Mal en bissl länger...
„Und was nun?“, frage ich in die aufkeimende Stille. Bis hierher hatte ich einen Plan…bis hierher und nicht weiter.
„Ich schlage vor, ich fahre trotzdem ins Hotel“, antwortet sie nach einem Moment. Meine Augen weiten sich. Ich hab das doch gerade alles richtig gemacht und verstanden. Warum dann jetzt ins Hotel. „Keine Sorge. Ich bin nur der Ansicht, wir sollten es nicht überstürzen.“
„Du kannst auch hier in einem der Gästezimmer übernachten“, werfe ich schnell ein. „O-o-oder in meinem Bett und ich nehme das Sofa“, stammle ich weiter.
„Ich halte das für keine gute Idee.“
„Und wenn ich dir verspreche, dich nicht anzurühren?“
„Carla, ersten hältst du das ebenso wenig durch wie ich und zweitens möchte ich diese Nacht glaube ich alleine sein und nachdenken.“
„A-a-aber das kannst du doch. Ich lasse dir das Zimmer herrichten, welches am weitesten von meinem entfernt ist. Oder noch besser irgendeines und Justus darf mir nicht sagen welches. Oder…oder ich schlafe bei Sophia und du hast die restliche Suite für dich. Bitte Stella, bleib einfach nur hier! Gib mir nicht das Gefühl, dass ich es vergeigt hab.“
„Na, die Kurve hast du ja grad noch mal gekriegt, sonst würde ich nicht mehr hier vor dir stehen.“
„Aber umstimmen kann ich dich nicht, was?“
„Ich halte es für das Beste, wenn wir diese Nacht nicht unter einem Dach verbringen.“
„Okay…dann muss ich das wohl akzeptieren. Sehen wir uns dann Morgen?“
„Sehr gerne. Du kennst bestimmt ein paar nette Restaurants hier in deiner Heimatstadt.“
„Ehrlich gesagt, dachte ich eher an etwas Anderes.“
„Ich komme nicht in dein Bett. Dafür bist du mir zu wichtig.“
Mein Herz macht einen Sprung. Ich bin ihr wichtig. Zu wichtig, als dass sie nur in mein Bett kommen möchte, um danach den nächsten Flieger zu nehmen.
„Ich meine das ernst. Ich bin nicht hergekommen um wieder nur ein bisschen Spaß zu haben. Wenn ich Spaß hätte haben wollen, hätte ich ihn mir weiß Gott oft genug holen können. Aber jedes Mal wenn ich kurz davor war, bist du mir im Oberstübchen rumgespukt. Es war wie verhext. Ich wollte einen Punkt hinter London setzen, aber dein unwiderstehlicher Lockenkopf hat sich immer wieder dazwischen geschoben.
Ich brauche keinen Spiegel um zu wissen, dass ich grinse wie ein Honigkuchenpferd. „Sag mir in welchem Hotel du bist und ich hole dich morgen nach meinem Meeting ab.“
„Im Mercure…aber…“
„Mach dir keinen Kopf. Ich verlange rein gar nichts von dir, außer dass du es dir nachher nicht anders überlegst und weg bist.“
„Bestimmt nicht!“
Ich greife nach ihrer Hand. Halte sie fest in meiner. Würde ihr am liebsten um den Hals fallen, doch ich muss mein Verlangen nach ihrer Umarmung, nach ihren Küssen, nach ihr zügeln. Den Mist hab ich mir selbst eingebrockt.
„Ich sollte jetzt fahren. Der Taxifahrer wird schon ungeduldig.“
„Der soll sich nicht so anstellen, seine Uhr läuft schließlich die ganze Zeit…“
„Was? Entschuldigen Sie bitte“ sieb bückt sich und steckt den Kopf durch die Autotür. „Sagen Sie, haben Sie sie noch alle? Wir sind ja nicht mal losgefahren!“
„Ihr Fuß ist aber seit bereits zwanzig Minuten in meinem Taxi. Und Wartezeiten werden nun mal berechnet.“
„Gut. Dann, wissen Sie was, hier haben Sie 10€, holen Sie sich einen Kaffee, ich bleibe hier.“ Sie knallt die Autotür ins Schloss und lässt wütend die Luft aus. „Wie unhöflich kann ein Mensch alleine eigentlich sein?“
„Soll ich Justus Bescheid geben, dass er dir ein neues Taxi rufen soll? Ich zahle das dann selbstverständlich.“
„Nö. Dieses Unternehmen kriegt keinen Cent mehr von mir. Ich weiß, dass sie auf meine paar Euro nicht angewiesen sind, aber man muss dir Kirche ja auch mal im Dorf lassen.“
„Wie darf ich das jetzt verstehen?“
„Steht dein Angebot mit dem Gästezimmer noch?“
„Du kannst so viele Zimmer haben, wie du magst.“
„Aber ich brauche wirklich nur eines. Vielleicht nicht ganz so weit weg von dir, wie du es mir vorhin angeboten hast.“
„Du kannst schlafen, wo du magst. Alle Angebote stehen noch.“
„Ist Sophia auch hier?“
„Bestimmt irgendwo im Schloss. Sie hat heute ihr Geburtstagsgeschenk entdeckt und terrorisiert jetzt alle damit.“
„Was hat sie denn bekommen? Ähm, ich meine, entdeckt.“
„Eine Violine. Ihre Tante schafft es hoffentlich sie noch eine Woche sehr gut zu verstecken.“
„Ist es nicht seltsam für die Kleine, wenn eine wildfremde Frau in deinem Bett schläft?“
„Davon bekommt sie gar nichts mit.“
„Darf ich dann vielleicht doch bei dir schlafen?“
„Nichts lieber als das. Ich werde dann für diese Nacht umziehen.“
„Nein.“ Jetzt ist sie es, die meine Hand festhält. „Bei dir. Neben dir.“
Ich lächle sie an. „Gern.“
_________________ “If you live to be a hundred, I want to live to be a hundred minus one day so I never have to live without you.” https://www.fanfiction.net/s/8764822/1/Two-In-A-Million
Zuletzt geändert von Seraphina am 01.03.2010, 22:35, insgesamt 1-mal geändert.
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