Teil 49
Susanne und Carla saßen dicht aneinander geschmiegt im Fond von Johannes Limousine, die Ärztin hatte sie letzten Endes überreden können die Klinik zu verlassen. Johannes telefonierte mit Frau Keppler und bat sie Carla`s ehemalige Suite herzurichten, da Carla und Susanne nicht ohne Sophia in ihr Haus zurück wollten. Besorgt beobachte Johannes seine Tochter und ihre Frau im Rückspiegel, Susanne hatte ihre Kopf an Carla`s Schulter gelehnt und schien eingeschlafen zu sein. Carla hielt sich durch schiere Willenskraft aufrecht und strich gedankenverloren durch Susanne`s Haar. Johannes unterdrückte ein Seufzen und konzentrierte sich wieder auf den Verkehr. Elisabeth und Nathalie folgten Johannes mit dem Leihwagen, Nathalie saß schweigend neben Elisabeth und starrte zum Seitenfenster hinaus. " Carla wird mit Dir reden Nathalie, sie weiß das Sophia Dir ihr leben verdankt". " Da bin ich mir nicht so sicher, sie hat mich nicht einmal angesehen als sie in den Warteraum zurück kam" erwiderte Nathalie. " Sie steht Todesängste um Sophia aus,ist wie immer zu stolz das zu zeigen und Susanne stand kurz davor zusammen zu brechen.Es war einfach nicht der rechte Zeitpunkt, Carla wird einen schritt auf Dich zu machen, da bin ich mir sicher". Nathalie schwieg und sah weiter zum Seitenfenster hinaus, die Landschaft zog an ihr vorbei ohne das sie sie wahr nahm.
" Sind Sie verrückt hier anzurufen?" herrschte Ansgar Victor durch das Telefon an. " Das dürfte Ihre geringste Sorge sein Herr Graf" erwiderte Victor " Ihr Vater weiß alles". " Was meinen Sie damit er weiß alles, woher den?" " Ihre Frau ist gestern Abend überraschend im Schloss aufgetaucht, danach waren alle in heller Aufregung und Ihr Bruder hat die kleine direkt in eine Klinik bringen lassen". Ansgar schloss die Augen und versuchte die Aufsteigende Wut hinunter zu schlucken. " Sind Sie noch auf dem Schloss?" " Was denken Sie den, Ihr Vater hat mich in hohem Bogen hinaus geworfen. Er weiß das ich Sophia in ihrem Auftrag das Aspirin verabreicht habe, aber ihre Frau weilt wieder auf dem Schloss". Mit Schwung warf Ansgar sein Whiskey glas an die Wand - Gott verdammt Nathalie, das wirst Du mir büssen.
Johannes stellte den Motor ab, stieg aus und öffnete die Tür zum Fond " lass sie schlafen, ich trage sie hoch" sagte er zu seiner Tochter die sich gerade abschnallte. Vorsichtig zog Johannes seine Schwiegertochter aus dem Auto und nahm sie auf die Arme. Carla verriegelte das Fahrzeug und folgte ihrem Vater die Treppe hoch. Hinter ihr erklang Motorengeräusch, Elisabeth und Nathalie fuhren die Auffahrt hoch und parkten neben der Limousine. Johannes betrat die Suite seiner Tochter und ging direkt zum Schlafzimmer, vorsichtig legte er Susanne ab und drehte sich zu Carla um " Du solltest auch schlafen, soll ich Dir eine Schlaftablette bringen lassen?" Carla schüttelte den Kopf " nein, nicht nötig, danke". Nachdem Johannes den Raum verlassen hatte ging sie zu dem breiten Bett hinüber und begann Susanne vorsichtig auszuziehen, einen Moment blieb sie auf dem Rand des Bettes sitzen und beobachtete ihre schlafende Frau. Die Strapazen der letzten stunden waren ihr deutlich anzusehen, Carla streichelte sanft über Susanne`s Wange und erhob sich um ins Bad zu gehen. Carla schaltete das Licht an, trat ans Waschbecken und studierte ihr Gesicht im Spiegel, sie sah keinen Deut besser aus als Susanne. Carla drehte den Duschhahn auf und entledigte sich ihrer Kleidung, sie trat unter den Wasserstrahl und zog die Duschkabinen Tür hinter sich zu. Carla hielt ihr Gesicht in den Wasserstrahl, langsam löste sich die Anspannung, sie spürte die Aufsteigenden Tränen und lies sich an der Wand entlang nach unten rutschen. Die angezogenen Beinen umschlungen saß Carla weinend auf dem Boden, während das Wasser auf sie hinunter prasselte.
" Ist es euch wirklich recht wenn ich hier bleibe?" Nathalie saß mit Elisabeth und Johannes in der Bibliothek. " Natürlich bleibst Du " sagte Elisabeth. Johannes nickte zustimmend und trat an die Bar um sich einen Drink einzuschenken. Fragend sah er die beiden Frauen an und füllte zwei weitere Gläser. Schweigend tranken sie, der Alkohol verfehlte seine Wirkung nicht und beruhigte die Nerven. Nathalie erhob sich " ich geh dann mal auf mein Zimmer, gute Nacht". Johannes sah seiner Schwiegertochter hinterher und nahm einen weiteren schluck aus seinem Glas " wie konnte er das nur tun?" fragte er seine Frau. " Ich weiß es nicht Johannes, ich habe schon lange aufgegeben verstehen zu wollen was in Ansgar`s Kopf vor sich geht". " Ein Kind Elisabeth, ein unschuldiges Kind, wie kann er so etwas seiner eigenen Nichte antun?" " Er wollte Carla wohl an ihrer empfindlichsten stelle treffen" Elisabeth nahm Johannes das leere Glas aus der Hand und zog ihn aus dem Sessel " wir sollten auch ins Bett gehen".
Nach einer kleinen Ewigkeit wurden die Tränen weniger und das Wasser war kalt geworden. Carla drehte den Hahn zu und trat aus der Duschkabine, sie trocknete sich ab und schlüpfte wieder in ihr T-Shirt. Leise betrat sie das Schlafzimmer und schlüpfte vorsichtig zu Susanne unter die Decke, sie rutsche ganz dicht an ihre Frau und legte ihren Arm um sie. Instinktiv drehte sich Susanne in ihrem Arm zu Carla um und kuschelte sich eng an sie. Erschöpft schloss Carla die Augen und war wenig später in den schützenden Armen ihrer Frau eingeschlafen. Susanne öffnete die Augen und sah sich verwundert um, sie war in Carla`s ehemaligem Schlafzimmer. Aus dem Nebenzimmer drang leise Carla`s Stimme durch die angelehnte Tür. Susanne setzte sich auf und die Erinnerung stürmte auf sie ein - Sophia. Susanne schlug die Decke zurück und wollte aufstehen als Carla leise, ihr Handy zuklappend, den Raum betrat. " Hey, Du bist ja schon wach" begrüßte sie Susanne. " War das die Klinik? Wie geht es Sophia?" " Ja, das war Professor Ackermann, Sophia spricht gut auf den neuen Medikamentenplan an und hat die Nacht gut überstanden". Carla trat ans Bett und setzte sich neben Susanne auf die Bettkante. " Das Fieber ist weiter gesunken und wenn die Werte stabil bleiben wollen sie sie heute vom Beatmungsgerät nehmen". " Oh Gott " Susanne umarmte Carla, diese streichelte ihr über den Rücken " Sie wird es schaffen, unsere Tochter ist stark, das hat sie von Dir" sagte Carla. " Gestern war ich alles andere als stark" murmelte Susanne. Carla löste sich etwas aus Susanne`s Umarmung um ihrer Frau in die Augen sehen zu können " Ohne Dich hätte ich den gestrigen Tag nicht überstanden, ganz zu schweigen von der Nacht davor, Deine Ruhe und stärke haben mich die letzten 24 stunden aufrecht gehalten. Ich kenne keine stärkere Frau als Dich". " Du bist viel stärker als ich". " Gefühle zuzulassen erfordert mehr kraft und stärke als sie zu unterdrücken" Carla`s Finger verflochteten sich mit denen von Susanne " Du bist um so vieles stärker als ich". Carla drückte Susanne´s Hand und erhob sich " Elisabeth hat uns Wäsche zum wechseln geholt, während Du duschst rufe ich in der Holding an und sage bescheid das ich den Rest der Woche nicht ins Büro komme". Eine halbe stunde später betraten Carla und Susanne das Esszimmer, Johannes sah von seiner Zeitung auf und begrüßte die beiden Frauen. Carla berichtete ihm von ihrem Telefonat mit Professor Ackermann und fragte dann nach Elisabeth. " Sie ist in die Holding gefahren". Carla nickte und biss in ihr Brötchen " und … Nathalie?" Johannes faltete die Zeitung zusammen und legte sie beiseite. " Nathalie hat sich ihr Frühstück mit auf ihr Zimmer genommen, sie war sich unsicher ob Du mit ihr an einem Tisch sitzen würdest". Carla legte das Brötchen auf den Teller zurück und sah zu Susanne rüber, diese drückte kurz ihre Hand " Du solltest mit ihr reden Carla". " Ich weiß", Carla erhob sich und verlies den Raum. Unschlüssig stand Carla vor Nathalie`s Zimmer, schliesslich hob sie die rechte Hand und klopfte an. " Ja, bitte" rief Nathalie und Carla öffnete langsam die Tür, zögernd trat sie ein und schloss hinter sich die Tür.
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