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BeitragVerfasst: 14.02.2013, 21:06 
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Wie immer tolle Fortsetzungen! Vielen Dank! :danke:


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Verfasst: 14.02.2013, 21:06 


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BeitragVerfasst: 14.02.2013, 22:29 
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BeitragVerfasst: 16.02.2013, 12:57 
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Kapitel 35: Unexpected

Gutgelaunt stieg Bella von ihrem Roller, nahm den Helm ab und schüttelte ihre roten Locken. Sie war aufgeregt. Was hatte Tristan wohl geplant? Welche Überraschung würde es für sie geben? Sie schritt die imposante Treppe zur Eingangstür des Schlosses empor und war einmal mehr wie in einer anderen Welt. Es war nicht, dass diese Welt sie wirklich beeindrucken würde, aber dennoch spürte sie immer wieder dieses leichter Schaudern, Kribbeln in der Magengegend wenn sie Königsbrunn betrat.

Irgendetwas war anders, sie wusste nur noch nicht was. Bella sah sich in der Eingangshalle um. Normalerweise würde doch Justus auf der Stelle erscheinen um den Besuch „den Herrschaften“ anzumelden oder dergleichen, aber er war nicht in Sicht. Etwas unsicher, was sie tun sollte, blieb die Rothaarige stehen. Ob sie einfach nach oben auf Tristans Suite gehen sollte? Sie konnte nicht weiter überlegen, denn die Tür des Salons ging auf, und Ansgar stand plötzlich vor ihr. ‚Der sieht ja aus als hätte er ein Gespenst gesehen‘, dachte Bella innerlich. „Äh, zu wem wollen Sie?“, fragte er Ollis Schwester leicht abwesend. Die Rothaarige sah Ansgar erstaunt an. Der war ja fast freundlich. Sie konnte sich noch zu gut an die erste Begegnung mit dem „schmierigen Geltyp“ erinnern, und die war nicht wirklich gut gelaufen. „Zu Tristan. Er erwartet mich“, sagte Bella direkt. „Er ist oben auf seiner Suite“, gab Ansgar Auskunft. Sich immer noch wundernd wollte die junge Frau die Treppe nach oben, doch Ansgar hielt sie am Ärmel fest. „Moment mal, Frau..?“ „Jacob, Bella Jacob.“ „Frau Jacob, genau“, sagte Ansgar und tat als könnte er sich erinnern. „Ich weiß nicht, ob sie es schon mitbekommen haben. Sein Vater ist heute Vormittag gestorben.“ Bella sah Ansgar erschrocken an. „Nein, das habe ich nicht gewusst, oh Gott, der Arme, er muss völlig fertig sein.“ „Es hat ihn ziemlich mitgenommen“, sagte Ansgar, und Bella war sehr überrascht ob der fast mitfühlenden Stimme des älteren Grafen. „Okay, danke, dass Sie mich informiert haben“, sagte sie daher höflich. Ansgar nickte ihr zu. Dann machte sich Bella auf den Weg nach oben. Irrte sie sich oder sah es so aus, als hätte Kotzbrocken geweint? Vielleicht war der schnöselige Gegelte doch gar nicht so übel, wie sie angenommen hatte.

Marlene und Rebecca lagen engumschlungen auf dem Sofa. Rebecca sagte kein Wort, aber die Stille war nicht mehr so bedrückend wie noch Stunden zuvor. Immer wieder fing Rebecca an zu weinen, und immer wieder strich Marlene ihr beruhigend über den Rücken. „Egal, was immer es ist, wir stehen es gemeinsam durch. Das habe ich dir versprochen, und das wird auch immer so bleiben. Wie schlimm der Schmerz auch ist, ich bin bei dir, und lass dich nie allein, hörst du?“ Rebecca nickte unter Tränen und hielt Marlenes Hand fest in der ihren. „Weiß Tristan inzwischen Bescheid?“, fragte sie dann leise. „Ansgar hat es ihm gesagt.“ Rebecca horchte auf. „Ansgar? Ausgerechnet der?“ „Ja. Ausgerechnet. Aber Tristan hat gesagt, dass er… dass er ihn getröstet hat..“ Sie sprach das Wort „getröstet“ sehr zögerlich und ungläubig aus, und Rebecca sah Marlene verdutzt an. „Ansgar? Der und trösten? Das glaubst du doch wohl selbst nicht.“ „Ich habe mich ja auch gewundert, aber so hat er es gesagt. Er meinte, sogar, dass Ansgar geweint hätte.“ „Ja, vor Freude vielleicht“, gab Rebecca sarkastisch zurück. „Ich glaube, dass ihm Ludwigs Tod näher geht als wir ahnen. Tristan hat gesagt, dass er von seinem Vater, den er nie wirklich hatte und von seiner Mutter gesprochen hat, und dass Tristan froh sein könne, dass sein Vater ihn so geliebt hat wie er war.“ Die Brünette sah ihre Freundin immer noch fassungslos an. „Wir reden schon noch von Ansgar?“, vergewisserte sie sich. Marlene nickte. „Offenbar ist er doch nicht so ein extremes Arschloch wie wir annahmen. Zumindest nicht in diesem Punkt.“ „Was meinst du? Soll ich mal nach Tristan sehen?“, wechselte Rebecca das Thema. „Wann hast du zuletzt mit ihm geredet?“ „Vorhin als ich ihn nochmals angerufen habe, nachdem er auf seine Suite gegangen war. Das war nachdem er mit Ansgar geredet hat. Er sagte aber, er wolle alleine sein.“ „Ich glaub, ich kann ihm auch nicht gegenübertreten. Es geht einfach nicht.“ Rebecca fing wieder an zu weinen. „Du musst nicht. Du musst gar nichts, hörst du?“ „Und Elisabeth? Was ist mir ihr? Ist sie noch im Krankenhaus? Sebastian? Hagen? Ich weiß gar nicht wo die alle sind.“ „Bitte mach dir jetzt keine Gedanken um die anderen. Du hast ja gehört, dass Elisabeth ihre Ruhe wollte. Ich bin mir sicher, dass Sebastian alles formelle regelt, so wie er es immer getan hat.“ „Ja, aber überfordern wir ihn nicht damit? Immer muss er alles regeln. Hagen ist mal wieder davongelaufen, und Tristan hat sich auch zurückgezogen. Das ist doch nicht in Ordnung.“ Rebecca hatte sich aufgerichtet. „Ich muss ihn anrufen!“ Marlene schob ihre Freundin sanft auf das Sofa zurück. „Du muss jetzt gar nichts. Ich kümmere mich um alles, okay?“, sagte Marlene liebevoll. Becca erwiderte den Blick. „Danke. Für alles.“ „Ich ruf Sebastian an damit du beruhigt bist.“ Marlene stand auf. Die Brünette griff nach der Hand ihrer Freundin. „Marlene?“, fragte sie. „Ja?“ „Ich liebe dich.“

Vorsichtig klopfte sie an Tristans Suite. Es kam keine Antwort. Sie klopfte noch einmal, etwas lauter. Wieder nichts. Bella beschloss, hineinzugehen, auch wenn sie Angst hatte vor dem was sie erwarten würde. Langsam öffnete sie die Tür.

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BeitragVerfasst: 17.02.2013, 15:45 
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Kapitel 36: Runaway

Der Hengst preschte davon wie ein Wahnsinniger. Im gestreckten Galopp ging es über Felder und Wiesen, und noch immer wurde er von seinem Besitzer dazu animiert schneller und schneller zu laufen. Der Vollblutaraber gehorchte auf den kleinsten Schenkeldruck, und Hagen brauchte keinerlei Sporen zu verwenden.

Er war direkt aus dem Krankenhaus nach Königsbrunn gefahren und hatte Blizard gesattelt, das schnellste unter seinen Rennpferden. Hagen hatte es kürzlich einem renommierten Rennstall abgekauft, und Dana trainierte den Hengst seitdem. Ihr Mann hatte ihn noch nie geritten, merkte aber sofort was er für eine Rakete unterm Hintern hatte. Doch der älsteste Sohn von Ludwig war ein sehr erfahrener Reiter, und so hatte er den Bogen bei Blizard schnell raus.

Hagen war davongelaufen. Wieder einmal. Er hatte es nicht ausgehalten, dabeizustehen als der Rest der Familie schockiert die Nachricht von Ludwigs Tod aufnahm und in Tränen ausbrach. Und wieder einmal kam er sich feige vor, sehr feige. Er hatte noch nicht einmal mit Dana gesprochen, die ihn versucht hatte, anzurufen. Er wollte mit niemandem reden. Hagen wusste nicht einmal ob er wirklich trauerte, ob ihm Ludwigs Tod so viel ausmachte, oder ob er einfach nur mit der Situation überfordert war. Daher tat er das was er immer am Besten gekonnt hatte: sich komplett allem zu entziehen. Er wusste zwar, dass er das nicht auf Dauer konnte, aber für den heutigen Tag schien es die beste Lösung für ihn zu sein.

„Hallo, schöne Frau, wie wäre es mit einem Feierabendbier mit mir?“, fragte Andi die dunkelhaarige junge Frau neben sich. Diese sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Das üben wir aber noch“, sagte sie und stand auf. Andi blieb mit dusseligem Gesichtsausdruck sitzen. Komisch, das hatte früher doch immer funktioniert. Ein Augenaufschlag, ein Blick ins Gesicht des Gegenübers, und alle Frauen waren ihm reihenweise zu Füßen gelegen. Doch er beschloss nicht aufzugeben. Er musste sich halt eine andere Taktik zulegen. Er sollte es auf die romantischere Art versuchen. Andi stand auf und schaute sich im No Limits um. Dort ganz hinten am Tisch saßen zwei sehr nett aussehende Frauen um die 35. Vielleicht waren die so ausgehungert, dass sie sich freuten, wenn ein junger, knackiger Kerl sich um sie bemühte? Ja, das konnte gutgehen. Andi schnappte sich eine Rose aus einem der kleinen Vasen, die Olli überall auf die Tische gestellt hatte und ging schnurzstraks auf die beiden Frauen mittleren Alters zu. Sie sahen auf als er vor ihrem Tisch stand und ihnen die dunkelrote Rose hinhielt. „Ich dachte mir, zwei so hübsche Lady würden sich freuen, wenn sie mal ein bisschen Gesellschaft von einem Kerl wie mir bekommen“, sagte Andi sehr selbstsicher und grinste die beiden Dunkelhaarigen vermeintlich charmant an mit seinem typischen Fritzsche-Smile. Die Kurzhaarige der beiden schaute ihre Freundin an, und dann fingen beide an zu lachen. Andi wirkte verunsichert. Lachten sie ihn etwas aus? Es dauerte einen Augenblick, bis die beiden Frauen sich wieder eingekriegt hatten. Dann sagte die Langhaarige: „Du, nichts für ungut, geh nach Hause und üb noch ein bisschen. Am besten du suchst dir einen Spiegel und schaust wie du wirkst, denn das… das war…“, sie musste pausieren, weil sie schon wieder anfing zu lachen, „das war nicht.. gut.“ Das letzte Wort kam prustend hervor, da sie sich kaum noch vor Lachen einkriegen konnte. Entsetzt stand Andi mit der einzelnen Rose in der Hand da. „Da ist man mal einmal nett“, sagte er ärgerlich und warf die Rose auf den Tisch. „Du, lass mal, wir haben schon eine“, konterte die Kurzhaarige und drückte dem total verdutzen Andi die Blume wieder in die Hand. Dieser ließ sie verächtlich fallen, hörte den Kommetar: „Oh, die arme Rose“, gar nicht mehr sondern war auf dem Weg zur Bar. Er würde sich jetzt die Kannte geben und zwar richtig.

Tristan saß einfach nur da und starrte vor sich hin. Um sich herum ein Bild der Verwüstung.

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BeitragVerfasst: 19.02.2013, 21:48 
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Kapitel 37: Break my fall (part one)

Sie hatte keine Tränen mehr. Es war nur noch Leere in ihrem Kopf. Selbst als Marlene zurückkam und sie in den Arm nahm, fühlte sie es kaum. Es tat zu weh. Sie hatte ihren Papa so sehr geliebt, war sich bewusst, dass sie als Nesthäkchen immer eine Sonderstellung in seinem Herzen gehabt hatte. Immer war er ihr gegenüber nachsichtiger gewesen als bei seinen anderen Kindern, immer hatte er beschützend die Hand über sie gehalten wenn sie Mist gebaut hatte. Sie war sich seiner Liebe sicher gewesen, egal was sie getan hatte, egal, wie schlimm es sein mochte. Als Kind waren es die aufgeschlagenen Knie gewesen wegen denen sie zu ihrem Vater gelaufen war, später – als ihr Vater aus dem Gefängnis zurückgekehrt war – dann der Liebeskummer, der sie in seine Arme trieb. Und jetzt konnte er nicht mehr für sie da sein, und sie nicht für ihn. Rebecca machte sich die größten Vorwürfe, dass sie so wenig Zeit mit ihrem Vater in den letzten Wochen verbracht hatte. Ihr Glück mit Marlene war ihr wichtiger gewesen, und sie schämte sich dafür, dass sie ihre Befindlichkeiten vorangestellt hatte, sie, die noch ihr ganzes Leben vor sich hatte.

„Du machst dir Vorwürfe, stimmst?“, fragte Marlene sie. Rebecca sah ihre Freundin überrascht an. Wieder einmal war es als hätte sie Gedanken lesen können. „Woher..“, begann sie. „Ich kenne dich“, sagte die Blondine einfach. „Komm her zu mir“, flüsterte sie dann und zog die Brünette einfach nur an sich.

Blizard war klatschnass als Hagen mit ihm zurück zu den Stallungen kam, doch der älteste Sohn von Ludwig machte sich nicht die Mühe, den Hengst trockenzureiben, es war ihm schlichtweg egal. Er bemerkte nicht einmal, dass seine Frau ihm entgegenkam und wäre beinah in sie hineingelaufen. „Hagen! Hier bist du? Ich habe mir solche Sorgen gemacht?“, rief sie und wollte ihren Mann an sich ziehen, doch dieser wehrte ab. „Ich bin ausgeritten.“ „Ausgeritten?“, wiederholte sie ungläubig. „Hagen, dein Vater ist gestorben, und du bist AUSGERITTEN?“ „Was dagegen?“, pampte er sie an. Dana ließ ihren Ehemann abrupt los. Sie wusste, dass Hagen Problemen oftmals aus dem Weg lief, aber dass er so gefühlskalt – jedenfalls äußerlich – daherkam entsetzte sie doch. „Hagen, ich hab mir einfach nur Sorgen gemacht. Ich wusste ja nicht wo du bist.“ „Jetzt weißt dus ja“, entgegnete er. „Hagen, rede mit mir, so kenne ich dich gar nicht. Bitte, lass uns ins Haus gehen“, sagte sie und sah ihn flehentlich an. „Ich weiß nicht wo dein Problem ist. Mein Vater wird auch nicht wieder lebendig wenn ich nicht ausreite.“ „Darum geht es doch gar nicht. Du rennst mal wieder weg, wenn etwas passiert, wenn es Probleme gibt. Das ist nicht gut, Hagen. Dein Vater ist tot, und du tust als wäre nichts.“ Jetzt kam Bewegung in Ludwigs ältesten Sohn. „Meinst du, das ist mir nicht BEWUSST? Ich WEIß verdammt noch mal, dass Ludwig tot ist!!!!“, schrie er sie an. „Doch überlass es bitte mir wie ich damit umgeh, okay?“ Damit hatte er sich umgedreht und sie einfach stehen lassen.

Vorsichtig, Angst einen Fehler zu machen, schritt Bella näher. Tristan sah nicht auf als sie ans Bett tritt. Die Rothaarige setzte sich neben ihren Freund aufs Bett. Unsicher, was sie tun sollte saß sie eine Zeit einfach nur neben ihm. Bella fragte sich, ob die Verwüstung noch vom Vortag war, oder ob Tristan erneut randanliert hatte. Letztendlich war es egal, denn Bella konnte sich den Schmerz, den der junge Graf empfinden musste, vorstellen, sie konnte ihn regelrecht fühlen. Es kam ihr vor als wäre es gestern gewesen, als man ihr sagte, dass ihre Mutter gestorben war. Sie wusste, wie Tristan zumute war, und doch wäre ein „ich weiß wie du dich fühlst“ ihr zu profan vorgekommen, überhaupt etwas zu sagen kam ihr unpassend vor, denn es gab kein Wort des Trostes, welches ausgereicht hätte.

Langsam, ohne nachzudenken, streckte Bella ihren Arm aus und legte ihre Hand auf die seine. Tristans Kopf drehte sich jetzt in ihre Richtung, dann sah er sie an. Es zerriss Bella fast das Herz als sie in seine Augen sah. Sie waren rotgerändert und total verschwollen. Noch immer liefen Tränen über seine Wangen. Dass sich Tristan so verletzlich ihr gegenüber zeigte, beeindruckte Charlies Tochter sehr. Sie hatte damit gerechnet, dass er aufspringen und vor ihr wegrennen – oder schlimmer noch – dass er sie wegschicken würde. Doch er tat beides nicht, im Gegenteil. Er schien froh zu sein, dass sie da war. „Bella“ formten seine Lippen tonlos ihren Namen. „Mein Vater..“, flüsterte er dann ganz leise. Bella nickte kaum merklich. „Ich weiß...“ Tristans Gesicht verzog sich, und wieder kamen die Tränen, die er nicht aufhalten konnte. Dann streckte er die Hand nach ihre aus und fiel ihr dann mit einem Ruck in die Arme. „Ich bin so froh, dass du da bist“, schluchzte er.

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BeitragVerfasst: 21.02.2013, 19:43 
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Kapitel 38: Break my fall (part two)

Die Toten Hosen dröhnten aus den Lautsprecherboxen von Andis tomatenrotem Mustang. Er hatte die Musik bis zum Anschlag aufgedreht, und sang „Altes Fieber“ lauthals mit. Ab und zu nahm Andi einen Schluck aus seiner Bierflasche und verlor dabei jedes Mal kurz die Kontrolle über seinen Wagen. Er kam sich aber unglaublich cool und lässig vor, wie er sturzbetrunken auf der Landstraße rumkurvte, denn Andi war felsenfest davon überzeugt, dass ein echter Kerl auch besoffen Auto fahren konnte. Nach seinem Fauxpas im No Limitis hatte er sich dort zuerst die Kante gegeben, und einige Biere konsumiert. Als er schon kaum noch vom Barhocker aufstehen konnte, hatte Olli ihn zurückgehalten, als er sah, dass Andi seinen Autoschlüssel aus der abgewetzten Jeans fummelte. „Du willst doch in deinem Zustand nicht mit dem Auto fahren?“, hatte er bestürzt gefragt. „Doch, will ich, und was heißt überhaupt in deinem Zu- zu- stand?“, lallte Andi als Antwort. „In deinem Zustand heißt, dass du ordentlich einen im Tee hast“, belehrte ihn seinen Freund. „Du hasss mir gar nix zu sagen, du nich´, du biss ja üpahaupt an allem schul, weil du sie angeschleppt has, und jezz lass mich durch“, hatte Andi genuschelt und den Dunkelhaarigen beiseite geschoben, noch ehe er etwas sagen konnte. Olli hatte Andi aufhalten wollen, doch in dem Moment kam Tristan, der die Szene mitbekommen hatte, von oben und beschlagnahmte seinen Geschäftsführer, so dass dieser nichts mehr tun konnte.

„Uppala“, lachte Andi, der gerade nach einem Überholvorgang einem herannahenden LKW ausgewichen war und nahm noch einen Schluck aus seiner Flasche. Er wusste, dass er eigentlich nicht hätte fahren dürfen, aber war es ihm schlichtweg egal gewesen. Andi hatte sich selbst beweisen wollen, dass er noch nicht zum „Alten Eisen“ gehörte, doch das war gehörig nach hinten gegangen, er hatte sich eher blamiert. Als Andi an die Schlappe im No Limits zurückdachte, verfinsterte sich seine Mine. Bella kam ihm wieder ins Gedächtnis, wegen der er das alles ja nur veranstaltet hatte. Wieder bemerkte er einen LKW zu spät und zog im letzten Moment das Steuer herum. Doch es war zu spät.

Bella wusste kaum, wie sie mit der Situation umgehen sollte, denn sie selbst spürte die Erinnerung an den Moment, an dem man ihr sagte, dass ihre Mutter tot war, überdeutlich. Doch sie wollte und konnte Tristan nicht alleine lassen obwohl sie am liebsten aufgesprungen und hinausgerannt wäre. So saß sie einfach nur mit ihm da. Allmählich wurde Tristans Schluchzen leiser, und er löste die Umarmung. Fast hatte Bella das Gefühl, als wäre es dem jungen Grafen peinlich, dass er sich so vor ihr gezeigt hatte. Es entstand eine unangenehme Situation, die Bella dadurch zu entschärfen suchte, dass sie aufstand und anfangen wollte, die Gegenstände, die Tristan achtlos auf den Boden gepfeffert hatte, aufzuheben. „Das kann Justus machen“, sagte Ludwigs jüngster Sohn und hielt Bella am Arm fest. „Der muss das gar nicht zu Gesicht bekommen, das mache ich jetzt, und du hilfst mir. Ich hatte auch keinen Butler, der aufgeräumt hat, wenn ich mal wütend war, das musste ich schon selbst machen. Außerdem ist das vielleicht genau das Richtige. Mir tat immer gut, dass ich meinen Alltag weitergeführt habe, wenn etwas Schlimmes passiert ist. Das kann helfen.“ Bella bemerkte, dass sie sich in Rage geredet hatte und hielt sich die Hand vor den Mund. „Entschuldige“, brachte sie hervor. „Ich laber dummes Zeugs. Dir geht es schlecht, und ich…“. „Nein“, unterbrach Tristan sie. „Du hast ja Recht. Vielleicht ist es genau das Richtige.“ Er stand auf und hob ein paar Gegenstände vom Boden auf. Bella sah ihn aufmunternd an.

Sie hoffte, dass Tristan etwas abgelenkt wurde, doch es hielt nicht lange an. Die Rothaarige, sah aus den Augenwinkeln wie er einen Bilderrahmen aufhob, versuchte, das Bild wieder einzusetzen, was aber nicht gelang, weil der Rahmen völlig zerstört war. Bella merkte, dass Tristan schon wieder nah dran war, durchzudrehen, denn sie sah, wie seine Hände zitterten, und er total verzweifelt versuchte, den Rahmen wieder zusammenzusetzen, ohne das Glas davor, so als stünde der Rahmen sinnbildlich für sein eigenes Leben, das er versuchte erfolglos zu kitten. Bella trat langsam an Tristan heran und nahm ihm den Rahmen ab, legte ihn vorsichtig auf die Kommode, die sie inzwischen wieder aufgerichtet hatte. Wieder sah Tristan sie mit einem Blick an, der ihr Herz rührte. „Es ist alles kaputt“, flüsterte er. „Alles.“

Er hatte komplett die Kontrolle über den Wagen verloren und raste gradewegs auf einen Baum zu.

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BeitragVerfasst: 22.02.2013, 13:32 
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Ich kann mich auch hier nur wiederholen, tolle Geschichte! :herzschlag: :danke:


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BeitragVerfasst: 23.02.2013, 22:20 
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Kapitel 38: Break my fall (part three)

Es war verrückt, doch es war das einzige, was sie tun konnte um für einen Augenblick den Schmerz zu vergessen. Sie schloss die Augen, und winzige Lichtpunkte schwirrten in der Dunkelheit umher. Sie versuchte, sich fallenzulassen, so wie sie es immer tat, aber die Bilder kamen zurück. Immer und immer wieder. Beccy im zarten Alter von fünf Jahren, die auf ihren Papa zulief, der mit weit ausgebreiteten Armen da stand, Beccy mit Helena an der Hand, wie sie sich schützend vor die große Schwestern stellte, die Mist gebaut hatte und von Ludwig Schelte bekommen sollte, und Rebecca, die nach ihrer Zeit aus New York zurückkam. Sie sah sich angbraust kommen mit dem Motorrad, den Helm abziehend, sah, wie sie vor Ludwig stand mit zerwuschelten Haaren, sah den Glanz in seinen Augen, und wieder kamen die Tränen. Marlene sah es nicht. Sie versuchte alles, um Rebecca auf andere Gedanken zu bringen. Sanft küsste sie die Innenseiten der Schenkel ihrer Freundin, wanderte höher. Mit einem Ruck zog die Brünette Marlene hoch, so dass diese auf ihr zum Liegen kam, hielt die Augen weiterhin geschlossen. „Küss mich“, forderte Rebecca Marlene auf. Die Blondine wusste, dass die junge Gräfin alles versuchte, um für einen Augenblick nicht an ihren Vater zu denken, und sie küsste sie erst sanft und vorsichtig, aber als Rebeccas Mund fordernder wurde, ließ sie ihre Zunge wilde Spiele ausführen. Die Brünette zog Marlene förmlich zu sich herein und machte sich an deren Unterwäsche zu schaffen, die bald auf dem Boden lag. Rebeccas Küsse fühlten sich verzweifelt an, und die Blondine hielt einen Moment inne. „Bist du sicher, dass es das Richtige ist, dass es das ist was du willst?“, fragte sie zögerlich. Die Brünette nickte. „Ja“, sagte sie leise. „Mach, dass ich vergessen kann, nur für einen Augenblick.“

In Sekundenschnelle kamen die Bilder. Bella, wie er sie küsste, Charlie, die ihm die Leviten lies, Olli, der mit einem Kissen nach ihm warf, Nico, wie sie mit dem Motorrad mit ihr fuhr – und Arno, im roten Mustang on the road mit ihm, Andi. Es war, als würde sein Leben im Zeitraffe an ihm vorbeirauschen. Andi riss das Steuer herum und entging dem Baum nur knapp. Das Auto schlingerte über die Wiese und kam schließlich krachend zum Stehen.

Bella spürte, wie auch ihr die Tränen kamen. Sie versuchte, sie zu unterdrücken. Sie musste jetzt stark sein, Tristan brauchte sie. Immer noch standen sie beide zwischen den heruntergeworfenen Gegenständen. Vorsichtig streckte Bella die Hand nach Tristan aus. Vielleicht war es doch nicht das Richtige, so zu tun als wäre nichts passiert. Doch sie wusste auch nicht, was sie sagen sollte. Dann spürte sie Tristans Blick auf sich, der ihr durch und durch ging. Etwas in seinen Augen hatte sich verändert. Waren sie eben noch feucht von Tränen und konnte man den Schmerz in ihnen ablesen, so lag jetzt noch etwas anderes in ihnen. Irrte sie sich? Alles in ihrem Körper begann zu kribbeln. Es war der unpassendste Moment, doch die Schmetterlinge nahmen an Fahrt auf. Sie flogen mit Highspeed durch ihre Adern wie ein Motorrad auf der Autobahn. Fast schämte sie sich, dass sie überhaupt an Sex denken konnte, doch ein weiterer Blick in Tristans Augen genügte. Dann streckte er die Hand nach ihr aus, griff ungestüm in ihre roten Locken und riss sie an sich. Schon spürte sie seine Lippen auf den ihren und seine Hand unter ihrem Shirt. Er zog sie mit sich aufs Bett. Bella wusste nicht, ob es richtig war, dass Tristan jetzt mit ihr schlafen wollte, doch egal, wie grotesk die Situation war, sie wollte alles tun, damit es ihm besser ging.

Tristan war überall. Es war als hätte er Besitz von ihr genommen. Bella hatte sich komplett fallengelassen, es war als würde sie von der Realität abgetrennt in anderen Sphären schweben. Die Einheit, die sie so oft spürte, wenn sie mit ihm zusammen war, sie war wieder da. Es gab nur sie beide. Hier. Jetzt. Leise hörte sie Tristan stöhnen, und dann flüsterte er ihren Namen. Bella hielt es nicht mehr aus. Sie wusste, es könnte keinen ungeeigneteren Moment geben um ihm die Wahrheit zu sagen, doch sie konnte nicht länger warten. Sie öffnete den Mund: „Ich…“ Weiter kam sie nicht, denn genau in dem Augenblick klingelte ihr Handy.

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BeitragVerfasst: 28.02.2013, 21:33 
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Das Kapitel gefällt mir sehr gut!!! :herzschlag: :liebe2:


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BeitragVerfasst: 02.03.2013, 13:11 
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Kapitel 39: Give me a reason

„Lass es, es kann warten“, sagte Tristan und küsste sie wieder. Doch das Telefon gab nicht auf. Beim vierten Mal riss Bella es entnervt vom Boden hoch um es auszustellen. Doch sie drückte aus Versehen auf grün statt auf rot. Tristan sah, wie seine Freundin blass wurde. Alarmiert richtete er sich im Bett auf. „Hast du einen Krankenwagen… Wie? Ja, ich komme“, hörte er dann Bella sagen.

„Wer war das zum Henker?“, fragte Tristan und wollte Bella wieder zu sich ziehen. Er hatte keine Lust auf weitere Schreckensmeldungen. Er wollte einfach nur, dass sie wieder zu ihm kam und sie da weitermachen konnten wo sie aufgehört hatten. Doch sie saß noch immer mit dem Handy da, das sie jetzt langsam sinken ließ. „Andi. Das war Andi. Er hatte einen Unfall.“ Tristan bemerkte, wie sich Bellas Gesichtsausdruck veränderte. Er sah die Sorge in ihren Augen, und es versetze ihm einen kleinen Stich. „Ja, und? Er lebt ja anscheinend, da er mit dir sprechen konnte“, sagte er härter als beabsichtigt. Bella sah ihn entsetzt an. „Sag mal, tickst du noch ganz richtig?“, giftete sie ihn an. Im selben Moment fiel ihr aber dann ein, dass Tristans Vater am heutigen Tag gestorben war und sie revidierte ihre Aussage sogleich: „Entschuldige, ich habe für einen Moment vergessen…“ „Schon gut“, beschwichtigte er sie. „Ich war auch drüber. Was ist denn passiert?“ Bella zögerte. „Ich weiß nicht, er ist wohl von der Straße abgekommen. Andi sagt, es wäre ihm nichts weiter Schlimmes passiert, aber so ganz glaub ich ihm das nicht, so wie er klang. Er hat sich aber keine Krankenwagen gerufen, er will wohl wieder den Starken markieren.“ „Ja, darin ist er gut“, ließ sich Tristan zu der Äußerung hinreißen, was ihm wieder einen tadelnden Blick von Bella einbrachte. Der junge Graf legte der Rothaarigen die Hand auf den Arm. „Hör zu, ich komm schon klar, fahr du mal zu Andi und bring ihn ins Krankenhaus. Ich will nicht schuld sein, dass er wohlmöglich einen noch größeren Schaden davonträgt als er jetzt schon hat.“ Wieder sah Bella ihn nur an, verkniff sich aber einen Kommentar. „Kann ich dich wirklich allein lassen?“, wollte sie wissen. „Ja, sag ich doch.“ Sein Blick schien etwas anderes zu auszudrücken, aber Bella wollte es einfach nicht sehen. Nicht jetzt. „Alles gut“, wiederholte Tristan. „Ich werd mal versuchen ein bisschen das Chaos zu beseitigen und dann vielleicht noch zu schlafen.“ Nach einem zweifelndem Blick von Bella fügte er noch hinzu: „Keine Sorge, ich werde mich weder im Selbstmitleid noch in Blutlachen suhlen, und ich werde auch nichts konsumieren was du nicht auch einnehmen würdest.“ Die Rothaarige atmete tief durch. „Ich fahr da jetzt kurz hin, und dann komm ich wieder, okay?“ „Brauchst du nicht, ich benötige keinen Aufpasser, Andi aber vielleicht schon.“ Wieder klang Sarkasmus in seiner Stimme mit. „Tristan, du hast heute deinen Vater verloren, und ich weiß, dass dir das verdammt nahe geht, also hör auf den Harten zu mimen. Das steht dir nicht.“ Sie hatte sich inzwischen angezogen. Bella beugte sich vor und gab Tristan einen Kuss auf den Mund. „Hm, so bist es zur Abwechslung mal du, die mich mitten im Sex sitzen lässt“, sagte er mit rauem, sonoren Tonfall und Bella lief es schon wieder heiß und kalt über den Rücken. „Was du kannst kann ich halt auch“, sagte sie und lächelte ihn an. „Ich meld mich.“

Nachdem sie sich geliebt hatten, lagen Marlene und Rebecca einfach nur stumm nebeneinander. Keiner brauchte etwas zu sagen, es war nicht nötig. Die bloße Anwesenheit des Anderen war genug. Sie verstanden sich ohne Worte. So war es immer gewesen, und am heutigen Tage wurde die innere Verbundenheit der beiden Frauen noch um einiges deutlicher. Marlenes Hand lag in der von Rebecca, und alleine diese Berührung reichte der jungen Gräfin um zu spüren, dass sie nicht allein war, dass Marlene immer für sie da sein würde, egal was passierte. In diesem Augenblick wurde ihr bewusst, dass sie zwar ihren Vater verloren hatte, dass sie aber einen Weg finden würde, darüber hinwegzukommen, irgendwie, irgendwann. Es würde wehtun, sehr lange Zeit, aber sie war nicht allein. Dankbar drückte sie Marlenes Hand fester und sah ihre Freundin an. „Danke.“ „Wofür?“, fragte die Blonde leise verwundert. „Dafür, dass du mich liebst.“ Marlene sah sie irritiert an. „Ich weiß, es ist kitschig, aber ich empfinde es grade jetzt in diesem Augenblick. Es ist nicht selbstverständlich, einen Menschen an seiner Seite zu haben, der einen liebt, bedingungslos. Grade im Hinblick darauf wie schwer es für uns war unsere Beziehung zu leben. Ich will dir einfach nur sagen, wie dankbar ich bin dafür, dass es dich gibt in meinem Leben, dafür, dass du für mich da bist, auch wenn du jetzt sagen wirst, dass es selbstverständlich ist. Das ist es nicht. Sebastian hat Tanja, die ihn auffängt, wenn ich es auch nicht verstehen kann, Hagen hat Dana, ich habe dich. Aber Tristan…. Wer fängt ihn auf? Verstehst du was ich meine?“ Marlene nickte. „Ja, natürlich. Ich verstehe dich, aber natürlich ist es selbstverständlich, dass ich für dich da bin. Ich liebe dich, einzig und allein nur dich, schon vergessen? Mir tut Tristan auch leid, aber er sagte ausdrücklich, er wollte allein sein.“ Rebecca sah Marlene zweifelnd an. „Ja, das hat er gesagt, aber hat er es auch so gemeint?“ Marlene sah auf die Uhr. „Rebecca, was willst du machen? Es ist Mitternacht durch. Willst du zu ihm gehen?“ Ihre Freundin schüttelte den Kopf. Dann wurde sie blass. „Helena! Wir haben Helena vergessen Bescheid zu geben!“ Sie erhob sich ruckartig. „Hat – hat Sebastian das nicht gemacht?“ „Ich weiß es nicht. Vor allen Dingen wie sollen wir ihr das am Telefon beibringen.“ Rebecca fing schon wieder an zu weinen. „Sie wird sich die größten Vorwürfe machen, dass sie nach Kambodscha gegangen ist.“ „Sie konnte es doch nicht wissen“, sagte Marlene, und strich Rebecca beruhigend über den Rücken. „Komm, leg dich wieder hin. Wir finden für alles eine Lösung, ja?“ Rebecca zögerte, dann nickte sie. Langsam ließ sie sich von Marlene wieder in die Senkrechte befördern. Sie schmiegte sich in ihre Arme. Irgendwann schlief sie ein.

Bella raste mit ihrem Roller durch die dunkle Nacht. Irgendwo musste Andi sein, er hatte es ihr beschrieben. Sie sah nach links und rechts bis sie schließlich zur rechten Hand die Scheinwerfer eines Autos sah. Bella bremste abrupt und hielt den Roller am Straßenrand an. Sie stieg ab und rannte zu der Stelle unweit der Landstraße, wo sie Andis roten Mustang stehen sah. „Andi?“ fragte sie als sie das Fahrzeug erreichte. Sie riss die Fahrertür auf. Andi hing mehr schlecht als recht im Sitz und presste sich ein Stück seines Hemdes auf die blutende Stelle an der Stirn. „Andi!“, rief sie entsetzt. „Wieso hast du dir keinen Krankenwagen gerufen? Bist du irre? Das muss genäht werden!“ „Ich bin doch nicht aus Zucker“, gab er zurück. Bella wurde jetzt ärgerlich. Sie riss ihm den Fetzen vom Kopf. „Nicht aus Zucker? Hör auf den Helden zu spielen, das steht dir nicht. Wir fahren jetzt sofort ins Krankenhaus. Keine Widerrede.“ Ihr Tonfall beeindruckte Andi ungewollt. „Rutsch rüber, oder ist dir noch was anderes passiert außer der Kopfwunde und deinem angeknacksten Ego?“ Andi schüttelte den Kopf und bugsierte sich auf den Beifahrersitz. „Wie ist das überhaupt passiert?“, wollte Bella wissen. Noch ehe Andi antworten konnte, zog seine WG-Freundin die Nase kraus. „Sag mal, stinkst du so nach Bier? Was hast du denn bitte alles gebechert? Und wieso bist du betrunken Auto gefahren? Sag mal, spinnst du?“ Sie sah ihn aufgebracht an. Andi senkte den Kopf. „Man, weiß ich doch auch nicht“, sagte er und seine Stimme bekam wieder den Kieks nach oben. „Wie, das WEIßT du auch nicht? Wie besoffen kann man sein, dass man das nicht weiß?“ „Ich war im No Limits, und habe… Verdammt, ich habe ein paar Frauen angebaggert, und es lief nicht so richtig. Dann hab ich halt ein bisschen was getrunken“, gab Andi patzig zurück. Bella, die inzwischen den Sicherheitsgurt angelegt hatte und den Motor startete, sah ihn erzürnt an. „Das erklärt alles Fritzsche. Manchmal frag ich mir wirklich, wie es sein kann, dass du Chef einer Baufirma bist. Dein Gehirn ist teilweise wirklich auf Erbsengröße geschrumpft. Was setzt eigentlich immer aus bei dir?“ Andi war kurzzeitig unfähig etwas zu sagen, doch dann sprudelt es nur so aus ihm heraus: „Was da aussetzt? Das fragst du nicht im Ernst? Ich sag dir jetzt mal was: DU bist doch überhaupt der Grund dafür, dass es aussetzt!“ Er hatte sich jetzt in Rage geredet. Bella sah ihn verständnislos an. „Ich? Ich bin der Grund dafür? Jetzt kapier ich gar nichts mehr.“ „War klar! Du kapierst ja nie etwas“, schrie Andi und hielt sich immer noch den Kopf. Er verzog das Gesicht weil ihm der Schädel brummte. „WAS soll ich kapieren, Andi was? Hör mal, ich habe keine Lust für Spielchen. Tristans Vater ist heute gestorben, und ich hab weiß Gott besseres zu tun als mit Schuldzuweisungen anzuhören, weil du zu dusselig bist und besoffen Auto fährst.“ „Ludwig ist gestorben?“ Andis Stimme klang entsetzt. Er hatte den Grafen gemocht. „Ja, verdammt noch mal. Und jetzt will ich wissen, was du gemeint hast damit, dass ich der Grund bin.. für was auch immer.“ „Wie ist das mit Ludwig passiert?“ „Lenk nicht ab, Fritzsche. Darüber können wir reden wenn ich dich ins Krankenhaus gebracht habe. Ich will wissen, was das mit dem Grund auf sich hat. JETZT!“ Andi zögerte bis er es nicht mehr aushielt. Es war jetzt auch schon egal, alles egal. „Der Grund? Du willst den Grund wissen, warum ich mich mal wieder sinnlos betrunken habe? Der Grund ist: Ich liebe dich! Nur du kapierst es ja nicht. Jetzt weißt du es, und nun fahr mich bitte ins Krankenhaus. Mein bestes Hemd ist im Arsch.“

Bella streckte die Hand zum Zündschlüssel und stellte den Motor wieder ab.

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BeitragVerfasst: 05.03.2013, 20:59 
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Kapitel 40: Just one moment

„Sag das noch mal“, forderte sie Andi auf. Dieser dachte jedoch gar nicht daran sondern starrte mit finsterer Mine geradeaus durch die Windschutzscheibe. „Fahr mich einfach ins Krankenhaus, ja?“, sagte er genervt und über sich selbst ärgerlich dass er es Bella gesagt hatte, so gesagt hatte. Die Rothaarige ließ die Schultern sinken. Sie war wie vor den Kopf geschlagen. Nie und nimmer hätte sie damit gerechnet, dass ausgerechnet Andi sich in sie verliebt hatte. Oder war sie nur zu blind gewesen um es zu bemerken? Hatte sie es eventuell einfach nicht sehen wollen? „Fahr los!“, schrie Andi sie jetzt noch mal an. Dramatischer fügte er hinzu: „Oder willst du, dass ich verblute.“ Bella wollte grade eine spitze Bemerkung loslassen, entschied sich aber aufgrund Andis aktueller Gefühlslage und seines Geständnisses doch dagegen. Seufzend ließ sie den Motor wieder an.

Er hatte seinen besten Anzug an und strahlte in die Kamera. Er sah so gut aus. Die Krawatte, die sie so liebte, die goldene, saß tadellos und das Hemd war frisch gestärkt. Die Grübchen, die sich um seine Mundwinkel bildeten wenn immer er lächelte, waren ausgeprägt sichtbar und man sah ihm auf dem Bild an, dass er glücklich war. Eine Träne löste sich aus ihrem Augenwinkel, lief ihre Wange hinab und tropfte auf den Bilderrahmen, den sie in der Hand hielt. Langsam stellte Elisabeth das Foto zurück auf die Kommode. Es war ihr Hochzeitsbild. Sie konnte es nicht ansehen, es ging einfach nicht. Nicht jetzt und wohl auch in nächster Zukunft nicht. Elisabeth blieb noch lange vor der Anrichte stehen ohne sich zu rühren. Die Tränen rollten ihr lautlos über die Wangen, doch es kümmerte sie nicht. Sebastian hatte angeboten, noch bei ihr im Kaminzimmer zu bleiben, doch sie hatte ihn gebeten, sie allein zu lassen. Sie konnte einfach niemanden ertragen. Sie hatte am heutigen Tage den Menschen, der ihr am wichtigsten in ihrem Leben war, verloren. Elisabeth hatte gewusst, dass Ludwig krank war, dass sie ihn verlieren würde, aber dass es jetzt so schnell ging, damit hatte sie nicht gerechnet, damit hatte niemand gerechnet. Es tat so weh, dass sie sich nicht hatte verabschieden können von ihm, dass sie nicht seine Hand halten konnte als er für immer die Augen schloss. Sie wusste, dass es Ludwig vielleicht sogar so lieber gewesen war, dass er einfach so umkippte anstelle langsam dahinzusiechen, aber für sie, Elisabeth, war es unerträglich ihren Mann so gehen zu lassen. Die Bilder ihrer Eheschließung schossen ihr in den Kopf. Es war gerade erst gute zwei Jahre her. Zwei Jahre, die sie gemeinsam hatten. Die Zeit war zu kurz gewesen, und doch war Elisabeth dankbar für jede Minute, die sie mit Ludwig erlebt hatte. Sie dachte zurück an ihre Eifersucht Charlie gegenüber, die sie überkommen hatte als sie erfahren hatte, dass ihre beste Freundin Sex mit Ludwig gehabt hatte. Damals war sie noch nicht mit ihm zusammen gewesen, aber es hatte ihr sehr wehgetan. Am heutigen Tage kam es ihr so lächerlich vor, wie sie sich verhalten hatte, und sie wünschte, sie könnte die Zeit zurückdrehen wo dies ihre einzige Sorge gewesen war. Wie sehr wünschte sie sich noch einen Augenblick mit Ludwig zusammen, nur einen einzigen Augenblick, in dem sie ihm sagen konnte, wie sehr sie ihn liebte. Aber es gab ihn nicht. Sie würde Ludwig nie wieder sehen. Nie wieder. Jetzt fing Elisabeth an zu schluchzen. Ihr ganzer Körper wurde von Weinkrämpfen geschüttelt, und sie sackte langsam zu Boden.

Er hatte sein Versprechen nicht gehalten. Zu stark war die Versuchung gewesen sich abzuschießen. Er brauchte diesen Weg, um sein Gehirn zu vernebeln um nicht nachdenken zu müssen. Komplett angezogen, die Spuren seiner Aktion noch deutlich sichtbar, war er auf dem Bett eingeschlafen, wie ein Baby mit angezogenen Beinen.

Auf dem Nachttisch lag sein Handy dass im Minutentakt anfing laut zu klingeln. Doch er hörte es nicht mehr.

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BeitragVerfasst: 09.03.2013, 18:42 
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Kapitel 41: Adrenaline

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=rWLS1rp-yfo[/youtube]

You don't feel the pain

Too much is not enough
Nobody said this stuff makes any sense
We're hooked again

Point of no return
See how the buildings burn
Light up the night
Such pretty sight

Adrenaline keeps me in the game
Adrenaline you don't even feel the pain
Wilder than your wildest dreams
When you're going to extremes
It takes adrenaline
(You don't feel the pain)

Sail through an empty night
It's only you and I who understand
There is no plan

Get closer to the thrill
Only time will kill
What's in your eyes
Is so alive

Adrenaline keeps me in the game
Adrenaline you don't even feel the pain
Wilder than your wildest dreams
When you're going to extremes
It takes adrenaline

Run through the speed of sound
Every thing slows you down
And all color that surrounds you
Are bleeding to the walls
All the things you really need
Just wait to find the speed
Then you will achieve
Escape velocity

Too much is not enough
Nobody gave it up
Im not the kind
To lay down and die

Adrenaline
keeps me in the game
Adrenaline
you don't even feel the pain
Wilder than your wildest dreams
When you're going to extremes
It takes adrenaline

Adrenaline
Screaming out your name
Adrenaline
you don't even feel the pain
Wilder than your wildest dreams
When you're going to extremes
It takes adrenaline

(Adrenaline)

You don't even feel the pain
You don't even feel the pain
I'm going to extremes
There is nothing in between
You don't even feel the pain



Alles in ihm war wie elektrisiert. Es fühlte sich an als würde ein Sturm durch seine Blutbahnen fegen, alles vernichtend. Sein Herz raste, sein Kopf fühlte sich an als würde er kurz vor der Explosion stehen, seine Hände zitterten. Die Augen weit geöffnet sah er sich im Zimmer um. Er war kurz davor durchzudrehen, es fühlte sich als wäre es nicht mehr Herr seiner Sinne, als hätte irgendetwas von ihm Besitz genommen.

Rebecca starrte stumm geradeaus. Alle Versuche ihrer Freundin, sie zu trösten waren fehlgeschlagen. Marlene konnte einfach nur für sie da sein. Sie bereitete der jungen Gräfin einen Tee, kochte ihr eine Suppe, die Rebecca jedoch ablehnte. Es gab kein Rankommen an sie. Es war beinah unheimlich. Mit einer weinenden Rebecca, einer die vom Schluchzen durchgeschüttelt an ihrer Schulter hing, würde sie umzugehen wissen, nicht jedoch mit einer die einfach nichts sagte und nichts tat. Keine einzige Träne verließ ihre rehbraunen Augen, es war als wäre sie komplett ohne jegliche Körperreaktion. Hilflos ließ Marlene die Schulten sinken. Sie konnte nicht mehr. Am liebsten wäre sie einfach hinausgegangen und hätte die ganze skurrile Situation mal hinter sich gelassen, aber sie konnte Rebecca nicht alleine lassen. Sie hatte ihr versprochen dass sie immer für sie da sein würde. Dieses Versprechen würde sie halten.

„Wollen Sie nicht wenigstens einen Bissen essen, Gräfin?“, fragte Justus die zierliche blonde Frau, die im Esszimmer alleine vor ihrem noch komplett gefüllten Teller saß. „Mit Verlaub, ich kann mir sehr gut vorstellen, wie Ihnen zumute ist, jedoch mache ich mir – wenn ich mir Bemerkung erlauben darf – auch ein wenig Sorgen um sie. Sie sind ja schon so dünn geworden.“ Elisabeth sah den Butler mit müden Augen an. „Verzeihung, ich habe nicht das Recht mich einzumischen“, sagte Justus etwas verlegen und blickte zu Boden. „Ich weiß Ihre Anteilnahme zu schätzen, Justus“, sagte Elisabeth leise grade als der Butler wieder zur Tür hinausgehen wollte. Dieser drehte sie langsam wieder um, sah die Gräfin aufmerksam an. „Sie haben ja Recht, ich darf mich nicht gehenlassen, das bin ich Ludwig schuldig, den Kindern schuldig. Einer muss ja die Familie irgendwie zusammenhalten.“ Justus sah sie mitleidig an, bemerkte, dass Elisabeth nur mit Mühe ihre Tränen zurückhielt. „Wenn ich irgendetwas für sie tun kann…“ begann Justus vorsichtig. In diesem Moment sprang Elisabeth auf, und ehe der Butler der von Lahnsteins es sich versah, hing die Gräfin um seinen Hals und klammerte sich fest wie eine Ertrinkende. Justus wusste kaum wie ihm geschah, denn er hatte selten erlebt, dass Ludwigs Frau die Contenance verlor. Seine heimliche Bewunderung und Vorliebe für Elisabeth war ihm in dieser Situation auch keine große Hilfe, und so stand er sehr hilflos einfach nur da und legte zaghaft den Arm auf den Rücken der Blondine. „Ach, Justus“, schluchzte sie. „Er fehlt mir so, er fehlt mir so sehr.“ Ich weiß, Gräfin, ich weiß. Wir vermissen ihn alle.“ Justus spürte wie auch ihm die Tränen in die Augen stiegen. Auf einmal ließ Elisabeth abrupt von ihm ab. Es schien ihr sehr unangenehm zu sein was sie getan hatte. Sie sah ihn mit den Augen eines aufgeschreckten Vogels an und griff sich an den Hals. „Gott, verzeihen Sie, Justus, dass ich mich habe gehen lassen“, sagte sie um Fassung ringend. Als sie sah, dass dem Butler eine einsame Träne über die Wange lief rührte sie das sehr. „Es geht Ihnen auch selbst nahe, nicht wahr?“, fragte sie ihn. „Ihr Mann wird sehr fehlen.“, sagte Justus nur knapp. „Entschuldigen Sie mich bitte, ich werde in der Küche benötigt.“ In Sekundenschnelle verließ der Butler den Esssaal. Er brauchte dringend frische Luft.

Glas zersplitterte an der Wand, und die Scherben verteilten sich in alle Richtungen. Holz zerbarst unter seinen Händen als er es demolierte und noch immer konnte er nicht ablassen davon Dinge zu demolieren, immer noch tobte der Sturm in seinem Körper und entfachte den Drang zu zerstören aufs Neue. Vom Lärm aufgeschreckt hatte sich Justus auf den Weg gemacht zur Suite des Grafen. Ihm blieb auch nichts erspart. Erst die Gräfin, die sich ihm an den Hals warf, und jetzt der junge Graf Tristan, der wie ein Rockstar seine Suite auseinandernahm. Seufzend blieb Justus vor dem Zimmer stehen. Erst vor ein paar Tagen hatte er auf Anweisung die Suite teilweise neu möblieren lassen. Anscheinend würde das in Kürze von neuem notwendig sein. Bei allem Verständnis für die Situation der Herrschaften, die unter dem Tod des Vaters und Ehemannes litten, aber was zu weit ging ging zu weit. Justus überlegte ob er nach dem Rechten sehen sollte, entschloss sich aber doch es nicht zu tun, sondern lieber die Gräfin zu informieren, was sich in der Suite ihres Stiefsohnes abspielte. Geschäftig lief er nach unten und lief beinah in Bella Jacob hinein. „Verzeihung, ich war in Eile“, sagte er beflissentlich. „Wen darf ich melden?“, fragte er dann, registrierte jedoch im selben Augenblick, dass er die Tochter von Frau Schneider ja durchaus schon mehrere Male gesehen hatte. „Ähm, Frau Jacob, verzeihen Sie, dass ich sie nicht sofort erkannt habe.“ Bella machte eine wegwerfende Handbewegung und schien dann irritiert zu wirken, denn sie hatte die lauten Geräusche die von oben kamen, vernommen. Justus wischte sich die Hände wie in einer Übersprungshandlung an seiner Anzughose ab und beugte sich ein Stück vor. „Entschuldigen Sie wenn ich mich einmische, aber ich komme gerade von Graf Tristan.“ Bella hätte fast laut angefangen zu lachen weil Justus tat wie bei einer heimlichen Verschwörung, doch sie riss sich zusammen. „Wie sie unschwer hören können“, er deutete nach oben, „werde ich in Kürze seine Suite erneut neu möblieren lassen müssen.“ Er seufzte etwas theatralisch. Bella jedoch war alarmiert. „Ich gehe sofort zu ihm“, rief sie und wollte nach oben laufen. Justus hielt sie jedoch fest. „Frau Jacob, seien Sie vorsichtig. Sie wissen ja, dass der junge Graf – nun ja, verzeihen Sie mir den Ausdruck – doch bisweilen zu stark unkontrollierbarem Verhalten neigt.“ „Keine Sorge, Justus, ich komm schon klar“, entgegnete Bella nur.

Als sie oben angekommen war, hielt sie jedoch einen Moment inne. Es war jetzt totenstill in Tristans Suite. Sie überlegte zu klopfen, doch in diesem Moment hörte sie ihn wieder mit einem Aufschrei etwas gegen die Wand werfen. Entschlossen drückte Bella die Türklinke herunter.

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BeitragVerfasst: 16.03.2013, 21:06 
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Kapitel 42: Going to extremes

Gas hatte er geben wollen, mal so richtig einen draufmachen, und was war jetzt? Jetzt lag er mit angeknacksten Rippen zu Hause rum und hatte sich auch noch bis auf die Knochen blamiert. Das Letzte was er gewollt hatte, war dass Bella die Wahrheit erfuhr. Andi verzog das Gesicht, denn sein Brustkorb schmerzte. Wochenlang war er jetzt dazu verdonnert hier zu Hause abzuhängen, sein Plan war vollends in die Hose gegangen. Er genehmigte sich noch ein Bier zu den sechsen, die er bereits genossen hatte, was ihm einen mahnenden Blick von seinem WG-Kumpel Olli einbrachte. „Was is´?“, fragte Andi mit leicht aggressivem Unterton. Olli faltete das Geschirrhandtuch, dass er grade in der Hand gehalten hatte, fein säuberlich zusammen und hängte es dann über den Griff des Hochbackofens. Dort konnte es durch die Restwärme, die der Backofen abgab, trocknen. Olli hatte einen Auflauf gemacht, damit Andi mal etwas „Ordentliches“ anstatt immer nur Currywurst mit Spezialpommes zu Essen bekam. Angewidert hatte Andi auf seinen Teller mit dem mit Käse überbackenen Gemüseauflauf geschaut. „Da ist ja überhaupt kein Fleisch drin“, hatte er sich beschwert und Olli hatte ihn mit dem Oberlehrerblick angesehen, so dass Andi ihn am liebsten gekillt hätte. Er hasste es, wenn der Ältere ihn mit seinen dreißig Jahren noch versuchen wollte, ihn dazu zu bringen eine gesündere Lebenseinstellung einzunehmen. Andi wollte so bleiben wie er war, mit allem was dazu gehörte. Er hatte keinerlei Lust sich in irgendeiner Weise zu ändern. Der Blonde hatte mit spitzen Fingern den Käse angehoben um sich noch einmal zu vergewissern, dass es darunter wirklich kein Fleisch gab und war dann mit angesäuertem Blick aufgestanden und hatte sich auf die Couch verzogen. Dort lag er jetzt seit Stunden und betrank sich.

„Was soll sein? Ich sorge mich lediglich um deine Gesundheit“, gab Olli in versöhnlichem Tonfall zurück. Andi verzog das Gesicht als hätte er in eine Zitrone gebissen, und sein Gesicht war so in Falten gelegt wie bei einem afrikanischen Warzenschwein. „Dann sorg dich woanders und lass mich in Ruhe mein Bier trinken“, blökte Andi. Olli schüttelte nur den Kopf. „Bei dir ist Hopfen und Malz verloren“, murmelte der Dunkelhaarige vor sich hin. „Genau, Sprichwort, Hopfen. Stell schon mal die nächste Pulle kalt“, befahl Andi vom Sofa aus. „Fritzsche, nur weil du Doofbaddel dir im besoffenen Kopp beinah die Rübe eingehauen hast und halb-invalide bist, musst du nicht anfangen zu kommandieren. Wenigstens könntest du bitte sagen.“ „Ach, mach´n Kopf zu“, stänkerte Andi und stand mit übertrieben schmerzverzehrten Blick vom Sofa auf. „Ehe ich bitte sag, geh ich lieber selbst“, schnauzte er vor sich hin und seine Stimme überschlug sich mal wieder. „Das könnt ihr in eurem Heile-Welt-Film ja alle so machen, auf sowas hab ich aber keinen Bock.“ „Mal wieder das Niveau eines Vorschulkindes das wir heute an den Tag legen“, sagte Olli zu sich selbst und verdrehte die Augen bis zum Anschlag.

Sie konnte grade noch ausweichen, sonst hätte sie ein Gegenstand am Kopf getroffen. Entsetzt sah Bella was Tristan angerichtet hatte. Das Zimmer war total verwüstet. Nichts stand mehr an seinem Platz. Überall lagen Scherben und Holzstücke. Mittendrin stand Tristan mit einem fratzenhaften Gesichtsausdruck. Sie ging einen Schritt auf ihren Freund zu, angstvoll vor seiner Reaktion. Das letzte Mal dass sie ihn gesehen hatte war vor zwei Tagen gewesen bevor sie zu Andi gefahren war. Danach hatte sie mehrmals auf Tristans Handy angerufen, doch er war nicht rangegangen. Sie hatte sich so große Sorgen gemacht, dass sie es am heutigen Tage nicht mehr ausgehalten hatte und zu ihm aufs Schloß gefahren war. Doch etwas war anders als beim letzen Mal, das spürte sie sofort. Sie konnte sich auch vorstellen womit das zu tun hatte. Es war mal wieder nicht beim Alkohohl geblieben. Sie konnte es an Tristans Gesichtsausdruck sehen. „Ich habe dich nicht erreichen können und da habe ich gedacht, dass ich mal vorbeischau um zu sehen wies dir geht“, sagte sie vorsichtig. Langsam drehte er seinen Kopf zu ihr, und Bella wurde fast schlecht bei seinem Anblick. Seine Haare hingen ihm strähnig ins Gesicht, seine Kleidung war total zerknittert, das Hemd hing über der Hose und seine Augen waren rotgerändert.

„Wie´s mir geht?“ Seine Stimme klang heiser, rau und hatte einen fast drohenden Unterton. „Du fragst mich - du fragst mich ernsthaft wie´s mir geht?“ Seine Augen funkelten sie an. Bella wich einen Schritt zurück. „Tristan…“, sagte sie leise und ihr Herz zog sich zusammen. So hatte sie ihn noch nie gesehen und es tat ihr weh, zu sehen, wie er sich quälte. „Ich will dir doch nur helfen“, setzte sie noch hinzu. Er sah sie wieder an und stieß einen verächtlichen Laut aus. „Helfen? Mir kann keiner helfen, ich kann mir nur selbst helfen.“ Bella sah auf das Bett wo auch Tristan hinblickte. Sie wusste was er meinte. „Ja. Ich weiß, letztendlich ist man auf sich allein gestellt, und andere können noch so viel gute Ratschläge geben, man muss da alleine durch. Ich wollte nur, dass – dass du weißt, dass wann immer du jemanden brauchst – ich bin da. Vielleicht können wir zusammen ein klein bisschen weniger allein sein.“ Für einen Moment sah es so aus als hätten Bellas Worte Tristan erreicht, doch dann zog er die Augen zusammen und sah sie herausfordernd an. „Du? Was ist denn in deiner kleinen heilen Welt schon passiert, als dass du nachvollziehen könntest, was in mir vorgeht? Ach ja, ich vergaß, deine Mutter starb als du zwölf warst und dann hat dich dein böser Stiefvater jahrelang belogen. Sonst noch was? Wie willst DU, ausgerechnet Du mich verstehen?“ Bella war wie vor den Kopf geschlagen. „Ich dachte, zwischen uns ist etwas Besonderes“, brachte sie hervor. „Was Besonderes, he“, stieß er verächtlich aus. „Ja, im Bett wars ganz nett, das war´s auch schon.“ „Tristan, das bist doch nicht du!“ Bella ging einen Schritt auf ihn zu und wollte ihn berühren, versuchen, die Nähe, die noch vor zwei Tagen zwischen ihnen war, wiederherzustellen, aber er wich zurück. „Das bin nicht ich? Doch, das bin ich. Frag doch deinen Freund Andi Fritzsche, wer ich bin. Dann wird er dir erzählen, dass du dich in einen Mann verliebt hast, der beinah seine eigene Schwester vergewaltigt hat, der deren Freund fast abgemurkst hätte und der am liebsten seine Ex umbringen würde, so sehr hasst er sie. Frag ihn nur, er wird es dir bestätigen.“ Bella zuckte zusammen. Es stimmte also. Andi hatte ihr all das bereits erzählt, doch sie hatte es nicht glauben wollen. „Na, damit hättest du nicht gerechnet, was? Und jetzt geh in deine Märchenwelt und lass mich in Ruhe.“ „So einfach kannst du mich nicht verscheuchen“, sagte Bella nur. „Hau ab!“ Tristans Stimme wurde härter. Erschrocken ob seines heftigen Tonfalls war sie sich unsicher, ob sie nicht doch besser gehen sollte. Sie wagte einen letzten Versuch: „Lass uns doch reden.“ „Hast du es nicht verstanden? HAU AB!“, schrie er sie an. Bella nickte langsam. „Okay. Wenn es das ist was du willst, dann gehe ich. Richte dich zugrunde. Aber erwarte nicht dass ich dir zusehe. Das kann ich nicht. Du weiß wo du mich findest.“

Nachdem sie die Tür hinter sich zugezogen hatte, war es als würde er in sich zusammen sacken. All die Wut, die noch eben in ihm gesteckt hatte, richtete sich jetzt gegen sich selbst. Was war er nur für ein Arschloch. Er hatte die einzige Person, die immer zu ihm gehalten hatte, verletzt und beschimpft und er wusste nicht einmal warum. Langsam ging Tristan zum Bett und ließ sich darauf fallen. Er hasste sich, Gott, er hasste sich so. Er schlug mit der Faust gegen die Wand über dem Kopfende des Bettes bis sie so schmerzte, dass er genug hatte. Dann vergrub er sein Gesicht im Kopfkissen. Als er spürte, dass die Tränen kamen, hielt er sie nicht auf. Die weichen Federn unterdrückten sein leises Schluchzen und die Faser des Bettbezuges saugten die Nässe auf. „Es tut mir leid“, flüsterte er vor sich hin. „Es tut mir so leid.“

„Aaaaaaaaaaaaahhhhhhhhhhhhhhh!“, schrie Rebecca wie von Sinnen und Marlene schreckte wie von der Tarantel gestochen hoch. „Was ist los?“, rief sie und fasste ihrer Freundin an den Arm, die immer noch wie am Spieß schrie.

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BeitragVerfasst: 22.03.2013, 21:32 
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Kapitel 43: With different eyes

„Hau ab“, klang es ihr noch in den Ohren. „.. und jetzt geh in deine Märchenwelt und lass mich in Ruhe. Hau ab, hau ab, HAU – AB!“ Den ganzen Weg zurück nach Hause in die WG rasten Bellas Gedanken, drehten sich nur um die Frage warum Tristan sich so ihr gegenüber verhalten hatte. Sie fand keine Erklärung dafür. Sie rekapitulierte den Abend an dem Tristans Vater gestorben war. Da hatte sie erwartet, dass er sie wegschickte, hatte erwartet einen völlig austickenden Tristan vorzufinden, hatte erwartet, dass er es nicht zulassen würde, dass sie für ihn da war – doch das Gegenteil war der Fall gewesen. Was war an dem Abend schief gelaufen dass Tristan sich heute so verhalten hatte? Schlagartig fiel es Bella wie Schuppen von den Augen. Andi! Andi und sein Motorradunfall. Für Tristan musste es so rübergekommen sein dass sie ihren WG-Kumpel ihm vorzog und ihn im Stich gelassen hatte. Sicher, er hatte so getan dass es für ihn in Ordnung gewesen war, doch sie erinnerte sich noch gut an die stichelnden Bemerkungen, die er unter dem Deckmantel, dass er ja nur Spaß mache zu verstecken versucht hatte. Tristan war weitaus sensibler als er es zugab, und Bella war sich mittlerweile sicher, dass dies der Grund für sein überaus abweisendes Verhalten gewesen sein musste. Doch hätte sie Andi im Stich lassen sollen? Gut, sie hatte sich bereits am Telefon davon überzeugt, dass ihm nichts ernsthaftes passiert war, aber dennoch erschien es ihr in dem Moment richtig zu sein, dass sie ihrem Freund zu Hilfe kam. Konnte Tristan ihr wirklich einen ernsthaften Vorwurf machen, dafür dass sie zu Andi gefahren war?

Selbst als Bella in der WG ankam, konnte sie den Gedanken nicht abstellen und sie bekam leichte Kopfschmerzen. Sie wollte sich sogleich hinlegen. Tristan noch einmal anzurufen ließ ihr Stolz auch nicht zu, denn sie auch wenn sie einen Fehler begangen hatte, so hatte er nicht das Recht sie so zu behandeln. Als Bella die Haustür aufschloss, fand sie einen schlafenden Andi auf dem Sofa vor. Er lag total seltsam da, die Beine verwinkelt und die Arme über der Brust verschränkt. Bella musste unwillkürlich lachen. Sie hielt sich die Hand vor den Mund, denn sie wollte Andi nicht aufwecken. Ihr Blick wanderte zu den Bierflaschen, die auf dem Couchtisch standen, es waren sieben an der Zahl. Andi hatte sich eindeutig abgeschossen. Sofort bekam die Rothaarige ein schlechtes Gewissen. Ihrem Kumpel musste es schlechtgehen. Es war sicher nicht einfach für ihn gewesen, ihr zu beichten, dass er in sie verliebt war. Auf dem Weg ins Krankenhaus hatten sie nicht mehr darüber gesprochen – Andi hatte überhaupt nicht mehr gesprochen, und er hatte auch jegliche Anmerkungen zu seinem Liebesgeständnis abgewehrt. Seufzend wollte Bella sich aus dem Kühlschrank etwas zu trinken nehmen und dann Richtung Schlafzimmer gehen, doch sie stieß aus Versehen mit dem Fuß im Dunkeln gegen den Mülleimer. „Mist“, fluchte sie leise vor sich hin und hörte schon, dass Andi scheinbar wach wurde, denn es war ein leises Murmeln zu vernehmen. ‚Auch das noch‘, dachte Bella. Sie hatte nicht wirklich Lust auf Konversation mit Andi. Jetzt hörte sie wie er sich langsam räkelte und dann den Kopf hob. „Bella?“, fragte er leise. Sie konnte nicht mehr zurück. „Ja?“, fragte sie leise, doch Andi erwiderte nichts mehr. War er wieder eingeschlafen? Leise nahm Bella ihre Flasche und wollte schnell in ihr Zimmer. „Wie geht es Tristan?“, hörte sie Andi dann fragen. Bella blieb mitten im Schritt stehen und drehte sich dann um. Warum wollte Andi das wissen? Er hielt doch nun wirklich nichts von dem Grafen und es wunderte Bella, dass ausgerechnet der Blonde sich nach Tristans Befinden erkundigte. „Ähm, wieso fragst du?“ „Naja, weil.. sein Vater.. also Ludwig ist doch gestorben. Das steckt er doch bestimmt nicht so einfach weg.“ Bella entschied, sich doch noch einen Moment zu Andi zu setzen. Vielleicht war es sogar ganz gut wenn sie sich aussprachen.

„Stört es dich, wenn ich mich zu dir setze?“, fragte sie ein wenig unsicher und deutete auf das Sofa. Sofort rutschte Andi ein Stück zur Seite, so dass Bella sich setzen konnte. Verlegen fuhr er sich durch die verwuschelten blonden Haare und zog sein Hemd ordentlich. „Sorry, ich habe ein wenig viel getrunken heute, also gestern, es ist ja schon morgen.. „, entschuldigte sich Andi und rutschte auf dem Sofa rum bis er endlich eine halbwegs bequeme Position gefunden hatte. „Macht nichts. Ist mir auch schon passiert“, sagte Bella und Andi sah sie etwas verdutzt an ob ihres Versuches witzig zu sein. „Ja, also Tristan geht es den Umständen.. also nicht gut..“, sagte sie dann schnell weil eine etwas unangenehme Spannung entstanden war. Andi nickte und sah Bella an. Auf einmal änderte sich ihr Gesichtsausdruck. Der Blonde bemerkte, dass sich in ihren Augen Tränen bildeten. Sie drehte den Kopf zur Seite weil es ihr unangenehm war, doch er hatte es gesehen. „Was ist los?“, wollte er wissen. Bella antwortete nicht. So fragte Andi noch einmal. „Bella, was ist los? Hat Tristan – hat er irgendwas gemacht?“ Die Rothaarige schüttelte den Kopf, sah aber immer noch zur Seite. Andi glaubt ihr kein Wort. „Bella, ich merk´ doch das was nicht stimmt. Wenn der Typ dir irgendwas getan hat, dann polier ich ihm…“ „Er hat mich weggeschickt“, fiel ihm Bella ins Wort. Andi sah sie überrascht an. Weggeschickt? Fast war er ein wenig enttäuscht. Er hatte mit etwas anderem gerechnet. „Wieso hat er dich weggeschickt?“ „Ich habe ihn vorgefunden wie er seine Suite demoliert hat. Er war völlig außer sich, er schien sehr viel..“ Bella zögerte kurz. „..getrunken zu haben“, sagte sie dann schnell. Dass es nicht beim Alkohol geblieben war wollte sie Andi lieber nicht sagen. Er würde es nur wohlmöglich irgendwann gegen Tristan ausnutzen und das wollte Bella nicht. „Und dann?“, fragte Andi nach. „Ich habe ihm angesehen, dass es ihm sehr schlecht geht. Ich wollte mit ihm reden aber er hat mir gar nicht zugehört sondern mich noch beschimpft.“ „Er hat dich beschimpft?“ Andis Stimme bekam wieder einen Kick nach oben wie immer wenn er sich aufregte. „Ja, er hat mir vorgeworfen, dass ich in meiner Märchenwelt ja eh nicht verstehen würde, was ihn ihm vorgeht. Und dann hat er mich angeschrien, ich solle abhauen.“ „Das hat er gesagt? So ein Arsch!“, entfuhr es Andi, was ihm seitens Bella einen mahnenden Blick einbrachte. „Ja, ich habe es auch nicht verstanden, ich meine, an dem Tag, an dem du deinen Unfall hattest, da war alles gut gewesen, also nicht alles gut, weil sein Vater war ja gestorben, aber zwischen uns…“ sprudelte Bella hervor. „Ach, Andi, ich weiß gar nicht warum ich dir das alles erzähle.. ausgerechnet dir..“, sagte sie und biss sich dann auf die Zunge. Das hätte sie nicht sagen sollen. „Was meinst du damit? Ausgerechnet mir?“ „Du weißt schon…“, meinte sie und sah ihn mit unsicherem Gesichtsausdruck an. Sie wollte nicht in der Wunde bohren. „Ja, ist schon okay. Wir sind Freunde und Freunde hören sich zu, und ich höre dir zu. Ganz einfach. Und egal, ob ich Tristan mag oder nicht, ich mag dich und ich möchte nicht, dass du traurig bist.“

Bella sah Andi erstaunt an. So hatte sie ihn selten erlebt. Wo war der Andi, der immer ein wenig unreif wirkte, wo war der Andi, der immer einen Spruch auf Lager hatte, wo war der Andi, der immer ein wenig giftspritzig daherkam? Es gab ihn nicht in der heutigen Nacht. Stattdessen saß sie neben einem Mann, der ein guter Freund war und der ihr zuhören wollte obwohl sie sich bei ihm ausheulte über einen Mann, den er hasste wie die Pest und der zudem noch sein größter Konkurrent war, in den die Frau verliebt war die er selbst liebte. Es imponierte Bella, wie sich Andi verhielt. Sehr sogar. Auf einmal war es als würde sie ihren WG-Kumpel mit anderen Augen sehen. Hatte sie es nie bemerkt, dass er recht attraktiv war oder war heute irgend etwas anders? Wie er da saß, etwas verlegen ob seines verwuschelten Aussehens, wie er sich in einer Übersprungshandlung durch die blonden vollen Haare fuhr und wie sich in seinem Gesicht kleine lustige Grübchen bildeten – das alles kam ihr vor als würde sie das in der heutigen Nacht zum ersten Mal bemerken.

Wie ferngesteuert streckte Bella eine Hand nach Andi aus und wie ferngesteuert legte sie sie auf seinen Arm. Andi zuckte ein wenig zusammen. Er sah Bella mit großen Augen an. Die Rothaarige rutschte kaum merklich ein Stück näher an Andi heran. Wieder fuhr Andi sich verlegen durch die Haare. Bellas Blick ruhte noch immer auf ihm. Er konnte sie kaum ansehen. Doch dann tat er es doch. Seine Augen trafen die ihren. „Danke“, sagte Bella leise. „Danke, dafür, dass du für mich da bist.“ Es kam nur geflüstert fast gehaucht. Andi konnte nichts mehr sagen. Wie ferngesteuert bewegten sich ihre Gesichter aufeinander zu. Andi schloss die Augen.

„Rebecca, was ist los?“, rief Marlene und griff energischer zu. Sie glaubte, dass ihre Freundin einen furchtbaren Alptraum gehabt hatte und deswegen so panisch war. Rebecca kam nur langsam wieder zu Atem. Dann drehte sie sich mit angstvollem Gesichtsausdruck zu Marlene um. „Marlene“, japste sie. „Du hast geträumt, Liebes“, versuchte die Blondine sie zu beruhigen, doch Becca schüttelte den Kopf. „Nein!“, sagte sie vehement. „Nein, ich habe nicht geträumt.“ „Was – was ist denn passiert?“, wollte Marlene beunruhigt wissen. „Da war ein Mann – am Fenster.“ Sie zeigte zu der gegenüberliegenden Wand der Orangerie. „Ein Mann, vor unserem Fenster? Bist du sicher dass du nicht geträumt hast?“ Rebecca nickte und Marlene hatte Gänsehaut als Rebecca mit fester Stimme sagte: „Ganz sicher.“

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