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BeitragVerfasst: 27.08.2011, 15:09 
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Da kann ich mich nur anschließen: super geschrieben, bitte ganz schnell mehr davon! :D

LG sunny


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Verfasst: 27.08.2011, 15:09 


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BeitragVerfasst: 27.08.2011, 17:18 
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danke schön.

sabam

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ich werde mir vor deinem tor eine hütte bauen,
um meiner seele, die bei dir haust, nah zu sein.


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BeitragVerfasst: 28.08.2011, 14:03 
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DANKE :bigherz: !!! Hier kommt ein weiterer Abschnitt:



Kapitel 3



Zwei Jahre später.

„Der kleine Tim ist gerade aus dem OP zurück. Seine Eltern wollen mit einem Arzt sprechen.“ Annas Kollegin Britta reichte ihr Tims dicke Patientenakte. Immer wieder war der Fünfjährige stationär aufgenommen worden, doch nun war endlich ein Spenderherz gefunden worden. Die mehrstündige Operation war erfolgreich verlaufen, und Anna freute sich darauf, den wartenden Eltern die gute Nachricht mitteilen zu können.

„Ich erledige das, so schnell ich kann.“ Anna schaute auf den blinkenden Pieper an ihrer Hüfte. Zunächst wurde sie unten in der Aufnahme gebraucht. „War sonst noch etwas, was ich wissen müsste?“

„Nein, die Nacht war relativ ruhig.“ Britta schüttelte den Kopf. „Ich werde mich wohl nie daran gewöhnen, dass in den Sommerferien weniger los ist. Eigentlich dürften die Menschen doch nicht weniger krank sein.“

„Enjoy it while it lasts“, riet Anna lächelnd. “Schönen Feierabend.“

„Abend ist gut.“ Britta sah missmutig zum Fenster. Die Rollläden waren bereits heruntergezogen, damit die Morgensonne das Büro nicht zu sehr aufheizte. „Kannst du mir sagen, wie ich bei dieser Wärme schlafen soll?“

„Du kannst gern meine Schicht übernehmen“, neckte Anna, aber sie war schon auf dem Weg zur Tür. „Wenn was ist, ich bin unten bei der Aufnahme.“

Im Fahrstuhl traf Anna noch zwei weitere Assistenzärzte, die ebenfalls nach unten gerufen worden waren. Sobald sie ausstiegen, offenbarte sich ihnen der Anlass: eine ganze Schulklasse hatte sich am Aufnahmetresen eingefunden und wartete auf medizinische Versorgung.

„Wir sind auf einer Klassenfahrt in Berlin“, rief der Lehrer ihnen entgegen, als er Anna und ihre beiden Kollegen erspäht hatte. „Nach dem Frühstück wurde vielen der Kinder plötzlich übel. Da habe ich dem Busfahrer gesagt, er soll so schnell wie möglich in die Charité fahren.“

Schwester Michaela trat zu ihnen und zog den Lehrer beiseite, damit er seine Schüler mit seiner Hysterie nicht ansteckte. „Wo waren die Kinder untergebracht?“

„In einer Jugendherberge. Wir kommen aus Nordrhein-Westphalen. Morgen wollten wir zurückfahren, weil am Montag bei uns die Sommerferien beginnen.“

Während Schwester Michaela versuchte, den besorgten Lehrer zu beruhigen, machten Anna und ihre Kollegen sich daran, die Kinder zu untersuchen. Ihnen blieb nichts anderes übrig, als die Untersuchung auf dem Flur abzuhalten, da es nicht annähernd genug Betten gab. Nur wer besonders schwere Symptome aufwies, bekam ein Notbett. Zwei Stunden dauerte es, bis alle jungen Patienten versorgt waren und endlich Entwarnung gegeben werden konnte. Der Lehrer war inzwischen auf einem Stuhl eingeschlafen, ungeachtet der lärmenden Kinder um ihn herum.

Anna warf einen nervösen Blick auf die große Uhr im Krankenhausflur. Die Eltern vom kleinen Tim warteten nun schon seit Stunden auf ihr Erscheinen. Da die Situation hier nun unter Kontrolle war, konnte sie sich wieder nach oben begeben.

Sie war noch nicht auf der Intensivstation angekommen, da ging erneut ihr Pieper. Nein, diesmal würden sie unten warten müssen, beschloss Anna. Noch länger konnte sie die Eltern nicht im Ungewissen lassen. Sie hatten die ganze Nacht im Krankenhaus zugebracht.

Anna fand das Ehepaar auf einer Bank im Flur sitzen. Arm in Arm waren beide eingenickt. „Herr und Frau Röttinger?“, fragte Anna leise und beugte sich zu ihnen. Beide schreckten sofort hoch. „Verzeihen Sie bitte, dass Sie so lange warten mussten“, entschuldigte sie sich. „Wir hatten eine ganze Schulklasse mit einer Lebensmittelvergiftung zu versorgen.“

„Wie ist es gelaufen?“, fragte Frau Röttinger heiser.

Anna setzte sich neben sie auf die Bank. „Ich kann Sie beruhigen, Frau Röttinger. Die Operation ist ausgesprochen gut verlaufen. Das neue Herz Ihres Sohnes schlägt schon in seiner Brust, und wir sind zuversichtlich, dass sein Körper das Organ gut annehmen wird.“

„Sie meinen, er wird keine weitere Operation brauchen?“

„Nicht bevor er 75 ist“, lächelte Anna.

„Oh mein Gott.“ Frau Röttinger brach in Tränen aus. „Das kann ich noch gar nicht glauben.“

„Jetzt ist es vorbei, Marie“, sagte ihr Mann und strich ihr zärtlich über den Rücken. „Alles wird gut.“

„Er wird gesund“, wiederholte sie immer wieder. „Mein Gott, er wird gesund…“

„Wann können Sie sicher sein, dass Tims Körper das neue Herz nicht abstößt?“, wollte Herr Röttinger wissen.

„In ein paar Tagen.“

„Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll.“ Er schüttelte ihr die Hand.

„Danken Sie nicht mir, danken Sie dem Operateur und den Eltern, die das Herz ihres Kindes für Ihren Tim zur Verfügung gestellt haben.“ Anna sah unwillig auf ihren Pieper, als dieser sich erneut bemerkbar machte. „Sie müssen mich leider entschuldigen“, sagte sie und reichte Frau Röttinger ein Taschentuch. „Trinken Sie noch einen Kaffee, und dann fahren Sie nach Hause. Es wird noch bis zum Abend dauern, bis Tim aufwachen wird.“ Sie gab beiden die Hand und verabschiedete sich.

Auf dem Weg zur Notaufnahme fiel Anna auf, dass sie den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte. Kein Wunder, dass ihr so flau war. Normalerweise ging sie nie ohne Frühstück aus dem Haus, aber Yvonne hatte nach dem Duschen den verkalkten Hahn nicht ganz zugedreht, und das Wasser hatte sich schon fleißig im ganzen Bad verteilt, als Anna schlaftrunken die Tür öffnete. Yvonne war sofort herbeigeeilt, als Anna einen hysterischen Schrei ausstieß, aber es hatte sie insgesamt eine halbe Stunde gekostet, bis die Spuren des Missgeschicks einigermaßen beseitigt waren. „Wenn ich jetzt nichts esse, kippe ich auf den nächsten Patienten“, murmelte Anna und legte einen Zwischenstopp an ihrem Spind ein. Zum Glück war Yvonne so geistesgegenwärtig gewesen, Anna ein Käsesandwich zu schmieren.

Das tat gut. Anna biss kräftig in ihr Sandwich, während sie durch den Flur zur Notaufnahme eilte. Sie hatte gerade den letzten Bissen heruntergeschluckt, als sie vor ihrem Oberarzt stand. „Wo bleiben Sie denn Frau Dr. Nolte?“, fragte er unwirsch. „Sie sind schon vor einer halben Stunde angepiept worden.“

„Entschuldigen Sie, Dr. Mehmel. Ich war noch beim Ehepaar Röttinger“, erklärte Anna, noch etwas atemlos. „Sie warteten seit Stunden auf eine Nachricht.“

„Das nächste Mal kommen Sie unverzüglich, wenn Sie angepiept werden“, murrte er. „Wir sind hier kein Kaffeekränzchen.“

„Selbstverständlich nicht, Dr. Mehmel.“

„Na, dann lassen Sie sich mal von Ihrem Kollegen die Fakten nennen.“ Er klopfte ihr auf die Schulter. Lange böse sein, konnte er ihr nie.

Anna nickte und trat zu ihrem Kollegen Thomas. Dieser stand neben einer Trage, auf der ein etwa vierjähriger Junge lag. „Er hat schon Novalgin bekommen, deswegen schläft er“, informierte Thomas sie. Eine Fraktur im Schienbein, verschiedene Prellungen, und mindestens eine Rippe ist gebrochen. Der junge Mann hat Glück gehabt.“

„Wieso? Was ist passiert?“ Anna griff nach der Patientenakte.

„Ein alkoholisierter Lastwagenfahrer ist mit einem entgegenkommenden PKW kollidiert“, erklärte Thomas. „Der PKW hat sich mehrfach überschlagen und ist dann auf einem Feld liegengeblieben. Der PKW-Fahrer ist noch am Unfallort gestorben, der LKW-Fahrer erlitt einen Schock. Dieser Junge saß hinten auf dem Rücksitz zusammen mit einem zweijährigen Mädchen.“

„Wo ist das Mädchen?“

„Oben im OP. Der Chef operiert selbst.“

„Ich dachte, der wäre auf dem Weg nach New York?“

„So können sich die Dinge ändern.“

„Was meinst du?“ Anna sah ihn fragend an.

„Der Ellert hat den Kongress in New York abgesagt, weil die Kleine die Tochter unseres Außenministers ist.“

„Was?“ Anna wich die Farbe aus dem Gesicht. „Sonja von Bentheim?“

„Du kennst ihren Namen?“, fragte er lächelnd. „Ich wusste gar nicht, dass du in der Regenbogenpresse bewandert bist.“

Anna ging auf seine Bemerkung nicht ein. „Ist sie schwer verletzt?“

„Ja, aber ich kann dir keine Einzelheiten sagen. Sie wurde sofort abtransportiert. Ellert hat alles in die Hand genommen.“

„Sind die Eltern informiert?“

„Natürlich.“ Er sah sie aufmerksam an. „Wieso interessiert dich das so?“

„Ich habe das Mädchen einmal kennengelernt“, sagte sie, mehr zu sich selbst als zu ihm. Die arme Sonja. Und was mussten ihre Eltern für Ängste ausstehen. „Kommst du hier zurecht?“

Er nickte. „Ich hätte dich vorhin brauchen können, aber du siehst ja, unser Patient schläft jetzt.“

„Dann schaue ich mal, ob ich etwas in Erfahrung bringen kann“, beschloss sie und wandte sich zum Gehen.

„Anna?“ Er fasste sie am Arm.

„Ja?“

„Lass das nicht zu dicht an dich heran. Es sieht nicht gut aus für die Kleine.“

Anna schluckte. Sie nickte und lief dann den Flur entlang zum Fahrstuhl. Möglicherweise wusste man oben mehr. Als erstes würde sie die Sekretärin des Chefs aufsuchen.

„Sekretariat Professor Ellert, Sie sprechen mit Frau Schmidt, was kann ich für sie tun?“, leierte die Sekretärin in ihr Headset und winkte Anna herein, als diese gegen den Türrahmen klopfte. „Nein, dazu kann ich Ihnen keinerlei Auskünfte geben“, sprach sie ins Mikrophon. „Nein, wirklich nicht…. Nein… Nein, Prof. Ellert ist nicht zu sprechen… Auf Wiederhören.“ Frau Schmidt verdrehte die Augen, als sie den Knopf am Telefon drückte. „Können Sie mir mal sagen, wieso die Presse schon Bescheid weiß, dass sich die kleine Tochter des Außenministers hier befindet?“, wandte sie sich an Anna. „Ich verstehe nicht, wo die ihre Kanäle haben. Das Mädchen ist noch nicht mal aus dem OP raus.“

„Gibt es denn schon nähere Informationen über den Zustand der Tochter?“, fragte Anna möglichst beiläufig.

„Ich bin ja kein Arzt, aber interessieren tut es einen ja doch“, seufzte die Sekretärin. „Soweit ich weiß, hat sie ein Schädel-Hirn-Trauma und zahlreiche Quetschungen und Rippenbrüche. Prof. Ellert versucht gerade, die inneren Blutungen zu stillen.“

„Oh je.“ Anna strich sich über die Stirn. „Haben die Eltern sich schon angekündigt?“

„Der Minister befindet sich in Indien, aber seine Frau ist auf dem Weg hierher.“ Frau Schmidt sah nachdenklich aus dem Fenster. „Man fragt sich, was so ein kleines Mädchen ohne seine Mutter auf der Landstraße zu suchen hat.“ Ihre letzten Worte gingen im Klingeln des Telefons unter. „Sekretariat Professor Ellert, Sie sprechen mit Frau Schmidt, was kann ich für Sie tun? ... Nein, das kann ich Ihnen nicht sagen… Nein, Herr Professor Ellert ist mitten in einer Operation… Nein, ich kann Ihnen nicht sagen, wen er operiert… Hören Sie…“

Anna zeigte zur Tür und verabschiedete sich ohne Worte, während Frau Schmidt den nächsten neugierigen Reporter abzuwimmeln versuchte.

Als sie über den Flur hastete, verließ gerade eine Schwester den OP-Saal. „Na, wie sieht es aus?“, fragte Anna und folgte ihr in den Geräteraum.

„Keine Ahnung, ob sie es schaffen wird. Das Mädchen hat ein mittelschweres Schädel-Hirn-Trauma.“ Die Schwester sah sich suchend um. „Wo sind unsere mobilen EEG-Geräte abgeblieben?“

„Wohl alle im Gebrauch, aber meines Wissens sind im ersten Stock noch welche“, informierte Anna sie. „Wie lange wird er noch operieren?“

„Nicht mehr lange.“

„Wer kümmert sich um die Mutter des Kindes?“

„Eigentlich wollte Ellert das selbst machen, aber er operiert ja noch. Ich habe gehört, dass sie schon da sein soll.“

„Ich sehe mal nach, ob ich etwas tun kann.“ Anna nickte der Schwester zu und eilte die Treppen zum Erdgeschoss hinunter. Frau von Bentheim war sicher durch einen Nebeneingang geführt worden, damit sie unbehelligt das Gebäude betreten konnte. Am wahrscheinlichsten war der Osteingang, weil in diesem Teil der Klinik am wenigsten los war und hier keine Patienten untergebracht waren.

Schon von weitem erkannte Anna die schlanke Gestalt Carola von Bentheims. Sie saß zusammengekauert auf einer Bank, den blonden Lockenkopf gesenkt, und schien tief in Gedanken. Ab und zu lief eine Schwester in diskretem Abstand an ihr vorbei den Gang entlang, was Frau von Bentheim nicht einmal wahrzunehmen schien. Etwas abseits von ihr stand ein Mann im schwarzen Anzug, vermutlich ein Bodyguard, der mit starrer Miene den Gang beobachtete. Anna erschrak, als sie näher an Frau Bentheim herantrat. Die sonst so stolz wirkende Frau erschien jetzt schmal und verloren. Sie zitterte leicht, ihre Locken hingen ihr wirr im Gesicht, und als sie aufsah, war ihr Blick tot und leer.

„Frau von Bentheim?“, fragte Anna leise. „Kann ich Sie einen Moment sprechen?“

Die Ministergattin sah sie verwirrt an. „Frau Nolte?“

„Das ist richtig.“ Anna war erstaunt, dass sie sich an ihren Namen erinnerte.

„Oh Gott, Sie schickt der Himmel.“ Frau von Bentheim rückte ein wenig zur Seite, damit Anna sich neben sie setzen konnte. „Dr. Nolte“, verbesserte sie sich, als ihr Blick auf das Schild an Annas Kittel fiel.

„Nur keine Umstände.“ Anna warf einen fragenden Blick zu dem Bodyguard, doch der schien nichts dagegen zu haben, wenn sie sich setzte. „Ich bin gekommen, um nach Ihnen zu sehen.“

„Wissen Sie etwas?“

„Was ist Ihnen denn gesagt worden?“

„Nichts…“ Frau von Bentheim rang verzweifelt nach Luft. „Dass meine Tochter in einen schweren Verkehrsunfall verwickelt war und ich sofort in die Charité kommen soll…“ Sie hob den Kopf, und der Blick, mit dem sie Anna ansah, zerriss dieser fast das Herz. „Bitte bringen Sie mich zu ihr.“

„Es wird noch eine Weile dauern, bis das möglich ist, Frau von Bentheim. Sonja wird noch operiert.“

„Operiert?“, fragte Frau von Bentheim entsetzt. „Was muss denn operiert werden?“

Anna schüttelte den Kopf. „Eigentlich darf ich Ihnen das gar nicht sagen, denn ich bin nicht für Ihre Tochter zuständig. Professor Ellert wird Ihnen alles erklären, sobald die Operation beendet ist.“

Frau von Bentheim fasste sich an die Stirn, und für einen Moment befürchtete Anna, sie würde ohnmächtig. Doch sie fing sich wieder. „Bitte, Frau Dr. Nolte, ich bitte Sie inständig. Sagen Sie mir, was los ist.“

Anna seufzte. Sie wusste, dass sie sich einen mordsmäßigen Ärger einhandeln würde, aber sie konnte Frau von Bentheim nicht einfach ohne jegliche Information hier sitzen lassen. „Es ist etwas sehr Schlimmes geschehen“, sagte sie leise. „Ihre Tochter saß zusammen mit einem anderen Jungen und einem Mann im Auto…“

„Ja, der Junge ist Benjamin Springer, der Sohn von einem Nachbarn“, erklärte Frau von Bentheim. „Der Mann ist der Chauffeur der Springers. Er bringt die beiden manchmal zur Großmutter von Benjamin, wenn Sonjas Tagesmutter verhindert ist. Was ist denn bloß passiert?“

„Der Wagen des Chauffeurs ist mit einem LKW zusammengeprallt, der von der Gegenfahrbahn abgekommen ist“, sagte Anna und sah besorgt auf Frau von Bentheims gefaltete Hände. Sie presste die Finger so fest zusammen, dass die feinen Knochen weiß hervortraten. „Der Wagen hat sich mehrfach überschlagen“, fuhr Anna leise fort. „Der Chauffeur der Springers ist noch am Unfall seinen Verletzungen erlegen…“

„Und die Kinder?“

„Benjamin hatte großes Glück. Er hat nur einen Bruch im Unterschenkel und ein paar Prellungen. Vermutlich sind auch ein bis zwei Rippen gebrochen…“

„Und Sonja?“

Anna legte vorsichtig ihren Arm um Frau von Bentheim. „Ihre Tochter hat mehrere Rippenbrüche und zahlreiche Quetschungen, weshalb zunächst einmal die Blutungen gestillt werden müssen…“ Anna machte eine Pause und atmete tief durch, bevor sie fortfuhr. „Und sie hat ein mittelschweres Schädel-Hirn-Trauma.“

„Oh Gott…“

Anna spürte, wie Frau von Bentheim neben ihr zusammensackte. „Ich versichere Ihnen, dass Sonja bei Professor Ellert in den besten Händen ist“, versuchte Anna sie zu trösten und schlang auch den anderen Arm um die zitternde Frau. „Einen besseren Operateur als ihn finden Sie in ganz Berlin nicht.“

Frau von Bentheim schluchzte gegen Annas Schulter. „Wird sie wieder gesund?“

„Wir hoffen es sehr.“

„Sie hoffen es?“ Sie wich zurück. „Was soll das heißen, Sie hoffen es?“

„Es heißt, dass wir es zum jetzigen Zeitpunkt nicht versprechen können.“

„Warum werde ich dann hergerufen, wenn man mir nichts als Unklarheiten berichten kann?“ Frau von Bentheim wandte sich von Anna ab und starrte auf den Fußboden. „Wofür wird dieser Professor überhaupt bezahlt? Ich möchte jetzt sofort zu meiner Tochter!“

Anna schwieg. Was sollte sie sagen, sie konnte den Schmerz der Mutter verstehen. Eine Weile saßen sie schweigend nebeneinander, bis Annas Pieper sich erneut meldete. Als sie auf das Display schaute, sah sie, dass der Ruf erneut von der Notaufnahme kam.

„Lassen Sie mich nicht allein“, sagte Frau von Bentheim so leise, dass Anna erst dachte, sie hätte sich verhört.

Dennoch stand Anna auf. Es tat ihr in der Seele weh, aber als Ärztin konnte sie auf ihre persönlichen Empfindungen keine Rücksicht nehmen. Jeder Patient hatte das gleiche Recht auf Hilfe. „Ich muss leider gehen“, sagte sie und legte ihre Hand auf Frau von Bentheims Schulter. „Aber ich komme wieder, sobald ich kann. Das verspreche ich. Außerdem wird Professor Ellert jeden Moment aus dem OP-Saal kommen, und ich bin mir sicher, dass er Sie unverzüglich aufsuchen wird. Der Professor kann Ihnen alles viel besser erklären als ich.“

Frau von Bentheim zeigte keine Regung. Sie hatte wieder den leeren Blick, der Anna schon zu Beginn aufgefallen war.

Anna hielt eine an ihr vorbeieilende Schwester an. „Sorgen Sie dafür, dass jemand bei Frau von Bentheim ist, bis Prof. Ellert kommt“, wies sie sie an. „Sie hat offensichtlich einen Schock.“ Die Schwester nickte. „Und sorgen Sie dafür, dass sie ein Glas Wasser bekommt.“

„Jawohl, Frau Dr. Nolte.“

„Ich werde später noch einmal nach Ihnen sehen“, wandte sich Anna wieder an Frau von Bentheim. „Jemand kann Sie in ein ruhiges Zimmer bringen, wenn Sie mit Ihrem Mann telefonieren wollen.“

Sie schüttelte den Kopf. „Ich warte noch, bis ich mit dem Professor gesprochen habe.“

Anna nickte. „Wir alle drücken Ihrer Tochter die Daumen.“



To be continued....

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Zuletzt geändert von kimlegaspi am 28.08.2011, 18:46, insgesamt 5-mal geändert.

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BeitragVerfasst: 28.08.2011, 15:19 
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Anna arbeitet mittlerweile als Ärztin, schön.
Wie schrecklich für Carola, ihre Tochter so schwer verletzt.
Ich lese mal zwischen den Zeilen und Stelle die Vermutung auf, in der Ministerehe kriselt es etwas.


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Zitat:
Ich lese mal zwischen den Zeilen und Stelle die Vermutung auf, in der Ministerehe kriselt es etwas.


Ich fürchte, dass es in der Ministerehe noch sehr heftig kriseln wird :pfeif: .

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kimlegaspi hat geschrieben:

Ich fürchte, dass es in der Ministerehe noch sehr heftig kriseln wird :pfeif: .


Nichts anderes habe ich erwartet und erhofft :oops:


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BeitragVerfasst: 29.08.2011, 01:39 
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kimlegaspi hat geschrieben:
Ich fürchte, dass es in der Ministerehe noch sehr heftig kriseln wird :pfeif: .

das ist ...hähm... schön .-) :oops:

danke.
sabam

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:danke: :freu:


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DANKE und auch gleich wieder BITTE mehr davon.....


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BeitragVerfasst: 02.09.2011, 17:52 
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Ich DANKE euch, sabam, maddy und osthessin :danke: ! Am liebsten würde ich wesentlich schneller schreiben, aber diese Woche war dermaßen vollgepropft, dass nichts mehr ging. Naja, ein paar Absätze kann ich schon mal posten, und am Wochenende komme ich hoffentlich zu mehr...

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BeitragVerfasst: 02.09.2011, 17:54 
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* * *


Anna saß in ihrem Büro und trommelte mit den Fingerkuppen auf den Schreibtisch, während sie die Entlassungsberichte für die Schulklasse zu schreiben versuchte. Es gelang ihr einfach nicht, sich zu konzentrieren. Die Operation der zweijährigen Sonja war zwar erfolgreich verlaufen, doch aufgrund des Schädel-Hirn-Traumas wurde sie künstlich in Narkose gehalten, und die Körpertemperatur war abgesenkt worden, um die Schwellung des Gehirns unter Kontrolle zu bringen. Vermutlich saß Frau von Bentheim noch am Bett ihrer Tochter, hilflos wie alle Eltern, deren Kinder in Langzeitnarkose mit ungewissem Ausgang lagen.

Anna wusste, welche Belastungsprobe solch eine Situation für die Eltern bedeutete, und sie wünschte, sie könnte irgendetwas tun, um den von Bentheims die Situation zu erleichtern. Doch sie durfte ihre Pflichten nicht vernachlässigen, und es würde bestimmt unangenehm auffallen, wenn sie sich bei der Ministerfamilie ständig blicken ließ, ohne im eigentlichen Sinne zuständig zu sein. Dr. Mehmel würde sich das nicht lange angucken. Zwar hatte Anna bei ihm ein Stein im Brett, aber ungleiches Verhalten gegenüber Patienten ließ er niemals durchgehen. Also blieb Anna nichts anderes übrig, als ihre Berichte zu weiterzuschreiben und sich um ihre eigentlichen Patienten zu kümmern. Dennoch nahm sie sich vor, nach Feierabend noch einmal nach Frau von Bentheim und ihrer Tochter zu sehen, schließlich hatte sie es der Mutter versprochen.

Doch der Rest des Tages schleppte sich dahin, als hätte jemand die Uhr manipuliert. Und als verginge die Zeit nicht langsam genug, kamen kurz vor Ende von Annas Schicht auch noch zwei weitere Notaufnahmen hinzu, so dass sie erst eineinhalb Stunden später die letzte Akte schließen konnte. Anna atmete tief durch, als sie endlich ihr Büro abschließen konnte, um sich in das Zimmer von Sonja von Bentheim zu begeben.

Seit über zwei Jahren arbeitete Anna nun in der Kinderchirurgie der Charité, aber noch nie waren die Gänge auf der Station 16 so menschenleer gewesen. Die halbe Station war evakuiert worden, damit die Familie von Bentheim ihre Ruhe haben würde. Obwohl sie nicht mehr im Dienst war, behielt Anna ihren Kittel wohlweislich an und nickte der Nachtschwester nur routiniert zu, als sie am Schwesternzimmer vorbei zum Zimmer 8 schritt. Sie wusste, was sie dort drinnen erwarten würde: ein steriler Raum vollgestopft mit technischen Geräten, die dafür sorgten, dass das kleine Mädchen im Kinderbettchen bis ins letzte Detail überwacht und versorgt war.

Als Anna behutsam die Tür öffnete, bemerkte sie, dass Sonjas Mutter das Krankenhaus noch nicht verlassen hatte. Sie saß mit dem Rücken zur Tür am Bett ihrer Tochter und schien Annas Klopfen nicht gehört zu haben. Die Schwestern hatten sich große Mühe gegeben, den Raum auf die Schnelle so freundlich und individuell wie möglich einzurichten. Die Möbel waren, anders als sonst, mit niedlichen Aufklebern von afrikanischen Tieren geschmückt, und die Gardinen und die Bettwäsche waren passend zu den Aufklebern auf den Möbeln ausgetauscht worden. Neben dem kleinen Kinderbettchen entdeckte Anna ein zweites, großes Bett. Offenbar hatte Frau von Bentheim darum gebeten, bei ihrer Tochter übernachten zu dürfen.

Jetzt erst schien die Ministergattin Anna bemerkt zu haben und drehte sich um. Sie sah noch elender aus als bei ihrer Ankunft, die Augen waren rot und geschwollen, die Wimperntusche verschmiert, und in ihren Händen hielt sie ein zerknülltes Taschentuch. Sie sagte nichts, protestierte aber auch nicht, als Anna sich einen Stuhl nahm und sich neben sie setzte.

Anna wartete stumm, dass Frau von Bentheim etwas sagen würde, aber das tat sich nicht. Sie saß nur still da und starrte auf den Monitor, der den Herzschlag ihrer Tochter aufzeichnete. Schließlich räusperte Anna sich. „Haben Sie schon mit Ihrem Mann sprechen können, Frau von Bentheim?“

Sie nickte. „Ja, er unterbricht seine Reise und fliegt morgen zurück.“

Dann war wieder Stille. Anna hätte gern gewusst, wie das Gespräch mit Professor Ellert gewesen war, aber Frau von Bentheim schien nicht zum Reden zumute zu sein.

Minuten vergingen, in denen die Ministergattin abwechselnd auf die Monitore und dann wieder auf ihre Tochter starrte. Die kleine Sonja hatte die gleichen blonden Löckchen wie ihre Mutter und wirkte dadurch trotz der zahlreichen Schläuche, die sie umgaben, wie ein kleiner, verletzter Engel.

„Professor Ellert musste Sonja in ein künstliches Koma legen“, sagte Frau von Bentheim leise.

Anna nickte ernst. „Eine verlängerte Narkose ist eine notwendige Vorsichtsmaßnahme bei Schädel-Hirn-Traumata von dieser Stärke.“

„Er sagt, er musste außerdem ihre Körpertemperatur auf 33 Grad absenken.“

Anna hatte Mühe, die leisen Worte der Ministergattin zu verstehen, da die Eigengeräusche der Geräte die Hälfte des Satzes übertönte. „Man versucht, mit der Kühlung die Schwellung im Gehirn zu reduzieren“, erklärte sie. „Da das Gehirn vom Schädelknochen umgeben ist, kann durch die Schwellung ein gefährlich hoher Druck im Kopf entstehen.“

„Ist so eine starke Kühlung denn nicht auch gefährlich?“ Frau von Bentheim sah sie nun direkt an.

„Es ist ein Risiko, da haben Sie Recht“, sagte Anna vorsichtig. „Aber dem Professor blieb keine andere Wahl. Eine zu starke Schwellung des Gehirns könnte tödlich sein.“

In den Augen der Mutter standen Tränen. „Wie wahrscheinlich ist es, dass Sonja irreversible Schäden haben wird, wenn sie aufwacht?“

Anna suchte in ihrer Kitteltasche nach einem Taschentuch. „Ärzte denken nicht gern in Wahrscheinlichkeiten“, sagte sie und reichte Frau von Bentheim ein sauberes Tuch. „Jeder Organismus reagiert anders, und niemand weiß, wie Sonjas Körper den Unfall verkraften wird. Aber sie ist noch sehr jung, das bedeutet, dass ihr Gehirn noch viele Möglichkeiten finden kann, um eventuelle Schädigungen zu kompensieren.“

Frau von Bentheim nickte stumm und wandte sich wieder den Monitoren zu. „Haben Sie Kinder, Frau Dr. Nolte?“, fragte sie nach einer Weile.

„Nein.“ Anna schüttelte den Kopf.

Dann war wieder Stille. Anna gefiel Frau von Bentheims Zustand überhaupt nicht. Sie wirkte dermaßen apathisch, dass Anna sie so nicht allein lassen mochte. „Ist Ihnen ein Medikament für die Nacht angeboten worden?“

„Ja, aber ich habe es abgelehnt.“

„Warum?“

Frau von Bentheim wischte sich eine Träne von der Wange. „Ich muss doch auf meine Sonja aufpassen.“

So ging das nicht weiter. Anna rückte etwas näher an Frau von Bentheim heran und legte ihr die Hand auf die Schulter. „Ich appelliere dringend an Ihre Vernunft, Frau von Bentheim. Ihre Sonja wird die nächsten drei Tage nicht aufwachen, und wenn Sie in dieser Zeit nicht schlafen, werden Sie nicht für sie da sein können, wenn sie tatsächlich aufwacht.“

Frau von Bentheim schnäuzte in ihr Taschentuch. „Aber ich kann sie doch nicht einfach allein lassen.“

„Das tun Sie ja nicht.“ Anna wies auf das leere Bett. „Wie ich sehe, werden Sie die Nacht hier verbringen.“

„Trotzdem.“ Frau von Bentheim schüttelte den Kopf. „Woher wollen Sie wissen, was sie alles mitbekommt? Vielleicht sucht sie mich irgendwie, und dann bin ich nicht da.“

Anna nickte nachdenklich. Gegen solche Argumente konnte sie wenig sagen. „Ich mache Ihnen einen Vorschlag, Frau von Bentheim“, startete sie einen neuen Versuch. „Sie halten noch eine Stunde lang die Hand ihrer Tochter und lesen ihr ihre Lieblingsnachtlektüre vor, und dann legen Sie sich ins Bett. Normalerweise würde Sonja auch um diese Uhrzeit schlafen.“

„Ihre Bücher sind alle zu Hause“, sagte Frau von Bentheim fast trotzig.

„Wenn Sie mir sagen, wie Sonjas Lieblingsbuch heißt, besorge ich es Ihnen“, bot Anna an. „Und wenn Sie fertig gelesen haben, lassen Sie sich etwas für die Nacht geben.“

„Aber…“ Frau von Bentheim sah sie verwirrt an. „Sie sind doch im Dienst.“

„Nicht mehr.“ Anna schüttelte den Kopf. „Ich habe seit zwei Stunden Feierabend.“

„Und ich halte Sie von Ihrem wohlverdienten Abend ab“, murmelte Frau von Bentheim. „Warum haben Sie mir nicht gesagt, dass Ihre Schicht zu Ende ist?“

Anna zuckte mit den Schultern. „Es war mir ein Bedürfnis, nach Ihnen und Ihrer Tochter zu sehen. Nun erzählen Sie mir mal, welches Buch ich Ihnen bringen kann.“

Ein schwaches Lächeln huschte um Frau von Bentheims Mundwinkel. „Ein kleines Krokodil mit ziemlich viel Gefühl“, sagte sie mit liebevollem Blick auf ihre Tochter.

„Das kenne ich.“ Anna erwiderte ihr Lächeln. „Ihre Tochter hat Geschmack.“ Sie erhob sich und schaute auf die Uhr. „Dann will ich mich mal sputen. Ich denke, in einer dreiviertel Stunde sollte ich zurück sein.“

Frau von Bentheim fasste Anna am Arm, als sie gehen wollte. „Haben Sie vielen Dank, Frau Dr. Nolte“, sagte sie. „Ich bin sehr froh, dass Sie hier sind.“

Anna nickte wortlos und verließ mit klopfendem Herzen das Zimmer.



* * *



„Ich dachte mir schon, dass deine Frau von Bentheim die Klinik auf Trapp hält.“ Yvonne biss herzhaft in ihr Käsebrot. „War ja überall in den Nachrichten, dass ihre Tochter bei euch eingeliefert wurde.“

„Sie ist nicht meine Frau von Bentheim.“ Anna nahm sich ebenfalls eine Scheibe Brot. „Und ich hatte auch ohne die von Bentheims sehr viel zu tun.“

„Ist ja schon gut, Anna.“ Yvonne sah erstaunt zu ihr hinüber. „Was bist du denn so empfindlich heute Abend?“

„Ich bin einfach müde.“ Anna schmierte ohne Aufzusehen ihr Brot und garnierte es mit Radieschen. „Es war ein anstrengender Tag.“

„Kann ich mir denken.“

„Wieso?“

„Weil ich fünf Anrufe von Henning abgewimmelt habe.“ Yvonne verdrehte die Augen. „Hast du den ganzen Tag nicht auf dein Handy geschaut?“

„Oh Gott, den habe ich total vergessen.“ Das hatte ihr noch gefehlt, Anna rieb sich die Stirn. „War er sehr sauer?“

„Naja, wie er so ist.“ Yvonne zuckte mit den Schultern. „Ich habe ihm natürlich gesagt, dass du wegen der Ministergeschichte sicher alle Hände voll zu tun hast.“

Anna legte ihr Brot zurück auf den Teller. Ihr war der Appetit vergangen. „Oh je, das kostet mich wieder drei Abende, bis ich das wieder ausgebügelt habe.“

Glücklicherweise war Yvonne anderer Meinung. „Ich glaube, diesmal ist der Kelch an dir vorübergegangen. Dank des Medienrummels habe ich ihn einigermaßen besänftigen können.“ Sie schnappte sich zwei Cherrytomaten und ließ sie in ihrem Mund verschwinden. „Vielleicht kostet es dich nur einen Abend“, sagte sie lächelnd.

Anna begann damit, die Teller zusammenzustellen. „Ich bringe das morgen in Ordnung“, versprach sie. „Heute bin ich zu müde.“

„Hast du die Ministerfamilie eigentlich gesehen, oder habe ich gelogen, als ich dich verteidigt habe?“

Anna musste lachen. „Nein, du hast nicht gelogen, aber danke, dass du es für mich riskiert hast.“ Sie stand auf und drückte Yvonne. „Du bist die beste Freundin, die man sich vorstellen kann.“

„Dito.“ Yvonne erwiderte die Umarmung. „Wie geht es denn der Kleinen?“

„Der Ellert hat sich der Sache angenommen. Er wollte eigentlich nach New York, aber hatte zum Glück das Haus noch nicht verlassen. Ich bin froh, dass er noch da war, denn einen besseren hätten die von Bentheims nicht finden können.“

„Hast du die Kleine gesehen?“

„Ja, sie liegt in Langzeitnarkose, und ihre Mutter ist die ganze Zeit bei ihr. Der Vater fliegt wohl morgen aus Indien ein.“

„Die Armen.“ Yvonne seufzte. „So etwas wünscht man seinem ärgsten Feind nicht.“

„Ja, die Mutter steht deutlich unter Schock.“

„Du hast mit ihr gesprochen?“

„Ja.“ Anna sah nachdenklich auf die Tischdecke. „Seltsamerweise hat sie sich an mich erinnert.“

„Naja, euer kleiner Zwischenfall war ja auch sehr denkwürdig“, sagte Yvonne schmunzelnd. Dann hielt sie inne und sah Anna streng an. „Obwohl du mir ja nie so richtig davon erzählt hast.“

„Und auch jetzt bin ich zu müde dazu.“ Anna drückte die Freundin noch einmal, bevor sie begann, den Abendbrottisch abzuräumen. „Wenn ich jetzt nicht sofort ins Bett gehe, verschlafe ich morgen meine Schicht.“




To be continued...

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Zuletzt geändert von kimlegaspi am 06.09.2011, 16:53, insgesamt 3-mal geändert.

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BeitragVerfasst: 02.09.2011, 18:50 
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kimlegaspi hat geschrieben:
Ich DANKE euch, sabam, maddy und osthessin :danke: ! Am liebsten würde ich wesentlich schneller schreiben, aber diese Woche war dermaßen vollgepropft, dass nichts mehr ging. Naja, ein paar Absätze kann ich schon mal posten, und am Wochenende komme ich hoffentlich zu mehr...


Stress Dich nicht. Und vielen Dank für die Fortsetzung.


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BeitragVerfasst: 02.09.2011, 21:53 
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genau..keinen Streß, wir können warten ;)

:danke: :bigsuper:


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BeitragVerfasst: 03.09.2011, 07:02 
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Danke für die nette Entressung, Trinitiy und maddy! Trotzdem bin ich nicht so der Häppchentyp, habe ich gemerkt. Aber jetzt ist ja zum Glück Wochenende :wink: .

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