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BeitragVerfasst: 24.05.2011, 21:52 
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Hallo Ihr Lieben! Es gibt ja Zeiten im Leben, da rüttelt es dermaßen im Gebälk, dass man zu nix kommt :roll: . So eine Zeit habe ich gerade am Wickel, weshalb die Geschichte gerade ein bisschen ins Stocken gerät. Besserung ist aber zum Glück schon in Sicht. Damit die Lücke zwischen den Kapiteln nicht allzu lang wird, poste ich hier schon mal die erste Hälfte des letzten Kapitels. Allzu viel ist noch nicht passiert :wink: .

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Kapitel 9 (Teil 1)


8. Mai 2012:
Ansgar von Lahnstein gelang es nur schwer, ein triumphierendes Lächeln zu unterdrücken, als er seine Unterschrift unter den Vertrag mit der britischen Fielding Company setzte. Seit Monaten hatte er mit allen Mitteln versucht, die lukrative Firma aufzukaufen, doch die starrsinnigen Inhaber waren letztlich nur durch eine kleine Erpressung zu überzeugen gewesen. Nun würde die Firma endlich ihm gehören, und er hatte auch schon eine Idee, wo er den zu erwartenden Gewinn erfolgreich investieren konnte. Noch ein letzter Stempel unter jede der beiden Ausfertigungen, dann war der Deal perfekt, und Ansgar gratulierte Mr. Fielding und seinem Sohn zu ihrer klugen Entscheidung. Die beiden Briten schauten nicht sehr glücklich drein, aber sie erhoben höflich die Champagnergläser und stießen mit Ansgar an. Keine zehn Minuten später brachen sie überhastet auf, angeblich wegen eines anstehenden Kundenbesuchs.

Nachdem Ansgar die beiden Inhaber samt Justiziar hinausbegleitet hatte, begab er sich, an seinem Glas Sekt nippend, zu seinem Schreibtisch, um die Post durchzusehen. Drei Rechnungen, zwei Werbekataloge, eine Fachzeitschrift, zwei Einladungen zu Firmenjubiläen und ein Brief von Carla aus Barcelona. Neugierig zog Ansgar den Brief seiner Schwester aus dem Poststapel hervor. Die Papierstärke des Umschlages ließ auf ein feierliches Ereignis schließen, aber worum konnte es sich handeln? Das nächste Charity Event würde erst im Herbst stattfinden, und für die Einladung zu einer Party sah der Umschlag zu feierlich aus. Ansgars Miene verfinsterte sich, als er die doppelseitige Karte in dem Umschlag entdeckte. Schon wieder eine Hochzeit? Es war nicht gut für das Image der von Lahnsteins, wenn Carla sich aufführte wie Elizabeth Taylor. Dass sie auf Frauen stand, war schwierig genug für die Familie, aber dass sie nun auch noch alle paar Jahre jemand anderes ehelichen musste, war nicht akzeptabel. Er würde ein ernstes Wort mit ihr sprechen müssen. Ansgar hielt inne, als sein Blick zum Kopf der aufwendig gestalteten Einladungskarte schweifte. Zwei Namen schillerten ihm dort in geschwungener Schrift entgegen: Carla von Lahnstein und Hanna Novak?

Ansgar kniff seine Augen zusammen, aber als er sie wieder öffnete, standen die beiden Namen immer noch da. Was sollte das sein? Ein übler Scherz? Wollte ihn jemand erpressen? Ansgar prüfte das als Wasserzeichen eingearbeitete Familienwappen. Es war echt. „Was zum Teufel…“, murmelte er. War seine Schwester jetzt vollkommen übergeschnappt? Verärgert griff er zum Telefon. „Ich brauche meinen Wagen“, sagte er ohne Umschweife und begab sich umgehend zum Ausgang.

Zwanzig Minuten später spazierte er mit forschen Schritten über den Friedhof zur Grabstätte von Hanna Novak. Er wusste noch genau, wo sie war, denn er hatte Carla früher manchmal dorthin begleitet. Doch als er jetzt den Namen auf dem Grabstein las, gefror ihm das Blut in den Adern: Henriette Bennigsen, 5.4. 1926 - 19.11. 2011. .

Wieso war Hannas Grab nicht mehr da? Der Platz war für fünfzehn Jahre gemietet gewesen. Ansgars Hände zitterten leicht, als er sein Handy aufklappte und seine Sekretärin anrief. „Ich brauche die private Telefonnummer meiner Schwester in Barcelona.“

„Verzeihung, aber ich habe hier nur ihren beruflichen Anschluss, Herr Graf.“

„Den habe ich selbst!“, rief er ungehalten ins Telefon. „Dann finden Sie die Nummer eben heraus!“

Seine Sekretärin war derart eingeschüchtert, dass sie binnen fünf Minuten zurückrief. Sofort wählte Ansgar die elend lange Telefonnummer in Barcelona und lauschte nervös auf das Tuten des Telefons. Nach einiger Zeit war im Hörer ein Klicken zu vernehmen und Carlas elektronisch verzerrte Stimme ertönte: Este es el contestador de Carla von Lahnstein y Hanna Novak. Lamentablemente, nadie en casa. Por favor, hable después del tono. Gracias y adiós. Dies ist der Anrufbeantworter von Carla von Lahnstein und Hanna Novak. Leider ist niemand zu Hause, deswegen bitten wir Sie, eine Nachricht zu hinterlassen. Vielen Dank und auf Wiedersehen.

Ansgars Gesicht war leichenblass, als er die rote Austaste seines Handys drückte. Das war unmöglich. Das konnte nicht sein! Er schrak zusammen, als das Telefon in seiner Hand plötzlich vibrierte. „Tanja?“, fragte er heiser in den Hörer.

„Wieso bist du nicht in deinem Büro? Ich warte hier auf dich!“

„Ich bin auf dem Friedhof.“

„Was willst du da denn? Ist jemand gestorben?“

„Nein, im Gegenteil.“ Ansgar räusperte sich. „Jemand ist wieder auferstanden.“

„Wovon sprichst du? Was soll das christliche Getue?“ Tanja war hörbar gereizt. „Kommst du jetzt zu unserem Meeting oder nicht?“

Ansgar sah sich unruhig auf dem Friedhof um. „Hör mal, Tanja, ich vertreibe mir hier nicht aus Frömmigkeit die Zeit. Ich habe das Grab von Hanna Novak gesucht, weil ich eine Hochzeitseinladung bekommen habe, von meiner Schwester und ihr. Angeblich soll am 28. August die Trauung sein.“

„Und da musst du gleich zum Grab rennen?“

„Es gibt kein Grab mehr. Und der Anrufbeantworter meiner Schwester erzählt mir, dass sie mit Hanna Novak zusammenlebt.“

Es wurde still am anderen Ende der Leitung. „Du willst damit nicht etwa sagen, dass das kleine Biest überlebt hat?“, fragte Tanja misstrauisch.

„Hast du eine bessere Erklärung?“

„Wie soll das gehen? Sie wurde doch beerdigt! Du hattest dich doch selbst überzeugt, dass sie im Sarg lag!“

„Ja, das war auch so.“ Ansgar runzelte die Stirn. „Aber ein Klon wird ja wohl kaum mit Carla zusammenleben.“

„Wenn das stimmt, müssen wir herausfinden, ob Carla etwas gegen uns in der Hand hat.“

„Möglich wäre es. Ich werde ein paar Telefonate führen müssen. Ich informiere dich, sobald ich etwas herausgefunden habe.“



* * *



26. August 2012
„Meine Güte, warum habe ich meine Mutter nicht eher besucht. Hier könnte die Königin von Spanien wohnen…“ Nina schaute mit offenem Mund aus dem Fenster des schwarzen Daimlers, der Erika und sie vom Flughafen abgeholt hatte. Sie hatte sich Königsbrunn etwa so vorgestellt wie Friedenau, aber dieses Schloss war um ein Vielfaches größer, und die Parkanlagen reichten so weit, dass man darin bequem ausreiten konnte. Allein der Weg von der Toreinfahrt bis zu den herrschaftlichen Treppen, die zum Eingang des Schlosses hinaufführten, war eine Herausforderung für jeden Fußgänger. „Und wir haben Carla in unserem altersschwachen Gästebett schlafen lassen“, gluckste Nina. „Kein Wunder, dass sie bei uns so schlecht geschlafen hat.“

„Das waren wohl eher andere Gründe“, sagte Erika trocken und betrachtete besorgt das riesige Gebäude vor ihnen. „Wenn ich gewusst hätte, wie es hier aussieht, hätte ich bestimmt nicht die Aufgabe der Zeremonienmeisterin angenommen.“

Nina lachte. „Wir sollten besser einen langen Spaziergang durch die Anlagen machen. Wenn die Zeremonienmeisterin sich auf dem Gelände nicht auskennt, kommt das sicher bei den Hochzeitsgästen nicht so gut an.“

Erika knuffte ihr in die Seite. „Pass du lieber auf, dass du dich nicht in der Schlossküche verläufst.“

„Das habe ich mir schon immer gewünscht.“ Nina schaute verträumt in die Ferne. „Eine ganze Schlossküche für mich allein.“

„Na, so allein wirst du nicht sein, schließlich bist du von Köchen, Dienstpersonal und anderen Servicekräften umgeben…“

„Und alle hören auf mein Wort“, schwärmte Nina. „Ich sollte öfter das Catering auf Hochzeiten von Gräfinnen übernehmen.“

„Gut, dass wenigstens eine von uns beiden ihren Job locker nimmt.“ Erika strich nervös ihren Rock glatt, als ihr Wagen vor dem Treppenaufgang des Schlosses hielt. „Ich weiß nicht, ob ich so dafür geeignet bin, Very Important People durch den Tag zu führen.“

Nina tätschelte ihre Hand. „Du bist jemand, die nie den Überblick verliert, und ich bin mir sicher, dass Carla sich etwas dabei gedacht hat, als sie dich gefragt hat. Sicher wirst du die Gäste ganz prima durch das Programm füh-…“ Nina verstummte, als eine Art Butler im schwarzen Frack und weißen Handschuhen auf sie zutrat, um ihnen die Autotür zu öffnen. „Na, das fängt ja gut an“, murmelte sie.

Erika wollte eigentlich noch ihr Begrüßungsgeschenk für Carla und Hanna aus ihrem Koffer holen, aber dazu blieb keine Gelegenheit, denn das Personal war längst mit dem Gepäck im Schloss verschwunden. Erika und Nina trotteten brav hinter einem Dienstmädchen die Treppen zum Eingang hoch und waren heilfroh, als sie in der Empfangshalle auf Isabell trafen.

„Es tut so gut, dich zu sehen“, rief Nina erleichtert und umarmte Isabell stürmisch. „Endlich mal ein normaler Mensch.“

Isabell lachte. „Ich prophezeie dir: drei Tage auf dem Schloss, und du lässt dich von vorn bis hinten bedienen.“

Nina schüttelte grimmig den Kopf. „Nein danke, ich bediene lieber selbst.“

„Geht mir eigentlich genauso.“ Isabell hakte sich bei Erika und Nina unter und führte die beiden die Treppe hinauf. „Trotzdem kann ich euch beruhigen. Man gewöhnt sich schnell an das Leben hier. Wir sind jetzt seit vier Tagen hier, und haben noch nie ein unfreundliches Wort von irgendjemandem gehört.“

„Wir wären auch gern früher gekommen“, bedauerte Erika. „Aber ich hatte gestern noch eine wichtige Präsentation, die wir leider noch abwarten mussten.“

„Hauptsache, ihr seid gekommen.“ Isabell umarmte beide Frauen ein zweites Mal. „Abgesehen davon, dass hier ohne euch wenig laufen wird.“

„Ohne dich ja wohl auch nicht.“ Nina blieb am oberen Treppenende stehen, um von dort aus einen Blick unten in die Empfangshalle zu werfen. Nicht nur die Anlagen draußen, auch im Inneren des Schlosses war alles in bestem Zustand. Die warmen Farben überall vermittelten eine überaus freundliche Atmosphäre. „Schließlich kann unser Hochzeitspaar nicht ohne die Trauzeugin heiraten.“

„Apropos Trauzeugin.“ Erika stellte sich zu Nina und Isabell ans Geländer. „Wo ist eigentlich dein Pendant, Isabell?“

„Das Pendant ist hier“, ertönte eine Männerstimme hinter ihnen.

„Oh, hallo Lars.“ Isabell winkte den Mann zu sich. „Darf ich dir Nina und Erika vorstellen? Unsere Catering-Frau und unsere Zeremonienmeisterin.“

„Sie sind also Lars.“ Erika schüttelte Lars herzlich die Hand. „Wir haben schon sehr viel von Ihnen gehört.“

„Hoffentlich nur Gutes.“ Lars erwiderte den Händedruck. „Wollen wir uns nicht besser duzen?“, schlug er vor . „Wir sind ja jetzt schließlich so etwas wie ein Team.“

„Außerdem bist du der Vater von Sophia, stimmt’s?“, fragte Nina lächelnd.

„Ganz genau. Ich bin gerade auf dem Weg nach draußen, um nach ihr zu sehen. Sie und Karolin spielen irgendwo bei den Pferdeställen.“

„Und wo sind Hanna und Carla?“, wollte Erika wissen. „Ich würde die beiden gern begrüßen, bevor wir uns im Schloss umschauen.“

„Carla und Hanna geben draußen im Park ein Fernsehinterview.“ Lars schaute auf seine Armbanduhr. „Ich denke aber nicht, dass es noch lange dauern wird.“

„Am besten, ich zeige euch jetzt euer Zimmer, und dann machen wir eine kleine Schlossführung“, beschloss Isabell. „Mit dem Brautpaar ist gerade sowieso nichts anzufangen. Die beiden sind so aufgeregt, dass sie keinen zusammenhängenden Satz über die Lippen bringen.“

„Na, das lässt ja auf ein spannendes Interview hoffen.“ Erika musste schmunzeln. Wenigstens war sie nicht die einzige, die mit Nervosität zu kämpfen hatte.

„Da macht euch mal keine Gedanken.“ Lars war schon auf dem Weg zur Treppe. „Carla ist ein Profi. Wenn das rote Lämpchen leuchtet, spricht die wie ein Buch.“

„Das habe ich überhaupt keine Zweifel.“ Nina hakte sich wieder bei Isabell ein. „Jetzt zeig uns doch mal unser hochherrschaftliches Zimmer. Und dann möchte ich ein Bad nehmen, bevor ich meiner Mutter unter die Augen trete.“



* * *



„Sie kennen Ihre Verlobte also schon seit vielen Jahren?“, fragte die Moderatorin und lehnte sich näher zu Carla und Hanna, die malerisch auf einer Bank in den Parkanlagen platziert worden waren. Um sie herum schwenkten drei Kameras hin und her, und eine weitere hing über ihnen an einem Kran. Die Moderatorin saß Hanna und Carla gegenüber auf einem Gartenstuhl und war sehr bemüht, dass die spätsommerliche Kulisse des Schlossparks mit ins Bild kam.

„Ja, Hanna hat früher in Düsseldorf gelebt.“ Carla legte ihren Arm um Hanna und lächelte verbindlich. „Aber als sie nach Griechenland gezogen ist, haben wir uns aus den Augen verloren. Ich habe das sehr bedauert.“

„Waren Sie denn damals schon in die Gräfin verliebt?“, wandte sich die Moderatorin an Hanna.

Hanna betete, dass ihr Erröten unter dem dicken Make-Up, das eine Maskenbildnerin auf ihrem Gesicht und Dekolleté verteilt hatte, nicht zu erkennen war. „Ich muss zugeben, dass dies damals schon der Fall war“, gestand sie. Während sie tapfer der Moderatorin weitere Fragen beantwortete, spürte sie auf einmal, wie Carla ihre Hand in ihre schob. Sie fühlte sich fest und voller Vertrauen an, so dass Hanna ein bisschen mutiger wurde. „Aber manchmal dauert es eine Weile, bis eine große Liebe ihren Weg finden kann“, fügte sie hinzu.

„Und ist Ihnen das damals auch so gegangen, Gräfin?“ Die Moderatorin nickte unmerklich, als von der Regie ein Daumen nach oben kam. Nichts hielt die Zuschauerinnen so dauerhaft vor dem Fernseher wie Romantik.

„Ja, das ging mir auch so.“ Carlas Mimik war weiterhin freundlich und zugewandt, aber Hanna konnte spüren, dass sie nicht im Mindesten gewillt war, der Öffentlichkeit Auskunft über ihr Gefühlsleben zu geben. „Doch Sie wissen ja, wie das ist: Manche Dinge müssen reifen.“

„Können Sie sich an Ihren ersten Kuss mit der Gräfin erinnern?“ Die Moderatorin wandte sich wieder Hanna zu, von der sie offenbar weniger Widerstand erwartete.

„Natürlich kann ich das.“

„Und?“

„Es war… sehr schön.“ Hanna sah hilfesuchend zu Carla, die augenscheinlich Mühe hatte, sich das Lachen zu verkneifen.

„Ah, Sie wollen uns diesen sehr privaten Moment nicht verraten?“ Der Moderatorin war anzusehen, dass sie nicht so schnell locker lassen würde. „Ich bin mir allerdings sicher, dass Ihnen die Zuschauer eine kleine Indiskretion verzeihen würden.“

„Wir haben uns geküsst, um Neandertaler zu vertreiben“, sagte Hanna schnell.

„Neandertaler?“ Die Moderatorin sah sie verständnislos an. „War Ihr erster Kuss in einem Museum?“

„Warum stellen Sie uns nicht ein paar Fragen zu unserer bevorstehenden Hochzeit?“, kam Carla Hanna zur Hilfe. „Vielleicht erfahre ich auf diese Weise, welches Kleid meine Braut tragen wird“, fügte sie mit charmantem Lächeln hinzu.

„Das hört sich verlockend an“, pflichtete Hanna ihr bei. „Dasselbe frage ich mich nämlich auch.“

„Sie tragen beide ein Brautkleid?“, fragte die Moderatorin neugierig.

„Wir konnten uns nicht einigen, welche von uns den Smoking anzieht“, antwortete Carla trocken. „Außerdem sind Brautkleider um ein Vielfaches aufregender.“ Sie warf Hanna einen verliebten Blick zu, den die Kamera dankbar einfing.

„Gibt es einen besonderen Grund, warum Sie nicht in Spanien heiraten?“, wollte die Moderatorin wissen. „Immerhin ist die gleichgeschlechtliche Ehe dort inzwischen auch erlaubt.“

„Wir haben uns in Düsseldorf kennengelernt und viele unserer Freunde und Verwandten leben noch hier“, gab Carla Auskunft. „Da waren wir uns schnell einig, diesen Ort zu wählen.“

„Unsere Zuschauer finden das natürlich sehr schön“, lächelte die Moderatorin. „Vor der Kirche werden sich bestimmt zahlreiche Schaulustige einfinden. Verraten Sie uns auch, wohin die Hochzeitsreise geht?“

„Nach Ägypten.“

„Oh, das ist ein ungewöhnlicher Ort für eine Hochzeitsreise“, freute sich die Moderatorin. „Aber wie wir Sie kennen, wollen Sie sich bestimmt dort die Schätze der uralten Hochkultur ansehen.“

„Eigentlich weniger.“ Carla verzog keine Miene. „Wir wollen dort schnorcheln.“

„Das ist… originell…“ Die Moderatorin sah hektisch zur Regie und schwenkte auf ein anderes Thema um. „Wie geht es Ihnen eigentlich damit, für so viele lesbische Frauen ein Role Model zu sein, Gräfin von Lahnstein? Die Statistiken zeigen, dass an keinem anderen Tag so viele lesbische Paare in Deutschland heiraten werden wie an Ihrem Hochzeitstag.“

„Ich fürchte, dass ich mich in Bezug auf das Thema Heirat wenig als Vorbild eigne“, sagte Carla bescheiden. „Aber wenn ich andere Paare dazu anregen kann, sich offiziell füreinander zu entscheiden, freut mich das natürlich. Ich bin absolut der Meinung, dass die gleichgeschlechtliche Ehe der gegengeschlechtlichen in allen Punkten gleichgestellt werden sollte. Hier gibt es noch viel zu tun.“

„Wie haben Sie es ermöglicht, dass es eine kirchliche Trauung für Sie beide geben wird?“

„Wir haben uns überlegt, dass wir nicht nur eine stille standesamtliche Verpartnerung wollen, sondern mit unserer Hochzeit auch ein Zeichen setzen wollen“, erklärte Carla. „Da Hanna evangelisch ist, war es uns möglich, auf die Evangelische Kirche im Rheinland zuzugehen, die unserem Anliegen sehr offen gegenüber stand. Es wird also einen eigenen Gottesdienst mit kirchlicher Segnung geben, der einer heterosexuellen Trauung sehr nahe kommt.“

„Trotzdem haben Sie sich entschieden, die Presse aus dem Gottesdienst auszuschließen“, wandte sich die Moderatorin an Hanna. „Passt das mit Ihrem Zeichen zusammen?“

„Die Presse hat vor und nach der Zeremonie Zutritt zur Kirche“, sagte Hanna ruhig. „Aber die Zeremonie wollen wir gern für uns haben. Ich denke, dafür hat jeder Verständnis.“

„Selbstverständlich.“ Die Moderatorin nickte etwas säuerlich. „Wie ist es denn für Sie, Frau Novak, mit jemandem zusammenzuleben, der so in der Öffentlichkeit steht?“

„Hier in Deutschland ist der Presserummel schon etwas gewöhnungsbedürftig“, gab Hanna ehrlich zu. „Aber in Spanien geht es glücklicherweise sehr viel ruhiger zu.“

„Würden Sie unseren Zuschauerinnen die Freude machen und Ihre zukünftige Braut küssen?“

Hanna sah fragend zu Carla. Einen Kuss vor Millionen von Menschen? Aber Carla beugte sich schon zu ihr, und ihre blauen Augen strahlten so viel Ruhe und Kraft aus, dass Hannas Nervosität auf der Stelle verschwand. Und als sie Carlas Lippen auf ihren spürte, so sanft und voller Liebe, da wurde der Rest der Welt plötzlich egal.

„Gut gemacht“, flüsterte Carla in Hannas Ohr, als sie sich voneinander lösten. Und zu der Moderatorin sagte sie: „Sie können gern noch Aufnahmen vom Schlosspark machen, aber bitte keine Bilder von meiner Tochter.“

„Diesen Wunsch werden wir selbstverständlich respektieren“, versicherte die Moderatorin, während sie ihre Karteikarten zusammenpackte. „Ich bedanke mich für das Interview, Gräfin, und bei Ihnen natürlich auch, Frau Novak. Alles Gute für Ihre Hochzeit.“

Carla nickte den Kameraleuten freundlich zu und führte Hanna aus dem Kabelgewirr heraus, damit sie noch ein paar Schritte im Park gehen konnten.

„Meine Güte, was für dämliche Fragen“, machte Hanna ihrem Ärger Luft, sobald sie außer Hörweite waren. „Und das soll irgendjemanden interessieren?“

Carla zuckte mit den Achseln. „So ist das nun mal. Aber leider darf man es sich mit der Presse nicht verscherzen. Die Medien schlagen unbarmherzig zurück, wenn man ihnen dumm kommt.“ Sie beugte sich zu Hanna und küsste sie. „Das hast du großartig gemacht. Ich bin stolz auf dich.“

„Ich verstehe nicht, wie du es machst, derart cool zu sein.“ Hanna schüttelt den Kopf. „Ich war so nervös, dass ich denen nicht mal den Namen meiner Großmutter hätte sagen können.“

„Alles eine Frage der Übung“, lächelte Carla. „Ich hatte schon Kameras um mich herum, da konnte ich noch nicht einmal sprechen.“

„Mir wird erst jetzt bewusst, wie gut wir es in Barcelona haben.“ Hanna atmete tief durch. „Dort hält uns niemand auf offener Straße an oder ruft uns hinterher ‘Wir gratulieren zur Hochzeit!‘“

Carla blieb stehen und nahm Hannas Gesicht in ihre beiden Hände. „Habe ich dir schon gesagt, dass ich die glücklichste Frau auf der Welt bin?“

„Mmmmhhh.“ Hanna schloss genießerisch die Augen, als Carla sie zärtlich küsste. „Wiege dich da nicht zu sehr in Sicherheit. Vielleicht bist du auch nur die zweitglücklichste.“

„Da ist ja das Brautpaar!“, ertönte eine vertraute Stimme hinter ihnen.

„Nina! Erika!“, rief Hanna erfreut und zog Carla zu ihren Gästen. „Wie schön, dass ihr da seid“, sagte sie, als sie beide herzlich umarmte. „Ich habe euch ganz schön vermisst.“

„Wir dich auch.“ Nina hakte sich bei Erika ein. „Das kannst du dir ja denken.“

„Nina klagt mir jeden Abend vor, dass du im Restaurant fehlst.“ Erika setzte eine betont gekränkte Miene auf. „Aber was können wir dafür, wenn deine Herzensdame kommt und dich mit auf ihr Schloss nimmt?“

„Ich möchte betonen, dass wir nicht auf einem Schloss wohnen“, lachte Carla. „Dies hier ist nur meine alte Heimat.“

Erika machte eine abwehrende Handbewegung. „Jetzt erzähl mir nicht, dass eure Villa in Barcelona ein bescheidenes Domizil ist.“

„Naja, verglichen mit dem hier vielleicht schon.“ Ninas Blick wanderte die hohen Außenwände des Schlosses hinauf. „Ich bin ja froh, wenn ich heute Nacht das Klo finde.“

„Das geht gleich von eurem Zimmer ab“, erklärte Hanna lachend.

„Nichts anderes habe ich erwartet.“ Nina zwinkerte ihr zu. „So eine Gräfin wäre auch was für mich.“

„Ach, auf einmal bin ich dir nicht mehr gut genug.“ Erika stieß Nina in die Seite. „Sie ist kaum eine halbe Stunde hier, schon verdreht ihr der ganze Adelskram den Kopf.“

„Ist euch denn euer Zimmer schon gezeigt worden?“, erkundigte sich Carla.

„Ja, Isabell hat uns ein bisschen herumgeführt.“ Ninas Gesicht nahm einen schwärmerischen Ausdruck an. „Die Schlossküche ist der Hammer.“

„Ihr habt Isabell schon getroffen?“

„Und euren Trauzeugen“, bestätigte Erika. „Euer Lars ist wirklich sehr sympathisch. Ich kann verstehen, dass du ihn als Vater ausgewählt hast, Carla. War er denn gar nicht mehr sauer, dass du ihm damals die Freundin ausgespannt hast?“

Carla seufzte. „Zunächst einmal war er das. Und wäre er damals nicht so verstockt und wütend gewesen, hätte Hanna noch ihre zweite Niere.“

Hanna legte tröstend ihren Arm um sie. „Aber du hast ihm verziehen, nicht wahr?“

„Was sollte ich denn machen?“, fragte Carla achselzuckend. „Ich habe ja eingesehen, dass es ein Unfall war, und außerdem brachte es nichts, weil du sowieso zu ihm gehalten hast.“

„Und jetzt sind er und Isabell eure Trauzeugen“, fasste Nina zusammen, und ihr war die Vorfreude auf das kommende Ereignis anzumerken. „So können sich die Dinge ändern.“

„Lars war auch schon mein Trauzeuge, als ich Bernd von Beyenbach geheiratet habe“, erklärte Carla schmunzelnd. „Er hat also Übung.“

„Na, dann hoffen wir mal, dass er diese Tradition nicht weiter fortsetzen muss“, kommentierte Hanna zynisch.

„Hanna…“ Carla wurde ernst und sah Hanna tief in die Augen. „Alle meine Hochzeiten hatten eines gemeinsam: ich wusste nicht, dass du noch am Leben bist.“

Hannas Ton wurde sofort weicher. „Und meine früheren Beziehungen haben auch alle eines gemeinsam: ich wusste noch nicht, dass es dich gibt. Du wirst die erste und die letzte Person sein, die ich heirate“, versprach sie und ihre Stimme zitterte ein bisschen dabei. „So eine Liebe trifft man nur einmal im Leben.“



* * *



Ninas Wiedersehen mit ihrer Mutter Elisabeth verlief herzlich, auch wenn diese sich die Frage nicht verkneifen konnte, warum erst die Hochzeit einer Freundin Nina zu einem Besuch auf Königsbrunn bewegen konnte. „Wäre es denn so schrecklich gewesen, uns hier einmal zu besuchen?“, beklagte sie sich sichtlich verletzt. „Ich lebe hier seit Jahren.“

„Es tut mir wirklich leid.“ Nina sah betreten auf den Fußboden. „Aber ich bin nicht im Guten aus Düsseldorf weggegangen. Ich habe viele schmerzhafte Erinnerungen an die Jahre hier und brauchte einfach Zeit, bis ich wieder hierher kommen mochte. Und dann kam der Kauf des Restaurants und Erikas Firmengründung auf Kreta…“

„Ja, das verstehe ich ja“, seufzte Elisabeth. „Aber für eine Mutter ist es schwer, wenn die Tochter sich so distanziert. Ich bin hier für alle da, nur meine eigene Tochter scheint mich nicht zu brauchen.“

„Aber wir haben doch regelmäßig telefoniert?“

„Das ist ja wohl nicht dasselbe…“

„Ja, du hast Recht.“ Nina tat es leid, dass ihre Mutter sich so allein gelassen gefühlt hatte. Erst jetzt begriff sie, wie sehr Elisabeth auf einen Besuch von ihr gewartet hatte. „Aber ich habe mir unbedingt vorgenommen, jetzt öfter zu kommen.“

„Das freut mich, Nina.“ Elisabeth tätschelte Ninas Schulter. „Ich möchte auch viel lieber in die Zukunft sehen als dir Vorwürfe machen.“

„Das sehe ich genauso“, sagte Nina erleichtert. „Wo ist denn eigentlich dein Ludwig?“, fragte sie, als sie sich aus der Umarmung gelöst hatte.

„Er ist in Lissabon zu einem Meeting und fliegt erst morgen zurück.“

„Das ist ja gerade noch rechtzeitig“, mischte sich Erika ein, die gerade mit einem Tablett um die Ecke kam. „Dann müssen wir in der Kirche keinen Platz für ihn freihalten.“ Sie stellte das Tablett vor Nina und Elisabeth ab und schenkte beiden und sich selbst eine Tasse Tee ein.

„Dazu haben wir doch Personal, Erika…“

„Jaja, ich weiß.“ Erika stellte das Tablett zur Seite. „Aber ich komme mir so nutzlos vor, wenn hier alle arbeiten und ich mich von vorn bis hinten bedienen lasse.“

„Na, dein Auftritt kommt früh genug“, neckte sie Nina. „Übermorgen wirst du dich danach sehnen, dass dir mal jemand einen Tee bringt.“

„Mag sein.“ Erika gab Nina einen Kuss und stieß mit ihrer Teetasse gegen Elisabeths. „Wir hatten es nicht immer leicht miteinander, Elisabeth. Ich hoffe, dass wir einen neuen Anfang machen können.“

„Es freut mich sehr, dass Sie das sagen, Erika.“ Elisabeth prostete zurück. „Das wünsche ich mir auch.“



* * *



Am Nachmittag vom 27. August war das ganze Schloss bereits von außen und innen festlich geschmückt. Im Park waren weiße Zelte, Stehtische und Stühle aufgestellt, und auf dem Rasen standen überall Feuerkörbe, die morgen zu späterer Stunde eine behagliche Atmosphäre verbreiten würden. Der Weg vom Tor bis zum Eingang des Schlosses war umsäumt von Blumenkübeln und Fackeln, und im Inneren des Gebäudes roch es wie in einem Blumengeschäft. Überall standen riesige, üppige Bouquets, und das Musikzimmer war überfüllt mit roten Rosen, die am Morgen des Hochzeitstages vom Personal im Haus verteilt werden würden. Es war nicht zu übersehen, dass Carla und Hanna mit dieser Hochzeit nicht nur ein politisches Zeichen setzen wollten. Alles war so festlich und liebevoll im Detail gestaltet, wie es das Domizil der von Lahnsteins lange nicht gesehen hatte.

Selbst in der Schlossküche, in der Hanna, Isabell und Nina seit Stunden herumwirbelten, standen Sträuße mit roten Rosen auf den Fensterbänken. Es war ein heißer Sommertag, und die Hitze staute sich in den Räumen. In der Küche war es besonders heiß, zumal die brodelnden Töpfe ihr Übriges dazutaten. So war es kein Wunder, dass die drei Freundinnen mit hochroten Köpfen herumliefen und des Öfteren Gesicht und Arme in kaltes Wasser halten mussten. Hanna war in ihrem Element und genoss den Tag in vollen Zügen. Sowohl mit Isabell als auch mit Nina verstand sie sich blind in der Küche, und es war ein besonderes Vergnügen, mit beiden Freundinnen Hand in Hand zu arbeiten. Eigentlich war es gar nicht vorgesehen gewesen, dass Hanna und Isabell Nina bei der Vorbereitung des Essens helfen würden, aber sie hatten kurzerhand das Küchenpersonal aus dem Raum verbannt und die Sache selbst in die Hand genommen. Und obwohl alle drei hochkonzentriert bei der Arbeit waren, wurde viel gelacht und herumgealbert, und Hanna war so glücklich, dass sie die ganze Welt hätte umarmen können.

Leider fand ihre gute Stimmung ein jähes Ende, als Carla am Abend mit ernster Miene die Küche betrat. „Verzeiht bitte die Störung“, sagte sie entschuldigend. „Aber könnte ich dich kurz sprechen, Hanna?“

„Was ist denn?“ fragte Hanna und sah verwirrt zu Isabell und Nina. „Ich bin gleich wieder zurück, okay?“

„Mach dir keine Sorgen, wir machen eh nicht mehr lange“, beruhigte sie Nina. „Den Rest kann ich sowieso erst morgen zubereiten.“

Hanna nickte und ließ sich von Carla aus der Küche führen. „Ist etwas passiert?“, fragte sie ängstlich.

„Nein“, versicherte Carla, aber ihr Gesichtsausdruck beunruhigte Hanna nur noch mehr.

„Was ist denn, Carla?“

„Ansgar ist soeben aus Singapur zurück.“ Carla fuhr sich nervös durch ihre Locken. „Ich dachte mir, dass wir es jetzt hinter uns bringen sollten.“

Hanna spürte, wie ihr die Knie weich wurden. Vor diesem Moment hatte sie sich seit Monaten gefürchtet. Würde sie dem Mann, der eiskalt ihren Tod veranlasst hatte, tatsächlich gegenüberstehen können? „Ich wünschte, wir hätten ihn nicht einladen müssen“, flüsterte sie.

Carla legte ihre Arme um sie und zog sie liebevoll an sich. „Du weißt, dass wir keine andere Wahl hatten. Wenn wir ihn nicht eingeladen hätten, würde die Presse uns nie damit in Ruhe lassen.“

Hanna wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. „Er soll sich den Rest seines Lebens fürchten“, murmelte sie in Carlas Schulter. „Mindestens doppelt so lange wie die Jahre, die er uns genommen hat.“

„Am besten wir gehen jetzt gleich zu ihm.“ Carla hielt Hanna ganz fest in ihren Armen. „Dann kann er uns nicht den morgigen Tag verderben.“

„Na gut.“ Hanna löste sich widerstrebend und schnäuzte in ihr Taschentuch. „Wir müssen es ja eh tun.“

„Das wird schon“, versprach Carla, und Hand in Hand machten sie sich auf den Weg zur Bibliothek.

„Lass bloß meine Hand nicht los“, flüsterte Hanna, als sie vor der Tür der Bibliothek standen.

Carla streichelte ihre Wange, als sie spürte, wie Hanna zitterte. „Ich lasse dich nicht allein, vertrau mir. Du brauchst nur neben mir zu stehen, den Rest übernehme ich.“

„Ich glaube, ich schaffe das nicht.“ Hanna war kreidebleich.

„Doch“, sagte Carla sanft. „Du schaffst das, Hanna. Wir sind stärker als er.“ Sie schlang den Arm und Hannas Taille und klopfte vernehmlich gegen die Tür.

„Ja bitte?“

„Ich bin’s.“ Carla betrat mit Hanna im Arm die Bibliothek und begab sich schnurstracks zu dem Schreibtisch, an dem Ansgar unwirsch von seinem Buch aufblickte. Sein arroganter Gesichtsausdruck veränderte sich, als er die Person an Carlas Seite erkannte. Er stand auf, um seine Schwester zu begrüßen, und gab dann Hanna ebenfalls die Hand. Sein Händedruck war fest und selbstsicher, aber Hanna blieben die kleinen Schweißperlen auf seiner Stirn nicht verborgen.

„Das Brautpaar, wie ich sehe“, sagte er mit süffisantem Lächeln.

„Ansgar, wir sind nicht hier, um Höflichkeiten auszutauschen“, stellte Carla klar. „Ich denke, du weißt, warum wir dich zu unserer Hochzeit eingeladen haben.“

„Der traute Familienfrieden“, nickte er schmunzelnd. „Ich hätte nicht gedacht, dass du daran noch interessiert bist.“

„Ich habe kein Interesse an Grabenkriegen“, sagte Carla kühl. „Aber wir möchten, dass du etwas weißt: Was du vor acht Jahren getan hast, liegt sorgfältig niedergeschrieben und versiegelt bei einem Notar unseres Vertrauens, und wenn du Hanna oder mir, oder irgendeinem Menschen, der uns wichtig ist, auch nur ein Haar krümmst, wandern diese Informationen direkt und umgehend zur Polizei.“

Ansgar kniff die Augen zusammen und sah von Carla zu Hanna. Offenbar war er sich nicht sicher, ob sie wirklich die Wahrheit gesprochen hatte. „Möglicherweise habe ich dich unterschätzt, Schwesterchen“, sagte er, während er nach seinem Zigarrenkasten griff. „Trotzdem solltest du dich in dieser Angelegenheit nicht allzu sehr in Sicherheit wiegen. Manchmal kommen die Dinge anders als man denkt.“

„Was willst du damit sagen?“ Carla verzog keine Miene.

„Nun, Hochmut kommt vor dem Fall. Das wirst du noch früh genug merken.“ Ansgar zündete sich paffend eine Zigarre an. „Andererseits verstehe ich deine Worte so, dass dir nicht an einer Auseinandersetzung gelegen ist.“

„Sehr richtig.“ Carla ließ ihn nicht aus den Augen. „Hanna und ich wollen nur unsere Ruhe. Wenn du unsere Bedingung akzeptierst, werden wir niemandem verraten, was für ein erbärmliches Arschloch du bist.“

„Deine kleine Freundin übt keinen guten Einfluss auf dich aus.“ Ansgar schüttelte den Kopf. „Ich meine mich zu erinnern, dass du dich früher zivilisierter artikulieren konntest.“

Hanna sah besorgt zu Carla. Sie wirkte, als würde sie Ansgar jeden Moment ins Gesicht springen. „Gehen Sie nun auf unsere Bedingung ein, oder nicht?“, fragte Hanna und wunderte sich selbst über die eiskalte Ruhe in ihrer Stimme.

Ansgar paffte noch ein paar Atemzüge an seiner Zigarre, obwohl er genau wissen musste, dass er in der Falle saß. Ihm blieb gar keine andere Wahl, als ihrem Vorschlag zuzustimmen. „Deal“, sagte er schließlich und gab ihnen beiden die Hand. „Ach, und ihr werdet hoffentlich entschuldigen, wenn ich eure Feier nach der kirchlichen Trauung verlassen muss. Ich habe einen dringenden Termin in Dresden.“

„Das trifft sich gut.“ Carla warf ihm einen Blick zu, der ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. Ohne ein weiteres Wort wandte sie sich ab und führte Hanna aus der Bibliothek hinaus.

„Du lieber Himmel“, flüsterte Hanna, als sie sich von außen an die Tür lehnten.

Auch Carla atmete tief durch. „Das war das“, sagte sie grimmig. „Jetzt können wir uns endlich ganz auf unsere Hochzeit konzentrieren.“


TO BE CONTINUED

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Zuletzt geändert von kimlegaspi am 25.05.2011, 21:26, insgesamt 2-mal geändert.

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BeitragVerfasst: 25.05.2011, 18:46 
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kimlegaspi hat geschrieben:
Verraten Sie uns auch, wohin die Hochzeitsreise geht?“

„Nach Ägypten.“

„Oh, das ist ein ungewöhnlicher Ort für eine Hochzeitsreise“, freute sich die Moderatorin. „Aber wie wir Sie kennen, wollen Sie sich bestimmt dort die Schätze der uralten Hochkultur ansehen.“

„Eigentlich weniger.“ Carla verzog keine Miene. „Wir wollen dort schnorcheln.“



hach Bild, das wird eine wunderschöne Glitzerhochzeit :flheart: Bild, auch wenn in der anschließenden Reise nach Ägypten ganz banal geschnorchelt wird Bild.


LG


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ich bin begeistert..Schön, das es weiter geht

:danke: :bigsuper: :freu: :klatsch:


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Huhu, wann geht es denn weiter? ich vermisse eure Geschichten..

Lg an dich, ich..:)


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Ja, sorry. Ich weiß, ich bin euch noch den letzten Teil schuldig :oops: . Ich komme gerade einfach nicht zum Schreiben. Aber nach Pfingsten wird ganz sicher geheiratet .

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kimlegaspi hat geschrieben:
Ja, sorry. Ich weiß, ich bin euch noch den letzten Teil schuldig :oops: . Ich komme gerade einfach nicht zum Schreiben. Aber nach Pfingsten wird ganz sicher geheiratet .


Hallo,

danke kimlegaspi das du uns über die Verzögerung des Fortsetzung informierst eine Erfreuliche Ausnahme unter all den Seiten auf denen sich unvollendete Storieleichen befinden. :evil: :evil: :evil:

freue mich schon sehr auf das letzte Kapitel.
:lol:

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Thomas


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Ach das ist das Problem. Schatz war auf Rhodos und hat da das letzte Teil gefunden. Nicht auf Kreta.

:wink:

Und ist kein Restaurant aber Italienischer schmuck

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sorry, ho!!

there is one in crete, i was there...
and actually, there is a couple more on other islands...

;) ;)




ho1291 hat geschrieben:
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Ach das ist das Problem. Schatz war auf Rhodos und hat da das letzte Teil gefunden. Nicht auf Kreta.

:wink:

Und ist kein Restaurant aber Italienischer schmuck

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any Carla in the real world?


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:lol: :lol: :lol: . Der letzte Teil ist nicht verloren gegangen, sondern wurde nur kurzfristig vom Leben untergemüllt. An einer Ecke habe ich ihn schon zu fassen, deswegen werde ich ihn in Bälde herausziehen können. Ich kann ja schon mal spoilern, dass es prominenten Besuch auf Cannas Hochzeit geben wird... :pfeif:

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kimlegaspi hat geschrieben:
:lol: :lol: :lol: . Der letzte Teil ist nicht verloren gegangen, sondern wurde nur kurzfristig vom Leben untergemüllt. An einer Ecke habe ich ihn schon zu fassen, deswegen werde ich ihn in Bälde herausziehen können. Ich kann ja schon mal spoilern, dass es prominenten Besuch auf Cannas Hochzeit geben wird... :pfeif:



OOOOO Spannend. Mmm ich bin im moment nicht so fleissig.

Kommt schon wieder

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Okay, sorry, dass es so lange gedauert hat, aber war nicht anders machbar. Jetzt kommt jedenfalls der Schluss. Was soll ich sagen... Um mit Getrud Stein zu sprechen: Ein Finale ist ein Finale ist ein Finale. Oder so ähnlich :mrgreen: .

Auf jeden Fall möchte ich mich schon mal herzlich bei denjenigen von euch bedanken, die diese lange Geschichte tatsächlich gelesen und verfolgt haben. Es war mir eine große Freude :danke: :herzschlag: !

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Kapitel 9 (Teil 2)


Der Wecker auf dem Nachttisch zeigte 5:10 Uhr an, als Carla am nächsten Morgen aufwachte. Sie ließ sich sofort wieder in ihr Kissen zurückfallen, als sie merkte, dass sie erst in einer Stunde aufstehen musste. Carla liebte die morgendliche Stille, wenn nichts zu hören war außer Hannas regelmäßige Atemzüge neben ihr. Sie vermittelten ihr ein Gefühl von Frieden und Geborgenheit, wie Carla es nie empfunden hatte. Gewöhnlich war ihr Leben vollgestopft mit Terminen, ein ewiges Hin- und Her zwischen beruflichen Verpflichtungen, öffentlichen Auftritten und der Versorgung Sophias, und Carla war es ein Rätsel, wie Hanna es fertig brachte, dass Carla so schnell Abstand von den alltäglichen Ärgernissen bekam, sobald sie sich sahen.

Hannas Vorliebe für spontane Unternehmungen stellte Carla vor manche Herausforderung, aber sie brachte eine Lebendigkeit und eine Lebenslust in ihren Alltag, wie sie es sich früher nie hätte träumen lassen. Von Kindheit an war ihr Leben von Zwängen bestimmt gewesen, von strategischen Entscheidungen und kühlen Kalkulationen. Und immer hatte das Vermögen und Ansehen der Familie, ihre Tradition und Stellung, im Mittelpunkt gestanden. Schon während ihrer Schwangerschaft hatte Carla sich vorgenommen, dass Sophia es anders haben sollte als sie, aber sie hatte nicht wirklich sagen können, was ihr selbst in ihrem Leben gefehlt hatte und wie sie Sophia vor einem derartigen Mangel bewahren konnte. Doch Hanna zeigte Carla jeden Tag, was sie damals gebraucht hätte. Wärme, Liebe, Geborgenheit, Vertrauen. Hannas hohe Emotionalität stand im krassen Gegensatz zu den unterkühlten Umgangsformen in Carlas Familie, und obwohl ihre Gefühlsschwankungen Carla zuweilen erschreckten, war sie fasziniert davon, wie intensiv Hanna alles um sich herum zu empfinden pflegte.

Von Carla war immer verlangt worden, dass ihr Kopf stets eingeschaltet blieb, und jetzt genoss sie es umso mehr, mit Hanna und Sophia unsinnige Dinge zu tun, die einfach nur Spaß machten. Ihr Leben war so anders geworden seit Hanna zurück war, so viel freudvoller und intensiver, dass sie sich ein Leben ohne sie gar nicht mehr vorstellen konnte. Die Angst, sie wieder zu verlieren, saß noch tief, und nichts beruhigte Carla nachts mehr, als Hanna schlafend neben sich zu wissen. Die wenigen Nächte des letzten Jahres, in denen sie an verschiedenen Orten sein mussten, hatten ihr Alpträume und Schlafschwierigkeiten beschert. Noch immer galt ihr erster Blick morgens Hanna, noch immer fürchtete sie, Hanna könnte nicht mehr da sein, wenn sie morgens aufwachte.

Carla drehte sich auf die Seite, mit dem Gesicht zu Hanna, und spielte mit einer dunklen Haarsträhne. Es war seltsam, mit ihr hier im Schloss zu sein, in ihrem alten Schlafzimmer. Nicht ein einziges Mal hatte sie Hanna früher auf das Schloss eingeladen, denn viel zu groß war ihre Furcht gewesen, dass ihr jemand ansehen könnte, wie sehr sie Hanna liebte. Und ausgerechnete hier würden sie heute ganz offiziell ihre Beziehung feiern, mit einer fulminanten Hochzeitsfeier, über die sich die Regenbogenpresse bereits seit Monaten das Maul zerriss. Die Spekulationen gingen von „Rosenstolz singt im Schlosspark“ über „Ellen DeGeneres und Portia de Rossie fliegen aus den USA ein“ bis zu „Anne Will überreicht die Trauringe“. Nichts davon war wahr, aber Carla ließ die Presse gewähren. Je mehr sich die Öffentlichkeit mit einer lesbischen Hochzeit beschäftigte, umso normaler würde es der Gesellschaft irgendwann erscheinen.

Hanna gab einen undefinierbaren Laut von sich und schmiegte sich enger an Carla. „Guten Morgen“, flüsterte Carla und küsste sie zärtlich.

„Noch ein paar Minuten“, murmelte Hanna und vergrub ihr Gesicht in Carlas Schulter.

„Wir haben noch Zeit“, sagte Carla sanft. „Aber lass mich heute nicht allein heiraten.“

Das wirkte. Hanna riss die Augen auf. „Oh Gott“, raunte sie, noch heiser vom Schlaf. „Heute ist unser Tag!“

Carla schlang die Arme um sie. „Sollte es mich kränken, dass dich das so in Panik versetzt?“, neckte sie.

„Warum nochmal wollten wir keine Hochzeit im kleinsten Kreise feiern?“, murmelte Hanna und versuchte, in Carlas Ohrläppchen zu beißen.

Carla entzog sich ihr lachend. „Darf ich dich daran erinnern, dass es deine Idee war, ein Zeichen zu setzen?“

„Jaja, ich weiß“, grummelte Hanna in Carlas Hals. „Wer, wenn nicht wir. Wann, wenn nicht jetzt…“ Sie küsste Carlas Schlüsselbein. „Aber genau genommen war es Erikas Idee, deine Popularität auszunutzen“, stellte sie richtig. „Ich habe dem lediglich unvorsichtig zugestimmt…“

„Nun ja, eine politische Lesbe wirst du wohl nie werden“, lächelte Carla. „Aber ich erinnere mich genau, dass du Erika beigepflichtet hast, als sie sagte, es wäre schade, wenn wir meine Stellung in der Öffentlichkeit nicht nutzen würden.“

„Ich weiß ich gar nicht, was mich da geritten hat“, seufzte Hanna. „Was gäbe ich dafür, dich heute auf einer einsamen Insel zu heiraten.“

Carla küsste ihre Schläfe. „Hinterher werden wir froh sein, dass wir es so gemacht haben. Und ich bin mir sicher, dass uns viele lesbische Frauen dankbar dafür sein werden.“

„Das sollten sie auch, schließlich finde ich es nicht gerade toll, wenn wir uns vor der Kirche durch deine ganze Verehrerinnenschar schlängeln müssen. Wehe, dich küsst eine, bevor ich dich geküsst habe.“ Hanna verzog das Gesicht.

„Reicht es dir nicht, dass ich nur dich liebe?“ Carla nahm Hannas Hand und führte sie zu ihrem Herzen. „Ich wollte immer nur dich, und ich werde immer nur dich wollen.“

„Das ist gut zu wissen“, lächelte Hanna und beugte sich zu Carla für einen ausgedehnten Kuss.

Carla seufzte wohlig, als sie wieder Luft bekam. „Ich darf gar nicht daran denken, was gewesen wäre, wenn Nina mich damals nicht angerufen hätte“, überlegte sie sinnend.

„Ich wäre verloren gewesen“, sagte Hanna schlicht, während sie ihre Finger gedankenverloren über Carlas weiche Brüste wandern ließ, „wenn du nicht in ‘Ninas Ambrosia‘ aufgetaucht wärst.“ Sie stoppte die Reise ihrer Finger, als Carla scharf die Luft einzog, und ließ stattdessen ihren Mund folgen. „Ich habe zwar wie durch ein Wunder die Beerdigung überlebt, aber mein wahres Ambrosia bist du gewesen“, sagte sie zwischen zwei Küssen. „Du allein hast mich wieder zum Leben erweckt.“

„Es ist umgekehrt…“ Carla hielt den Atem an, als Hannas Lippen eine der beiden dunklen Knospen sanft umschlossen, während ihre Hand die andere Brust zärtlich liebkoste. „Ich war wie tot, bevor ich dich traf. Und ich war wie tot… ohne dich.“ Sie musste innehalten, als Hannas Berührungen intensiver wurden und eine Welle der Erregung in ihr auslösten. „Du bist… mein Ambrosia“, fügte sie stockend hinzu, und sie konnte Hannas Lächeln auf ihrer Haut spüren.

„Ich liebe dich so sehr, dass es weh tut“, flüsterte Hanna. „Und ich werde nie begreifen, warum du ausgerechnet mich gewählt hast.“

Carla stöhnte leise. Sie nahm Hannas freie Hand, küsste sie zärtlich und führte sie weiter nach unten. „Nicht du um der Liebe willen, sondern um deinetwillen die Liebe…“, zitierte sie leise den Trauspruch, den sie sich später in der Kirche sagen würden. „Und auch um meinetwillen…“

Hannas Augen füllten sich mit Tränen, als sie sich zu Carla herabbeugte. „Nicht weil ich lieben muss, sondern weil ich dich lieben muss…“, fuhr sie leise fort und tauchte ein in Carlas Mund, während sie ihre Hand zwischen Carlas Schenkel schob.

Carla schloss die Augen, als Hannas Finger weiter nach innen vordrangen und schließlich langsam durch ihre Feuchtigkeit glitten. Sie hatte Mühe, ihre Stimme zu finden. „Vielleicht, weil ich bin wie ich bin…“, vollendete sie ihr Zitat. „Aber sicher, weil du bist wie du bist.“

„Ich liebe dich, Carla.“ Hanna drückte ihr Gesicht in Carlas Halsmulde und bedeckte sie mit Küssen, während sie ihre Finger rhythmisch in Carla bewegte. Sie wusste, was Carla ersehnte und brauchte, aber sie würde warten, bis sie es ihr ihr geben würde.

„Ich liebe dich auch…“ Carla atmete schwer. Sie glühte vor Erregung, und ihre Hüften drängten sich gegen Hannas Hand. „Hanna…“

„Ich weiß“, flüsterte Hanna.

Carla stöhnte, als sie spürte, wie ein Schwall von Feuchtigkeit sich über Hannas Hand ergoss.

„Mein Ambrosia“, flüsterte Hanna lächelnd.

„Ja…“ Carla sah sie mit schweren Augenlidern an.

„Darf ich kosten?“

„Ich sterbe auf der Stelle… wenn du es nicht tust.“ Carla seufzte, als sie Hannas Kopf zwischen ihren Beinen spürte. Sie hob ihre Schenkel, um ihr Platz zu verschaffen, und ihre Hände krallten sich in Hannas Haarschopf.

„Oh“, hörte sie Hanna murmeln. „Es ist angerichtet…“



* * *



Nicht weit von Carla und Hanna, in einem anderen Flügel des Schlosses, lag ein zweites Frauenpaar eng umschlungen im Bett und mochte noch nicht aufstehen. Erika hatte sich in Ninas Arm gekuschelt und lauschte einer Geschichte, die diese erzählte. Sie liebte Ninas Geschichten und war immer wieder erstaunt über deren unerschöpflichen Fundus. Nach all den Jahren überraschte Nina sie immer noch mit Erzählungen, die sie noch nie gehört hatte. Manchmal waren es Märchen, manchmal Fabeln oder Gleichnisse, zum Teil aber auch Dinge, die Nina oder jemand anderes wirklich erlebt hatte. Nina besaß eine großartige Begabung zu erzählen, und wenn Erika ihr lauschte, vergaß sie alles um sich herum. Es war die perfekte Entspannung vor einem anstrengenden Tag im Büro oder am Abend nach einem vollbrachten Tageswerk.

„… und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute“, schloss Nina ihre Erzählung ab und küsste Erikas Stirn. „Guten Morgen, meine Schöne.“

Erika murmelte etwas Unverständliches. „Wie kannst du so früh am Tag schon so gute Laune haben?“, beschwerte sie sich. „Ich mag keinen Zeh aus dem Bett halten, wenn ich nur daran denke, was heute alles auf uns zukommt.“

Nina lachte. „Ich habe das Glück, dass ich heute etwas machen darf, was ich oft und gern tue, während du etwas machen musst, was du noch nie getan hast.“

„Das kannst du laut sagen.“ Erika rieb sich den Schlaf aus den Augen. „Ich hoffe, ich enttäusche das Brautpaar nicht.“

„Ich bin mir sicher, dass du deine Sache großartig machen wirst“, sagte Nina voller Zuversicht. „Vermutlich wirst du dich gar nicht retten können vor Angeboten von Heiratswilligen, die dich ebenfalls als Zeremonienmeisterin engagieren wollen.“

„Nein danke, ich mache lieber zehn Werbekampagnen als eine Hochzeit“, maulte Erika. „Ich hoffe, Carla und Hanna können ermessen, was ich hier für sie tue. Es ist ein echter Freundschaftsdienst.“

„Ich bin mir sicher, dass sie das können“, lächelte Nina und strich Erika zärtlich durch das Haar. „Auch wenn die beiden genauso gut wissen wie ich, dass es einen Teil in dir gibt, dem dieser Tag so richtig Spaß machen wird.“

„Einen sehr kleinen Teil“, protestierte Erika, aber sie wusste, dass sie durchschaut war. „Oder vielleicht einen kleinen.“

„Sagen wir, einen mittelgroßen“, korrigierte Nina.

„Na gut, einen mittelgroßen“, wiederholte Erika ergeben. „Bekomme ich jetzt noch einen Kuss?“

„Aber klar.“

Erika lehnte sich zu Nina und holte sich einen Kuss ab, der dieser den Atem raubte.

„Hui, du bist wacher, als ich dachte.“ Nina rang nach Luft. „Ich hoffe, das heißt nicht, dass du gleich diesen schönen Ort hier verlassen wirst.“

„Keine Sorge.“ Erika zog Nina in ihre Arme zurück. „So wach bin ich nun auch wieder nicht. Und wann bietet sich einem schon die Gelegenheit, in einem solchen Gemach zu nächtigen.“ Sie wies auf die sündhaft teure Einrichtung des Zimmers. „Ganz zu schweigen von der Qualität des Bettes.“

„Ist es komisch für dich, wieder in Düsseldorf zu sein?“, wollte Nina wissen.

„Ein bisschen wehmütig macht es schon.“ Erika lächelte. „Als wir vom Flughafen kamen, war mir alles so vertraut.“

„Bereust du es, nach Griechenland gezogen zu sein?“

Erika entging der bange Unterton in Ninas Frage nicht. „Es gab noch keinen einzigen Tag, an dem ich das bereut habe“, sagte sie nachdrücklich. „Daran wird auch unser Aufenthalt hier nichts ändern.“

„Das ist schön.“ Nina atmete erleichtert auf.

Erika lehnte sich etwas zurück und sah Nina lange an. „Zweifelst du daran, dass ich glücklich mit dir bin?“, fragte sie ernst.

Nina wich ihrem Blick aus. „Naja, manchmal frage ich mich schon, ob ich dir genug geben kann“, gestand sie. „Du hast deine Kinder in Deutschland und deine Heimat zurückgelassen, du warst früher mit Männern zusammen…“

Erika legte ihre Hand auf Ninas Mund. „Das ist doch Unsinn“, unterbrach sie Nina. „Natürlich vermisse ich Milli und Steffi, aber die würde ich auch nicht öfter sehen, wenn ich noch in Deutschland leben würde.“ Sie küsste Ninas Hände. „Mir fehlt nichts, Nina. Deine Nähe ist es, die mich glücklich macht.“

„Wirklich?“

„Ja, wirklich.“ Erika war erschrocken über Ninas Gedankengänge. „Nun sind wir schon so lange zusammen, und du denkst immer noch, du kannst mich nicht halten?“

Nina errötete. „Wundert dich das?“

„Ja, das wundert mich.“ Erika runzelte die Stirn. „Es hat viele Jahre gedauert, bis ich verstanden habe, was ich dir damals angetan habe. Und immer wieder angetan habe. Aber was auch geschehen ist, ich habe dich immer geliebt. Das weißt du.“

„Das hat mir damals nicht viel genützt.“

„Das mag sein, aber bin ich nicht immer wieder zu dir zurückgekehrt? Fünf Jahre lang ist in London kein Tag vergangen, an dem ich nicht an dich gedacht habe und an dem ich dich nicht vermisst habe. Meinst du, ich begehe diesen Fehler noch einmal?“

„Naja, eigentlich weiß ich das ja auch.“ Nina starrte auf ihre Bettdecke. „Und du sagst mir ja auch oft, dass du glücklich bist. Aber an manchen Tagen bekomme ich halt Angst, dass…“

„Dass was?“

„Dass du doch etwas anderes möchtest.“ Nina hielt inne, als Erika sich umdrehte und zum Nachttisch griff. „Was ist?“, fragte sie verwirrt.

„Das wirst du gleich sehen.“ Erika öffnete die kleine Schranktür des Nachttisches und holte ihre Schmuckschatulle heraus. „Eigentlich hatte ich das hier für Kreta vorgesehen, aber vielleicht ist Düsseldorf genau der richtige Ort dafür.“

„Wofür? Wovon redest du?“ Nina sah sie verständnislos an.

„Ich liebe dich, und ich möchte nichts und niemand anderen als dich, Nina“, sagte Erika, während sie eine blaue Schachtel aus ihrer Schatulle nahm. „Du hast mir die glücklichsten Jahre meines Lebens beschert, und ich hoffe, dass noch viele weitere folgen werden, sofern du dazu bereit bist.“ Nina sah mit großen Augen zu, wie Erika die Schachtel öffnete und einen Ring herausnahm. „Es fehlt leider ein wenig der würdige Rahmen“, merkte Erika an, als sie Nina den Ring reichte. „Aber ungeachtet dessen möchte ich dich fragen, ob du dir vorstellen kannst, mit mir den Rest deines Lebens zu verbringen. Und…“ Sie holte tief Luft. „Und ob du mich heiraten würdest.“

Nina starrte auf den Ring und dann wieder zu Erika. „Wann hast du…“

„Das ist doch egal“, unterbrach Erika sie ungeduldig. „Es ist von langer Hand vorbereitet. Also sagst du ja oder nein?“

Nina wandte ihren Blick wieder zu dem Ring, aber sagte keinen Ton.

Erika, die allmählich Angst bekam, doch zu mutig vorgeprescht zu sein, beobachtete Nina beunruhigt. „Und?“, fragte sie noch einmal.

„Ja!“, platzte es aus Nina heraus. „Ja! Ja! Ja!“ Sie lehnte sich zu Erika und umarmte sie stürmisch. „Ja, ich will!“, sagte sie noch einmal und küsste sie leidenschaftlich.

„Dann muss ich dir jetzt diesen Ring aufsetzen“, erklärte Erika, die vor lauter Rührung nichts mehr sehen konnte. Nachdem sie sich die Tränen aus den Augen gewischt hatte, ergriff sie Ninas Hand und streifte ihr den Ring über. Es war ein sehr schöner, aber schlichter Ring, damit er Nina bei ihrer Arbeit im Restaurant nicht behinderte.

„Er ist wunderschön.“ Nina strahlte und musste sich ebenfalls die Augen wischen. „Hast du auch einen für dich?“

„Es ist für alles gesorgt“, versicherte Erika und hielt Nina die blaue Schachtel hin.

Ganz vorsichtig, so als wäre er besonders zerbrechlich, nahm Nina den Ring heraus und streifte ihn über Erikas linken Ringfinger. „Ich liebe dich, Erika“, sagte sie und ihre Stimme bebte ein wenig dabei. „Du machst mich zum glücklichsten Menschen der Welt.“

„Das geht mir genauso.“ Erika küsste den Ring auf Ninas Finger. „Aber wir sollten es heute noch nicht verkünden, damit die volle Aufmerksamkeit bei Hanna und Carla bleibt.“

Nina sah sie zweifelnd an. „Die beiden wissen doch sofort Bescheid, wenn sie die Ringe an unseren Händen sehen. So etwas fällt denen gleich auf.“

„Naja, die beiden dürfen es auch ruhig wissen“, lächelte Erika. „Hauptsache, es macht nicht die Runde.“

„Ich kann es kaum glauben, ich bin tatsächlich verlobt.“ Nina betrachtete verzückt ihre Hand und hielt sie neben Erikas. „Denkst du dasselbe wie ich?“

Erika nickte. „Du möchtest Hanna und Carla fragen, ob sie unsere Trauzeuginnen sein würden.“

„Wäre das für dich okay?“

„Natürlich. Ich hatte dieselbe Idee.“

„Dann steht unserer Ehe ja nichts mehr im Wege.“ Nina besiegelte das Vorhaben mit einem langen Kuss. „Die beiden werden sich für uns freuen.“

„Ja, so wie wir uns für sie gefreut haben.“ Erika schreckte hoch, als ihr Blick auf den Wecker fiel. „Oh je“, stöhnte sie. „In einer Stunde kommt die Presse.“

„Schon wieder?“

„Ja klar. Die werden uns den ganzen Tag verfolgen.“

„Reicht es denen nicht, vor dem Standesamt herumzulungern?“

„Die Privaträume der Gräfin sind natürlich spannender.“

„Wenn es denn ihre Privaträume wären.“ Nina verdrehte die Augen. „Sie wohnt hier doch noch nicht einmal mehr.“

„Das ist egal. Schloss ist Schloss.“ Erika schwang ihre Beine aus dem Bett. „Ich fürchte, es ist vorbei mit der Gemütlichkeit. Auf in den Kampf.“

„Fürchte dich nicht, mein Herz.“ Nina schlang von hinten ihre Arme um Erika. „Deine Verlobte ist bei dir und passt auf dich auf.“

„Das ist auch gut so.“ Erika drehte ihren Kopf, um Nina einen Kuss zu geben. „Ich brauche nur auf diesen Ring zu schauen und werde durch den Tag schweben.“



* * *



Hanna zupfte nervös an ihrem olivgrünen Kostüm, als sie zum vierten Mal in den Spiegel schaute. Ihr war zwar klar, dass sie nicht anders aussehen konnte, als die letzten drei Male, als sie es gecheckt hatte, aber dieser Tag erschien ihr dermaßen unwirklich, dass sie ihrem Spiegelbild nicht traute. Was, wenn sie sich nur einbildete, dass der Blazer gut saß und ihre Haare in Wirklichkeit wirr zu Berge standen? Carla kramte nebenan lautstark im Spiegelschrank und fand nicht den richtigen Lippenstift. „Er ist sicher in deinem silbernen Etui“, rief Hanna und warf ihrem Spiegelbild einen misstrauischen Blick zu.

„Du bist ein Engel“, rief Carla von nebenan und tauchte mit dem Lippenstift in der Tür auf. Sie trug einen schneeweißen Armani Anzug mit einem weit ausgeschnittenen, rosa Seidenshirt darunter, und Hanna fand, dass sie absolut umwerfend aussah. „Und in Kürze sogar mein Engel“, fügte Carla triumphierend hinzu und küsste Hanna auf die Wange.

„Wenn ich gewusst hätte, dass ich jetzt in deinen Besitzstand übergehe, hätte ich mir die Sache nochmal überlegt.“ Hanna nahm unschlüssig ihre Haarbürste in die Hand und fragte sich, ob ein leichter Strich durch ihre Frisur die Sache verbessern oder in einer Katastrophe enden würde. „Kann ich noch einen Rückzieher machen?“

„So sind wir von Lahnsteins nun mal.“ Carla nahm Hanna die Sicht, als sie sich direkt vor den Spiegel stellte, um ihren Lippenstift aufzutragen. „Wir besitzen gern, und wir akzeptieren keine Rückzieher.“

„Wir Novaks besitzen auch gern, und dies ist heute mein Spiegel.“ Hanna drängelte Carla zur Seite. „Geh ins Bad und mach dich dort schick.“

Carla trottete murrend ins Bad zurück. „Ich fühle mich aber so allein, wenn du nicht um mich herum bist“, klagte sie.

Hanna wollte gerade antworten, da wurden sie von einem Klopfen unterbrochen. „Die Presse ist schon unten“, informierte sie ein Dienstmädchen. „Was soll ich denen sagen?“

„Auch das noch.“ Carla fuhr sich nervös durch ihre Locken. „Ich bin in fünf Minuten unten. Setzen Sie sie solange in die Bibliothek“, wies sie das Dienstmädchen an und presste dann ein Taschentuch zwischen ihre roten Lippen. „Soll ich das ohne dich machen?“, fragte sie in Hannas Richtung.

„Ich dachte, du magst es nicht, wenn ich dich heute allein lasse.“ Hanna stand schon neben ihr. „Wir machen das zusammen.“

Diese Äußerung brachte ihr ein strahlendes Lächeln ein. „Ich liebe dich“, sagte Carla und warf ihr eine Kusshand zu. „Du siehst übrigens toll aus.“

„Du auch“, versicherte Hanna. „Ich glaube, ich werde dich doch heiraten.“

„Hat sich deine Schwester schon gemeldet?“, fragte Carla, als sie gemeinsam die Treppe hinunterstiegen.

„Ja, sie sind gut angekommen und ruhen sich in ihrem Hotel aus. Von dort aus werden Hagen und sie direkt zum Standesamt fahren.“ Hanna war froh, dass die Treppe über ein Geländer verfügte, denn heute traute sie ihrem Gleichgewichtssinn nicht über den Weg. „Was ist mit Leonard?“

„Den habe ich heute schon gesehen. Vermutlich hilft er draußen beim Aufbau der Bühne.“

„Und Stella?“

„Ihr Flieger hat Verspätung, und sie schafft es nicht zum Standesamtstermin. Sie kommt erst am Nachmittag zur kirchlichen Zeremonie dazu.“

Hanna sah auf ihre Füße. „Ich habe ein bisschen Angst, sie zu treffen“, gestand sie.

Carla legte ihren Arm um Hanna. „Ich bin mir sicher, dass ihr euch gut verstehen werdet. Ihr habt doch schon ein paarmal telefoniert, da ging es doch ganz gut.“

„Immerhin hast du sie noch geliebt, als du dich für mich entschieden hast“, sagte Hanna seufzend.

„Ja, ich habe sie noch geliebt, aber ich habe sie anders geliebt als dich. Das kannst du nicht vergleichen.“ Carla forschte besorgt in Hannas Gesicht. „Wenn ich gewusst hätte, dass es dir Schwierigkeiten macht, hätte ich nicht vorgeschlagen, sie einzuladen.“

„Nein, nein. Das ist schon okay“, beeilte sich Hanna zu versichern. „Sie ist ein wichtiger Mensch in deinem Leben, und deswegen ist es auch mir wichtig, dass sie dabei ist.“

„Außerdem wird sie ja ihre neue Freundin mitbringen.“ Carla nahm Hannas Hand, als sie durch die Flügeltür in die Bibliothek traten. „Guten Morgen, meine Damen und Herren. Ich hoffe, Sie mussten nicht zu lange warten“, sprach sie in die Runde, und Hanna war wie immer erstaunt, wie die Frau an ihrer Seite von einer Sekunde auf die andere eine perfekte Fassade aufsetzen konnte.



* * *



Erika stand mit Isabell vor dem Ablaufplan des Tages und ging die letzten Details durch. „Standesamt 11:30 Uhr, Empfang und Mittagessen im Rheinturmrestaurant ab 12:30 Uhr, Fotografentermin für das Hochzeitspaar um 14 Uhr, kirchlicher Segen mit allen Gästen um 15:30 Uhr, Empfang der Gäste im Schloss ab 17:30 Uhr, Abendessen um 18 Uhr, Live-Band um 20 Uhr, Feuerwerk um 23 Uhr“ zählte sie auf. „Ist das Fleisch für das Abendessen schon geliefert?“

„Nina sagt, es wird in einer halben Stunde gebracht.“ Isabell schaute auf ihre Armbanduhr. „Bis zum Standesamtstermin wird sie es nicht schaffen, aber in der Kirche wird sie ja auf jeden Fall dabei sein. Außerdem gibt es hier genug Angestellte, die noch Arbeit übernehmen können.“

„Wie schade.“ Erika seufzte. Sie hätte Nina so gern neben sich gehabt bei der standesamtlichen Verpartnerung von Carla und Hanna. Aber wenigstens würden sie zusammen in der Kirche sitzen können. Erika griff nach ihrem Handy, um Lars anzurufen, der draußen im Garten half. „Kannst du sagen, wann die Pyrotechniker im Schlossgarten fertig sind, Lars?“

Die Antwort von Lars war kaum zu verstehen, da um ihn herum noch gebaut und gehämmert wurde. „Das kann sich noch zwei Stunden hinziehen“, brüllte er in sein Handy. „Sie haben nicht gewusst, dass hier auch die Bühne für die Live-Musik steht, und nun müssen sie umdisponieren.“

„Ist Florian auch bei dir?“, brüllte Erika zurück.

„Ja, er ist extra gekommen, um noch mitanzupacken, aber wir können hier nicht viel tun.“

„Dann solltet ihr beiden langsam damit beginnen, euch in Schale zu werfen“, rief Erika ins Handy. „Wir müssen in einer Stunde beim Standesamt sein.“

„Das gilt wohl auch für mich.“ Isabell sah an ihrer Küchenschürze herunter. „Ich fürchte, Nina muss sich um den Rest des Buffets allein kümmern.“

„Sind denn die Kinder schon umgezogen?“ Erika verstaute ihr Handy wieder in ihrer Handtasche.

„Karolin ja, Sophia nein.“

„Bist du dafür zuständig?“

„Eigentlich nicht, aber ich fürchte, dass es an mir hängen bleibt“, seufzte Isabell. „Ursprünglich hatte Elisabeth das übernommen, aber sie ist vollauf damit beschäftigt, die angereisten Familienmitglieder zu begrüßen.“ Sie verdrehte die Augen. „Du glaubst nicht, was für Nerven es mich gekostet hat, Karolin zu überreden, ihr Kleid anzuziehen. Blumenmädchen müssen nun mal Kleider anziehen.“

„Na, wenn Karolin ihr Kleid schon anhat, wird es kein Problem sein, dass Sophia ihres auch anzieht“, versuchte Erika, Isabell Mut zu machen. „Die beiden sind doch wie Pech und Schwefel.“

„Auf jeden Fall haben sie sich auf ihre Rolle gut vorbereitet“, lachte Isabell. „Seit drei Tagen streuen sie alles in der Gegend herum, was nicht niet- und nagelfest ist.“



* * *



Hanna war während der standesamtlichen Zeremonie so aufgeregt, dass sie aus Versehen fast mit „Isabelle Jones“ unterschrieben hätte, aber zum Glück fiel ihr der Fauxpas gleich nach den ersten Buchstaben auf und sie konnte den Namen unauffällig korrigieren. Ansonsten ging die Verpartnerung erstaunlich schnell und ohne Komplikationen über die Bühne. Hanna hatte erwartet, dass die Ansprache des Standesbeamten ein bewegender Akt sein würde, aber der Mann schien so gestresst von der ganzen Situation und der Presse draußen vor der Tür, dass er seinen Text herunterratterte, als sei der Teufel hinter ihm her. Carla hatte während seiner Rede mehrfach schmunzelnd zu Hanna herübergesehen, aber diese hatte nicht zurückgeschaut, weil sie befürchtete, sofort losprusten zu müssen, wenn sie in Carlas amüsiertes Gesicht sehen würde.

Links und rechts von Carla und Hanna saßen Isabell und Lars, die offenbar beide angestrengt versuchten, dem Tempo des Standesbeamten zu folgen. Viel hätte nicht gefehlt, und Hanna hätte mit Lars hier gesessen, um ihm das Ja-Wort zu geben, schoss es Hanna durch den Kopf. Wenn sie Carla nicht getroffen hätte, würde sie vielleicht jetzt mit Lars in irgendeiner langweiligen Eigentumswohnung wohnen und immer noch die Tische im No Limits abwischen. Was für ein Glück, dass das Schicksal anderes mit ihr vorgehabt hatte.

Hinter Lars, in der ersten Bankreihe, saßen Sylvia, Hagen und Elisabeth, die Sophia auf dem Schoß hatte, und dann kamen Ludwig, Leonard, Ansgar, Nico und ihr Mann Philipp. Florian hatte mit Karolin in der zweiten Reihe Platz genommen, zusammen mit seinem Vater Arno, Erika und Lars‘ Schwester Charlie, die schon nach zehn Minuten fünf Taschentücher verbraucht hatte. Auf den hinteren Bänken folgten weitere Bekannte, Freunde und diverse Verwandte von Carla, von denen Hanna größtenteils noch nie etwas gehört hatte.

Als der Standesbeamte seine Ansprache beendet hatte, ging er ohne Übergang zur Trauformel über. „Ich frage Sie, Frau Carla Sophia Gräfin von Lahnstein, ist es Ihr freier Wille, mit der hier anwesenden Frau Hanna Novak eine Lebenspartnerschaft einzugehen, so beantworten Sie diese Frage mit einem Ja“, ratterte der Beamte und blickte dabei Carla eindringlich an.

Für einen Moment stand die Zeit still, als Carla stumm zu Hanna hinübersah. Endlich, sagten ihre Augen, Endlich sind wir da, wo wir schon vor langer Zeit hätten sein sollen, und ihre Stimme sprach ein festes, klares „Ja.“

„Nun frage ich Sie, Frau Hanna Novak“, fuhr der Beamte unbeeindruckt fort. „Ist es Ihr freier Wille, mit der hier anwesenden Frau Carla Sophia Gräfin von Lahnstein eine Lebenspartnerschaft einzugehen, so beantworten Sie diese Frage mit einem Ja.“

„Ja“, fiel Hanna dem Standesbeamten ins Wort und versank tief in Carlas blauen Augen. Es war das erste Mal, dass sie Carla in einer öffentlichen Situation weinen sah.

„Dann erkläre ich Sie hiermit rechtmäßig zu Frau und Frau“, leierte der Standesbeamte, doch seine Worte gingen im Applaus und Gejohle der Gäste unter. Hanna schlang ihre Arme um Carla und küsste ihr die Tränen von den Wangen. „Wir haben’s gleich geschafft“, raunte sie ihr ins Ohr. „Nur noch ein paar Unterschriften.“

„Noch sind wir nicht fertig, ich muss Sie alle bitten, wieder Platz zu nehmen“, rügte der Standesbeamte, und nach wenigen Sekunden war wieder Ruhe im Saal. „Es ist meine Pflicht, Sie noch auf einige Dinge hinzuweisen…“

Der Rest der Zeremonie ging für Hanna im Nebel unter. Sie war Carlas rechtmäßige Frau, und keine Macht der Welt würde dies mehr ändern können. Als alle Unterschriften getätigt waren und sie Hand in Hand aus dem Standesamt traten, musste Hanna unwillkürlich an die ersten verstohlenen Küsse zwischen ihnen denken, an die kleinen Lügen und Täuschungen, um ihre Beziehung geheim zu halten, an ihren Streit, als Hanna wenigstens Isabell davon erzählen wollte, und an die Abfuhr von Carlas Vater, als Hanna Carla nach ihrer Entführung besuchen wollte. Und nun standen sie hier, Seite an Seite, und ihr Foto würde morgen in allen Zeitungen zu sehen sein.

„Das hält sich ja noch in Grenzen“, murmelte Hanna und wies mit dem Kopf in Richtung Pressefotografen.

„Oh, das ist nur die Vorhut“, prophezeite Carla. „Die meisten warten vor der Kirche. Man will uns in Brautkleidern sehen. Wo ist unsere einsame Insel, wenn man sie mal braucht“, schimpfte sie leise, während sie mit strahlendem Lächeln für die Fotografen posierten.

„Wenn ich Sie bitten dürfte, meine Damen…“ Hanna hatte gar nicht gemerkt, wann der Fahrer von Ludwigs prachtvoll geschmückter Limousine zu ihnen getreten war. „Der Wagen steht gleich um die Ecke“, informierte er sie.

Die Zeit zwischen der standesamtlichen und der kirchlichen Zeremonie war die unerfreulichste des ganzen Tages, denn Hanna und Carla mussten von einem Termin zum nächsten hetzen. Für das Mittagessen im Rheinturmrestaurant blieb ihnen nicht einmal eine Stunde (nicht, dass Hanna einen Bissen herunterbekommen hätte), da sie vor dem anstehenden Fotografentermin nochmals zum Schloss zurückmussten, um sich umzuziehen. Außerdem sollte ein Teil der Fotos im Schlosspark gemacht werden. Hanna fand, dass Carla in ihrem Brautkleid wie eine junge Königin aussah, und sie konnte sich gar nicht sattsehen an dem bezaubernden Anblick ihrer Frau. Sie war um jedes Foto froh, bei dem der Fotograf sie aufforderte, Carla anzusehen anstatt zu ihm in die Kamera zu blicken. Leider verlangte er dies viel zu selten.

Bei den letzten Fotos klopfte der Butler Justus schon demonstrativ auf seine Uhr. Der Termin musste abrupt beendet werden, und der Fotograf hatte seine Kamera noch nicht wieder verstaut, da saßen Hanna und Carla schon im Auto, um rechtzeitig in der Kirche zu sein. Diesmal wurden sie in zwei getrennten Limousinen zur Kirche gebracht, wie es der gute Ton verlangte. Hanna war ein bisschen bang, so ganz allein ohne Carla. Von weitem waren schon die Glocken zu hören, und als die spätgothische Kirche in ihr Blickfeld kam, fühlte sie sich, als würde sie in wenigen Sekunden einem unersättlichen Monster zum Fraß vorgeworfen.

Carla hatte in der Tat Recht behalten. Der Rummel vor der Kirche war so groß, dass Teile des Geländes abgesperrt worden waren, damit die Bräute und Gäste überhaupt bis zur Kirche vordringen konnten. Sogar die Polizei und zwei Rettungswagen waren angerückt, um bei Bedarf schnell eingreifen zu können. Hanna sollte die Kirche über den Hintereingang betreten, doch auch hier hatten sich längst Schaulustige eingefunden. Etwas abseits, auf dem Parkplatz der Kirche, standen alternativ gekleideten Frauen in Gruppen zusammen, die zum Teil Transparente hochhielten, auf denen Forderungen wie „Gleiches Recht für alle!“ oder „Gebt uns die Homo-Ehe!“ standen. Einige hatten offenbar eine längere Anreise gehabt, denn sie versuchten, vor ihrem VW Bus einen Grill anzuschmeißen und legten sich dabei mit den Polizisten an, die dies rigoros zu unterbinden versuchten. Hanna rechnete schon mit einer ernsten Auseinandersetzung, doch als die Frauen sie bemerkten, ließen sie alles stehen und liegen und winkten und jubelten ihr entgegen, als wäre sie ein Staatsoberhaupt. „Danke, Hanna und Carla!“, riefen ein paar von ihnen, als sie an ihnen vorbeiging. „Viel Glück, Hanna!“, rief jemand anderes, und irgendjemand warf ihr eine rote Rose vor die Füße.

Ausgerechnet dieser Moment war es, als Hanna zum ersten Mal an diesem Tag das sichere Gefühl überkam, dass die Entscheidung für eine öffentliche Trauung richtig gewesen war. Hätte sie Lars geheiratet, hätte sie die volle Unterstützung des Staates und der Kirche gehabt. Jetzt aber, da sie mit Carla ihr Leben verbringen wollte, musste sie sich mit halbherzigen Kompromissen zufrieden geben. Ihr lag wenig daran, ihren Hochzeitstag zu einer politischen Veranstaltung verkommen zu lassen, aber wenn lesbische Frauen diesen Tag nutzten, um auf diese Ungerechtigkeit aufmerksam zu machen, sollte ihr das mehr als recht sein.

Hanna bückte sich und hob, unter allgemeinem Gejohle, die Rose vor ihren Füßen auf. Sie winkte damit in die applaudierende Menge und schritt dann so schnell sie ihre hochhackigen Schuhe trugen zum Hintereingang der Kirche, wo Sylvia schon auf sie wartete. „Du siehst phantastisch aus“, empfing sie Sylvia und lächelte dabei so gerührt, dass Hanna sich ein weiteres Mal fragte, warum sie eigentlich so viele Jahre damit verbracht hatte, sich mit ihrer Schwester zu bekriegen. Sylvia konnte gehässig und kalt wie ein Eisblock sein und wenn es um Geld und Macht ging, war mit ihr nicht zu spaßen. Aber gerade in jüngerer Zeit hatte Sylvia mehrfach unter Beweis gestellt, dass man sich auf sie verlassen konnte. Hanna war diese Entwicklung nicht entgangen und sie hatte sie honoriert, indem sie ihre Schwester gefragt hatte, ob diese sie zum Altar führen würde. Sylvia hatte überrascht, aber erfreut zugesagt. Und nun stand sie vor Hanna in einem gelben Kostüm und einer Orchidee im Knopfloch, und ihr Lächeln machte sie um Jahre jünger.

„Ist Carla schon hier?“, fragte Hanna, als sie mit Sylvia durch die schwere Holztür trat.

„Nein, aber sie kommt sicher jeden Moment.“ Sylvias letzte Worte gingen in lautem Jubel und Applaus unter, der von draußen bis ins Innere der Kirche drang. „Das wird sie sein“, kommentierte Sylvia trocken und führte Hanna in einen Nebenraum, in dem der Pastor bereits auf sie wartete. Gemeinsam sprachen sie ein letztes Mal die Details der Zeremonie durch, und dann war es auch schon so weit, dass die Orgel einsetzte und sich alle auf ihre Plätze begeben mussten.

„Wir können noch nicht rein, die Presse ist noch da“, verkündete Sylvia, die einen Blick ins Kirchenschiff geworfen hatte. „Die Fotografen haben offensichtlich irgendjemanden entdeckt. Sie stehen alle auf einem Fleck und lassen sich auch vom Küster nicht abhalten.“

Also musste die Orgel noch ein paar Variationen spielen, bis endlich der letzte Fotograf vertrieben war, und das Haupttor der Kirche geschlossen werden konnte. Die Orgel verstummte nach einem dramatischen Finale, und eine erwartungsvolle Stille trat ein. Da plötzlich erschallte eine Trompete von der Empore, die nicht etwa eine Kantate von Bach spielte sondern Kajagoogoos „Too shy“. Hanna sackten die Beine weg bei den ersten Tönen des Liedes, doch Sylvia hatte sie fest eingehakt und stand wie ein Fels in der Brandung neben ihr am Seiteneingang zum Kirchenschiff. Der Klang der Trompete war das Zeichen für Carla und Leonard, von der gegenüberliegenden Seite aus zum Gang des Mittelschiffs zu schreiten, während Hanna und Sylvia noch auf das Zeichen des Küsters warten mussten, bis sie den beiden folgen durften.

Die Kirche platzte aus allen Nähten. Bis auf den letzten Platz waren die Bänke gefüllt. Alle drehten sich zu ihnen um, als sie den Mittelgang betraten, und Hanna fürchtete, sie würde jeden Moment über ihre eigenen Füße stolpern. Ihre eleganten Schuhe und das bis zum Boden reichende Brautkleid erhöhten nicht gerade die Trittsicherheit. Nach einigen Sekunden hatte sie sich jedoch wieder gefangen und wagte einen Blick in die Gästeschar. Jetzt wurde ihr auch klar, woran die Fotografen sich so lange aufgehalten hatten. In einer der hinteren Bänke saßen Hella, Anne und Maren mit ihren jeweiligen Partnerinnen und lächelten Hanna freundlich zu. Hella hob grüßend den Arm und machte ein Thumbs-Up-Zeichen in Hannas Richtung. Dieser schoss auf der Stelle die Röte ins Gesicht, und sie heftete ihren Blick wieder auf Carla und Leonard, die jetzt am Altar angekommen waren.

Hanna brauchte Carlas Gesicht nicht zu sehen, um zu wissen, dass ihr die Musik auf der Empore genauso nahe ging wie ihr. Sie hatten den Programmpunkt gemeinsam ausgesucht, doch die Trompete jetzt tatsächlich spielen zu hören, umringt von all den Menschen in einer festlich geschmückten Kirche mit Carla im Brautkleid bei ihr, das war ein unbeschreibliches Gefühl. Vermutlich war jedem in der Kirche klar, dass dieses Lied eine besondere Bedeutung für Carla und Hanna hatte, aber nur ihre engsten Vertrauten wussten, dass sie schon vor neun Jahren ein Paar gewesen waren, und dass ihr Zusammenkommen in Griechenland eine Wiedervereinigung gewesen war. Doch selbst die engsten Vertrauten wussten nicht, dass dieses Lied dafür gesorgt hatte, dass Carla nach einem ausgelassenen Abend zu Hanna nach Hause gekommen war, und dass Hanna an diesem Abend zum ersten Mal aufgegeben hatte, gegen etwas in sich anzukämpfen, wogegen sie machtlos war.

„Liebe Gemeinde, liebe Verwandte, liebe Freundinnen und Freunde des Brautpaares“, begann der Pastor mit sonorer Stimme, sobald Sylvia und Leonard sich gesetzt hatten und Hanna zu Carla an den Altar getreten war. „Wir haben uns hier versammelt, weil zwei Menschen, die sich lieben, ihre Liebe vor Gott segnen lassen möchten. Ich bitte Sie alle, während des Gottesdienstes nicht zu fotografieren und auch keine Videoaufnahmen zu machen.“

Der Pastor sagte noch diverse andere Dinge zum Ablauf des Gottesdienstes, deren Inhalt sämtlich an Hanna vorbei ging. Sie konnte nur daran denken, dass Carla neben ihr stand, als ihre Frau, und wie wunderschön sie war, und dass sich alles anfühlte, als sei es nur ein schöner Traum, unwirklich wie ein Märchen oder wie ein Film aus Hollywood.

Hanna kniff unauffällig die Augen zusammen, aber als sie sie wieder öffnete, stand der Pastor immer noch da und redete. „Statt eines Eingangspsalms habt ihr das Hohelied der Liebe aus dem ersten Korintherbrief ausgewählt, das eine Freundin für euch verlesen wird“, sagte er gerade und bat Nina, zu ihm an den Altar zu treten.

Nina sah absolut entzückend aus, und Hanna wunderte sich, wie sie es wohl geschafft hatte, sich nach der Schlacht in der Schlossküche noch derart in Schale zu werfen. Sie trug ein bordeauxrotes Kleid, schwarze Schuhe und eine silberne, schwere Kette, die ihren gebräunten Teint noch mehr betonte. Bei näherem Hinsehen fiel Hanna ein Ring an ihrem Finger auf, den sie an ihr bisher noch nicht gesehen hatte. Ein prüfender Blick zu Erika offenbarte, dass diese den gleichen Ring trug. Erika, die Hannas Blick verfolgt hatte, lächelte ihr verschmitzt zu, und Hanna machte eine stumme Geste, die besagte, dass sie später unbedingt Details hören wollte.

Nina, die von dem Intermezzo zwischen Hanna und Erika nichts mitbekommen hatte, entfaltete den Zettel in ihrer Hand und stellte sich mit dem Gesicht zur Gemeinde. Als sie zu lesen begann, war es so still im Saal, das man eine Stecknadel hätte fallen lassen hören. „Wenn ich mit Menschen- und mit Engelszungen redete und hätte die Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle…“, begann sie, und Hanna war überrascht, wie gut Ninas Stimme, obgleich weich und hell, vom Saal getragen wurde. „Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, so dass ich Berge versetzen könnte, und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts.“

Hannas Blick schweifte von Nina zu Carla, deren Mundwinkel leicht zitterten. Zu gern hätte sie Carla in den Arm genommen, aber noch durften sie sich nicht berühren. Nina fuhr mit der Verlesung des Korintherbriefes fort, und ihre Stimme strahlte dabei eine Kraft und Authentizität aus, dass selbst der Pastor beeindruckt schien.

„Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe; diese drei. Aber die Liebe ist die größte unter ihnen“, schloss Nina und faltete ihren Zettel wieder zusammen. Leicht verlegen blickte sie zu Carla, die ihr wortlos dankte, und setzte sich dann wieder zu Erika auf ihren Platz. Es folgte ein Lied, das von der gesamten Gemeinde gesungen wurde, und ein Gebet, bevor der Pastor seine Ansprache zum Trauspruch hielt.

„Ihr habt einen weltlichen Trauspruch in Form eines Gedichts gewählt“, wandte sich der Pastor wieder an Hanna und Carla, „das ich jetzt verlesen werde.“ Er zog ein Papier aus seiner Bibel und begann zu lesen: „Nicht du um der Liebe willen, sondern um deinetwillen die Liebe. Nicht weil ich lieben muss, sondern weil ich dich lieben muss…“

Hanna schloss unwillkürlich die Augen, als ihr bei den Worten Bilder vom Morgen durch den Kopf schossen. Sie wusste genau, wo vorhin noch ihre Hand und ihr Mund gewesen waren, als Carla diese Worte geflüstert hatte.

Ein Blick zu Carla überzeugte Hanna, dass diese mit demselben Problem zu kämpfen hatte, und sie biss sich auf die Lippen, um sich nicht zu verraten. Sie war froh, als der Trauspruch gesagt war und das nächste Lied gesungen wurde. Anschließend folgte ein Sologesang von einem glockenklaren Sopran, der, begleitet von einem kleinen Orchester, Edvard Griegs „Solveig‘s Song“ von der Empore sang. Hanna und Carla hatten lange diskutiert, ob sie dieses Stück tatsächlich in den Gottesdienst aufnehmen sollten, denn es stand für eine Zeit der Trauer und Verzweiflung. Aber Carla wollte die Dämonen aus der Vergangenheit endgültig vertreiben, und sie hoffte, dass das Einbeziehen dieser Arie, die sie nach Hannas vermeintlichem Tod so oft für sich allein gehört hatte, ihr dabei helfen würde. Beide, Carla und Hanna, standen mit dem Rücken zur Gemeinde, den Blick auf den Boden gesenkt, als die Klänge der wehmütigen Melodie durch den Saal schwebten, und sie hoben die Köpfe nicht, bis die Arie vollendet war.

The winter may pass and the spring disappear,
the summer too will vanish and then the year.
But this I know for certain: You’ll come back again.
And even as I promised you’ll find me waiting then.
I will wait for you until you’re near me
and if you’re waiting above we’ll meet there.


Der Pastor sprach ein Gebet und bat Hanna und Carla anschließend, sich zu erheben, um den ungewöhnlichsten Part dieser Zeremonie zu begehen: die abgewandelte Form eines Trauspruchs. „Hanna Novak, willst du Carla Sophia von Lahnstein, die Gott dir anvertraut, als deine Frau lieben und ehren und eine Partnerschaft mit ihr nach Gottes Gebot und Verheißung führen in guten und in bösen Tagen bis dass der Tod euch scheidet, so antworte: Ja, mit Gottes Hilfe.“

„Ja, mit Gottes Hilfe“, sagte Hanna laut und vernehmlich.

„Carla Sophia von Lahnstein, willst du Hanna Novak, die Gott dir anvertraut, als deine Frau lieben und ehren und eine Partnerschaft mit ihr nach Gottes Gebot und Verheißung führen in guten und in bösen Tagen bis dass der Tod euch scheidet, so antworte: Ja, mit Gottes Hilfe.“

„Ja, mit Gottes Hilfe“, wiederholte Carla mit fester Stimme.

Der nun folgende Ringwechsel war der Moment, vor dem Hanna sich am meisten gefürchtet hatte, denn sie musste an dieser Stelle ein paar Worte sagen, und zwar so deutlich, dass auch die Menschen, die auf der letzten Bank saßen, es verstehen konnten. Hanna holte tief Luft, als Isabell ihr Carlas Ring reichte, und legte Carlas kühle Hand in ihre. „Viele Menschen träumen von der großen Liebe“, sprach sie und hatte große Mühe, dass ihr die Stimme nicht wegbrach. „Ich habe sie erlebt. Und ich erlebe sie jeden Tag neu. Mit dir. Du machst mich sehr glücklich, und dafür bin ich dir unendlich dankbar. Ich liebe dich, und ich will mein Leben mit dir teilen, was immer auch geschieht.“

Carlas schlanke Finger waren trotz der sommerlichen Temperaturen so kühl, dass Hanna keine Mühe hatte, ihr den Trauring überzustreifen. Jetzt nahm Carla Hannas Ring von Lars in Empfang und legte Hannas Hände in ihre. „Bevor ich dich getroffen habe, dachte ich, dass ich manche Dinge in meinem Leben nie erfahren würde“, sagte sie, und ihre blauen Augen ruhten so intensiv auf Hanna, als wären sie allein im Saal. „Du hast alles für mich verändert. Unser Weg zueinander war nicht gerade, sondern er war gepflastert mit Hindernissen, und viele Lieben zerbrechen an solchen Umständen. Unsere ist daran gewachsen. Ich liebe dich und will meinen Lebensweg mit dir zusammengehen. Ich möchte dich an meiner Seite haben als Frau, Partnerin, Freundin und Mutter meiner Tochter.“ Carla streifte Hanna ihren Ring über den Finger, und dann durften sie sich endlich, endlich in die Arme nehmen und küssen.

Das Publikum hinter ihnen schniefte und schnäuzte vernehmlich, und der Pastor musste seinen anschließenden Segen ungewöhnlich laut sprechen, um das Rascheln der gezückten Taschentücher zu übertönen. Selbst die Sopranistin, die inzwischen von der Empore hinuntergestiegen war, brauchte eine Weile, um sich wieder zu sammeln, bevor sie mit allen Anwesenden Bette Midlers „The Rose“ anstimmte.

Erstmals seit Beginn der Zeremonie standen Carla und Hanna mit dem Gesicht zu den Gästen, so dass sie durch die Bankreihen schauen konnten. Während Hannas Blick durch die Reihen schweifte, musste sie feststellen, dass sie weniger als ein Viertel der geladenen Gäste kannte. Die Familie der von Lahnsteins war riesig und sehr verzweigt, und sicher hatte es sich manch entfernter Cousin nicht nehmen lassen, bei diesem medienträchtigen Ereignis vor Ort zu sein. Aber auch dafür hatten Carla und sie sich bewusst entschieden. Sie hätten entweder im sehr kleinen oder im ganz großen Kreis heiraten können, und die vielen unbekannten Gesichter vor Hanna war das Resultat ihrer Entscheidung für die große Lösung.

Die hochgewachsene blonde Frau mit dem Kurzhaarschnitt, die hinter Erika und Nina saß, musste Stella sein. Hanna kannte sie schon von vielen Fotos und vermutete, dass die Frau neben Stella deren neue Partnerin sein musste, ein Fotomodell, das in New York lebte. Hanna hatte schon von Carla gehört, dass Stellas Freundin sehr attraktiv sei, aber sie hatte nicht damit gerechnet, dass sie aussah wie Kate Moss in jüngeren Jahren. Stella fing Hannas Blick auf und lächelte ihr freundlich zu, und Hanna erwiderte das Lächeln. Erst jetzt merkte Hanna, wie unendlich sie diese kleine Geste erleichterte und wie sehr ihre Schuldgefühle gegenüber Stella sie belastet hatten. Für sie gehörte dieser kurze Moment mit Stella zu den schönsten der ganzen Trauung, und sie nahm sich vor, mit ihr später unbedingt ein paar Worte zu wechseln.

Nachdem Fürbitte und Vater unser gesprochen waren, leitete die Orgel mit kräftigen Akkorden das Ende der Zeremonie ein, und Carla und Hanna schritten langsam Arm in Arm dem Ausgang entgegen. Ein paar Meter vor ihnen gingen Karolin und Sophia und verstreuten mit großer Ernsthaftigkeit und Inbrunst ihre Blumen. Sophia sah so süß aus in ihrem kleinen Kleidchen und war so konzentriert bei der Arbeit, dass Hanna ihren Blick kaum von ihr wenden konnte. Sie liebte Sophia wie ihre eigene Tochter und war unsagbar froh über ihr gutes Verhältnis zu ihr. Carlas Trennung von Stella war sehr hart für Sophia gewesen, und Hanna und Carla hatten ganz bewusst beschlossen, dass Hanna in ihrem ersten Jahr in Barcelona noch zu Hause bleiben würde, damit sie eine engere Bindung zu Sophia aufbauen konnte.

Diese Entscheidung hatte sich absolut bewährt, denn auch wenn Sophia Hanna von Anfang sehr gemocht hatte, so vermisste sie Stella doch sehr, und es hatte seine Zeit gedauert, bis sie Hanna als ihre zweite Mutter akzeptieren konnte. Vor zwei Monaten hatte Carla dann Hanna damit überrascht, dass sie ein altes Restaurant für sie gekauft hatte, das diese nun nach eigenem Gusto renovieren und modernisieren konnte, um es dann zu führen. Hanna freute sich ungemein auf die neue Aufgabe, doch sie und Carla waren sich einig gewesen, dass sie erst nach der Hochzeit mit der Renovierung des Gebäudes beginnen würden. Schon in wenigen Wochen, sobald sie aus Ägypten zurück waren, würden sie gemeinsam Restaurantmessen besuchen und Möbelkataloge wälzen, und Hanna konnte die Zeit bis dahin kaum abwarten.

Hanna spürte Carla durchatmen, als sie aus dem Tor der Kirche ins Licht traten und von einer jubelnden Menge empfangen wurden. Die Menschen schwenkten kleine Fähnchen, Hüte und Transparente, und viele riefen ihnen gute Wünsche zu. Als Hanna und Carla in die Menge winkten, wäre Hanna fast über einen Kameramann gestolpert, der vor ihren Füßen kniete, um die Szene möglichst nah einzufangen. Der ganze Platz war übersät von Menschen, und Hanna traute ihren Augen kaum, als sie weiter hinten einen improvisierten Bratwurststand entdeckte, der offensichtlich kurzfristig aufgebaut worden war, um seinem Inhaber das Geschäft des Jahres zu bescheren. Und das alles, weil die Frau an ihrer Seite die Gräfin von Lahnstein war.

Hanna hatte erwartete, dass sie den Rummel als unangenehm empfinden würde, doch das Gegenteil war der Fall. Es rührte sie, dass sich so viele Menschen mit ihnen freuten, und sie hatte in diesem Moment tatsächlich das Bedürfnis, ihr Glück mit der ganzen Welt zu teilen. Und abgesehen davon würde sie ihre frischgebackene Frau schon morgen ganz für sich allein haben, und in Ägypten würde sie Carla höchstens mit den Fischen teilen müssen.



* * *



Die Party im Schlosspark von Königsbrunn wurde ein voller Erfolg. Erika führte mit Herz und Humor durch das Programm, so souverän, als würde sie dies jeden Tag machen, und Ninas Leckereien am Buffet kamen hervorragend bei den Gästen an. Lars und Florian hatten schon nach einer Stunde so viel Sekt intus, dass sie mit einer kleinen Karaoke-Performance für Stimmung sorgten und auch andere Gäste mit ihrem Auftritt ansteckten. Doch so belustigend die Aktion auch war, für die Ohren war sie eine Beleidigung, und so waren die meisten Gäste nicht traurig, als endlich die engagierte Live-Band loslegte und Musik aus den 1980er Jahren spielte. Schon der erste Song, Roger Chapmans „Shadow on the wall“, lockte zahlreiche Gäste auf die Tanzfläche, die den gesamten Abend über voll bleiben würde.

Hanna hatte sich schon seit Wochen darauf gefreut, mit Carla tanzen zu können, doch nun musste sie feststellen, dass es gar nicht so einfach war, in Brautkleidern zu tanzen. Außerdem blieb ihr gar nicht so viel Zeit dafür, wie sie gehofft hatte, denn sie war ständig mit Gästen in Gespräche verwickelt. Dennoch nutzten Carla und Hanna jeden kleinen Augenblick, um sich davonzustehlen und gemeinsam zu tanzen. „Zeigst du mir nachher deine Schallplattensammlung?“, flüsterte Carla in Hannas Ohr, während sie eng umschlungen zu Barbra Streisands „Woman in Love“ tanzten.

„Vielleicht ja, vielleicht nein“, flüsterte Hanna zurück.

„Was soll das denn heißen?“, protestierte Carla entrüstet. „Ich bin deine Frau.“

„Trotzdem.“ Hanna küsste Carlas Mundwinkel. „Mit dir und den Schallplatten, da weiß man nie, wo das hinführt.“

„Hierhin hat es uns geführt.“ Carla vergrub ihr Gesicht in Hannas Haar. „Genau hierhin hat es uns geführt...“

Jemand tippte Hanna von hinten auf die Schulter, so dass sie ihren Tanz unterbrechen mussten. Es war Nina, die etwas verlegen hinter ihr stand und offenbar etwas zu sagen hatte. „Entschuldigt, dass wir euch stören“, meinte sie ungewöhnlich schüchern. „Aber Erika und ich hätten noch etwas sehr Wichtiges mit euch zu besprechen.“

„Was gibt es denn?“, fragte Carla und sah neugierig Erika entgegen, die nun auch zu ihnen trat.

„Vielleicht ist die Tanzfläche nicht der richtige Ort?“ Erika schaute zögernd zu Nina.

Carla sah auf Erikas Hände. „Hanna, siehst du das, was ich sehe?“, fragte sie in beiläufigem Tonfall.

„Ja, das tue ich“, bestätigte Hanna und schob Erika und Nina von der Tanzfläche. „Ich denke, die beiden sind uns eine Erklärung schuldig.“

„Erika und ich haben uns verlobt“, platzte Nina heraus und strahlte über das ganze Gesicht.

„Und wir wollten euch fragen, ob ihr unsere Trauzeuginnen sein möchtet“, ergänzte Erika und legte ihren Arm um Nina.

„Wow!“, sagte Hanna nur und starrte sprachlos zu Carla.

Diese erholte sich schneller. „Sehr gern sogar!“, sagte sie kopfschüttelnd. „Es ist uns eine Ehre.“ Sie umarmte erst Erika, dann Nina und küsste beide auf die Wange. „Herzlichen Glückwunsch! Ich freue mich sehr für euch!“

„Ich mich auch.“ Hanna hatte ihre Stimme wiedergefunden und schloss Nina und Erika gleichzeitig in ihre Arme. „Herzlichen Glückwunsch, ihr Lieben!“

„Dann wäre das ja geritzt“, freute sich Nina und stibitzte sich von einem der Tische eine Flasche Champagner und vier Gläser.

„Auf euch“, sagte Carla, als sie gemeinsam anstießen.

„Und auf euch“, ergänzte Erika und stieß ein zweites Mal an die Sektgläser.

„Also auf uns!“, rief Hanna, und noch einmal klirrten die Gläser.

„Oh, es wird Zeit für das Feuerwerk.“ Erika verschluckte sich fast an ihrem Champagner, als sie auf ihre Armbanduhr schaute. „Während ich es ankündige, könnt ihr schon mal die besten Plätze besetzen“, schlug sie vor und verschwand mit ihrem Sektglas in Richtung Bühne.

Hanna hatte in ihrem Leben schon viele Feuerwerke gesehen, nicht nur zum jährlichen Silvester. Doch dieses war unumstritten das Schönste, denn es war ihr Feuerwerk. Carla stand dicht hinter ihr und hatte ihre Arme um Hanna gelegt, während sie gemeinsam in den Nachthimmel schauten und die weißen, roten und grünen Formationen verfolgten, die sich spontan über ihnen am Himmel ergossen.

„Wenn das ein Traum ist, dann kneif mich bitte“, flüsterte Carla.

„Dann haben wir den gleichen Traum“, sagte Hanna leise. „Und ich möchte auch nie wieder aufwachen.“

„Ich liebe dich, Hanna.“

Hanna drehte ihren Kopf zu ihr. „Auch wenn ich alt und grau bin und meine Zähne verloren habe?“

„Dann lieben wir uns zahnlos.“

„Ich würde dir auch deine Bettpfanne bringen, wenn’s nottut“, lächelte Hanna und küsste Carla.

„Du vergisst, dass wir eine Menge Personal haben werden, wenn wir alt und grau sind. Wir werden zahnlos in unseren Liegestühlen sitzen, dem jungen Volk zuschauen und uns von vorn bis hinten bedienen lassen.“

„Klingt wie ein Wellnesstrip.“

Carla lächelte. „Das Leben ist gut, solange du bei mir bist.“

„Ich liebe dich.“ Hanna kuschelte sich zurück in Carlas Arme und zusammen beobachteten sie, wie eine weiße Explosion über ihnen den Himmel erhellte und tausend kleine Sterne wie Elfenstaub auf sie herabregneten.




ENDE :herzschlag:

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