Teil VIII
Schweigsam und tief in Gedanken vergraben saß Stella auf dem Sofa und schlürfte an ihrer Teetasse. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie einfach die Nachricht gelöscht hatte, aber Carla die ganze Sache beichten konnte sie auch nicht. Hoffentlich kommt sie niemals dahinter.
Carla: „Hey, was ist los? Deine Lippe immer noch gefroren?“
Stella zuckte zusammen: „Was? Nein, ist schon okay. Ich glaube ich geh jetzt besser.“
Stella stellte die Tasse beiseite und stand schnell vom Sofa auf. Zu schnell, denn ihr Kreislauf machte dabei nicht mit und ihre wurde schwarz vor Augen. Wie durch eine Wand hörte sie noch Carlas Stimme: „Hey, langsam, setz dich erst einmal wieder hin.“ Carla packte Stella schnell am Arm und zog sie zurück aufs Sofa. Anschließend nahm sie die Kissen und die Decke, platzierte beides auf dem Sofa, legte Stella vorsichtig hin und packte ihre Füße auf die gestapelten Kissen und die Decke.
Carla: „Soll ich lieber einen Arzt rufen?“
Stella wollte sich aufrichten, doch Carla hielt sie an den Schultern fest: „Liegen bleiben!“
Stella: „Es geht schon wieder, ich brauche keinen Arzt. Ich will nur nach Hause.“
Stella stand erneut vom Sofa auf, aber auch diesmal machte ihr ihr Kreislauf einen Strich durch die Rechnung, wieder wurde ihr schwindelig.
Carla: „Egal was du jetzt sagst, ich rufe einen Arzt! Keine Wiederrede!“
Carla ging zum Telefon und wählte die 112. Es dauerte keine zehn Minuten und es klingelte. Carla schickte den Aufzug nach unten.
Der Notarzt untersuchte Stella gründlich und kam schließlich zu der Erkenntnis: „Frau Mann es ist besser, wenn wir sie mitnehmen, sie haben wahrscheinlich eine Gehirnerschütterung.“
Stella: „Was Krankenhaus? Auf keinen Fall!“ hilflos blickte sie in Carlas Richtung.
Carla: „Muss das wirklich sein?“
Notarzt: „Ich empfehle es Ihnen, aber entscheiden muss sich Frau Mann.“
Stella: „Auf keinen Fall gehe ich in ein Krankenhaus!“
Carla: „Auf was muss ich achten, wenn ich sie hier behalte?“
Notarzt: „Sie sollte auf jeden Fall liegen bleiben. Wenn sie anfangen sollte zu erbrechen, geben Sie ihr diese Tropfen.“
Der Notarzt überreichte Carla eine Flasche mit einem Medikament gegen Übelkeit.
Notarzt: „Wenn trotz dieses Mittels keine Besserung eintritt, oder sie sich vom Verhalten ändern sollte, dann rufen Sie uns umgehend an, denn dann ist es unverantwortlich sie einer stationären Behandlung fern zu halten.“
Carla: „Okay, vielen Danke.“
Notarzt: „Schönen Abend noch und Frau Mann, gute Besserung!“
Carla begleitete den Arzt zum Aufzug. Als sie sich umdrehte traute sie ihren Augen nicht. Vor ihr stand Stella mit ihrer Jacke auf dem Arm.
Carla: „Stella! Was soll das? Wo willst du hin? Du hast doch gehört was der Doktor gesagt hat.“
Stella: „Ach was, mir geht es wieder deutlich besser. Ich glaube es ist jetzt wirklich an der Zeit, dass ich nach Hause gehe.“
Carla: „Das kommt gar nicht in Frage, du legst dich jetzt sofort wieder hin.“
Stella: „Ja, aber ich…“
Carla: „Nix aber. Keine Wiederrede, du bleibst hier! Oder hast du noch etwas so wichtiges vor, dass du dafür deine Gesundheit aufs Spiel setzen musst?“
Stella: „Das nicht, aber…!“
Stella sah ein, dass es keinen Sinn hat weiter zu diskutieren und legte ihre Jacke wieder zur Seite.
Carla: „So und nun wieder ab mir dir aufs Sofa, ich mache uns noch einen Tee. Hast du Hunger?“
Stella: „Nein, danke.“
Carla bereitet für beide noch einen Tee zu und setzte sich dann zu Stella aufs Sofa.
Wieder herrschte eisiges Schweigen.
Carla: „Ist mir dir wirklich alles in Ordnung?“
Stella: „Ja, wieso fragst du?“
Carla: „Naja, irgendwie bis du anders als sonst, so ruhig.“
Stella: „Mmmhhhh… naja ein wenig brummt mir schon der Schädel.“ Flunkerte Stella. Ihrem Kopf ging es nämlich ausgezeichnet, dass einzige was weh tat, war ihr Herz, aber das konnte sie Carla unmöglich erzählen.
Carla: „Willst du dich lieber hinlegen und schlafen?“
Stella: „Ehrlich gesagt, wäre mir das jetzt am liebsten.“ Denn so konnte sie der ganzen verkrampften Situation am besten aus dem Weg gehen.
Carla begleitete Stella in ihr Schlafzimmer.
Carla: „Hier ist es bequemer als unten auf dem Sofa und wenn irgendetwas sein sollte, dann ruf einfach, ich bin unten.“
Stella: „Danke.“
Carla: „Also dann schlaf gut und gute Besserung.“
Stella: „Ich geb mir Mühe.“
Widererwartend dauerte es nicht lange und Stella schlief ein. Carla hatte es sich auf dem Sofa vor dem Fernseher bequem gemacht, als sie von einem seltsamen Geräusch gestört wurde. Auf dem Tisch entdeckte sie die Ursache, es war Stellas Handy. Auf dem Display stand `Mama`, Carla überlegte nicht lang und nahm das Gespräch an. Sie erklärte Stellas Mutter was geschehen war und sagte ihr, dass sie sich keine Sorgen machen müsse und wenn noch irgendetwas sein sollte, würde sie sich gleich bei ihr melden.
Carla zappte noch ein wenig durch das TV Programm, aber was Passendes konnte sie nicht finden, also beschloss sie, sich auch hinzulegen. Als sie kurz vor dem Einschlafen war, hörte sie Stellas Stimme, die ihren Namen rief. Sofort eilte sie Richtung Schlafzimmer, doch was sie dort sah, überraschte sie doch ein wenig, denn Stella schlief tief und fest. Gerade als sie sich wieder auf dem Weg nach unten machen wollte, hörte sie erneut Stella, wie sie im Schlaf sprach. Etwas irritiert blieb Carla im Türrahmen stehen. Und wieder fing Stella an zu sprechen: „Es tut mir leid, ich wollte das nicht, lass mich doch erklären, warum ich das getan habe…“ Carla sah wie Stella sich unruhig hin und her wälzte und beschloss Stella zu wecken. Gerade als sie Stella sanft rütteln wollte, fing diese erneut an zu sprechen: „Carla, ich habe mich in dich verliebt…!“
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