„Hej“, rief Stella, als sie zwei Menschen in der Menge erkannte und auf sie zulief. „Mamma, det är Carla von Lahnstein, hon är min chef.“
„Vad söt hon är!“, sagte Frau Mann und lächelte sie beide freundlich an.
Carla verstand sie zum Glück nicht, Stella errötete prompt. „Mamma!“
„Was hat sie denn gesagt?“, wollte Carla wissen.
„Sie hat sich wortwörtlich darüber gefreut, wie schön du bist“, sagte Stella leise.
Carla musste kichern. „Und? Ist das denn so schlimm?“
„Nein, aber es macht mich verlegen.“
„Was soll ich sagen? Ich lerne gerade deine Eltern kennen!“
„Ja. Als meine Chefin.“
„Ah prater inte alltid på tyska, jag kann inte förstor er!“, beschwerte sich ihr Vater.
„Pappa, det är inte så enkelt. Jag måste översätter allt. Carla talar inte svenska.“
„Jaha! Men hon kan läsa det mycket snabbt. Din mor gjorde det.“
Carla stand daneben und versuchte ein wenig aus dem Gespräch schlau zu werden, verstand aber leider nur Bahnhof. Sie hatte das Gefühl, überflüssig zu sein. Doch das Gefühl verschwand blitzschnell als Stellas ganz kurz und ganz flüchtig ihre Hand drückte und sie anlächelte. Ihr Vater organisierte derweil ein Taxi.
„Carla, geht es dir gut?“
„Naja…ich verstehe nichts. Aber ansonsten: alles bestens!“, lächelte Carla.
Stella sprach die meiste Zeit während der Taxifahrt nur mit ihren Eltern. Carla verstand das, konnte Stella sie doch nur sehr selten sehen. Und immer nur zu telefonieren war ja auch nicht das Wahre.
„Stella?“, fragte sie dennoch und unterbrach das Gespräch dabei. „Ich dachte, deine Mutter spricht deutsch?“
„Ja, natürlich. Sie ist Deutsche. Aber aus Rücksicht auf meinen Vater spricht sie in seinem Beisein nur Schwedisch.“
‚Das ist süß‘, dachte Carla, ‘irgendwann werde ich mit dir auch Schwedisch reden können.‘ Dennoch freute sie sich auf das Hotel und die Zeit alleine mit Stella.
„Puuh, endlich allein.“ Stella ließ sich auf das Bett fallen. „Und du hast es überlebt!“
„Deine Eltern sind sehr nett, wirklich. Dein Vater hat mir die ganze Zeit Komplimente gemacht, sofern du nicht gelogen hast.“
„Habe ich nicht. Meine Mutter hätte es ja ohnehin verstanden.“
„Stimmt“, lachte Carla. „Es ist bemerkenswert, wie gut sie Schwedisch spricht.“
„Sie lebt seit Jahren hier. Ich fand es als Kind immer so romantisch, dass sie für ihn ihre Zelte abgebrochen hat und nach Schweden gezogen ist. Heute denke ich da anders drüber.“
„So, wie denn?“
„Heute kann ich mir das nicht mehr vorstellen. Ich meine, würdest du das Land verlassen in dem du geboren und aufgewachsen bist, in dem deine Familie lebt, womöglich Nichten und Neffen, nur weil deine Liebe in dem Moment dafür ausreicht?“
„Ich habe auch so gedacht, als ich Susanne geheiratet habe. Ich war bereit für sie mein Erbe und meine Familie aufzugeben.“ In ihrer Stimme klang ein wenig Wehmut mit. „Aber es hat sich ja alles von selbst geklärt.“
„Aber stell dir mal vor, wenn nicht“, warf Stella ein, „dann wärst du jetzt ohne Familie und ohne Ehefrau!“
Carla legte dir Stirn in Falten. Stella hat Recht, aber nur wenn man das hier und jetzt betrachtete. Denn sie war sich sicher, dass ihre Ehe ohne die Familie- ohne Ansgar Zutun- noch existent und glücklich wäre. „Was ist? Habe ich etwas Falsches gesagt?“, fragte Stella. Ihr war Carlas Stimmungsumschwung natürlich aufgefallen.
„Nein, ist schon gut. Ich weiß nur nicht, ob du Recht hättest. Aber das gehört nicht mehr hierher. Es ist so gekommen, und hätte, wäre, wenn, ändert jetzt auch nichts mehr.“ Sie überlegte kurz. „Zeigst du mir ein bisschen die Stadt?“
Stella kniff die Augen zusammen. Irgendwas war anders. Carla hatte bisher selten so schnell das Thema gewechselt. Sie war ihr auf die Füße getreten mit ihrer Aussagen, da war sie sich sicher. ‚Bitte tu mir nicht weh‘, dachte Stella und sagte freudenstrahlend und vom Bett aufspringend: „Gerne!“
ÜBERSETZUNG:
"Mama, das ist Carla von Lahnstein, sie ist meine Chefin."
"Wie schön sie ist."
"Ah, sprecht nicht immer Deutsch. Ich kann das nicht verstehen."
"Papa, das ist nicht so einfach. Ich muss alles übersetzen. Carla spricht kein Schwedisch."
Achso! Aber sie kann es sehr schnell lernen. Deine Mutter machte es (im Sinne von: bei ihr hats geklappt)."
_________________ “If you live to be a hundred, I want to live to be a hundred minus one day so I never have to live without you.” https://www.fanfiction.net/s/8764822/1/Two-In-A-Million
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