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 Betreff des Beitrags: Re: One Night to Remember
BeitragVerfasst: 12.09.2012, 19:35 
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Kapitel 84: Break into another time

ansgar riss das steuer herum. er schlitterte zur anderen seite, kam von der strasse ab, raste in die an die fahrbahn angrenzende wiese. er wurde durchgeschüttelt und kam dann endlich nach ein paar hundert metern zum stehen.

„wo ist ansgar schon wieder abgeblieben?“ fragte ludwig beim abendessen auf königsbrunn in die runde. „seit wann legst du wert auf seine gegenwart?“ fragte tanja hämisch. „seitdem ich mit ihm etwas zu besprechen habe.“ gab ludwig unbeirrt zurück. „das hat nicht bis morgen zeit?“ „nein, hat es nicht. wo steckt der kerl bloss?“ ludwig war ärgerlich. aber keiner der anwesenden machte sich wirklich sorgen um ansgar. sie nahmen an, dass er irgendwo in einer bar versackt war, so wie die letzter zeit recht häufig. „er wird sich sicher wieder irgendwo besaufen“, meinte tristan trocken. elisabeth sah aus als würde sie dieser sachverhalt treffen. sie sagte: „um ehrlich zu sein, habe ich ansgar noch nie so erlebt. er lässt sich völlig gehen, seitdem victoria weg ist. er tut mir fast ein wenig leid.“ „ach gott, nee, elisabeth, das ist doch nicht dein ernst?“ sagte tanja und legte ihre gabel mit schwung auf den teller. „wie niedlich. sie entdeckt auf ihre alten tag noch ihre liebe zu ansgar.“ ludwig sah tanja strafend an. „was denn? ist doch wahr? wie kann er euch leidtun, nach allem was er selbst verzapft hat?“ jetzt mischte sich helena ein. „ihr wisst, ich war nie ein ansgar fan, aber mit victoria hat er sich echt anders benommen. sie hatte einen guten einfluss auf ihn. ich find´s schade, dass es so geendet hat.“ „das war doch vorauszusehen.“ sagte tristan in seinem selbstgefälligen ton. „er vergrault alle frauen. früher oder später. wenn sie erstmal raffen wie er tickt, dann sind sie schneller weg als er "frau" sagen kann.“

„er hat victoria geliebt.“ sagte sebastian unvermittelt. alle augen richteten sich auf den jungen grafen. „ich habe ihn gesehen, nachdem victoria schluss gemacht hat. er war völlig durch den wind. so habe ich ihn nie erlebt.“ „ach, ja, das war ja der tag, an dem du dich mit ansgar hast dichtlaufen lassen“, gab tanja spöttisch zurück. „ihr wisst, ich hätte allen grund ansgar zu hassen, aber er hat wirklich gefühle für victoria gehabt.“ für einen augenblick herrschte absolute stille im esszimmer. keiner hatte damit gerechnet, dass ausgerechnet sebastian seinen verhassten cousin verteidigen würde, am allerwenigstens sebastian selbst. ein wenig verlegen wischte sich der junge graf den mund mit der serviette ab und bemerkte aus den augenwinkeln wie seine frau ihn amüsiert ansah.

„hat eigentlich jemand von euch noch mal was von victoria gehört? fragte nun rebecca. da kim, marlene und auch dana nicht am esstisch sassen, konnten diese keinen auskunft über victoria geben. alle anderen schüttelten den kopf. „leider nicht“, sagt elisabeth. „aber ich werde sie mal anrufen.“ dann war das thema victoria und ansgar für alle anwesenden abgehakt.


er konnte sich bewegen. es schien ihm nichts passiert zu sein. ansgar atmete tief durch. er stand jedoch ein wenig unter schock. fast an der selben stelle hatte sich victoria mit ihrem auto vor einigen wochen befunden, und nun war ihm fast das selbe wiederfahren. es war als würde sich ein kreis schliessen. so ging das nicht weiter. er konnte sich nicht länger so gehen lassen. wenn ihm kein glück beschienen war, so war es eben so. dieser vorfall mit dem auto hatte ihm gezeigt, dass er sich zusammenreissen musste. ein ansgar von lahnstein würde sich nicht unterkriegen lassen, weil ihm die frau weggelaufen war.

„verdammt!“ ansgar schlug mit der faust auf das lenkrad. jetzt war schluss. schluss mit dem selbsthass und der verzweiflung. vcitoria hatte ihn verlassen. er war selbst dran schuld. punkt. und ein wenig waren auch die frauen selbst dran schuld, wenn sie ihn nicht zu nehmen wussten. dann hatten sie ihn auch nicht verdient. er wollte nicht mehr zurückschauen, sondern nach vorn. und das „vorn“ hiess „enterprise“. ansgar wollte alles dran setzten, um seinem ziel wieder ein stück näher zu kommen. letztendlich konnte er er keine frau gebrauchen. ansgar würgte die noch immer laufende musik ab und nickte sich innerlich selbst zu. er würde sich nehmen was ihm zustand. und wenn es das letzte war was er tat. er würde den alten fertigmachen, egal mit welchem mitteln. er war wieder er selbst, und keine frau der welt würde ihn an irgendetwas hindern. er konnte tun und lassen was er wollte. ja, er war wieder da, der wahre ansgar von lahnstein. und er hatte auch schon einen plan.. ansgar sah sein spiegelbild im rückspiegel an. er kniff die augen zusammen und hob das kinn an. er würde es allen zeigen.

ansgar zündete sich eine zigarre an und sog kräftig dran. nun wollte er direkt in sein altes leben starten. für einen kurzen moment kam ihm die szene auf teneriffa in den sinn, wo victoria die zigarre geraucht hatte. aber er wischte sie weg und hatte sich sofort wieder unter kontrolle. dann liess er den wagen an.

Fortsetzung folgt..

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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: 12.09.2012, 19:35 


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 Betreff des Beitrags: Re: One Night to Remember
BeitragVerfasst: 12.09.2012, 20:20 
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damit ich diese FF so langsam zu ende kriege (100 kapitel) jetzt noch einen teil...

Kapitel 85: Was it a dream?

victoria schloss die haustür auf und warf den schlüssel in die ablage auf der kommode, zog ihren mantel aus und hing ihn an den haken an der garderobe. dann stellte sie den fernseher an. sie war gewohnt den fernseher ständig laufen zu lassen, sonst wäre es ihr zu einsam vorgekommen allein in der wohnung. seit drei monaten wohnte sie jetzt bereits hier, aber so ganz hatte sie sich an das alleinsein noch nicht gewöhnt, obwohl es seine vorzüge hatte. drei monate, in denen sie sich ein komplett neues leben aufgebaut hatte, ein leben ohne mann, ein leben ohne ihre töchter, ein leben mit einer neuen arbeitsstelle und ein leben ohne ansgar. sie hatte lange, sehr lange gebraucht, um das geschehene zu verarbeiten, noch immer fiel jeder gedanke an ansgar ihr so schwer, und sie hatte sich auch verboten, an ihn zu denken. tagsüber hatte sie genug in der firma zu tun, so dass sie abgelenkt war, und abends lief der TV. aber die nächte, die langen einsamen nächte, die machten ihr immer noch zu schaffen. sie lag lange wach und grübelte, ob ihre entscheidung, ansgar zu verlassen richtig gwesen war, aber sie kam stets zu dem entschluss, dass er sie über kurz oder lang sowieso verlassen hätte, für eine jüngere, schönere oder gefügigere frau als sie es war. ja, im prinzip hatte sie ansgar die entscheidung vorweggenommen.

wenn der zweifel in ihr hochkroch, und sie die bilder vor sich sah, wie er ihr am strand von teneriffa den heiratsantrag machte, oder sie seine stimme hörte, die sie fragte, ob sie sich vorststellen konnte, ein kind mit ihm zu haben, dann schob sie ihn beseite, redete sich immer wieder ein, dass das alles nie passiert wäre. überhaupt, wer machte denn schon einer frau nach sieben wochen beziehung einen heiratsantrag? das konnte ja nur schiefgehen.

an diesem abend schweiften ihre gedanken immer ab, und sie konnte sich nicht auf den fernseher konzentrieren. sie überlegte, ihre kollegin Letizia anzurufen, mit der sie sich gut verstand, liess es dann aber. sie wollte alleine sein heute mit sich und ihren gedanken. victoria stand vom sofa auf und wühlte in einer schublade, fand das gesuchte und entnahm ein fotoalbum. sie klappte es auf und schaute sich die bilder von thomas und sich an. sie hatte nach der trennung von ansgar nicht einen moment überlegt, zu thomas zurückzugehen, denn das thema thomas war für sie erledigt. sie hatte sich nicht von ansgar getrennt, weil sie ihn nicht liebte, sondern weil sie auf dauer keine zukunft für sie beide gesehen hatte. aber sie hatte ein gutes verhältnis zu ihrem noch-ehe-mann, schon allein der töchter wegen. thomas hatte ihr damals auch keine vorhaltungen gemacht als sie ihm von der trennung erzählt hatte. sicher, sie hatte die erleichterung in seinen augen gesehen und auch die hoffnung, dass sie zu ihm zurückkehren würde, aber er hatte schon bald bemerkt, dass sie das nicht tun würde. nun telefonierten sie ab und an, und thomas war ein wichtiger ansprechpartner für sie geblieben - fast wie ein freund. thomas wohnte noch immer in der wohnung in düsseldorf, und ihre töchter marlene und dana wohnten auf königsbrunn, mal bei thomas, so wie sie grade lustig waren. für ihre jüngste tochter, kim, war die räumliche trennung von ihrer mutter sehr schwer, sie vermisste sie sehr.

victoria dachte an ihren ersten tag in hamburg zurück. wie sie hier angekommen war, wie sie den ersten tag in der firma gearbeitet hatte, wie traurig sie gewesen war. sie war durch eine ehemalige studienkollegin auf die stelle in der hamburger firma aufmerksam geworden. sie hatte sich noch aus düsseldorf auf die stelle als sekretärin beworben und sie auch sofort bekommen. victoria war sich bewusst, dass sie auf der karriereleiter einen gehörigen schritt nach unten machte, aber das war ihr egal. sie brauchte den job. sie hatte sofort am tag nach der trennung von ansgar in der lahnstein enterprise gekündigt. sie hatte die kündigung per einschreiben bekommen und ein paar tage später das bestätigungsschreiben, unterschrieben von ansgar.

victorias herz zog sich immer noch zusammen, wenn sie an den moment dachte als sie seine schrift auf dem briefpapier sah. ihr waren augenblicklich die tränen gekommen, weil sie das gefühl hatte, dass die trennung damit „amtlich“ war. auch, dass ansgar nicht mehr versucht hatte sie umzustimmen, tat ihr weh, obwohl sie wusste, dass er sich fair verhalten hatte, denn sie selber hatte es so gewollt, dass er sie in ruhe liess. trotz allem tat es weh, immer noch, auch noch nach über drei monaten. ansgar war die große liebe ihres lebens gewesen, kein mann der welt könnte sie mehr berühren so wie er es getan hatte, kein mann der welt hätte in ihr in sieben wochen beziehung mehr leidenschaft, gefühle und verlangen auslösen können als ansgar von lahnstein es getan hatte.

in den ersten wochen nach der trennung und den ersten tagen allein in ihrer wohnung, verging nicht eine sekunde, in der victoria nicht an ansgar dachte. es war, als würde er innerlich inmer bei ihr sein und ihr zusehen bei allem was sie tat. sie sah ansgar in so vielen kleinen details. wenn ein mercedes oder ein porsche an ihr vorbei fuhr, oder wenn sie einen astra cabrio sah, dann musste sie an ihn denken, wenn sie die musik hörte, die sie beide zusammen gehört hatten, dann war es als würde die erinnerung sich in ihren kopf eingebrannt haben, und sie spürte sie in sich, durchlebte sie förmlich noch einmal. wenn sie jemanden mit zigarre sah, so roch sie ansgars havannas, wenn sie nur von weitem einen mann mit dunklem anzug und dunklem haar sah, dann sah sie ansgar in ihm, wenn sie einem mann mit unergründlichen blauen augen sah so sah sie ansgar vor sich. neulich hatte victoria in einer shopping mall ansgars aftershave gerochen. augenblicklich spürte sie ansgar neben sich, fühlte förmlich seinen atem auf sich. er war einfach überall. sie sah ihn in der blumenverkäuferin mit den roten rosen und dem weissen schleierkraut auf dem blumenmarkt, in der lebensmittelabteilung bei den teesorten, sie spürte seine präsenz, wenn sie beim spanier vorbeiging, oder wenn sie die auslagen eines wäschegeschäfts begutachtete. auch nach drei monaten wurden die gefühle für ansgar nicht weniger, aber sie hatte gelernt mit der sehnsucht zu leben.

victoria holte tief luft und dann blätterte sie zur letzten seite des albums. sie entnahm den sorgfältig gefalteten briefbogen und öffnete ihn. es war das bestätigungsschreiben von der enterprise mit dem lahnsteinwappen auf der rechten oberen seite. „sehr geehrte frau wolf, hiermit bestätigen wir den eingang ihrer kündigung. wir bedauern außerordentlich, dass sie unser haus verlassen wollen, aktzeptieren ihre fristlose kündigung aber dennoch. wir wünschen ihnen alles erdenklich gute für ihre zukunft und danken ihnen herzlich für ihre wertvolle mitarbeit. anbei erhalten sie ihr qualifziertes arbeitszeugnis. mit freundlichen grüßen. lahnstein enterprise. ansgar von lahnstein.

a-n-s-g-a-r v-o-n l-a-h-n-s-t-e-i-n. victoria flüsterte den namen vor sich hin. sanft strich sie mit dem finger über seinen namen. sie spürte wieder die tränen in sich aufsteigen, sie konnte es nicht verhindern. eine träne löste sich und tropfte auf den briefbogen, direkt auf den schriftszug von ansgar und verwischte seinen mit kugelschreiber geschriebenen namen. jetzt war es mit victorias beherrschung vorbei. sie liess das schreiben fallen und sich selber auf das schwarze ledersofa und weinte und weinte. sie konnte nicht mehr aufhören. es war das erste mal, dass sie wirklich um ansgar weinte, um die zeit, die sie mit ihm hatte. sie hatte sich drei monate zusammengerissen, kein einziges mal hatte sie so richtig geweint. jetzt aber konnte sie nicht mehr.

plötzlich setzte ihr herz setzte einen moment aus. der brief! gott, sie hatte ja noch den brief von ansgar. etwa 3 wochen nachdem sie düsseldorf verlassen hatte, hatte thomas sie angerufen. er hatte ihr gesagt, dass ansgar einen brief für sie abgegeben hatte. victoria hatte thomas gesagt, dass sie ihn nicht lesen wolle, dass thomas ihn wegwerfen sollte. aber thomas hatte darauf bestanden, dass sie ihn bekam. „was du damit machst, ist deine sache. aber ich will, dass du ihn bekommst.“ hatte thomas gesagt. victoria hatte den brief nie aufgemacht. sie wusste, wenn sie ihn las, würde sie sofort bei ansgar anrufen und ihn bitten herzukommen, weil ihr herz die sehnsucht nicht ausgehalten hätte.

victoria sprang auf. sie musste ihn lesen. jetzt!

Fortsetzung folgt...

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 Betreff des Beitrags: Re: One Night to Remember
BeitragVerfasst: 14.09.2012, 21:21 
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Kapitel 86: Going under

... wie von sinnen wühlte sie in der schulbade, aber sie fand den brief nicht. sie überlegte fieberhaft. wo hatte sie ihn hingetan? hatte sie ihn doch weggeworfen? dann fiel es ihr wieder ein. sie hatte ihn in ihrer aktentasche in dem kleinen innenfach. es klang verrückt, aber so hatte sie einen teil von ansgar immer bei sich, zumindest kam es victoria so vor. in diesem fach war nicht nur der brief, sondern auch noch ein foto von ansgar. victoria hatte in den wenigen wochen ihrer beziehung kein einziges foto gemacht. ansgar hatte im teneriffa urlaub mit seiner digitalkamera dagegen sehr viele fotos gemacht, die er anschliessend auf seinen rechner zog. victoria hatte nicht darüber nachgedacht, diese bider auf ihr notebook zu kopieren, aber das war auch egal, denn sie hätte sich diese sowieso nicht ansehen können. das bild, was sie von ansgar hatte, hatte ihr dana geschickt. victoria wusste nicht woher ihre tochter es besorgt hatte. victoria hatte sich ihrer tochter anvertraut und sie gebeten ihr ein bild von ansgar zu senden. als es per post zu ihr kam, stockte victoria der atem. es war das bild von der kommode im salon wo alle bilder der familienmitglieder standen. dana hatte es einfach aus dem rahmen herausgenommen. als sie ihre tochter am telefon sprach, hatte victoria ihr die hölle heissgemacht. "sag mal spinnst du?" „wieso, mama, du wolltest ein bild von ansgar, du hast ein bild von ansgar. so einfach ist das.“ „ja, aber das fällt doch auf“, schimpfte victoria, ansgar weiss doch dann sofort dass…“ „ach, papperlapp“, hatte dana geantwortet, „und wenn schon. soll er es doch wissen.“ damit war die sache für dana erledigt, und victoria hatte nichts mehr gesagt.

victoria öffnete den reissverschluss des innenfachs ihrer aktentasche und entnahm den brief. sie zögerte. sollte sie ihn wirklich lesen? würde sie das schaffen? dann riss victoria den umschlag mit einem ruck auf und entfaltete den innenliegenden briefbogen. ihr herz raste, und sie bekam kauf noch luft als sie anfing zu lesen.

liebe victoria,

da du keinen meiner anrufe beantwortest, versuche ich es auf diese weise. ich weiss, du hast mir am telefon schon gesagt, dass es vorbei ist, und ich muss das wohl oder übel akzeptieren, auch wenn ich das nicht will.

du hast mir am telefon gesagt, dass du mich nicht verlassen hast weil du mich nicht liebst, sondern weil ich dir nicht die wahrheit gesagt habe. du hast recht, ich habe mich falsch verhalten. ich habe nach so kurzer zeit in der wir zusammenwaren, mal wieder nicht die finger vom machtkampf und dem intrigenspiel lassen können. du hast mir gesagt, dass ich nur hätte mir dir reden müssen, dann hättest du einen weg gefunden, damit klarzukommen. aber mal ehrlich, hättest du das wirklich? wärst du wirklich damit klargekommen, dass ich tanja manipuliert habe? ich kenne dich, victoria, du bist ein guter mensch, hättest du das wirklich mit deinem gewissen vereinbaren können, dass tanja vielleicht ins gefängnis gegangen wäre? ich glaube nicht. das ist keine anschuldigung, sondern nur ein versuch, dir zu erklären, warum ich geschwiegen habe. victoria, ich habe in meiner ehe und meinen beziehungen immer wieder fehler gemacht, und die frauen in meinem leben haben versucht wegzusehen, wenn meine dunkle seite zum vorschein kam, aber sie haben es alle nicht ausgehalten auf dauer. verstehst du, warum ich dir nichts gesagt habe? und wenn du dich jetzt fragst, warum ich das alles tue, warum ich nicht die finger von diesem spiel mit der macht lassen kann, so kann ich dir das nicht einmal beantworten.

erinnerst du dich, wie ich dir in zürich sagte, „es gibt diese seite in mir, victoria?“ damit habe ich die andere seite in mir gemeint, die fähig ist zu lieben, die seite, die sensibel ist und liebevoll. aber es gibt auch die andere, dunkle seite. ich habe dir immer und immer wieder gesagt, dass sie ein teil von mir ist, dass ich sie nie ganz los werde, und du hast mir versichert, dass du mit ihr leben kannst, dass du mich nicht ändern willst. ich weiss, es ging dir um die wahrheit, die ich dir verschwiegen habe und um das vertrauen, dass ich dir entzogen habe. und ja, du hast recht, ich habe die sms an thomas geschrieben. es war die „letzte chance“ von der ich sprach. du wusstest es, hast es bis zum letzten tag nicht angesprochen. ich rechne dir das hoch an, dass du mir keinen strick draus gedreht hast, weil ich glaube, dass du verstanden hast, dass ich nicht anders konnte. ja, und wenn ich dir jetzt sage, auch du hast gelogen, immer und immer wieder, so entspricht das der wahrheit. du hast deinen mann achtzehn jahre lang belogen, mich achtzehn jahre in der unwissenheit gelassen, dass ich eine tochter habe, du hast deinem mann wochenlang die affäre mit mir verschwiegen, hast ihn belogen und betrogen, hast mich hingehalten, wo ich dich immer wieder gebeten habe, zu mir zu stehen. war das wirklich so viel anders als das was ich getan habe???

ich habe tanja in ihre schranken weisen wollen, weil es mir wehgetan hat, wie sie dich behandelt hat. ich habe gewusst, dass es dich belastetet, wie sie dir entgegentrat, darum habe ich mich dazu entschlossen, ihr ein klein wenig auf die finger zu klopfen. das ist dann alles aus dem ruder gelaufen, ich war dann wie venarrt in meinem hass auf sie. tanja ist übrigens wieder mit sebastian zusammen, er hat ihr noch eine chance gegeben.

das alles ist keine entschuldigung, aber vielleicht eine erklärung? ich habe mir in den letzten drei wochen jeden tag gewünscht, es wäre anders gekommen, und wir wären noch zusammen. jeden tag der letzten drei wochen hab ich dich vermisst, und wenn ich in meinem bett liege, dann ist der gedanke an dich übermächtig. ich bin nicht der typ, der frauen hinterherläuft, das weisst du, aber bitte glaube mir, wenn ich sage, dass meine gefühle für dich in jeder sekunde, die wir zusammenwaren zu 100 prozent ehrlich waren, alles was ich gesagte habe, habe ich so gemeint.
victoria, ich wollte mein leben mit dir teilen, und ich weiss, dass wolltest du auch. um so schwerer fällt es mir einzusehen, dass ich versagt habe, dass ich es wieder nicht geschafft habe, das glück festhalten.


victoria liess den brief sinken. sie konnte nicht mehr. unaufhörlich liefen ihr die tränen über die wangen, und sie schluchzte. doch sie musste auch noch den rest lesen. es ging nicht anders. sie musste wissen, was ansgar noch geschrieben hatte.

als ich dir den heiratsantrag machte, so ist es dir sicherlich sehr schnell vorgekommen und vielleicht auch ein wenig ungewöhnlich, aber ich fühlte einfach, dass du die frau bist, auf die ich mein leben lang gewartet habe. vielleicht habe ich es schon vor zwanzig jahren gewusst als wir uns das erste mal trafen. und ich fühle noch immer so. du bist die frau, die mein leben hätte verändern können, mit der ich vielleicht ein besserer mensch hätte werden können. aber der traum ist zerplatzt. vielleicht hat ein ansgar von lahnstein einfach kein dauerhaftes glück verdient.

wieder schluchzte victoria auf. was musste es ansgar schwergefallen sein, diese worten an sie zu richten. seine worte berührten sie so sehr.

alles was ich möchte, victoria ist, dass du die zeit mit mir in guter erinnerung behältst und dass du nicht schlecht von mir denkst. das ist mir wichtig. die wochen mit dir waren die schönsten in meinem leben, und ich werde sie nie vergessen. wo auch immer du bist, ich wünsche dir von herzen alles gute.

ansgar


Fortsetzung folgt..

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 Betreff des Beitrags: Re: One Night to Remember
BeitragVerfasst: 16.09.2012, 09:14 
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Kapitel 87: Too lost to be saved

victorias hände zitterten wie espenlaub, und ihr herz war schwer wie blei. sie liess den brief sinken. gott, hätte sie den brief doch eher gelesen. vielleicht wäre es dann nicht zu spät gewesen. ansgar hatte ja recht. sie selber hatte gelogen, achtzehn jahre lang. wie konnte sie ihm den vorwurf machen? sicher, was er getan hatte war falsch und inakzeptabel gewesen, aber sie hatte ihm immer und immer wieder versichert, ihn nicht ändern zu wollen? ihre tränen liefen immer noch unaufhörlich über ihre wangen, und ihr körper wurde geschüttelt von weinkrämpfen.

wie von sinnen riss victoria das foto von ansgar aus der innentasche ihrer arbeitstasche und hielt es in den händen. ansgar sah mächtig auf dem bild aus und wunderschön. sein volles, schwarzes haar war gut frisiert und sein anzug sass tadelos. das war der ansgar, der er nach außen war. aber victoria hatte den anderen ansgar kennengelernt. den ansgar, der ihr zuliebe in einem charterflugzeug hockte, der ihretwegen spanische tapas ass, der ihretwegen in einem zugigen cabrio sass obwohl er davon kopfschmerzen bekam, der sogar spanisch lernen wollte, weil sie diese sprache so liebte, den ansgar, der liebevoll und zärtlich sein konnte, den ansgar, der offen und albern sein konnte, der witzig war und selbstkritisch, den ansgar, der ihr sein innerstes offenbarte, der einfach er selber sein konnte und den ansgar, der sie in seine seele hat schauen lassen, immer und immer wieder. und sie, victoria, hatte das alles nicht gesehen, es für selbstverständlich gehalten. „oh gott“, schluchzte sie. „oh gott.“ sie hatte den grössten fehler ihres lebens gemacht, indem sie ansgar hatte gehen lassen.

victoria sah auf das datum des briefes. vor fast drei monaten hatte ansgar den brief geschrieben. danach hatte sie nie wieder etwas von ihm gehört. drei monate lag der brief ungeöffnet in victorias tasche.

sie musste mit jemandem reden. auf der stelle. sie sah auf ihre uhr. es war halb neun. also noch früh genug, um elisabeth auf königsbrunn anzurufen. mit zittrigen fingern wählte sie die nummer, die sie immer noch auswendig konnte. „elisabeth von lahnstein?“ meldete sich ludwigs frau. „elisabeth, hier ist victoria.“ „ach, dass ist aber schön, dass du dich meldest, victoria, wie geht es dir?“ fragte die gräfin erfreut. „ganz gut, eigentlich“ „und uneigentlich?“ wollte elisabeth wissen. „kann ich mit dir reden?“ fragte victoria. „natürlich, ich höre dir zu.“ und dann brach es aus victoria heraus, sie erzählte, dass sie ansgars brief gelesen hatte, von ihren gefühlen und ihrem leben in hamburg. als sie geendet hatte, sagte elisabeth: „ich kann dich so gut verstehen, victoria. ich hätte auch so meine schwierigkeiten an deiner stelle mit ansgar gehabt. aber ich glaub schon, dass er es ernst mit dir gemeint hat. ich weiss nicht, was ich dir sagen soll, weiss nicht, welchen rat ich dir geben soll.“ „was macht er? wie geht es ihm?“ platzte victoria wieder heraus. elisabeth zögerte. dann sagte sie. „es geht ihm gut. er ist wieder ganz der alte.“ „was soll das heissen?“ fragte victoria bange. „nun, du kennst ansgar, nach einiger zeit verfiel er extrem in das alte muster, intrigen, macht, geld. wir haben ihm angesehen, dass er gelitten hatte, victoria, ich glaube, er litt wie ein hund unter der trennng. ludwig hat ihn den einen tag total betrunken in seiner suite gefunden, und er war halb bewusstlos.“ „oh gott,“ entfuhr es victoria. „dann ging das einige tage so, dass er keinen an sich ranliess. irgendwann hat er sich dann nach aussen völlig wieder in griff gehabt. er holte zum gegenschlag gegen ludwig aus, wollte die firmenleitung wieder an sich reissen. und er hat es sogar geschafft durch eine intrige gegen ludwig, an der mein mann sogar nicht ganz unschuldig war. aber weisst du was komisch war? man hat gemerkt, dass ihn das alles nicht befriedigt hat. ich weiss nicht, was es wahr, aber er sass dann auf dem platz von ludwig und er schien trotzdem unglücklich zu sein. es war, es würde ihm etwas fehlen. sebastian hat noch mal versucht, an ihn heranzukommen, aber er hat abgeblockt. ich weiss aber, dass er dich noch immer vermisst. ich habe neulich ein gespräch mit kim mitbekommen, in dem sie ihn nach dir fragte. und seiner tochter hat er die wahrheit gesagt. dass er noch gefühle für dich hegen würde, aber dass es zu spät ist. er hat auch den brief erwähnt, und dass du niemals geantwortet hast. ich glaube, er hat auch versucht, deine adresse rauszubekommen, aber kim hat sie ihm nicht gegeben.“

als elisabeth geendet hatte, fragte victoria: „meinst du, er liebt mich noch?“ ich weiss es nicht, victoria. du kennst ansgar. er hat seinen stolz. ich glaube, für ihn ist die sache vorbei. es tut mir sehr leid. ich weiss, du hast ihn ehrlich geliebt. ich muss auch schluss machen, ludwig möchte etwas von mir. bitte melde dich bald wieder, ja?“ „ja, mach ich. elisbeth und danke.“ dann legte victoria auf.

sie wusste nicht, was sie mit der information anfangen sollte. ansgar war wieder der alte. hatte er sie vergessen? oder dachte er noch an sie? immerhin hatte er mit kim über sie geredet.

victoria rannte wie ein tiger im käfig herum und nahm ihr mobiltelefon. sie drückte wie in trance die nummer von ansgars anschluss. es klingelte. einmal, zweimal. dann ging ansgar ran. „ansgar von lahnstein?"

Fortsetzung folgt..

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 Betreff des Beitrags: Re: One Night to Remember
BeitragVerfasst: 16.09.2012, 19:02 
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Kapitel 88: Erase this
(den song hab ich beim tippen gehört: http://www.youtube.com/watch?v=d2VdN5DfeYk)

victoria fing an zu zittern. sie bekam kaum noch luft. „hallo? hallo?“ dann legte er auf. sie liess das handy sinken. seine stimme am telefon gab ihr den rest. sie hatte ihre rufnummer unterdrückt, so dass er nicht wissen konnte, dass sie ihn angerufen hatte. was hatte sie sich bloss dabei gedacht, ihn anzurufen? ansgar war in seinem alten leben wieder angekommen, und sie hatte kein recht, ihn da wieder herauszuholen, nur weil sie nach drei monaten feststellte, dass sie einen fehler gemacht hatte. victoria stand auf. sie legte den brief von ansgar in die tasche zurück sowie auch das foto und ging das ins bad um sich abzuschminken. sie musste das verlaufene make-up entfernen. danach wollte sie sich hinlegen.

doch victoria konnte nicht schlafen. sie nahm eine schlaftblette, doch immer noch lag sie wach, und ihre gedanken rasten. „er hat gelitten wie ein hund, ludwig hat ihn vollkommen betrunken in seiner suite aufgefunden, er war halb bewusstlos“ immer und immer wieder schossen diese wörter elisabehts durch ihren kopf. was musste ansgar durchgemacht haben ihretwegen. und wieder fing victoria an zu weinen. sie sah auf die uhr. es war 3.37 uhr. sie hatte immer noch kein auge zugemacht, trotz schlaftablette. sie warf einen blick auf ihr handy, dass neben ihr auf dem nachtisch lag. ohne nachzudenken griff sie danach und wählte erneut ansgars nummer. es dauerte bis er ranging. „hallo?“ sagte er bloss, denn um diese uhrzeit konnte doch bloss irgendein spinner anrufen. victoria schnürte es die kehle zu. „hallloooo“ bölkte ansgar in den hörer, und gerade als er wieder auflegen wollte, schaffte es victoria etwas zu sagen. „ansgar, hier ist victoria“, brachte sie mühselig hervor. schweigen am anderen ende, sie hörte ihn nur einmal geräuschvoll einatmen. da er nichts sagte, fragte sie mit nicht ganz fester stimme: „ bist du noch da?“ „ja“, kam es kurz und knapp von ihm zurück. victoria nahm all ihren mut zusammen. „ich habe deinen brief gelesen?“ „das ist schön für dich, und darum rufst du mich mitten in der nacht an, um mir das mitzuteilen?“ seine stimme klang hart, aber victoria spürte an seinem tonfall, dass sie ihm nicht gleichgültig war. „ich konnte ihn nicht früher lesen, es ging einfach nicht. ansgar, alles was du geschrieben hast, ist wahr. es tut mir so leid.“ sie war wieder den tränen nah. am anderen ende weiter schweigen. „ansgar, bitte sag doch was.“ dann zog ansgar hörbar die luft ein und sagte: „victoria, es ist monate her wo ich dir den brief schrieb. du kannst nicht einfach jetzt anrufen und mit mir über den brief reden wollen, wo du damals jede annäherung von mir abgeblockt hast. so läuft das nicht.“ sein tonfall war immer noch abweisend. „ich weiss. ich habe den größten fehler meines lebens begangen, das weiss ich jetzt.“ einen augenblick schwankte ansgar, dann aber sagte er mit fester stimme: „vielleicht geht es einfach wirklich nicht, gut und böse, vielleicht hast du recht gehabt.“ „doch, das geht, ansgar, ich weiss es“ rief victoria aus. „hör zu victoria, ich muss jetzt schlafen. und das solltest du auch tun. gute nacht" und dann hatte er aufgelegt. victoria liess ihr telefon sinken, sass einen moment wie erstarrt da. aber was hatte sie erwartet, nach drei monaten? dass er sagte, oh wie schön, es ist alles wieder okay? wolhl kaum.

sie verbarg den kopf in ihrem kissen und weinte. dann nahm sie noch eine schlaftablette und fiel irgendwann in einen unruhigen schlaf.

ansgar lag noch lange wach. der anruf hatte ihm extrem zugesetzt. er wusste nicht, ob er wütend oder traurig, aufgeregt oder erfreut sein sollte, dass sich victoria gemeldet hatte. vielleicht war es eine mischung aus allem. er hatte im leben nicht mehr mit einer reaktion ihrerseits auf seinen brief gerechnet. er hatte damals nach zwei wochen das hoffen aufgegeben, dass noch eine antwort kam und dann versucht, sein altes leben wieder aufzunehmen, was ihm auch einigermassen gelang. ansgar war ein stehaufmännchen, so schnell kriegte ihn nichts unter, und schon gar nicht die verlorene liebe einer frau. er hatte zudem erfahrung damit. war es bei nathalie monatelang die hölle gewesen, als er sie verloren hatte – sie waren aber auch immerhin einige jahre zusammengewesen und sogar verheiratet – so tat es bei lydia zwar noch genauso weh, aber es dauerte nicht so lange, bis er sich wieder im griff hatte. bei victoria war es die zeit. das erstemal wo er gespürte hatte, dass es mehr war als nur sexuelles verlangen war in dem moment gewesen wo er in der geöffneten tür des esszimmers stand und victoria und ihren mann zusammen sitzen gesehen hatte. ab dem tag an hatte er sich mehr und mehr in victoria verliebt. aber so richtig eingestanden hatte er es sich auch erst in zürich. trotz der wenigen wochen, die sie zusammen waren, war es doch eine sehr intensive zeit, und er hatte wirklich geglaubt, dass victoria die frau war, auf die er sein leben lang gewartet hatte. bei lydia war immer diese unsicherheit im spiel gewesen, dass er sich nie ganz sicher sein konnte, ob sie wirklich zu ihm stand. bei victoria war dies anders gewesen. nach dem der unfall passiert war, war sich ansgar zu hundert prozent sicher, dass victoria ihn so nehmen würde wie er war und dass sie leben konnte mit seiner dunklen seite. vielleicht hätte sie das ja auch wirklich, wenn er ehrlich zu ihr gewesen wäre. sie hatten beide fehler gemacht. das wusste ansgar jetzt. ihr die alleinige schuld zuzuschieben war sicher falsch.

ansgar fragte sich, was der anruf für ihn bedeutete. liebte er victoria noch, oder hatte er den gedanken an sie ausradiert wie einen falschen strich auf der zeichnung eines kindes? er wusste es nicht.

Fortsetzung folgt..

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BeitragVerfasst: 17.09.2012, 19:35 
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Kapitel 89: In my remains

wenn sie jetzt hier vor ihm stehen würde, ja, da war sich ansgar sicher, so würden die alten gefühle sofort wieder hervorbrechen, aber er sah sie nicht, sie war aus seinenm umfeld entschwunden, und die „gefahr“ ihr irgendwo zu begegnen war gleich null, es sei denn sie würde dana und marlene auf dem schloss besuchen, aber das würde victoria sicherlich niemals tun.

ansgar stand auf und setzte sich an seinen schreibtisch. er würde so doch nicht schlafen können. er fuhr sein neues notebook hoch. er war sehr froh, dass er sämtliche dateien auf einer externen festplatte gespeichert hatte, sonst wären jetzt auch die bilder von teneriffa verloren. ansgar wollte sich jetzt die volle breitseite geben; er wollte wissen, was noch an gefühlen in ihm war, ob er sie alle ausgeschaltet hatte, oder ob sie jederzeit abrufbar wären. er klickte den ordner „tenerife 2012“ an und sah sich die bilder von sich und victoria an. victoria und er am strand von playa fañabe, victoria und er beim abendessen - fotografiert von kellner jesus - , victoria und er im astra oben im nationalpark, victoria und er im pool, dann victoria im bikini für ihn posierend, victoria wie sie einen kuss-mund machte… ansgar spürte wieder tränen in sich aufsteigen.

da waren sie wieder. die längst verdrängten gefühle, genauso stark und intensiv wie vor gut drei monaten. es war nicht zu leugnen. er hatte nicht aufgehört sie zu lieben. an einem bild blieb er hängen. victoria hatte nicht bemerkt wie er sie fotografierte. sie waren in einer bar gewesen, von der man aus auf die strahlenden lichter von puerto de la cruz blicken konnte. diese bar lag auf einem hügel und war sehr romantisch. er hatte victorias profil eingefangen, wie sie mit einem verzückten und unfassbar glücklichen gesichtsausdruck die lichter des unter ihr liegenden ortes betrachtete. sie sah so wunderschön auf dem bild aus. die haare hochgesteckt, so wie er es liebte, ein paillettenoberteil an, dass ihre bräune sehr schön zu geltung brachte und dazu eine kurze jeansshorts. sie wirkte so jugendlich auf diesen bild, ihr profil war wunderschön, ihre augen weit geöffnet und ihre nase so ebenmässig und mit einem leichten ansatz von stupsnase, ihr mund voll und leicht geöffnet. ansgar zog das bild in photoshop und spielte ein wenig mit verschiedenen beleuchtungsmöglichkeiten herum. dann druckte er das bild aus. er fuhr den pc wieder herunter und legte sich wieder ins bett. er sah noch sehr lange auf das bild. doch er merkte, dass es ihm nicht guttat. es tat noch immer zu sehr weh. er faltete das bild und steckte es in sein portemonnaie in ein innenfach. er wusste nicht wieso, aber so hatte er victoria auf eine art immer bei sich.

ansgar hatte in den drei monaten gelernt, sich wieder auf sich selbst und seine ziele zu konzentrieren. er redete sich erfolgreich ein, dass ein ansgar von lahnstein keine frau brauchte, um ein erfülltes leben zu führen. er hatte die macht wieder an sich gerissen, indem er ludwig mittels einer intrige, zu welcher dieser die vorlage selber gebracht hatte, vom thron geschubst hatte. doch wenn ansgar ehrlich war, so fühlte sich diese macht nicht mehr so gut an wie noch vor einem jahr. es erfüllte ihn zwar mit stolz, dass er es geschafft hatte, aber er hätte auf diesen erfolg verzichtet, wenn er dafür hätte glücklich sein dürfen. denn glücklich machte ihn der vorsitz der firma nicht mehr.

irgendwann schlief ansgar ein und träumte von dem abend in seiner suite wo er mit victoria tango tanzte. es war die nacht, an die er sich immer erinnern würde, so lange er lebte. er war nie zuvor so glücklich gewesen. one night to remember.

Fortsetzung folgt...

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 Betreff des Beitrags: Re: One Night to Remember
BeitragVerfasst: 18.09.2012, 19:28 
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Kapitel 90: Lost in Paradise

zwei wochen später kam victorias direkter vorgesetzter, herr schlichting zu ihr ins büro. „frau wolf, es wäre sehr wichtig, wenn sie diese woche für uns herrn dr. kramer unterstützen würden. die depandance in zürich wird, wie sie wissen, gerade erst aufgebaut und dr. kramer hat noch keine geeignte besetztung für die stelle als persönliche assisstentin. da wir wissen, dass sie in der enterprises für den inhaber der bank, ansgar von lahnstein, als persönliche referentin gearbeitet haben, denken wir dass diese arbeit für sich ein klacks sein wird.“ herr schlichting hatte keine ahnung was die worte „zürich“ und „ansgar von lahnstein“ in victoria auslösten, wie auch. victoria schluckte hart, aber was hätte sie sagen sollen: alles nur nicht zürich? ich kann da nicht hin? so nickte sie nur. „am mittwoch geht es los. es ist nur eine woche zur überbrückung. sie können sich selbst ein hotel auswählen und buchen, das selbe gilt für den flug. ach, und victoria, sparen sie nicht an beidem. sie leisten gute arbeit hier. das muss auch mal honoriert werden.“ herr schlichting lächelte sie freundlich an.

victoria musste sich setzten. sie bekam kaum noch luft. dann beschloss sie sich zusammenzureissen. sie musste die professionalität wahren. sie buchte sich einen flug HAM – ZRH und zwar business class und dann – sie hatte lange überlegt – das hotel mövenpick in zürich kloten. sie wusste nicht wieso sie das tat, aber ihr motto war, wenn sie das überstand, dann konnte sie auch mit der gewissheit leben, dass sie ansgar für immer verloren hatte.

der mittwoch, an dem sie fliegen sollte kam in windeseile und ehe sich victoria es sich versah, sass sie im flieger nach zürich. als das flugzeug abhob verspürte sie wie gewohnt angst. dann sah sie neben sich, und vor ihrem geistigen auge erschien ansgar, der sie aufmunternd anlächelte. „mit mir brauchts du keine angst haben, vor nichts und niemanden“ hörte sie ihn sagen. victoria lächelte unter tränen, was keiner sehen konnte, denn sie sass diesmal am fenster, so wie ansgar für gewöhnlich.

nein, ihr würde nichts passieren. als war als würde ansgar in ihr in den sieben wochen eine ungeheure stärke entfacht haben, das gefühl, als könnte sie alles schaffen, alles überstehen wenn sie nur an sich arbeitete, sich niemals hängen liess.

als victoria auf toilette musste, so kamen die bilder im sekundentakt vor ihr geistiges auge. sie und ansgar auf dem flugzeugklo. victoria lächelte. ansgar hatte ihr so viel gegeben. mit ansgar hatte sie die seite in sich ausleben können, die sechsunzwanzig jahre verborgen gewesen war. in nur sieben wochen hatte ansgar aus victoria eine andere frau gemacht - eine, die sie eigentlich schon immer wahr, aber bei thomas nicht sein konnte. sie wusch sich die hände und kehrte zu ihrem platz zurück.

zehn minuten später landete der flieger sicher auf der landebahn von zürich kloten. victoria lief durch das flughafengebäude und steuerte auf den ausgang zu. sie war noch etwas müde, daher sah sie ein wenig verschwommen. als sie zur rechten sah, sah sie in etwa fünfzehn metern einen mann vor sich laufen. er trug einen schwarzen anzug und hatte dunkle haare. victoria stockte der atem. diese art zu gehen, diese art wie er den kopf hocherhoben trug, die art wie er einen fuss vor den anderen setzte und bei laufen immer etwas schluderte… ihr herz begann zu rasen, sie fing fast an zu hyperventilieren. ansgar!

Fortsetzung folgt...

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 Betreff des Beitrags: Re: One Night to Remember
BeitragVerfasst: 19.09.2012, 18:46 
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Kapitel 91: Edge of the earth

ansgar! er war hier, hier in zürich. großer gott! sie wusste nicht, was sie tun sollte. sie konnte kaum hinterher, sie hätte rennen müssen um ihn einzuholen. sie machte ein paar schritte in seine richtung, und dann rief sie seinen namen. „ansgar!“ er drehte sich nicht um. sie rief noch einmal lauter: “ansgar!“ jetzt drehte sich der mann um.

victoria bekam kaum noch luft. er war es. er war es wirklich. sie konnte aus der entfernung kaum seinen gesichtsausdruck erkennen, sie sah nur wie er auch er stocksteif stehenblieb. victoria wollte rennen, einfach zu ihm rennen und ihn an sich reissen, aber sie war wie festgeklebt am boden. dann drehte ansgar sich wieder um und setzte seinen weg fort. victoria war wie gelähmt und fassungslos. er ging – einfach weiter! einfach weiter!
war es es vielleicht doch nicht? redete sie sich ein, aber sie kannte die antwort. er war es, und er hatte sie nicht sehen wollen.

victoria wusste nicht wie sie zum hotel gekommen war. sie stand völlig neben sich. er hatte sie gesehen und war weitergegangen. es tat so weh, und doch verstand sie ihn. er war nicht mehr bereit ihr noch eine chance zu geben. aus, vorbei.. erst das telefonat, bei dem sie seine kälte gespürt hatte, und nun dies, dass er anscheinend durch zufall auch hier in der selben stadt wie sie war, aber sie nicht sehen wollte, dass er sich einfach abgewandt hatte.

als victoria auf ihrem zimmer ankam liess sich sich aufs bett fallen. dann liess sie ihren gefühlen freien lauf. sie weinte und konnte nicht mehr aufhören. sie war sehr froh, dass sie erst morgen in der firma erscheinen musste und somit noch einen tag zeit hatte, sich wieder zu beruhigen. dann rekapitulierte sie die begegnung mit ansgar noch einmal. was war, wenn er genauso geschockt und unfähig gewesen war, etwas zu tun, wenn er einfach weitergelaufen wäre, weil er total überfordert gewesen war? so wie sie im prinzip auch? wie hätte sie sich denn verhalten? wäre sie umgdreht und ihm in die arme gelaufen? wohl auch nicht. je länger sie darüber nachdachte, desto einleuchtender wurde es für sie. und dass er hier war, in zürich, das musste doch einen grund haben. das konnte doch kein zufall sein. hatte er am ende sogar gewusst, dass sie hier war? victoria schöpfte wieder hoffnung. sie war sich sicher, dass es kein zufall war, und sie war entschlossen, nicht aufzugeben. sie würde um ansgar kämpfen. auf einmal machte es ihr nichts mehr aus, dass sie wieder in zürich war, im gegenteil. dass die erinnerung ansgar übermächtig war, erschien ihr fast wie ein trost. sie fühlte nur noch dankbarkeit für zeit, die sich mit ansgar verbringen durfte. sie hatte niemals bereut, dass sie sich von thomas getrennt hatte. ansgar war nicht der grund für die trennung gewesen, bestenfalls der auslöser. dass sie sich in ansgar verliebt hatte, zeigte nur, dass thomas nicht wirklich der richtige für sie gewesen war, sonst hätte nichts und niemand die ehe zwischen ihr und thomas zerstören können. nein, das war victoria selbst, die die ehe beendet hatte in gedanken schon viel länger als seit der affäre mit ansgar.

victoria ass eine kleinigkeit zu mittag im restaurant und sah wieder die szenen mit alice stein vor sich, wie sie und ansgar vorsichtige blicke ausgetauscht hatten, innerlich in beiden ein feuerwerk der gefühle.

als sie abends allein auf ihrem zimmer war, kam die erinnerung dann jedoch exlosionsartig zurück. sie fühlte förmlich ansgars hände auf ihrem körper, als wäre es gestern passiert. sie entnahm der minibar eine flasche bourbon so wie es ansgar immer tat und hätte sich sogar am liebsten eine zigarre angezündet, um ansgar in gedanken noch näher zu sein. so aber goss sie nur den bourbon in einem zug weg. dann genehmigte sich noch einen und noch einen. nach dem dritten war sie für ihre verhältnisse betrunken, und ab dem moment schmerzte die erinnerung so sehr wie ein messer, dass sich langsam in sie bohrte, tiefer und tiefer. doch sie weinte nicht, sie ertrug die erinnerung und durchlebte sie. wieder war sie versucht ansgar anzurufen, doch sie tat es nicht. als sie noch einen bourbon getrunken hatte, und nun schon ziemlich durch den wind war, nahm sie ihr handy und tippte einen satz. „te amaré para siempre“ dann schickte sie die sms ohne zu zögern ab. es war ihr egal, was er von ihr dachte, doch sie hatte den satz auf spanisch geschrieben, um ihm die "schärfe" zu nehmen. sie war sich sicher, so viel spanisch würde er verstehen. und wenn nicht, so würde er sich die mühe machen, es herauszufinden, da war sich victoria sicher. kurz überlegte sie, ob er vielleicht eine antwort schreiben könnte, so in der art: „ wer ist da?“ aber dann war sie sich sicher, dass er wusste, dass sie es war.

ich werde dich immer lieben, flüsterte sie vor sich hin bevor der alkohol entgültig die macht über sie übernahm und sie einschlief.

Fortsetzung folgt..

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 Betreff des Beitrags: Re: One Night to Remember
BeitragVerfasst: 20.09.2012, 21:47 
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Kapitel 92: Suspense

er wusste auch ohne übersetzer, was es bedeutete. „ich werde dich immer lieben“, das hatte sie ihm geschrieben. ansgar hatte schon geschlafen als die sms kam, aber jetzt war er wach. seine gefühle fuhren achterbahn. als er victoria am flughafen gesehen hatte, war das ein solcher schock für ihn. auch wenn er gewusst hatte, dass sie in zürich war. er konnte nicht stehenbleiben. es ging einfach nicht. ja, er hatte gewusst, dass ihre firma sie nach zürich geschickt hatte, und er wusste wann und wo sie ankam. es war kein zufall gewesen, dass er auch vor ort war. doch der flughafen war nicht der geeignete ort um victoria wiederzusehen. er wusste, sie war eine woche hier vor ort, und genauso lange hatte er das hilton hotel gebucht. er wusste, sie war im mövenpick abgestiegen. er wusste noch nicht einmal genau, was er hier wollte. er war eigentlich durch mit victoria. er hatte sich geschworen, die finger von frauen zu lassen, ein für alle mal. doch irgendeine macht hatte ihn hierher fliegen lassen.

ansgar antwortet nicht auf die sms. er las aber den einen satz mindestens zwanzig mal durch und hinterfragte, was er mit ihm machte. dann schlief er irgendwann ein.

am victoria am nächsten tag von ihrem ersten arbeitstag zurückkam, der sehr anstrengend war, bemerkte sie wieder das ziehen im unterleib, dass ihr schon seit tagen zu schaffen machte. sie hatte es ignoriert, weil sie sehr oft mal beschwerden während ihrer periode hatte, die nichts besonderes waren. dass ihre periode seit einigen wochen überfällig war, war auch nichts besonderes, so hatte sie doch in ihrem alter nicht mehr allzu regelmässig ihre tage. es beunruhigte sie nicht sonderlich. wenn nur dieses ziehen nicht wäre. es fühlte sich an – ja, es fühlte sich an wie mutterbänder, die sich dehnen, wenn man schwanger ist! schwanger! könnte sie schwanger sein? sie musste es herausfinden. jetzt! hatte die apotheke noch auf, die sie um die ecke gesehen hatte? victoria warf sich eine jacke über und schnappte sich ihre tasche. großer gott, wenn sie schwanger von ansgar war, was würde sie dann tun? wo er sie doch nicht mehr wollte, sie stehengelassen hatte. victoria rannte mehr als dass sie ging zur apotheke, kaufte zur sicherheit gleich zwei schwangerschaftstest und stürmte zurück auf ihr hotelzimmer. sie las flüchtig die anleitung, es war ja doch schon einige zeit her, wo sie ihren letzten test gemacht hatte, und dann begann sie den test.

es waren die längsten sechs minuten ihres lebens. sie hatte den test bewusst weggelegt, damit sie nicht pausenlos draufstarrte. nachdem die sechs minuten umwaren, traute sie sich nicht, auf den test zu schauen. ihr herz raste, ihr blieb die luft weg, sie hatte solche angst vor dem ergebnis. sie sass eine halbe stunde nur da, und ihre gedanken rasten. dann sprang sie auf und griff nach dem teststäbchen.
ihr herz setzte aus.


Fortsetzung folgt..

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 Betreff des Beitrags: Re: One Night to Remember
BeitragVerfasst: 21.09.2012, 22:16 
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Kapitel 93: Imaginary

zwei rote streifen! schwanger! sie war schwanger! victoria liess sich aufs bett sinken, das teststäbchen fiel zu boden. sie sass da wie erstarrt. sie war tatsächlich schwanger. von ansgar, dem mann, der ihr auf teneriffa gesagt hatte, wie sehr er sich ein kind von ihr wünschte. nun bekam sie es. nur, dass der mann von dem sie schwanger war weder davon wusste geschweige denn noch interesse daran hatte, dass sie sein kind zur welt brachte. victoria ging an ihre aktentasche, entnahm das bild von ansgar aus dem seitenfach und starrte das bild minutenlang an. was sollte sie bloss tun? sollte sie ansgar sagen, dass sie von ihm schwanger war? würde es dann eine chance für sie geben? wäre das die möglichkeit, dass sie wieder zueinander fanden? oder macht sie am ende alles nur schlimmer? victoria schlug die hände vors gesicht, und die tränen kamen in sturzbächen über ihre wangen gerollt. sie weinte bis keine tränen mehr kamen, und am liebsten hätte sie eine schlaftablette genommen, aber das ging ja nun nicht mehr. sie machte zur sicherheit auch noch den zweiten test, mit dem selben ergebnis. irgendwann schlief victoria ein. angezogen. das bild von ansgar in ihren händen.

mitten in der nacht wurde sie wach. sofort war die realität wieder da, in sekundenschnelle rekapitulierte sie den gestrigen abend. und auf einmal war da ein kleines fünkchen hoffnung, dass dieses ungeborene kind in ihrem bauch vielleicht die chance war für sie beide, die chance, dass sie zueinander finden würden. sanft strich victoria über ihren unterleib. sie überlegte, dass sie schon einige zeit schwanger sein musste. sie hatte sich vor 3,5 monaten von ansgar getrennt, also war sie mindestens im 4. monat. dass sie so lange nichts gemerkt hatte. sie hätte es doch spüren müssen. sie hatte bei allen drei kindern schon sehr bald gemerkt, dass sie schwanger war. aber dieses mal war es anders. victoria hatte den gedanken bewusst verdrängt, das ziehen im unterleib ignoriert. sie war sich sicher, dass es in der nacht auf teneriffa passiert war, wo ansgar sie gefragt hatte, ob sie sich vorstellen könnte, ein kind zu bekommen von ihm. in der nacht oder in der nacht wo er ihr den heiratsantrag machte musste es passiert sein. danach hatten sie nicht mehr zusammen geschlafen.

es war die ironie des schicksals, dass sie genau an dem tag schwanger geworden sein musste, wo sie ansgar sagte, dass sie sich für ein kind zu alt fühlte. am liebsten hätte sie ihr handy genommen und ansgar angerufen. aber hatte sie das recht, ihn aus seinem leben zu reissen, dass er sich so müheselig wieder aufgebaut hatte? andererseits, hatte sie das recht ihm NICHT zu sagen, dass er vater wurde? hatte sie das recht es ihm zum zweiten mal zu verschweigen? victoria wollte erst einmal zuhause in hamburg zu ihrer frauenärztin gehen. danach würde sie überlegen was zu tun war. ja, es würde vielleicht noch ein gutes ende nehmen, wenn sie ansgar sagte, dass sie schwanger war. darauf hoffte sie. „hauptsache, sie hat deine augen“, hörte sie ihn sagen, auf die frage, was denn wäre wenn es ein junge werden würde. damit hatte er ihr durch die blume sagen wollen dass er sich ein kleines mädchen wünschte. victoria wusste, dass er schon bei lydia sehr gerne ein mädchen gehabt hätte. kim war zwar seine tochter, aber er hatte sie nicht aufwachsen sehen. victoria schlief mit einem lächeln auf ihrem gesicht ein. im traum sah sie ein kleines mädchen mit langen brauen haaren auf einen mann mitleren alters zurennen, die arme ausgetreckt und voller freude. der mann breitete ebenfalls die arme aus und empfing das kind, hob es hoch, wirbelte es durch die luft. die beiden hatten eine ganz besondere beziehung zueinander, das merkte man. dann setzte der mann das mädchen wieder ab. beide sahen hinüber zur mutter, die auf die beiden zuging, lächelnd. das mächen lächelte seine mutter an, tiefblaue augen strahlten um die wette mit den seegrünblauen augen des vaters.

Fortsetzung folgt...

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 Betreff des Beitrags: Re: One Night to Remember
BeitragVerfasst: 22.09.2012, 19:18 
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Kapitel 94: Haunted

am nächsten tag beschloss victoria, den gedanken an ihre schwangerschaft erst einmal nach hinten zu drängen. es gelang ihr sogar. die woche in zürich ging schnell um. die arbeit machte victoria spass, und dr. kramer war sehr nett. er ging mit ihr essen, er zeigte ihr zürich, seine heimatstadt, und ein wenig avancen machte er ihr auch. victoria wäre fast drauf eingestigen, aber kurz bevor es dann doch intim zwischen ihnen wurde blockte sie ab. nicht, weil sie hemmungen gehabt hätte, mit kramer zu schlafen, aber als sie ihn küsste sah sie nur ein gesicht vor sich. das gesicht von ansgar. dann fiel ihr siedenheiss der umstand, dass sie sehr wahrscheinlich schwanger war, wieder ein. dr. kramer war entäuscht, aber war so viel gentleman, dass er sich nicht viel anmerken liess und über die situation drüberstand.

als victoria wieder auf ihrem hotelzimmer war, liess sie den abend revue passieren. wie hatte sie mit dr. kramer flirten können, ihn küssen können? war sie verrückt geworden? was sollte das? um den gedanken an ansgar zu verdrängen könnte sie tausend männer küssen, und doch würde keiner ihr das geben können was ansgar ihr gegeben hatte. wieder liess victoria die hand auf ihren bauch gleiten. sie hätte schwören können eine bewegung wahrnehmen zu können. es könnte hinkommen. wenn sie so in der 16. woche war, dann wäre es durchaus möglich, dass sie kindsbewegungen wahrnehmen konnte. victoria war sehr froh, dass es übermorgen wieder nach hause, nach hamburg ging. nach hause. ja, hamburg war zu ihrem zuhause geworden. in nur dreieinhalb monaten hatte sie sich dort sehr gut eingelebt, freunde gefunden und hatte einen job, der ihr spass machte. das war mehr als victoria sich nach der trennung von ansgar erhofft hatte.

an ihrem letzen abend in zürich konnte victoria nicht auf ihrem zimmer bleiben. wie durch ein unsichtbares band wurde sie in die innenstadt gezogen. sie liess sich treiben von dem gewühl der menschen, von dem strom, der sie mitriss. sie lief ziellos herum, liess zu, dass die erinnerungen in ihren kopf schossen und fühlte wieder eine unheimliche dankbarkeit in sich aufsteigen für die dinge, die sich erlebt hatte, für die zeit, die sie mit ansgar erlebt hatte.

ohne es zu merken, schlug sie den weg zur sternwarte ein. sie war selbst überrascht, als sie plötzlich davor stand. sei ging hinein und löste ein ticket. sie fuhr mit dem fahrstuhl den einundfünzig meter hohen turm hinauf zur aussichtsplattform, ging ans geländer und blieb stehen. hier, genau an dieser stelle hatte sie mit ansgar geschlafen. sie fühlte wieder seine hände auf sich, seinen atem auf sich, seine hände überall, fühlte, wie er sie ausfüllte, mit ihr schlief, sie küsste voll leidenschaft, und in ihre augen stiegen wieder die tränen. und das schlimmste war, ansgar war hier, hier in zürich. sie wusste nicht warum, sie wusste nur, dass er sich zurückgedreht hatte, als er sie gesehen hatte. sie würde sich so sehr wünschen, noch einmal mit ihm reden zu können, ihm noch einmal in die augen zu sehen, um zu sehen, ob er noch etwas für sie empfand. sie würde ihm so gerne sagen, dass sie schwanger von ihm war, sie würde so gerne in sein gesicht sehen, wenn sie ihm diese botschaft übermittelte. alles würde sie dafür geben, um ihn noch einmal zu berühren, nur ein einziges mal mit ihm zu schlafen, und wenn es das letzte war, dass sie tat. dieser mann hatte vom ersten augenblick an besitz von ihr genommen, und wenn sie ehrlich war, so hatte sie sich nicht nur getrennt weil er sie belogen hatte, sondern weil sie ihre gefühle kaum aushalten konnte. sie hatte eine solche angst gehabt, dass er sie verlassen könnte, für eine jüngere, schönere, weniger anstrengendere frau, dass er sie nicht mehr lieben konnte, und sie hatte dabei total aus den augen verloren, dass sie ihn nur durch ihre angst verloren hatte. was hätte ansgar mehr tun können als ihr einen heiratsantrag zu machen, ihr zu sagen, dass er kind von ihr möchte? oder hatte sie ihm nicht geglaubt? vielleicht war sie nicht besser als all die anderen, die ansgar sämtliche ehrlichen gefühle absprachen, vielleicht war sie selber nicht in der lage gewesen, zu hundert prozent den menschen ansgar von lahnstein zu lieben, so wie er war, mit allen facetten.

victoria lehnte sich über das geländer und schaute nach unten. unter ihr menschengetümmel auf den strassen, autolärm, gehupe, aber sehr weit entfernt. sie wollte noch einen augenblick hier verharren, bevor sie sich wieder auf den weg ins hotel machte, noch einen kurzen moment der erinnerung nachspüren, an den abend hier mit dem mann, den sie so liebte.

„ich liebe dich“, hatte er ihr ganz leise zwischen zwei küssen gesagt. und: „victoria, ich möchte ein anderes leben führen als immer nur nach erfolg und macht zu streben, ich möchte abends neben der frau einschlafen, die ich liebe und morgens neben ihr aufwachen.“

victoria kam es so vor, als würde er hier neben ihr stehen und diese dinge sagen, so wirklich kam es ihr noch vor. sie hatte fast das gefühl, sie könne seinen geruch wahrnehmen. diese mischung aus männlichkeit, zigarrenrauch und diesem ganz besonderen after shave. sie schloss die augen. und dann roch sie es wieder. es war ansgars geruch. zigarren. männlichkeit. after-shave. und dann spürte sie etwas hinter sich. etwas in ihrem nacken. atem. atem in ihrem nacken. wurde sie verrückt?

Fortsetzung folgt...

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 Betreff des Beitrags: Re: One Night to Remember
BeitragVerfasst: 23.09.2012, 20:05 
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Kapitel 95: Lost in the echo

victoria hielt die luft an als sie wieder den hauch spürte. ihr herz zersprang fast in ihrem brustkorb, und ihre hände zitterten.
sie spürte, wie ein körper sich an sie presste, hände auf ihren hüften, die sie noch näher zu ihm heranzogen, lippen an ihrem haaransatz im nacken. victoria schloss die augen. sie spürte, wie ihr kleid hochgeschoben wurde, ganz langsam, bedächtig. noch immer hatte sie die augen geschlossen.

ihr slip wurde runtergezogen, sie hörte einen reissverschluss aufgehen, raschelnder stoff, der männerbeine hinabglitt, dann ein weiteres geräusch – eine hinabrutschende boxershorts, leises stöhnen, als in sie eingedrungen wurde, langsam und intensiv. victoria krallte sich am geländer fest, öffnete ihre beine noch ein wenig mehr. den kopf in den nacken gelegt, berührte sie eine breite brust, spürte, wie ihre hüften umfasst wurden. victoria berührte hände, fühlte die bewegungen in sich schneller und schneller werden, hörte atem, der nur noch nur noch stossweise ging und dann ein leises stöhnen, und sie spürte hände, die sich um sie krallten, sie spürte einen mund an ihrem ohr, aus dem jetzt nur noch ein keuchen kam. und dann spürte sie die explosion tief in ihrem inneren, fühlte wie ihr ganzer körper sich zusammenzog, und wie sie auf fast übernatürliche weise mit dem körper hinter sich eins wurde.

nach einigen sekunden merkte sie, wie die verbindung zwischen ihren körpern gekappt wurde. langsam, ganz langsam drehte sie sich um. es war als ob das alles nicht wirklich passiert wäre, so surreal.

doch dann sie sah in augen, dunkel und unergründlich, voll verlangen und sehnsucht. seine augen. sie sah in seine augen. er war hier.

„ansgar“ flüsterte sie.

hier war die FF eigenlich zuende.. aber ich hatte mir dann noch etwas besonderes ausgedacht. Ab dem nächsten Kapitel gibte es noch weitere 5 kapitel und im spoiler ein alternatives ende.

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 Betreff des Beitrags: Re: One Night to Remember
BeitragVerfasst: 25.09.2012, 18:22 
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ich stell jetzt die letzten 5 Kapitel alle auf einmal ein.. in separaten posts, das unterm spoilerbutton ist das alternative ende, also müsste man erst das "offen" gepostete ende lesen, das ist aber heftig, und das andere etwas mehr happyending.

Kapitel 96: Tourniquet

„ansgar, was machst du hier? woher wusstest du…“ sie sprach nicht weiter, weil er mit einem blick ansah, der sie verstummen liess. er zog sie an sich bis seine lippen nur wenige zentimeter von ihren entfernt waren. noch einmal sah er ihr in die augen. dann senkte er den blick auf ihre lippen, und sie überwanden die letzten zentimeter zwischen ihnen. der moment, an dem sich ihre lippen berührten war wie ein funkenschlag, wie ein lodernder feuerball, der zu explodieren drohte. sie öffnete ihren mund, und er liess seine zunge in ihren mund gleiten. ansgar war dicht an sie gedrängt, sie spürte wie sehr er noch immer erregt war. tiefer und tiefer schob er seine zunge in ihren mund und umfasste mit der hand die haare in ihrem nacken, drängte ihren kopf nach hinten. victoria raubte es fast die sinne, sie öffnete ihre augen, um zu sehen, dass sie nicht träumte, dass ansgar hier wirklich bei ihr war.

aber es war die wirklichkeit. sie standen an ihrem aussichtsturm und küssten sich. die berührungen ansgars waren wie stromschläge auf ihrer haut. sie hatte sich so nach ihm gesehnt, jede faser ihres körpers schrie nach ihm. ansgar hielt jetzt inne und sah victoria in die augen. dann riss er sie wieder an sich küsste sie erneut leidenschaftlich. wieder schob er ihr den rock hoch und seine hose nach unten. einen kurzen moment sah er sie an als wollte er ihr einverständnis einholen. victoria sah ihn nur entrückt an, und dann machten sie es erneut an der steinwand der aussichtsplattform. diesmal sah er sie an als er mit ihr schlief. sein blick sagte ihr alles. sie sah wie sehr er sie noch begehrte, wie sehr er sich immer noch nach ihr sehnte, und sie wusste, dass er nicht aufgehört hatte sie zu lieben. er musste es gar nicht sagen. „ansgar, oh ansgar“, flüsterte victoria zwischen zwei bewegungen, und dann brachen bei ansgar alle dämme. er spürte seine monatelang verdrängten gefühle aufbrechen, und mit einem heftigen stoss in sie explodierte er, und dann liefen seine tränen aus einen augenwinkeln. er konnte sie nicht aufhalten. „viccy, ich…“ begann er und stöhnte er erneut, weil sein unterleib sich noch mal zusammenzog. er entzog sich ihr und liess sich gegen sie sinken. ihre arme umfingen ihn und zogen ihn an sich.

„ansgar“ flüsterte victoria wieder. „ansgar, ich habe dich so vermisst.“ auch ihr liefen jetzt die tränen über die wangen. „ich habe den grössten fehler meines lebens begangen, ansgar. ich hätte dich niemals verlassen dürfen. ich habe dir versprochen, dass keiner dir nochmals wehtut, und ich habe dir so wehgetan. es tut mir so leid.“ er schob sie ganz sachte von sich. „es war meine schuld. ich habe an allem schuld“, sagte er leise. „nein!“ sagte victoria vehement. „es ist mir egal, was du getan hast, und du hast mit allem recht was du mir geschrieben hast. wie konnte ich über dich urteilen, wo ich dich genauso belogen habe, achtzehn jahre lang.“ „viccy, das war doch etwas völlig anderes..“ begann er. „nein, lass mich ausreden“, bat sie. „ja, du hast diese dinge getan. aber du hast sie mir gebeichtet. das mit kim – das war hart für mich zu hören, verdammt hart. aber du hast recht gehabt. du konntest es mir nicht sagen, ich versehe deine angst, mir nicht die wahrheit zu sagen. das mit tanja war auch schlimm, aber auch da weiss ich jetzt, dass du mich nur schützen wolltest. es war deine art, mir zu beweisen, dass du zu mir stehst. ansgar, ich weiss, dass es nicht einfach ist, dich zu verstehen, aber ich habe es einfach nicht geschafft, dich zu akzeptieren, darum hast du mir die wahrheit verschwiegen. aber all das ist unbedeutend jetzt. als ich deinen brief gelesen habe, da wusste ich, dass ich nichts schlimmeres hätte tun können als dich zu verlassen. aber wie konnte ich erwarten, dass du mir sofort verzeihst was ich dir angetan habe? als ich nach zürich geschickt wurde, konnte ich die ganze zeit nur einen gedanken fassen. dass ich hier mit dir die schönste zeit meines lebens hatte. hier und auf teneriffa. und als ich dich am flughafen gesehen habe und du dich weggedreht hast, da habe ich gedacht, ich müsse sterben.“ er sah sie atemlos an. „ich konnte nicht stehenbleiben. es ging einfach nicht. es war nicht der moment wo ich bereit war, auf dich zuzugehen.“ „woher wusstest du dass ich hierbin, hier in zürich?“ wollte sie wissen. „dana. dana hat es mir gesagt. dana hat mir alles gesagt. ich weiss wo du wohnst und wo du arbeitest.“ „dana?“ victoria war überrascht. „ja. ich habe mich ihr anvertraut , und als sie spürte, dass ich es wirklich ernst meine, da hat sie geredet. ich wusste, wann du in zürich sein würdest und da bin ich hierhergeflogen. und dass ich dich hier treffe war kein zufall. ich war die ganz woche jeden abend hier, in der hoffnung du kommst.“ victoria sah ihn ergriffen an. „du hat jeden abend hier auf mich gewartet?“ er nickte. „ja, sieben tag lang. und als ich dich heute hier sah…. „ er brach ab. sie sah ihn zärtlich an. „ich wünsche mir so sehr, dass wir noch eine chance haben“, sagte sie unvermittelt.

Fortsetzung folgt...

alternative end

Spoiler:
Kapitel 96: What i´ve done
„woher wusstest du, dass ich hier bin? wie kommst du nach zürich?“ victoria sah ansgar noch immer fassungslos an. sie konnte nicht glauben, was passiert war. „und wieso bist du am flughafen nicht stehengeblieben?“ victorias stimme überschlug sich fast. er war immer noch ausser atem und sagte: „ich weiss alles. wo du wohnst, wo du arbeitest, einfach alles.“ „ja, aber warum bist du weggelaufen am flughafen?“ wollte sie wieder wissen. er zögerte. „ich weiss es nicht, victoria. ich konnte einfach in dem moment nicht mit dir reden. ich wusste, wann du ankommen würdest, darum bin ich ja vor ort gewesen, aber als ich dich dann sah.. da ging es einfach nicht.“ sie lächelte ihn an. „aber du bist ja jetzt hier, und das ist alles was zählt.“ sie wollte ihn an sich ziehen, aber er wehrte sie sanft ab. „so einfach geht das nicht victoria“, sagte er. sie sah in verwundert an. „was meinst du?“ „ich meine damit, dass wir nicht tun können als wäre nichts passiert. erinnerst du dich an deine worte auf teneriffa? dass du nicht zulassen würdest, dass jemand mir noch einmal das herz bricht? erinnerst du dich?“ sie nickte. „wie könnte ich das vergessen?“ „aber du hast es getan, victoria, du hast mir das herz gebrochen. weisst du, wie schlecht es mir ging? weisst du wie ich gelitten habe? ich habe dich so oft versucht anzurufen, habe dir den brief geschrieben. du hast nicht geantwortet, du hast ihn nicht einmal gelesen.“ victoria sah zu boden. „ich weiss“, flüsterte sie. „ich habe ihn erst zwei monate später gelesen. an dem tag an dem ich dich nachts angerufen habe. da hab ich ihn gelesen. aber ansgar, ich konnte es nicht vorher, ich hatte solche angst, dass….“ „wovor?“ unterbrach er sie. „davor, dass du etwas liest was dir eigentlich schon vorher klar war? dass meine gefühle für dich echt waren, dass ich dich niemals verletzten wollte und dass du mich genauso liebst? hattest du davor angst?“ sie nickte. „warum hast du nicht wenigstens mit mir geredet?“ seine stimme war fast tonlos. victoria merkte, wie verletzt ansgar noch immer war. „du bist einfach gegangen, ohne aussprache, ohne dir wenigstens in ruhe anzuhören, was ich dir sagen wollte. und dann rufst du mich monate später mitten in der nacht an um mir zu sagen, dass du den größten fehler deines lebens gemacht hast. wie hätte ich bitteschön deiner meinung nach reagieren sollen? sagen: toll, victoria, alles ist wieder in ordnung? das geht nicht so einfach.“ „es tut mir so leid“, flüsterte sie.

„ich weiss, dass ich fehler gemacht habe, sehr große sogar. aber alles was ich wollte ist, dass du mich anhörst.“ seine stimme wurde wieder weicher. er griff sie am oberarm und wollte dass sie ihn ansah. „ich weiss, dass es falsch war, was sich mit tanja abgezoge haben. aber glaubst, du, diese frau ist zimperlich? was meinst du, was sie vielleicht gegen dich oder uns vorgehabt hätte, wenn ich ihr nicht eine lektion erteilt hätte? ich wollte sie nicht wirklich ins gefängnis bringen. ihr sollte nur klarwerden, dass sie so nicht mit dir umgehen kann. ich weiss, in deiner welt sind solche machenschaften eher ungewöhnlich, aber in meiner, da läuft das so. ich dachte, dass du auch zu meiner welt gehörst - dass du weisst, wie ich ticke, dass du mir aber soweit vertraust, dass ich NIEMALS etwas getan hätte, was dir schaden könnte. das mit kim und dem wald – victoria, ich hätte mir das nie verziehen, wenn kim etwas passiert wäre. damals ahnte ich noch nicht mal, dass sie meine tochter ist, aber ich habe doch nicht gewusst, dass sie in der hütte ist. ich wollte ludwig in die knie zwingen. aber ich wollte niemals jemanden ernsthaft in gefahr bringen. und ich weiss auch, dass in deiner welt so etwas undenkbar ist, einen wald anzuzünden. aber diese seite in mir – die war dir immer bewusst, und du hast dich trotzdem in mich verliebt oder gerade deswegen. ich habe zum ersten mal das gefühl gehabt, eine frau gefunden zu haben, die mich wirkich nimmt wie ich bin. und das mit kim das habe ich dir verschwiegen weil ich es selber zu krass fand. warum sollte ich dich mit dieser geschichte noch belasten? vielleicht hätte ich dir auch alles erzählt, wenn wir noch mehr vertrauen zueinander gehabt hätten, wenn unsere beziehung noch fester und intensiver geworden wäre. du hättest mir einfach etwas mehr zeit geben müssen. aber du wusstest, wie sehr ich dich liebe. oder wusstest du das nicht?“ victoria hatte ihn nach seinem langem monolog kaum noch ansehen können. „sieh mich an, und antworte mir.“ „ja, ich wusste, dass du mich liebst.“ sagte sie leise. „ich hätte alles für dich getan, viccy, ich wäre gestorben für dich wenn es not getan hätte.“ sie sah ihn erschrocken an, sah wie sein blick sich veränderte, weicher wurde, seine augen nicht mehr so dunkel, undurchlässig. ihre augen füllten sich mit tränen. „was kann ich tun? was kann ich sagen? wie kann ich dir beweisen, dass ich dich liebe? noch immer und noch mehr als je zuvor. gibt es noch einen weg für uns?“ ihre stimme wurde brüchig. sie hatte eine solche angst vor seiner antwort. ansgar zögerte. dann sagte er: „victoria, nachdem keine antwort auf meinen brief kam, nachdem ich wochenlang gehofft hatte, dass irgendeine reaktion auf das was ich dir schrieb kommt, habe ich aufgehört, mich nach dir zu verzehren. ich habe dann nach und nach in mein altes leben zurückgefunden. ein leben ohne dich. es tat weh, sehr weh, aber ich musste nach vorne sehen. wollte mich nicht mehr länger gehen lassen. ich habe den vorsitz in der firma zurückerobert. es fühlte sich zwar nicht mehr so an wie es vorher war, da mir bewusst war, dass mir das alles nicht mehr das bedeutet wie die gewissheit, die frau, die ich liebe an meiner seite zu haben, aber ich kam zurecht. ich war immer ein einzelkämpfer, und ich werde es wohl immer sein. ich bin durch intrigen an die macht zurückgekommen. ich wusste, das hättest du nicht gedeckt, victoria. aber ich musste keine rücksicht mehr nehmen. auf nichts und niemanden. ich war froh, als kim wieder mit mir sprach. unser verhältnis ist wieder besser geworden, wenngleich sie auch mir wohl niemals ganz verzeihen wird, was ich getan habe.“ „ansgar, ich will einen weg finden, wie wieder glücklich werden, mit dir zusammen“, beharrte sie. er sah sie fest an. „ich weiss aber nicht ob ich das noch will, victoria.“

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 Betreff des Beitrags: Re: One Night to Remember
BeitragVerfasst: 25.09.2012, 19:20 
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Kapitel 97: Evanescence

er holte tief luft und sagte dann: „ ich habe nie aufgehört, dich zu lieben, victoria. auch wenn ich beschlosssen habe, nach vorn zu schauen, so waren die gefühle nach wie vor da, ich habe sie nur eingemauert in mir drin, weil ich es sonst nicht ausgehalten hätte. wie hätte ich sonst weitermachen sollen?" victoria sah zu boden. ansgar fuhr weiter fort: "ich hätte alles für dich getan, victoria, ich wäre gestorben für dich, hätte es sein müssen." es klang nicht wie eine floskel sondern so ernst, dass victoria ansgar erschrocken ansah. wieder schossen ihr die tränen in die augen als sie erwiderte: „ich habe so sehr versucht, dich zu vergessen, aber ich habe es nicht geschafft. ich habe gearbeitet wie eine besessene, aber ich sah dich in jedem augenblick vor mir, ich konnte den gedanken an dich nicht wegdrücken. es war immer so als wärst du bei mir und in mir drin, bei allem was ich tat.“ er sah sie an, und sein blick war voller zärtlichkeit. „lass uns ins hotel fahren.“ sagte er und wollte sie mit sich ziehen. „warte.“ sie hielt ihm am ärmel fest. „ich muss dir was sagen - und ich muss es jetzt sagen, sonst verlier ich den mut.“ er sah überrascht und fragend an. victoria holte tief luft und sagte dann: „ich – ich bin schwanger. wir bekommen ein baby, du wirst vater.“

es war raus. victoria blickte zu boden, traute sich nicht ansgar anzusehen. er antwortete nicht gleich. victoria blickte nun doch hoch zu ihm, sah seine augen in tränen schwimmen, und dann flüsterte er: „ist das wahr?“ sie nickte. „ja. ich weiss es auch erst seit zürich. aber es ist wahr. du hast es dir so sehr gewünscht.“ fügte sie unsicher hinzu. er nahm ihre hände in seine und schluckte bevor er sagte: „ich kann das alles nicht glauben, das ist so unbeschreiblich schön, ich weiss nicht was ich sagen soll. du machst mich zum glücklichsten mann der welt, victoria.“ sie nickte unter tränen, und dann zog er sie an sich und küsste sie erneut. als sie sich voneinander lösten, nahm er ihre hand , und dann betraten sie den fahrstuhl um nach unten zu fahren. selbst im fahrstuhl konnten sie die hände nicht vom anderen lassen, und erst als sie unten ankamen lösten sich sich voneinander. hand in hand gingen sie aus dem fahrstuhl.

„mein mietwagen steht gleich gegenüber“, sagte ansgar und zeigte auf die gegenüberliegende seite der vielbefahrenden strasse. „lass uns keine zeit verlieren“, lachte sie und rannte los. sie war so volltrunken vor glück, das sie das herannahende auto nicht sah. lächelnd drehte sie sich noch einmal zu ansgar um, der mit weit aufgerissenen augen den schwarzen wagen näherkommen sah. in panik sprang er vor und stiess victoria nach vorne, dass das auto sie nicht erfassen konnte. victoria schrie auf und fiel vornerüber auf die strasse. wie durch einen nebel hörte sie den dumpfen aufprall eines körpers, quietschende bremsen, und als sie sich aufrappelte, und sich umsah, da sah sie den schwarzen wagen einige meter weiter von sich, der jetzt zum stehen gekommen war. „ansgar!“ stiess sie in wahnsinniger angst aus. „ansgar!“ „oh gott!“

Fortsetzung folgt...

alternative end

Spoiler:
Kapitel 97: Cross the Oceans

victoria fühlte sich, als hätte ihr jemand mit der faust ins gesicht geschlagen. „aber…. aber du bist doch hierher gekommen nach zürich. du hast dich doch genauso nach mir gesehnt wie ich mich nach dir“, sagte sie tonlos. „ja, das bin ich, und das habe ich. es hat auch nichts damit zu tun, dass ich nicht noch gefühle für dich habe. aber ich habe gelernt, meine gefühle zu unterdrücken. mein leben lang. ich bin sozusagen profi darin. und ich bin hier, hier in zürich, weil ich mir nicht sicher war, was ich empfinde. ich wollte dich sehen, ich wollte sehen, was in mir passiert wenn ich dir in die augen sehe. ob ich noch das selbe empfinde.“ „und?“ fragte victoria kaum hörbar. „ich habe dich am geländer stehen sehen, und da war nur ein gedanke. ich will dich berühren, will dich haben, sofort auf der stelle, besitzen, mit dir schlafen.“ sie blickte zu boden. „ja, so wie es angefangen hat. im fahrstuhl“, meinte sie leise. „ja, und dann drehtest du dich um, und ich sah dir in die augen. und ich habe mich gefragt, kann ich es? kann ich mich noch einmal auf dich einlassen, kann ich dir noch einmal vertrauen? ich wurde so oft in meinem leben enttäuscht, ich kann das nicht mehr. es hat nichts damit zu tun, was ich für dich empfinde. in dem moment wo du dich umdrehtest, wusste ich, dass ich dich noch immer liebe, dass ich nie aufgehört habe, dich zu lieben, aber mein herz wurde einmal zu viel gebrochen.“ „was heisst da jetzt?“ fragte victoria angstvoll. er zögerte. „dass ich nicht zurückkann. es tut mir leid. ich schaffe es nicht, mein herz noch einmal so zu öffnen, um dann am ende wieder enttäuscht zu werden. ich kann das nicht mehr. bitte versteh mich.“ „aber warum bist du hergekommen, ich verstehs nicht“, sie war jetzt verzweifelt. „ich wollte sehen, was es mit mir macht. aber ich weiss jetzt, dass es nicht mehr geht. es tut mir leid.“

er wandte sich von ihr ab weil er spürte, dass ihm die tränen in die augen schossen. „bleib! geh nicht!“ ihre hand schoss vor und hielt ihn fest. als er sich noch einmal umdrehte, sah sie dass seine augen schimmerten, feucht waren. sekundenlang sah er sie nur an. victoria bemerkte erst jetzt, wie lang seine haare geworden waren, und wie schlank sein gesicht. er hatte sich verändert seit ihrer trennung. „ich kann nicht“, wiederholte er. victoria liess ihre hand sinken. fassungslos sah sie wie angar sich immer weiter von ihr entfernte, ohne sich noch einmal umzudrehen.

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