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BeitragVerfasst: 20.12.2011, 08:49 
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Tausend Dank für eure motivierenden Kommentare!!! Ihr seid super!!! Leider bin ich doll im Zeitdruck (Arbeit ruft), deswegen jetzt nur schnell das nächste Türchen.

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Verfasst: 20.12.2011, 08:49 


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BeitragVerfasst: 20.12.2011, 08:50 
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Als der Schlussapplaus abschwoll, hatte ich für einen Moment den Impuls, fluchtartig den Saal zu verlassen, aber ich war nicht den ganzen Weg nach Berlin zu fahren, um jetzt zu kneifen. Also hieß es bleiben und der Situation ins Auge sehen. Ich verabschiedete mich von Mareike und begab mich gegen den Strom der Menschen zum Bühnenausgang. Noch war von Caroline keine Spur, aber sie hatte ja auch geschrieben, dass es bei ihr fünfzehn Minuten dauern könnte - jedenfalls wenn ich ihre SMS richtig interpretiert hatte.

Etwa zwanzig Minuten später erschien Caroline inmitten einer Gruppe von Leuten, mit denen sie sich angeregt unterhielt. Als sie mich entdeckte, winkte sie mir zu und deutete an, dass sie gleich kommen würde. Ich blieb also stehen, wo ich war und wartete, bis sie sich verabschiedet hatte.

„Hallo Fanny“, sagte sie, als sie zu mir kam. „Das ist ja eine Überraschung.“

„Hallo Caroline.“ Ich zögerte, ob ich sie zur Begrüßung umarmen sollte, aber Caroline machte keine Anstalten, näher zu kommen. Ihr die Hand zu geben, erschien mir zu formal, also ließ ich das auch sein. „Schön, dass du Zeit hast", sagte ich stattdessen und schaute an ihr vorbei zu den vielen Menschen um uns herum. Wie sollte ich ihr hier sagen, was ich zu sagen hatte?

Caroline bemerkte meinen Blick und wies mit dem Zeigefinger nach oben. „Spazierengehen fällt wohl aus bei dem Wetter. Wie wär’s, wenn wir uns ins Brechts setzen?“

Ich befürchtete zwar, dass ein Restaurant zu öffentlich sein würde für das, was ich vorhatte, aber wahrscheinlich hatte es auch sein Gutes, wenn wir nicht allein waren. Deswegen stimmte ich ihrem Vorschlag zu, und wir machten uns zu dem Lokal auf. Da es quasi um die Ecke lag, mussten wir nicht weit laufen.

Das Brechts präsentierte sich viel moderner und lichter, als der Namen es vermuten ließ. Die Räumlichkeiten waren schön und hell eingerichtet, nur die Bilder von Berthold Brecht an den Wänden verliehen dem Restaurant etwas Strenges. Es war brechend voll, und Caroline schien mindestens die Hälfte der Gäste zu kennen. Alle möglichen Leute begrüßten sie, und sie musste alle zwei Meter Küsschen verteilen. Zumindest hatte ihre Popularität den Vorteil, dass wir tatsächlich einen Tisch ergatterten, und das auch noch im hinteren Bereich des Lokals, wo man sich besser unterhalten konnte.

„Das Essen ist hier übrigens ausgezeichnet“, informierte mich Caroline, als wir uns setzten. „Für den Fall, dass du noch etwas zu dir nehmen möchtest.“

Ich winkte dankend ab. Mein Magen war so zugeschnürt, dass ich schon Schwierigkeiten haben würde, etwas zu trinken.

„Na, wie fühlt es sich an, bedient zu werden?“, fragte Caroline, als wir beide eine Apfelschorle bestellt hatten.

„Sehr gut“, lächelte ich. „Vielleicht sollte ich das öfter tun.“

„Läuft alles gut bei dir im Restaurant?“

„Ja, es ist alles okay. Ich habe beschlossen, im nächsten Jahr einige größere Renovierungsarbeiten in Angriff zu nehmen.“

„Das hört sich gut an.“ Sie winkte einem jungen Mann zu, der grüßend an unserem Tisch vorbeiging. „Obwohl ich nicht finde, dass es eine Renovierung nötig hat“, wandte sie sich wieder an mich. „Außerdem lieben es Schauspieler, wenn es irgendwo etwas Beständiges gibt.“

„Ich will auch nichts Grundlegendes verändern, sondern nur ein bisschen frischen Wind hineinbringen“, entgegnete ich. „Ein paar deiner ehemaligen Kollegen haben sich sogar bereit erklärt, mir beim Tapezieren und Streichen zu helfen.“

Caroline erkundigte sich, wie es ihren ehemaligen Theaterkollegen ging, und ich gab ihr bereitwillig Auskunft. Wir sprachen auch über ihre Arbeit beim Berliner Ensemble, und ich nutzte die Gelegenheit, ihr zu sagen, wie gut mir ihre Darstellung der Beatrice gefallen hatte. Sie erzählte, dass ihr diese Rolle ausgesprochen viel Spaß machte, weil sie anders war als die Figuren, die sie bisher gespielt hatte.

Wie früher kamen wir schnell ins Plaudern, aber ich hatte die ganze Zeit im Hinterkopf, dass ich nicht für einen netten Abend angereist war. Auch wenn ich Carolines Gegenwart sehr genoss, rannte mir die Zeit davon. Wenn ich nicht bald zum Punkt kam, war der Abend zu Ende, ohne dass ich etwas geklärt hatte. Während Caroline mir eine Anekdote über Berlin erzählte, überlegte ich angestrengt, wie ich das Thema auf das vergangene Jahr lenken konnte.

„Bleibst du eigentlich länger in Berlin?“, wollte Caroline wissen.

„Nur bis zum Montag“, erklärte ich. „Ich besuche eine Freundin.“

Sie nickte. „Die Frau, die neben dir saß.“

„Du hast uns gesehen?“

„Natürlich.“

Die Selbstverständlichkeit, mit der sie es sagte, brachte mich aus dem Konzept. Gerade hatte ich mir zurechtgelegt, wie ich das Gespräch angehen wollte, und schon hatte ich auf einen Schlag wieder alles vergessen. Aber es half nichts, ich musste da durch. Der Geräuschpegel um uns herum war laut genug, um uns die nötige Privatsphäre zu geben, also jetzt oder nie. „Ich habe dir eigentlich eine SMS geschickt, weil ich mit dir etwas besprechen möchte“, sagte ich vorsichtig.

Sie stellte ihr Glas ab und sah mich aufmerksam an. „Okay. Was willst du besprechen?“

„Ich brauche deine Hilfe.“

„Immer gern.“ Sie lächelte. „Worum geht es?“

„Um mich.“ Ich zögerte. „Um uns.“

Sie wurde ernst. „Inwiefern?“

Ich starrte auf die Eiswürfel in meinem Glas. „Ich denke manchmal… vielleicht hätten wir damals mehr reden sollen…“

„Ich hatte den Eindruck, du wolltest nicht reden."

„Ja, ich weiß…“ Ich wusste nicht, wie ich ihr klarmachen konnte, was in mir vorging. Wie sagte man so etwas? Ich konnte es mir ja nicht einmal selbst erklären. „Du hättest mich haben können damals....", begann ich und hob den Kopf, um ihre Reaktion zu sehen. „Und du wusstest es..."

Sie nickte, sagte aber nichts dazu.

„Erklär mit bitte, warum du es nicht versucht hast“, bat ich sie. „Ich will es nur verstehen.“

„Du hast deutlich gemacht, dass du nicht wolltest. Was hätte ich davon gehabt, wenn du unglücklich gewesen wärst?"

Ihre Antwort überraschte mich. Sie hatte doch gemerkt, wie ambivalent ich gewesen war. Warum hatte sie das nie ausgenutzt? „Wir hätten trotzdem eine Affäre haben können…", murmelte ich.

„Ich wollte keine Affäre.“

„Warum nicht? Warst du gebunden?“ Ihre Antwort verletzte mich. Aber ich war hierhergekommen, um die Wahrheit zu erfahren, also musste ich jetzt da durch. "Oder war es dir nicht ernst genug?"

Sie schüttelte den Kopf. „Nein, im Gegenteil.“

„Aber…“ Ich sah sie verwirrt an. Das machte keinen Sinn für mich. „Ich meine… wenn es dir wirklich ernst war… wieso hast du dann nicht um mich gekämpft?“

Sie antwortete nicht. Stattdessen schaute sie schweigend in ihr Glas und fuhr mit dem Zeigefinger über den Tau, der sich am Rande des Glases gebildet hatte. Es war eine unbewusste, aber ungeheuer erotische Geste, und ich hatte Mühe, den Gesprächsfaden nicht zu verlieren.

„Woher sollte ich das denn wissen…“, fuhr ich fort. „Ich verstehe das nicht…“

„Ich konnte dir nichts geben, Fanny.“

„Was?“ Ich begriff nicht, was sie meinte. „Wieso?“

Sie beugte sich näher zu mir, so nah, dass mir schwindelig wurde. „Du hast keine Ahnung wie schwierig mein Leben ist“, sagte sie so leise, dass ich bei dem Lärm um uns herum Mühe hatte, sie zu verstehen. „Fanny, du hast etwas, was nicht viele Menschen haben. Vielleicht weißt du das nicht genug zu schätzen. Du hast eine Arbeit, die dir Spaß macht. Du bist mit einem Mann zusammen, den du liebst. Du lebst in einer Stadt, in der du dich wohlfühlst und wo du viele Leute kennst… Ich hingegen werde immer ein Nomadenleben führen. Ich werde nie einen normalen Alltag haben... Und ich lebe mein Leben im Verborgenen... Ich kann niemandem zeigen, mit wem ich zusammen bin… Du hast keine Ahnung, wie schwer das ist... und was für eine Angst ich habe..."

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Das waren alles Gründe, warum ich versucht hatte, Caroline zu vergessen. Aber trotz allem saß ich jetzt hier und sah sie an und wusste, dass ich mich noch nie zu einem Menschen so hingezogen gefühlt hatte.

„Gibt es hier jemanden in deinem Leben?", fragte ich nach einer Weile.

Sie schüttelte den Kopf. "Nein."

"Gibt es irgendwo anders jemanden?"

„Nein.“

Ich atmete tief durch. „Ich bin nicht nach Berlin gekommen, um eine Freundin zu besuchen“, gestand ich. „Sondern weil ich nicht aufhören kann, an dich zu denken.“

„Fanny…“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe dir doch gerade erklärt…“

„Ja, das habe ich verstanden“, unterbrach ich sie. „Aber ich bin jetzt hier. Verstehst du? Ich bin hier.“

Sie hielt inne und sah mich an. Erst in diesem Moment begriff ich, dass es auch für sie noch nicht vorbei war.

Ich wollte etwas sagen, aber kein Ton kam aus meiner Kehle. Ich kämpfte gegen einen unbändigen Drang an, sie zu berühren, sie zu beruhigen, ihr die Angst zu nehmen, ihr zu zeigen, wie liebenswert sie war. Meine Augen wanderten langsam zu ihrem Mund, und ich dachte an den Moment im Schnee, als wir uns geküsst hatten, wie von Sinnen.

„Gehen wir noch zu mir?“





To be continued....

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Zuletzt geändert von kimlegaspi am 20.12.2011, 12:46, insgesamt 3-mal geändert.

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„Gehen wir noch zu mir?“
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danke dir kim .-)

fanny hat noch nicht einmal den gedanken "verschwendet", dass sie *auch* verliebt ist. arme fanny .-)

sabam

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ich werde mir vor deinem tor eine hütte bauen,
um meiner seele, die bei dir haust, nah zu sein.


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Die Spannung steigt und steigt..Toll geschrieben..Es knistert total zwischen den Beiden..

Ein Outing von Caroline am 24.12 wäre eine schöne Weihnachtsüberraschung :mrgreen:

:danke: :ok: :bigsuper: :freu: :klatsch: :herzschlag:


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:bindafuer:

:kuss:

:danke:


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Super Fortsetzung, kann es kaum erwarten das es weitergeht :mrgreen:


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kimlegaspi hat geschrieben:
Leider bin ich doll im Zeitdruck (Arbeit ruft)

:danke: , dass du dir trotzdem die Zeit für unser Türchen genommen hast. Bild


LG


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BeitragVerfasst: 21.12.2011, 16:01 
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Danke, liebe Rotis!!! :herzschlag: :herzschlag: :herzschlag: :bigherz:

:danke:


Mein Morgen verlief leider anders als geplant, deswegen gibt es eine kleine Türchenverzögerung. Aber jetzt kommt es, das Türchen Nummer 21.

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BeitragVerfasst: 21.12.2011, 16:02 
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:shine: :shine: :shine: :shine: :shine: :shine: :shine: :shine: :shine: :shine: :shine: :shine: :shine: :shine: :shine: :shine: :shine: :shine: :shine: :shine: :shine:





Ich weiß noch, dass wir auf der Fahrt zu ihr kaum gesprochen haben. Ich war viel zu nervös, um etwas zu sagen, und ich glaube, ihr ging es ähnlich. Wir wussten beide, was es hieß, zu ihr nach Hause zu fahren.

Wie lange wie unterwegs waren, kann ich nicht sagen. Vielleicht waren etwa zwanzig Minuten vergangen, als Caroline in eine Auffahrt einbog, vielleicht auch weniger. Ich hatte keine Ahnung, in welchem Viertel Berlins wir uns befanden und konnte im Dunkeln auch von dem Haus wenig erkennen. Es war weiß gestrichen und lag etwas zurückgesetzt. In dem großen Vordergarten leuchteten kleine, runde Lichtkörper, die wohldosiert in die Beete gesetzt waren und ihre Umgebung ein wenig erhellten. Mehr war nicht zu sehen.

Caroline stieg schweigend aus dem Auto und öffnete mir die Beifahrertür. Als ich mich aufrichtete und unvermittelt dicht vor ihr stand, hatte ich kurz das Gefühl, dass sie mich küssen wollte. Aber wir standen mitten im Scheinwerfer des Bewegungsmelders, der ordnungsgemäß angegangen war, als wir auf das Grundstück gefahren waren. Caroline trat einen Schritt zurück und suchte in ihrer Handtasche nach ihrem Schlüssel. Dann führte sie mich einen gepflasterten Weg entlang zur Haustür.

Sie schloss die Tür auf und ließ mich als erste eintreten. Es war stockdunkel in dem Flur, und ich tastete nach einem Lichtschalter, fand aber keinen. Ich wollte Caroline fragen, wo er war, aber sie fasste mich von hinten an den Schultern und drehte mich zu sich. Und ehe ich etwas sagen konnte, küsste sie mich. Sie drückte mich gegen die Wand und irgendetwas schepperte, vermutlich ein heruntergefallener Kleiderbügel. „Vorspiel fällt aus“, flüsterte sie, und ich konnte hören, wie sie mit dem Fuß die Haustür schloss.

Wir küssten uns wie besessen, atemlos. Meine Hände tasteten nach den Knöpfen ihres Mantels, und ich hörte, wie er schwer zu Boden fiel. In meinem Kopf hallte es dumpf, dass das Schlafzimmer bestimmt nicht weit sei, aber ich war unfähig, den Gedanken zu Ende zu denken. Ihre Hände, ihr Mund, ihr Duft, ihre Haut, ihr Haar, ich wollte alles auf einmal. Jetzt. Hier. Ich suchte an der Wand nach Halt, als ihre Finger die Träger meines Kleides zur Seite schoben. Meine Hand fand eine Stange, vermutlich ein Teil der Garderobe, die andere krallte sich in Carolines Schulter. Ich hörte sie schwer atmen an meinem Ohr, oder war ich es selbst?

Ich stöhnte auf, als Carolines Mund sich in meinen Hals grub und dort bleibende Male hinterließ. Mit meiner freien Hand fasste ich ihr Gesicht und suchte erneut ihre Lippen. Immer wieder mussten wir uns küssen. Ich war so feucht, dass ich fürchtete, auf der Stelle zu implodieren. Alles in mir pochte, brannte, stürmte, und ich hatte das Gefühl, keine Sekunde mehr stehen zu können. Ich schlug mit dem Hinterkopf gegen die Wand, als ihre rechte Hand mein Kleid hochschob und zu meinem Schlüpfer vordrang. „Alles okay?“, flüsterte sie in meinen Mund.

„Ja.“ Ich schloss die Augen und schlang beide Arme um ihren Hals wie eine Ertrinkende.

„Ruhig, Fanny, ich halte dich“, flüstere sie und drückte mich stärker gegen die Wand. Mit ihrem linken Arm schob sie meinen Oberschenkel hoch, und dann drang sie in mich ein.

Liebe Frau Schmidt, Sie müssen nicht alles wissen, was in dem Flur noch geschah, zumal ich in einem Zug sitze und inzwischen ein älterer Herr neben mir Platz genommen hat. Ab und zu schaut er zu mir herüber, und es fehlt mir noch, dass er mich anspricht und mich fragt, was ich hier schreibe. Ich kann Ihnen aber versichern, dass wir es irgendwann noch bis in Carolines Schlafzimmer geschafft haben, auch wenn es eine Weile gedauert hat. Sachschaden hat es leider auch gegeben, denn irgendwie ist der Flurspiegel heruntergefallen und jetzt nicht mehr zu retten. Ich gebe zu, dass ich maßgeblich an dem Unglück beteiligt war, aber woher sollte ich wissen, wo in diesem stockdusteren Flur der Spiegel hängt?

Es war eine lange, wunderbare, unvergessliche Nacht, kann ich Ihnen verraten. Und ich kann mich nicht erinnern, jemals in meinem Leben so umfassend glücklich gewesen zu sein. Das Leben draußen war weit weg, und alles, was zählte, waren wir. Ich habe nicht gewusst, dass der Körper einer Frau so weich ist. Dass er so viele schöne Rundungen hat. Ich erkundete Caroline langsam, Schritt für Schritt, Kuss für Kuss, staunend wie ein Kind, detailversessen wie ein Wissenschaftler. Und wie ein Eroberer wollte ich jeden Millimeter zu meinem machen, wollte meine Spuren hinterlassen überall und für immer. Ich liebte die kleinen Geräusche, die sie machte, und ihre Hände auf meiner Haut. Es war wie ein Rausch, für uns beide, und im Nachhinein erschreckt es mich, wenn ich darüber nachdenke. Ich kannte mich so nicht.

Irgendwann waren wir so erschöpft, dass wir nur beieinander lagen, eng ineinander verschlungen, unter der warmen Daunendecke. Wir sprachen wenig, vielleicht weil wir beide überwältigt waren. Mir jedenfalls war überhaupt nicht nach Reden. Das würden wir früh genug müssen.

Es war klar, dass ich noch in der Nacht zurück zu Mareike musste, aber wir zögerten den Zeitpunkt lange hinaus. Ich hatte keine Meinung, das Bett zu verlassen, und Caroline tat nichts, um mich dazu zu ermuntern. Gegen vier Uhr morgens ließ sich der Aufbruch schließlich nicht länger hinauszögern, und Caroline bot mir an, mich bei Mareike vorbei zu fahren. „Bleib nur noch zwei Minuten“, flüsterte sie.

„Vier Minuten“, murmelte ich in ihren Hals. „Ich bin so froh, dass du in der Pause zufällig dein Handy eingeschaltet hattest. Sonst hätte ich dich nicht treffen können.“

„Es war nicht zufällig eingeschaltet“, sagte sie träge. „Ich habe es angestellt, nachdem ich dich gesehen hatte.“

„Hast du gewartet, dass ich dich anrufe?“

Sie lachte leise. „Du glaubst doch nicht wirklich, dass es normal ist, dass ich in der Pause mein Handy anhabe.“

Ich hob den Kopf und sah sie an. „Und ich dachte, du hättest mich längst vergessen.“

„Ach.“ Sie zog mich zu sich und biss mir in die Lippe. „Du traust mir ja einiges zu.“

„Au!“ Ich musste lachen und rächte mich mit einem Überraschungsangriff auf ihr Ohrläppchen. „Na, ihr Schauspieler seid nun mal ziemlich flatterhaft und vor allen Dingen leicht entflammbar“, rechtfertigte ich mich. „Wenn ihr heute heiß verliebt seid, heißt das nicht, dass ihr euch morgen noch an einen erinnern könnt.“

„Dann bin ich wohl aus der Art geschlagen“, lächelte sie. „Jedenfalls, was dich betrifft.“

„Es sieht so aus, als müsste ich mich entschuldigen.“ Ich küsste die kleine Kuhle in ihrer Schulter. „Ich habe dir Unrecht getan.“

„Es sei dir verziehen“, sagte sie großzügig. „Ich habe dir auch Unrecht getan. Ich hätte niemals damit gerechnet, dass du nach Berlin reist.“

„Also sind wir quitt?“

„Scheint so.“ Sie strich mit ihren Fingern über meine Wange. „Fanny, ich weiß, dass du jetzt nichts entscheiden kannst und dass Lennart zu Hause auf dich wartet. Aber ich möchte, dass du weißt, dass ich es wirklich ernst meine.“

Ich nahm ihre Hand von meiner Wange und küsste sie. „Ich auch.“






To be continued...

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BeitragVerfasst: 21.12.2011, 16:10 
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toll, toll, toll :freu:

das Warten hat sich gelohnt..Komme gerade nach Hause, mein Urlaub beginnt und ich lese diesen schönen Teil..:)

:danke: :ok: :bigsuper: :klatsch: :klatsch:


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BeitragVerfasst: 21.12.2011, 16:44 
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Zitat:
Aber wir standen mitten im Scheinwerfer des Bewegungsmelders, der ordnungsgemäß angegangen war


Hmm, das kenne ich doch irgendwoher. Nur, dass er diesmal an gegangen ist. :D
Danke, danke, danke für diese wunderschöne Geschichte! Du schreibst wirklich ausgesprochen schön.


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BeitragVerfasst: 21.12.2011, 18:36 
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kimlegaspi hat geschrieben:
Liebe Frau Schmidt, Sie müssen nicht alles wissen, was in dem Flur noch geschah ...

auch wenn Fr. Schmidt nicht alles wissen muss was noch im Flur geschah, das was ich bis jetzt erfahren habe ist einfach toll, toll, toll. :liebe2: BildBildBild


LG


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BeitragVerfasst: 21.12.2011, 19:39 
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Super heiße Fortsetzung,danke dafür


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BeitragVerfasst: 21.12.2011, 19:41 
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kimlegaspi hat geschrieben:
Ich nahm ihre Hand von meiner Wange und küsste sie. „Ich auch.“

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danke kim.
Zitat:
Ich war so feucht, dass ich fürchtete, auf der Stelle zu implodieren.

hoi hoi hoi. *im*plodieren? nicht ... .-) Bild Bild

sabam

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