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"Das ist also dein Zimmer?"
"Nicht vergleichbar mit deinem, nehme ich an." Ich zog meine Schuhe aus und stellte sie ordentlich- anders als sonst- an ihren Platz. "Warte, ich helf dir", sagte ich, trat an sie heran und half ihr aus der Jacke. "Möchtest du etwas trinken? Oder essen? Anne wollte kochen, wenn du Hunger hast, sage ich-" Ich stoppte mich selbst. Ich quasselte viel zu viel.
"Danke. Ich bin zufrieden." Sie sah sich in meinem Zimmer um. "Dein Keyboard?" Ich nickte. "Spielst du etwas für mich?"
"Ich kann es nicht wirklich. Ich spiele nur das was ich höre und dann auch nur mit links. Ich habs nie gelernt."
"Würdest du es trotzdem tun?" Sie drückte den Powerknopf ohne meine Antwort abzuwarten. "Bitte."
Ich ließ einen Finger auf eine der Tasten herab. Ein sehr lautes eingestrichenes C erklang und füllte die Stille für einen kurzen Moment. Ich spielte normalerweise nur für mich, mit Headphones und meist nachts. Dann konnte ich nachdenken.
"Bitte", sagte sie erneut und zog den Stuhl zurück.
"Okay", antwortete ich leise. "Ich habe dich gewarnt." Ich atmete kurz tief ein und legte dann meine Finger auf die Tasten. Die rechte Hand legte ich dazu, auch wenn ich meist nur den Zeigefinger nutzte um mit der linken Hand umzugreifen. Es sah bestimmt sehr stümperhaft aus. Ich spielte irgendetwas was ich im Musikstudium gehört hatte. Melodien brannten sich mir zumeist in den Kopd, sofern sie gut waren. Mein absolutes Gehör tat den Rest dazu.
"Warte", sagte sie und legte ihre rechte Hand auf meine. Ihre Finger genau auf meine. Sie führte meine Hand und zum ersten Mal bewegten sich alle Finger meiner rechten Hand melodieerzeugend über die Tasten.
Ich stoppte. "Woher kanntest du die Melodie?"
"Meme si...es ist auf der CD die du für mich gemacht hast."
Langsam stand ich auf. "Du hast sie gehört?"
"Natürlich."
"You never told me..." Ich switchte manches Mal automatisch ins Englische ohne dass ich es bemerkte.
"There are things a girl keeps in secret..." Sie lächelte.
"Okay, genug geklimper für heute. Ich möchte mich nicht noch mehr blamieren." Ich stellte mich hinter sie und legte meine Arme um ihren Bauch. "Du riechst gut." Ich sog ihren Duft tief ein und schloss die Augen.
"Danke. Ich tu mein Bestes", entgegnete sie grinsend. "Duschen und baden hilft." Wären wir immer noch bei icq hätte sie einen Smily dahintergemacht, da war ich mir sicher.
Bevor sie weitersprechen konnte, gab ich ihr einen sanften Kuss auf die Wange. Ich wusste nicht, wie sie reagieren würde, deswegen machte ich kleine langsame Schritte in diese Richtung.
Ihre Schritte waren größer- viel größer. Meilenstiefelgroß. Als ihre Lippen meine berührten glaubte ich, ich hätte etwas falsch gemacht. Hatte ich den Abstand falsch eingeschätzt? In meinem Kopf fing die Maschine an zu arbeiten, doch ich konnte keinen Fehler entdecken. Dann löste sie sich von mir. Meine Augen hielt ich geschlossen. Es würde weniger peinlich sein, wenn sie jetzt abhauen und ich das nicht sehen würde.
"Wow, ich meine, wow."
"Was?", ich öffnete meine Augen.
"Du willst nicht gehen, oder so?"
Sie küsste mich erneut. Dieses Mal richtig, und mit mehr Mut. "Das sollte dir als Antwort genügen. Sagst du mir noch mal wo euer Bad ist?"
"Türe raus, links drehen, gerade aus direkt hinein", antwortete ich wie ein Roboter.
"Danke."
Ich sackte zurück auf den Stuhl. Das ging schnell.
_________________ “If you live to be a hundred, I want to live to be a hundred minus one day so I never have to live without you.”  https://www.fanfiction.net/s/8764822/1/Two-In-A-Million
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