Teil VI
Nachdem sich Stella ein wenig frisch gemacht hatte begab sie sich nach unten in die Küche wo ihre Mutter bereits an einem liebevoll gedeckten Tisch auf sie wartete.
Stella: „Wer hat eigentlich vorhin angerufen?“
Mutter: „Oh Gott, wie hieß sie noch gleich? … Frau von Landsein, Frau von Lahmstein, …“
Stella hatte sofort wieder ein mulmiges Gefühl in Magengegend, sie wusste genau wen ihre Mutter meinte. Stella versuchte so uninteressiert wie möglich zu fragen was sie wollte.
Mutter: „Das hat sie leider nicht gesagt, aber sie hat ihre Telefonnummer hinterlassen und wartet auf deinen Rückruf. Wer ist diese Frau eigentlich?“
Stella: „Frau von Lahnstein, meine Uni Dozentin.“
Mutter: „Hast du was angestellt Kindchen, oder warum ruft sie an einem Samstagmorgen bei dir an?“
Stella: „Nein, nein, Mama, ich hab keine Ahnung was die will. Ich rufe sie nach dem Frühstück an.“
Außer einer großen Tasse Kaffee bekam Stella nichts runter. Sie war einfach zu aufgeregt. Was wollte Carla nur von ihr?
Nach dem Frühstück schnappte sich Stella das Telefon und den Zettel auf dem ihre Mutter die Telefonnummer geschrieben hatte, ging nach oben in ihr Zimmer und setzte sich auf ihr Bett. In der einen Hand hielt sie das Telefon und in der anderen den Zettel, ihre Finger zitterten, sie traute sich nicht die Nummer zu wählen. Immer wieder wählte sie ein paar der einzelnen Ziffern um dann aber doch wieder auf den roten Knopf zu drücken. Auf einmal klingelte das Telefon, Stella zuckte zusammen und ließ es dabei fallen. Das Telefon kam so auf dem Boden auf, dass das Gespräch angenommen wurde. Sie hörte eine Stimme aus dem Hörer: „Hallo! Hallo?“ Sie erkannte die Stimme sofort, es war Carla. Zögerlich hob sie das Telefon auf: „Ja, Hallo? Stella Mann.“
Carla: „Hallo Stella, ich bin es Carla. Hat dir deine Mutter nicht ausgerichtet, dass ich angerufen habe?“
Stella: „Nein, ähm ich meine ja hat sie, ich war, ich wollte dich gerade anrufen.“
Carla: „Ich wollte eigentlich nur wissen, ob du heute Abends kommst.“
Stella: „Ich weiß nicht, ich glaube ich kann, ich meine vielleicht….“
Carla: „Was ist denn los mit dir? Du warst gestern schon auf einmal so merkwürdig. Ist was passiert?
Stella: „Nein, nein, es ist alles okay, alles bestens.“
Carla: „Also dann bleibt es bei heute Abend? Es geht um deine Zukunft.“
Stella wusste, dass Carla recht hatte, sie war auf sie und ihr Wissen angewiesen, also sagte sie zögerlich zu.
Carla: „Okay, dann sehen wir uns heute Abend.“
Stella legte auf ohne noch ein Wort zu sagen und ließ sich auf ihr Bett fallen. „Wie soll ich da bloß wieder rauskommen? Stella Mann, du musst sie dir aus dem Kopf schlagen!“
Bis zum Abend war noch eine Menge Zeit und um nicht ständig mit den Gedanken bei Carla zu sein stürzte sich Stella in die Hausarbeit. Sie putzte ihr Zimmer von oben bis unten, reinigte die Fenster, wischte Staub, sortierte ihren Kleiderschrank, räumte ihren Schreibtisch auf… Als sie mit ihrem Zimmer fertig war, schnappte sie sich den Staubsauger und wirbelte damit durch das komplette Haus. Ihrer Mutter kam diese ganze Aktion zwar äußerst merkwürdig vor, sie sagte jedoch nichts, sondern genoss einfach die Freizeit die sie dadurch hatte, denn sonst musste sie das komplette Haus putzen. Als Stella dann jedoch anfing selbst die Glühbirnen in den einzelnen Lampen zu entstauben, wurde es ihrer Mutter doch etwas mulmig und sie fragte Stella ob mit ihr alles in Ordnung sei.
Stella: „Ja Mama, alles bestens, ich will dir nur ein bisschen im Haushalt helfen, bist doch meine Lieblingsmama. Mach dir keine Sorgen.“
Mutter: „Kindchen, die mach ich mir aber. Hat es was mit dem Anruf von deiner Dozentin zu tun? Hast du doch was ausgefressen und brauchst jetzt Hilfe?“
Ja es hatte was mit dem Anruf zu tun, aber das konnte Stella ihrer Mutter schlecht auf die Nase binden. Für ihre Mutter war es damals schon schlimm genug, als sich Stella ihr gegenüber geoutet hatte. Ihre Mutter hatte es zwar nach einiger Zeit akzeptiert, wollte aber, dass Stella sie aus ihrem Liebesleben raushalten soll.
Stella: „Wie gesagt Mama, es ist alles in Ordnung. Wirklich!“
Mutter: „Wenn du doch darüber reden möchtest, du weißt wo du mich findest.“
Stella: „Ja Mama, ich weiß, aber es gibt da wirklich nichts.“
Stella hatte die Zeit erfolgreich mit Putzen bis zum Abend überstanden und machte sich nun auf den Weg zu Carla.
Bei Carla angekommen machten sich die beiden Frauen sofort an die Arbeit. Sie saßen auf dem großen Sofa und durchforsteten die Unterlagen, die vor ihnen auf dem Tisch lagen.
Carla: „Hast du dir schon Gedanken über die BSC für ein Krankenhaus gemacht?“
Stella: „Ja hab ich und in den Unterlagen von dir war auch ein hilfreicher Ausgangspunkt. Warte, ich gucke mal ob ich das Kapitel noch finde.“
Stella durchsuchte den Blätterhaufen der vor ihr lag. Sie nahm jeden einzelnen Zettel in die Hand, überflog ihn und legte ihn zur Seite. Als sie das nächste Blatt zur Seite legen wollte, passierte es. Sie machte eine ungeschickte Bewegung, stieß gegen den Stapel und unzählige Blätter fielen auf den Boden. Sofort wollte sie die Zettel wieder aufheben, jedoch hatte Carla den gleichen Gedanken und bückte sich ebenfalls. Dabei stieß sie mit ihrem Kopf gegen Stellas Gesicht. „Autsch!“ entfuhr es beiden zur gleichen Zeit. Während sich Carla die Stirn rieb, fasste sich Stella an ihren Mund. Carla hatte sie genau an der Unterlippe getroffen.
Carla: „Oh Mist, lass mal sehen. Blutet es?“
Stella: „Ich glaub nicht.“
Carla: „Warte, ich hole was zum Kühlen.“
Damit verschwand Carla in der Küche.
`Was war das?` schoss Stella sofort der Gedanke an ihren Traum von letzter Nacht in den Kopf.
Lange Zeit zu Nachdenken hatte sie nicht, denn Carla kam schon zurück aus der Küche und hielt ein Kühl pack in der Hand.
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Morgen geht es dann vielleicht mit einem ganz neuem Teil weiter.
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