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BeitragVerfasst: 24.09.2015, 15:58 
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Teil 334:

Am späten Donnerstag Nachmittag der selben Woche brachte eine Schlagzeile im Düsseldorfer Kurier Rebecca erneut zum Kochen.

„Neues Label von Rebecca von Lahnstein und Juri Adam beschäftigt ehemalige Edel-Prostituierte“ stand dort in großen Buchstaben geschrieben „Eva B., die vielen gut betuchten Männern von Berufswegen her besser als Yasmina bekannt sein dürfte, hat sich offenbar entschlossen dem Escort-Service abzuschwören, um eine Ausbildung als Schneiderin zu machen. Nachdem sie bei dem erfolgreichen und namhaften Modelabel LCL keine Zukunft hatte, fand sie Unterschlupf bei dessen ehemaliger Chefdesignerin und Geschäftsführerin, Rebecca von Lahnstein. Die Gräfin scheint ein Herz für ehemalige Prostituierte zu haben, genauso wie ihr älterer Bruder, Sebastian von Lahnstein, der jedoch bis heute bestreitet, dass seine Lebensgefährtin ebenfalls eine Laufbahn als Escort-Dame hinter sich hat...“

Rebecca blickte fassungslos auf den Bildschirm ihres Laptops und musste leider feststellen, dass das noch nicht alles war.

„Doch nicht nur beruflich, auch privat scheint es bei Rebecca von Lahnstein große Veränderungen zu geben. Die Modedesignerin ist schwanger, der Vater des Kindes ist ihr Geschäftspartner Juri Adam, mit dem sie offenbar deutlich mehr verbindet, als eine rein geschäftliche Beziehung. Was dieser Umstand über die Partnerschaft von Rebecca und Marlene von Lahnstein aussagt, kann man nur vermuten, aber es dürfte auszuschließen sein, dass es sich um eine geplante Schwangerschaft handelt. Bedeutet dies womöglich das Aus für das einstige Traumpaar? Wird Marlene von Lahnstein ihrer Partnerin den Fehltritt verzeihen? Und kann sie wirklich erdulden, dass Juri Adam nicht nur der zweite Inhaber des gemeinsamen Labels „Visions“ ist, sondern auch der Vater des noch ungeborenen Kindes, das die Gräfin unter ihrem Herzen trägt? Klar ist nur, dass es nicht einfach werden dürfte, für keinen der Beteiligten...“

Die Brünette klappte ihren Laptop geräuschvoll zu und pfefferte ihre Schreibunterlage mit samt den Zeichnungen vom Tisch „dieses verdammte Biest!“ schrie sie wütend und sprang von ihrem Platz auf. Sie atmete hörbar schwer, als Eva ihr Büro betrat und wie ein begossener Pudel vor ihr stehen blieb „ich habe es gerade gelesen...es tut mir furchtbar leid. Ich habe keine Ahnung, wie das plötzlich an die Öffentlichkeit geraten konnte“ sagte sie beschämt und versuchte erst gar nicht es zu leugnen. Die Gräfin bemühte sich nicht auszurasten, als sie sich an ihre Mitarbeiterin wandte „ich weiß, wem wir das zu verdanken haben! Wieso hast Du mir nichts davon erzählt, Eva? Ist Dir klar, dass so eine Presse uns ruinieren kann, bevor Visions überhaupt richtig ans Laufen kommt? Du hättest mir das sagen müssen, verdammt noch mal!“ regte sie sich auf. Eva war sichtbar geknickt, aber sie schien bereits eine Lösung parat zu haben „das ist nicht gerade etwas, auf das ich stolz bin. Abgesehen davon bekommt man einfach keine Chance, sobald die Leute erst mal wissen, dass man mal in diesem Etablissement gearbeitet hat. Ich wollte Dir wirklich nicht schaden und werde das Label natürlich sofort verlassen. Du sagst der Presse einfach, dass ich Euch getäuscht habe und lässt eine entsprechende Gegendarstellung drucken. Damit sollte sich der Schaden hoffentlich in Grenzen halten“ schlug sie niedergeschlagen vor. Rebecca vergrub ihr Gesicht in den Händen, sie konnte kaum einen klaren Gedanken fassen „ich muss darüber nachdenken. Du kannst für heute Schluss machen“ erwiderte sie knapp, woraufhin Eva sich erneut entschuldigte und das Büro verließ. Die Brünette lief zu Martha, die gerade ebenfalls den Artikel las „so eine Sauerei, die wissen doch echt nicht mehr, worüber sie schreiben sollen. Haben die eigentlich nichts Besseres zu tun, als das Leben anderer Leute durch den Dreck zu ziehen?“ bemerkte die Blondine kopfschüttelnd „anscheinend nicht“ sagte Rebecca „ruf bitte beim Düsseldorfer Kurier an und sag denen, dass ich mit Pflock sprechen möchte. Er soll mich anrufen, um einen Termin zu vereinbaren.“ Martha nahm sich einen Zettel „Pflock?“ vergewisserte sie sich noch einmal „ja, Ricky Pflock. Das ist der Schmierfink der grundsätzlich dahinter steckt, wenn so etwas in der Zeitung steht“ erklärte sie angesäuert und traute ihren Augen nicht, als Juri das Label betrat und wortlos an ihnen vorbei ging. Die beiden Frauen sahen sich irritiert an, bevor die Gräfin sich in Bewegung setzte und dem Designer in sein Büro folgte „gut, dass Du da bist! Hier brennt die Luft und ich weiß langsam echt nicht mehr, wo mir der Kopf steht“ erklärte sie, wurde jedoch bitter enttäuscht „ich bin nur hier, um meine Sachen abzuholen. Es ist besser, wenn ich gehe“ verkündete Juri und brachte damit das Fass endgültig zum Überlaufen. „Sag mal, weißt Du eigentlich, was hier los ist? Ich brauche Deine Unterstützung, Juri, alleine schaffe ich das nicht und das war auch nicht der Plan! Du und ich zu gleichen Teilen, weißt Du das noch? Aber kaum gibt es die ersten Probleme, ziehst Du den Schwanz ein und machst Dich vom Acker! So läuft das nicht und Du wirst Dich jetzt gefälligst zusammenreißen und Deinen Job machen!“ schrie sie ihn aufgebracht an. Sie war mit den Nerven am Ende und fühlte sich im Moment weder körperlich, noch seelisch dazu in der Lage die Situation alleine zu bewältigen. Leider war Angriff das schlechteste Mittel, um bei Juri etwas zu erreichen „als wäre der Job das Problem, oder das Label. Du weißt genau, dass es darum nicht geht. Wir werden das nicht hinbekommen, nicht unter diesen Voraussetzungen. Such Dir einen anderen Partner, das ist das beste für alle“ erwiderte er „Du machst es Dir so verdammt einfach, Juri. Einen neuen Partner also, ja? Soll ich bei der Gelegenheit auch gleich noch einen neuen Vater für unser Kind suchen? Es dürfte nicht allzu schwer sein jemanden zu finden, der mehr Mut und Verantwortungsbewusstsein hat, als Du!“ Juri sah sie hilflos an, in seinen Augen spiegelten sich die widersprüchlichen Gefühle, die in ihm toben mussten „da hast Du wahrscheinlich Recht. Jeder ist dafür besser geeignet als ich“ sagte er und ging zur Tür „aber nicht jeder ist es, sondern DU, Juri. Du bist ihr Vater!“ stellte Rebecca fest und lief ihm nach. Juri blickte sie verstört an „ihr?“ wiederholte er verwundert „ja, wir bekommen wahrscheinlich ein Mädchen, aber ganz sicher wissen wir es erst nach dem nächsten Ultraschall. Du könntest mitkommen“ bot sie ihm hoffnungsvoll an. Juri schluckte, während sein Blick zu ihrem Bauch wanderte, der inzwischen schon deutlich zu erkennen war „DU bekommst ein Mädchen“ sagte er leise, bevor er erneut die Flucht ergriff und Rebeccas Hoffnungen einmal mehr zerstörte. Die junge Gräfin war am Boden zerstört und spürte plötzlich einen stechenden Schmerz, der sie erschrocken aufschreien ließ „Rebecca, was ist los?“ erkundigte Martha sich besorgt „nichts, es geht schon wieder. Das war einfach alles ein bisschen viel heute“ erklärte sie, legte die Hände schützend auf ihren Bauch und wartete, bis Martha das Büro verlassen hatte. Danach nahm sie das Telefon zur Hand und wählte einer der Kurzwahltasten „hallo Schatz, hast Du heute schon die Nachrichten verfolgt?“ erkundigte sie sich vorsichtig „okay, dann muss ich Dir jetzt etwas erklären.“ Sie berichtete Marlene von dem Artikel, die daraufhin sofort die Seite im Internet aufrief und sich auf den Weg zu LCL machte, ehe Rebecca es ihr ausreden konnte.

Kurze Zeit später stürmte eine aufgebrachte Marlene in das Büro ihrer ehemaligen Freundin „was hast Du Dir dabei gedacht? Kennst Du eigentlich keine Grenzen mehr?“ fragte sie, knallte den Artikel auf den Tisch und stützte sich mit den Händen auf der Platte ab. Tanja schielte auf das Stück Papier und machte ein überraschtes Gesicht „Du sprichst wie immer in Rätseln, Marlene“ entgegnete sie gelassen, wobei ein leichtes Lächeln ihre Lippen umspielte „hör auf mit diesem Theater, Tanja! Wir wissen beide, dass Du hinter diesem Geschmiere steckst und ich weiß, was Du damit beabsichtigst. Du warst schon immer rücksichtslos und inzwischen bin ich auch nicht mehr so naiv zu glauben, dass Du Dich jemals ändern wirst, aber dass Du es wagst, so mit Rebecca umzugehen, obwohl Du genau weißt, dass sie schwanger ist und dass sie schon einmal fast eine Fehlgeburt hatte, das ist selbst für Deine Verhältnisse geschmacklos.“ Sie beugte sich noch weiter zu der anderen „es ist mir egal, was die Presse für einen Mist über uns verbreitet. Ich habe schon Vieles über mich gelesen, was bedeutend schlimmer war. Aber wenn es um die Gesundheit meiner schwangeren Frau geht, dann ist Feierabend und Du wirst sie ab jetzt gefälligst in Ruhe lassen, verstanden?“ Tanja blickte der Blondine fest in die Augen „wenn Rebecca dieser Sache nicht gewachsen ist, dann ist das ihr Problem und nicht meines. Außerdem weiß ich gar nicht, was Du willst, alles was dort steht ist doch wahr, oder etwa nicht? Wenn es jetzt ein Verbrechen ist die Wahrheit zu sagen, dann habe ich mich in der Tat schuldig gemacht. Tja, leider sieht das Gesetz dafür keine Strafe vor, Marlene, sonst würdet ihr Gutmenschen, die ihr ja immer nur die Wahrheit sprecht, auch ganz schön alt aussehen“ bemerkte sie trocken. Marlene sah sie empört an „Du bist Dir keiner Schuld bewusst? Wem haben wir denn das alles zu verdanken? Dass Juri und Rebecca im Bett gelandet sind, ist doch nur wegen Dir passiert und jetzt besitzt Du noch die Dreistigkeit meiner Frau zu drohen und sie bis aufs Blut zu provozieren! Aber eines sage ich Dir, wenn Rebecca oder dem Kind etwas zustößt, dann wirst Du Deines Lebens nicht mehr glücklich, das verspreche ich Dir“ mahnte sie ihr Gegenüber „ach, Marlene...das ist ja wirklich sehr süß, aber ich muss jetzt wirklich weiter arbeiten. Geh besser nach Hause und kümmere Dich um Deine Frau, das ist das beste was Du tun kannst.“ Die Clubbesitzerin warf der anderen noch einen vernichtenden Blick zu und rauschte ohne ein weiteres Wort davon „war schön mal wieder mir Dir gesprochen zu haben“ rief Tanja ihr hinter her, schüttelte amüsiert den Kopf und vertiefte sich wieder in ihre Unterlagen.

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Verfasst: 24.09.2015, 15:58 


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BeitragVerfasst: 24.09.2015, 16:01 
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Teil 335:

Marlene hatte Rebecca von der Arbeit abgeholt und sie nach Hause gebracht „sollen wir nicht doch lieber ins Krankenhaus fahren? Nur zur Sicherheit“ hakte sie erneut nach, doch die Gräfin blieb bei ihrer Entscheidung „das ist nicht nötig. Ich lege mich jetzt einfach ein bisschen hin und ruhe mich aus.“ Marlene war darüber nicht wirklich glücklich, aber sie wusste, dass es keinen Sinn machte weiter auf Rebecca einzureden und außerdem wollte sie zusätzliche Aufregung vermeiden „wie Du meinst, aber den restlichen Abend tust Du nichts mehr. Ich mache Dir jetzt einen Tee und etwas zu essen und danach gehen wir schlafen“ beschloss sie kurzerhand und ging in die Küche. Einige Zeit später kam sie mit Tee und einem Teller belegter Brote zurück „Leberwurst mit Gewürzgurken. Du weißt, was schwangere Frauen glücklich macht“ scherzte die Brünette und machte sich hungrig über die Brote her „hast Du heute überhaupt schon etwas zu Dir genommen?“ wollte Marlene wissen und schüttelte den Kopf, als Rebecca dies verneinte „das geht so nicht, Du musst mehr auf Dich achten. Du hast versprochen, dass Du es langsam angehen lässt, aber stattdessen setzt Du Dich diesem ganzen Stress aus und nimmst Dir nicht mal Zeit, um etwas zu essen. Am liebsten würde ich Dich einsperren.“ Rebecca stellte den Teller auf dem Tisch ab und nahm Marlenes Hand zwischen ihre „was soll ich denn machen? Es steht alles auf dem Spiel, was wir in den letzten Monaten so mühevoll aufgebaut haben. Als wäre es nicht schon schlimm genug, dass Juri mich hängen lässt, da kommt auch noch Tanja und droht mir indirekt, dass sie mich fertig machen wird. Der Artikel ist auf ihren Mist gewachsen, da bin ich mir ganz sicher“ stellte sie verärgert fest und seufzte schwer. Marlenes blaue Augen ruhten sorgenvoll auf Rebecca und wanderten schließlich zu ihrem kleinen Babybauch „es steht etwas sehr viel Wertvolleres auf dem Spiel und das weißt Du auch. Mir ist klar, dass das alles sehr schwer für Dich ist und ich weiß, was Visions Dir bedeutet. Aber weder Juri, noch Tanja sind es wert, dass Du Deine Gesundheit riskierst und die des Kindes. Lass Juri gehen, wenn er will und von Tanja hältst Du Dich zukünftig bitte auch fern“ erklärte sie bestimmend „so einfach ist das aber nicht. Juri kann sich nicht einfach drücken und was soll ich denn machen, wenn Tanja gegen mich schießt? Soll ich mir das einfach gefallen lassen?“ Die Blondine schüttelte den Kopf „Du sollst Dich vor allem nicht mehr aufregen. Um Tanja kümmere ich mich, wenn es erforderlich ist und was Juri angeht...der Mann ist erwachsen, Rebecca. Du bist nicht für ihn verantwortlich und Du musst langsam mal einsehen, dass er offenbar nicht bereit ist sein Leben zu ändern“ erwiderte sie und legte ihrer Frau einen Zeigefinger auf die Lippen, als diese erneut protestieren wollte „keine Diskussion mehr, für heute hattest Du genug Aufregung. Wir gehen jetzt ins Bett und dann sorge ich schon dafür, dass Du Dich entspannst.“ Rebecca grinste schelmisch „und Du denkst, dass das nicht aufregend für mich ist?“ fragte sie „allerdings, denn ich rede von einer Massage und nicht von dem, was Du denkst“ klärte Marlene sie auf und führte sie nach oben ins Schlafzimmer.

Um halb eins in der Nach riss ein Alptraum Marie aus dem Schlaf. Sie träumte ihn nicht zum ersten Mal und trotzdem wusste sie nicht, was wirklich dahinter steckte. Dabei hatte sie all das tatsächlich erlebt. Die Entführung ihrer Kinder, die Lösegeldforderung, die Geldübergabe und die Schüsse, die der Entführer abgefeuert hatte mit der Absicht sie zu töten. Doch gestorben war ein anderer und es schien beinahe so, als würde Darius sie noch immer verfolgen. Marie schüttelte den Kopf, rieb sich durchs leicht verschwitzte Gesicht und schaute auf die andere Bettseite, wo Sebastian tief und fest schlief. Sie überlegte, ob sie ihn wecken sollte, entschied sich aber dagegen, da er wegen den Zwillingen bereits in den letzten Nächten kaum ein Auge zugetan hatte. Er hatte sich zwar nicht beschwert, aber sie hatte ihm angemerkt, dass er gestresst gewesen war. Jonas und Sophie waren in letzter Zeit sehr quengelig, was vermutlich daran lag, dass sie ihre ersten Zähne bekamen. Normalerweise war Sebastian die Geduld in Person, wenn es darum ging die Kinder zu beruhigen, doch er stand unter enormen Druck, sowohl in der Firma, als auch wegen Emma und dem Sorgerechtsstreit. Marie ging es nicht viel besser, aber nichts desto trotz waren ihre beiden Engel oft ihr einziger Lichtblick, wenn um sie herum alles zusammenzubrechen drohte. Sie kroch vorsichtig aus dem Bett und ging ins Nebenzimmer, um nach ihren Kindern zu sehen. Jonas schlief friedlich und hatte seine Decke mal wieder ans Fußende gestrampelt, wie er es oft tat, wenn er unruhig war. Marie deckte ihn wieder richtig zu und streichelte ihm behutsam durch sein dunkles Haar. Die Entwicklung der beiden war faszinierend für die junge Mutter, die jeden Tag etwas Neues an ihnen entdeckte, wofür sie sie liebte und langsam zeigte sich auch immer mehr, dass die beiden zweieiige Zwillinge waren. Während Sophies Haare heller geworden waren, waren die ihres Sohnes dunkel geblieben, wie die von Tristan. Dafür hatte Sophie die Augenfarbe ihres Vaters geerbt, wohingegen die Augen von Jonas grün-blau waren und mehr den ihren ähnelten. Aber wenn es darum ging ihre Mutter in den Wahnsinn zu treiben, waren die beiden sich absolut einig, wie es sich gehörte. Marie vernahm das leise Weinen von ihrer Tochter, die soeben munter geworden war und nahm sie aus dem Bett „hast Du wieder Zahnweh, meine süße Maus“ flüsterte sie, während sie Sophie sanft in ihren Armen wiegte. Sie gab der Kleinen ihren Schnuller und war erstaunt, dass sie ihn ohne Protest akzeptierte „und jetzt wird wieder geschlafen“ sagte sie leise, küsste ihre Stirn und legte sie zurück ins Bett. Sie deckte Sophie zu, zog die kleine Spieluhr auf und blieb noch eine Weile an dem Bett stehen, bis die Augen ihrer Tochter wieder zugefallen waren. Danach ging sie in Sebastians Arbeitszimmer, wo sie ihren Laptop hoch fuhr. An Schlaf war ohnehin nicht zu denken, weshalb sie beschloss sich noch ein bisschen abzulenken. Kaum hatten sich die einzelnen Anwendungen geöffnet, fiel ihr eine E-Mail ins Auge, die sie direkt anklickte. Sie war von einer Bekannten, die ihr einen Link zum Düsseldorfer Kurier beigefügt hatte. Marie klickte ihn an und las den Artikel über Rebecca, Juri und Marlene, sowie den kurzen Abschnitt, der auch Sebastian und sie betraf „wann hört das endlich auf“ murmelte sie erschöpft und mochte gar nicht daran denken, was Sebastian dazu sagen würde. Sie verließ die Homepage, schloss das Programm und machte ihren Laptop wieder aus. Das war genug Ablenkung für eine Nacht, denn jetzt brauchte sie nicht länger über ihren Alptraum nach zu grübeln, sondern konnte die restlichen Stunden damit verbringen sich einmal mehr zu fragen, wie lange ihr Leben noch von ihrer Vergangenheit bestimmt werden würde. Marie war sich nicht sicher, was davon schlimmer war, als sie sich zurück ins Bett legte und versuchte ihre zahlreichen Gedanken zu ordnen.

Mitten in der Nacht wachte auch Marlene auf und stellte fest, dass die Bettseite neben ihr leer war. Im Bad brannte Licht, Rebecca war wahrscheinlich auf der Toilette, weshalb die Blondine sich wieder auf ihr Kissen sinken ließ. Als die Gräfin zurück ins Schlafzimmer kam, war ihre Stimme zitterig und nahe der Panik „Marlene...da stimmt was nicht“ sagte sie „was meinst Du damit?“ fragte die Blondine alarmiert und sprang aus dem Bett. Sie lief zu ihrer Frau, deren Augen sie ängstlich anblickten „ich hatte gerade eine Blutung.“ Die Worte trafen Marlene mit voller Wucht, doch sie zögerte nur wenige Sekunden, suchte schnell Rebeccas Sachen zusammen und schlüpfte in ihre Hose „zieh Dich an, wir fahren ins Krankenhaus“ erklärte sie und versuchte sich ihre eigene Angst nicht anmerken zu lassen.

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BeitragVerfasst: 24.09.2015, 16:04 
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Teil 336:

Im Krankenhaus weilte Rebecca auf dem gynäkologischen Stuhl und ließ ängstlich die Untersuchung über sich ergehen, die von der diensthabenden Ärztin vorgenommen wurde. Marlene saß an ihrer linken Seite, hielt ihre Hand und streichelte ihr beruhigend durchs Haar „es ist bestimmt alles in Ordnung“ flüsterte sie und wischte der Gräfin eine Träne aus dem Gesicht. „Und wenn nicht? Dann bin ich schuld...ich ganz alleine“ erwiderte Rebecca „nein, das bist Du nicht und jetzt hör bitte auf Dich verrückt zu machen, Du musst Dich entspannen. Es wird alles gut, das verspreche ich Dir“ versuchte Marlene ihre Frau zu beruhigen, obwohl sie es natürlich nicht wissen konnte. Rebecca hielt das Warten kaum noch aus „was ist mit dem Baby? Hat die Blutung etwas Schlimmes zu bedeuten?“ wollte sie von der Ärztin wissen, die bislang nicht sehr gesprächig gewesen war „das ist schwer zu sagen. Solche Blutungen können viele Ursachen haben, manche sind harmlos und andere können sehr gefährlich werden. Bei Ihnen trifft beides nicht zu, aber da Sie sagten, dass Sie auch kurz Krämpfe hatten, ist auf jeden Fall Vorsicht geboten“ erklärte sie und beendete die Untersuchung. Die beiden Frauen sahen sich hilflos an „geht das auch ein bisschen genauer? Was soll das denn bedeuten? Ist jetzt alles in Ordnung, oder nicht? Muss meine Frau hier bleiben und wenn nicht, was können wir dann tun?“ erkundigte sich Marlene leicht ungehalten, da sie die Auskunft der Ärztin als sehr dürftig empfand. Diese holte etwas aus dem Schrank und drückte es der Blondine in die Hand „Magnesium, das entspannt die Muskulatur. Außerdem sollten Sie sich schonen und viel liegen in den nächsten Tagen. Mehr können Sie nicht tun. Ich denke, dass das Risiko einer Fehlgeburt nicht sehr hoch ist, aber ich kann es nicht ausschließen, sondern Ihnen nur raten sich zurück zu nehmen und Stress, sowie körperliche Anstrengungen möglichst zu vermeiden“ sagte sie an Rebecca gewandt. Sie verabschiedete sich von den beiden Frauen, die gleichermaßen erleichtert, wie verunsichert waren „ich werde morgen noch einmal zu meiner Frauenärztin gehen. Auf ihr Wort vertraue ich bedeutend mehr, als auf das dieser Ärztin“ erklärte die Brünette und zog sich wieder an. Marlene nickte „das machen wir auf jeden Fall, ich fahre Dich morgen früh direkt zu ihr. Fühlst Du Dich denn gut genug, um nach Hause zu gehen? Oder sollen wir mit Ricardo sprechen und fragen, ob Du eine Nacht hier bleiben kannst?“ Rebecca dachte darüber nach und schüttelte schließlich den Kopf „nein, lass uns nach Hause fahren. Die Ärztin mag nicht gerade sympathisch gewesen sein, aber sie hätte mich sicher nicht einfach entlassen, wenn ernsthaft Gefahr bestehen würde, oder?“ erwiderte sie unsicher „wahrscheinlich nicht“ stimmte die Blondine zu und nahm Rebeccas Hand „lass uns von hier verschwinden, Du gehörst ins Bett.“ Als sie eine halbe Stunde später zuhause angekommen waren, fiel der Gräfin das Kleidchen in die Hände, welches Marlene am Wochenende gekauft hatte und ließ ungeahnte Gefühle aus ihr heraus brechen. Sie fing plötzlich an zu weinen und zitterte leicht „was ist los? Hast Du wieder Schmerzen?“ fragte Marlene aufgeregt und war sofort bei ihr „nein, es ist nur...mir ist gerade klar geworden, was das bedeutet. Wir hätten das Baby verlieren können...und wenn ich nicht aufpasse, dann passiert vielleicht genau das. Aber das will ich nicht, Marlene. Ich will es nicht verlieren und ich habe Angst, dass ich noch mehr falsch mache.“ Rebeccas braune Augen schimmerten von den vielen Tränen und neben den stummen Selbstvorwürfen, spiegelte sich auch die Angst in ihnen und brach Marlene beinahe das Herz. Sie nahm ihre Frau in den Arm, drückte sie fest an sich und hielt sie so lange fest, bis sie sich langsam beruhigte „wir werden unser Baby nicht verlieren und weißt Du auch warum?“ fragte sie leise und blickte der anderen fest in die Augen „nein, warum?“ Marlene legte ihre Hand auf Rebeccas Wange und lächelte ihr aufmunternd zu „weil der kleine Mini-Flipper da drin ein Teil von Dir ist und weil er genauso stark ist, wie seine Mama. Außerdem sind die Lahnstein Gene bekanntlich sehr ausgeprägt und bereits die Hälfte davon reicht aus, um so einen kleinen Menschen unverwüstlich zu machen. Schau Dir die Zwillinge an, sie sind der beste Beweis dafür und dabei hatten sie nicht gerade den leichtesten Start ins Leben“ erklärte sie und tatsächlich fühlte Rebecca sich danach ein bisschen besser. Doch Marlene kannte sie gut genug und fügte noch etwas hinzu „und hör bitte auf Dir Vorwürfe zu machen, Du kannst nicht mehr ändern was passiert ist und außerdem ist es nicht Deine Schuld...“ flüsterte sie und schwor sich diejenigen aufzusuchen, die ihrer Meinung nach dafür verantwortlich waren, sobald sich die Gelegenheit dazu bot. Rebecca seufzte „danke“ sagte sie leise und gab ihrer Frau einen Kuss „ich bin so froh, dass Du da bist. Ich liebe Dich.“ Marlene zog sie wieder in ihre Arme und vergrub ihr Gesicht in den braunen Haaren „und ich liebe Dich.“

Am nächsten Morgen erfuhr Marie durch ein Telefonat mit Marlene von den gestrigen Ereignissen und teilte den anderen dies betroffen beim gemeinsamen Frühstück mit „aber es besteht doch keine Gefahr mehr, dass Rebecca das Kind verliert, oder?“ fragte Helena voller Sorge, die sich vornahm ihre kleine Schwester schnellstmöglich zu besuchen. Die Blondine konnte es ihr nicht mit Gewissheit sagen „die Aussage der Ärztin war wohl sehr verhalten, aber sie sieht anscheinend kein erhöhtes Risiko, so lange Rebecca sich schont. Die beiden fahren jetzt zu Rebeccas Frauenärztin, um sicher zu gehen und um eine weitere Untersuchung vornehmen zu lassen.“ Sebastian schlug mit der geballten Faust auf den Tisch „und schon wieder hat Tanja ihre Finger im Spiel! Wie lange soll das noch so weiter gehen? Bis einer von uns dabei drauf geht? Habt Ihr den Artikel gelesen, den dieser Pflock verfasst hat? Der hat nicht nur dem Ruf von Visions geschadet, er ist auch ein Angriff auf Marie! Dein Name wird zwar nicht genannt, aber es reicht trotzdem aus, um auch Dich durch den Dreck zu ziehen. Mir reicht es jetzt, was zu viel ist, ist zu viel! Ich lasse nicht zu, dass diese Frau meine gesamte Familie weiter ungestraft terrorisiert, das muss ein Ende haben!“ erklärte er aufgebracht. Die anderen sahen sich schweigend an, natürlich hatte Sebastian Recht, aber niemand wusste, wie er es anstellen wollte Tanja zu stoppen und er selbst wusste es wahrscheinlich auch nicht „mach Dir wegen mir keine Gedanken, wenn es Kreise schlägt, dann ist das eben so. Ich hatte lange Zeit große Angst davor, aber inzwischen sehe ich die Dinge anders. Was bringt es denn länger dagegen vorzugehen? Irgendwann fängt der nächste an im Dreck zu wühlen. Vielleicht wäre es das Beste, wenn ich endlich ein öffentliches Statement abgeben würde, um diesen Spuk zu beenden und um der Klatschpresse den Wind aus den Segeln zu nehmen“ überlegte Marie zum Erstaunen aller Anwesenden. Der Graf schaute sie verwundert an „ist Dir klar, was das nach sich ziehen kann? Im besten Falle verlierst Du ein paar Kunden, aber im schlimmsten Fall kann das auch das Ende der Lichtenberg Unternehmensberatung bedeuten. Willst Du das wirklich riskieren? Abgesehen davon, dass es sehr unangenehm für Dich werden könnte, denn auf Rücksicht brauchst Du gar nicht erst hoffen. Die Presse kennt kein Erbarmen, sie werden das gnadenlos ausschlachten“ führte er ihr vor Augen „Sebastian hat Recht, Marie. Du solltest Dir das gut überlegen. Solange es nur Gerüchte sind, kann man dagegen angehen, aber wenn es erst mal bestätigt ist...Was ist mit Jonas und Sophie? Du wirst es ihnen vielleicht irgendwann erklären müssen“ gab auch Helena zu bedenken. Lukas war der einzige, der das offenbar anders sah „ich kann Dich verstehen und an Deiner Stelle würde ich das gleiche tun. Du hast keinen Grund Dich zu verstecken, jedenfalls sehe ich nicht, dass Du Dich vor irgendwem dafür rechtfertigen müsstest, außer vor Dir selbst. Die Presse hat nur Macht, wenn man es ihnen zugesteht. Und Deine Kinder werden Dich sicher nicht verurteilen. Wenn sie alt genug sind, um es zu verstehen, dann werden sie stolz sein, dass sie eine Mutter haben, die sich nicht für ihre Vergangenheit schämt. Auch für den Fall, dass ich mich gerade aus dem Fenster lehne, aber für mich hat das auch etwas mit einer Vorbildfunktion zu tun. Das kann für Jonas und Sophie nur gut sein, denn es wird sie zu selbstbewussten und starken Persönlichkeiten machen, genauso wie Du eine bist“ tat er seine Meinung kund, die nicht bei jedem gut ankam. Während Marie dankbar für seine offenen Worte war und Helena noch nicht wusste, was sie davon halten sollte, war Sebastian alles andere als begeistert „das ist wirklich sehr idealistisch und klingt auch sehr hübsch, aber die Realität sieht leider anders aus. Was weißt Du denn schon groß davon, wie es ist, wenn man Zeit seines Lebens in der Öffentlichkeit steht? Hast Du mal eine persönliche Hetzjagd erlebt und wie es ist, wenn jeden Tag eine andere Schweinerei über Dich in der Zeitung steht? Ich glaube kaum. Vielleicht bist Du lieber etwas vorsichtig mit dem, was Du anderen rätst, es sei denn, Dir sind die Folgen egal. Aber die musst ja auch nicht Du tragen, sondern Marie, nicht wahr?“ stellte er barsch fest. Lukas tauschte einen kurzen Blick mit Helena, die offenbar nichts dazu sagen wollte und wandte sich direkt an den Grafen „es tut mir leid, aber das ist meine Meinung und die ändere ich auch nicht. Ich wollte mich sicher nicht einmischen und am Ende liegt die Entscheidung ohnehin ganz alleine bei Marie“ erwiderte er und bekam unerwarteten Zuspruch von Selbiger „Du musst Dich nicht entschuldigen, ich bin froh, dass Du mir so offen Deine Meinung dazu gesagt hast und ich sehe das im Prinzip genauso.“ Sebastians Kopf fuhr abrupt zu seiner Freundin herum „ist das Dein Ernst?“ fragte er ungläubig und schüttelte verständnislos den Kopf „ich würde wohl kaum Scherze darüber machen. Aber das müssen wir auch nicht jetzt ausdiskutieren und nicht in dieser Runde. Ich muss darüber nachdenken und im Moment erscheint mir auch viel wichtiger, dass es Rebecca besser geht und sie ihre Probleme gelöst bekommt“ teilte sie ihm mit und beendete damit vorerst die Diskussion. Es war deutlich zu spüren, dass das Paar unterschiedlicher Ansicht war und dass die Angelegenheit noch lange nicht vom Tisch war.

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Teil 337:

Unterdessen wurde Rebecca von ihrer Frauenärztin noch einmal gründlich untersucht und war danach sichtbar erleichtert, denn Katinka bestätigte, dass es vorerst keinen Grund zur Sorge gab „es sieht alles ganz gut aus und wenn Sie möchten, dann machen wir auch noch mal einen Ultraschall, damit Sie sich selbst davon überzeugen können.“ Marlene und Rebecca nickten eifrig „ja, das wäre schön“ bestätigte die Gräfin und drückte die Hand ihrer Frau, die ihr ein liebevolles Lächeln schenkte. Dr. Rosenbach bat Rebecca sich hinzulegen und startete die übliche Prozedur „dann wollen wir Ihrem Nachwuchs mal hallo sagen und schauen, was er gerade so treibt“ verkündete die Ärztin und machte sich auf die Suche nach dem Bauchbewohner. Sie wurde schnell fündig und ließ den Schallkopf auf Rebeccas Bauch ruhen „da haben wir das Kleine und wie Sie sehen, ist Ihr Baby im Moment entspannt und scheint sich ganz wohl zu fühlen. Das gestern war ein Warnschuss, den Sie sehr ernst nehmen sollten, Rebecca. Gehen Sie es langsamer an und meiden Sie zu große Aufregung, dann geht es auch Ihrem Kind gut und es gibt keinen Grund zur Beunruhigung“ erklärte sie und sah in zwei erleichterte Gesichter „was ist denn das? Ist das der Arm?“ wollte Rebecca wissen und deutete auf den Bildschirm. Katinka lachte „ja, das ist der Arm. Ihre Tochter nuckelt offenbar an ihrem Daumen“ erwiderte sie „das gibt es doch nicht...“ bemerkte Marlene und sah die Ärztin fragend an „Moment mal, Tochter? Heißt das, dass Sie es jetzt sicher wissen?“ Wieder richteten sich alle Blicke auf den Bildschirm „ja, das tue ich. Die Kleine liegt so, dass man es deutlich erkennen kann. Sie bekommen eine Tochter, definitiv“ versicherte sie den beiden, die sich einmal mehr glücklich anstrahlten „ein Mädchen. Siehst Du, ich habe es Dir ja gesagt“ erwiderte die Blondine und gab ihrer Frau einen Kuss. Katinka hatte noch eine weitere Überraschung parat und nahm ihr Stethoskop zur Hand. Sie tastete damit an Rebeccas Bauch entlang und übergab es ihr anschließend „das ist der Herzschlag der Kleinen“ erklärte sie und konnte der Gräfin ansehen, wie fasziniert sie war. Rebecca lauschte tief bewegt den kleinen, regelmäßigen Herztönen und zog Marlene noch näher zu sich, damit sie es ebenfalls hören konnte „hörst Du es?“ flüsterte sie „ja, klar und deutlich“ erwiderte die Blondine lächelnd. Frau Dr. Rosenbach ließ den beiden einen Moment für sich und machte entsprechende Notizen in Rebeccas Patientenakte. Nachdem Rebecca sich wieder komplett angezogen hatte, reichte sie der Ärztin die Hand, um sich zu verabschieden „ich danke Ihnen vielmals, dass Sie sich so viel Zeit genommen haben“ sagte sie „nichts zu danken, das ist mein Job und den mache ich sehr gerne“ erwiderte Katinka freundlich. Marlene gab ihr ebenfalls die Hand „das ist trotzdem nicht selbstverständlich. Die Ärztin im Krankenhaus war weniger bemüht und hat uns alles andere als beruhigt“ erklärte sie hörbar verärgert „seien Sie nicht zu hart mit der guten Frau. In Krankenhäusern geht es ganz anders zu, als in einer Praxis und die Kollegin war vielleicht einfach übernächtigt. Am Ende hat sie aber Recht behalten und die richtigen Schlüsse gezogen. Trotzdem war es richtig, dass Sie heute noch einmal her gekommen sind und sollte nichts mehr dazwischen kommen, sehen wir uns zum nächsten Vorsorgetermin.“ Die beiden Frauen bedankten sich erneut und verließen anschließend die Praxis „noch mal gut gegangen“ verkündete Marlene erleichtert und drückte ihrer Frau einen Kuss auf, bevor sie ins Auto stiegen und sich auf den Weg nach Hause machten.

Am Abend fanden sich Helena und Lukas auf der Bowlingbahn ein, die sie extra für heute reserviert hatten „wir haben noch ein bisschen Zeit, bis die anderen auftauchen. Soll ich uns schon mal etwas zu trinken besorgen?“ fragte Lukas seine Freundin, die jedoch nicht reagierte, da sie mit ihren Gedanken woanders war. Er ging zu ihr und berührte sie sanft an der Schulter „wenn Du lieber wieder gehen möchtest, wegen der Sache mit Deiner Schwester, dann ist das okay für mich“ ließ er sie wissen, doch die Gräfin schüttelte den Kopf „was? Nein, das kommt nicht in Frage. Natürlich bleibe ich hier, schließlich haben wir eine Mission zu erfüllen“ versuchte sie sich an einem Scherz „Rebecca besuche ich morgen, das habe ich vorhin mit ihr besprochen.“ Lukas nickte und gab ihr einen Kuss „das Gleiche wie immer?“ fragte er lächelnd, woraufhin sie nickte und er nach draußen an die Bar ging, um die Getränke zu bestellen. Helena zog sich die Bowling Schuhe an und betrachtete prüfend die verschiedenen Kugeln, die zur Verfügung standen. Sie hob eine nach der anderen an und stieß erstaunt die Luft aus „vielleicht versuchst Du es lieber mit dieser hier“ erklang eine männliche Stimme hinter ihr, die dafür Sorgte, dass ihr vor Schreck die Kugel aus der Hand fiel. Karsten lachte „tut mir leid, ich wollte Dich nicht erschrecken. Aber offenbar habe ich diese Wirkung auf Frauen“ bemerkte er ironisch und hob die Kugel vom Boden auf „fragt sich nur, warum“ murmelte Helena leise und trat einen Schritt zurück. Karsten legte ihr eine blaue Bowling Kugel in die Hände „das ist eine 10er, die sollte gehen. Wenn Du mit den schweren Kugeln wirfst, tut Dir morgen alles weh“ erklärte er fürsorglich und brachte die Brünette damit einmal mehr aus dem Konzept. Sie hasste es, wenn das passierte und reagierte entsprechend abweisend „ich bin alt genug und kann selbst entscheiden, was ich mir zutraue und was nicht“ erwiderte sie schroff. Der Bruder ihres Freundes hob abwehrend die Hände „okay, okay. Tut mir leid, es war nur gut gemeint“ sagte er und ging ein wenig auf Abstand „was war gut gemeint?“ rief Lukas, der zwei Gläser in den Händen hielt, die er auf dem kleinen Tisch abstellte. Der ältere nahm ihn in den Arm und klopfte ihm auf den Rücken „nichts weiter, alles Liebe zum Geburtstag, Kleiner“ gratulierte er seinem Bruder, der über diesen alten Scherz immer noch lachen musste „für Dich werde ich immer der Kleine sein, obwohl wir so ziemlich gleich groß sind.“ Karsten grinste „jap, auch wenn Du inzwischen in der Tat recht hoch gewachsen bist, wirst Du immer mein kleiner Bruder bleiben. Das ist nun mal das Leid des zweit geborenen“ erwiderte er, da kamen auch schon die nächsten Gäste, die erst das Geburtstagskind begrüßten und sich anschließend mit Karsten und Helena bekannt machten. Der Abend nahm seinen Lauf und während Helena alles versuchte, um Karsten nicht näher als nötig zu kommen, hatte Lukas sichtlich Spaß, denn er schien das erste Mal eine echte Chance gegen seinen Bruder zu haben „was ist los mit Dir? Bist Du unkonzentriert? Oder wirst Du einfach nur alt?“ Karsten bemühte sich um Normalität, aber er spürte Helenas Unsicherheit und konnte nicht verhindern, dass diese sich auch auf ihn übertrug „freu Dich nicht zu früh, ich wiege Dich bloß in Sicherheit“ erwiderte er und begegnete dem intensiven Blick der Gräfin. Ihr Verhalten war abweisend, aber ihre Augen sagten etwas anderes „Helena, Du bist dran“ erinnerte Lukas sie, woraufhin sie ihren Blick von Karsten löste und lieblos die Kugel auf die Bahn warf. Auch der zweite Wurf verfehlte sein Ziel, so dass nur ein einziger Pin umfiel „was war das denn? Schade, dabei warst Du so gut im Rennen“ bemerkte ihr Freund und wollte sie trösten, doch die Gräfin winkte ab „ist doch nur ein Spiel. Ich muss mal eben auf die Toilette“ verkündete sie und verschwand schnellen Schrittes in Richtung WC´s. Dort angekommen stützte sie sich am Rand des Wachbeckens ab und schaute in den leicht verschmierten Spiegel „reiß Dich zusammen, Helena von Lahnstein“ sagte sie leise, als plötzlich die Tür auf ging. Karsten hatte die Toilette betreten, blieb aber in der Tür stehen und rührte sich nicht, während sich ihre Blicke im Spiegel begegneten. Helena drehte sich langsam um „was machst Du hier? Das ist die Damentoilette“ erklärte sie leicht pikiert, woraufhin er sie belustigt ansah „pinkelt ihr neuerdings im Stehen?“ Helena stutzte und sah sich irritiert um, da entdeckte sie die Urinale. Sie schaute entsetzt zu Karsten, der ein schelmisches Grinsen im Gesicht hatte und brach in schallendes Gelächter aus, das sich in diesem Moment wie eine Befreiung anfühlte. Als sie sich wieder gefangen hatte, lief sie schnell auf die Tür zu, doch er stand ihr im Weg „lässt Du mich bitte raus?“ bat sie ihn und hörte selbst, wie halbherzig es klang. Karstens Augen schienen sie zu hypnotisieren, er konnte nicht anders und auch Helena zog es noch weiter zu ihm. Er strich ihr sanft das Haar zur Seite und diese kleine Berührung reichte aus, um sie erschaudern zu lassen „Karsten, ich...“ Sie brach mitten im Satz ab und ehe sie sich versah, lagen ihre Lippen auf den seinen und seine Zunge vollführte Dinge mit ihrer, die dafür sorgten, dass ihr schwindelig wurde und ihre Knie nachzugeben drohten.

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Teil 338:

Am Samstag Vormittag bekam Rebecca Besuch von ihrer Familie, die sehr erleichtert darüber war, dass es dem Kind gut ging „es wird übrigens ein Mädchen, das steht jetzt definitiv fest“ teilte sie Helena, Sebastian und Marie mit. Die drei gratulierten ihr noch einmal und nahmen dann auf dem Sofa Platz „wo ist denn Deine bessere Hälfte?“ erkundigte sich Marie und ließ ihren Blick durch die Wohnung gleiten, die lange Zeit auch ihr Zuhause gewesen war „Marlene wollte ein paar Sachen einkaufen und danach noch kurz bei ihrer Familie vorbei schauen.“ „Und was ist mit Dir los? Du siehst gar nicht glücklich aus“ stellte Rebecca fest und betrachtete ihre ältere Schwester eingehend „mit mir ist alles in Ordnung, ich habe mir einfach Sorgen um Dich gemacht. Ich bin wirklich froh, dass es Dir und dem Baby gut geht“ erwiderte Helena wahrheitsgemäß, wenngleich sie log, was ihre eigene Gefühlslage anging. Aber sie konnte den anderen ja schlecht erzählen, was am Freitag Abend auf der Toilette der Bowlingbahn vor sich gegangen war. Allein der Gedanken daran ließ sie innerlich kochen und sie hatte das Gefühl, dass man es ihr hundert Meter gegen den Wind ansehen konnte. Sie hatte sich selten so schrecklich gefühlt. Sebastian schaltete sich in das Gespräch ein und lenkte es auf ein anderes Thema, wofür Helena ihm insgeheim dankbar war „hast Du schon etwas wegen diesem Artikel unternommen? Was ist zum Beispiel mit dieser Eva Baumann? Hast Du sie entlassen?“ wollte er wissen, woraufhin Rebecca den Kopf schüttelte „nein, ich hatte bis gestern andere Sorgen, wie Du Dir vielleicht denken kannst. Ich habe Eva gesagt, dass ich erst darüber nachdenken muss, was das beste für Visions ist. Und was ich Pflock über Marlene, Juri und mich erzähle, das muss ich mir auch erst noch überlegen.“ Der Graf nickte nachdenklich „naja, viel wirst Du eh nicht mehr ausrichten können. Dass Juri der Vater ist, ist ja nun mal Tatsache und alles andere geht ohnehin niemanden etwas an. Ihr könntet natürlich behaupten, dass die Schwangerschaft doch geplant war, aber ob die Leute das glauben? Wichtiger ist, dass Du gegensteuerst was diese Prostitutionsgeschichte angeht. Je eher Du Dich von dieser Eva trennst, desto besser. Schließlich hat sie Dich über ihre Vergangenheit im Unklaren gelassen und ihren Lebenslauf damit verfälscht. Das allein reicht schon aus, um sie zu entlassen, aber da sie sicher noch in der Probezeit ist, dürfte das ohnehin kein Problem sein“ schlussfolgerte er. Marie blickte ihn ungläubig an „das ist Deine Lösung? So einfach ist das? Gut zu wissen, dann weiß ich ja schon was auf mich zukommt, wenn erst mal raus ist, dass auch ich mich der Prostitution schuldig gemacht habe“ sagte sie hörbar missbilligend „so ein Unsinn, das ist doch wohl etwas ganz anderes. Hier geht es einzig und allein um Visions und darum, dass das Label nicht schon mit einem schlechten Ruf an den Start geht. Abgesehen davon wird Frau Baumann es sicher verkraften, denn allzu viel verdient man während einer Ausbildung wohl kaum. Da kann sie sich mit jedem Job besser über Wasser halten.“ Marie sah ihren Freund empört an „wie bitte? Soll das ein schlechter Witz sein, oder spricht da das verwöhnte Grafensöhnchen, das einfach nicht weiß, wie es ist, wenn man am Ende des Monats nicht weiß, wovon man leben soll? Und was genau soll sie denn bitte für einen Job machen, wenn man ihr immer wieder Steine in den Weg legt, hm? Toiletten in Bahnhöfen schrubben, oder in irgendwelchen Lagern schuften, bis sie umkippt? Vielleicht sollte sie sich einfach wieder prostituieren, denn was anderes bleibt ihr anscheinend gar nicht übrig, so lange es genügend Leute gibt, die glauben, dass der einzige Weg mit schlechter Presse umzugehen der ist, andere Menschen vor die Tür zu setzen und ihnen damit die Chance auf einen Neuanfang zu nehmen. Tolle Unternehmenspolitik, Sebastian und sie zeugt obendrein noch von einer ziemlichen Arroganz“ geigte sie ihm die Meinung. Helena und Rebecca sahen sich erstaunt an, während Sebastian perplex von der Ansage seiner Freundin war, die er nicht nachvollziehen konnte „was ist bitte Dein Problem? Ich sage doch gar nicht, dass ich ein persönliches Problem mit Frau Baumann und ihrer Vergangenheit habe. Es geht hier um eine rein geschäftliche und in gewisser Weise auch um eine wirtschaftliche Entscheidung, denn ein so junges Unternehmen hat einfach noch nicht genügend Rücklagen, um auch mal schlechte Zeiten zu überstehen. Soll ich meiner Schwester raten einfach alles laufen zu lassen und in ihr Unglück zu rennen, nur damit sie sich ja den moralischen Vorstellungen der Gesellschaft unterwirft. Worüber reden wir hier eigentlich, Marie? Du weißt doch selbst am besten, wie das läuft, oder hast Du Dein Geschäft immer nur mit Herz, anstatt mit Verstand geführt? Das kann ich ehrlich gesagt nicht glauben, denn dann wäre Dein Unternehmen sicher nicht da, wo es heute ist“ rechtfertigte er seine Haltung. Rebecca schaltete sich nun doch ein „hey, jetzt hört bitte auf Euch deswegen zu streiten, damit ist nun wirklich niemandem geholfen. Sebastian versucht nur mir bei meiner Entscheidung zu helfen, aber das ist doch kein Angriff gegen Eva oder Dich“ versuchte sie ihre Freundin zu besänftigen, doch die sah das offenbar anders „ist das so? Warum denkt Ihr dann nicht wenigsten mal über Alternativen nach? Ich habe jedenfalls nicht gehört, dass es sich bei der Kündigung nur um eine Möglichkeit handelt, sondern sie scheint das einzige zu sein, was in Betracht gezogen wird. Wie wäre es denn zur Abwechslung mal mit ein bisschen Courage und einem Schritt nach vorne, anstatt nach hinten? Sag Rebecca, warum hast Du Eva eingestellt? Du hast sie doch sogar von LCL abgeworben, oder nicht? Was hatte das für einen Grund?“ Die junge Gräfin dachte über die Frage nach „weil sie sehr talentiert ist, ihre Arbeit liebt und sicher mal eine hervorragende Schneiderin sein wird. Außerdem ist Eva gewissenhaft, ehrgeizig und ziemlich perfektionistisch. Das sind alles Eigenschaften, die ich sehr schätze“ antwortete sie ehrlich „das klingt so, als würdest Du große Stücke auf sie halten. Und jetzt sag mir, ob sich an all diesen Tatsachen irgendetwas ändert, nur weil Eva eine Vergangenheit hat, die nicht in das Weltbild einiger Menschen passt. Macht sie deshalb plötzlich schlechtere Arbeit? Oder ändert es etwas an Deiner persönlichen Meinung über sie?“ harkte Marie nach und blickte der Gräfin fest in die Augen. Rebecca ließ sich Zeit und warf einen Blick zu ihrem Bruder, der verdächtig ruhig geworden war „was schlägst Du vor?“ fragte sie die Blondine, die nicht lange um den heißen Brei redete „nutze die Situation für Dich und dreh den Spieß um. Stell Dich hinter Deine Mitarbeiterin und lass die Menschen wissen, dass in Deinem Unternehmen nur Können und Leistung zählt und nichts anderes. Reihe Dich nicht ein in die Liste derer, die mit dem Finger auf andere zeigen, sondern stell diese Leute selbst an den Pranger. Lass LCL und Tanja dumm aussehen und sei besser, als sie. Wir leben nicht mehr im Mittelalter und wenn wir jemals erreichen wollen, dass dieses Schubladendenken aufhört, dann muss es Menschen geben, die mutig genug sind sich dafür einzusetzen. Du weißt doch sicher auch noch, wie das ist und wie es sich anfühlt, wenn man mit Vorurteilen zu kämpfen hat, nur weil man vielleicht nicht der Norm entspricht und sich für eine andere Lebensweise entschieden hat. Jetzt kannst Du beweisen, dass Du selbst nicht so bist. Und ich weiß, dass Du nicht zu den Leuten zählst, die rein wirtschaftlich denken, ohne dabei auch den Menschen zu sehen. Ich habe Dich anders kennengelernt.“ Marie erhob sich und zog ihre Jacke an „was wird das jetzt?“ wollte Sebastian wissen „das siehst Du doch, ich gehe. Ich habe meine Meinung zu dem Thema gesagt, was Ihr daraus macht, ist Eure Sache“ erklärte sie knapp und ging zur Tür. Sebastian schaute zu Helena, die nur mit den Schultern zuckte, während Rebecca ihrer Freundin folgte, um sie zu verabschieden „Du hast mit allem Recht, was Du gesagt hast und ich möchte Eva auch eigentlich gar nicht kündigen, obwohl sie mir bereits von sich aus angeboten hat zu gehen. Aber ich habe auch Angst, dass Visions das nicht übersteht. Ich weiß doch im Moment nicht mal, wie ich Juris Weggang verkraften soll und wenn sich jetzt noch die Presse auf uns stürzt...“ überlegte sie laut und machte ein betrübtes Gesicht. Marie legte ihre Hand auf die Schulter der Gräfin und lächelte sie aufmuntern an „also wenn Juri nicht völlig bekloppt ist, dann überlegt er sich das noch mal. Du solltest die Hoffnung darauf jedenfalls noch nicht aufgeben. Und was das andere angeht...wenn Du Dich dafür entscheiden solltest vor die Presse zu treten und Dich zu Eva zu bekennen, dann werde ich das unterstützen. Und wenn Du damit einverstanden wärst, dann würde ich die Gelegenheit nutzen und endlich für klare Verhältnisse sorgen, was meine eigene Vergangenheit angeht. Ich glaube sogar, dass das Visions ein bisschen aus der Schusslinie nehmen würde, denn dann haben sie noch etwas anderes, auf das sie sich stürzen können.“ Sebastian sprang vom Sofa auf und lief zu den beiden „Du willst was? Wann hast Du das denn entschieden? Ich muss Dir doch wohl nicht sagen, was ich davon halte, oder? Bei allem Verständnis dafür, dass Dich diese Sache an Deine eigenen Erfahrungen erinnert, aber das ist kein Grund gleich so eine unüberlegte Aktion zu starten. Es geht hier schließlich auch um Rebeccas Existenz und nicht nur darum, dass Du plötzlich meinst die Welt verbessern zu müssen. Ich verstehe Dich gerade echt nicht.“ Marie blickte ihn enttäuscht an „den Eindruck habe ich auch“ erwiderte sie und nahm Rebecca zum Abschied in den Arm „melde Dich einfach bei mir, wenn Dir danach ist“ flüsterte sie und ließ Sebastian ohne ein weiteres Wort in der Wohnung zurück.

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Teil 339:

Juri verbrachte den verregneten Samstag Vormittag in seiner Wohnung. Sein Telefon hatte er abgeschaltet, da ihm die Anrufe der Presseleute und die immer gleichen Fragen, die diese stellten auf die Nerven gingen. Der Artikel in der Zeitung war ihm übel aufgestoßen und er hatte mehr als einmal überlegt Rebecca anzurufen, doch getan hatte er es nicht. Er wusste nicht, was er ihr sagen sollte, geschweige denn was er tun konnte und außerdem hielt sie ihn ohnehin für einen Feigling, das hatte sie ihm deutlich zu verstehen gegeben. Er konnte es ihr nicht mal verübeln, nach allem was geschehen war und doch ließ es ihn nicht kalt, dass Rebecca so über ihn dachte. Juri ging zu seinem Bett und kramte den alten Koffer hervor in dem er seine Erinnerungen vergraben hatte. Im fiel das Bild seiner Mutter in die Hand, auf dem sie mit ihm schwanger war und das erste was er sich fragte war, was sie wohl zu all dem sagen würde. Viel Zeit um weiter darüber nachzudenken hatte er nicht, da die Türklingel seine Gedanken durchbrach und ihn abrupt zurück in die Gegenwart beförderte. In dem Glauben, es sei einer dieser aufdringlichen Journalisten, öffnete er mit grimmiger Miene die Tür und war überrascht, als er in ein ihm bekanntes, blaues Augenpaar sah „Du?“ Marlene ging ungefragt an ihm vorbei und blieb erst stehen, als sie sich mitten im Raum befand. Ihr Blick fiel automatisch auf das Bett und als ihr bewusst wurde, dass Rebecca genau dort mit Juri gelegen haben musste, wandte sie sich schnell wieder ab „was willst Du hier?“ fragte Juri, der jetzt zu ihr aufgeschlossen hatte. Marlene spürte bereits wieder Wut in sich aufsteigen und das, obwohl sie sich gerade mal eine Minute mit ihm im selben Raum befand „ich will, dass Du Dich zusammenreißt und wieder Deine Arbeit bei Visions aufnimmst“ kam sie direkt zum Punkt „und weil Du das willst, soll ich sputen? Außerdem dachte ich, dass Du ganz froh bist, mich los zu sein“ erwiderte er trocken. Marlene warf ihm einen missbilligenden Blick zu „keine Sorge, hier geht es nicht um mich, oder meine Meinung über Dich. Es geht um Visions und darum, dass Rebecca das alleine nicht bewältigen kann, jedenfalls nicht in ihrem Zustand. Sie hat sich auf Dich verlassen und ich finde, dass Du es ihr schuldig bist, nach allem was sie schon für Dich getan hat. Sie hat sich immer für Dich stark gemacht, obwohl Du ihr nicht gerade viele Gründe dafür geliefert hast. Jetzt wäre der richtige Moment, um etwas davon zurück zu geben“ erklärte sie und wartete angespannt auf eine Reaktion. Doch der Designer blieb stur und blockte ab „das ist eine Sache zwischen Rebecca und mir und geht Dich gar nichts an“ bemerkte er schroff und zog damit endgültig Marlenes Zorn auf sich, der sich über ihm entlud, wie ein ausbrechender Vulkan „es geht mich nichts an? Du hast MEINE Frau geschwängert und bist nicht mal bereit zu Deiner Verantwortung zu stehen! Und als wäre das nicht schlimm genug, lässt Du sie auch noch mit der ganzen Arbeit alleine und nimmst kein bisschen Rücksicht auf ihren Zustand! Rebecca hatte Donnerstag Nacht eine Blutung und wir hatten große Angst, dass sie das Kind verliert! Und weißt Du auch, weshalb das passiert ist? Weil der ganze Stress einfach zu viel für sie ist und weil sie sich deinetwegen ständig aufregt!“ Sie funkelte ihn wütend an, während Juri wie versteinert vor ihr stand und versuchte das Gehörte irgendwie zu begreifen „eine Blutung? Was bedeutet das? Geht es ihr gut...und dem Baby?“ fragte er, was Marlene ein wenig herunter kochen ließ „es ist noch mal gut gegangen, aber so etwas darf nicht mehr passieren. Verstehst Du das?“ Juri nickte kaum merklich „was erwartest Du von mir?“ wollte er wissen und rührte sich nicht, als sie langsam auf ihn zukam und dicht vor ihm stehen blieb „ich erwarte nur, dass Du Deinen Job machst und Rebecca bei Visions unterstützt. Dass Du nicht bereit bist ein Vater für das Kind zu sein, ist Deine Sache und wenn Du nicht erkennst, was für ein Glück das bedeuten kann, dann kann ich Dir nicht helfen. Aber sei wenigstens so anständig und unterstütze die Mutter Deines Kindes, so lange sie Deine Hilfe braucht. Danach kannst Du meinetwegen verschwinden und bleiben wo der Pfeffer wägst.“ Juri wich ihrem bohrenden Blick aus „war es das?“ erwiderte er leise, woraufhin die Blondine sich von ihm abwandte „davon kannst Du ausgehen.“ Sie ging zur Tür, wo sie sich noch einmal umdrehte „Du solltest Dir gut überlegen, ob Du damit leben kannst, wenn Rebecca oder dem Kind etwas passiert, nur weil Du es Dir leicht machst und mit nichts etwas zu tun haben willst.“ Mit diesen Worten ließ sie ihn alleine zurück und schloss geräuschvoll die Tür.

Lukas empfing seine Freundin in der Empfangshalle, nachdem diese von ihrem Besuch bei ihrer Schwester zurück gekommen war „warum hast Du mich denn nicht geweckt? Ich wäre doch mit zu Rebecca gekommen“ sagte er und legte die Arme um ihre Hüften. Als er sie küssen wollte, wich sie zurück „ich dachte, dass Du den Schlaf gebrauchen könntest nach der langen Nacht und außerdem wollten wir Rebecca nicht so überfallen“ erwiderte sie und wusste nicht, wohin mit ihren Händen. Lukas betrachtete sie prüfend „was ist los mit Dir? Du warst schon auf der Bowlingbahn so merkwürdig. Was ist passiert? Es war doch alles in Ordnung, bis Du von der Toilette wieder kamst“ stellte er fest, doch sie wich ihm weiter aus „das ist doch gar nicht wahr, das bildest Du Dir bloß ein.“ Lukas wurde langsam ungehalten „ist das so? Dann bilde ich mir wohl auch nur ein, dass mein Bruder plötzlich ebenfalls total merkwürdig war. Weißt Du, Helena, ich habe mich ja inzwischen daran gewöhnt, dass das mit Euch kompliziert ist und das respektiere ich auch, aber hör bitte auf so zu tun, als würde ich mir das nur einbilden. Ich frage Dich jetzt noch einmal, was ist passiert? Habt Ihr Euch wieder gestritten, oder hat Karsten irgendetwas gemacht oder gesagt, was Dir nicht gepasst hat?“ Die Gräfin seufzte und zwang sich ihm in die Augen zu sehen „nein, es ist nur...“ Sie sprach den Satz nicht zu Ende „was?“ hakte Lukas nach, da entschied Helena sich aus der Not heraus doch zu einer Lüge „ja, Du hast Recht. Wir haben uns gestritten. Ich wollte Dich damit nicht belasten, weil ich weiß, wie schwer das für Dich ist.“ Lukas schüttelte den Kopf und gab ihr einen Kuss „es belastet mich viel mehr, wenn Du Geheimnisse vor mir hast und ich genau merke, dass es Dir nicht gut geht. Soll ich mit Karsten reden? Was genau war denn der Grund für Euren Streit?“ erkundigte er sich „nein, bitte nicht! Lass mich das selbst klären...so schlimm war es auch gar nicht, im Nachhinein. Es tut mir leid, dass Du Dir Sorgen deswegen gemacht hast“ erklärte sie und fühlte sich einmal mehr wie eine Verräterin, die es nicht verdient hatte, dass Lukas sich so viele Gedanken um sie machte. Sein warmherziges Lächeln verschlimmerte ihr schlechtes Gewissen nur noch und Helena verstand selbst nicht, warum sie so dumm war und ihr Glück mit ihm riskierte „schon gut, aber sprich in Zukunft bitte sofort mit mir, wenn Dich etwas beschäftigt, ganz egal, was es ist, okay?“ Die Brünette nickte und ließ sich von ihrem Freund in den Arm nehmen „versprochen“ sagte sie leise und wusste doch, dass sie dieses Versprechen nicht würde halten können. Nicht, solange die Sache mit Karsten nicht geklärt und ein für alle Mal beendet war, aber dafür, das schwor sich Helena, würde sie sorgen und zwar so schnell wie möglich.

Als Marlene nach Hause kam, wartete Rebecca bereits auf sie und hatte die Zeit genutzt, um sich an einer Lasagne zu versuchen „da bist Du ja endlich, ich dachte schon, Du kommst gar nicht mehr zurück“ sagte die Gräfin und wartete, bis die Blondine ihre Sachen abgelegt hatte und zu ihr in die Küche kam. Marlene überspielte ihre innere Unruhe und gab ihr einen Kuss zur Begrüßung „tut mir leid, aber Du kennst das ja...am Wochenende ist es überall brechend voll und meine Eltern wollten mich mal wieder nicht gehen lassen“ log sie und warf einen neugierigen Blick in den Ofen „sag bloß es ist das, wonach es riecht?“ Rebecca lächelt stolz „da staunst Du, was? Und ich glaube sogar, dass sie mir ganz gut gelungen ist“ entgegnete sie und wollte den Korb an sich nehmen, um die Einkäufe auszupacken, doch Marlene war schneller „Finger weg, das mache ich.“ Die Brünette verdrehte genervt die Augen „geht das jetzt die ganzen nächsten Monate so? Du musst mich nicht behandeln, wie ein rohes Ei, ich bin schließlich nicht krank“ protestierte sie „ich glaube nicht, dass Du darüber ernsthaft mit mir diskutieren möchtest“ erwiderte Marlene ungewohnt schroff, was Rebecca stutzig machte. Sie beobachtete ihre Frau beim Auspacken und verschränkte die Arme vor der Brust „wo kommt denn die schlechte Laune auf einmal her? War irgendetwas?“ hakte sie nach „nein, was soll den gewesen sein? Ich habe nur einfach keine Lust mehr, Dir immer wieder erklären zu müssen, dass Du Dich schonen musst.“ Rebecca verließ ihren Beobachtungsposten und ging zu der anderen, die inzwischen alles verstaut hatte „und wie oft muss ich Dir noch sagen, dass Du nicht so übertreiben sollst? Es ist doch alles okay und wie Du siehst, tue ich nichts, was anstrengend ist oder mich aufregt. Ich kenne Dich doch und meine Diva Sensoren sagen mir, dass da in Wirklichkeit etwas ganz anderes hinter steckt“ bemerkte sie und zog eine solch komische Grimasse dabei, dass Marlene lachen musste „was für Sensoren? Du hast doch einen Knall“ erwiderte sie und schüttelte belustigt den Kopf. Die Gräfin grinste und legte ihre Arme um die Taille der Blonden „na und, dann habe ich eben einen Knall, aber immerhin lachst Du jetzt wieder“ stellte sie fest „und jetzt erzähl mir, was wirklich los ist. Du kannst zwar ganz gut schauspielern, aber ich merke trotzdem, wenn Du Dich über etwas aufgeregt hast.“ Marlene seufzte „ich habe doch gesagt, dass alles okay ist. Und jetzt hör bitte auf mich zu verhören und sag mir lieber, wann die Lasagne fertig ist. Ich habe nämlich einen Bärenhunger“ ließ sie ihre Frau wissen „die Lasagne braucht noch eine Weile. Genügend Zeit also, um mir Dein Herz auszuschütten.“ Sie sah ihr Gegenüber auffordernd an, doch Marlene blieb bei ihrem Entschluss, Rebecca nichts von ihrem Besuch bei Juri zu erzählen, um ihr keine falschen Hoffnungen zu machen und weil sie nicht wollte, dass sie sich wieder aufregte „erzähl Du mir lieber, warum Deine Geschwister schon wieder weg sind. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass ich sie noch antreffe.“ Rebecca gab sich seufzend geschlagen „darüber wollte ich eh noch mit Dir sprechen“ erwiderte sie und berichtete Marlene dann von Maries Vorschlag und von dem Ärger, den diese deshalb mit Sebastian hatte.

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BeitragVerfasst: 24.09.2015, 16:14 
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Teil 340:

Marie war unterdessen in ihr Büro geflüchtet, wo sie sich der vielen Post widmete, die in den letzten Tagen eingegangen war, doch wirklich darauf konzentrieren konnte sie sich nicht. Ihre Gedanken drifteten immer wieder ab und entsprechend groß war der Schreck, als es plötzlich an der Tür klopfte „ja, bitte“ rief sie und war nicht sonderlich überrascht, als sie ihren Freund erblickte. Sebastians Gesichtsausdruck ließ allerdings nicht darauf schließen, dass er in friedlicher Mission unterwegs war „seit wann läufst Du eigentlich einfach weg, wenn es Probleme gibt und weshalb tust Du plötzlich so, als sei ich ein kaltherziger Mistkerl, der nicht versteht, dass es Menschen gibt, die hart ums Überleben kämpfen müssen. Ich wurde selbst nicht mit einem goldenen Löffel im Mund geboren, auch wenn ich ein Lahnstein bin. Ich habe mir das, was ich heute bin und was ich besitze auch erkämpfen müssen, nichts davon wurde mir geschenkt und ich dachte ehrlich gesagt, dass Du das weißt“ fiel er mit der Tür ins Haus und machte einen gekränkten Eindruck. Marie legte das Schreiben zur Seite, welches sie gerade gelesen hatte und stand von ihrem Platz auf „das habe ich auch nicht behauptet. Vielleicht habe ich ein bisschen überreagiert, aber es ging dabei nicht nur um Dich oder mich, sondern darum, dass man manchmal einfach Mensch sein sollte und nicht nur Geschäftsmann oder Moralapostel. Natürlich weiß ich, dass es für Visions rein wirtschaftlich gesehen nicht leicht wird am Anfang, aber glaubst Du denn wirklich, dass es gut für Rebecca ist, wenn sie gleich zu Beginn eine Mitarbeiterin für etwas feuert, was in unserer Gesellschaft schon längst nichts Besonderes mehr ist? Ich meine, wer weiß das denn besser als ich? Was glaubst Du, wie viele von Euren sauberen Geschäftspartnern sich regelmäßig Frauen über den Escort-Service kommen lassen, um ihre Erfolge zu feiern, oder um mit ihnen anzugeben? Jede Menge, Sebastian. Und schadet es diesen Männern? Nein, im Gegenteil, sie sind hoch angesehen, während die Frauen dafür abgestraft werden, indem man sie versteckt oder mit dem Finger auf sie zeigt. Vielleicht verstehst Du nicht, worum es mir geht, aber Du könntest es ja wenigstens mal versuchen und nicht gleich so tun, als sei ich verrückt geworden und wüsste nicht, was ich tue“ erwiderte sie und blieb dicht vor ihm stehen, um die Distanz zwischen ihnen zu überwinden. Der Graf rieb sich die Augen, er war müde und hatte sich den Samstag anders vorgestellt „natürlich weiß ich das, ich bin schließlich nicht naiv oder weltfremd. Mein eigener Cousin bekommt des Öfteren Besuch von Damen aus diesem Gewerbe und ich bin mir ziemlich sicher, dass Eva eine davon war. Mir geht es nicht darum diesen Frauen Steine in den Weg zu legen, ich gönne jeder von ihnen, dass sie irgendwann eine Beschäftigung findet, die sie ausfüllt und von der sie gut leben kann. Vielleicht einigen wir uns einfach darauf, dass es nicht immer möglich ist seine moralischen Vorstellungen und persönlichen Empfindungen mit den geschäftlichen Entscheidungen unter einen Hut zu bekommen. Ich würde manchmal auch gerne anders handeln, aber als Geschäftsführer hat man auch Verantwortung gegenüber dem restlichen Personal und das alles für eine einzelne Person zu gefährden, ist kaum vertretbar, wenn Du mich fragst. Rebecca wird sich darüber im Klaren sein müssen und nichts anderes habe ich ihr gesagt. Sie wird schon das Richtige tun und egal was es sein wird, wir werden es akzeptieren müssen. Und jetzt möchte ich gerne nach Hause und würde mich freuen, wenn Du mich begleitest. Die Arbeit holt uns früh genug wieder ein und außerdem habe ich Emma versprochen, dass wir nachher noch mit ihr ins Kino gehen“ ließ er sie wissen, wobei seine Stimme einen versöhnlichen Tonfall annahm. Marie hingegen, fühlte sich nicht wirklich besser, denn dass es hier auch um sie selbst ging, schien Sebastian weiter zu ignorieren und das tat in diesem Moment mehr weh, als alles andere „ich weiß nicht, ob ich dafür in Stimmung bin. Vielleicht geht ihr lieber alleine und ich koche uns in der Zeit etwas Schönes für später“ erwiderte sie „wie Du meinst, aber Emma wird sicher traurig sein, wenn Du nicht mit gehst. Vielleicht überlegst Du es Dir ja nochmal, Du weißt doch, wie schwer es gerade für sie ist. Sie kann doch kaum verstehen, was da passiert und braucht jetzt umso mehr das Gefühl, dass wir nach wie vor eine Familie sind“ gab er zu bedenken. Die Blondine holte ihre Tasche und konnte nicht umhin zu denken, dass dies fast schon einer moralischen Erpressung gleich kam. Sie wusste, dass Sebastian gerade unter enormen Druck stand und dass er große Verlustängste hatte, aber sie fühlte sich auch zunehmend unverstanden und hatte den Eindruck, dass ihre Gefühle nur wenig zählten. „Das ist mir klar“ entgegnete sie knapp und schluckte ihren Frust und die Enttäuschung erneut hinunter, obwohl sie genau spürte, dass das kein guter Weg war. Sie redete sich ein, dass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis endlich wieder Normalität einkehren würde und danach würde es auch zwischen Sebastian und ihr wieder so sein, wie früher.

Rebecca und Marlene hatten nach dem Essen noch lange zusammen gesessen und über die möglichen Optionen geredet, wie sie am besten auf den Artikel reagieren konnten. Die Blondine hatte sich ebenfalls offen gezeigt, was Maries Vorschlag anging, doch Rebeccas Bedenken waren noch nicht vollends vom Tisch „wenn ich wenigstens wüsste, wie Juri dazu steht. Es wäre um einiges leichter, wenn er sich uns anschließen würde und wenn ich endlich Gewissheit hätte, ob er tatsächlich bei Visions aussteigt“ überlegte sie laut und zog die Stirn kraus. Marlene löste sich von der Brünetten, die den Kopf an ihre Schulter gelehnt hatte und stand vom Sofa auf „vielleicht solltest Du einfach mal aufhören es von Juri abhängig zu machen und Deine eigenen Entscheidungen treffen. Es ist doch wurscht, was er davon hält. Du hast mir doch gerade deutlich gesagt, dass Du Eva eigentlich nicht entlassen möchtest, also sehe ich das Problem nicht. Oder machst Du neuerdings nur noch das, was Juri will? Ich verstehe echt nicht, warum Du immer noch davon überzeugt bist, dass er so ein toller Typ ist. Alles was ich bislang von ihm weiß ist, dass er nur an sich denkt und davon läuft, wenn es schwierig wird. Keine Ahnung, warum Du auf so jemanden noch derart große Stücke hältst.“ Sie ging zur Garderobe und zog sich ihre Jacke an „wohin willst Du denn jetzt noch?“ fragte die Gräfin „arbeiten, das hatte ich Dir doch gesagt. Ich muss mich schließlich nebenher noch um einen Club kümmern, auch wenn Du das gerne mal vergisst“ erwiderte sie leicht vorwurfsvoll. Rebecca stellte sich vor die Tür und blockierte damit den Ausgang „was ist denn mit Dir los? Du bist heute irgendwie dünnhäutig und außerdem habe ich Dir schon oft versucht zu erklären, dass Juri nicht wie jeder andere ist. Manchmal habe ich den Eindruck, dass Du sogar ganz froh darüber wärst, wenn er einfach verschwinden würde. Das könnte ich ja vielleicht noch verstehen, wenn es nur um Visions ginge, aber er ist nun mal auch der Vater des Babys und ich finde, dass das auch Dir nicht völlig egal sein sollte.“ Marlene atmete schwer und versuchte sich zu zügeln „es ist mir nicht egal, aber ich mache auch unser Leben nicht davon abhängig und das kannst Du auch nicht von mir verlangen. Und wenn Du meinst, dass Du mir nicht erzählen kannst, was genau Juri so Schlimmes widerfahren ist, dann darfst Du auch nicht erwarten, dass ich es verstehe. Außerdem würde es Dir gut tun, wenn Du Dich ab und an auch mal in meine Lage versetzen würdest, aber das scheint Dir ja bei Juri deutlich leichter zu fallen, als bei Deiner eigenen Frau. So, und jetzt muss ich arbeiten. Warte nicht auf mich, es wird sicher spät werden“ erklärte sie, gab der anderen einen flüchtigen Kuss und schob sie sanft bei Seite, um die Wohnung zu verlassen. Rebecca war überrumpelt, kam aber nicht mehr dazu etwas zu unternehmen, da das Telefon klingelte. Sie ging dran und wunderte sich die Stimme ihrer Schwiegermutter zu hören, die nach ihrer Tochter fragte „Marlene ist gerade zur Tür raus. Habt Ihr denn heute noch nicht genug gequatscht?“ scherzte sie, was Viktoria allerdings nicht verstand „naja, sie war doch heute Vormittag erst bei Euch“ erklärte Rebecca. An der Reaktion von Viktoria erkannte sie jedoch, dass das offenbar nicht stimmte „nein, dann habe ich bestimmt nur was falsch verstanden. Sie kann sich ja morgen bei Euch melden, ich werde es ihr ausrichten“ sagte die Gräfin schnell und beendete das Telefonat, nachdem sie Viktoria versichert hatte, dass alles in Ordnung war. Sie ging zurück zum Sofa und nahm ihr Handy zur Hand. Irgendetwas stimmte nicht, das hatte sie gleich gemerkt und die Lüge von Marlene, sowie ihr plötzlicher Abgang bestätigten dieses Gefühl. Rebecca überlegte ihre Frau anzurufen, um sie direkt damit zu konfrontieren, entschied sich dann aber doch dagegen und versuchte die unschönen Gedanken, sie sich bereits in ihrem Kopf breit machten, irgendwie zu ignorieren. Sie lehnte sich zurück und legte die Hände auf ihren Bauch „sei froh, dass Du noch da drin bist. Das Leben hier draußen ist ziemlich kompliziert“ flüsterte sie und beschloss, sich ein Bad einzulassen, um ein wenig zu entspannen und in der Hoffnung, dass die trübsinnigen Gedanken genauso schnell verschwanden, wie sie gekommen waren.

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Teil 341:

„Und Du bist wirklich sicher, dass ich gehen soll? Ich könnte auch einfach hier sitzen bleiben und Dir beim Arbeiten zusehen“ säuselte Juliette und stütze ihr hübsches Gesicht auf dem Handrücken ab, während sie Jacky verliebt anblickte. Die Brünette lachte „als ob Du es fertig bringen würdest einfach nur dort zu sitzen. Du hältst mich doch nur wieder von der Arbeit ab und das kann ich mir leider nicht erlauben“ erwiderte sie und nahm den nächsten Bestellzettel zur Hand. Juliette stand auf und ging hinter die Bar, wo sie ihre Arme von hinten um die andere legte „daran bist Du selbst schuld, Du bist eben einfach unwiderstehlich“ flüsterte sie und küsste zärtlich Jackys Nacken. Diese kicherte amüsiert, bis sie Marlene entdeckte, die soeben durch die Tür schritt und langsam auf sie zukam „nicht hier, ich bekomme sonst Ärger“ zischte sie und löste sich schnell von dem Model. Juliette war über ihre plötzliche Ernsthaftigkeit verwundert, bis auch sie die Blondine erblickte „was denn, von ihr? Die soll sich mal nicht so haben, wir tun schließlich nichts Verbotenes“ erwiderte sie leicht angefressen. Marlene war inzwischen an der Bar angekommen und konnte nur schwer verbergen, dass ihr Juliettes Anwesenheit nicht passte „hallo“ sagte sie knapp und wandte sich dann an Jacky „machst Du mir bitte einen Kaffee?“ Die Gefragte nickte, doch bevor sie der Bitte nachkommen konnte, zog Juliette sie an sich und gab ihr einen leidenschaftlichen Kuss „ich rufe Dich später an“ verkündete sie, bevor sie sich verabschiedete und den Club verließ. Die Brünette war sichtlich verlegen und stellte mit unruhiger Hand den Kaffee vor Marlene ab „sie ist ganz schön besitzergreifend, was?“ bemerkte die Blondine „sie weiß eben einfach, was sie will“ erwiderte Jacky etwas forscher als gewollt, wofür sie sich jedoch direkt entschuldigte „sorry, das war unnötig.“ Die Clubbesitzerin winkte ab „schon gut, ich verstehe Dich ja. Juliette ist sicher nicht verkehrt, aber ich...im Moment ist mir einfach alles ein bisschen zu viel, glaube ich. Aber Dir scheint sie gut zu tun und das freut mich wirklich“ erklärte sie aufrichtig „das mit uns ist ganz locker und das ist auch gut so. Von Herzschmerz habe ich erst mal genug“ stellte die junge Frau klar, woraufhin Marlene betreten den Kopf senkte. Als sie wieder aufsah, trafen sich ihre Blicke und die Blondine verspürte plötzlich das starke Bedürfnis die andere in den Arm zu nehmen „es tut mir leid, Jacky. Ich wollte Dich nie verletzen, und ich wünschte wirklich die Zeit zurückdrehen zu können. Du weißt, wie gern ich Dich habe und wie wichtig mir unsere Freundschaft ist. Aber ich kann auch verstehen, dass es für Dich nicht so leicht ist. Vielleicht sagst Du mir einfach, wenn es Dir zu viel wird und gibst mir ein Zeichen, wenn Du so weit bist. Ich gehe jetzt besser mal in mein Büro und lasse Dich in Ruhe weiter arbeiten.“ Jacky nickte und beobachtete deprimiert, wie die Blondine davon stapfte. Sie wäre ihre gerne hinterher gegangen, doch sie verbot es sich. Dabei hatte sie deutlich gespürt, dass Marlene traurig war und als Freundin wäre es ihre Aufgabe gewesen, sie zu trösten und ihr zuzuhören. Aber sie spürte auch, dass da immer noch der Wunsch war, Marlene in den Arm zu nehmen und sie zu küssen und sie wusste einfach nicht, ob sie ihre Gefühle tatsächlich würde kontrollieren können. „Verdammte Gefühle“ brummte sie und widmete sich wieder ihrer Arbeit, ohne zu merken, dass sie die ganze Zeit über beobachtet worden war.

Rebecca war überrascht, als es am späten Abend an der Tür schellte und zupfte schnell ihren Hausanzug zurecht, bevor sie öffnete „was machst Du denn hier?“ Juliette strahlte übers ganze Gesicht und ging an ihr vorbei in die Wohnung „was ist denn das für eine Begrüßung“ beschwerte sie sich, nahm die Gräfin in den Arm und gab ihr rechts und links ein Küsschen „ich wollte mal sehen, wie Du so lebst und außerdem war ich gerade in der Nähe.“ Rebecca blickte sie skeptisch an „tatsächlich? Das ist ja wirklich nett, aber eigentlich warte ich nur noch auf Marlene und wollte dann schlafen gehen“ erwiderte sie, doch die Brünette ließ sich nicht beirren und setzte sich auf das Sofa „nun sei mal nicht so, Du wirst doch wohl ein paar Minuten für Deine Verflossene übrig haben.“ Rebecca schüttelte belustigt den Kopf „natürlich, möchtest Du vielleicht etwas trinken?“ erkundigte sie sich und ging in die Küche, nachdem ihre Besucherin dies bejaht hatte „auf Marlene brauchst Du im Übrigen nicht warten, die ist anderweitig beschäftigt“ bemerkte Juliette fast beiläufig. Die junge Gräfin kam mit zwei Gläsern zurück und setzte sich zu der anderen auf das Sofa „was meinst Du denn damit? Hast Du sie gesehen?“ fragte sie irritiert „ja, im No Limits. Aber sie hatte kein großes Interesse an einem Gespräch und Jacky springt ja immer gleich im Dreieck, wenn sie auftaucht. Was geht da eigentlich ab zwischen den beiden? Ist da mal was gelaufen?“ Sie blickte Rebecca geradewegs in die Augen, die durch ihre direkte Art ins Stocken geriet und deren Puls leicht in die Höhe schoss „nein, natürlich nicht! Wie kommst Du denn da drauf?“ entgegnete sie empört, doch Juliette war nicht so einfach zu täuschen „das war ganz schlecht, Gräfin Lahnstein. Ich sehe Dir doch an der Nasenspitze an, dass Du lügst und außerdem weiß ich, dass Du ein Problem mit Jacky hast. Hör zu, ich mag die Kleine wirklich sehr gerne, aber ich habe keine Lust mich wieder auf jemanden einzulassen, der noch Marlene geschädigt ist. Einmal hat völlig gereicht“ erklärte sie hörbar zynisch. Rebecca starrte sie mit offenem Mund an „bitte was? Sag mal, geht’s noch? Wie redest Du eigentlich mit mir und was sollen diese blöden Anspielungen? Das mit Marlene war damals etwas ganz anderes und Du musst nicht so tun, als seist Du völlig unschuldig gewesen an dem Ganzen. Und mit Jacky ist nichts gelaufen, Marlene will nichts von ihr und das wird sich auch nicht mehr ändern!“ regte sie sich auf und funkelte die andere zornig an. Juliette dagegen blieb gelassen „dafür, dass an dieser Vermutung nichts dran ist, regst Du Dich aber ganz schön auf. Du warst ja schon immer sehr impulsiv, aber so reagiert nur jemand, der eifersüchtig ist und der auch einen Grund dafür hat. Also hör auf hier herum zu keifen und erzähl mir lieber, was los ist. Ich bin schließlich nicht Dein Feind, sondern habe ein ernsthaftes Interesse daran, Jacky glücklich zu machen. Die Frage ist nur, ob ich überhaupt eine Chance habe“ brachte sie offen hervor. Rebeccas Aufregung legte sich ein wenig, aber sie war noch immer nicht sicher, was sie von der Sache halten sollte und blieb skeptisch „heißt das etwa, dass Du Dich ernsthaft in Jacky verliebt hast?“ wollte sie wissen, was Juliette durch einen Blick, der keine weiteren Worte erforderte, bestätigte „ich weiß, dass es nicht hätte passieren dürfen, aber wer kann das schon steuern. Und deshalb wäre ich Dir wirklich dankbar, wenn Du mir sagen würdest, woran ich bin. Komm schon, Rebecca, der alten Zeiten wegen. Genau genommen bist Du es mir sogar schuldig, schließlich hast Du mich damals auch nur benutzt, um über Marlene hinweg zu kommen.“ Sie rückte noch ein bisschen näher zu der Gräfin und gab ihr dadurch keine Chance auszuweichen „Du bist eine echte Nervensäge, weißt Du das eigentlich?“ bemerkte Rebecca und seufzte schwerfällig.

Emma hatte sich unter ihre Decke gekuschelt und lauschte aufmerksam den Worten von Marie, die der kleinen Gräfin bis eben noch aus einem Buch vorgelesen hatte „wieso hörst Du denn auf? Die Geschichte ist doch noch gar nicht zu Ende“ bemerkte das blonde Mädchen altklug. Marie schaute sie überrascht an „nicht? Hm, jetzt wo Du es sagst...da steht wirklich noch etwas“ bemerkte sie und fuhr mit dem Finger die klein geschriebenen Zeilen entlang „und jetzt ist es an der Zeit für die kleine Emma von Lahnstein ins Bett zu gehen, weil junge Gräfinnen viel Schlaf brauchen, ganz besonders, wenn sie zuvor im Kino waren, wo sie jede Menge Süßigkeiten gegessen und ihren Eltern versprochen haben, dass sie heute Abend ohne zu murren ins Bett gehen“ las sie vor und war amüsiert über den Gesichtsausdruck der Kleinen. Emma setzte sich auf und lachte „das steht da nicht, das hast Du Dir ausgedacht“ sagte sie voller Überzeugung, was die Erwachsene zum Schmunzeln brachte „so etwas würde ich niemals tun. Und jetzt wird geschlafen, den Rest liest der Papa Dir beim nächsten Mal vor“ bestimmte sie und klappte das Buch zu. Doch Emma wollte noch nicht aufgeben „Papa sagt immer, dass man nicht flunkern darf. Ich kann Dich bei ihm verpetzen“ erklärte sie grinsend „das würdest Du machen? Und ich dachte, dass die Schokoladenmonster zusammenhalten“ bemerkte die Blondine gespielt enttäuscht. Die kleine Gräfin schaute sie erwartungsvoll an „backst Du morgen was mit mir?“ wollte sie wissen „ja, aber nur, wenn Du jetzt schläfst und mich nicht bei Deinem Papa in die Pfanne haust. Einverstanden?“ Emma nickte „einverstanden“ sagte sie, legte sich hin und ließ sich von Marie zudecken „wenn der Richter sagt, dass ich bald bei Mama wohnen muss, darf ich Papa und Dich dann nicht mehr sehen?“ fragte sie plötzlich und wirkte mit einem mal sehr traurig. Marie spürte einen Kloß im Hals und wünschte Tanja einmal mehr zum Teufel „noch steht gar nicht fest, wo Du zukünftig wohnen wirst und ganz egal, ob bei Deiner Mama oder hier, wir werden immer für Dich da sein und zwar alle. Du musst also keine Angst haben, okay?“ Emma nickte zaghaft „okay. Ich hab Dich nämlich lieb und Papa, Jonas und Sophie auch. Aber meine Mama hab ich auch lieb“ erklärte sie und rührte die Blondine damit beinahe zu Tränen „ich hab Dich auch lieb und jetzt versuch zu schlafen“ erwiderte sie leise, gab ihr einen Kuss auf die Stirn und löschte das Licht. Als sie das Zimmer verlassen hatte, lehnte sie sich von außen gegen die Tür und atmete ein paar Mal tief durch. Sie fragte sich, ob es richtig gewesen war, Emma ein solches Versprechen zu geben, denn wenn sie ehrlich zu sich selbst war, dann wusste sie, dass Tanja dazu in der Lage war ihnen Emma zu entziehen. „Lieber Gott, bitte steh uns bei“ flüsterte sie und machte sich auf den Weg in ihre Suite.

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BeitragVerfasst: 24.09.2015, 16:17 
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Teil 342:

Am Sonntag Morgen begegneten sich die beiden Frauen beim Frühstück, wobei Rebecca schon am Tisch saß, als Marlene hinzu kam und ihr gegenüber Platz nahm. Es herrschte eine leicht angespannte Stimmung und keine von beiden schien den Anfang machen zu wollen, bis die Brünette das Schweigen schließlich durchbrach „ich habe gestern noch lange auf Dich gewartet. Du musst ziemlich spät nach Hause gekommen sein“ bemerkte sie und blickte die andere prüfend an „ich hatte Dir ja gesagt, dass es spät werden würde und Du nicht extra warten sollst“ erwiderte Marlene und schenkte sich einen Kaffee ein. Die Gräfin überlegte, wie sie am ehesten etwas aus ihrer Frau heraus bekam, ohne dabei misstrauisch zu wirken „war denn was Besonderes?“ fragte sie bemüht lässig „nein, nur das Übliche. Es gab einfach viel zu tun, was kein Wunder ist, so selten wie ich in letzter Zeit im Club war“ erklärte die Blondine, als ihr Handy vibrierte. Sie erkannte den Namen des Anrufers im Display, nahm das Telefon zur Hand und drückte das Gespräch weg „wer war das und wieso gehst Du nicht dran?“ wollte die Gräfin wissen „das war nur Kim, ich rufe sie später zurück“ entgegnete sie und sah ihr Gegenüber auffordernd an „was ist los? Willst Du mir vielleicht irgendetwas sagen?“ Rebecca stellte ihre Tasse ab „keine Ahnung, das Gleiche könnte ich Dich fragen. Du bist doch gestern Abend einfach abgerauscht und hast mich stehen lassen“ stellte sie etwas unwirsch fest „ich habe Dich nicht einfach stehen lassen, sondern ich musste zur Arbeit. Außerdem, und nimm es mir bitte nicht übel, konnte ich Deine ständigen 'ohne Juri geht es nicht' Gesänge nicht mehr hören. Mal abgesehen davon, dass Du mir ganz nebenbei unterstellt hast, dass es mir egal ist, ob unsere Tochter einen Vater haben wird, oder nicht. Wenn Du Dich benimmst, wie ein Elefant im Porzellanladen, dann musst Du Dich auch nicht wundern, wenn ich entsprechend darauf reagiere.“ Die Brünette sah die andere ungläubig ab „ICH benehme mich wie ein Trampel? Das ist ja sehr interessant...und was heißt hier eigentlich nichts geht ohne Juri, das habe ich so nicht gesagt. Ich mache mir lediglich Gedanken darum, wie es weitergehen soll und dafür werde ich mich auch sicher nicht entschuldigen, nur weil Du ein Problem mit ihm hast. Vielleicht fasst Du Dir lieber mal an die eigene Nase und erklärst mir, was genau Du gestern Vormittag getrieben hast?“ brauste sie auf „reg Dich bitte nicht so auf...und schreien musst Du auch nicht, ich habe schließlich nichts an den Ohren.“ Rebecca stieß geräuschvoll die Luft aus und senkte ihre Stimme „ich schreie nicht, und außerdem rege ich mich auf so viel ich will. Und jetzt hätte ich gerne eine Antwort auf meine Frage“ erwiderte sie ungeduldig, doch die Clubbesitzerin reagierte abweisend „stimmt, ich vergaß, Du machst ja immer nur das, was Du willst. Ich weiß auch gar nicht, was Du von mir hören willst, Du weißt doch, wo ich am Samstag war. Wenn Du unbedingt streiten möchtest, dann tu das, aber such Dir bitte jemand anderen dafür, ich habe wirklich keine Lust dazu.“ Sie stand auf und suchte ihre Sachen zusammen „darf man erfahren, wo es diesmal hingeht, oder ist das geheim?“ fragte die Gräfin zynisch, die ihr Misstrauen kaum noch zügeln konnte „ich gehe arbeiten, Deine Laune ist gerade echt nicht zu ertragen. Vielleicht hast Du Dich ja beruhigt, wenn ich nachher wieder komme“ verkündete sie genervt und verließ die Wohnung. „Ja, geh ruhig und bestell Jacky schöne Grüße von mir“ rief Rebecca ihr nach, doch Marlene hörte es nicht mehr, da die Tür bereits ins Schloss gefallen war. Die Brünette stützte ihren Ellenbogen auf dem Tisch ab und fasste sich an die Stirn, sie hatte eigentlich nicht streiten wollen, aber die Tatsache, dass Marlene ihr weiterhin etwas verschwieg, ließ sie einfach nicht zur Ruhe kommen. Vielleicht war alles ganz harmlos und sie machte sich völlig umsonst verrückt, aber was, wenn nicht? In Rebecca machte sich eine längst überstanden geglaubte Eifersucht breit, die ihr sämtliche Rationalität nahm. Die Sache mit Juri, ihre Schwangerschaft, der Ärger bei Visions und die Angst vor einer Fehlgeburt, stellten ihre Ehe erneut auf eine harte Probe und Rebecca hatte Angst, dass all dies Marlene am Ende in Jackys Arme treiben könnte. Juliettes Aussagen machten es nicht besser, denn offenbar war Jacky noch immer nicht endgültig über ihre Gefühle für Marlene hinweg, überlegte Rebecca und spielte mit dem Gedanken ins No Limits zu fahren, um sich mit ihrer Frau auszusprechen und sich selbst ein Bild davon zu machen, was zwischen ihr und Jacky ablief, aber dann entschied sie sich doch dagegen. Sie stand auf und holte ihren Zeichenblock. Wenn der Sonntag schon ruiniert war, dann wollte sie wenigstens noch ein paar Entwürfe zu Papier bringen, die hoffentlich dazu beitragen würden, dass die erste Kollektion von Visions ein Erfolg werden würde.

Als Marlene in ihrem Büro angekommen war, griff sie als erstes nach ihrem Handy und erledigte einen Rückruf „hallo Jasmin, hier ist Marlene. Entschuldige bitte, dass ich Dich vorhin weggedrückt habe, aber ich konnte gerade nicht sprechen...ja, ich habe die Unterlagen bekommen und das klingt auch alles wirklich fantastisch, aber...“ Sie brach ab, als es an der Tür klopfte und Jacky den Kopf in ihr Büro steckte. Marlene winkte sie herein und widmete sich wieder dem Telefonat, während Jacky etwas unsicher vor ihrem Schreibtisch stehen blieb und sich keinen Reim auf das machen konnte, was ihre Chefin zu der Person am anderen Ende der Leitung sagte „nein, ich brauche es mir nicht mehr überlegen, ich habe mich entschieden und dabei bleibt es auch. Es geht leider nicht...aber ich danke Dir sehr für Dein Vertrauen und für das Angebot, ich weiß das wirklich zu schätzen...das wünsche ich Dir auch, Jasmin, mach´s gut.“ Sie legte auf und blickte ihre Mitarbeiterin fragend an „was kann ich für Dich tun?“ Jacky wirkte leicht verlegen, als sie ihrer Chefin von einem Gast berichtete, der angekündigt hatte, sich über sie zu beschweren „ich wollte Dich nur schon mal vorwarnen...ich will mich sicher nicht raus reden, aber der Typ hatte wirklich einen an der Klatsche. Der hat drei Mal etwas an dem bestellten Essen auszusetzen gehabt und dann noch behauptet, dass ich seine Bestellungen falsch an die Küche weitergegeben hätte. Ich hab mich wirklich bemüht freundlich zu bleiben, aber irgendwann ist mir dann doch der Kragen geplatzt“ gab sie zu. Die Blondine zuckte mit den Schultern „dann soll er sich mal schön beschweren. Ich werde es mir anhören, ihm einen Gutschein ausstellen und dann hat sich die Sache. Es gibt wahrlich Wichtigeres, als anstrengende Gäste“ bemerkte sie und blickte auf die Unterlagen, die vor ihr lagen „wie das da, zum Beispiel?“ vermutete Jacky und griff nach der Mappe. Marlene war verwundert, ließ sie aber gewähren und wartete auf eine Reaktion „die wollen Dir eine Hauptrolle in einem Musical geben, das in London spielen soll? Das klingt nach einem ziemlich guten Angebot“ stellte die Brünette fest „das ist nicht nur gut, das ist fast wie ein 6er im Lotto“ erwiderte die Clubbesitzerin und seufzte. Jacky nahm auf einem der Stühle Platz und schaute sie irritiert an „und wieso hast Du es dann gerade abgesagt? Doch nicht wegen dem Club, oder? Ich meine, wir haben es doch auch ganz gut hinbekommen, als Du in Hamburg warst und mit ein bisschen zusätzlichem Personal, würden wir sicher auch eine längere Auszeit von Dir auffangen können“ erklärte sie, doch Marlene schüttelte den Kopf „darum geht es nicht, jedenfalls nicht nur. Wie Du weißt, ist Rebecca schwanger und wenn ich dieses Arrangement antreten würde, wäre ich sehr lange Zeit weg. Ich würde alles verpassen, hätte keine ruhige Minute und außerdem möchte ich nicht noch mal so lange von meiner Familie getrennt sein. Das geht einfach nicht und jetzt, wo die Kleine unterwegs ist, erst recht nicht.“ Sie nahm der anderen die Unterlagen ab und schmiss sie in den Papierkorb „bist Du Dir da ganz sicher? Solche Chancen erhält man nicht oft und wenn jemand es verdient hat, dann Du. Kann Rebecca sich denn nicht vorstellen mit Dir zu gehen? London ist doch nicht schlecht und es wäre ja auch nicht für immer“ hakte Jacky nach und konnte ihre Überraschung nicht verbergen, als Marlene ihr mitteilte, dass Rebecca nichts von dem Angebot wusste „es ist schon kompliziert genug im Moment, wir haben so viele Baustellen, da muss ich sie nicht auch noch damit belasten. Sie würde sich nur unnötig Gedanken machen deswegen und das Gleiche sagen, wie Du, aber ich weiß auch, dass sie mich hier braucht. Mitkommen kann sie schlecht, so lange Visions sich nicht am Markt etabliert hat und auf Juri braucht man da gar nicht erst hoffen. Nein, es ist besser so und ich werde es ihr auch erzählen, aber erst, wenn sich alles wieder beruhigt hat und ich keine Angst mehr haben muss, dass ihr oder dem Kind etwas passiert“ erklärte die Blondine entschieden. Jacky verspürte einen leichten Stich im Herzen, denn obwohl sie wusste, dass Marlene Rebecca sehr liebte, tat es noch immer ein bisschen weh, es vor Augen geführt zu bekommen „ich hoffe, dass sie dieses Opfer auch zu schätzen weiß“ erwiderte sie und stand auf. Marlene erhob sich ebenfalls „danke“ sagte sie leise, während Jacky bereits zur Tür gelaufen war „wofür?“ wollte sie wissen „dafür, dass Du mir zugehört hast. Es hat gut getan darüber zu reden.“ Sie lächelte die andere an und war froh, als Jacky das Lächeln erwiderte, bevor sie das Büro verließ und die Tür hinter sich schloss. Sie setzte sich wieder und nahm erneut ihr Handy zur Hand, um die SMS zu lesen, die vor ein paar Minuten eingegangen war. Sie war von Rebecca und sie machte ihr Hoffnung, dass der Sonntag doch nicht komplett ruiniert war.

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BeitragVerfasst: 24.09.2015, 16:18 
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Teil 343:

Sebastian und Marie waren gerade von einem Spaziergang mit den Zwillingen zurück gekommen und betraten anschließend das Kaminzimmer, wo sie sich ein bisschen an dem Feuer des Kamins aufwärmen wollten. Als sie auf dem Sofa Platz genommen und der Graf sich ein Glas Bourbon eingeschenkt hatte, nutzte Marie die Gelegenheit, um noch einmal über die anstehende Pressekonferenz bei Visions zu reden „Rebecca hat sich entschieden am Montag ein Statement zu Eva Baumann abzugeben. Ich möchte ihr wie versprochen zur Seite stehen und die Gelegenheit nutzen, um auch die ewigen Gerüchte um meine Vergangenheit zu beenden“ erklärte sie und blickte ihn unsicher von der Seite an. Sebastian trank einen Schluck von dem Bourbon und atmete schwer „seit wann weißt Du das schon?“ fragte er wenig begeistert „noch nicht lange, Rebecca hat mich vor zwei Stunden angerufen. Ist das alles, was Dir dazu einfällt?“ Er wandte sein Gesicht zu ihr, sein Blick war härter als sonst und er wirkte plötzlich viel älter, als er tatsächlich war „was soll ich denn noch sagen, Du hast Dich doch eh schon entschieden und das, obwohl Du genau weißt, dass ich anderer Meinung bin. Aber das interessiert Dich ja nicht, genauso wenig wie die Tatsache, dass Du Emma und mir damit schadest“ warf er ihr vor, woraufhin sie ihn verblüfft ansah „ich tue was? Was hat das denn mit Emma und Dir zu tun? Es geht um mich, um meine Vergangenheit und darum, dass ich nicht länger erpressbar sein möchte. Wie lange soll ich diesen ganzen Mist denn noch mit mir herum schleppen und darauf warten, dass jemand ihn gegen mich verwendet? Ich will das nicht mehr, Sebastian, es belastet mich schon viel zu lange und ich verstehe einfach nicht, warum Du so dagegen bist. Du hast mir immer versichert, dass Du kein Problem mit dem hast, was ich damals getan habe, aber langsam frage ich mich, ob das wirklich stimmt.“ Sie spürte Angst in sich aufsteigen und hatte plötzlich das Gefühl auf einer Eisschicht zu stehen, die immer dünner wurde und irgendwann komplett einzubrechen drohte. Sebastian kippte den Rest seines Getränkes hinunter und stellte das Glas geräuschvoll auf dem Tisch ab, bevor er aufstand und vor dem Kamin stehen blieb „darum geht es doch gar nicht. Es geht um den Sorgerechtsprozess und darum, dass ich gerade keine schlechte Presse gebrauchen kann. Ist das so schwer zu verstehen? Was glaubst Du wohl, was passiert, wenn der Artikel erschienen ist? Tanja wird es ein Vergnügen sein vor Gericht darauf herum zu reiten, dass Emma nicht gut bei uns aufgehoben ist, weil ihr Vater...“ Er stockte und fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht „weil ihr Vater, was?“ hakte Marie nach und erhob sich vom Sofa. Sie lief zu ihm und sah ihm direkt in die Augen „weil er mit einer ehemaligen Prostituierten zusammen ist? Wolltest Du das sagen?“ fragte sie ungläubig und konnte förmlich das Knacken des Eises hören, welches unter ihr zu brechen begann. Sebastian schüttelte den Kopf, doch das machte den Riss nicht wieder weg, der immer größer zu werden drohte „jetzt hör bitte auf, so wollte ich das sicher nicht sagen. Aber Du kennst doch Tanja, sie wird es genauso anführen und so tun, als wäre es schlecht für Emma. Ich will doch nur nicht riskieren, dass man mir meine Tochter wegnimmt, nur weil die Presse im Dreck herum wühlt. Du kannst das Ganze auch später noch öffentlich machen, auf ein paar Wochen kommt es doch jetzt nicht mehr an. Obwohl ich immer noch der Meinung bis, dass Du Dir das ersparen solltest“ rechtfertigte er sich und schaute sie fast schon flehend an. Marie verschlug es beinahe die Sprache und sie fragte sich, ob das gerade wirklich passierte, oder nur Teil eines schlechten Traumes war „Du meinst wohl eher, ich soll es Dir ersparen, oder? Und was Tanja angeht...diese Frau lügt, wenn sie den Mund aufmacht und dabei spielt es keine Rolle, ob dieser Artikel erscheint oder nicht. Sie wird mich so oder so schlecht machen, davon kannst Du ausgehen, genauso wie sie Dich schlecht machen wird. Aber glaubst Du ernsthaft, dass das den Richter beeindrucken wird? Warum vertraust Du nicht darauf, dass man merken wird, dass Du ein guter Vater bist? Es gibt nichts, was Tanja tun kann, um das zu widerlegen, weil es eine Tatsache ist. Meine Vergangenheit hat mit Sicherheit keinen Einfluss darauf, jedenfalls sehe ich nicht, was der Richter mir vorwerfen sollte. Das alles ist längst vorbei, ich führe ein ganz normales Leben, wenn man mal davon absieht, dass Deine durchgeknallte Ex-Frau es mir regelmäßig zur Hölle macht, und mein eigener Freund sich offenbar für mich schämt!“ stellte sie gekränkt fest und wandte sich von ihm ab. Sebastian überlegte noch sie aufzuhalten, doch dann betrat Justus den Raum und teilte ihm mit, dass sein Vater am Telefon war und ihn sprechen wollte „hallo Vater, was gibt es?“ erkundigte der Graf sich leicht genervt und nahm wieder auf dem Sofa Platz.

Rebecca wartete schon auf ihre Frau, als diese zur Tür herein kam und half ihr galant aus der Jacke „da meint es aber jemand ernst mit seinem Friedensangebot“ bemerkte Marlene erfreut, als sie die ausgezogene Couch, sowie das Popcorn und die anderen Leckereien entdeckte „hast Du etwa daran gezweifelt?“ erwiderte die Gräfin und lächelt unschuldig. Die Blondine grinste „willst Du darauf eine ehrliche Antwort, oder soll ich lieber flunkern?“ Rebecca schaute sie gespielt streng an „ich will immer ehrliche Antworten, auch wenn sie vielleicht nicht dem entsprechen, was ich gerne hören möchte“ erklärte sie und hoffte damit eine Brücke geschaffen zu haben, die es ihrer Frau ermöglichte, sich ihr jederzeit zu öffnen. Marlene lächelte und gab ihr einen Kuss „sagen wir mal so, Du hast mich positiv überrascht“ bemerkte sie diplomatisch und zog die Brünette hinter sich her zur Couch, wo sie es sich gemütlich machten „einen DVD Abend haben wir schon ewig nicht mehr gemacht.“ Rebecca nickte „weil es meistens daran scheitert, dass wir entweder einschlafen, oder uns anderweitig beschäftigen“ erwiderte sie bedeutungsschwer „tatsächlich? Also einschlafen werde ich heute definitiv nicht, aber für alles andere kann ich nicht garantieren. Du bist nämlich eindeutig süßer als das Popcorn und Du weiß ja, wie das ist...wenn man einmal anfängt.“ Sie beugte sich zu der anderen, glitt mit der Hand unter ihren Pullover und fing an sie innig zu küssen „das Gute an einer DVD ist ja, dass man sie auch später noch gucken kann“ bemerkte die Gräfin grinsend, vergaß für einen Moment alle trüben Gedanken und gab sich ganz Marlenes Verführungskünsten hin.

Lukas übernachtete an diesem Sonntag bei seiner Freundin und beförderte versehentlich deren Handtasche zu Boden, als er seine Jacke etwas achtlos auf das Sofa schmiss. Er sammelte schnell den Inhalt auf und hielt verblüfft inne, als er das kleine Taschenmesser entdeckte „das ist doch...“ Er stellte die Tasche zurück und betrachtete ungläubig den kleinen Gegenstand in seiner Hand „da bist Du ja, ich habe schon auf Dich gewartet“ begrüßte Helena, die gerade aus dem Bad kam, ihren Freund und gab ihm einen Kuss. Lukas zeigte ihr das Taschenmesser „wieso trägst Du das bei Dir? Das gehört doch meinem Bruder“ stellte er fest „hast Du etwa in meiner Handtasche herum gewühlt?“ wollte die Gräfin wissen, deren Aufregung kaum zu übersehen war. Lukas schüttelte den Kopf „ich habe sie versehentlich umgestoßen und beim Aufheben der Sachen das hier gefunden. Wie kommst du denn da drauf, dass ich in Deinen Sachen herum schnüffle? Traust Du mir das etwa zu?“ erwiderte er verwundert „nein, natürlich nicht. Es tut mir leid, ich war nur etwas irritiert. Das Messer hat Karsten mir gegeben, nachdem wir im Weinkeller eingesperrt waren. Er hat damit den Wein geöffnet und meinte, dass ich so wenigstens auch etwas Nützliches mit mir herum tragen würde.“ Immerhin entsprachen ihre Worte diesmal der Wahrheit, dachte Helena, fühlte sich aber dennoch mehr als unwohl in ihrer Haut „er hat es Dir einfach so geschenkt?“ hakte Lukas skeptisch nach, der im Gegensatz zu Helena die Bedeutung des Messers kannte „ja, hat er. Ist das ein Problem? Ich kann es ihm gerne zurückgeben, wenn Dich das stört“ bot sie an, damit er gar nicht erst auf die Idee kam, dass es ihr etwas bedeuten könnte, doch er schüttelte erneut den Kopf „nein, das musst Du nicht. Wenn Karsten es Dir geschenkt hat, dann wird das seinen Grund haben.“ Lukas legte das Messer zur Seite und zog seine Freundin zu sich „mal sehen, ob ich das übertreffen kann“ flüsterte er und öffnete langsam Helenas Bluse. Die Gräfin blickte ihm tief in die Augen und merkte einmal mehr, wie sehr sie ihn liebte und wie schrecklich die Vorstellung war, ohne ihn sein zu müssen „daran habe ich keinen Zweifel“ sagte sie leise, zog ihn zum Bett und dachte dabei zu ihrer eigenen Erleichterung nicht mehr an Karsten Berger.

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Teil 344:

Am Montag Vormittag war es soweit, die Presse hatte sich in den Räumlichkeiten von Visions eingefunden und wartete aufgeregt auf das, was gleich kommen möge. Marlene war ebenfalls anwesend und stand mit Martha etwas abseits des Geschehens, wo sie alles im Blick hatte „ich finde es toll von Rebecca, dass sie Eva nicht einfach rausschmeißt, nur weil diese Meute sich auf sie stürzt. Hoffentlich geht ihre Taktik auf und es kommt Visions am Ende zu gute. Das Arbeiten hier macht richtig Spaß, auch wenn es nicht immer ganz leicht ist, vor allem mit Juri. Aber der hat sich ja leider aus dem Staub gemacht“ erklärte sie hörbar geknickt, was auch der Blondine nicht verborgen blieb „bist Du etwa auch ein Fan von ihm? Womit hat er das eigentlich verdient?“ Martha sah sie nachdenklich an „ich weiß, dass er nicht gerade einfach ist und dass Du nicht sonderlich gut auf ihn zu sprechen bist, aber ich glaube, dass Juri ein guter Mensch ist. Frag mich nicht warum, es ist einfach ein Gefühl. Unter seiner rauen Schale steckt sehr viel mehr, als wir alle meinen. Vor allem aber ist er ein begnadeter Designer, ohne den es um einiges schwerer werden wird, gegen die anderen großen Label zu bestehen und das gerade jetzt, wo Rebecca aufgrund ihrer Schwangerschaft nicht voll einsatzfähig ist“ erklärte sie bedrückt, was ihr einen verwunderten Blick ihrer Cousine einbrachte „sag mal, kann es sein, dass Du Dich ein kleines bisschen in den tollen Stardesigner verliebt hast?“ Martha hielt vor Schreck die Luft an und ließ ihre Unterlagen fallen, die sie in der Hand gehalten hatte, doch bevor sie etwas erwidern konnte, erschienen zu ihrem Glück Rebecca und Marie, die sich jetzt auf ihren Plätzen niederließen. Es wurde augenblicklich unruhig, zahlreiche Fragen erfüllten den Raum, die alle wild durcheinander gerufen wurden, während die Kameras der Fotografen ein Blitzlichtgewitter auslösten. Die beiden Frauen warfen sich einen kurzen Blick zu und warteten, bis es endlich ruhig wurde, bevor Rebecca schließlich das Wort ergriff „danke für Ihr zahlreiches Erscheinen. Ich habe Sie heute hierher gebeten, um Stellung zu dem kürzlich erschienenem Artikel zu nehmen, in dem es leider nicht nur um Visions ging, sondern auch um das Privatleben von Eva Baumann, Marie Lichtenberg und meiner Person. Ich möchte hierzu eine kurze Erklärung abgeben und danach auch der Lebensgefährtin meines Bruders, die gleichzeitig eine sehr gute Freundin von mir ist, die Möglichkeit geben, ein paar Worte an Sie zu richten. Hören Sie bitte erst zu, danach können Sie mir gerne Fragen stellen, die ich Ihnen beantworten werde, sofern sie themenbezogen und angemessen sind.“ Sie schaute zu Marlene, die ihr aufmunternd zunickte und widmete sich wieder den Journalisten. Ricky Pflock saß in der ersten Reihe und ließ es sich nicht nehmen, schon jetzt eine Frage zu stellen, die ihm unter den Nägeln brannte „eines würde ich aber schon gerne vorab wissen, wenn Sie gestatten, Gräfin Lahnstein. Wo ist denn Ihr Kompagnon, Juri Adam? Es macht fast den Eindruck, als würde er sich nicht für das interessieren, was hier vor sich geht, oder herrscht etwa Uneinigkeit in der noch jungen Chefetage?“ begehrte er zu wissen und grinste siegesgewiss. Ein Teil von Rebeccas Selbstsicherheit ging in der Tat flöten, was sie jedoch versuchte sich nicht anmerken zu lassen „Juri Adam ist leider verhindert, aber Sie können sicher sein, dass alles was hier passiert auch in seinem Interesse ist“ erwiderte sie, aber die Reaktion der Journalisten ließ vermuten, dass sie ihr nicht glaubten. Auch andere brachen jetzt ihr Schweigen und wollten ihre Fragen los werden, was die Gräfin in Bedrängnis brachte. Die Situation drohte bereits aus dem Ruder zu laufen, als Rebecca eine Art Déjà-vu erlebte und plötzlich ihren Partner entdeckte, der in diesem Moment zur Tür herein kam und wie damals sofort die Aufmerksamkeit aller auf sich zog. Juri war leicht verstört, als er den Menschenauflauf sah und wandte sich hilfesuchend an Martha „was geht denn hier ab?“ fragte er und ließ sich kurz von ihr auf Stand bringen. Er seufzte schwer und wäre am liebsten direkt wieder gegangen, doch als er Marlenes strengem Blick begegnete, wusste er, was er zu tun hatte, auch wenn es ihm nicht behagte. Er hasste die Presse. Trotzdem setzte er sich in Bewegung, nahm sich einen Stuhl und stellte ihn neben den von Rebecca „sieht so aus, als sei ich mal wieder der letzte, aber das dürften Sie ja inzwischen von mir kennen“ bemerkte er trocken und sorgte damit für allgemeine Belustigung. Die Brünette atmete erleichtert auf und stellte sich dann wieder der Meute, die vor ihnen saß „damit dürfte Ihre Frage wohl beantwortet sein, Herr Pflock. Und hätten sie einfach abgewartet, worum ich extra gebeten hatte, dann hätten Sie sich diese Frage sparen können und es wäre Platz für eine wichtigere gewesen“ bemerkte sie betont ironisch, was ebenfalls für ein paar Lacher sorgte, außer bei Ricky Pflock. Marlene grinste „gut so, mein Schatz, zeig es diesem Wichtigtuer“ flüsterte sie stolz und lauschte der darauf folgenden Erklärung ihrer Frau, die jetzt wieder Oberwasser hatte. Nachdem Rebecca ein bisschen über Visions und ihre Ziele geplaudert hatte, kam sie zum eigentlichen Punkt, auf den wohl alle gewartet hatten „wenn Sie glauben, dass ich Ihnen jetzt irgendwelche skandalträchtigen Einzelheiten aus dem Leben meiner Mitarbeiterin liefere, dann muss ich Sie leider enttäuschen. Es ist wahr, dass Eva Baumann früher für einen Escort-Service gearbeitet hat und es ist auch wahr, dass man bei LCL offenbar ein Problem mit dieser Tatsache hat. Nicht umsonst hat Tanja von Lahnstein eine sehr talentierte junge Frau ziehen lassen, wofür wir ihr mehr als dankbar sind. Eva Baumann hat uns gegenüber nie ein Geheimnis aus ihrer Vergangenheit gemacht, genauso wie Juri und ich kein Geheimnis daraus gemacht haben, dass wir ihre Arbeit und ihren Einsatz für Visions sehr schätzen. Für uns zählt in erster Linie Leistung und dass die Menschen, die bei uns arbeiten, dies aus Überzeugung tun, und weil sie gemeinsam mit uns etwas erschaffen möchten. Visions ist nicht nur eine fixe Idee, es ist viel mehr als das und es funktioniert nur dank Menschen wie Eva, die sich uns anschließen und die ihr Herzblut mit einbringen. Jeder von uns hat eine Vergangenheit, die meisten haben schon Dinge getan oder erlebt, auf die sie vielleicht lieber verzichtet hätten, aber nichts desto trotz machen genau diese Erlebnisse einen Menschen zu dem, was er ist und dafür muss sich niemand schämen. Wir sind stolz darauf, Eva in unserem Team zu haben und wir freuen uns auf die erste Kollektion von Visions, die wir gemeinsam mit ihr und dem restlichen Team in wenigen Monaten fertigstellen werden. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit“ beendete sie ihre Ansprache und blockte zunächst alle Fragen ab „das Wort hat jetzt Frau Lichtenberg, danach stehen Juri und ich für weitere Fragen zur Verfügung.“

Marie nickte ihr dankbar zu, obwohl sie plötzlich alles andere als sicher war, ob sie wirklich das Richtige tat. Sebastians Vorwurf schwirrte ihr noch immer durch den Kopf und dass er nicht hier war, um sie zu unterstützen, machte es nicht gerade besser. Sie streckte den Rücken durch, mahnte sich selbst zur Entschlossenheit und schloss dann an das an, was ihre Freundin schon so treffend formuliert hatte „Sie alle wissen von den Gerüchten, die zu meiner Person existieren, schließlich haben Sie über selbige bereits geschrieben, wenn auch nur andeutungsweise. Wie Rebecca ganz richtig sagte, hat jeder von uns eine Vergangenheit und nicht immer blickt man gerne auf sie zurück. So ist es auch bei mir, das möchte ich hiermit bestätigen, um weiteren Spekulationen vorzubeugen. Auch ich habe eine Zeit lang mein Geld bei einem Escort-Service verdient. Ich tat es nicht, weil es mein Traum war, sondern weil meine damaligen Lebensumstände mich in diese Situation brachten. Es ist eine Möglichkeit Geld zu verdienen, die weder illegal ist, noch verwerflich. Es gibt dieses Gewerbe, weil die Nachfrage da ist und ich habe es genutzt, um meine Lebenssituation zu verbessern. Punkt. Das alles liegt längst hinter mir, aber ich habe, wie Eva Baumann auch, trotzdem immer wieder mit Angriffen und Vorurteilen zu kämpfen. Im Gegensatz zu früher, bin ich aber nicht mehr bereit, es länger hinzunehmen und das dürfen Sie gerne genauso schreiben. Ich werde keine weiteren Interviews zu dem Thema geben, nehmen Sie es bitte einfach zur Kenntnis. Niemand muss sich für ehrliche Arbeit rechtfertigen, dazu zähle ich mich ebenfalls und ich bitte Sie darum, das zu akzeptieren. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen und ich werde auch zukünftig keinerlei Fragen zu meiner Vergangenheit beantworten. Mein Dank gebührt vor allem Rebecca, die es mir gestattet hat in diesem Rahmen Stellung zu beziehen, sowie meiner Familie und meinen Freunden, die großen Anteil daran haben, dass ich heute hier sitze und mich nicht länger verstecke. Ich hoffe, dass auch andere Betroffene in Zukunft den Mut dazu finden werden“ sagte sie abschließend und erhob sich, um sich zurückzuziehen. Sie verabschiedete sich von Rebecca und Juri, die erwartungsgemäß direkt mit Fragen bombardiert wurden und gesellte sich zu Marlene und Martha. Die ältere von beiden schloss sie in die Arme „das war gut. Kurz, direkt und ohne Raum für weitere Spekulationen. Sebastian wird stolz auf Dich sein. Wo ist der überhaupt?“ erkundigte sich Marlene und blickte die andere fragend an „vermutlich arbeiten. Er war gegen dieses Statement, das hat er mir gestern noch einmal deutlich gesagt. Er schiebt Emma vor, weil das angeblich den Sorgerechtsprozess negativ beeinflussen könnte, aber das halte ich für Quatsch. Ein Gericht kann mich zur Not auch zwingen die Wahrheit zu sagen und dann hätte er mir sicher auch nicht geraten zu lügen. Sebastian versteht nicht, wie wichtig das für mich ist und langsam glaube ich, dass er es auch gar nicht verstehen will. Es ist anscheinend doch nicht so einfach als Graf mit einer Frau wie mir zusammen zu sein. Da passte eine Tanja schon eher ins Weltbild, obwohl sie sicher mehr als eine Leiche im Keller hat, aber wo kein Kläger...“ Marlene erkannte die Niedergeschlagenheit ihrer Freundin, konnte aber nicht glauben, dass Sebastian wirklich so dachte „das glaube ich nicht, so ist Sebastian nicht. Er ist bestimmt nur wegen des Prozesses neben der Spur und reagiert entsprechend über. Lass Dich davon nicht entmutigen, Du hast alles richtig gemacht und kannst stolz darauf sein. Und glaub mir, ich weiß wie sich das anfühlt, wenn man endlich aussprechen kann, was einem lange Zeit die Luft zum Atmen genommen hat. Es fühlt sich gut an, oder?“ Marie nickte „sehr gut sogar“ bestätigte sie lächelnd und war nun doch froh es hinter sich gebracht zu haben, ganz egal, was Sebastian davon hielt.

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BeitragVerfasst: 24.09.2015, 16:21 
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Teil 345:

Nach der Pressekonferenz, die wie zu erwarten für großes Aufsehen gesorgt hatte, waren die beiden Damen in das Büro der Gräfin geflüchtet, wo Rebecca sichtlich geschafft auf ihrem Schreibtischstuhl Platz genommen hatte. Die Blondine hockte sich neben ihre Frau, reichte ihr ein Glas Wasser und schaute sie sorgenvoll an „soll ich Dich nicht doch lieber nach Hause fahren? Du siehst ganz schön mitgenommen aus“ stellte sie fest und streichelte liebevoll über Rebeccas Bauch. Die Brünette legte ihre Hand auf die von Marlene und lächelte leicht gequält „es geht mir gut, aber diese ganzen Fragen...warum können diese Presseleute sich nicht einmal an das halten, worum man sie bittet. Aber nein, sie bohren und bohren...Juri hat schon mit den Zähnen geknirscht, ich hatte echt Angst, dass er Pflock an die Gurgel geht“ ließ sie die andere wissen „obwohl er damit sogar noch etwas Gutes getan hätte“ fügte sie grinsend hinzu. Marlene nickte „dieser Pflock ist wirklich eine Plage, der hat sogar versucht mich zu einem Interview zu überreden, wo ich das ganze Dilemma aus meiner Sich schildern könnte“ bemerkte sie, woraufhin die Gräfin sie alarmiert ansah „das hast Du doch hoffentlich abgelehnt, oder?“ Die Clubbesitzerin wirkte leicht gekränkt als sie darauf antwortete „natürlich habe ich das, was denkst Du denn? Dass ich ihm ein Exklusivinterview gebe, als betrogene Ehefrau, die sich öffentlich für das rächt, was ihr widerfahren ist. Mir ist nun wirklich egal, was dieser Pflock denkt, das solltest Du inzwischen gemerkt haben.“ Sie erhob sich, wurde jedoch von Rebecca am Arm festgehalten „so habe ich das nicht gemeint, bleib bitte hier. Ich bin einfach nur ein bisschen durch den Wind, das ist alles und dann noch Juris plötzliches Auftauchen. Glaubst Du, dass er nur wegen Visions zurückgekommen ist, oder auch wegen dem Kind?“ fragte sie und machte ein nachdenkliches Gesicht „keine Ahnung, aber er ist da und das ist doch schon mal ein Anfang und mehr, als ich von ihm erwartet habe“ erwiderte Marlene, als ihr Handy klingelte. Sie entschuldigte sich und nahm das Gespräch entgegen „Jacky, was gibt es?“ begrüßte sie die andere, was Rebecca sofort hellhörig werden ließ„ was ist los? Ich verstehe kein Wort...okay, lass uns gleich in Ruhe darüber reden, ich mache mich sofort auf den Weg.“ Sie beendete das Telefonat und zog sich ihre Jacke an „ist was passiert, oder warum hast Du es auf einmal so eilig?“ erkundigte sich die Gräfin und stand von ihrem Platz auf „scheint so, aber ich weiß selbst nicht, worum es geht. Jacky war aber ziemlich aufgeregt und deshalb will ich mal lieber nach dem Rechten sehen“ erklärte sie ihrer Frau und gab ihr einen Kuss zum Abschied „ruf mich an, wenn was ist, okay?“ Rebecca nickte stumm, es passte ihr gar nicht, dass Marlene sie alleine ließ, nur um zu Jacky zu eilen „ich hatte eigentlich gehofft, dass wir gemeinsam mit Juri sprechen. Schließlich gibt es noch jede Menge zu klären“ erwiderte sie „das werden wir auch, aber das muss ja nicht zwingend jetzt sofort sein, oder? Klärt Ihr erst mal in Ruhe, wie es mit Visions weitergeht und alles andere sehen wir dann.“ Sie gab der Brünetten erneut einen Kuss, bevor sie verschwand und eine deprimierte Rebecca zurück ließ, die es einfach nicht schaffte, ihrer Frau vollends zu vertrauen, wenn es um Jacky ging. Sie wusste, dass es Marlene gegenüber nicht fair war, die sich wirklich bemühte mit der Situation umzugehen, aber sie konnte auch nicht aus ihrer Haut, was sie selbst am meisten ärgerte und zudem alles nur noch komplizierter machte.

Tanja hatte die Pressekonferenz im Internet verfolgt und war erwartungsgemäß wenig begeistert „gar nicht mal so dumm, Rebecca, aber wenn Du glaubst, dass ich das auf mir sitzen lasse, dann hast Du Dich leider getäuscht“ murmelte sie und stoppte das Bild, welches ihre ehemalige Schwägerin gemeinsam mit Juri und Marie zeigte. Drei Menschen mit denen sie noch offene Rechnungen zu begleichen hatte, einträchtig beisammen sitzend und doch hatten sie keine Ahnung, auf was für ein gefährliches Spiel sie sich eingelassen hatten. Man legte sich nicht ungestraft mit einer Tanja von Lahnstein an, das würden alle drei zu spüren bekommen und dann würde es zu spät sein, um noch etwas daran zu ändern. Sie blickte auf die rechte Seite des Bildschirmes, wo die Frau saß, die sie aktuell noch mehr hasste, als ihre Erzfeindin Clarissa. Das lag nicht nur daran, dass Marie ihr nach Sebastian auch noch Emma wegnehmen wollte, sondern an der einfachen Tatsache, dass Clarissa keine Gegnerin mehr für sie war. Sie hatte sich nicht ein einziges Mal hier blicken lassen, nachdem die LCL Anteile der Lahnsteins auf sie übergegangen waren und Tanja fragte sich, ob sie in der Zwischenzeit vielleicht das Zeitliche gesegnet hatte. „Manchmal erledigen sich die Dinge eben von ganz alleine“ sagte sie und grinste höhnisch, denn selbst ein plötzliches Auftauchen Clarissas würde nichts daran ändern, dass sie ihr haushoch überlegen war. Vorerst musste sie sich allerdings um ihre anderen Baustellen kümmern und beschloss daher ihrem neuen Konkurrenten bei Gelegenheit einen Besuch abzustatten. Es wurde höchste Zeit, dass sie sich ein Bild von dem verschaffte, was sie schon bald mit Freude vernichten würde.

Juri blickte nachdenklich aus dem Fenster in seinem Büro, als es leise an der Tür klopfte „können wir reden?“ fragte Rebecca, nachdem sie eingetreten war und blieb mitten im Raum stehen. Der Designer regte sich nicht, er verspürte keine sonderliche Lust zu reden, aber er wusste auch, dass er nicht drum herum kommen würde „ich werde bei Visions bleiben, deshalb bin ich zurückgekommen. Ab jetzt kannst Du Dich darauf verlassen, dass ich meine Arbeit mache, darauf hast Du mein Wort“ erklärte er, ohne sich umzudrehen. Rebecca nahm es erleichtert zur Kenntnis, aber seine Worte ließen auch darauf schließen, dass er weiterhin nicht bereit war, als Vater Verantwortung zu übernehmen „und was ist mit Deiner Tochter? Kann sie sich auch auf Dich verlassen?“ wollte sie dennoch wissen und näherte sich ihm vorsichtig. Als Juri ihre Nähe spürte, wurde ihm mulmig und er musste einen neuerlich aufkommenden Fluchtreflex mit aller Macht unterdrücken „Rebecca, bitte…ich kann das nicht, das habe ich Dir doch schon erklärt. Du hast Marlene an Deiner Seite und dem Kind wird es bei Euch mit Sicherheit an nichts fehlen. Meinen finanziellen Verpflichtungen werde ich natürlich nachkommen. Glaub mir, es ist besser so, für uns alle“ erwiderte er leise. Die junge Gräfin überlegte, wie sie mit seinem Entschluss umgehen sollte und entschied schließlich, dass es keinen Zweck hatte weiter Druck auf Juri auszuüben. Auch wenn es ihr schwer fiel, versuchte sie Verständnis für ihn aufzubringen, denn sie glaubte noch immer daran, dass er sich irgendwann für seine Tochter entscheiden würde „Du weißt, dass ich das anders sehe, aber wenn das Deine Entscheidung ist, dann werde ich sie akzeptieren müssen. Trotzdem hoffe ich, dass Du es Dir vielleicht noch anders überlegst, denn niemand kann einem Kind den Vater vollwertig ersetzen, auch wenn das Umfeld noch so stabil ist. Ich weiß wovon ich spreche, weil ich selbst lange Zeit ohne Vater auskommen musste, und Du weißt es ebenso, Juri. Ich möchte Dir damit kein schlechtes Gewissen machen, ich will nur, dass Du weißt, dass Du immer eine Tochter haben wirst. Du bist ihr Vater und ich werde aus dieser Tatsache auch kein Geheimnis machen, sollte sie irgendwann danach fragen. Und wann immer Du bereit sein wirst, diese Rolle zu übernehmen, kannst Du sicher sein, dass ich Dir keine Steine in den Weg legen werde. Aber ich werde Dich auch zu nichts drängen, was Du nicht willst. Ich habe verstanden, dass das keinen Sinn macht.“ Sie berührte ihn sanft an der Schulter, was einen leichten Schauer bei Juri auslöste, der es schließlich doch noch schaffte, sich zu ihr umzudrehen „ich werde meine Meinung aber nicht ändern. Das Kind ist besser dran ohne mich und wenn Du Deine Tochter schützen willst, dann erspare ihr besser diese Enttäuschung. Ich bin einfach zu kaputt, um ein guter Vater zu sein...das hat kein Kind verdient" erklärte er entschieden, aber auch sehr traurig. Rebecca verspürte plötzlich das starke Bedürfnis ihn zu trösten „Du bist nicht kaputt, Juri. Du hast Wunden, die nicht verheilt sind und die wahrscheinlich auch der Grund für Deine Ängste sind" sagte sie leise und griff nach seiner Hand, doch er zog sich direkt wieder zurück „bist Du über Nacht zur Seelenklempnerin geworden, oder was soll dieses psycho Gequatsche? Du wolltest, dass wir Visions zusammen nach ganz oben bringen, deshalb bin ich hier. Aber mit allem anderen verschone mich bitte, das haben schon andere vor Dir versucht und sind kläglich gescheitert!" Er lief an ihr vorbei, griff nach seiner Lederjacke und öffnete die Tür „ich bin unterwegs, Inspiration suchen" ließ er sie wissen und knallte die Tür hinter sich zu. Rebecca lehnte sich gegen den Schreibtisch, wo sie sich mit den Handballen abstützte „ein Schritt vor und zwei zurück" murmelte sie vor sich hin und beschloss, dass es Zeit war nach Hause zu gehen. Für heute hatte sie genügend Aufregung gehabt.

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Teil 346:

Im No Limits angekommen, fand Marlene ihre Mitarbeiterin im Lager vor, wo diese ihre Wut an den Getränkekisten ausließ, die sie geräuschvoll hin und her bugsierte „hey, was ist denn los? Was immer es ist, die Kisten können nichts dafür“ versuchte die Blondine sich an einem Scherz. Jacky fuhr abrupt herum und funkelte sie zornig an „mach Dich ruhig lustig, dabei kannst Du froh sein, dass ich es an den Kisten auslasse und nicht dort, wo es eigentlich angebracht wäre!“ Marlene schloss die Tür und ging auf ihre Freundin zu „das war sicher nicht meine Absicht, aber vielleicht erklärst Du mir erst Mal, warum Du so wütend bist und vor allem, auf wen“ erklärte sie sichtbar irritiert, was Jacky ihr allerdings nicht abzukaufen schien „jetzt tu doch bitte nicht so, als ob Du das nicht wüsstest. Wenn Deine Frau schon ihren Mund nicht halten kann, dann soll sie wenigstens dazu stehen!“ Die Clubbesitzerin kräuselte die Stirn, sie verstand nur Bahnhof und wurde langsam selbst ungehalten „okay, was bitte schön hat das jetzt mit Rebecca zu tun? Sprich doch bitte einfach mal Klartext, ich habe nämlich in der Tat keinen Schimmer worum es hier geht. Hast Du mit Rebecca geredet? Habt Ihr Euch gestritten? Wenn ich nicht weiß, was vorgefallen ist, dann kann ich auch leider nichts dazu sagen“ bemerkte sie und blickte ihr Gegenüber auffordernd an. Jacky nahm sich ein wenig zurück, nachdem ihr klar wurde, dass Marlene offenbar wirklich keine Ahnung hatte „es tut mir leid, aber ich war mir sicher, dass Du von dem Gespräch zwischen Rebecca und Juliette weißt“ erwiderte sie „was denn für ein Gespräch? Wann soll das gewesen sein?“ wollte die Blondine wissen, die die ganze Aufregung noch immer nicht verstand. Jacky verschränkte die Arme vor der Brust „Juliette war am Samstag Abend bei Euch zuhause und hat die Gelegenheit genutzt, um Rebecca über unser Verhältnis zueinander auszufragen. Sie hat mitbekommen, dass es zwischen uns irgendwelche Spannungen gibt und wollte wissen, woher die rühren. Und Rebecca hatte offenbar nichts Besseres zu tun, als ihr gleich die ganze Geschichte zu erzählen, was ich gelinde gesagt, mehr als unverschämt finde“ ließ sie die andere wissen „sie hat was? Das glaube ich nicht…soll das heißen, dass Juliette jetzt weiß, dass Du…“ Jacky schnaubte „ja, ganz genau das bedeutet es! Dank Rebecca weiß sie jetzt bestens über mein Gefühlsleben Bescheid und Juliette ist natürlich wenig begeistert davon, wie Du Dir sicher vorstellen kannst und bohrt in einer Tour nach, weil sie wissen will, ob ich immer noch Gefühle für Dich habe. Es ist eine Sache, was zwischen Juliette und mir passiert, aber Rebecca hat nicht das Recht sich derart in meine Angelegenheiten einzumischen. Was ich fühle geht niemanden etwas an und wenn, dann bestimme ich, wer davon erfährt! Das kannst Du ihr von mir ausrichten, denn ich weiß ganz genau, was sie sich von dieser Aktion verspricht. Ich hätte ihr wirklich etwas mehr Anstand zugetraut, diese Nummer ist einfach nur billig und feige noch dazu!“ regte sie sich auf. Marlene wusste nicht, was sie dazu sagen sollte, sie war viel zu überrumpelt und konnte selbst nicht glauben, dass Rebecca auf diese Art in die Privatsphäre von Jacky eingegriffen hatte „ich werde mit ihr reden und das klären, das verspreche ich Dir. Es tut mir leid, dass Du deswegen Probleme mit Juliette hast, aber auf der anderen Seite ist es vielleicht auch besser so, findest Du nicht? Denn wie es aussieht verspricht sie sich ja mehr von Eurer Affäre, sonst hätte sie diese Aktion wohl kaum gestartet. Das soll jetzt nichts entschuldigen, aber wenn einer mehr will, als der andere, ist das nie eine gute Basis“ erwiderte sie vorsichtig, woraufhin Jacky mit den Schultern zuckte „mag sein, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass es Rebecca nichts angeht. Ich mische mich schließlich auch nicht in ihre Angelegenheiten ein. Vielleicht sollte sie lieber mal vor ihrer eigenen Haustür kehren, anstatt sich in anderer Leute Leben einzumischen“ stellte sie angesäuert fest und widmete sich wieder ihrer Arbeit. Marlene seufzte resigniert und verließ nachdenklich das Lager. Sie hatte diesen ganzen Ärger mehr als satt und kam sich immer häufiger vor wie ein Hamster im Laufrad, der sich in einer Tour abstrampelte, ohne dabei auch nur ein Stück voran zu kommen. Genervt und mit gemischten Gefühlen im Bauch machte sie sich auf den Weg nach Hause, um mit ihrer Frau über das zu reden, was sie soeben erfahren hatte.

Rebecca saß gerade grübelnd über ihren zuletzt gezeichneten Entwürfen, die zwar alle gut waren, denen aber das gewisse Etwas fehlte. Doch egal, wie lange sie die Zeichnungen betrachtete, es wollte ihr einfach nicht gelingen, ihnen dieses gewisse Etwas zu verleihen. Sie war froh, als Marlene nach Hause kam und nahm ihre Frau sogleich in Beschlag „gut, dass Du da bist. Kannst Du mal einen Blick hier drauf werfen und mir sagen, was Dir spontan dazu einfällt? Ich komme damit einfach nicht weiter" bat sie die Blondine und hielt ihr die Zeichnungen hin. Marlene legte ihre Sachen ab, nahm die Blätter entgegen und legte sie zur Seite, ohne einen Blick darauf geworfen zu haben „später, erst haben wir beide etwas zu besprechen" verkündete sie ernst, was auch der Gräfin nicht verborgen blieb "okay, worum geht´s? Du siehst ein bisschen gestresst aus." Marlene setzte sich ihr gegenüber an die Theke und überlegte, wie sie am besten anfangen sollte „warum hast Du mir nicht erzählt, dass Juliette am Samstag Abend hier war?" fragte sie schließlich direkt und schaute in ein überraschtes Gesicht „ich...keine Ahnung, weil ich nicht mehr daran gedacht habe und es auch nicht wirklich wichtig war. Woher weißt Du denn davon? Hat Juliette Dir das erzählt? Sie ist einfach hier aufgetaucht und hat mich in ein Gespräch verwickelt, Du weißt ja, wie sie ist" erklärte sie und spielte nervös mit ihren Fingern herum. Marlene blickte ihr prüfend in die Augen „und weil ihr gerade so nett am Plaudern wart, hast Du ihr gleich mal auf die Nase gebunden, dass Jacky in mich verliebt war. Weiß sie jetzt wenigstens auch über unsere ganzen Eheprobleme Bescheid, oder habt Ihr Euch das für den nächsten Plausch aufbewahrt?" bemerkte sie angesäuert. Die Brünette schaute bedröppelt aus der Wäsche, was wohl ein Zeichen dafür war, dass sie sich ihres Verhaltens bewusst war „das ist nicht so, wie Du jetzt vielleicht denkst. Juliette hat mich regelrecht ausgefragt, weil sie sich Hoffnungen auf eine Beziehung mit Jacky macht...Sie wollte einfach wissen, woran sie ist und hat mich gebeten ehrlich zu sein. Aber ich habe ihr nichts über uns erzählt, ganz bestimmt nicht, das würde ich nicht machen" erwiderte sie, doch das machte es in Marlenes Augen nicht viel besser. Die Clubbesitzerin stand von ihrem Platz auf und gestikulierte mit ihren Armen in der Luft herum „und Du findest das in Ordnung? Selbst wenn Juliette Dich gefragt hat, es gehört sich einfach nicht das Gefühlsleben anderer derart auszubreiten. Wenn Juliette etwas über Jacky erfahren möchte, dann soll sie sie gefälligst selbst fragen und genau das hättest Du ihr auch sagen müssen. Aber nein, Du nutzt die Gelegenheit aus, um Jacky eins rein zu würgen. Kein Wunder, dass sie sauer ist, sie hat jetzt nämlich das Theater und muss sich für etwas rechtfertigen, was Juliette nichts angeht. Kannst Du mir bitte mal sagen, was genau Du davon hast?“ wollte sie von ihrer Frau wissen, die bislang keine Anstalten gemachte hatte, sich zu rechtfertigen. Doch dann stand Rebecca ebenfalls auf und stemmte wütend die Hände in die Hüften „was unterstellst Du mir da eigentlich? Dass ich es aus Berechnung getan habe? Ich habe nur einer alten Freundin gegenüber ehrlich sein wollen, weil ich es ihr irgendwie schuldig war, nach allem, was damals zwischen uns passiert ist, das ist alles. Also kein Grund hier so einen Aufstand zu machen, aber wenn es um die liebe Jacky geht, bist Du ja gerne mal ein wenig überempfindlich“ brachte sie schnippisch hervor. Marlene sah sie ungläubig an und lachte plötzlich höhnisch, was eigentlich nicht ihre Art war, aber in diesem Moment schien all der aufgestaute Frust aus ihr heraus zu brechen „ICH reagiere empfindlich? Das soll wohl ein Witz sein! Du hast es vielleicht nicht aus Berechnung getan, aber ich sage Dir warum. Weil Du immer noch eifersüchtig auf Jacky bist und das ist mindestens genauso schlimm, wenn Du mich fragst! Und seit wann bist Du Juliette eigentlich irgendetwas schuldig? Sie hat doch damals ganz genau gewusst, was los war, sie wollte es nur nicht wahrhaben und soweit ich weiß, hast Du ihr niemals etwas versprochen. Das ist wirklich der größte Blödsinn, den ich jemals gehört habe!“ Rebecca spürte, dass sie an einem Punkt angekommen waren, an dem es besser gewesen wäre, sich zurückzunehmen, doch das ließ ihr eigenes Temperament nicht zu, was dazu führte, dass sie zurück schoss, anstatt ein wenig Hitze aus dem Streit zu nehmen „wenn Du es so schlimm findest, dass ich eifersüchtig reagiere, dann solltest Du vielleicht aufhören mir Gründe dafür zu liefern und mich nicht so dreist anlügen! Wo warst Du denn am Samstag? Bei Deinen Eltern jedenfalls nicht, die haben nämlich blöder weise hier angerufen und wussten nichts von einem Besuch!“ Ihre braunen Augen funkelten zornig und fixierten die von Marlene, die auf einmal nicht mehr wütend wirkte, sondern ernüchtert „und jetzt glaubst Du, dass ich stattdessen bei Jacky war und mich mit ihr amüsiert habe, während meine schwangere Frau, die kurz zuvor beinahe eine Fehlgeburt gehabt hätte, zuhause sitzt und auf mich wartet? Das kann nicht Dein Ernst sein, Rebecca...“ erwiderte sie verletzt und über alle Maßen enttäuscht. Die Gräfin war nun auch deutlich ruhiger geworden und ruderte etwas zurück „was soll ich denn denken, wenn Du mich belügst? Warum machst Du das auch, ich dachte, dass wir das hinter uns haben nach allem, was war“ verteidigte sie sich „das mag vielleicht keine Glanzleistung gewesen sein, aber ist das ein Grund gleich das Schlimmste zu vermuten? Warum hast Du es mir nicht direkt gesagt, anstatt Dich in diesen Unsinn hinein zu steigern? Es steckt doch nicht immer was Verwerfliches dahinter, wenn man mal etwas für sich behält. Wie wäre es denn einfach mal mit ein bisschen Vertrauen? Ich dachte, dass wir das alles hinter uns gelassen hätten...das Misstrauen, die Vorwürfe und die gegenseitigen Verletzungen. Aber offenbar habe ich mich geirrt.“ In den blauen Augen der Blondine begann es zu schimmern, weshalb sie sich von der anderen abwandte „dann sag mir doch einfach, wo Du warst, wenn es so harmlos war und das Problem ist vom Tisch“ versuchte Rebecca das Thema zu beenden, aber das war nicht die Reaktion, die Marlene sich erhofft hatte „falsch, nichts ist dadurch vom Tisch. Das Problem ist, dass Du mir offenbar nicht vertraust. Sonst hättest Du mir diese Frage jetzt nicht gestellt, aber das ist Dir anscheinend wichtiger, als mir einfach mal richtig zuzuhören“ stellte sie traurig fest, bevor sie ins Badezimmer ging und die Tür hinter sich abschloss.

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BeitragVerfasst: 24.09.2015, 16:24 
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Teil 347:

Am Dienstag Morgen hieß es für Helena vorerst Abschied von ihrem Freund zu nehmen, der für ein paar Tage nach Frankfurt fahren musste, wo er den Server eines neu gewonnen Großkunden in Betrieb nehmen sollte. Lukas war ganz aus dem Häuschen gewesen, als der Kunde am Montag überraschend angerufen hatte, um ihm den Auftrag doch noch zu erteilen, nachdem das Konkurrenzunternehmen offenbar Mist gebaut hatte und man nun schnellstmöglich Ersatz brauchte. Er hatte sofort seinen Bruder informiert, der ebenfalls sehr erfreut gewesen war, denn ihr gemeinsames Unternehmen lief bislang etwas schleppend an, was Karsten als Herr über die Finanzen schon mit leichten Sorgen erfüllt hatte. Doch Lukas, der sich in der Brache bestens auskannte, hatte ihn beruhigt und ihm versichert, dass es einfach ein bisschen Zeit brauchte, bis sie die ersten wichtigen Kunden gewonnen haben würden. Danach würde sich ihr Name in der Branche besser herum sprechen und sie konnten mit Folge – sowie Neuaufträgen rechnen. Wie es aussah, hatte der jüngere Bruder damit Recht behalten, der in diesem Moment von Helena zu seinem Auto begleitet wurde, wo sie sich erneuten umarmten „lass mich nicht zu lange alleine“ sagte die Gräfin „keine Sorge, die werden sich wundern, wie schnell ich diesen Server zum Laufen bringe, nur um schnell wieder bei Dir zu sein“ erwiderte er lächelnd und küsste sie innig. Als sie sich voneinander gelöst hatten, suchte Lukas nach seinem Autoschlüssel „hast Du ihn eventuell eingesteckt?“ fragte er seine Freundin, die daraufhin ihre eigenen Taschen durchsuchte „ich glaube, hier ist er“ verkündete sie schließlich, doch der Schlüssel hatte sich mit ihrem verheddert. Während sie die beiden Schlüssel voneinander trennte, fiel Lukas´ Blick auf das Taschenmesser, was erneut ein merkwürdiges Gefühl bei ihm auslöste. Er hatte der Sache eigentlich keine Bedeutung beimessen wollen, aber es ließ ihm irgendwie keine Ruhe, weshalb er das Thema doch noch mal aufgriff „hat Karsten Dir eigentlich erzählt, woher er das Messer hat?“ Helena sah ihn überrascht an und reichte ihm seinen Autoschlüssel „nein, wieso hätte er das tun sollen? Ich nehme mal an, dass er es irgendwo gekauft haben wird“ erwiderte sie und bekam sogleich ein schlechtes Gewissen, weil sie wieder an den Kuss denken musste. Lukas schüttelte den Kopf „es war ein Geschenk von unserer Mutter. Sie hat es ihm zu seinem 16. Geburtstag geschenkt. Deshalb war ich auch so überrascht, als ich es bei Dir fand, denn Karsten hing immer sehr daran. Im ersten Augenblick war ich sogar eifersüchtig, weil es mir komisch vorkam, dass er Dir so etwas Wertvolles schenkt, aber dann dachte ich wieder, dass das ziemlich dumm von mir ist. Schließlich ist es seine Sache und dass er es Dir gegeben hat zeigt doch nur, wie wichtig es ihm ist, dass ihr beide Euch gut versteht. Naja, ich war jedenfalls der Meinung, dass Du das wissen solltest“ erklärte er und gab ihr noch einen Kuss „und jetzt muss ich los, damit ich nicht gleich zum ersten Termin zu spät erscheine. Ich rufe Dich an, wenn ich in Frankfurt bin.“ Helena nickte und winkte ihm lächelnd hinterher, als er mit seinem Wagen langsam die Einfahrt entlang fuhr. In ihrer Hand hielt sie noch immer das Messer, welches jetzt noch viel schwerer zu wiegen schien, als vorher. Lukas war sehr ehrlich ihr gegenüber gewesen, während sie ihn weiter anlog und sein Vertrauen missbrauchte. Sie schüttelte den Kopf, zog ihre Jacke zu und ging zurück ins Schloss. Es wurde höchste Zeit, dass sie diesen Eiertanz beendete und zwar bevor Lukas merkte, dass er mit seiner Eifersucht gar nicht mal so falsch gelegen hatte.

Bei Marlene und Rebecca herrschte unterdessen weiterhin eine eher gedrückte Stimmung. Die Blondine war verletzt und fühlte sich unverstanden, während die Gräfin es einfach nicht schaffte ihren Fehler vollends einzusehen und über ihren Schatten zu springen. Insgeheim hoffte sie darauf, dass Marlene nachgeben würde, da sie für gewöhnlich nie lange sauer sein konnte, aber zumindest heute ging die Rechnung nicht gänzlich auf, denn Marlene zeigte sich ungewohnt schweigsam. Rebecca hielt die Ruhe schließlich nicht länger aus „gehst Du später noch arbeiten? Ich könnte mir heute ein paar Stunden frei schaufeln und wenn Du Lust hast, könnten wir in die Stadt fahren. Du wolltest doch neue Schuhe haben und ich kann auch noch welche gebrauchen, die ein bisschen flacher sind. Ist mir nicht ganz geheuer länger mit diesen hohen Hacken herum zu laufen“ plauderte sie munter drauf los in der Hoffnung, dass die andere darauf anspringen würde. Marlene blätterte lustlos in ihrer Zeitschrift herum und legte sie schließlich weg „das wird nichts heute, ich muss gleich zum Zahnarzt und später habe ich eine Besprechung mit dem Team. Nach der Arbeit treffe ich mich mit meinen Schwestern, die haben sich nämlich schon beschwert, dass ich kaum noch Zeit für sie habe“ erwiderte sie und trank den Rest ihres Kaffees aus „und falls Du mir nicht glaubst, dass ich mich mit Kim und Dana treffe, kannst Du sie gerne anrufen.“ Rebecca sah sie erstaunt an „das stelle ich doch gar nicht in Frage...Können wir vielleicht aufhören damit und wieder normal miteinander reden? Das bringt uns doch wirklich nicht weiter“ sagte sie „ach so, aber es bringt uns weiter, wenn wir so tun, als sei alles in bester Ordnung, ja? Du hast mir gestern noch zugetraut, dass ich was mit Jacky habe und heute soll das einfach vergessen sein? Ganz sicher nicht, und solange Du das nicht einsiehst, werde ich auch keinen auf heile Welt machen.“ Sie stand auf und zog sich ihre Sachen an „findest Du nicht, dass Du ein bisschen übertreibst? Ich meine, jetzt hat sich Juri gerade ein bisschen gefangen und will sogar bei Visions bleiben, da fängst Du plötzlich an alles in Frage zu stellen. Wann hört das alles denn mal auf?“ entgegnete sie „das fragst Du mich? Wer hat denn in den letzten Wochen alles dafür getan, dass es irgendwie funktioniert? Und was bekomme ich zum Dank? Meine Frau vertraut mir nicht und dann muss ich mir auch noch in einer Tour anhören, wie schlimm es doch ist, dass Juri nicht da ist. Von der Sache mit Juliette mal ganz abgesehen. Es wäre wohl eher mein Part zu fragen, wann das alles endlich mal aufhört“ stellte sie fest, bevor sie die Wohnung verließ. Rebecca blieb verdattert zurück und fragte sich einmal mehr, was Marlene von ihr erwartete. Ihr kam der Gedanke, dass das Problem am Ende ein ganz anderes war und es in Wirklichkeit darum ging, dass Marlene einfach nicht damit zurecht kam, dass sie ein Kind von Juri bekam. Rebecca spürte zwar, dass ihre Frau sich inzwischen auf das Baby freute, aber sobald es um Juri ging, gab es meistens Ärger und der endete nicht selten in einem handfesten Streit. Wie konnte sie ihr also mangelndes Vertrauen vorwerfen, wenn sie doch selbst auch eifersüchtig war, das wollte der jungen Gräfin einfach nicht einleuchten. Rebecca seufzte und stand dann auf, um sich auf den Weg zur Arbeit zu machen. Da Marlene ihr für heute eine deutliche Abfuhr erteilt hatte, konnte sie den Tag auch nutzen und sich wie ursprünglich geplant ihrer Kollektion widmen. Vielleicht hatte Juri ja noch eine Idee, was man daran ändern konnte, oder sie würde im gemeinsamen Austausch selbst darauf kommen. Hauptsache sie konnte sich ein bisschen ablenken und musste nicht den ganzen Tag darüber nach grübeln, wie sie ihre Ehe vor einer erneuten Krise bewahren konnte.

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