@ Nike: vielen Dank für dein ehrliches Feedback. Ich habe versucht, deinen Tipp umzusetzen. Bin nun gespannt, ob ich es geschafft habe und wie es dir gefällt?
Freu mich natürlich auch über jedes Feedback von allen anderen
3. Kapitel
Jasmin schloss die Tür auf, warf den Schlüssel auf den Tisch und verschwand direkt in ihrem Zim-mer. Sie bemerkte nicht mal Nele, die auf dem Sofa sass. Sie liess ihre Tasche auf den Boden fallen und sank an die Tür gelehnt zu Boden. ‚Verdammt, verdammt, verdammt‘, schoss es ihr durch den Kopf. ‚Was ist gerade eben passiert?‘ Sie legte den Kopf auf die Knie und versuchte, die wild her-umwirbelnden Gedanken in ihrem Kopf zu ordnen. Sie mochte Anni, ja, aber als sie vorhin von Do-minik beim Knutschen erwischt worden waren, war bei ihr die Panik ausgebrochen.
‚Was tue ich eigentlich? Ich küsse eine Frau? Ich bin doch nicht lesbisch? Ich stehe doch auf Männer‘.
Aber dies erklärte nicht, warum ihre Gefühle jedes Mal Achterbahn fuhren, wenn sie Anni sah oder von ihr berührt wurde. Einerseits wollte sie von ihr berührt werden und hatte auch Schmetterlinge im Bauch. Andererseits konnte sie diese Gefühle nicht einordnen, sie machten ihr Angst. Und deshalb stiess sie Anni jedes Mal wieder von sich. Fast jedes Mal, korrigierte sie sich in Gedanken. Schliesslich hatte sie schon zwei Mal mit ihr geschlafen.
Sie hörte, wie die Wohnungstür aufgeschlossen wurde. ‚Anni‘ schoss es ihr durch den Kopf. Sie sprach mit jemandem. War Nele etwa da? Sie hatte sie gar nicht bemerkt. Sie konnte nicht verstehen, was die beiden redeten. Unbewusst hielt sie den Atem an, ihr Herz klopfte schneller und sie lauschte gespannt. Doch die Stimmen entfernten sich, anscheinend waren sie in Annis Zimmer gegangen. Irgendwie hatte sie tief im Inneren gehofft, Anni würde an ihre Zimmertür klopfen und eine Erklärung verlangen. Aber sie konnte es ihr nicht verübeln, dass Anni sie mied. Erschöpft stand sie auf, entledigte sich ihrer Klamotten und zog ihr Schlafshirt an. Dann legte sie sich ins Bett. Eigentlich wollte sie noch ins Bad, aber die Angst, dabei auf Anni zu treffen, war zu gross.
Was hätte sie sagen sollen? „Hey, zwischen uns ist alles cool, oder?“ Nein, dafür war mittlerweile schon zu viel passiert. Wieder sah sie die Bilder vor ihrem inneren Auge, wie sie küssend in ihr Zimmer getaumelt waren, wie Anni sie überall geküsst hatte, die Berührungen und die Leidenschaft. Unerwartet spürte sie das Verlangen in ihrem Körper. Es gelang ihr nur mühsam, dieses Verlangen beiseite zu schieben. Kurze Zeit später fiel sie in einen unruhigen Schlaf.
Kurz nach Jasmin betrat auch Anni die WG. Sie hoffte ebenfalls, nicht direkt Jasmin in die Arme zu laufen. Ihre Gefühlslage schwankte zwischen enttäuscht, traurig und wütend und sie wusste nicht, wie sie bei einem Aufeinandertreffen reagiert hätte. Als sie durch die Tür trat, schaute Nele sie erwartungsvoll an.
„Is was?“ kam die bissige Frage von Anni.
„Neee du, bei mir ist alles klar. Aber vorhin kam Jasmin hereingestürmt und sie war so durch den Wind, dass sie mich nicht mal bemerkt hat.“
„Jasmin ist hier?“ Hektisch blickte sich Anni um und ihr Blick blieb an der Badezimmertür hängen.
„Ja, sie ist hier, aber in ihrem Zimmer. Anscheinend kommt sie da heute auch nicht mehr raus. Also, was ist los?“
„Nichts.“ Anni war bereits auf dem Weg in ihr Zimmer. Sie hatte keinen Bock zu reden. Am liebsten hätte sie auf irgendetwas eingeschlagen.
„Nichts kauf ich dir nicht ab.“ Nele gab nicht nach und folgte Anni in ihr Zimmer. Bevor diese ihr die Türe vor der Nase zuschlagen konnte, war sie auch schon drin.
„Nele, was soll das? Lass mich in Ruhe!“
„Das soll also Nichts sein? Seit ich von diesem Wellness-Trip zurück bin, verhaltet ihr zwei euch komisch. Zuerst wirfst du ihr verliebte Blicke zu und jetzt seid ihr beide völlig durch den Wind. Raus mit der Sprache! Was ist passiert?“
Missmutig blickte Anni zu Nele und begann, sich bettfertig zu machen. Nele setzte sich demonstrativ auf das Bett und verschränkte die Arme.
„Ich bleibe so lange hier, bist du mir erzählst, was los ist. Meinetwegen auch die ganze Nacht.“ Anni verdrehte genervt die Augen, seufzte und setzte sich neben Nele aufs Bett. Sie kannte Nele gut genug um zu wissen, dass sie es ernst meinte und gegebenenfalls die ganze Nacht hier warten würde. Sie seufzte und begann langsam zu erzählen.
„Als du weg warst, haben Jasmin und ich miteinander geschlafen.“
„So was in der Art habe ich bereits vermutet.“
„Soll ich nun erzählen oder willst du mich ständig unterbrechen?“
„Sorry, erzähl weiter.“
„Da wir sturmfreie Bude hatten, war sie auch total locker drauf. Seither haben wir uns aber praktisch nicht mehr gesehen, da wir beide sehr eingespannt waren. Doch heute Abend, als ich im Vereinsheim am Aufräumen war, stand sie plötzlich vor der Tür und wollte mir helfen.“
Nele sah Anni erwartungsvoll an. „Und dann?“
„Dann haben wir uns irgendwann geküsst. Es war total schön und ich glaube, nein ich weiss, es hat ihr auch gefallen. Bis dann Dominik dazwischen geplatzt ist.“
„Und dann hat Jasmin wieder einen Rückzieher gemacht.“ Es war keine Frage, eher eine Feststellung.
„Jep, sie ist regelrecht vor mir geflohen, als hätte ich die Pest oder so.“ Anni stützte den Kopf in die Hände. „Jetzt weiss ich wieder, weshalb ich keine Beziehung will. Diese ganze Gefühlsdusselei macht mich noch wahnsinnig. Jasmin macht mich wahnsinnig.“
„Ich glaube eher, du bist wahnsinnig in sie verknallt.“ Nele legte tröstend einen Arm um Annis Schultern. „Hey Kopf hoch, das renkt sich schon irgendwie wieder ein.“
„Glaubst du?“ Anni sah Nele zweifelnd an. „Sie hat mich jetzt schon so oft vor den Kopf gestossen, ich weiss echt nicht mehr, ob ich das Ganze überhaupt noch will. Manchmal kommt es mir vor, als spiele sie nur mit meinen Gefühlen.“
„Soll ich vielleicht nochmal mit ihr reden?“
„Nee lass mal. Ist lieb von dir.“ Anni nahm Nele in den Arm und drückte sie kurz. „Lässt du mich jetzt schlafen?“ Fragend blickte Anni zu Nele.
„Klar, jetzt hast du mir ja auch endlich gesagt, was Sache ist. Gute Nacht Süsse.“ Mit diesen Worten stand Nele auf und verliess Annis Zimmer. Diese blickte noch einen Moment lang auf die verschlossene Tür und liess sich dann erschöpft ins Kissen fallen. ‚Ich steh auf Männer… ich muss ständig daran denken, an dich, an uns… das ist irgendwie die ganze Zeit in meinem Kopf… es war galaktisch…ich fühle mich sehr wohl bei dir…‘ Die Aussagen von Jasmin drehten sich ständig in Annis Kopf. So widersprüchlich und doch… Beim zweiten Mal war sie so leidenschaftlich gewesen. Da hatte sich Anni bereits am Ziel ihrer Träume gewähnt. Und dann heute wieder die eiskalte Dusche. So konnte es nicht weitergehen. Anni beschloss, Jasmin gleich morgen früh zur Rede zu stellen. Entweder ganz oder gar nicht. Dieses hängen zwischen drin machte sie noch ganz irre.