „Naja, wir haben immer in einem Penthouse gewohnt, aber wir hatten nur eine Putzfrau und ein Kindermädchen als ich klein war, sonst nichts. Nichts extrem ungewöhnliches. Um Frankfurt herum im Umland haben wir noch ein Haus, wo wir uns im Sommer gerne mal zurückziehen. Aber es ist nichts im Vergleich zu einem Schloss. Ich bin jetzt nicht so extrem verwöhnt worden, nur weil mein Vater ein einflussreicher Mann in Frankfurt ist. Ich sollte so stinknormal wie möglich aufwachsen. Klar, meine Mitschülerinnen haben schon dumm geschaut, wenn sie uns besuchten, das Penthouse hat so 200 m² und ist schon ganz schick, aber ich glaube, da gibt es andere Kaliber wie z.b. euer Schloß. Ich hatte auch ein paar Privilegien wie mein eigenes Reitpferd und solche Sachen, und vielleicht war meine Gaderobe ein wenig teurer als die meiner Mitschüler, aber eigentlich bin ich so durchschnittlich wie jede andere Frau auch. Ich mache mir nicht so viel aus Luxus. Ich brauche keine Yacht oder einen Privatchaffeuer. Ich kann selbst fahren. Gut, ich habe mir ein Auto gekauft vor kurzem. Das ist jetzt nicht unbedingt ein Nissan Micra, aber wie ich schon sagte, ich bin kein verwöhntes Luxusgirlie.“

Nach Ambers Monolog sah Ansgar sie interessiert an. „Lass mich raten. Ein Mercedes Cabriolet? Tiefschwarz?“ Amber schüttelte den Kopf. „Nein. Ein Cabrio kommt für mich nicht in Frage. Wozu soll ich so viel Geld für ein Auto ausgeben, wo das Dach fehlt, bzw. wenn es kein Hardtop ist? Zudem bekomm ich Kopfschmerzen von solchen Dingern. Ich bin früher in dem Auto meiner Mutter, was ich ein Cabrio war, unterwegs gewesen, ständig hatte ich am nächsten Tag Migräne. Nein, das ist nichts für mich. Ich fahre einen 5er BMW. Schwarz. Mit Ledersitzen.“ Ansgar zog die Augenbrauen hoch. Diese Frau gefiel ihm immer besser. „Mercedes kann ich fahren wenn ich alt und grau bin. Ist meines Erachtens nur was für Opas.“ Sie stach in den Salat, der ihr soeben serviert wurde. "Na, der Opa sitzt vor dir“, gab Ansgar belustigt zurück. Amber sah ihn überrascht an. „Du fährst Mercedes? So alt hatt ich dich gar nicht geschätzt“, sagte sie halbernst. „Unter anderem, ja. Aber auch BMW, falls es dich beruhigt. Wie alt schätzt du mich denn? Wieso weisst du das nicht überhaupt, wenn du dich doch schon so genaustens über mich informiert hast?“ Die Unterhaltung fing an, Ansgar Spass zu machen. „Na, so dekadent bin ich nicht, dass ich mehrere Autos brauche. Die Frage nach dem Alter.. ja, es interessiert mich eigentlich nicht, wie alt du bist, weil ich das nicht für wichtig erachte, aber so 41 hätte ich schon gesagt.“ Amber stocherte wieder in ihrem Salat herum, spiesste ein Blatt auf und schob es sich in den Mund. Ansgar war es als hätte er einen mit der Keule bekommen. 41. Sie schätzte ihn älter als er war. Das gefiel ihm eher nicht so wirklich. „Ähm, fast, ich bin vor ein paar Tagen 40 geworden“, sagte er. „Ups, naja, gut, das eine Jahr, Alles Gute nachträglich“, meinte sie dann. „Danke. Naja, wenn man euch Frauen zu alt schätzt, dann wäre das schon eine Kastastrophe, nicht wahr?“ „Wie alt schätzt du mich?“ fragte sie dann. Ansgar feixte innerlich. „36.“ kam es wie aus der Pistole geschossen. Amber runzelte die Stirn, liess sich aber nichts anmerken. „Auch ein Jahr zuviel“, sagte sie nur. „Ich weiss. Ich kenne dein Alter. Ich habe es nachgelesen.“ Amber stutzte, dann begriff sie. „Retourkutsche, ich verstehe.“ Sie lachte. „Aber wenn es dich beruhigt, ich hätte dich auf höchstens 29 geschätzt.“ „Alter ist nicht wichtig. Wichtig ist, wie man drauf ist und wieman sich gibt. Du bist halt ein Mann, der mit dem Alter immer besser wird, das sieht man auf den ersten Blick. Ich wette als du so alt warst wie ich sahst du aus wie ein Milchbubi. Jetzt erst siehst du aus wie ein richtiger Mann“, sagte Amber, und Ansgar begann das Gespräch wieder ausnehmend gut zu gefallen. „Ja, das kann schon sein, wenn du das so siehst“, schmunzelte er. Amber liess die Gabel sinken und sah Ansgar direkt an. „Im Ernst, unter 40 schau ich gar keinen Mann an, die sind doch alle noch grün hinter den Ohren. Aber du, du bist jemand, der etwas darstellt. Das ist mir schon am ersten Abend hier im Schneiders aufgefallen. Ich wusste nicht wer du warst, aber du hast eine Präsenz, die ist unglaublich. Ob da nun zwei Falten auf deiner Stirn sind oder du eventuell zwei Gramm zuviel auf den Hüften hast, ist unerheblich.“ Das wiederum gefiel Ansgar jetzt wieder nicht wirklich. „Ich weiss jetzt nicht, ob ich das als Kompliment auffassen sollte?“ sagte er und grinste. „Kannst du. Wirklich. Ich meine damit nicht, dass du zu dick bist oder so, um Gottes Willen, nein genau richtig. Ich hasse so extrem durchtrainierte Männer, die sind meistens hohl in der Birne, zudem haben Männer, die Verantwortung tragen oft gar nicht die Zeit sich stundenlang im Gym zu quälen. Nee, lass mal, du bist genau richtig wie du bist.“ Ansgar wusste gar nicht was er sagen sollte. Amber hatte eine sehr lockerere Aussprache, sie redete wie ihr den Schnabel gewachsen war. Ansgars Wortlaute wären sicherlich andere gewesen, aber das was Amber sagte, gefiel ihm schon. Obwohl sie aus reichem Elternhaus kam, war sie nicht affektiert oder eingebildet, oder bemühte sich, in Konversationen um eine gewählte Aussprache, nein, sie war sie selbst, und das fand Ansgar sehr reizvoll. „Na, da bin ich ja beruhigt“, gab er belustigt zurück. „Ich rede dummes Zeug, verzeih“, sagte sie etwas verlegen. „Das kommt wenn ich aufgeregt bin.“ „Schon okay, alles gut“, wigelte Ansgar ab. „Ich mag es wie du bist. Du bist ehrlich. Das gefällt mir. Du gefällts mir.“ Er sah sie direkt an und merkte wie sie ganz leicht rot wurde. So selbstbewusst war sie anscheinend doch nicht. „Und du gefällts mir auch. Sehr sogar", sagte sie dennoch und erwiderte seinen Blick. Ansgar sah ihr einmal mehr in die Augen und hatte auf einmal das dringende Bedürfnis aufzustehen und mit ihr aus dem Schneiders zu gehen, irgendwohin, wo sie alleine waren. „Irgendwie habe ich keinen Hunger mehr“, sagte sie und liess die Gabel fallen. Ansgar, der schon aufgegessen hatte, fragte: „Kein Dessert? Mögt ihr Frauen doch so gerne.“ „Doch. Aber nicht hier.“ sagte sie. Ansgar blieb fast die Luft weg. Das war eindeutig.

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 Betreff des Beitrags: Re: Never forget
BeitragVerfasst: 28.08.2012, 22:08 
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Kapitel 21: Baby, you can drive my car

Er sah ihr fest in die Augen und meinte dann in sonorem Tonfall. „Ja. Woanders gibt es auch eindeutig den besseren Nachttisch.“ Er winkte Luca und bat um die Rechnung. Amber liess Ansgar nicht aus den Augen, das bemerkte er aus den Augenwinkeln. Die Art wie sie ihn ansah war mehr als eindeutig. Er wusste, was sie wollte. Mit ihm alleine sein. Er war sich nicht sicher, ob er das wollte. Er hatte gerade heute nachmittag erst mit Victoria Sex gehabt. Die Situation spukte ihm noch im Kopf herum. Aber er würde abwarten, was der Abend noch so bringen würde.

Nachdem Ansgar gezahlt hatte, gingen er und Amber aus dem Schneiders. Draussen war es angenehm kühl nach der Sommerhitze des vergangenen Tages. Sie blieb plötzlich stehen, drehte sich zu ihm um und sah ihn an. „Wo steht dein Auto?“ fragte sie. Ansgar sah sie überrascht an. „Warum willst du das wissen?“ fragte er. „Weil – weil ich gerne mit dir nach Hause fahren würde.“ Ansgar war dezent überrascht von ihrer offenkundigen Anmache. Am ersten Abend hatte sie ihn ja abblitzen lassen, und nun wollte sie mit ihm fahren? „Bist du dir sicher? Ich meine, ein Mann mit meinem Ruf?“ fragte er und sah sie gespielt provokant an. Sie liess sich nicht provozieren und nahm seine Hand. „Ich würde gerne mit dir alleine sein.“ Ansgar sog hörbar die Luft ein. Ein Schauer lief über seinen Rücken. „Mein Auto steht dort drüben im Halteverbot“, sagte er, und dann zog er sie mit sich. Als sie sein Auto erreichten - er war mit dem Porsche da - pfiff Amber leise durch die Zähne. „Okay, ich nehm das mit dem Opa zurück. So ein Teil macht bestimmt auch Spass“, sagte sie. „Willst du fahren?“ fragte er sie. Innerlich dachte er ob er verrückt geworden war, denn für gewöhnlich liess er keinen an seine Autos, schon gar nicht an seinen Porsche, ausser vielleicht seine Tochter Kim, der er mal den 911er geschenkt hatte. Aber Amber lehnte ab. „Nein, fahr du. Anhand der Fahrweise eines Mannes kann man viel ableiten.“ Ansgar grinste. „Ableiten, was? Wie der Kerl im Bett ist, oder wie?“ gab er zurück. „Auch“, sagte sie nur. „Ach herrjee, na, dann bin ich ja froh, dass ich mit dem Porsche hier bin. Halt dich fest“, sagte er und fuhr mit quietschenden Reifen los. Amber kreischte auf und lachte dann laut. „Du musste es nicht übertreiben“, sagte sie. „Der Opa zeigt dir jetzt mal, was Sache ist“, brummte Ansgar nur und trat aufs Gaspedal. „Ich habe nie gesagt, dass du ein Opa bist, im Gegenteil“, verteidigte sie sich. „Na, indirekt schon“, gab Ansgar zurück. „Nur wegen meiner Bemerkung mit dem Mercedes?“ „Naja, und das mit dem Alter und den Falten und dem Gramm zuviel“, fügte Ansgar noch hinzu. „Ach komm schon, ein Kerl wie du, den haut doch sowas nicht um. Da stehst du doch drüber.“ sagte Amber und lehnte sich zurück.

„Meinst du?“ „Ja, meine ich. Du weisst genau, dass du unwiderstehlich bist, und es kann nicht schaden, wenn man dich ein wenig im Zaum hat.“ Ansgar grinste am Steuer. „Mich hat niemand im Zaum, glaub mir.“ „Ja. Das ist auch gut so“, gab Amber zurrück und legte ihre Hand auf sein Knie. Selbst durch den Stoff seiner Anzughose fühlte es sich unglaublich gut an. Ansgar blickte kurz nach rechts und sah, dass Amber ihn anschaute. Dann bewegte sich ihre Hand ein wenig höher, wanderte seinen Oberschenkel herauf. Ansgar zog kaum merklich die Luft ein. „Du willst schon, dass wir heile ankommen?“ fragte er, und in seiner Stimme klang Erregung mit. „Das schaffst du schon, ich vertrau deinen Fahrkünsten“, sagte sie und liess die Hand noch höher wandern. Ansgars Hände krallten sich ans Lenkrad als sie ihre Hand zwischen seine Beine schob. Er konnte nicht verhindern, dass es ihn anmachte, auch wenn er es zu unterdrücken versuchte. Amber öffnete den Reissverschluss seiner Hose. Ansgar wurde heiss. Sie würde doch nicht..? Er sah Pornofilme vor seinem geistigen Auge, in denen die Frau den Mann während der Fahrt oral befriedigte. Ansgar war nun wirklich nicht prüde, doch er wollte erstens heil ankommen, zweitens waren dies Praktiken, die er für gewöhnlich nur preferierte, wenn er die Frau entweder bezahlte oder sie schon länger kannte. Beides war nicht der Fall. Er schätzte Amber nicht so ein, dass sie auf einen One-Night-Stand auswar, und er war das auch nicht. Zu seiner Erleichterung beliess sie es dabei – nachdem sie auch den Gürtel geöffnete hatte – mit der Hand über den Stoff seiner Boxershorts zu gleiten und ihn so ein wenig heisszumachen.

Für Ansgar war dies eine ungewöhnliche Situation. Er hatte sich die letzten Jahre nur für Frauen interessiert, die entweder vergeben waren und somit schwer zu erobern, oder wo er den ersten Schritt machen musste. Kim war die einzige Ausnahme gewesen, da war sie es, die ihn zuerst anmachte, aber Kim zählte nicht wirklich. Eine Frau, die ihn so unverholt anbaggerte, war ihm etwas suspekt. Dennoch gefiel ihm was sie tat.

Als der Wagen in der Einfahrt von Königsbrunn hiellt, pfiff Amber durch die Zähne. „Hui, schicker Kasten.“ Ansgar öffnete ihr die Tür, und sie stieg aus. Als sie in die Eingangshalle kamen war Amber schon ein wenig beeindruckt. „Ist ja riesig hier“, sagte sie. „Komm, wir gehen auf meine Suite“, sagte Ansgar und nahm sie an die Hand und ging mit ihr die Treppe nach oben. Auf Ansgars Suite angekommen, sah Amber sich kurz um und sagte dann: „Genauso wie ich erwartet habe. Eher karg möbliert, sich auf das Wesentliche beschränkend und schwarze Ledermöbel. Einzig den Flachbildschirm hätte ich mit grösser vorgestellt, so ab 60 Zoll.“ „Je größer der Flachbildschirm, desto kleiner das Selbstbewusstsein, wusstest du das nicht?“ gab er wortgewandt zurück. „Oh jee, dann ist meines ja sehr klein, denn ich mag gerne grosse Durchmesser… also bei Fernsehern zumindest.“ „Woanders nicht?“ gab er zurück. Sie wusste, auf was er anspielte, ging aber nicht darauf ein. „Grössen sind schon wichtig bei Fernsehern. Ich bin ja kurzsichtig, und setzte meine Brille so ungerne auf, also habe ich dann lieber einen grösseren Fernseher.“ Ansgar fand, dass sie jetzt durchaus zu viel quatschte und wollte lieber wieder auf andere Körperteile zu sprechen kommen bzw. das ganze ohne zu sprechen. „Dafür, dass du eben so rangegangen bist, redest du jetzt eindeutig zuviel“, sagte er und zog sie an sich. „Das sind Übersrpungshandlungen“, erwiderte sie und erschauderte weil Ansgar sich an ihrem Hals zu schaffen machte. „Ich überspringe jetzt auch eine Handlung“, raunte er und schob sie vor sich her zum Bett.

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 Betreff des Beitrags: Re: Never forget
BeitragVerfasst: 30.08.2012, 18:28 
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Kapitel 22: Undisclosed Desire

Sanft liess er sie nach hinten gleiten. Amber schien etwas von ihrer vorlauten und offenen Art eingebüsst zu haben, denn sie wirkte nicht mehr ganz so selbstbewusst wie noch vorhin im Auto. Ansgar hatte jetzt wieder das Regiment übernommen. Er liess sich mit den Knien aufs Bett gleiten und beugte sich über Amber. Sein Gesicht war dicht vor ihrem. Als Ansgar bemerkte, dass sie sich unwohl fühlte, hielt er inne. „Was ist los?“ fragte er sie. „Hab ich dich überfahren?“ „Ich weiss nicht“ gab sie zu. „Es ist ein wenig ungewohnt.“ Ansgar rollte sich neben sie und stützte sich mit dem Ellenbogen auf dem Bett ab. „Ich dachte, du möchtest es auch. Machte mir so den Anschein im Schneiders“, sagte er direkt. „Ja, aber nicht so.“ „Klär mich auf“, forderte er Amber rauf. „Du machst mich im Auto an, fasst mir zwischen die Beine, und nun ist es dir zu direkt? Das verstehe ich nicht.“ „Ich versteh mich ja selbst nicht“, sagte sie leise. „Das erklärt einiges“, sagte Ansgar. „Ich bin keine Frau für eine Nacht.“ Ansgar sah Amber erstaunt an. Er hatte sie nicht als solche angesehen. „Ich weiss das. Das hast du mir im Schneiders deutlich gemacht, erinnerst du dich.“ „Ja, ich weiss. Ich wollte nur noch mal sichergehen, dass…“ Sie brach ab. „Ich will mit dir schlafen, sehr gerne sogar, aber dummerweise habe ich mich schon in dich verliebt, und ich könnte es nicht aushalten, wenn es nur diese eine Nacht wäre.“

RRRUMMS machte es in Ansgars Kopf. Soviel geballte Ehrlichkeit verunsicherte ihn fast. Sie hatte sich in ihn verliebt. Ihm wurde fast schwindelig. Noch vor einigen Nächten hatte er neben sich geschaut und sich so sehr gewünscht, dass da eine Frau liegen würde, die ihn liebte, und nun war da jemand, der sich in ihn verliebt hatte. Es war fast unheimlich. Er musste etwas sagen. Sofort. Nur was? „Ich will dich nicht nur für eine Nacht“, sagte er. „Ich fühle mich sehr zu dir hingezogen, vom ersten Augenblick an. Aber ich will ehrlich sein zu dir. Ich habe sehr viel Pech mit Frauen gehabt, und meine letzte Beziehung hat nicht lange gehalten. Ich bin daher vorsichtig geworden. Alles was ich weiss ist, dass ich verdammt gerne mir dir zusammen bin.“ Amber sah Ansgar an und fühlte, dass er ehrlich mit ihr war. Es war schon mehr als sie erhofft hatte von einem Mann wie Ansgar zu hören. „Wir müssen nicht miteinander schlafen, nicht jetzt, nicht heute, wenn du nicht willst“, sagte er. Als Antwort zog Amber ihn nur zu sich heran. „Vom ersten Moment an, als ich dich sah, habe ich mich in dich verliebt“, sagte sie. „Als ich dann von meiner Freudin diese Dinge über dich hörte, da riet sie mir, ich solle die Finger von dir lassen. Aber das kann ich nicht. Ich habe mich selten verliebt in meinem Leben und auch nicht viel Glück mit Männern gehabt, aber du bist anders. Ich habe sofort gesehen, dass du nach außen jemand anders zu sein scheinst als du im Inneren wirklich bist. Und in denjenigen der du unter deinem Schutzpanzer bist, in den habe ich mich verliebt.

Ansgar hörte ihr fassungslos zu. Sie hatte ihn durchschaut, von Anfang an, wusste, dass er sich im Grunde seines Herzens nach einer Frau sehnte, die ihn liebte wie er war, die ihn sah wie er wirklich war. „Ähnlich wie ich, die nach außen auch so selbstbewusst und tough wirkt.“ Ansgar hob seine Hand und schob Amber den Haarreif vom Kopf und durchwuschelte ihr Haar. „So gefällt es mir sehr viel besser“, sagte er. Sie hielt seine Hand fest und schaute ihm in die Augen. Ihre grünen Augen sahen ihn so verlangend und sehnsüchtig an, dass Ansgar nicht mehr an sich halten konnte. Er legte sich über sie, nicht ohne den Blick von ihr zu lassen. Amber zog Ansgar ganz dich an sich heran, und dann spürte Ansgar ihre weichen Lippen auf den seinen. Es war so anders als bei Victoria. Victoria und er hatten über die Monate ein Verlangen nacheinander aufgebaut, dass unterschwellig immer vorhanden war, aber bei Amber war es, dass sie ihm Gefühle entgegenbrachte, die neu für ihn waren. Es war lange her, dass eine Frau sich in ihn verliebt hatte.

Ansgars Bauch fing an zu kribbeln. Es war als würden tausend Schmetterlinge in seinem Bauch tanzen. Als seine Zunge die ihre umschlang und mit ihr spielte, stöhnte sie leise. Ihr Griff in seinem Haar wurde fester, sie zog ihn immer näher zu sich heran. Ansgar wollte jetzt mehr, viel mehr. Er liess seinen Mund an ihrem Hals abwärts wandern und machte sich mit den Händen an ihrem Kleid zu schaffen. Er versuchte, es im Rücken aufzumachen, was sich als gar nich so einfach erwies. „Das ist ja sehr umständlich“ murmelte er. Amber kam hoch, so dass Ansgar besser an den Reissverschluss kam. Er vergrub kurz den Mund in ihrem Nacken bevor er den Reissverschluss öffnete. Es war ein seltsames Gefühl, keine langen Haaren anheben zu müssen, um einen Reissverschluss zu öffnen, aber er musste zugeben, dass ihm Ambers Kurzhaarfrisur extrem gut gefiel. Als Ansgar den Reissverschluss komplett geöffnet hatte, sah er dass sie auf dem Rücken ein Tattoo hatte, ein recht grosses. Es waren mehrere Hibiskusblüten und Schmetterlinge. Das Tattoo zog sich von der rechten Seite bis runter zum Oberschenkel. Es sah verdammt heiss aus. Ansgar zog Amber das Kleid herunter, und sie zog es über die Füssen hin aus. Dann trug sie nur noch ihre Unterwäsche. Sie trug ein dunkelrotes Essamble, einen Spitzen-BH und einen passenden Hüftpanty dazu. Ansgar fuhr mit dem Mund die Umrisse des Tattoos nach und hörte Amber stöhnen. Seine Hände waren mitlerweile nach vorne gewandert und fuhren in die Schalen ihres BHs. Dann löste er den Verschluss des BHs und schob ihr die Träger vorsichtig herunter. Sein Mund wanderte wieder zu ihrem Nacken was Amber komplett verrückt machte. Sie spürte seinen heissen Atem an ihrem Hals und zog Ansgar dann wieder zu sich nach vorne. Er liess kaum merklich den Blick an ihr herunterwandern, vom Hals über ihre Brüste bis nach unten. Wie er vermutet hatte hatte sie eine recht große Oberweite dafür, dass sie ansonsten recht zart war. Ihm gefiel das, sehr sogar. Amber knöpfte geschickt Ansgars Hemd auf und zog es ihm aus. Dann machte sie sich an seiner Hose zu schaffen. Dann waren sie beide nur noch mit einer Unterhose bekleidet. Ansgar fühlte sich etwas verunsichert als sie seine Shorts nach unten zog und ihm auszog. Jetzt war sein letztes Schutzschild gefallen. Er rekapitulierte, dass er noch heute Nachmittag mit Victoria Sex gehabt hatte. Aber das war ein komplett anderes Gefühl gewesen. Er hatte keinerlei Hemmungen sich vor Victoria nackt zu zeigen, es war eine große Vertrautheit zwischen Ihnen, auch wenn sie nur dreimal in ihrem Leben miteinander geschlafen hatten. Allein schon weil sie ein gemeinsames Kind hatten. Es war sonst lange her, dass er sich einer fast fremden Frau nackt gezeigt hatte. Bei seinen One-Night-Stands mit Jessica war er komplett bekleidet gwesen, hatte nur die Hose heruntergezogen.

Amber zog ihren Slip aus und lag nun ebenfalls nackt vor ihm. Ansgar legte sich über sie, küsste sie wieder. Dann – es war wie ein Automatismus – drang er langsam in sie ein. Es war ein seltsames Gefühl. Es war so anders als mit Victoria. Sie war eng gebaut, und Ansgar hatte das Gefühl, sich nur vorsichtig in ihr bewegen zu können. Amber stöhnte und liess keinen Zweifel daran, dass es ihr gefiel, was Ansgar mit ihr tat. Ansgar hatte schon nach ein paar Stössen das Gefühl, nicht lange durchhalten zu können. Er hielt kurz inne. Sie sah ihn an. „Was ist los?“ fragte sie. Er verzog das Gesicht wie zu einem Grinsen und sagte: „Nichts, ich muss nur kurz warten.“ Amber verstand und fuhr mit der Hand durch sein Haar. Sie blickte Ansgar tief in die Augen und hatte das Gefühl, sie würde darin versinken. Seine Augen waren so schön, nicht wirklich blau, nicht wirklich grau, mit einem Schuss Grün darin. Sie hatte sich Hals-über-Kopf in Ansgar verliebt, das Gefühl war total intensiv. Das war ihr lange nicht mehr passiert. Und dann noch ausgerechnet in einen Mann, vor dem die halbe Welt warnte. Aber das war ihr egal. Ansgar fing wieder an, sich in ihr zu bewegen. Amber schloss die Augen. Sie wollte diesen Moment festhalten, ganz tief in ihrem Inneren. Sie wusste, dass sie mit Ansgar keine Zukunft haben würde. Weil sie das wusste, so wollte sie diese kostbaren Momente um so mehr festhalten. In Ambers Augen bildeten sich Tränen, sie versuchte sie wegzudrücken, doch es gelang ihr nur halb. Ansgar hatte aber seine Augen auch geschlossen und sah es nicht. Dann kam er. Amber rollten jetzt die Tränen über die Wangen als er über ihr keuchte und stöhnte. Er hatte noch immer die Augen geschlossen, so als würde er sich nicht trauen, sie aufzulassen. Amber sah ihn an, und ihr Herz zog sich zusammen. Sie wünschte sich so sehr eine gemeinsame Zukuft mit Ansgar, dieser Mann war so unglaublich faszinierend. Aber ihr Traum würde sich nicht erfüllen. Niemals.

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 Betreff des Beitrags: Re: Never forget
BeitragVerfasst: 31.08.2012, 20:21 
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Kapitel 22: Undisclosed Desires (Teil 2)

Gott, was würde sie dafür geben, um die Möglichkeit zu haben, Ansgar für eine Zeit nahe sein zu können. Sie hoffte, er würde die Tränen nicht sehen, aber als Ansgar die Augen aufmachte, sah er zu seinem Bestürzen, dass sie weinte. „Was ist los?“ fragte er sie entsetzt. Das war es was Amber vermeiden wollte. Sie hatte sich niemals mehr auf einen Mann einlassen wollen. Sie hatte ihre Prinzipien gebrochen. One-Night-Stands ja, aber keine Gefühle, niemals. Was sollte sie jetzt antworten? Sollte sie ihm die Wahrheit sagen? Sie konnte es nicht.

Amber sprang mit einem Satz aus dem Bett und klaubte ihr Kleid vom Boden sowie ihre Unterwäsche. Sie zog beides in Windeseile an. Ansgar sah sie total entsetzt an. „Was ist los? Warum tust du das? Rede doch mit mir.“ Sie sah ihn nicht an. Als sie sich fertig angezogen hatte, rannte sie aus seiner Suite. Einfach so. Ansgar blieb wie versteinert in Bett sitzen. Das war doch jetzt nicht wirklich wahr? Frauen! Die sollte einer vestehen. Er tat´s nicht.

Sie lief blind vor Tränen die Treppe herunter und aus der Eingangshalle heraus. Draussen vor der Tür blieb sie stehen und lehnte sich an den Eingang. Sie hätte ihren Vorsatz nicht brechen sollen. Sie hätte am ersten Abend mit Ansgar mit gehen sollen und dann hätten sie einen One-Night-Stand gehabt. So wie immer wenn sie einen Mann ansprach. Aber nein, sie musste sich ja in ihn verlieben. Das durfte einfach nicht passieren. Es hätte einfach nicht passsieren dürfen. Aber jetzt war es zu spät. Sie war hoffnungslos in Ansgar von Lahnstein verliebt. Es gab nur eins. Sie durfte ihn nicht wiedersehen.

Ansgar hatte schlechte Laune. Das bemerkte Victoria sofort. Sie wusste auch wieso. Der Abend war nicht nach seinen Wünschen verlaufen. Sie überlegte, ob sie darüber traurig sein sollte oder sich eher freuen sollte. Eigentlich müsste es ihr für Ansgar leid tun, aber ein wenig war sie auch erleichtert, dass er nicht mit einer wahnsinns guten Laune im Büro erschienen war. Sie hatten gestern Nachmittag noch Sex gehabt, und es hätte nicht wirkllch gepasst, wenn er dann sofort mit der Nächsten…. „Kannst du mir mal die Frauen erklären?“ fragte Ansgar in ihre Überlegungen hinein. Victoria schreckte auf. „Wie, was?“ „Ob du mir die Frauen erklären kannst, wollte ich wissen“, wiederholte er. „Kommt drauf an was du wissen willst“, sagte sie. Ansgar überlegte kurz und hielt es dann für besser Victoria nicht zu erzählen, dass Amber nach dem Sex verschwunden war. Wie hatte er überhaupt eine Andeutung machen können? Er hatte gestern noch mit Victoria geschlafen. „Ach, vergiss es“, sagte Ansgar lapidar. „Nein, jetzt hast du eine Andeutung gemacht, jetzt sag es auch.“ Ansgar wand sich. „Victoria, ich will.. ich will dir nicht wehtun…“ Ansgar biss sich auf die Zunge. JETZT hatte er es im Prinzip noch schlimmer gemacht. Victoria sah etwas irritiert aus. „Der Abend ist nicht so gelaufen wie du es dir gewünscht hast?“ schlussfolgerte sie „Aber du hast Gefühle für sie?“ „Ja, nein, ach, was weiss denn ich. Wir waren essen und dann sind wir zu mir nach Hause. Und dann.. na, du weisst schon. Danach ist sie abgehauen. Einfach abgehauen. Kannst du dir sowas vorstellen?“ Victoria sah aus als hätte sie ein Bus überrollt. Sie schluckte. „Naja, vielleicht war es zu schnell für sie passiert, kann ja sein“, sagte sie fast tonlos. „Nein, das war es nicht. Es muss etwas anderes dahinter stecken. Aber ich will dich damit nicht belasten, tut mir leid, ich habe schon viel zu viel gesagt.“ Für Ansgar war das Thema damit erledigt.

Victoria war fassungslos. Er war direkt von ihr zur nächsten gehüpft, hatte mit ihr, Victoria, eine Nacht verbracht, am nächsten Tag erneut mit ihr geschlafen und dann hatte er am selben Tag mit einer anderen Frau Sex gehabt. Das war zuviel für sie. Aber sie fragte sie natürlich auch, inwieweit sie selbst schuld an der Situation war. War sie es nicht, die immer betonte, dass sie Thomas niemals verlassen würde? Konnte sie es Ansgar da verdenken, dass er sich anderweitig orientierte? Aber so schnell? Ja, es machte ihr etwas aus. Es tat ihr sogar weh, dass er die beiden Male mit ihr anscheinend für beteutungslos hielt. Seufzend machte sich Victoria an die Arbeit. Sie war selbst schuld. Sie hätte Ansgar haben können, damals in der Kapelle, aber sie hatte Thomas vorgezogen, weil sie ihn liebte. Jetzt durfte sie Ansgar nicht die Chance auf eine neue Liebe nehmen.

Er zematerte sich den ganzen Tag den Kopf, was es für einen Grund geben könnte, dass Amber sich so verhalten hatte. Ihm fiel keiner ein. Er beschloss, sie am Nachmittag anzurufen.

Als Ansgar so gegen 17:30 Uhr aus dem Büro kam, zückte er noch im Fahrstuhl sein Handy um Ambers Nummer zu wählen. Es ging niemand ran. Er versuchte es mindestens fünf Mal, aber immer ohne Erfolg. Er hinterliess eine Nachricht auf ihrer Mailbox, dass sie ihn bitte zurückrufen sollte, aber sie tat es nicht.

Amber war durcheinander. 27 Mal hatte Ansgar sie angerufen. Es tat ihr in der Seele weh, dass sie nicht rangehen konnte, aber es war die einzige Möglichkeit, dass er irgendwann aufgab. Sie überlegte, ihr Handy auszustellen, aber irgendwie liess sie es doch an. „Sprich doch mit Ansgar“, sagte ihre Freundin. „Ich bin mir sicher, er wird dich verstehen.“ „Nein. Ich habe es immer so gehandhabt, und ich werde es weiter so machen. Ich habe gesagt, ich darf mich nicht verlieben. Die Sache mit Ansgar ist erledigt“, antwortete Amber vehement. Ihre Freundin schüttelte den Kopf. „Der Typ ist ein Hammer, Amber, ich kenn den aus Zeitschriften und der Presse. Klar, er hat schon ein paar Dinger gedreht, wie es eben in der Branche üblich ist, aber, hey, er ist ein Graf, so what? Willst du ihn nicht, nehm´ich ihn!“ sagte Ambers Freundin trotzig. „“Tu´dir keinen Zwang an, Lillian“, blaffte Amber die brünette Frau neben sich an. „Gerne doch, gibt´s du mir seine Nummer?“ Gerade als Amber antworten wollte, klingelte es an der Tür. Sie sah auf die Uhr. Wer konnte das jetzt noch sein? Es war bereits nach neun. „Erwartest du noch jemanden?“ Lillian schüttelte den Kopf. „Vielleicht ist es dein Graf“, meinte sie. „Der weiss doch nicht wo du wohnst“, sagte Amber und ging zur Tür.

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