Vielen Dank für die Kommentare. Hier kommt nun der nächste Teil.
@boeder2006: ja, ich bin auch im CHF-Forum unterwegs
Teil 2
Als Stella am nächsten Morgen erwachte, wusste sie erst gar nicht, wo sie war. Auf jeden Fall nicht in ihrem Bett. Sie blickte sich verschlafen um und erkannte, dass sie gestern Abend auf dem Sofa in ihrem Büro eingeschlafen war. Als sie an den Abend zuvor dachte, kam ihr alles wieder in den Sinn. Die Diskussion mit Ansgar und Francesca und der anschliessende Streit mit Carla. Carla, dachte Stella und schon wieder kullerte eine Träne über ihre Wange. Sie fühlte sich hilflos und verloren. Sie konnte einfach nicht glauben, dass jetzt alles vorbei sein sollte. Nicht so. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass das Personal noch nicht eingetroffen war und sie somit das Schloss unbemerkt verlassen konnte. Sie hoffte auch, obwohl es weh tat, dass sie auch Carla nicht über den Weg lief. Sie hatte im Moment einfach keine Kraft mehr für eine erneute Auseinandersetzung. Stella packte ihre Sachen zusammen und verliess durch den Dienstbotenausgang das Schloss.
Während der Fahrt nach Hause wurde ihr klar, dass sie im Moment einfach nicht arbeiten konnte, sie würde es nicht ertragen, Carla ständig zu sehen, während diese sie keines Blickes würdigte. Sie beschloss, später Justus anzurufen und bis ihm krank zu melden. Als erstes musste sie ihre Gedanken ordnen und sehen, wie es weiterging. Sie wollte Carla auf keinen Fall kampflos aufgeben, auch wenn diese ihr nicht glaubte. Sie liebte diese Frau von ganzem Herzen und sie wollte und konnte ohne sie nicht mehr leben. Es würde ihr schon irgendwie gelingen, Carla zu überzeugen, dass sie kein falsches Spiel mit ihr trieb. Mit diesen Gedanken erreichte sie ihre Wohnung und beschloss, sich erstmal ein warmes Bad zu gönnen.
***
Carla erwachte, als Kinderlachen aus ihrem Wohnzimmer zu ihr ins Schlafzimmer drang. Sie stand auf, um nachzuschauen, was Sophia so sehr amüsierte. „Guten Morgen, Gräfin Lahnstein“, begrüsste das Kindermädchen sie. „Guten Morgen. Wie geht es meiner Tochter?“ „Sehr gut. Sie hat viel Freude an dem Plüschpony.“ Das Plüschpony, schoss es Carla durch den Kopf, das hatte Stella Sophia zum Geburtstag geschenkt. Seither gab es die Kleine nicht mehr her. Bei dem Gedanken an Stella zog es ihr schmerzhaft das Herz zusammen. „Mama, Mama, will zu Tella. Will zu Tella“, quiekte die kleine Sophia vergnügt. Carla nahm sie auf den Arm und strich ihr liebevoll durch das Haar. „Tut mir leid mein Sonnenschein, aber wir werden Stella in nächster Zeit nicht sehen.“ Sophia machte ein trauriges Gesicht. Carla setzte ihre Tochter wieder auf den Boden, gab ihr noch einen Kuss und verabschiedete sich. „Ich muss in Holding.“
Sie konnte sich einfach nicht auf die Arbeit konzentrieren. Zum wiederholten Mal versuchte sie nun, den Vertrag durchzuarbeiten, doch ihre Gedanken wanderten immer wieder zurück zu dem Streit mit Stella. Wie kann sie mich nur so hintergehen? Sie ist der Mensch, dem ich am meisten vertraue und sie spielt ein falsches Spiel mit mir? Wie konnte ich mich nur so in Stella täuschen? Carlas Gefühle gegenüber Stella konnten widersprüchlicher nicht sein. Einerseits war sie wütend, zornig, andererseits auch masslos enttäuscht und sie fühlte sich betrogen. Doch tief in ihrem Innern konnte sie noch immer die Gefühle spüren, die sie für Stella hegte. Sie wusste einfach nicht, wie es weitergehen sollte. Hatte ihre Beziehung überhaupt noch eine Chance? Du hast gar keine Beziehung mehr, erinnerte sich Carla selber daran, dass sie ja am Abend zuvor den Schlussstrich gezogen hatte. Vielleicht war diese Entscheidung doch etwas übervorteilt gewesen? Andererseits war sie im Moment emotional so aufgewühlt, dass sie sowieso keinen klaren Gedanken fassen konnte, geschweige denn eine richtige Entscheidung treffen. Sie beschloss, für heute Feierabend zu machen.