Okay, ich weiß noch nicht, ob das wirklich was wird und ob ich am Ball bleib, aber hier schonma das, was bisher über meine tastatur gewandert ist...
Entscheidet einfach selbst, obs euch gefällt oder nicht.
„Würden Sie mir bitte sofort ein Zimmer herrichten lassen?“ Gut, ich wusste, ich drängelte mich gerade vor. Im Normalfall war dieses ungehobelte Verhalten eher die Art meines Bruders, aber besondere Umstände erforden besondere Maßnahmen.
„Entschuldigen Sie bitte, aber ich glaube, ich war zuerst da“, wirft die Frau mit den kurzen blonden Haaren empört ein.
„Ich fürchte, Sie müssen einen kleinen Augenblick warten, Miss.“
„Ich denke nicht.“ Ich knalle meine Black American auf den Tresen und klopfe nervös mit den Fingernägeln. Ein Blick auf die Uhr an der Wand verrät: kurz vor Zwei. In etwa 30 Minuten soll ich den wohl wichtigsten Kunsthändler Londons treffen. Wenn ich mich also nach meinem Flug noch frisch machen will, muss es schnell gehen.
„Natürlich“, nickt der Herr an der Rezeption nur und entschuldigt sich via Augenkontakt bei der Frau neben mir.
„Mit der richtigen Kreditkarte kann man sich wohl alles erlauben“, dringt es von hinten an mich heran.
„Na bitte“, entgegne ich nur selbstsicher.
„Zimmer 315, wenn Sie Ihr Gepäck unserem Pagen geben, führt er Sie in einem zu ihrer Suite.“
„Danke, nicht nötig. In die dritte Etage finde ich gerade noch so allein.“ Und der Page würde mich nur unnötig zutexten und aufhalten. Also schnappe ich meinen Koffer und lasse das Blondchen verdattert zurück.
„Miss, wenn Sie wünschen…“, beginnt der Page.
„Nein danke, ich habs eilig.“ Bevor er den Knopf mit der 3 betätigt hat, bin ich schon längst oben. Ich wusste, ich benehme mich unmöglich. Würde Vater mich so sehen, er würde sich im Grabe umdrehen.
„Dritter Stock“, konnte der Page noch sagen, bevor ich den Fahrstuhl fluchtartig verlassen hatte.
Mit einem entsprechenden Trinkgeld werde ich hoffentlich einiges wieder gutmachen können. Aber jetzt erst mal sehen. Wie viel Zeit habe ich noch? Reicht es zum duschen? Oh, besser nicht. Naja, das hatte ich ja auch heute Morgen noch getan. Also nur ein bisschen Puder hier und da auftragen, ganz wichtig der Mascara und zu guter Letzt: das Outfit. Die Bluse mit tiefem Ausschnitt, die enge Hose. Leider war dieser Kunsthändler nicht wesentlich anders als die Anderen. Man konnte noch so viel bieten, war man ein Mann und keine Frau mit den gewissen Reizen, hatte man schlechte Karten. Der letzte Kontrollblick in den Spiegel ließ viel erhoffen. „So, mein Mantel, die Keycard und den Regenschirm und los.“ Eine merkwürde Angewohnheit von mir. Ich sprach mit mir selbst, wenn ich im Stress war- und ich hasste es zutiefst. „Wo bleibt denn dieser dämliche Fahrstuhl?“ Ich tippel mit dem linken Fuß.
„Sie schon wieder“, begrüßt mich die blonde Frau von der Rezeption in arrogantem Ton.
„Hören Sie, ich weiß, ich war gerade alles andere als freundlich, aber ich habe meine Gründe. Ich habe es sehr eilig.“
„Das haben wir alle.“
„Gut, dann…wissen Sie was? Essen Sie heute Abend und lassen Sie es auf meine Rechnung setzen. Von Lahnstein.“
„Wie bitte? Das soll wohl ein Scherz sein und zwar ein ziemlich schlechter. Wollen Sie mich beleidigen?“
„Nichts liegt mir ferner.“ Ungeduldig drücke ich gegen die Tür des Lifts, „Entschuldigen Sie noch einmal“, und lasse sie kurz darauf ein weiteres Mal stehen.
„Eine Weißweinschorle, bitte.“ Erschöpft von dem Nachmittag lasse ich mich in einen der Ohrensessel fallen.
„Entschuldigung, aber da sitzt meine Begleitung.“
„Oh, Verzeihung, ich…lauern Sie mir auf?“
„Ich Ihnen? Sie haben sich doch in den Sessel gesetzt. Aber wenn sie nun bitte gehen würden, meine Begleitung kommt gleich zurück.“
„Natürlich.“ Ich habe keine Lust mich heute noch mal mit ihr anzulegen. Sie würde ohnehin nur meinen Frust über diesen widerlichen Kunsthändler zu spüren bekommen.
„Übrigens vielen Dank, der Hummer war sehr lecker“, grinst sich mich an.
„Miss, ihr Drink.“ Der Kellner steht neben mir wie bestellt und nicht abgeholt, weil er nicht weiß, wo er das Glas abstellen soll.
„Danke, ich habe mich um entschieden, ich werde zu Bett gehen.“
„Wie Sie wünschen. Benötigen Sie für morgen Früh den Weckdienst?“
„Nein, danke.“ Ich will nur noch ins Bett. Und wenn der Lift nicht auf sich warten lassen würde- aber was seh ich denn da? Das ist nicht möglich. Das Blondchen von heute Mittag, Hand in Hand mit einer Frau. Eigentlich hätte ich es mit denken können. Dass die auf Frauen steht, hätte mir gleich auffallen müssen. Schade, dass sie schon in Begleitung ist. Für den kleinen Spaß wäre ich gerne zu haben gewesen. „Carla, was denkst du da. Du bist schon fast wie Ansgar!“
„Haben Sie mit mir gesprochen?“, fragt der Page.
„Wie bitte? Ach so. Nein. Dritter Stock bitte.“
„Sehr gerne.“
_________________ “If you live to be a hundred, I want to live to be a hundred minus one day so I never have to live without you.” https://www.fanfiction.net/s/8764822/1/Two-In-A-Million
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