Teil 388: Marlene & Rebecca & Madeleine Die kleine Madeleine von Lahnstein erblickte am 08. August 2014 das Licht der Welt. Obwohl die Schwangerschaft nicht immer optimal verlaufen war und es einige Komplikationen gegeben hatte, war das kleine Mädchen nach seiner Geburt gesund und munter, auch wenn es fast sechs Wochen zu früh gekommen war. Mutter und Kind waren über das verfrühte Kennenlernen gleichermaßen überrascht, wie glücklich und hatten die aufregende Geburt gut überstanden. Mitten in der Nacht war es plötzlich losgegangen, die Wehen hatten Rebecca aus dem Schlaf gerissen und beide Frauen in helle Aufregung versetzt. Selbst die sonst so beherrschte Marlene zeigte Nerven und wusste nicht so recht, was sie tun sollte, bis Rebecca ihr die entsprechenden Anweisungen gab, die da lauteten: Im Eilverfahren Tasche packen, anziehen und auf schnellstem Wege ins Krankenhaus fahren. Das reichte Marlene, um wieder halbwegs klar denken zu können, und so tat sie was nötig war und brachte ihre Frau ins Krankenhaus. Glücklicherweise ging alles sehr schnell, denn bereits zwei Stunden später durfte Marlene die Nabelschnur durchtrennen und die kleine Madeleine zum ersten Mal in den Armen halten. Es war Liebe auf den ersten Blick. Das winzige und zarte Mädchen mit der rosafarbenen Haut und den vielen dunklen Haaren auf dem kleinen Köpfchen, war das Niedlichste und Wundervollste, das Marlene jemals gesehen hatte. Sie küsste die Kleine auf die Stirn und ging mit ihr zu Rebecca, die zwar sehr erschöpft war, die aber dennoch lächelte und sich bereit machte, um ihre Tochter zu begrüßen. Als Marlene Mady vorsichtig in ihre Arme legte, stiegen der Gräfin augenblicklich Tränen in die Augen. Sie betrachtete das zarte Geschöpf, nahm jeden Zentimeter genau unter die Lupe und spielte lächelnd mit den kleinen Händchen ihrer Tochter. Und dann öffnete Mady zum ersten Mal ihre Augen und schaute direkt in die von Rebecca „hallo, kleiner Engel. Ich bin Deine Mama“ flüsterte sie tief bewegt und auch Marlene, die nie zuvor einen so intensiven und besonderen Moment erlebt hatte, weinte jetzt. Sie streichelte ihrer Frau zärtlich über die Wange und legte die andere Hand auf Madeleines Kopf „das habt Ihr beide sehr gut gemacht“ sagte sie leise und blickte der anderen in die vor Glück strahlenden Augen „geht es Dir gut?“ Die Brünette nickte lächelnd und griff nach Marlenes Hand „ohne Dich hätten wir es nicht geschafft. Danke, dass Du auch das mit mir durchgestanden hast. Und damit meine ich nicht nur die Geburt, sondern die gesamte Schwangerschaft“ erklärte sie hörbar erschöpft „dafür musst Du mir nicht danken, ich bin froh, dass ich es miterleben durfte. Mady war jede einzelne Schrecksekunde wert, die ich in den letzten Monaten erleben musste. Schau sie Dir doch nur an, sie ist wunderschön. Genauso wie Du. Und sie ist mit Abstand der süßeste Mini-Flipper, den die Welt jemals gesehen hat“ befand Marlene stolz und brachte die frisch gebackene Mutter damit zum Lachen. Doch dann fing Rebecca, die noch immer von ihren Emotionen überwältigt war, erneut an zu weinen „es tut mir leid, aber ich bin einfach so unglaublich glücklich, obwohl ich mich fühle, als hätte man mich gerade durch den Fleischwolf gedreht, und obwohl ich unglaublich müde bin. Aber das alles ist mir völlig egal, denn ich habe nicht nur das aller süßeste Baby der Welt, sondern auch die wunderbarste Frau. Ich liebe Dich.“ Marlene gab ihr einen zärtlichen Kuss „und ich liebe Dich“ erwiderte sie, nachdem sie sich vorsichtig zu den beiden aufs Bett gesetzt hatte, wo sie sich zu der kleinen Madeleine hinunter beugte, um ihr ebenfalls einen Kuss zu geben „und Dich liebe ich auch.“ Ein Jahr und sehr viele aufregende und einzigartige Momente später, stand Madeleines erster Geburtstag an, zu dem die komplette Familie eingeladen war. Selbst Ludwig und Elisabeth waren nach Düsseldorf gekommen, ebenso wie Dana, Ricardo und Lara, und auch Hagen stattete seiner Familie mal wieder einen Besuch ab. Alles war für den großen Tag vorbereitet, bei dem es nicht nur darum ging, dass ein Kindergeburtstag anstand, es war auch das erste Mal, dass auf dem Schloss wieder eine große Festlichkeit stattfand, nachdem das vergangene Jahr wenig Grund dafür geliefert hatte. So war es gekommen, dass Rebecca eines Morgens aufgewacht war, ihre Frau geweckt hatte und ihr mitteilte, dass sie soeben beschlossen hatte, Madys ersten Geburtstag groß zu feiern. Marlene war schnell überzeugt gewesen und auch die Bediensteten freuten sich, dass es endlich wieder etwas zu feiern geben würde und begaben sich mich Eifer und Begeisterung an die Vorbereitungen. Nur die kleine Gräfin selbst interessierte die ganze Aufregung herzlich wenig, sie hatte auch so genügend Spaß und hielt ihre beiden Mütter ordentlich auf Trab. Seit sie ihre ersten Schritte gemacht hatte, war sie kaum mehr zu bremsen, und wenn sich gerade nichts fand, an dem sie sich festhalten, oder hochziehen konnte, dann schrie sei einfach so lange, bis ihr jemand zur Hilfe kam. Marlene grinste und trug gerade ein wenig Lipgloss auf, während sie an den gestrigen Tag zurück dachte, an dem sich genau so eine Situation abgespielt hatte. Sie war stundenlang mit Madeleine an den Händen durchs Schloss gelaufen, im Schneckentempo, denn viel schneller ging es noch nicht, und immer wenn sie dachte, dass es der Kleinen langsam reichte, ging der Protest von vorne los. Irgendwann war Mady dann während einer kleinen Pause auf Marlenes Armen eingeschlafen, und so konnte die Blondine sich doch noch auf ein paar ruhige Stunden mit ihrer Frau freuen. Leider verlief das Ganze nicht so, wie Marlene es sich erhofft hatte, denn Rebecca hatte ihr an diesem Abend aus heiterem Himmel eröffnet, dass sie am nächsten Tag mit Mady zu Juri ins Gefängnis fahren wollte, entgegen der eigentlichen Absprache. Es war zu einer längeren Diskussion gekommen, an deren Ende Rebecca ihren Kopf durchgesetzt hatte und Marlene frustriert ins Bett gegangen war. Erst heute morgen hatten die beiden sich wieder vertragen, wenngleich es der Blondine noch immer nicht richtig erschien, dass ihre Frau Madeleine mit ins Gefängnis nahm und Juri damit einfach vor vollendete Tatsachen stellte. Aber sie wusste auch, dass es keinen Sinn machte weiter dagegen anzureden, denn es war nun mal Rebeccas großer Wunsch, dass Vater und Tochter sich kennenlernten, und wenn die Gräfin sich einmal etwas in ihren hübschen Kopf gesetzt hatte, dann konnte auch Marlene nicht dagegen ankommen, egal wie gut ihre Argumente waren. Sie seufzte, begutachtete das Ergebnis ihrer Bemühungen im Spiegel und fragte sich, wann Rebecca und Mady endlich wiederkommen würden. Sie waren bereits seit gut zwei Stunden unterwegs und abgesehen davon, dass die Feier gleich beginnen sollte, vermisste Marlene ihre beiden Frauen bereits, denn sie hatten bislang kaum Zeit füreinander gefunden. Dabei war dieser Tag etwas Besonderes und sie wollte ihn mit den beiden zusammen erleben. Als sie wieder in den Spiegel blickte, stand Rebecca plötzlich in der Tür und sah ihr über den Spiegel in die Augen. Keine von beiden sprach ein Wort, sie schauten sich einfach nur an, bis Rebecca langsam auf ihre Frau zuging und dicht hinter ihr stehen blieb. Erst jetzt unterbrach die Gräfin den Blickkontakt und betrachtete stattdessen den nackten Rücken der anderen „darf ich Dir hiermit behilflich sein?“ fragte sie leise, und schloss ohne eine Antwort abzuwarten den Reißverschluss des Kleides. Danach ließ sie ihre Hände an Marlenes Körper hinab gleiten, bis sie an den Oberschenkeln angekommen war „es sitzt wie eine zweite Haut“ flüsterte sie der Blonden ins Ohr „und das, obwohl es nicht von mir ist. Sollte mir das vielleicht zu denken geben?“ Marlene drehte sich um und grinste verstohlen, ihre Frau war offenbar in Flirt Stimmung „ich weiß nicht, ob es das sollte, aber heißt es nicht, dass Konkurrenz das Geschäft belebt?“ stieg sie auf das Spielchen ein und versuchte in Rebeccas Gesicht deren eigentliche Stimmung abzulesen, doch es schien ihr tatsächlich sehr gut zu gehen. Die Gräfin grinste und drückte Marlene gegen das Waschbecken „das stimmt, allerdings gibt es da Unterschiede. Wenn es um Mode geht, kann ich gut mit Konkurrenz leben. Wenn es dagegen um meine Frau geht, dulde ich keine Konkurrenz“ ließ sie die andere wissen und glitt mit der linken Hand unter das Kleid, wo sie sanft über die Innenseite von Marlenes Oberschenkel streichelte. Die Clubbesitzerin gab einen wohligen Laut von sich und blickte ihrem Gegenüber fest in die Augen „dann wird es Dich sicher freuen zu hören, dass es keine Konkurrenz gibt. Und wenn Du so weiter machst, dann vergesse ich gleich, dass wir eigentlich einen Kindergeburtstag feiern wollen, und falle stattdessen über Dich her“ erklärte sie amüsiert und griff nach der Hand, die noch immer unter ihrem Kleid steckte „das war die richtige Antwort“ entgegnete die Brünette und gab der anderen einen Kuss „und später darfst Du auch sehr gerne über mich herfallen.“ Sie zwinkerte ihr zu und schob sich an Marlene vorbei vor den Spiegel „und? Verrätst Du mir jetzt auch, wie es mit Juri gelaufen ist? Oder soll ich raten?“ hakte die Blondine nach, die langsam ungeduldig wurde, was Rebecca lachend zur Kenntnis nahm „ich habe mich schon gewundert, dass Du es so lange ausgehalten hast. Hast dich wirklich tapfer geschlagen.“ Marlene verdrehte die Augen „sehr witzig, ich möchte Dich mal an meiner Stelle sehen. Und jetzt sag schon, wie hat er reagiert? So entspannt wie Du bist, kann es ja eigentlich nur gut gewesen sein“ mutmaßte sie, woraufhin Rebecca es ihr endlich erzählte, und ihr war mit jedem Wort anzumerken, wie erleichtert und glücklich sie war. „Er hat geweint, Marlene. Kannst Du Dir das vorstellen? Juri Adam hat geweint, und er ist zerflossen wie Wachs, als er Mady auf dem Arm hatte. Ich habe ja die ganze Zeit gesagt, dass es ihm gut tun würde sie zu sehen, aber er wollte ja nicht auf mich hören. Ab jetzt werden wir ihn regelmäßig zusammen besuchen, damit die zwei sich aneinander gewöhnen können. Noch besser wäre natürlich, wenn er endlich da raus kommen würde, aber solange das nicht der Fall ist, muss es eben so gehen“ berichtete sie aufgeregt „ich soll Dich übrigens ganz lieb grüßen und Dir sagen, dass er Dir sehr dankbar dafür ist, dass Du Dich so gut um Mady und mich kümmerst.“ Sie hatte es kaum ausgesprochen, da fiel ihr die Veränderung in Marlenes Blick auf „Du kannst ihm beim nächsten Mal ausrichten, dass ich seinen Dank nicht brauche. Es ist doch wohl selbstverständlich, dass ich mich um meine Familie kümmere, oder nicht?“ erwiderte sie angefressen und lief aus dem Badezimmer.
Rebecca blieb zurück und biss sich schuldbewusst auf die Lippe. Das war nicht sehr taktvoll von ihr gewesen, auch wenn es nur gut gemeint gewesen war, so wusste sie doch ganz genau, dass die Beziehung zwischen Marlene und Juri nach wie vor nicht ganz einfach war. Sie ging ihrer Frau nach und fand sie im Schlafzimmer, wo sie gemeinsam mit Mady auf dem Bett saß „jetzt gehen wir gleich nach draußen, süße Maus. Da sind ganz viele Leute, die alle nur wegen Dir hier sind, weil Du heute Geburtstag hast“ erklärte sie der Kleinen, die angefangen hatte mit den Haaren ihrer Mutter zu spielen. Rebecca ging vor den beiden in die Hocke und berührte mit der Hand zaghaft das Bein der Blondine „es tut mir leid, Marlene, ich habe mich blöd ausgedrückt. Du weißt doch, wie es gemeint ist...und Juri war es wirklich wichtig, dass Du es erfährst. Schau mal, er sitzt im Gefängnis und hat bereits ein ganzes Jahr mit Mady verpasst. Er bekommt nichts mit da drin, weiß nicht, wie es uns geht und er kann keinen Einfluss auf das nehmen, was hier draußen passiert. Kannst Du Dir vorstellen, wie schlimm das für ihn sein muss? Aber er weiß, dass es Madeleine und mir gut geht, weil wir Dich haben und das macht es für ihn erträglicher. Das war es, was ich Dir damit sagen wollte und nicht, dass Du seine Stellvertretung bist, solange er nicht für Mady da sein kann. Du warst es, die ihr schon Lieder vorgesungen hat, als sie noch in meinem Bauch war. Du warst dabei, als sie zur Welt kam und hast die Nabelschnur durchtrennt. Zu Dir hat sie als erstes Mama gesagt, noch bevor sie es zu mir gesagt hat. Und Du bist diejenige, die eine Engelsgeduld hat, wenn es darum geht mit ihr durch das ganze Schloss zu spazieren. Sie ist Deine Tochter, Marlene, und das wird auch immer so bleiben, ganz egal, was passiert“ beendete sie ihre kleine Ansprache, und als Mady plötzlich ihre Hände zusammen klatschte, als würde sie applaudieren, mussten beide Frauen lachen. „Scheint ihr gefallen zu haben“ bemerkte Marlene und gab der Kleinen einen Kuss „und was ist mit Dir? Kannst Du mir bitte glauben, was ich Dir gerade gesagt habe und aufhören, Dir immer wieder Sorgen deswegen zu machen?“ wollte die Gräfin wissen und stellte sich wieder hin, weil ihr die Position langsam unbequem wurde. Marlene setzte ihre Tochter auf dem Boden ab und stand ebenfalls auf „natürlich glaube ich Dir, und es tut mir auch leid, dass ich so überreagiert habe. Es ist nur...Mady und Du, Ihr seid das aller wichtigste in meinem Leben und der Gedanke, dass sich daran wegen Juri irgendwann mal etwas ändern könnte, der macht mir manchmal einfach Angst. Immerhin war er mal verliebt in Dich...und Mady zu lieben ist sowieso unumgänglich...also ist es nicht ganz unwahrscheinlich, dass er Anspruch auf seine Familie erheben wird, wenn er irgendwann aus dem Gefängnis raus kommt“ antwortete sie wahrheitsgemäß. Die Gräfin schüttelte den Kopf „Juris Gefühle für mich gehören doch längst der Vergangenheit an, und wenn sich an unserer Familie überhaupt etwas ändern sollte, dann nur, weil sie größer wird. Wir drei gehören zusammen, Marlene. Oder wie Thomas es ausdrücken würde: Wir sind der Stamm und werden weitere Mitglieder erst nach genauer Begutachtung in unser Rudel aufnehmen“ scherzte sie und löste damit auch den letzten Knoten bei ihrer Frau. Marlene lachte und zog die andere zu sich „Du hast eine ganze Menge von meinem Vater gelernt, das wird ihn sehr freuen“ erklärte sie belustigt „dann sollte das Rudel sich jetzt besser fertig machen, denn da draußen wartet bestimmt schon alles auf uns.“ Sie gab der Brünetten einen Kuss, die jedoch keine Anstalten machte aufzubrechen „Du weißt doch, was man sagt...wer zuletzt kommt, darf als erstes gehen. Also gib mir lieber noch einen Kuss...“ schlug sie grinsend vor „und außerdem muss ich mich auch noch umziehen. Oder willst Du so mit mir gehen?“ Marlene küsste sie erneut und knöpfte ihre Bluse auf „wieso denn nicht? Du siehst immer umwerfend aus, egal was Du an hast...selbst wenn Du gar nichts an hast“ bemerkte sie süffisant „hast Du nicht gerade gesagt, dass wir uns beeilen müssen? Also hör bitte auf mich auszuziehen, sonst bringt mich das nur auf dumme Gedanken“ konterte die Gräfin lachend und lief zum Schrank, um sich ein schönes Kleid heraus zu suchen.
Tatsächlich war die Party bereits im Gange, als die drei in den Park kamen und ihre zahlreichen Familienmitglieder und Freunde begrüßten. Es war ein großer Pavillon aufgestellt worden, in dem nicht nur ein riesiger Tisch samt zahlreichen Stühlen stand, sondern auch ein opulentes Buffet. Die Bediensteten gingen zudem herum und verteilten kalte Getränke, sowie leckere Häppchen, und der Grill war bereit für seinen großen Einsatz. Die anwesenden Kinder tobten durch den Park und vergnügten sich bereits jetzt in dem extra für sie aufgestellten Pool, der mit erfrischend kühlem Wasser gefüllt war. Marlene lief als erstes zu ihrer Schwester, die sie so schmerzlich vermisst hatte in den letzten Monaten und schloss sie glücklich in die Arme „es ist so schön, dass Ihr extra hergekommen seid“ sagte sie und drückte Dana fest an sich „na hör mal, das ist doch wohl Ehrensache. Schließlich ist das der erste Geburtstag von meinem Patenkind. Und außerdem war es höchste Zeit für einen Besuch in Deutschland, ich habe Euch nämlich alle ganz schrecklich vermisst“ erwiderte die jüngere Wolf Tochter lächelnd. Anschließend begrüßte sie Rebecca und schnappte sich sofort die kleine Gräfin „Du bist ja richtig groß geworden, Madylein“ stellte sie fest und gab dem Mädchen einen Kuss. Von diesem Moment an bekamen Rebecca und Marlene ihre Tochter nicht mehr häufig zu sehen, da sie ständig bei irgendwem auf dem Arm war. Erst nach dem Essen und als sich alles ein bisschen verteilte hatte, gelang es der Blondine die Kleine wieder in ihre Obhut zu nehmen, denn Mady fing an zu quengeln, als ihr das herum Gereiche zu viel wurde. Sie ging mit ihr zu dem kleinen Kinderbecken, das ein wenig entfernt im Schatten aufgebaut war, und in welchem Jonas und Sophie gerade unter Maries Aufsicht herum plantschten. „Ist hier noch Platz für eine kleine Nichtschwimmerin?“ fragte Marlene und hockte sich neben ihre Freundin „wenn damit Mady gemeint ist, dann ja“ antwortete die Blonde grinsend und handelte sich dafür einen Seitenhieb ein. „Wirklich sehr witzig“ erwiderte Marlene belustigt und zog ihrer Tochter das Kleidchen aus „und Ihr beiden Zwerge bleibt schön friedlich, verstanden? Mady kommt in friedlicher Mission“ sagte sie zu den Zwillingen, die damit beschäftigt waren sich gegenseitig nasszuspritzen, bis Sophie anfing zu weinen, weil sie offenbar etwas ins Auge bekommen hatte. „Dafür kann ich nicht garantieren“ bemerkte Marie lachend und versuchte ihre Tochter zu trösten „nicht so wild, Jonas. Sonst ist gleich Schluss mit baden“ ließ sie ihren Sohn wissen, der sich wie immer keiner Schuld bewusst zu sein schien. Marlene hatte Mady unterdessen vorsichtig in das Becken gesetzt und bespritze ihren Oberkörper vorsichtig mit Wasser, was die Kleine mit einem Lachen quittierte „Wasserscheu ist sie schon mal nicht“ stellte Marie fest und reichte ihr eines der Spielzeuge. So saßen sie eine Weile da und beobachteten die drei Kinder beim Spielen, bis Marlene das Gespräch wieder aufnahm „ist alles okay bei Dir? Du wirkst irgendwie ein bisschen angespannt.“ Marie drehte ihren Kopf zur Seite und blickte die andere überrascht an „merkt man das so sehr?“ wollte sie wissen „ich weiß nicht, ob man das merkt, aber mir ist es jedenfalls aufgefallen“ erwiderte die Wolf Tochter „Du ziehst Dich nämlich normalerweise nicht so zurück.“ Marie fühlte sich ertappt und seufzte „ich war heute an Tanjas Grab und bin dort zu allem Übel auch noch Clarissa begegnet. Frag mich bitte nicht, was ich mir dabei gedacht habe...jedenfalls lässt es mich einfach nicht los, obwohl es schon so viele Monate her ist“ erklärte sie resigniert „das ist auch nicht verwunderlich nach allem was sie Dir angetan hat. Mir geht es nicht viel anders, um ehrlich zu sein. Manchmal träume ich sogar von ihr. Ich komme bis heute nicht darüber hinweg, dass sie auf mich geschossen hat...und dass sie anscheinend eine mehrfache Mörderin gewesen ist. Wenn ich daran denke, was ich ihr in all den Jahren alles anvertraut habe...Es ist ein schreckliches Gefühl, wenn man feststellen muss, dass man einen Menschen niemals richtig gekannt hat, obwohl man ihn mal für einen Freund hielt.“ Sie stockte und sammelte sich einen Moment ehe sie weiter sprach „und wenn ich dann noch daran denke, dass sie kaltblütig in Kauf genommen hat, dass Rebecca und Mady etwas passiert...wenn das wirklich alles stimmt...und dann noch der Mordversuch an Dir...“ Ihre Stimme brach, und obwohl sie dagegen ankämpfte, konnte Marie die aufkommenden Tränen erkennen, die Marlene zu unterdrücken versuchte „habe ich da gerade meinen Namen gehört?“ fragte die junge Gräfin, woraufhin die Köpfe beider Frauen erschrocken herum fuhren. „Was ist denn mit Euch los? Ihr seht aus, als hätte ich Euch gerade bei etwas Verbotenem erwischt. Ihr habt doch wohl nicht über mich gelästert, oder?“ scherzte Rebecca und hob Mady aus dem Becken, die angefangen hatte zu weinen „klar haben wir gelästert, was denkst Du denn?“ antwortete Marlene, die sich wieder gefangen hatte und reichte ihrer Frau ein Handtuch. Die Brünette musterte ihr Gegenüber eingehend, beließ es jedoch dabei „Deine Mutter hat nach Dir gefragt. Vielleicht gehst Du mal zu ihr“ ließ Rebecca sie wissen, woraufhin Marlene ihr einen flüchtigen Kuss gab und zu Viktoria eilte. „Okay, verrätst Du mir freiwillig was hier gerade los war, oder muss ich erst Gewalt anwenden?“ sagte die Gräfin zu der anderen Blondine, die gerade dabei war ihre Kinder abzutrocknen „und sag jetzt bitte nicht, dass alles in Ordnung ist. Ich kenne meine Frau. Und Dich kenne ich auch. Muss ich mir Sorgen machen?“ Kaum war Marie fertig und hatte die Zwillinge angezogen, da flitzten sie auch schon wieder los und jagten sich gegenseitig über den Rasen „nein, musst Du nicht. Aber es kann vielleicht nicht schaden, wenn Du noch mal mit Marlene redest. In Ruhe. Außerdem würde Euch ein bisschen Ruhe generell ganz gut tun, glaube ich.“ Rebecca sah ihre Freundin nachdenklich an „wem sagst Du das“ bemerkte sie und sprach dann im Flüsterton weiter „möglicherweise arbeite ich ja bereits daran, dass wir bald mal zur Ruhe kommen.“ Marie machte ein neugieriges Gesicht „ich bin ganz Ohr“ sagte sie und ließ sich von ihrer Freundin über deren Pläne aufklären.
Marlene hatte sich unterdessen unter das Wolfsrudel gemischt, wo man gerade darüber sprach, dass der nächste Urlaub in Spanien stattfinden sollte, denn Ricardo und Dana hatten die Familie zu sich auf die Finca eingeladen. Thomas und Viktoria waren begeistert und auch Kim und Emilio freuten sich, dass sie mal wieder nach Mallorca kamen. Nur Marlene hielt sich zurück, denn sie konnte das nicht ohne Rebecca entscheiden, und wusste zudem nicht, ob ein großer Familienurlaub das war, was sie im Moment gebrauchen konnte. Wenn sie ganz ehrlich zu sich war, dann sehnte sie sich viel eher nach ein bisschen Zweisamkeit mit ihrer Frau, denn davon hatte es nicht sehr viel gegeben in den letzten Monaten. Sie stieß einen tiefen Seufzer aus, woraufhin sich alle anwesenden Augenpaare auf sie richteten, doch dann sprang Lara plötzlich lächelnd von ihrem Platz auf und deutete mit dem Finger auf jemanden, der soeben den Park betreten hatte. Marlene erkannte ihre Freundin von Weitem und nutzte den Moment, um sich der Situation zu entziehen. Sie lief auf die Brünette zu und begrüßte sie mit einer herzlichen Umarmung „schön, dass Du es doch noch einrichten konntest“ sagte sie zu der jungen Frau, die ein wenig gestresst wirkte „ich wäre ja gerne eher aufgetaucht, aber leider ist meine Chefin eine Sklaventreiberin und hat mich mit jeder Menge Arbeit zugeschüttet“ erwiderte Jacky grinsend. Die Blondine machte ein schuldbewusstes Gesicht „ist es so schlimm? Ich habe Dir doch extra gesagt, dass Du Dich melden sollst, wenn es zu viel wird“ ließ sie die andere wissen, doch Jacky hob beschwichtigend die Hände „cool bleiben, das war nur ein kleiner Scherz. Ich habe alles im Griff, also entspann Dich. Der Laden läuft einfach super seit der Wiedereröffnung, aber das ist ja auch gut so, schließlich haben wir wegen der Explosion einiges an Zeit eingebüßt. Ich fürchte allerdings, dass wir doch nicht drum herum kommen werden, noch weiteres Personal einzustellen. Wenn auch nur einer von uns ausfällt, dann haben wir ein echtes Problem.“ Marlene nickte, sie war wirklich froh, dass Jacky da war und dass sie ihr damals den Geschäftsführerposten angeboten hatte, obwohl sie nicht sicher gewesen war, ob sie der Verantwortung schon gewachsen war. Aber die Brünette hatte sie eines besseren belehrt und war ihr eine unglaubliche Stütze gewesen, gerade in der Zeit als Marlene selbst ausgefallen war und sich nicht um den Club kümmern konnte, der komplett neu hatte aufgebaut werden müssen. Zusammen war es den beiden Frauen jedoch gelungen das große Projekt zu stemmen und ein gut funktionierendes Team aufzubauen, das das neue No Limits mit Engagement und Herzblut zu dem gemacht hatte, was es heute war. Ein moderner Club, der sowohl zum Ausruhen und Essen tagsüber, als auch zum Feiern nachts einlud und der inzwischen auch Anlaufstelle für junge Sänger und Künstler war, die auf der Bühne regelmäßig das Publikum begeisterten. Es hatte viel Kraft, Nerven und Ausdauer gekostet, was Marlene zwischenzeitlich an ihre Grenzen gebracht hatte, doch am Ende hatte es sich ausgezahlt „okay, wir reden nächste Woche in Ruhe darüber, wenn wir die Team-Besprechung abhalten. Auf jeden Fall möchte ich Dir nochmal danken, ohne Dich hätte ich wirklich alt ausgesehen im letzten Jahr. Ich bin sehr froh, dass Du da bist und dass ich mich immer auf Dich verlassen kann.“ Jacky wirkte leicht verlegen, sie konnte nicht gut mit Lob und Komplimenten umgehen und machte deshalb ihre üblichen Scherze „ich erinnere Dich daran, wenn wir das nächste Mal über mein Gehalt verhandeln“ bemerkte sie und warf einen Blick über Marlenes Schulter „und jetzt entschuldige mich bitte einen Moment, ich habe da noch etwas abzugeben“ erklärte sie und deutete auf das Geschenk in ihrer Hand, das sie für Mady mitgebracht hatte. Marlene schüttelte lachend den Kopf und deutete mit dem Finger zum Tisch „sie ist gerade bei Helena. Und die sitzt dort hinten zusammen mit den anderen Lahnstein Geschwistern“ teilte sie ihrer Freundin mit, die sich daraufhin auf den Weg zu besagten Personen machte.
Etwas später am Abend, als alle Gäste gegangen waren, standen Marlene und Rebecca gemeinsam vor Madys Bett und betrachteten zufrieden ihre schlafende Tochter. „Das war ein schöner Tag, oder? Ich hoffe nur, dass es nicht zu viel für die Kleine war“ sagte die Blonde leise „das glaube ich nicht, schau doch, wie friedlich sie schläft. Ich denke, dass sie einen tollen ersten Geburtstag hatte, von dem wir ihr noch lange erzählen können“ erwiderte die Gräfin und deckte Madeleine vorsichtig zu „ist es nicht unglaublich, wie schnell das Jahr vergangen ist? Es ist wirklich etwas dran, dass Babys viel zu schnell groß werden.“ Marlene sah ihre Frau amüsiert an „Du willst mir damit aber nicht sagen, dass Du noch so einen Knirps haben möchtest, oder?“ wollte sie wissen, woraufhin Rebecca vehement den Kopf schüttelte „um Himmels Willen, nein. Also ich liebe Mady ja wirklich über alles und würde sie um nichts in der Welt wieder hergeben wollen, aber noch ein Baby? Nein, ich denke, dass wir bestens ausgelastet sind was das angeht, schließlich gibt es ja noch diverse Patenkinder, sowie Nichten und Neffen“ scherzte sie, was auch Marlene zum Lachen brachte „okay, dann bin ich ja beruhigt.“ Sie schalteten das Licht aus und verließen leise das Schlafzimmer „es ist noch gar nicht so spät. Trinken wir noch ein Glas Wein zusammen?“ fragte die Blondine, woraufhin die andere einen Blick auf ihre Uhr warf „ja, das dürfte noch drin sein“ erwiderte sie geheimnisvoll und holte zwei Gläser aus dem Schrank. Marlene beobachtete sie dabei und fing an zu grinsen „was ist los? Du heckst doch irgendetwas aus“ mutmaßte sie, was die Gräfin mit einem kehligen Lachen quittierte „schon möglich“ entgegnete sie, füllte die Gläser mit etwas Rotwein und reichte ihrer Frau eines davon. Sie stießen an, blickten sich schweigend in die Augen und tranken einen Schluck „nicht bewegen“ sagte Rebecca anschließend und entfernte sich einen Augenblick. Kurz darauf erklang leise Musik im Hintergrund „darf ich bitten?“ fragte sie galant und streckte den Arm aus „Du willst tanzen?“ erwiderte Marlene überrascht, nahm die angebotene Hand und fand sich kurz darauf in Rebeccas Armen wieder. „Wir haben schon lange nicht mehr zusammen getanzt“ stellte die Gräfin fest und fing an sich langsam zu der Musik zu bewegen „wir haben eine Menge Dinge schon lange nicht mehr gemacht“ sagte Marlene leise und ließ sich von der anderen führen. Die Hände der Gräfin wanderten weiter nach unten „ein Grund mehr etwas daran zu ändern.“ Sie lächelte süß und näherte sich Marlenes Gesicht „klingt gut. Und wo genau fangen wir da am besten an?“ wollte die Blondine wissen „das wirst Du gleich sehen“ erwiderte die andere verheißungsvoll und verschloss die Lippen ihrer Frau mit einem innigen Kuss. Sie tanzen noch eine Zeit lang weiter, während sie die gegenseitige Nähe und die Ruhe genossen, die sie umgab „verrätst Du mir, was Dich vorhin so bedrückt hat?“ fragte die Gräfin plötzlich, was Marlene mit einem überraschten Blick quittierte „das hast Du gemerkt?“ Rebecca nickte und streichelte mit dem Finger sanft über die blasse Narbe an Marlenes Schulter „es ging um Tanja, oder?“ mutmaßte sie, denn auch Marie hatte irgendwie mitgenommen gewirkt. Die Blondine machte ein betrübtes Gesicht „Marie macht es immer noch sehr zu schaffen...und mir manchmal auch. Es ist, als würde Tanja uns auch über ihren Tod hinaus noch beherrschen. Das macht mich wütend, denn ich will weder von ihr träumen, noch möchte ich an sie denken, oder daran, dass ich nicht gemerkt habe, was für ein abgrundtief böser Mensch sie war“ erklärte sie leise „ich hoffe, dass ihr letzter perfider Plan nicht aufgeht, und dass man bald Beweise findet, die Juri entlasten. Und ich hoffe, dass wir danach endlich mal zur Ruhe kommen.“ Sie blickte in die braunen Augen ihres Gegenübers, die sie voller Wärme ansahen und in denen sie immer den Halt fand, den sie gerade brauchte „sie hat uns alle getäuscht, Marlene. Tanja war eine wahre Meisterin, wenn es darum ging andere zu manipulieren, oder ihnen etwas vorzumachen. Sie kannte es nicht anders. Im Grunde musste sie einem sogar leid tun, denn ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen, als ein Leben zu führen, das nur von Hass geprägt ist und in dem kein Platz für wahre Liebe oder echte Freundschaft ist. Sie war in jeder Hinsicht bemitleidenswert, wenn Du mich fragst, und am Ende hat sie die Quittung für ihr Handeln bekommen. Wir werden sicher niemals vergessen können, was sie alles getan hat, aber wir werden lernen damit umzugehen und im Gegensatz zu ihr, haben wir unser ganzes Leben noch vor uns. Und zwar ein sehr schönes Leben, darauf hast Du mein Wort“ versicherte sie der anderen, die sie dankbar anlächelte „Du hast recht. Und ich bin unendlich dankbar für jeden Tag, den wir zusammen verbringen dürfen. Denn mit Dir ist jeder einzelne davon ein Erlebnis, Rebecca von Lahnstein.“ Sie zog die Gräfin näher zu sich und küsste sie sanft auf den Mund „das ist ein sehr gutes Stichwort, denn ich habe noch ein kleines Attentat auf Dich vor, mein Engel“ verkündete Rebecca grinsend und machte sich auf die Suche nach einem Tuch „ich wusste doch, dass Du was ausgeheckt hast. Muss ich jetzt Angst bekommen?“ Die Brünette lachte und schüttelte dann den Kopf „nein, musst Du nicht. Aber Du musst mir vertrauen, denn ich werde Dir jetzt die Augen verbinden und Dich entführen“ erwiderte sie und stellte sich hinter Marlene, um ihr das Tuch umzulegen. Diese ließ es geschehen und spürte ein aufregendes Kribbeln im Bauch „wo geht es denn hin?“ wollte sie neugierig wissen „ganz einfach, immer mir nach. Und zwar schön langsam, Frau von Lahnstein, denn ich möchte, dass Du ohne Verletzungen ankommst“ scherzte die Gräfin und öffnete die Tür. Marlene zog eine Grimasse „Du bist ein echter Witzbold, weißt Du das eigentlich?“ erwiderte sie amüsiert und streckte suchend ihre Arme nach Rebecca aus. Diese nahm ihre Frau grinsend bei den Händen und führte sie vorsichtig hinaus, um sie in den Park zu geleiten.
Am Ziel angekommen, liefen die beiden Justus über den Weg, der der jungen Gräfin kurz zuzwinkerte und den Daumen nach oben richtete, um ihr zu signalisieren, dass alles vorbereitet war. Rebecca lächelte ihm zu und formte ein stummes Danke mit den Lippen, bevor sie die letzten Meter mit Marlene zurücklegte, die von alledem nichts mitbekam „wird das eine Weltreise?“ fragte die Blondine in diesem Moment, was die anderen zum Lachen brachte „so was in der Art, aber wir sind jetzt da. Du kannst stehen bleiben.“ Marlene tat wie geheißen und runzelte irritiert die Stirn „kommt mir das nur so vor, oder ist es hier auf einmal total hell? Und ziemlich warm ist es auch...brennt hier etwa was?“ wollte sie wissen und drehte ihren Kopf zu der Seite, wo sie Rebecca vermutete „bist Du noch da? Kann ich jetzt endlich die Augenbinde abnehmen?“ Die Gräfin schmunzelte „einen Moment noch, Frau Ungeduld“ erwiderte sie amüsiert und betätigte den kleinen CD-Player. Anschließend lief sie zurück und stellte sich hinter ihre Frau „bereit?“ fragte sie, und als Marlene bestätigend nickte, löste sie das Tuch.
Die Blondine blinzelte und brauchte ein paar Sekunden, um das aufzunehmen, was sie vor sich sah „Du bist ja total verrückt“ erklärte sie überwältigt und schüttelte ungläubig den Kopf. Die Helligkeit und Wärme, die sie gespürt hatte, wurde von zahlreichen Fackeln erzeugt, die vor ihr im Boden steckten und die einen großen Kreis bildeten. Im Inneren des Kreises war heller Sand ausgelegt worden, den ein kleiner Pool, zwei Liegen und ein paar künstliche Palmen zierten. In der Mitte lag eine große Decke, und daneben stand ein kleiner Tisch, auf dem eine Schale Obst, sowie eine Flasche Champagner angerichtet waren. Es schien, als wäre die Südsee in den Schlosspark eingekehrt und die leise Musik, die im Hintergrund spielte, vermittelte das dazu passende Urlaubsfeeling „gefällt es Dir?“ Marlene drehte sich lächelnd um „ob es mir gefällt? Das ist der absolute Wahnsinn...ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“ erklärte sie leise und ihre Augen strahlten so schön, wie schon lange nicht mehr „Du musst auch gar nichts sagen, sondern nur mitkommen“ erwiderte die Brünette, nahm die Hand der anderen und führte sie in das kleine Paradies. Während Rebecca zwei Gläser mit Champagner füllte, schaute sich Marlene, die noch immer etwas sprachlos war, staunend ihre Umgebung an „Du schafft es wirklich immer wieder mich zu überraschen...andere hätten einfach einen Urlaub gebucht, aber Du verwandelst stattdessen mal eben den Park in einen Sandstrand“ bemerkte sie lachend „tja, so ist das eben mit uns Kreativen. Wir müssen einfach immer übertreiben und haben einen Hang zur Extravaganz“ erwiderte die Gräfin grinsend. „Auf unseren ersten Urlaub seit langem...auch wenn es leider nur eine Kurzreise ist“ sagte sie und stieß mit ihrer Frau an „es kommt nicht auf die Länge an, sondern auf die Qualität, das weißt Du doch“ klärte Marlene sie auf und zwinkerte ihr verschwörerisch zu. Rebecca stellte die Gläser zurück auf den Tisch und legte ihre Arme um die Blondine „erinnerst Du Dich noch an die Reise, die ich damals für uns gebucht habe, bevor ich erfahren habe, dass ich schwanger bin?“ wollte sie wissen „natürlich weiß ich das noch, sie war als Geschenk zu unserem ersten Hochzeitstag gedacht.“ Die Gräfin nickte „inzwischen sind wir schon mehr als zwei Jahre verheiratet, ohne dass Hawaii uns zu Gesicht bekommen hat“ fuhr sie fort „und ich habe ein ziemlich schlechtes Gewissen deswegen. Abgesehen davon, dass es meist an mir gelegen hat, dass wir nicht fliegen konnten, hätten wir beide diesen Urlaub dringend nötig...und ganz besonders Du. Ich weiß, wie sehr Dir das letzte Jahr zugesetzt hat und dass wir beide und unsere Beziehung dabei viel zu kurz gekommen sind.“ Sie machte eine kurze Pause, die Marlene dazu nutzte, ihr einen liebevollen Kuss zu geben „hey, jetzt mach aber mal einen Punkt. Es ist nun mal viel passiert in all der Zeit und wir bekommen schon noch unseren Urlaub. Wenn Du möchtest sogar schön nächsten Monat, denn wir haben eine Einladung von Dana und Ricardo bekommen. Allerdings wird auch der Rest meiner Familie da sein...und ich bin nicht sicher, ob wir dann nicht lieber hier bleiben sollten...schließlich haben wir ja jetzt eine kleine Privat-Insel“ bemerkte sie scherzhaft. Die junge Gräfin lächelte verschmitzt „Mallorca also, ja? Im Prinzip keine schlechte Idee...allerdings müssten wir die hier dann wieder stornieren“ erklärte sie und reichte der Blondine einen Umschlag. Marlene nahm ihn entgegen und zog zwei Flugtickets heraus „aber das ist doch...nein, oder? Du nimmst mich auf den Arm“ entfuhr es ihr ungläubig „das würde ich sehr gerne tun, aber ich fürchte dafür fehlt mir die Kraft. Dafür nehme ich Dich mit nach Hawaii, wenn Du möchtest. Und bevor Du fragst...ja, es ist alles organisiert. Für Mady ist gesorgt, mit Jacky habe ich gesprochen und auch bei Visions kommen sie mal zwei Wochen ohne mich aus. Und diesmal kommt uns nichts dazwischen, das ist versprochen.“ Sie grinste ihre Frau amüsiert an, die ihr Glück offenbar noch immer nicht fassen konnte „Du bist nicht nur verrückt, Du bist einfach unglaublich! Ich kann es gar nicht glauben...zwei Wochen nur für uns alleine. Ist das auch wirklich kein Traum?“ fragte Marlene aufgeregt und legte ihre Arme um Rebeccas Hals „nein, es ist kein Traum. Soll ich es Dir beweisen?“ Die Blondine bemerkte den veränderten Tonfall und spürte erneut ein angenehmes Kribbeln im Bauch „hier draußen im Park? Und was ist, wenn uns jemand beobachtet?“ wollte sie wissen, doch im Grunde war es ihr egal, denn sie hätte der anderen in diesem Moment ohnehin nicht widerstehen können „wie hast Du es vorhin noch gleich genannt? Privat-Insel, oder? Und auf unserer eigenen, kleinen Insel können wir machen was wir wollen...dafür habe ich gesorgt“ verkündete die Brünette. Marlene spürte eine unglaubliche Hitze in sich aufsteigen, die jedoch nichts mit den Fackeln zu tun hatte, die um sie herum standen „Du hast für so einiges gesorgt heute...“ flüstere sie und rückte noch näher an die andere heran „weißt Du eigentlich, wie unglaublich glücklich Du mich machst? Danke für alles, Rebecca. Danke, dass es Dich in meinem Leben gibt und dass Du es zu etwas Besonderem machst, jeden Tag. Und jetzt küss mich endlich.“ Die Gräfin lächelte zufrieden und kam der Bitte umgehend nach „habe ich Dir heute schon gesagt, dass Du wunderschön aussiehst?“ raunte sie, bevor beide in einem leidenschaftlichen Kuss versanken „aber dieses Kleid...geht einfach gar nicht. Das muss ich Dir leider ausziehen.“ Marlene blickte in die glänzenden Augen ihres Gegenübers und drehte sich um, damit Rebecca ihr das Kleid öffnen konnte. Als es lautlos zu Boden gefallen war und sie die weichen Lippen der anderen auf ihren Schultern spürte, schloss sie für einen Moment die Augen „leg Dich hin.“ Marlene folgte der Anweisung und beobachtete danach, wie die Gräfin sich langsam vor ihr auszog. Anschließend legte sie sich zu ihr auf die Decke, wo die beiden Frauen weitere Küsse und Zärtlichkeiten austauschten, und sich ganz ungezwungen ihrer Leidenschaft hingaben. Und so kam es, dass in dieser Nacht nicht nur die zahlreichen Fackeln brannten, sondern auch die Herzen zweier Menschen, deren Feuer füreinander noch lange nicht erloschen war.
Als Marlene am nächsten Morgen die Augen öffnete, wurde dies von lautem Vogelgezwitscher begleitet, was der Blondine ein seliges Lächeln aufs Gesicht zauberte, denn es erinnerte sie an die wundervolle Nacht, die diesem Morgen voran gegangen war. Sie warf einen Blick neben sich, wo die junge Lahnstein Tochter noch friedlich vor sich hin schlummerte. Rebecca lag auf dem Bauch, das Gesicht zu Marlene gewandt und entspannt vor sich hin träumend. Jedenfalls wirkte es so auf Marlene, die sich auf die Seite drehte und lächelnd ihre schlafende Frau betrachtete. Nach einer Weile zog sie vorsichtig die Decke nach unten, sodass Rebeccas Rücken frei lag und ließ sanft ihren Finger über die zarte Haut der Gräfin gleiten. Als sie merkte, dass dies offenbar nicht ausreichte, um ihre Liebste zu wecken, beugte sie sich über sie und bedeckte ihren Rücken mit zärtlichen Küssen. Daraufhin gab die Schlafende einen wohligen Laut von sich „guten Morgen, meine Schöne“ sagte Marlene leise und küsste sie auf die Wange „nicht aufhören, bitte“ murmelte Rebecca verschlafen. Die Blonde grinste und setzte ihre zärtliche Offensive fort, doch diesmal wanderte sie mit ihrer Hand unter die Decke, was dafür sorgte, dass die andere endgültig wach wurde. Die Brünette öffnete die Augen und blickte direkt in die von Marlene „guten Morgen, Du bist aber schon ganz schön munter“ stellte sie fest und drehte sich ebenfalls auf die Seite „die frische Luft scheint Dir gut getan zu haben“ fügte sie grinsend hinzu. Die Clubbesitzerin nickte lächelnd „die auch, aber vor allem tust Du mir gut“ erwiderte sie und streichelte durch das wuschelige Haar der anderen „es ist ja auch mein Job dafür zu sorgen, dass es Dir gut geht“ bemerkte Rebecca und schnappte sich Marlenes Hand. Die Blondine rückte näher und setzte ihre Verführungsversuche fort „diesen Job machst Du ziemlich gut, Frau von Lahnstein. Ich finde, dafür hast Du eine Belohnung verdient“ raunte sie und rollte sich gekonnt auf Rebecca, die dies lachend registrierte „schönen Frauen soll man ja nicht widersprechen. Und jetzt, wo ich weiß, wie ich Dich am besten rum kriegen kann, werde ich meinen Job noch sehr viel besser machen.“ Marlene stimmte in ihr Lachen mit ein „nun tu mal nicht so unschuldig, Du wusstest schon immer, wie Du mich bezirzen kannst und hast das eiskalt ausgenutzt. Aber was Du kannst, kann ich schon lange“ ließ sie die andere wissen und verschwand unter der Decke. Rebecca grinste zufrieden und merkte zu spät, dass sie einen Mithörer gehabt hatten, der mit hochrotem Kopf davon eilte, während er ihnen ein verschämtes „Verzeihung“ zu rief. Marlene kam wieder unter der Decke hervor und schaute ihre Frau fragend an „war das eben etwa Justus?“ wollte sie leicht entsetzt wissen, was die Gräfin nickend bestätigte „ich fürchte, dass wir dem Guten soeben ein paar schlaflose Nächte beschert haben. Darüber kommt er so schnell nicht hinweg“ bemerkte sie trocken, woraufhin beide lauthals los prusteten. „Manche Dinge ändern sich einfach nie. Und das schlechte Timing von Justus gehört definitiv dazu“ erklärte Marlene kopfschüttelnd und gab der anderen einen letzten innigen Kuss, bevor sie sich anzogen, um sich auf ihre Suite zurückzuziehen.