Ich dachte mir, immer mindestens zwei Kapitel voraus zu sein, also da heute Mittwoch war und ich deshalb etwas mehr Zeit hatte: das nächste Kapitel
VI.
„Kommt sie heute?“
„Wer soll kommen?“
„Stella! Kommt Stella heute zu uns? Sie hat gesagt sie kommt. Sie will mein Pony sehen.“
Carla schaute ihre Tochter verwirrt an, sie kannte keine Stella und sie wusste nicht wovon Sophia sprach.
„So, sie will dein Pony sehen. Wann hat sie das gesagt? Und zu wem?“ Carla wollte ihre Tochter nicht verunsichern, aber es kam ihr doch alles ziemlich merkwürdig vor.
„Sie war hier in deinem Zimmer, als alle die Leute da waren, Leo hat es auch gehört.“
Carla stutzte, ihr Bruder war dabei gewesen – aber in ihrem Arbeitszimmer, hier hatte doch keiner der Gäste etwas zu suchen gehabt. Sie konnte ihre Unruhe nicht ablegen.
„Komm, wir rufen Leo an und fragen nach.“
„Ach so, na ja dann hat sich das ja geklärt. Bis später, Tschüß!“ Sophia sah sie ungeduldig an „Kommt Stella heute?“
„Nein mein Engel, heute nicht, aber Leo sieht sie später und fragt sie noch einmal für dich.“
Sie sah die Enttäuschung in den Augen ihrer Tochter, deren Lippen leicht zitterten. Carla hob sie auf ihren Schoss und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.
„Weißt du was? Ich nehme mir heute für dich frei und wir gehen gemeinsam in den Stall. Du kannst mir mit Mr. Ed helfen und vielleicht darfst du sogar auf ihm sitzen, ja?“
Die Traurigkeit von zuvor wich einem glücklichen Funkeln und Sophia nickte begeistert mit dem Kopf.
Leonard war auf dem Weg nach Hause, er betrat die Kinderintensivstation und sah Stella in der Box eines kleinen Jungen. Er war umgeben von Perfusoren und Infusiomaten, am Kopfende blinkte das Beatmungsgerät und die Decke war vom Luftgebläse aufgewölbt. Neben dem Bett standen seine verzweifelten Eltern und hielten sich fest in den Armen, um sich gegenseitig am Zusammensacken zu hindern. Sie sprach mit ihnen und wirkte dabei ruhig, sogar ein kleines Lächeln umspielte ihre Augen.
„Sie ist gut, wirklich richtig gut.“ Volker war hinter ihn getreten und schaute ihr ebenfalls zu. „Wie sie das nur macht? Der Kleine hatte eigentlich keine Chance, da er viel zu spät zu uns überwiesen wurde. Aber sie hat seit dem frühen Morgen nur um ihn gekämpft und an die winzige Möglichkeit geglaubt. Seine Eltern haben wieder Hoffnung – und ich auch.“
Stella kam zu ihnen, sie sah müde aus, aber ihr Gesicht war klar und ihre Haltung aufrecht.
„Pass gut auf ihn auf, ja? Für eine erneute OP ist er viel zu schwach und ich wüsste auch gar nicht, wo ich beginnen sollte. Bring ihn durch die Nacht, für mich, bitte Volker.“ Sie ging an ihnen vorbei und verließ schweigend die ISIV.
Die beiden Männer schauten sich betreten an, sie wussten wie stark sie war und sahen dabei doch gleichzeitig auch wie zerbrechlich.
Sie öffnete ihre Wohnungstür und lief im Dunkeln zum Sofa, sie warf die Post auf den Tisch und legte ihren Mantel über die Sessellehne. Kaum dass sie sich gesetzt hatte, schlief sie ein und träumte von wirren Dingen. Wie einen Blitz sah sie immer wieder ein Lächeln, gleichzeitig hörte sie eine Kinderstimme „Versprochen?“
Morgen wird's bei mir ein 16 Stundentag, also geht's aller Voraussicht nach erst am Freitag weiter
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