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BeitragVerfasst: 31.01.2013, 23:38 
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Kapitel 23: All of you

Sie wollte ihn. Jetzt. Hier. Auf der Stelle. In ihrem Kopf war nichts anderes mehr als das Verlangen nach ihm. Es war Bella, die sich mit ihrem Gesicht dem seinen näherte, es war Bella, die vorsichtig – als hätte sie Angst etwas falsches zu tun – ihre Lippen auf die seinen treffen ließ, es war Bella, die ihn an sich zog. Sie roch den kalten Rauch, der in seiner Kleidung hing, und sie schmeckte ihn als Tristans Zunge die ihre umspielte, aber es störte sie nicht. Erst küssten sie sich fast behutsam, so als würde der jeweils andere kurz vor einem Rückzieher sein, aber dann war es als würde etwas in ihnen explodieren. Bella spürte, wie Tristan in ihren Nacken griff, ihre roten Locken mit festen Griff festhielt, ihren Kopf etwas weiter nach hinten zog, dann kippte sie aufs Bett. Tristan war sofort über ihr, fing an, ihr T-Shirt ungeduldig hochzuschieben. Seine Hände fuhren über ihre Haut, und Bellas Körper vibrierte innerlich. „Diesmal rennst du aber nicht mittendrin weg“, stieß sie zwischen zwei Küssen hervor. Tristan schüttelte nur den Kopf und küsste sie wieder ungestüm. Heftig stieß er mit der Zunge zwischen ihre Zähne, und Bella blieb fast die Luft weg. Als ihr Shirt am Boden lag, machte sich Tristan an ihrer Hose zu schaffen, öffnete den Reißverschluss und schob sie dann gekonnt nach unten ohne die Küsse zu unterbrechen. Für den Rest wandert er kurz von ihr weg damit, die Hose auch auf dem Boden landen konnte.

Tristan sah Bella an als er sich wieder über sie legte. Seine grünen Augen wurden durchlässig, und es war als könnte sie auf den Grund seiner Seele schauen. War eben noch der Schmerz in ihnen zu lesen, so war es jetzt Lust und Begierde, die sich in ihnen wiederspiegelten. Bella schloss die Lider. Es war die Königsdisziplin Tristan in die Augen zu schauen. Sie konnte es nicht aushalten. Sie hatte Angst, dass ihre Augen sie verraten würden, verraten, wie viel sie für ihn empfand.

Vorsichtig ließ sie ihre Hand unter sein Hemd wandern, fuhr von der Brust an abwärts. Tristan stöhnte leise. Er hatte keine Geduld zu warten, bis Bella die Knöpfe geöffnet hatte, sondern zog das Hemd kurzerhand über Kopf aus. Bella bemerkte in dem kurzen Moment wie schlank, ja fast schmächtig Tristan gebaut war. Es war ungewohnt für sie, die meisten Männer, mit denen sie geschlafen hatte, waren eher kräftig oder muskulös gebaut gewesen. Doch sie fand es nicht abstoßend, im Gegenteil, es passt zu Tristan und seinem Wesen.

Tristan verlor keine Zeit und zog sich auch noch in Windeseile die Hose aus. Bella war ganz froh darüber, denn sie hasste das endlose Fummeln an Männerhosen, und die Peinlichkeit, wenn man den Gürtel nicht sofort aufbekam, blieb ihr erspart. Ehe Bella noch weiter überlegen konnte, wurde ihr Mund wieder verschlossen. Tristans Hände waren jetzt überall, und bald lag auch Bellas Unterwäsche auf dem Boden. Nachdem auch Tristans Boxershorts daneben Platz fand, gab es für den Besitzer dieser kein Halten mehr.

Wieder schaute er Bella in die Augen, und wieder konnte sie seinem Blick kaum standhalten, und schloss die Lider. Als sie ihn spürte, öffnete sie die Augen noch einmal. Das war jedoch ein großer Fehler, denn nach dem Blick in seine Augen war sie hoffnungslos verloren, noch viel mehr als sie es vorher schon war. Bella wusste in diesem Augenblick genau was es war, dass sie verrückt nach Tristan machte. Es war die Ehrlichkeit in seinen Augen, es war das Gefühl, dass er preisgab, und es war der Eindruck als könnte man alles was ihn ausmachte in diesem einen Augenblick lesen. Er konnte Spiele spielen, er konnte ein Chauvi sei, ein arroganter Schnösel, er konnte ein großkotziger sprücheklopfender Angeber sein, aber er konnte auch in ganz gewissen Augenblicken so verdammt sensibel und beinah weich sein, und in diesen Augenblicken gab er sein Innerstes preis, versteckte sich nicht hinter der Fassade des ewigen Machos, sondern war wie er war. Bella wusste zwar auch schon vorher wie sensibel und labil Tristans Wesen beschaffen war, aus Momenten, der ganz besonderen Art, wie in seiner Hochzeitsnacht, aber diese Momente waren seltener geworden, seitdem Tristan sich nach außen abschottete, den Coolen markierte. Doch jetzt, in diesem Augenblick hier mit ihr im Bett, da war es wieder da: das Gefühl der Zusammengehörigkeit, das Gefühl, als würden sie zusammen alles schaffen, Romeo und Julia, Jack und Rose, Bonnie und Clyde, und nichts könnte sie auseinanderbringen.

„Sieh mich an“, verlangte Tristan als Bella die Augen wieder schloss, und sie tat es. „Es fühlt sich so gut an“, flüsterte er, und der Rothaarigen war es als würde sie innerlich verglühen. „Wir beide, wir haben was ganz Besonderes“, raunte er, und dann bewegte er sich schneller, und Bella spürte, dass Tristan nicht mehr lange würde durchhalten können.

Er war nicht weg gerannt, sondern er lag neben ihr und streichelte ihr über den Oberarm noch immer etwas außer Atem. Bella konnte es kaum glauben, noch immer erschien es ihr wie ein Traum, dass sie mit Tristan geschlafen hatte. „Das war sehr schön“, sagte er leise zu ihr, sah sie wieder an. Bella nickte nur, sagen konnte sie nichts. „Weißt du noch wie ich dich an unserem ersten Tag genannte habe?“, wollte er dann plötzlich wissen. Die Rothaarige nickte. „Bonnie.“ Tristan lächelte sie an. „Ich finde, das passt zu dir.“ Er strich zärtlich über ihr Gesicht. Bella war es als würden tausend kleine Schmetterlinge in ihrem Magen herumflattern, keinen Ausweg findend. „Bonnie“, wiederholte er und sah ihr tief in die Augen.

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Verfasst: 31.01.2013, 23:38 


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BeitragVerfasst: 02.02.2013, 13:38 
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Kapitel 24: Hijacked emotions

Bella drehte fast durch innerlich. Ihr Kopf war ein einziges Chaos, ihr Herz verloren. Noch immer konnte sie nicht sagen, ihr Hals war wie zugeschnürt. In diesem Moment wusste sie es. Sie liebte Tristan. Es ließ sich nicht leugnen. Sie wünschte, sie könnte diesen Augenblick für immer festhalten, wie er neben ihr lag, über ihren Arm strich und sie „Bonnie“ nannte. Es klang so liebevoll, und sie hätte es am liebsten tausend Mal nacheinander gehört.

„Manchmal wünschte ich, ich hätte dich eher kennengelernt“, unterbrach Tristan ihre Gedanken. Bella zuckte zusammen. „Warum?“ brachte sie hervor, doch sie wusste bereits die Antwort. Wollte sie sie hören? „Dann wären wir das perfekte Paar gewesen“, sagte Tristan und sah sie nachdenklich an. Bella schluckte. Das war nicht die Antwort, die sie hatte hören wollen. „Ich will dir nichts vormachen“, begann er, und sein Tonfall war jetzt ein anderer. „Ich bin verdammt gerne mit dir zusammen, aber….“ Bella schloss die Augen. „Ich verstehe schon“, sagte sie. „Du kannst Marlene nicht vergessen. Ich weiß das.“ Die Rothaarige streckte nun ihrerseits die Hand aus und strich sanft über Tristans Arm. „Du musst mir nichts erklären. Ich weiß, dass du Marlene nicht vergessen kannst, und ich weiß, dass das mit uns...“, sie stockte, „..nichts werden kann.“ Wieder sah Tristan sie an, und sein Blick wurde weich als er sagte: „Es ist nicht so, dass ich nichts für dich empfinde. Das tue ich. Du bist mir wichtig, sehr wichtig. Aber ich kann nicht aus meiner Haut. Es ist zu viel passiert. Die Sache mit Marlene und Rebecca.. ich weiß nicht, wie ich es erklären soll. Es ist etwas in mir zerbrochen, etwas, das sich nicht mehr reparieren lässt, und ich habe das Gefühl, dass ich keinen Menschen mehr so nahe an mich heranlassen kann. Verstehst du das?“ Bella nickte. „Aber eins ist mir klar. Dass du ein ganz besonderer Mensch für mich bist und dass du für mich an einem der schlimmsten Tage meines Lebens für da warst. Das verbindet uns für immer miteinander.“

Bella schluckte. Das was Tristan gesagt hatte berührte sie sehr. Genau das sagte sie ihm jetzt auch: „Das war sehr schön was du gesagt hast.“ „Als wir vorhin zusammen geschlafen haben… das war nicht nur Sex, ich hoffe, das weißt du!?“ Bella sah ihn erneut stumm an, wusste keine Antwort. „Es gibt da Momente zwischen uns, da hab ich das Gefühl, dass uns etwas echt Außergewöhnliches verbindet.“ „Ja.“ Mehr konnte Bella nicht über die Lippen bringen. „Aber dennoch kann ich zur Zeit keine Beziehung eingehen, und ich weiß nicht, ob ich das jemals wieder kann, und es wäre falsch, dir Hoffnungen zu machen, wenn ich weiß, dass ich nicht das zurückgeben kann, was du verdient hättest.“ Wieder sah er sie direkt an, fast liebevoll. Bella hielt es nicht mehr aus. Sie sprang auf und riss ihre Unterwäsche an sich. „Was ist los mit dir? Hältst du dich für so unwiderstehlich, dass du gleich glaubst, nur weil ich mir dir ins Bett geh, bin ich gleich verliebt in dich? Da bist du schief gewickelt.“ Tristan sah sie entsetzt an. „So hab´ ich das doch gar nicht gemeint, bleib doch hier“, fing er an, doch Bella hatte bereits ihre Unterwäsche wieder angezogen und klaubte nun noch ihre Hose und ihr Shirt vom Boden auf.

Tristan wollte sie so nicht gehen lassen. Er sprang auf und hielt sie am Arm fest. „Hey, ich habe das nicht so gemeint“, sagte er wieder zu ihr, doch sie wollte nicht hören, schüttelte seinen Arm ab. „Du bist nicht immer der Mittelpunkt der Erde, kapier das endlich“, schnauzte sie ihn an. Dann – als sie bemerkte, dass er noch immer nackt war – sah sie an ihm herunter und fing an zu lachen, hielt sich aber sogleich die Hand vor den Mund. Es sah einfach zu komisch aus, wie Tristan so vor ihr stand und auf sie einredete, und blöderweise hätte sie ihn am liebsten schon wieder einfach nur an sich gezogen, aber das ging ja nicht. Tristan fühlte sich ermutigt durch ihren Lachanfall und nutzte die Situation für sich aus. Er streckte die Hände nach ihr aus und zog seinerseits die sich noch etwas zierende Bella an sich. „Es TUT MIR LEID“, sagte er erneut, und küsste sie. Bellas Herz raste als er sie zum Bett zurückzog. „Bleib heute Nacht hier, bei mir“, flüsterte er.

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BeitragVerfasst: 02.02.2013, 22:31 
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Kapitel 25: Bier Nummer 5
(habe den Teil mit Andi extra so flachsig geschrieben)

Schlaftrunken fiel Andi über die Bierflaschen, die am Boden lagen, die er am gestrigen Abend getrunken hatte und achtlos fallengelassen hatte. „Mist“, fluchte er vor sich hin, konnte sich grade noch so aufrappeln, sonst wäre er der Länge nach hingeknallt. Bella war nicht nach Hause gekommen. Er sah es weil ihre heißgeliebte Lederjacke fehlte. Sofort bescherte Andis Gehirn ihm Bilder in Großformat und HD Qualität, Bilder von Tristan und Bella, wie sie übereinander her fielen, und wie seine heimliche Liebe danach selig verstrahlt lächelnd in den Armen des Grafen Großkotz einschlief. Er hätte am liebsten die Bierflaschen genommen und sie an die Wand gedonnert, alle einzeln, aber er beherrschte sich. Mit einem Blick auf die Uhr stellte er fest, dass es drei Uhr durch war, noch dreieinhalb Stunden bis der Wecker klingeln würde. Am liebsten wäre Andi ins Bett gegangen, hätte die Decke über den Kopf gezogen und wäre liegengeblieben bis er verschimmelt wäre. Es erschien ihm fast unmöglich, am Morgen mit Bella auf der Arbeit zusammenzutreffen und so zu tun als wäre alles paletti. Aber wozu war er Chef dieses Unternehmens? Andi beschloss, den Wecker auszustellen und genau das zu tun was ihm vorschwebte: Er nahm sich noch eine Bierflasche aus dem Kühlschrank und verzog sich in sein Zimmer. Dort öffnete er die Flasche mit den Zähnen, weil das allemal cooler aussah als einen Flaschenöffner zu bedienen und setzte die Pulle an. Nachdem er das Bier fast auf ex ausgetrunken hatte, warf er auch die Flasche auf den Boden und legte sich ins Bett. Doch er konnte nicht schlafen, seine Gedanken wanderten ständig zu Bella. Es war lange her seitdem er das letzte Mal verliebt gewesen war, und wie immer war es nicht gut ausgegangen. Er und Helena hatten einfach nicht zusammen gepasst, auch wenn Andi die Gräfin wirklich geliebt hatte - wenn auch auf Fritzsche Art und Weise - aber seine Gefühle waren echt gewesen. Das war jetzt bei Bella nicht anders. Er wusste auch genau was es war, dass ihn an seiner Mitarbeiterin und WG-Genossin anzog: Es war das Natürliche, Lebendige, Widerspenstige, dass sie redete wie ihr der Schnabel gewachsen war, dass sie offen und ehrlich war, dass sie sowohl ein Kumpel als auch Geliebte sein konnte. Noch dazu fand er sie einfach heiß, das konnte er nicht leugnen. Sie war keine Schönheit im klassischen Sinne so wie es Helena gewesen war, aber sie hatte eine unheimliche Ausstrahlung. Wenn sie ihre roten Locken nach hinten warf, oder wenn diese um ihr Gesicht tanzten wenn sie sich aufregte, oder wenn sie ungläubig ihre großen blaugrünen Augen aufriss; stets hatte sie etwas fast kindliches, naives an sich, was ihn ungeheuer anzog. Auf der anderen Seite konnte sie fluchen was das Zeugs hielt, sie konnte arbeiten wie ein Kerl, war sich für nichts zu fein, hatte keine Angst, sich dreckig zu machen wie so viele andere Frauen, und sie hatte eindeutig Talent in dem was sie tat.

Andi konnte es nicht leugnen, dass er erst seine Schwierigkeiten damit gehabt hatte, dass eine Frau einen handwerklichen Beruf ausübte, denn da kam der Macho in ihm zum Vorschein, und außerdem hatte er sich so an das Leben als Freundes einer waschechten Gräfin gewöhnt, dass es für ihn zuerst einmal seltsam vorkam. Doch nach und nach hatte er sich Hals über Kopf verliebt in Bella, und das Problem war, dass es immer schlimmer und schlimmer wurde, je mehr sie sich zu Tristan hingezogen fühlte. Andi spürte seine Felle davonschwimmen, und er konnte nicht tun, einfach nichts.

Eine einzelne Träne rann über sein Gesicht, die er sogleich ärgerlich wegwischte. Jetzt fing er schon an zu flennen wie eine Memme, das fehlte ihm auch noch. „Fritzsche, reiß dich zusammen“, ermahnte er sich selbst, dann spürte er, wie Bier Nummer fünf doch endlich Wirkung zeigte.

Drei Stunden zuvor:

„Du möchtest, dass ich bei dir übernachte?“, fragte Bella, wie um sich noch mal zu vergewissern. „Ja, sagte ich ja, oder hast du was an deinen bezaubernden Ohren?“, fragte er belustigt aber durchaus liebevoll und zupfte ihr an eben diesen. In Bellas Gehirn arbeitete es. Bei Tristan zu übernachten würde bedeuten, die ganze Nacht neben ihm zu liegen, und DAS wäre ihr Verderben. Dennoch konnte sie nicht anders als zu nicken. „Ja, es ist jetzt schon zu spät, um noch nach Hause zu fahren, ich würde ja nur alle aufwecken.“ Es klang nach einer Ausrede, um den Sachverhalt herunterzuspielen, und Tristan bemerkte es sofort. „Brauchst du eventuell noch eine schriftliche Bestätigung für die WG, dass es unmöglich war, dich um diese Uhrzeit noch mit dem Roller loszuschicken?“, witzelte Tristan, und Bella musste lachen. „Nee, echt, warte mal, ich kann das hochoffiziell machen, hier muss irgendwo noch ein Stempel rumliegen, so ganz altmodisch.“ Er grinste sie an und tat als würde er in dem Chaos auf dem Boden nach dem Stempel suchen. Bella lachte. "Geh ins Bett oder zieh dir wieder was an, sonst krieg ich gleich einen Lachkrampf“, sagte sie und hielt sich die Hand vor den Mund, weil es zu komisch aussah, wie Tristan immer noch unbekleidet vor ihr rumturnte. „Eben hat dir das durchaus noch gefallen“, gab er zu bedenken und zog eine Augenbraue hoch, wie es seine Art war. Der Tonfall seiner Stimme veränderte sich schlagartig wieder, was Bella beunruhigt zur Kenntnis nahm. „Ja, eben, da warst du auch mehr unter der Decke“, gab sie zurück, ihre Contenance nur mühselig wieder erlangend. „Hat dir mal jemand gesagt, dass du unverschämt bist, Bonnie?“ Bella grinste ihn breit an. „Wieso? Weil ich dir die Wahrheit sage?“, konterte sie. „Nen Adonis biste ja nun nicht grade.“ Sagst du doch jetzt nur weil du nicht in meine Hosen passen würdest“, ärgerte er sie zurück. Die Rothaarige hob beide Augenbrauen. „Was wird das jetzt? Begeben wir uns jetzt auf Kindergartenniveau zurück?“ „Wer ist denn damit angefangen? Du doch, indem du fadenscheinige Ausreden gesucht hast, um davon abzulenken, dass du nichts lieber tätest als die Nacht mit mir zu verbringen.“ Tristan schaute höchst amüsiert, aber Bella wusste, dass er Recht hatte. Sie ging plötzlich einen Schritt auf ihn zu und stieß ihn sachte rückwärst, so dass er aufs Bett zurückfiel. Damit hatte er nicht gerechnet, und sah einigermaßen bedröppelt aus der Wäsche, fing sich aber sogleich wieder. „Aah, verstehe, jetzt kann es dir auf einmal nicht schnell genug gehen, was?“ Er schlug auf die Bettdecke neben sich. „Halt die Klappe, Großmaul“, sagte Bella und verblüffte Tristan indem sie mit einem Satz ins Bett sprang und ihm eben diese Klappe mit einem Kuss versiegelte.

„So lasse ich mir gerne den Mund verbieten“, nuschelte er und küsste Bella sogleich wieder. „Nicht reden, Taten folgen lassen“, forderte ihn Bella auf. „Nur zu gern, Bonnie.“

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BeitragVerfasst: 06.02.2013, 08:30 
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Kapitel 26: By your side / Butterfly´s Riot

Marlene erwachte davon, dass ein leises Schluchzen an ihr Ohr drang. Erst dachte sie, sie hätte sich verhört, aber dann wurde ihr klar, dass es Rebecca war, die neben ihr lag und weinte. Mit einem Schlag war sie hellwach, setzte sich im Bett auf. Vorsichtig berührte sie den Arm ihrer Freundin. „Hey, was ist los?“, fragte sie leise. Beccas Schluchzen wurde lauter. Sie ließ zu, dass Marlene sie in den Arm nahm, und dann weinte sie erst recht drauf los. „Sshhh“, machte die Blondine beruhigend und strich der Gräfin über den Rücken. „Was ist denn los? Hast du schlecht geträumt?“, wollte sie wissen. Rebecca schüttelte den Kopf. „Nein, das ist es nicht“, brachte sie mit tränenerstickter Stimme hervor. „Ist es weil das mit Tristan passiert ist?“ Wieder verneinte die Brünette. „Willst du es mir sagen?“, fragte Marlene behutsam. „Es – es ist – wegen Papa.“ Kaum hatte Rebecca das gesagt fing sie schon wieder an zu weinen. Marlene wusste nicht was sie sagen sollte. Auch sie bedrückte die Situation im Hause von Lahnstein, denn die Nachricht, dass Ludwig unheilbar an Krebs erkrankt war, kam für alle recht plötzlich. Sie fühlte sich zwar nicht so direkt betroffen, weil Ludwig ihr Ex-Schwiegervater war, und sie somit ein anderes Verhältnis zu ihm hatte als Rebecca, aber dennoch war auch sie sehr traurig.

„Ich hab´ solche Angst dass er stirbt, Marlene“, schluchzte Rebecca von neuem, und Marlene konnte nichts anderes tun als ihre Freundin festzuhalten und ihr zu versichern, dass sie diese Situation gemeinsam durchstehen würden. „Ich weiß, Becca, ich weiß“, sagte sie leise. „Aber du bist nicht allein, ich bin bei dir, ich und deine Familie, Sebastian, Hagen, Tristan…“ Bei der Erwähnung Tristans brach Rebecca schon wieder in Tränen aus. „Tristan.. für ihn ist es am schwersten, er zeigt es nur nicht“, sagte die junge Gräfin nun und wischte sich die Tränen aus den Augen. „Ich weiß, dass er inen drin eigentlich sehr sensibel ist.“ Marlene fühlte sich immer noch etwas unwohl, wenn über ihren Ex-Verlobten gesprochen wurde, doch sie ließ sich nichts anmerken, denn sie bemerkte, dass ihre Freundin Redebedarf hatte. „Ich habe Angst, dass er daran zerbricht. Er ist nicht mal halb so stark wie er tut.“ Marlene sah ihre Freundin etwas verständnislos an. „Hast du vergessen, was er noch vor ein paar Tagen mit uns abziehen wollte? Ich meine, dein Verständnis in allen Ehren, aber Tristan ist der Letzte, über den ich mir Gedanken mache würde jetzt grad im Moment.“ Marlene biss sich sogleich auf die Lippen, denn das hatte sie nicht sagen wollen. „Marlene, er ist mein Bruder“, sagte die Brünette vehement und sah ihre Freundin verwundert an. „Da ist es wohl normal, dass ich mir Sorgen mache.“ Marlene nahm Becca wieder in den Arm. „Ich habe es nicht so gemeint, es tut mir leid.“ „Ich weiß. Du hast ja auch eigentlich Recht.“ Sie überlegt kurz. „Weißt du, was ich mir wünschen würde?“ Marlene schüttelte den Kopf. „Diese Bella; ich glaube, er hat ein Auge auf sie geworfen.“ „Charlies Tochter?“, vergewisserte sich Marlene. Becca nickte. „Ja, genau. Das wäre doch toll, wenn die beiden zueinander finden würden. Dann könnte er vielleicht endlich seinen Frieden mit uns machen.“ Marlene wollte ihre Freundin nicht beunruhigen, aber sie hatte auf einmal so eine Vorahnung, die sie aber lieber für sich behielt. So nickte sie nur. „Ja. Das wäre schön“, sagte sie.

Sie hatte schon geschlafen, als sie spürte, dass sich etwas an sie herandrückte. Bella hielt den Atem an. Dann schob sich Tristans Arm über ihren Körper und suchte nach ihrer Hand. Tausend Schmetterlinge machten sich auf den Weg, bereit in alle Richtungen zu fliegen als sie dann noch spürte wie Tristans Mund ihr Ohr streifte. „Ich hatte lange nicht mehr so einen schönen Abend wie mit dir“, flüsterte er leise. Bella konnte nichts erwidern, tat als würde sie schlafen. „Bella?“, vergewisserte er sich, dass sie schon vor sich hin schlummerte. „Schläft schon..“, murmelte er dann vor sich hin. Die Rothaarige hielt weiter den Atem an, bis sie realisierte, dass es sinnvoller wäre, doch wieder auszuatmen, denn das taten Schlafende für gewöhnlich. Langsam ließ sie die Luft wieder heraus, so als würde sie besonders tief schlafen. In Wirklichkeit stand ihr ganzer Körper unter Strom, und sie hoffte sehr, dass Tristan es nicht bemerken würde.

„Schade, dass du schon schläfst“, fing er wieder an. „Ich hatte dir noch etwas sagen wollen.“ Fast hätte Bella laut „was denn?“ gerufen, sie musste sich sehr beherrschen, um weiter die tief Schlafende zu geben. „Na, egal, ich sag´s dir trotzdem“, flüsterte er unbeirrt weiter. „Du bist das Beste was mir passiert seit.. seit.. dem das mit Marlene…. seit der verpatzten Hochzeit. Und ich wünschte mir sehr, dass wir eine Chance hätten.“ Die Schmetterlinge probten den Aufstand, und Bella hielt es fast nicht mehr aus. Wieder holte sie tief Luft und zählte bis sieben, dann ließ atmete sie wieder aus. „Ich bin so verdammt gerne mit dir zusammen. Das war es was ich dir noch sagen wollte. Vielleicht ganz gut so, dass du mich nicht hörst, ich klinge ja fast wie in einem Kitschroman.“ Dann küsste er ganz leicht Bellas Schulter, die aus dem Bett herausragte. Wieder wollten tausend Schmetterlinge einfach nur frei sein. „Gute Nacht, Bonnie."

Sie hatte nicht geschlafen. Das hatte er gemerkt. Sie hatte zu lange die Luft angehalten. Lächelnd schlief Tristan ein.

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BeitragVerfasst: 07.02.2013, 18:55 
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Kapitel 27: Hangover

Bella lag noch lange wach. So gerne hätte sie Tristan signalisiert dass sie nicht schlief, dass sie hörte was er sagte, doch sie konnte nicht. Sie wollte nicht, dass er bemerkte, wie es um sie stand. Das war wirklich das Allerletzte, was sie gebrauchen konnte. Ihr war klar, dass es keine Beziehung mit Tristan geben würde. Er hatte ihr das unmissverständlich deutlich gemacht. Doch sie war trotz allem froh, dass er sie in sein Leben ließ, denn das war nicht selbstverständlich. Auf eine Art war Tristan ein Einzelgänger, der nur wirklich selten jemanden in sein Innerstes schauen ließ, der nur wirklich selten Menschen ganz nah an sich heranließ. Helena, seine Zwillingsschwester war die ihm am nächsten stehende Person gewesen, doch sie war nicht mehr in Düsseldorf, und somit war seine letzte wirklich nahe Bezugsperson out of reach. Zu seinen Geschwistern hatte er kein so sonderlich gutes Verhältnis, weder zu Sebastian noch zu Hagen, und das Vertrauensverhältnis zu Rebecca war ebenfalls zerrüttet. Somit war Bella der Mensch, der Tristan zur Zeit am nächsten stand. Sie wusste das, und sie wollte ihn nicht enttäuschen. Sie drehte den Kopf ganz leicht um Tristan zu beobachten wie er schlief. Sein Arm lag noch über ihr. Es war etwas unbequem, aber sie brachte es nicht übers Herz seinen Arm wegzunehmen. Ein paar Strähnen seines sonst recht kurzen Haares fielen ihm in die Stirn, und Bella war versucht, es zur Seite zu streichen, aber sie unterdrückte den Impuls. Leise seufzend drehte sie sich in ihre Schlafposition zurück. Irgendwann wurde auch sie müde und dämmerte ein.

„VERDAMMT, Andi! Musst du immer deine blöden Bierflaschen überall in der Gegend herumliegen lassen?“, bölkte Olli verärgert, der fast – genau wie Andi in der Nacht – über eine Flasche gestolpert wäre. Andi zog sich die Bettdecke über den Kopf und verzog das Gesicht. Er hatte fürchterliche Kopfschmerzen. Das letzte Bier musste irgendwie schlecht gewesen sein. „ANDI!“ Wieder Ollis plärrende Stimme, die jetzt noch ein paar Oktaven höher schrillte. Dan ging auch schon die Tür auf. „Ey, du Penner, mach die Tür zu, es zieht!“, brüllte Andi ungehalten Olli an, der in der offenen Tür stand und eine von Andis Bierflaschen in der Hand hielt. „Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen? Lass mich raten: sie ist dunkelhaarig, schlank und ziemlich reich und hat bei dir den Namen „Graf Großkotz“, zog Olli Andi auf, der die Bettdecke nun komplett über die Nasenspitze zog. „Ach, hau doch ab!“, brüllte Andi weiter. „Ui, da hat aber jemand RICHTIG schlechte Laune“, stellte der Dunkelhaarige fest. „Exakt. Und darum mach die Tür auch schnell wieder zu“, gab Andi zurück. „Musst du heute nicht in die Firma? Und wie heißt das Zauberwort?“ „FLOTT!“, brüllte Andi, und Olli verdrehte die Augen, und schloss die Tür hinter Andi. Böse konnte er ihm nicht sein, denn er wusste, dass sein WG-Genosse es zur Zeit nicht grade leicht hatte. Erst Arnos Tod, den er nur langsam überwunden hatte, und dann war er auch noch in Bella verliebt, die ihrerseits jedoch in Tristan verschossen war.

Grummelnd beschloss Andi, noch eine Runde zu dösen, doch dann wanderten seine Gedanken zu Bella. Er sah auf die Uhr. Sie müsste jetzt in der Firma sein und fragte sich bestimmt wo er war. Vielleicht vermisste sie ihn ja auch? Andi verwarf diesen Gedanken jedoch sofort wieder, denn Bella würde ihn ja wohl kaum vermissen wenn sie die Nacht mit Tristan verbracht hatte. Entnervt schlug Andi die Bettdecke zurück und stand dann etwas wackelig auf. Er brauchte dringend eine Kopfschmerztablette, sein Schädel brummte wie verrückt. Schnurstraks rannte Andi hoch erhobenen Hauptes nur mit seiner Boxershorts bekleidet durch das Wohnzimmer WG in Richtung Bad, die Augen nur halb geöffnet, und prallte frontal mit jemandem zusammen. „Verdammte Scheiße, kannst du nicht aufpassen?“, brüllte er bis er sah mit wem er zusammengestoßen war.

„Rebecca, schnell, komm ganz schnell!“, rief Marlene mit panischer Stimme, die ihrer Freundin das Blut in den Adern gefrieren ließ. Sie drehte sich um und erkannt was passiert war. „Oh Gott!“

Kapitel 28: Daydreams of a Womanizer

„Dann geh doch mit deinem Astralkörper zur Seite oder mach die Klüsen auf!“, pampte ihn eine wohl bekannte Stimme an. Bella. Sie war nicht in der Firma. Sie hatte nach ihm gesucht. Sie hatte ihn vermisst. Vor Andis geistigem Auge tauchten Szenen in Hochglanzoptik auf von Bella, wie sie einsam und verlassen vor Brandner Bau auf ihn gewartet hatte, bis sie gemerkt hatte, dass er nicht kommen würde. Mit sehnsüchtigem Blick schaute sie zur Fassade des Gebäudekomplexes empor, nur wartend auf ihren Retter Andi, der in Kürze hoch zu Ross - Motorrad - angeritten kommen würde.

WUMMS! Was die Bierflaschen letzte Nacht nicht geschafft hatten, schaffte er jetzt ganz allein durch seine kindischen und kruden Gedanken. Andi war frontal gegen die Badezimmertür geprallt, als er schleunigst das Weite suchen wollte, damit seine Angebetete ihn nicht so sah. „Verdammte Axt!“, schrie er die Tür an und riss sie dann mit Wucht auf. Bella konnte sich das Lachen nicht verkneifen, es sah zu komisch aus. Ein wenig tat ihr Andi aber auch leid, denn er schien ziemlich fertig zu sein. Doch sie hatte viel zu gute Laune, als dass sie weiter drüber nachdenken wollte. Sie wollte sich nur noch mal rasch umziehen und dann zur Baustelle.

Andi ließ eiskaltes Wasser über sein Gesicht laufen. Wieder und wieder klatschte er sich mit der Hand das kühle Nass über die Stirn, aber es nutzte nichts. Immer noch wütend über sich selbst und seine Blamage stieg er unter die Dusche. Er hasste sich selbst dafür, dass er diese Gefühle für Bella hatte, doch sie waren da, und je länger er mit Bella unter einem Dach wohnte, desto schlimmer wurde es. Hätte es einen Schalter gegeben, mit dem man Gefühle einfach abstellen könnte, er würde 10.000 Euro dafür bezahlen, damit es endlich aufhörte. Er ließ das Wasser über seinen Kopf laufen - erst kalt, dann heiß, dann wieder kalt. Andi verzog das Gesicht, als er den Hebel wieder auf „kalt“ stellte, doch er war ein Mann keine Memme.

Doch war er das? Ein Mann? Zur Zeit fühlte er sich nicht so. Er hatte keine Freundin, er hatte nicht einmal Sex. Ja, es war schon längere Zeit her, dass er das letzte Mal mit einer Frau geschlafen hatte, zu lange. Sicher, er hätte irgendwo eine Frau abschleppen können um sich mal wieder als „Womanizer“ zu fühlen, aber dummerweise stand ihm der Sinn nicht danach. Es war, als würde es einfach nicht gehen, nicht solange Bella in seinem Kopf war. Aber vielleicht sollte er genau das einfach mal wieder tun: eine Frau abschleppen. So schlecht sah er nun wahrlich nicht aus, und sein Körper war durchaus auch ansehnlich. Wild entschlossen drehte Andi das Wasser ab und sprang mit einem Satz aus der Dusche nachdem er sich ein Handtuch um die Hüften gebunden hatte. Dann legte er sich fast noch im Badezimmer auf den Boden weil er ausgerutscht war, fing sich aber wieder. Andi trocknete sich ab und suchte dann im Badezimmerschrank nach einer Kopfschmerztablette, fand aber keine. Vielleicht tat es auch ein Andis Supersandwich um wieder fit zu werden. Das wollte er sich sogleich machen. Mit hoch erhobenen Kopf öffnete Andi die Badezimmertür und blieb wie angewurzelt stehen. Das durfte doch wohl nicht wahr sein!

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Zuletzt geändert von mariposa227 am 02.04.2013, 15:58, insgesamt 1-mal geändert.

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Kapitel 29: Helpless rage

„Großer Gott, ruf Hilfe, schnell!“, schrie Rebecca in totaler Angst, und Marlene riss ihr Handy aus ihrer Jackentasche. Sie konnte kaum das Touchpad bedienen so zitterten ihre Finger. Neben ihr hörte sie ihre Freundin schluchzen. Dann ging jemand am anderen Ende an den Hörer.

Tristan von Lahnstein saß am Esstisch der WG und ließ sich ein Frühstück schmecken. Genüßlich biss er in ein Croissant und schaute Andi dann triumphierend über den Rand einer überdimensionalen Cappuccinotasse an als er ihn bemerkte. Andi platzte innerlich fast vor Wut, aber er beschloss, sich nichts anmerken zu lassen. „Guten Appetit“, sagte er wie nebenbei. Bella, die ihn jetzt erst bemerkt hatte, murmelte ein kurzes „danke“ und wandte sich dann wieder Tristan zu, der jetzt über den Tisch griff und Bellas Hand nahm. Andi wurde beinah schlecht. „Setz dich doch zu uns, Fritzsche“, sagte Tristan, und in seiner Stimme schwang Schadenfreude mit, was Bella nicht zu bemerken schien. „Es findet sich sicher noch für dich ein Brötchen. Die Croissants sind leider alle. Aber die isst du ja sicherlich sowieso nicht, in deinem Alter sollte man vorsichtig sein, mit der Figur. Aber wem sag ich das.“ In Andi kochte es innerlich. „Kann ja nicht jeder so ein Hungerhaken sein wie du“, gab er nur schnippisch zur Antwort. Zu Bella gewandt sagte er dann: „Sag mal, müsstet du nicht auf der Baustelle sein? Was machst du überhaupt hier?“ Sein Tonfall war ein wenig schroff, was die Wirkung bei Bella nicht verfehlte. Schuldbewusst sah sie zu Boden. „Naja, also Kalle hat gesagt..“ begann sie. „Was Kalle sagt, interessiert mich nicht!“, schrie Andi plötzlich drauf los. „Ich bin dein Chef, und ich sage dir, wann du wo zu erscheinen hast, nicht Kalle, ist das ein für allemal klar?“

Tristan hoch die Augenbrauen und grinste süffisant. „Du warst ja nicht zu überhören, Fritzsche“, meinte er mit belustigtem Tonfall. „Ich habe nicht dich gefragt, sondern Bella.“ Andis Stimme überschlug sich jetzt fast. Die Rothaarige war jetzt aufgestanden und warf das Messer auf den Teller. „Ich habe dich verstanden, Andi“, sagte sie pampig zu ihrem Mitbewohner und Chef. „Es tut mir leid, Tristan, ich glaube, wir beenden unser Frühstück besser. Du siehst ja wie mein Chef drauf ist.“ Sie betonte das „mein Chef“ leicht ironisch, was Andi innerlich fast zum Ausrasten brachte. „Gut! Dann wäre das ja geklärt“, sagte er nur und ging dann zurück in sein Zimmer. „Denen hab ich´s aber gezeigt“, murmelte er vor sich hin, doch so wirklich glaubte er selbst nicht dran. Es war zu deutlich, dass Tristan und Bella mittlerweile mehr verband als nur Freundschaft. Er wollte es kaum vor sich selbst zugeben, aber es riss ihm beinah das Herz raus die beiden zu sehen. Wie Tristan provokativ die Hand von Bella ergriffen hatte! Er würde dem Grafen Großkotz so gerne die Fresse polieren, aber leider brachte das ja sowieso nichts. Bella hatte sich entschieden.

Rebecca sah, wie die Blutlache auf dem Parkett sich immer weiter ausbreitete. Ihr wurde übel, aber sie musste jetzt stark sein. „Was haben die gesagt? Wann kommen die?“, fragte sie mit brüchiger Stimme die Blondine neben sich. „Sie sind unterwegs. Sie beeilen sich. Es wird alles gut.“ Marlenes Stimme klang beruhigend. Sie versuchte, ihre Angst zu unterdrücken, denn Rebecca brauchte sie jetzt. Schon hörten sie die Sirene des Krankenwagens näherkommen. Rebecca atmete aus. Kurze Zeit später wurde die Tür aufgerissen, und die Sanitäter und ein Notarzt kamen eilig herbei. Marlene zog Rebecca etwas zur Seite, damit die Männer ihre Arbeit machen konnten. Beruhigend strich sie ihrer Freundin über den Rücken. „Es wird alles gut“, wiederholte sie. Rebecca nickte und schmiegte sich in die Arme ihrer Freundin. Es war gut, dass sie deren Gesicht nicht gesehen hatte, denn Marlene war alles andere davon überzeugt, dass es alles andere als alles gut werden würde.

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BeitragVerfasst: 08.02.2013, 20:39 
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Kapitel 30: I see you break (part one)

Rebecca starrte die Wand an. Sie konnte nicht sprechen, auch nicht als Marlene sie fragte, ob sie irgendetwas für sie tun könnte. Sie brachte einfach kein Wort heraus. Sie konnte nicht einmal weinen. Alles in ihr war wie abgestorben.

Gutgelaunt kam Tristan im No Limits an. Es war das erste Mal seit der Trennung von Marlene, dass er wieder das Gefühl hatte, dass es ihn nicht innerlich zeriss wenn er nur aufstand und den Tag beginnen musste. Die letzte Nacht war sehr schön gewesen. Er hatte sich seit langem nicht mehr so wohl gefühlt. Zum ersten Mal hatte er Hoffnung, dass er aus seinem dunklen Loch irgendwie wieder ans Tageslicht befördert werden würde, und das hatte er einzig und allein Bella zu verdanken. Er beschloss, sich am Wochenende bei ihr zu revanchieren, ihr eine Freude zu bereiten. Vielleicht könnte er mit ihr doch ins Rollermuseum fahren?

„Na, Alter, alles im Lack?“, fragte Tristan seinen Geschäftsführer und schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter. Olli wunderte sich kurz über seinen Chef, dass dieser so gut drauf war, dann aber überwog die Freude über dessen gute Laune, und er nickte. „Ja, läuft, danke der Nachfrage.“ Olli mochte Tristan, aber so wirklich warm würde er mit ihm nie werden. Der Graf hatte für ihn etwas unheimliches, unberechenbares, was ihm nicht behagte, ja, was ihm beinah Angst einjagte. Umso mehr war er angenehm überrascht, dass es ihm besser zu gehen schien.

Pfeifend ging Tristan die Treppe zu seiner Büroecke nach oben. Gerade als er sein Notebook hochfahren wollte, klingelte sein Handy. Erst wollte er nicht rangehen, aber dann sah er Marlenes Namen auf dem Display. Was wollte sie? Eigentlich wollte er nicht mit ihr sprechen. Es würde ihn ja doch nur wieder aufwühlen. So beschloss er, nicht ranzugehen. Doch es ließ ihm keine Ruhe, und so riss er nach ein paar Minuten dann doch wieder das Handy aus der Jackentasche und rief seine Ex-Freundin zurück. „Tristan! Gott sei Dank!“, vernahm er Marlenes aufgewühlte Stimme. „Was ist passiert?“, fragte er irritiert. Sie klang, als hätte sie geweint. „Ist – ist etwas passiert?“ Er war jetzt alarmiert. „Kannst du bitte nach Hause kommen?“ „Marlene, es ist doch was passiert.“ „Komm einfach nach Hause, ja?“ Dann hatte Marlene aufgelegt.

Sie wollte ihr so gerne helfen, irgendetwas tun. Es tat ihr in der Seele weh, ihre Freundin, das Beste, was sie hatte, so zu erleben. Doch was könnte sie tun oder sagen um Becca den Schmerz zu nehmen? So stand sie nur immer noch neben ihr und starrte mit ihr die Wand an. Sie hätte sie gerne in den Arm genommen, aber Becca hatte sie abgewehrt. Marlene hatte ihre Freundin noch nie so gesehen. Sie hatte erwartet, dass die Brünette in ihren Armen Trost suchen würde, dass sie in ihren Armen weinen würde. Zusammen hätten sie die Situation durchgestanden, zusammen wäre es vielleicht leichter zu ertragen gewesen. „Tristan ist auf dem Weg“, sagte sie leise zu Rebecca. Ihre Freundin nickte kaum merklich. Marlene fühlte sich so hilflos. Sie konnte nichts tun. Einfach nichts.

Tristan war alarmiert. Etwas musste geschehen sein. Etwas, das so furchtbar war, dass man es ihm nicht am Telefon sagen konnte. Er trat das Gaspedal seines Wagens durch, raste wie ein Irrer die Landstraße entlang. Er hatte Angst. Angst vor dem was ihn erwartete. Würde er umgehen können mit der Nachricht? Würde diese so schlimm sein, dass sie ihn wieder zurück in den Morast katapultieren würde, grade jetzt, wo er mühselig den Kopf emporgehoben hatte?

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BeitragVerfasst: 08.02.2013, 23:45 
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Kapitel 30: I see you break (part two)

„Ich habe eine Überraschung für dich. Ich würde mich freuen, dich um 18 Uhr auf dem Schloss zu treffen. Tristan.“ Wieder und wieder las Bella die SMS durch und wurde immer aufgeregter. Sie blickte zur Uhr. Wann war endlich Feierabend, so dass sie sich fertigmachen konnte und zu Tristan aufs Schloss fahren könnte? Bella war so aufgeregt wie lange nicht mehr. Die gestrige Nacht war so wunderschön gewesen, und sie hatte Hoffnung, dass es zwischen ihr und Tristan doch noch ein Happy End geben könnte. Sie wünschte es sich so sehr.

„Fräulein, wo biste schon wieder mit deinen Gedanken?“, fragte Kalle sie und stuppste sie leicht in die Seite. Es war nicht böse gemeint, der Kollege von Brandner Bau mochte sie sehr gerne, nannte sie oft „min Deern“ oder „Fräulein“, aber das war stets auf eine liebevolle Art und Weise. „Wie, was?“ Bella fühlte sich ertappt und schaute erschrocken auf das Stück Holz was sie grade bearbeitet hatte. Fast hätte sie einen Fehler gemacht. „Na, haste nen neuen Freund? Oder wat biste so durcheinander?“, fragte Kalle mit seinem berlinerischem Dialekt, den Bella so herrlich erfrischend fand. „Ach, nein, ja, vielleicht..“, gab sie zurück und grinste verlegen. „Jaja, wo die Liebe hinfällt, sag ik immer, da kannste wat erleben. Na, ik wünsch dir viel Glück, wa.“ „Danke. Kann ich gebrauchen.“ „Ach, Bella? Mach ma Feierabend. Det sieht ja n Blinder mit Krückstock, daste dich kaum noch konzentrieren kannst, mensch Mädel.“ Kalle schlug Bella noch einmal mit der flachen Hand auf die Schulter und nahm ihr dann das Stück Holz ab. „Nu hau schon ab.“ Das ließ sich Bella nicht zweimal sagen. Sie gab Kalle noch einen Schmatzer auf die Wange und schnappte sich dann ihre Tasche. Sie sah nicht mehr, wie der Kollege verlegen vor sich hingrinste und sehr rot wurde.

Mit knirschenden Reifen hielt Tristan sein Auto in der Einfahrt von Königsbrunn an. Er hielt einen Moment inne. Er wollte noch nicht hineingehen. Er brauchte noch einen Moment Ruhe, bevor er erfuhr was passiert war. Er hatte noch immer Angst. Zur Zeit konnte er nicht gut mit Schreckensmeldungen umgehen. Zu sehr litt er noch immer unter den Geschehnissen der letzten Monate. Tristan atmete tief durch. Dann öffnete er die Tür seines Wagens.

Marlene wusste nicht mehr weiter. Rebecca stand seit drei Stunden einfach nur da und starrte die Wand an. Sie hatte ihre Freundin mehrfach angesprochen ob sie irgendetwas für sie tun konnte, doch sie hatte nur den Kopf geschüttelt, und sie hatte jede Berührung abgewehrt. Marlene hoffte, dass Tristan endlich eintreffen würde. Vielleicht konnte dieser Rebecca irgendwie erreichen. Sie beschloss, ihn noch einmal anzurufen.

Die Eingangstür knarrte als er sie öffnete. Hatte sie immer dieses Geräusch von sich gegeben? Er wusste es nicht. Irgendetwas war anders. Ganz anders. Es war, als würde das Knarzen der Tür das einzige Geräusch weit und breit sein. Es war, als würde die Welt in diesem Augenblick stehenbleiben. Was war passiert?

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BeitragVerfasst: 10.02.2013, 21:27 
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Kapitel 30: See you break (part three)

“Geh weg! Geh endlich weg!! Ich will allein sein! Geht alle weg!“ Marlene fuhr entsetzt zurück als Rebecca sich umdrehte und sie anschrie. „Ich will dir doch nur helfen“, sagte sie ganz leise. Sie starrte erschrocken auf ihre zarte braunhaarige Freundin, sah ihre Augen, die sie leer anblickten, und sie bekam es mit der Angst zu tun. „Du KANNST mir nicht helfen. Niemand kann das. Begreif es. Ich will allein sein.“ Dann dreht sich Rebecca wieder um, starrte weiter hinaus aus dem Fenster der Orangerie.

Keiner war zu sehen. Das sonst so belebte Schloss wirkte leer, wie tot, so als wäre alles Leben aus ihm entwichen. Kein Ansgar war zu sehen, der seine perversen oder ironischen Sprüche zum Besten gab, kein Justus, der geschäftig den „Herrschaften“ zu Dienste war, keine Tanja, die süffisant lächelnd ironische Bemerkungen abließ. Wo waren sie alle? Tristan beschloss, als erstes im Kaminzimmer zu suchen. Langsam öffnete er die schwere Tür, so als wollte er Zeit gewinnen. Als er hineinging hoffte er fast inständig, es möge sich keiner dort befinden, denn er wusste, es musste etwas Schreckliches passiert sein.

Marlene ging ein paar Schritte rückwärts. Sie wusste nicht, ob sie Rebecca allein lassen konnte, beschloss dann aber, die Orangerie zu verlassen. Sie konnte nicht verstehen, wieso Rebecca sie nicht bei sich haben wollte. Sie hatte gedacht, dass sie alles zusammen durchstehen würden, einfach alles, und jetzt schickte ihre Freundin sie einfach weg.

In einen dichten Nebel gehüllt saß er da, starrte vor sich hin. Er bemerkte seinen Cousin nicht als dieser eintrat. Das Kaminfeuer prasselte und gab mit dem leisen Knistern der Zigarre das einzige Geräusch in den Raum ab. Sonst war es gespenstisch still.

Tristan ging in den Raum hinein und wedelte mit der Hand weil ihm die Rauchschwaden fast die Luft abschnürten. Er ging auf das Sofa zu wo sein Cousin saß. Ansgar hatte eine Flasche Whiskey neben sich stehen, in der fast nichts mehr drinnen war. Neben der Flasche stand sein halb volles Glas, das er jetzt vom Glastisch nahm und auf ex leer machte.

„Ansgar, was ist los?“ Tristans Stimme war unsicher, abwartend und fast ängstlich. Der Angesprochene sah seinen Cousin an. In seinen Augen standen Tränen, seine Mine war fast ausdruckslos. Tristan erschrak. Er hatte Ansgar noch nie weinen sehen. Was war nur passiert, dass sogar sein kalter, emotionsloser Cousin ergriffen war? Die Magengrube des jüngeren Grafen fühlte sich an als hätte jemand hineingeboxt. Jetzt stand Ansgar wortlos auf und holte ein Glas für den jungen Grafen, füllte es mit Whiskey und bedeutete Tristan sich hinzusetzen. Immer noch glänzten seine Augen feucht. „Ansgar, was ist passiert?“, fragte Tristan erneut, diesmal vehementer. Der ältere schluckte ehe er anfing zu reden, man merkte ihm an, dass es ihm schwerfiel, etwas zu sagen. Dann holte er tief Luft. „Dein Vater...", begann er. Tristan sprang auf. "Was ist mit ihm?", rief er. Ansgar holte erneute tief Luft. "Er ist tot.“

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BeitragVerfasst: 11.02.2013, 19:17 
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Kapitel 31: (Let´s walk) through the fire together

Marlene konnte nicht gehen. Sie konnte Rebecca einfach nicht alleine lassen. Sie schritt zurück und blieb wieder hinter ihrer Freundin stehen. Irgendwann musste Rebecca ja mal aus ihrer Starre kommen. Sie hoffte, dass sie sie doch noch erreichen konnte, dass sie einen Zugang zu ihr finden konnte, um ihr zu helfen.

Ansgar streckte die Hand nach Tristan aus und legte sie fast behutsam auf seinen Arm. Der Jüngere schaute erst auf Ansgar dann auf dessen Hand, die auf seinem Arm lag. Dann schüttelte er die Hand ab. Er sprang auf. „Fass mich nicht an!“, herrschte er ihn an. Ansgar wich erschrocken zurück. „Dich interessiert doch nicht, was passiert ist, dir geht mein Vater doch am Arsch vorbei! Dir ist es doch egal, dass er…“, Tristan konnte kurz nicht weiterreden, „… dass er tot ist!“ Ansgar sah Tristan nur stumm an. Es war ihm nicht gleichgültig, dass sein Onkel gestorben war, ganz und gar nicht. Er hatte ihn auf eine gewisse Art gemocht, auch wenn er stets und ständig versucht hatte, an seinem Stuhl zu sägen. Ansgar war nicht so gefühlskalt und emotionslos wie es den Anschein machte. Er wusste, wie es war seine Eltern zu verlieren, er hatte seinen Vater verloren und seine Mutter sogar zweimal.

„Es ist mir nicht egal, Tristan“, sagte er nur zu seinem Cousin, doch dieser stürmte schon aus dem Kaminzimmer und hörte es nicht mehr.

„Meine liebe Beccy“, hörte sie ihren Vater sagen. „Ich bin so stolz auf dich.“ „Warum?“ „Na, weil du meine Tochter bist, reicht das nicht?“ Nie würde sie den Blick von ihm vergessen in diesem Moment. Er drückte all seine väterliche Liebe für seine jüngste Tochter aus. „Ach Papa“, hatte sie aufgeschluchzt und sich in seine Arme geworfen. Ludwig hatte sie umarmt und festgehalten. „Ich habe solche Angst, Papa“, hörte sie sich selbst sagen. „Das musst du nicht, Beccy.“ Er hatte nie aufgehört, sie Beccy zu nennen, auch wenn Rebecca immer wieder auf ihren vollen Namen bestanden hatte. Für ihn war sie immer „seine kleine Beccy“ gewesen. „Ich bin ja noch da, und hoffe, ich werde es noch eine Weile bleiben, so Gott will.“

Rebecca sah das Gespräch mit ihrem Vater in der Bibliothek vor einigen Tagen regelrecht vor sich, und die Erinnerung daran tat weh, so verdammt weh. Jetzt, nur sehr kurz später war er einfach nicht mehr da. Er war einfach gestorben, und sie hatte sich nicht einmal mehr von ihm verabschieden können. Es tat so weh.

Seine Hände zitterten als er eine Zigarette anzündete. Sein Atem ging stoßweise, und sein Herz raste. Ludwig war tot. Er hatte es von Ansgar erfahren, ausgerechnet von Ansgar, seinem Cousin, der doch sowieso nichts lieber gesehen hätte, als dass Ludwig mitsamt seinen Kindern von Königsbrunn verschwunden wäre. Tristan hatte es geschafft, die Zigarette anzuzünden und sog heftig daran, inhalierte den Rauch tief in seinen Lungen. Sein Kopf war wie leer, ausgehölt, und am liebsten hätte er geschrien, ganz laut, oder hätte etwas zertrümmert, mit der Faust immer wieder zugeschlagen, einfach irgendwas getan, damit der Schmerz aufhörte. In seinen Augen bildeten sich Tränen, die ihm dann langsam die Wangen runterliefen. Dann konnte er nicht mehr. Er rutschte an der Mauer, an die er gelehnt hatte, herunter und sackte in sich zusammen, von einem Weinkrampf geschüttelt.

„Ich habe doch noch mit ihm geredet“, kam es leise, sehr leise aus Rebeccas Mund. „Er kann doch jetzt nicht einfach tot sein, Marlene.“ Es war nur geflüstert, aber ihre Freundin hatte es gehört. Langsam ging sie auf sie zu, legte vorsichtig den Arm um sie. Diesmal wehrte Rebecca sie nicht ab. Sie drehte sich um und sah der Blondine in die Augen. Dann brach alles aus ihr heraus. Sie warf sich mit einem Ruck schluchzend in Marlenes Arme. „Marlene, mein Papa ist tot, er kommt nie wieder.“

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BeitragVerfasst: 12.02.2013, 19:24 
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Schöne Kapitel! Danke!


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BeitragVerfasst: 12.02.2013, 19:50 
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Kapitel 32: From the inside

Unsicher, was er tun sollte, saß Ansgar da. Sollte er Tristan nachgehen, versuchen, noch einmal mit ihm zu reden, oder sollte er ihn alleine lassen? Er war sicher nicht der Richtige, um seinen Cousin zu trösten, ausgerechnet er, der keine Gelegenheit ausgelassen hatte, um Ludwigs Kinder gegeneinander auszuspielen oder innerhalb der Familie zu intrigieren um schnellstmöglich an die Macht zu gelangen, und doch konnte er Tristans Schmerz verstehen. Die Bilder jenes Tages an dem seine Schwester Carla in die Küche gekommen war und ihm berichtet hatte, dass man den gemeinsamen Vater, Johannes, vermisste, der sehr wahrscheinlich mit dem Flugzeug abgestürzt war, drängten sich in sein Gedächtnis. Es war als könnte er noch immer die Umarmung Carlas spüren, als sich in seine Arme stürzte.

Er hatte getrauert um seinen Vater, auch wenn er ihn manchmal regelrecht gehasst hatte. Doch Liebe und Hass lagen sehr nah beieinander, und auch wenn Ansgar sich immer versucht hatte einzureden, dass sein Vater ihm egal war, so hatte ihn doch sein vermeintlicher Tod sehr berührt. Nie kam es Ansgar vor als würde Johannes ihn lieben so wie er seine andere Kinder, ja, manchmal hatte er sogar geglaubt, dass er überhaupt keine Gefühle gegenüber seinem Erstgeborenen hegte. Egal, was Ansgar unternommen hatte, egal, wie sehr er sich angestrengt hatte, nichts war gut genug gewesen, und nichts führte dazu, dass er einmal, nur einmal das Gefühl hatte, von seinem Vater geliebt zu werden. Als er Johannes vorgegaukelt hatte, dass er unheilbar an einem Gehirntumor erkrankt war, hatte er zumindest etwas wie Anerkennung erfahren, doch die Frage, ob er ihn, Ansgar, liebte, hatte Johannes verneint. Es hatte den jungen Grafen verletzt, so sehr, dass er eine Mauer um sich herum aufbaute, zu der kaum noch ein Mensch hatte durchdringen können.

Auch seine Mutter hatte er schon relativ früh verloren, die er über alles geliebt hatte. Es hatte ihm den Boden unter den Füßen weggezogen, als er erfahren musste, dass Francesca nicht seine leibliche Mutter war. Nur mühsam hatte er Vertrauen und so etwas wie Zuneigung zu Maria di Balbi aufgebaut, nachdem er erfahren hatte, dass sie nicht seine Tante war. Doch die Annäherung hatte nicht lange angehalten, da Maria Ansgar verraten hatte, ausgerechnet an seinen Onkel. Sie hatte sich liebkind bei Ludwig machen wollen, da sie in ihn verliebt war und somit ausgeplaudert, dass ihr Sohn eine Affäre mit Lydia hatte. Für Ansgar war das Hochverrat, und seine Mutter war von diesem Tag an für ihn gestorben, die Nähe, die sie nur schwerlich aufgebaut hatten, war mit einem Schlag zunichte gemacht worden. Doch Ansgar konnte nicht aus seiner Haut. Nach und nach hatte er Maria manipuliert, sie benutzt, um sich Vorteile zu verschaffen, er hatte sie zurück in ihre Krankheit hineinmanövriert indem er ihre Medikamente durch Placebos ersetzte und letztendlich war er es, der Schuld an ihrem Tod war. Ansgar hatte seine eigene Mutter in den Selbstmord getrieben.

Nie würde er den Tag vergessen, an dem man Maria abholte. „Siehst du diese Hände – findest du sie schön?“, hatte sie ihn gefragt und hatte diese in die seinen gelegt. Ansgar hatte sie genommen und geantwortet: „Es sind deine Hände, es sind die Hände meiner Mutter, die nie für mich da war als ich ein kleiner Junge war“ Dann war er aufgesprungen, weil er die plötzlich entstandene Nähe nicht ertrug.

Als die Polizei die Treppen zum Schlosseingang hochkam, hatte er Maria kaum ansehen können. „Ich danke dir, Ansgar. Dafür, dass ich einen Augenblick lang deine Mutter sein durfte“, waren ihre letzte Worte an ihren Sohn, der dann doch den Blick zu ihr richtete. Maria hatte Ansgar über die Wange gestrichen, und er hatte ihre Hand festgehalten. Überflutet von Emotionen fiel er dann in Arme.

Er hatte gewusst, dass er sie nie wieder sehen würde.

Die Tränen kamen, er konnte sie nicht aufhalten. Er weinte um seinen Vater, den er nie wirklich gehabt hatte und um seine Mutter, deren Tod er verschuldet hatte, und er weinte um Ludwig.

Dann stand er auf und ging um seinen Cousin zu suchen.

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BeitragVerfasst: 12.02.2013, 21:23 
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Kapitel 33: No words

Marlene schossen die Tränen in die Augen. Wieder und wieder strich sie beruhigend über Rebeccas Rücken. „Ich bin da, Becca, ich bin da“, flüsterte sie nur und hielt ihre Freundin so fest wie sie konnte. Die Brünette krallte sich regelrecht an ihr fest, und Marlene merkte, wie sie innerlich zitterte. „Marlene, verstehst du, was das bedeutet?“ Jetzt hatte sie sich etwas von ihrer Freundin losgemacht und sah sie mit rotgeränderten, total verweinten Augen an. „Er kommt NIE wieder! Ich seh ihn – nie wieder…“ Die letzten Worten kamen nur noch mit tränenerstickter Stimme aus ihr heraus, und Marlene riss es fast das Herz raus, Rebecca so zu sehen. Es gab keine Worte, die ausgereicht hätten, um Rebecca zu trösten, es gab nichts, was sie sagen konnte. Sie konnte einfach nur für sie dasein. Stumm zog die Blondine ihre Freundin nur wieder in ihre Arme.

Sie wusste nicht wie viele Stunden sie einfach nur dagesessen hatte. Drei oder vier, vielleicht mehr. Es war am Morgen gewesen als man Ludwig eingeliefert hatte, und jetzt war es später Nachmittag. Doch sie konnte einfach nicht gehen. Es ging nicht. Wo sollte sie hin? Nach Hause, nach Königsbrunn, an den Ort, an dem sie so glücklich mit ihrem Mann gewesen war? Das schaffte sie nicht, noch nicht. Sie war zusammengebrochen als man ihr die Nachricht, dass der Graf es nicht geschafft hatte, übermittelt hatte. Rebecca war bei ihr gewesen mit Marlene, Sebastian und Hagen waren später dazugestoßen. Nachdem man die Gräfin stabilisiert hatte bat Ricardo Mendes sie, noch eine Nacht zur Sicherheit im Krankenhaus zu bleiben, doch Elisabeth wollte ihre Stiefkinder nicht alleine lassen, diese brauchten sie jetzt, und sie brauchte sie. Dennoch hatte sie darum gebeten, noch einige Zeit allein im Krankenhaus zu bleiben. Sie hatte an Ludwigs Bett gesessen und hatte ihre Hand in seine gelegt. So hatte sie eine Weile dagesessen. Das Krankenhauspersonal hatte ihr die Zeit gegeben, sich in Ruhe von ihrem Mann zu verabschieden.

Auch Rebecca war in Ludwigs Krankenzimmer gewesen. Sie kam herein, als Elisabeth bereits am Bett saß. Die Brünette war langsam, zögerlich nähergetreten. Sie hatte Angst gehabt, ihren Vater noch einmal zu sehen. Elisabeth hatte sie auffordernd angesehen, hatte ihr signalisiert, dass sie es wagen konnte. Die beiden Frauen hatten Hand in Hand an Ludwigs Bett gestanden. Rebeccas Vater sah sehr friedlich aus. Man hatte den beiden Frauen versichert, dass ihr Ehemann und Vater keines qualvollen Todes gestorben war. Er hatte mit sehr wahrscheinlicher Sicherheit entweder einen Schlaganfall erlitten, infolgedessen er die Treppe heruntergestürzt war, oder aber der Tumor hatte zu stark auf den Sehnerv gedrückt, so dass Ludwig gestolpert war. Bei dem Sturz hatte er sich das Genick gebrochen. Genaueres wollte man noch abklären, aber Elisabeth hatte den Ärzten gesagt, dass sie es dabei belassen wollte, sie wollte keine Autopsie. Ihr war letzten Endes egal, was die Todesursache gewesen war. Es machte ihren geliebten Mann auch nicht wieder lebendig.

„Papa“, hatte Rebecca geflüstert. „Papa.“ Dann hatte sie seine Hand genommen, erst zögerlich, dann griff sie fester zu. Sie war noch warm. Es fühlte sich vollkommen okay an. Sie hatte Angst gehabt vor der Begegnung mit ihrem toten Vater, doch sie war dennoch froh, dass sie den Mut aufgebracht hatte, ihn noch einmal zu sehen. „Elisabeth, lässt du uns einen Moment allein?“, hatte sie ihre Schwiegermutter gebeten, die dann kaum merklich nickend aufstand. „Papa, du bist mir so einer. Schleichst dich so klammheimlich davon, was hast du dir dabei gedacht?“, hatte sie gesagt. „Nein, du brauchst mir nicht antworten, ich weiß was du sagen willst. Wir sind jetzt erwachsen, längst erwachsen, und wir müssen unsere eigenen Wege gehen. Du meinst, wir brauchen dich nicht mehr, und es stimmt, wir können unsere eigenen Wege gehen, aber es stimmt nicht, dass wir dich nicht mehr brauchen.“ Ihre Stimme wurde brüchig, sie fing sie aber wieder. „Wir alle hätten dich noch gebraucht, in der Firma und als derjenige, der immer ein offenes Ohr für uns Kinder hatte, wenn wir nicht weiterwussten. Papa, du warst immer für uns da, immer…“ Rebecca hatte zu weinen begonnen, eine Träne tropfte auf die Hand ihres Vaters. „Auch als wir dachten du bist tot, da habe ich immer gewusst, dass du auf eine Art für uns dawarst, immer. Und so wird es auch jetzt immer sein. Du bist zwar nicht mehr bei uns, aber ich weiß, dass du uns nie wirklich alleine lassen wirst. Und ich verspreche dir.. deine Beccy verspricht dir… dass ich alles tun werde um meinen Papa stolz zu machen.. ich versprech es dir..“ Sie hatte nicht weitersprechen können, denn die Tränen liefen ihr über das ganze Gesicht, nahmen ihr die Stimme. Rebecca hatte aus dem Krankenzimmer hinausgehen wollen, aber sie drehte sich noch einmal um. Für einen Momente hatte sie gezögert, doch dann beugte sie sich über Ludwig und küsste ihn auf die Stirn. „Ich werde dich nie vergessen, Papa, ich liebe dich.“

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BeitragVerfasst: 13.02.2013, 21:20 
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Kapitel 34: Loner

Unsicher, ob er das Richtige tat, schritt Ansgar durch die Eingangstür von Königsbrunn und stieg langsam die Treppen herunter. Er sah Tristan nicht sofort. Erst als er ein paar Schritte ging, bemerkte er, dass sein Cousin am Boden kauerte. Ansgar zögerte, dann ging er in die Hocke. Es kam ihm komisch vor, dass er – ausgerechnet er – versuchte, Tristan Trost zu spenden, aber etwas in ihm sagte, dass er es tun musste. Der Jüngere bemerkte ihn nicht sofort, da er sich zu sehr in seinen Schmerz zurückgezogen hatte. Erst als Ansgar Tristan vorsichtig am Ärmel berührte, sah dieser auf. „Was willst du?“, herrschte er ihn an. Ansgar holte tief Luft und sagte: „Ich weiß, wie du dich fühlst, Tristan.“ Mit tränenüberströmtem Gesicht sah der Jüngere ihn an. „Ach ja? Was weißt du schon? Du bist doch so gefühlskalt wie ein toter Fisch, und ausgerechnet du willst mir erzählen, du weiß wie ich mich fühle?“ Er spuckte die Wörter verächtlich aus. „Ja, ausgerechnet ich.“ Etwas in Ansgars Stimme ließ Tristan verstummen. Es kam ihm tatsächlich so vor, als würde Ansgar es ernst meinen. Seine Augen waren auf seinen Cousin gerichtet, und Tristan erblickte etwas in ihnen was er nie zuvor gesehen hatte. Es waren nicht die Augen eines Mannes, der von Machtgier getrieben alles was ihm in die Quere kam, besiegen und vernichten wollte, sondern die Augen eines Mannes, der verstand - verstand, was in ihm, Tristan, vorging. „Du denkst, ich habe deinen Vater gehasst, Tristan, aber das stimmt nicht.“

Sebastian war in der Enterprise gewesen, als ihn Elisabeths Anruf erreicht hatte. Er hatte sofort an der Stimme Elisabeths erkannt, was passiert war. Wie immer in seinem bisherigem Leben hatte Sebastian sich unter Kontrolle gehabt, wie immer hatte er stillschweigend und konsequent alle wichtigen Arbeiten delegiert und war dann äußerlich völlig ruhig ins Krankenhaus gefahren. Als ihnen dort mitgeteilt wurde, dass Ludwig bei dem Sturz so schwere Verletzungen erlitten hatte, dass er daran gestorben war, war er es, der Elisabeth aufgefangen hatte, als sie zusammenbrach. Rebecca war im Schockzustand, und Hagen war aufgesprungen und fortgegangen. Sebastian hatte sich verantwortlich gefühlt, und er war es auch gewesen, der sich über Todesursache- und Zeitpunkt informieren ließ. Während Elisabeth noch von einem Arzt behandelt wurde, Marlene und Rebecca versuchten, sich gegenseitig Trost zu spenden, war er zu seinem Vater ins Krankenzimmer gegangen. Er hatte nicht gezögert. Sebastian war an das Sterbebett von Ludwig getreten und hatte ihn angesehen. „Vater“, hatte er gesagt. „Jetzt lässt du uns zum zweiten Mal allein, doch diesmal kannst du nichts dafür. Vater, ich verspreche dir, dass ich alles, was in meiner Macht steht, tun werde, um die Firma in deinem Sinne weiterzuleiten. Ich werde versuchen, die Familie zusammenzuhalten, wie du es dir immer gewünscht hast, und ich werde auf alle aufpassen, so wie ich es damals getan habe, nach Mutters Tod und deinem Weggang. Mach dir keine Sorgen.“ Dann war er aufgestanden. Er hatte seinen Vater kurz die Hand auf den Oberarm gelegt, so als würde er sich ganz normal von ihm verabschieden. Sebastian war aus dem Zimmer gegangen. Er wusste, was für eine Last jetzt auf seinen Schultern lag, und er war bereit, diese zu tragen.

Tristan sah seinen Cousin nur an, sagte aber nichts. „Es ist wahr. Ich wollte immer an die Spitze, notfalls mit Gewalt. Es ist auch wahr, dass ich nichts unversucht gelassen habe, um meine Ziele zu erreichen, aber ich wollte es nicht so. Ich habe nicht gewollt, dass Ludwig stirbt. Ich weiß, was es bedeutet, seine Eltern zu verlieren.“ Tristan sah Ansgar nur weiterhin stumm an, die Tränen liefen ihm noch immer über die Wangen. „Ich habe nie wirklich einen Vater gehabt, jedenfalls keinen, der mich geliebt hat, so wie…“, Ansgar zögerte kurz. „So, wie Ludwig dich geliebt hat.“ Bei den letzten Worten Ansgars fing Tristan schon wieder an zu weinen, er konnte es nicht unterdrücken, und er wollte es auch nicht. „Egal, was du getan hast, dein Vater hat zu dir gestanden. Er hat dich nie im Stich gelassen. Mein Vater – mein Vater hat mich nie geliebt. Er hat es mir sogar selbst gesagt.“ Ansgar sprach nicht weiter, denn die Erinnerung machte ihm immer noch zu schaffen. Tristan sah Ansgar völlig perplex an. Er hatte ihn nie zuvor so sensibel erlebt. „Und dennoch hat es mich schwer getroffen, als er mit dem Flugzeug abgestürzt ist, denn trotz allem war er mein Vater.“ Wieder legte Ansgar eine Pause ein, ehe er weitersprach. „Meine Mutter habe ich gleich zweimal verloren. Meine Ziehmutter starb bei einem Autounfall, bei dem mein Bruder Leonhard am Steuer saß, und von Maria weißt du.“ Er senkte den Kopf. „Ich weiß, dass ich meine Mutter auf dem Gewissen habe, und ich würde weiß Gott was dafür geben, wenn ich es ungeschehen machen könnte, aber ich kann es nicht. Ich konnte nie aus meiner Haut, ich bin was ich bin, und die Machtgier in mir hat mich nie lange glücklich sein lassen.“ Ansgars Stimme wurde leiser. Tristan sah den Älteren noch immer fassungslos an. „Das ist das Los das ich tragen muss.“ Der Graf sah kurz zu Boden und dann seinen Cousin wieder direkt ins Gesicht. In seinen Augen schimmerten Tränen. „Du bist anders Tristan, und du hast eine Chance. Lass nicht zu, dass dein Hass dich auffrisst. Ich weiß, was es bedeutet, ein Einzelgänger zu sein.“ Als Ansgar spürte, dass ihm eine Träne aus den Augenwinkeln zu rollen drohte, stand er abrupt auf. Es tat zu weh. Die Vergangenheit hatte ihn eingeholt, und er wollte allein sein, nur noch allein sein.

Ansgar hörte nicht mehr, was Tristan zu ihm sagte. Der eisige Wind riss dem jungen Grafen ein einziges Wort von den Lippen. „Danke.“

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