Hey kimlegaspi, danke für Dein Feeback
Da sag ich doch auch noch mal was zu....
kimlegaspi hat geschrieben:
Zitat:
Auch auf der langen Fahrt in die Ferne gab es ja so Momente, wo man die beiden von außen durch das Fenster nur teilweise sah. Das hinterließ bei mir zwei verschiedene Reaktionen - die eine war, dass ich mich außen vor fühlte, die andere, dass die beiden sozusagen in einem geschützten eigenen Raum waren - selbst geschützt vor mir als Zuschauerin.
Ich glaub, wenn man da noch mehr über die Funktion dieser Spiegelungen, indirekten Blicke nachdenkt, kann man noch einiges ausbuddeln an Interpretationen.
Ja, über diese sehr besondere Weise des Filmens kann man sicher viel nachdenken. Ich habe Todd Haynes dazu noch nichts sagen hören und verstehe nicht, warum er das nicht dauernd gefragt wird. Ich fand's einfach wunderschön. Schon die Szene am Anfang mit Therese und der Spiegelung der Straßenlichter. Und am liebsten mag ich, in diesem Zusammenhang, fast die Szene, als Carol Therese auf der Straße entdeckt und sie jede letzte Millisekunde auskostet, sie zu sehen - bis dahin, dass der Winkel schon absolut unmöglich geworden ist.
Naja, er hat dazu mal gesagt, dass er sich da von der Fotografie der 50er Jahre hat inspierieren lassen. Besser gesagt, glaub ich von bestimmten Fotografinnen und deren weiblicher Sichtweise - so ähnlich hatte er das formuliert. Dass darin ganz viel eben mit diesen indirekten Blicken, Spiegelungen etc. gearbeitet wurde und er die Sehweise der damaligen Zeit aufgreifen, dem sich annähern wollte.
Also so ungefähr - weiss leider nicht mehr, wo das stand oder wo er das gesagt hatte.
In manchen Szenen war mir aber eben die Spiegelung da im Auto zu stark - wie gesagt, ich fühlte mich außen vor gelassen - als ob man die beiden vor mir schützen müsste, anstatt mich vertrauensvoll dabei sein zu lassen. Das waren so kurze Momente, die ich ungünstig fand. Als ob ich als Zuschauer der Feind wäre bzw. etwas, dem man da nicht trauen kann. Das war psychologisch ungeschickt mMn.
kimlegaspi hat geschrieben:
Zitat:
Diese kleinen Details haben mir übrigens auch schon bei ihrer ersten Begegnung gefallen. Wie auf Carols Handschuh fokussiert wurde, als sie die auf den Tisch fallen ließ und später als Therese bemerkte, dass sie sie vergessen hat.
Von all dem hätte es für meinen Geschmack sogar noch mehr geben können bzw. ich wäre auf einen Film von Todd Haynes gespannt, wo er diese Liebe zum Jetzt, zur Wahrnehmung noch stärker ausspielt und das das Tragende in einer Liebesgeschichte ist.
Das waren so spannende Momente, wo solch eine vergessene Fokussierung auf ein Detail da war und zugleich gesprochen wurde - als würde das von fern durchdringen
Jaja, ganz genau
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Kennst Du nen anderen Film, wo da so sehr mit gearbeitet wird? DEN will ich dann sehen - es war so ein Augen/Sinnenschmaus
kimlegaspi hat geschrieben:
Zitat:
Carol ist eine kühlere, relativ beherrschte Frau, hinzu kommt, dass u.U. beide die unterdrückte Athmosphäre der 50iger generell und natürlich bzgl. lesbischer Liebe verinnerlicht haben - von daher passt diese gewisse Entfernung, die man (ich) zu den Charakteren hat, zur Zeit, ist vielleicht eben eine Aussage des Films.
Doch manchmal hätte ich mir da doch etwas mehr - ich weiss gar nicht, wie ich es nennen soll - Direktheit? gezeigte "deftigere" Gefühlsfülle? etwas mehr Schnelligkeit? gewünscht. (gut - Therese ist sehr schüchtern und Carol eben recht beherrscht - von daher passt es...)
Ich weiß nicht, ob ich Carol vom Wesen her als kühl einstufen würde. Es ist ihr zur zweiten Natur geworden, ihre Impulse zu unterdrücken und ich könnte mir gut vorstellen, dass Carol sich verändern wird, wenn sie erst einmal ein paar Jahre mit Therese zusammengewohnt hat.
Etwas mehr Schnelligkeit hätte ich mir an keiner Stelle gewünscht, und mehr Ausdruck auch nicht. Das sind dann wirklich so Geschmacksfragen. Ich persönlich hätte den Film auch drei Stunden schauen können und wünschte, es würde mal irgendwann ein "Director's Cut" herausgegeben werden. Ein Traum
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Naja, vielleicht trifft es mit schneller etc. auch nicht den Kern... ich glaub es war dieses Unterdrückte, Beherrschte was mich etwas außen vor ließ oder was mich rausgehauen hat. Oder das die Erzählweise manchmal nur sehr andeutend war? Ich kann es gar nicht so recht sagen. Und vielleicht war mir Therese dann irgendwie ein Ticken zu schüchtern, kleinmädchenhaft und still.
Dadurch hatten die beiden so ne ungleiche Dynamik - vielleicht ja auch mit durch den Altersunterschied, ich weiss es nicht. Kann mich an das Buch nicht mehr so erinnern, daher weiss ich nicht, wie die beiden da rüberkamen.
Ach... und toll, was Du da wieder an Interviews ausgegraben hast. Danke!
Ja, er (der Komponist) wär auch u.U. etwas besser zu verstehen, wenn er ab und an lauter oder die Musik nen Ticken leiser gewesen wäre.