Wie versprochen
Teil 6
Das Essen war schnell zubereitet und Carla hatte sich viel Mühe gegeben, den Tisch liebevoll zu decken. Zudem hatte sie im ganzen Raum Kerzen aufgestellt, welche nun eine romantische Atmosphäre erzeugten. „Wow, für eine Gräfin hast du dass aber ziemlich gut hinbekommen“, neckte Stella sie. „Tja, du weisst eben gar nicht, was ich für verborgene Talente besitze“, gab Carla lachend zur Antwort. „Aber es freut mich, wenn es dir gefällt.“ „Es gefällt mir sogar sehr gut. Nun setz dich aber hin, das Essen ist fertig.“
Nach dem Essen schenkte Carla zwei Gläser mit Wein ein und die Beiden machten es sich auf dem Sofa gemütlich. Stella lehnte sich an Carlas Schulter während diese, so gar nicht Gräfinnen-like, ihre Füsse auf den Tisch legte. „Sag mal“, fragte Stella nach einer Weile, „wann hast du dich eigentlich in mich verliebt?“
„Tja, das ist schon eine Weile her. Am Anfang konnte ich dich ja überhaupt nicht ausstehen. Als du mich damals beim Joggen von Kopf bis Fuss mit Schlamm vollgespritzt hattest, warst du bei mir erstmal unten durch. Aber so richtig angefangen, etwas für dich zu empfinden, habe ich beim Empfang von Prinzessin Luise. Ich hatte festgestellt, dass du alles unter Kontrolle hattest und man sich auf dich verlassen konnte. Als wir dann so standen und auf die Landung des Helis gewartet haben, habe ich dich angeschaut und mir wurde irgendwie ganz warm ums Herz. Dass war der erste Augenblick, wo ich mehr für dich empfand. Ich wollte mir dann natürlich nicht eingestehen, dass ich mich in dich verliebt hatte und so habe ich meine Gefühle zuerst unterdrückt. Das konnte natürlich nicht gut gehen und irgendwann hat dann auch Sarah gemerkt, dass etwas mit mir nicht stimmte. Ich habe zuerst alles abgestritten, aber das war nicht von langer Dauer. Schlussendlich war ich dann doch froh, jemanden zum Reden zu haben.“ Carla trank einen Schluck Rotwein bevor sie Stella fragte: „Und wann hast du es gemerkt?“
„Hhhmmm, das war gar nicht so einfach. Ich glaube, das allererste Mal war damals, als wir zusammen in die Disco gingen, nachdem ich dich am Nachmittag wegen meines Umzugs versetzt hatte. Als du mich dann an der Türe geküsst hast, das war einfach… Wow. Und wenn Olli uns nicht unterbrochen hätte, ich weiss nicht, wie weit ich gegangen wäre. Vielleicht wären wir sogar im Bett gelandet. Von da an wusste ich jedenfalls, dass nichts mehr so war wie vorher. Doch da war auch noch meine Schwärmerei für Charlie, die mir in diesem Moment gerade Recht kam. Ich wollte auf keinen Fall, dass ich mich in meine Chefin verliebte und so konzentrierte ich mich auf meine Gefühle für Charlie und versuchte, das Unmögliche möglich zu machen, nämlich dass sich Charlie in mich verliebte. Als du dann bei unserem Ausflug in die Pfalz so eifersüchtig auf den Kuss zwischen mir und Charlie reagiert hattest, war mir schon klar, dass du noch immer etwas für mich empfindest.“ Carla spielte gedankenverloren mit einer Haarsträhne von Stella und hörte aufmerksam zu. Es interessierte sie, zu erfahren, was in Stella vorging. Stella schenkte beiden Wein nach und trank einen Schluck, ehe sie fortfuhr. „Als Charlie dann unsere Liaison beendete und ich mich im Liebeskummer verkroch, warst du, trotz allem, was zwischen uns vorgefallen war, für mich da und hast mich aufgemuntert. Der Kuss nach dem Vorstellungsabend von Schneider’s No. 1, ich muss dir gestehen, dass ich nicht so betrunken war, wie ich mich gegeben habe. Ich wusste ganz genau, dass ich dich küsse, aber ich konnte mich in diesem Moment nicht mehr zurückhalten. Es war für mich einfach die bequemste Lösung, dass ganze auf meinen kleinen Suff zu schieben. Den letzten Rest der Zweifel, die ich noch hatte, verschwanden, als ich dich in den Armen gehalten und getröstet habe, als der Fürst gestorben war und es Mr. Ed so schlecht ging. Es fühlte sich einfach so richtig an, dich in den Armen zu halten. Dann gestand ich mir ein, mich in dich verliebt zu haben. Doch gleichzeitig hatte ich das Gefühl, es sei nicht der richtige Zeitpunkt, um dir meine Gefühle zu gestehen. Es war dann ausgerechnet Charlie, welche mich dazu aufmunterte, doch zu dir aufs Gestüt zu kommen.“
„Ja, ich erinnere mich noch gut daran. Zuerst wolltest du nicht kommen und dann bist du doch erschienen. Ich habe sofort gespürt, dass du irgendwie anders warst. Und als dann die Sorge um Mr. Ed ausgestanden war, setzte ich alles auf eine Karte und habe einen Flirtversuch gestartet.“ „Und ich habe mitgespielt und du hast mich zappeln lassen. Am Schluss war ich nicht mehr sicher, ob ich nun zu lange gebraucht hatte und du mich nun doch nicht mehr wolltest.“ „Ich war ein bisschen gemein, ich weiss. Aber irgendwie konnte ich es mir nicht verkneifen. Wir mussten ja einige Hindernisse überwinden, bis wir nun endlich zusammengekommen sind. Und Ansgar und meine Mutter machen uns das Leben auch nicht gerade einfach“, meinte Carla traurig. „Lass uns nicht von Ansgar oder deiner Mutter reden, ok? Ich möchte einfach die Zeit mit dir geniessen.“ Stella drehte sich in Carlas Armen um, so dass sie ihr tief in die Augen sehen konnte. „Ich liebe dich und gemeinsam sind wir stark. Uns bringt nichts und niemand auseinander.“ Ihre Lippen bewegten sich aufeinander zu und die Beiden versanken in einem leidenschaftlichen Kuss.