Ich fand es einfach eine Unterhaltungsshow, ganz gut gemacht und die Geschichte später so zusammengeschnitten, dass sie ein schönes deutsches Fifties-Ende hatte. "Irina Prack" entscheidet sich für die nette, eher häuslich planende Lou als für die "undurchsichtige" verführerische Elsa. Ich hab' s ja mit diesen Filmen.
Aber es war in Ordnung, denn es wurde ja angekündigt, dass die Princess jemanden sucht, um die weiteren Lebensschritte zu planen. Persönlich nehme ich ihr das nicht ab, die wirkt noch zu abenteuerlustig und flirty für einen festen Nestbau.
In meiner Umgebung haben das nur die Youngster geschaut (≤ Elsa), und mir hat am meisten Spaß gemacht, mich mit denen ab und zu über verschiedene Themen wie Consent, Fraueneigenkommunikation, westliche Dekadenz im Mittelmeer, Hate, Sprache an sich, usw. zu unterhalten. Und zwar so freundlich, dass auch eine mal anwesende nicht schauende Zwölfjährige aus nicht urbaner Umgebung sich fleißig beteiligen konnte. Nebenbei erwähnte ich, dass ich die gelassenen Recaps von Karin Schupp dazu mehr gemocht habe als vieles auf Insta.
Sollnse ruhig mal L-Mag lesen. Außerdem durfte ich alte Belehrungstante "aus dem Krieg erzählen", nämlich, dass ich und meine Mittis einfach Hemden (auch karierte), Hosen, T-Shirts in Größe M gekauft haben und die alle angezogen haben und alle Beteiligten auch kurze oder lange Haare hatten, egal.
Fav bei den Youngstern war nämlich Elsa – wegen des Styles, den sie tlw. ähnlich haben, aber auch wegen deren Aussage, dass sie sich nicht vorstellen kann, sich im Rahmen eines solchen Formates in jemanden zu verlieben, die ihr quasi vorgesetzt wurde. Für mich hat sich Elsa wacker durch die Show geschlagen.
Kati wurde von vielen gehatet, aber nicht von uns – denn es ist eine Show und eben nach gewissen Kriterien zusammengeschnitten.
Lou fanden alle süß. Ich habe ja eher eine Süßallergie, aber die ging für mich. Hat auch liebe Dinge gesagt. Ich glaube, sie findet auch noch die Richtige für sich.
Wikiriot kam auch gut an, besonders bei den Frauen wegen ihrer kämpferischen Art und den Vulvapositiv-Statements. Eine Genossin für junge Frauen, die sich, wenn sie sich für etwas einsetzen oder sich gegen etwas wehren, richtig viel Mist anhören müssen. Ich finde die gut so.
Ich mochte ja auch Britta. Die war einfach lieb. Ab und zu haute sie, hielt sie wohl für formattauglich, ein paar Mackersprüche raus, um aber gleich zu merken, dass die ihr nicht gut stehen.
Richtig, lieb reicht.
Eigentlich haben sich alle da ganz gut präsentiert. RTL selber mit Abzügen.
Nach den ersten beiden Sendungen hatte ich für mich den Hashtag "Queertrinker:innen" im Kopf, so wie da gesoffen wurde. Das einzige Label, dass ich dabei vermisst habe, war Kümmerling. Kümmerlingsonnentrinken, dafür fehlte ein Sponsor. GsD hat sich das dann etwas verlaufen.
Und dann: die ganze Staffel war bei der Ausstrahlung der ersten Folge fertig. Finde ich heuchlerisch, wenn man die zwei Rauswurfkandidatinnen dann mit "hat dort keinen Platz" rauskantet, denen geheimnisvoll Gewalttätigkeit unterstellt und diese vertraglich so gebunden sind, dass sie sich nicht äußern dürfen. Begleitet noch von Kommentaren wie "so sind wir nicht". Doch, so können viele sein, die sich alkoholisiert in einer angespannten Situation befinden. Das ist schäbig, und das hätte man anders lösen können.
Der Instaccount ist auch so eine Sache für sich. Ja, es ist super mit dem Queerlexikon zusammenzuarbeiten, aber "Zölibat" mit 2 l zu schreiben, zehrt an meinen Sehnerven. Und: eine Userin hat angemerkt, dass ein eigener Princess-Charming-Account doch schöner wäre. Das lehnte man ab. Mit der Begründung, auf "Prince Charming" habe jede Form von Liebe Platz. Elsie-Non-Riot schrieb höflich: ja, das ist toll, aber dann wäre es doch nur logisch, wenn man den Account in prince:esscharming umbenennen würde, so wären nicht nur alle mitgemeint. Das wurde, sicher im Sinne der allgemeinen Harmonie, gelöscht – also fühlt euch alle mitgemeint und geliebt.
So, wurscht, weiteres Fazit:
Ich habe mich ganz gut amüsiert, manchmal fühlte man richtig die Regieanweisungen im Hintergrund bei den Dates, die Küsse immer mittig vor der Kamera, die Katze wirkte wie reingeworfen, platzierte sich aber so gekonnt auf der Decke, dass darunter nicht gefummelt werden konnte. Schwere Ablenkung beim ersten Elsa-Date durch die gelb-blauen Gazeschals über der Loungeliege. Gesponsert von Eintracht Braunschweig, gar der FDP?
Mehrfaches Umziehen während eines Dates? Wann? Lauter Zeitsprünge.
Nehmen Lesben freiwillig die Pille? Kandidatin Anja wusste, dass sie ihre Tage während der Aufzeichnung hatte und überlegte, "die Pille durchzunehmen".
Na ja, auf jeden Fall sind alle da, bis auf die Rauswurfkandidatinnen, unbeschadet durchgekommen.
Für das Dschungelcamp muss sich wohl keine bewerben.