Ich nahm sie mit in mein Reich. Früher hatte ich immer erst überlegen müssen, ob auch wirklich aufgeräumt war. Aber seit ich mindestens acht Stunden am Tag arbeitete und mir drei Abende in der Woche beim Volleyball den Frust von der Seele schmetterte und an den Übrigen meist Überstunden machte, hatte ich gar keine Zeit mehr meine Wohnung in ein Schlachtfeld zu verwandeln. Eigentlich konnte man es als Fügung des Schicksals bezeichnen. Es ermöglichte mir immerhin, die eine oder andere Frau mit nach Hause zu nehmen, ohne mich schämen zu müssen.
„Der Boden ist toll.“
Jeder fand das. Dunkles Laminat mit hellen Möbeln, das hatte ich mir schon immer gewünscht. Ich legte nicht viel Wert auf Dekoration, da musste die Basis stimmen. „Ja, finde ich auch“, erwiderte ich grinsend.“
„Du lebst nicht wirklich hier oder?“
„Doch. Ich bin nur selten da. Das macht es einfacher. Ohne Unordnung muss ich nicht so viel aufräumen.“
„Das ist praktisch, da stimme ich dir zu.“
„Magst du was trinken?“
„Wenn du was Leckeres da hast, gerne.“
„Bestimmt.“ Ich sah in meinen Kühlschrank. „Saft, Cola, Wasser, Sekt, Milch. Alles was das Herz begehrt. Du hast die freie Wahl.“
„Eigentlich sollte ich auf den Sekt verzichten. Es wäre wohl doch zu viel durcheinander.“
„Naja, wir haben gegessen und waren an der frische Luft.“ Tatsächlich spürte ich den Alkohol kaum mehr seit dem Kuss.
„Überredet. Mut antrinken.“ Sie lachte.
„Du bist zu nichts gezwungen.“
„Ich weiß. Es ist nicht, dass ich nicht will. Ich weiß nur nicht wie.“
„So, wie du auch berührt werden möchtest. Du bist doch auch eine Frau.“
„Ja…“
Mit zwei Sektgläsern und der Flasche gewappnet, setzte ich mich auf mein Sofa. „Du musst übrigens nicht stehen.“ Ich öffnete die Flasche. Hätte mir vor fünf Jahren jemand gesagt, dass ich mal Sekt trinken würde, ich hätte ihn für verrückt erklärt. Ich trank seit ich 16 war genau eine Sorte Alkohol: Kölsch. Und ein paar Cocktails.
„Wie kommt es, dass du keine Freundin hast?“, fragte sie mich plötzlich.
Falsches Thema. Ganz falsch. „Das ist eine komische Frage.“
„Warum? Ich muss doch irgendwie sicher gehen, dass da niemand ist, dem wehgetan wird.“
„Du kannst beruhigt sein. Es gibt niemanden. Ich lebe nur für die Arbeit.“
„Das ist aber schade. Du würdest jemanden sehr glücklich machen.“
„Wie kommt es, dass du keinen Freund hast?“
„Ich habe eine. Hatte einen. Es ist kompliziert, zu kompliziert für einen Abend. Und um ehrlich zu sein, möchte ich auch nicht darüber sprechen.“
„Okay. Ich auch nicht.“
„Verstehe.“ Ein schiefes Lächeln huscht über ihre Lippen. „Ich bin froh, dass dein Kollege der Pollenplage in die Falle gegangen ist.“
„Ich auch“, antworte ich lächelnd und reiche ihr das Sektglas. „Also dann, auf einen schönen Abend, der noch schöner werden kann.“
„Oder der totale Reinfall. Ich bin Anfänger.“
„Jeder hat mal angefangen. Oder wusstest du von Anfang an, wie du mit einem Mann schlafen musst?“
„Nein, das nicht. Aber darüber hat man ja mit Freundinnen gesprochen.“
„Da warst du aber wesentlich jünger. Jetzt solltest du den Arsch in der Hose haben und fragen, wenn du nicht weiter weißt.“
Sie schaut mich verdutzt an. „Was?“
„Entschuldige. Ich meinte, du solltest die Reife besitzen und einfach fragen. Du bist kein schüchternes Mädchen.“
„Vielleicht bin ich das, wenn es so weit ist.“
„Dann werde ich dir helfen, abgemacht?“
„Abgemacht.“ Sie stellte ihr Glas auf den kleinen Couchtisch und dreht sich in meine Richtung. „Ich hoffe dir hat irgendwann mal eine Frau gesagt, dass du ein sehr schönes Gesicht hast.“
„Möglich“, antworte ich langsam.
Sie nähert sich mir bis auf wenige Zentimeter. „Und du riechst gut.“
„Danke. Wenn du nicht blad aufhörst, werde ich augenblicklich rot.“
„Das würde mich nicht stören.“
„Wolltest du nicht verführt werden?“ Sie nickt kaum merkbar. „Gerade bist du dabei, zu verführen.“
„Ich gebe nur ungern die Zügel aus der Hand.“
„Ich auch nicht.“
„Dann werden wir wohl darum kämpfen müssen.“
„Ich gewinne. Du bist ein Greenhorn.“
Plötzlich packt sie mich und zieht mich zu sich. Unsere Münder prallen aufeinander und ein Feuerwerk bricht aus. Sie küsst mich mit solch einer Wucht, dass ich beinahe vom Sofa falle. Die Vorsicht und Bedenken scheinen weiter abzudriften. Vor mir sitzt einen Frau, die weiß was sie will. Dennoch drücke ich sie leicht von mir. „Wir sollten ins Schlafzimmer umziehen. Das Sofa dürfte nicht ausreichen.“
„Okay“, flüstert sie und steht auf.
Ich ziehe sie hinter mir her und schließe die Schlafzimmertür. „So. Besser.“ Dieses Mal bin ich es, die sie zu mir zieht und sie an ihren Hüften festhalte. Meine Lippen brennen darauf sie zu berühren. „Bereit?“
Sie nickt und schließt die Augen.
Ich benetze mit meinen Lippen ihren Hals. Die Küsse suchen sich ihren Weg von ganz allein. Ich weiß es nicht genau, aber in meiner Vorstellung wird so etwas nie Routine. Jede Frau und auch jeder Mann reagiert anders darauf. Sie reckt sich und streckt mir ihren Hals förmlich entgegen. Sie mag es. Bei ihrem Schlüsselbein angelangt frage ich noch mal nach, ob alles okay ist. Sie nickt erneut. Es ist etwas schwer einzuschätzen. Ich möchte nicht, dass sie mittendrin doch noch die Angst packt und sie schreiend und mit einem Schock fürs Leben aus meiner Wohnung stürmt.
Ich lasse meine Hand ganz langsam ihren Oberkörper hinab und unter ihre Bluse gleiten. Als keine Widerworte kommen, gehe ich noch einen Schritt weiter und suche unter dem schönen Stoff das ihrer Brust. Am Ziel angekommen, umfasse ich sie und spüre selbst durch den BH die schöne Form. „Mhmm“, mache ich. Mir gefällt, was ich fühle.
Sie hat immer noch die Augen geschlossen und scheint sich auf meine Berührungen zu konzentrieren. „Du solltest deine Gedanken loslassen“, flüstere ich. Als hätte ich sie ertappt, zuckt sie zusammen. Danach entspannen sich ihre Muskeln, das macht es mir leichter. „Du darfst mich auch anfassen.“ Sie zögert, aber das ist nicht schlimm. Ich beginne währenddessen damit ihre Bluse aufzuknöpfen. „Zu schnell?“ Sie verneint. „Du stoppst mich einfach, wenn dir etwas nicht gefällt oder zu schnell geht.“ Sie nickt. Ihre Hände haben mittlerweile den Weg an meine Taille gefunden und ruhen dort. Ich weiß, dass es mir bei meinem ersten Mal mit einer Frau auch nicht anders ging. Und auch beim zweiten Mal noch nicht wirklich viel besser. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.
„Ich weiß nicht wirklich, was ich tun kann.“
„Was würdest du denn wollen, dass ich tue?“
„Das hier“, spricht sie und küsst mich. Das ist ein guter Anfang. Innerlich purzelt alles. Mein Blut kocht. Ich habe zu lange ohne all das gelebt, jetzt spielt mein ganzer Körper verrückt.
Ich streife ihr die Bluse über die Schultern und löse mich aus dem Kuss um ihre Schultern zu Liebkosen. Sie hat einen wunderschönen Oberkörper. Feine weiche Haut, hell, als würde er noch seltener die Sonne sehen, als der meine. Meine Finger streicheln sanft darüber ihr Bauch ist bemerkenswert flach, sie achtet wohl sehr darauf.
„Darf ich?“, fragt sie und hebt leicht mein Shirt an.
„Da fragst du noch? Wäre ziemlich unfair, wenn du schon halb ausgezogen vor mir stehst und ich angezogen bleiben wollen würde.“ Ich hebe meine Arme über den Kopf, sodass sie es leichter hat.
Sie schluckt. „Brüste.“
„Ich bin eine Frau.“
„Ich weiß. Darf ich sie anfassen?“
„Frag nicht so blöd. Mach doch einfach.“ Ich spüre ihre Finger wie sie oberhalb des BHs über meine Haut streifen. Ich kann nicht anders, als tief einzuatmen.
Sie schreckt zurück. „War das falsch?“
„So ein Quatsch. Komm her.“ Ich lege meine Hand an ihren Hinterkopf und ziehe sie zu mir. Unsere Lippen treffen sich und küssend gehen wir Richtung Bett.
_________________ “If you live to be a hundred, I want to live to be a hundred minus one day so I never have to live without you.” https://www.fanfiction.net/s/8764822/1/Two-In-A-Million
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