Callies POV "Verrätst du mir, was du heute Morgen gesungen hast?", fragte sie aus heiterem Himmel. Sie lehnte in sicherem Abstand zu mir im Türrahmen und ich sortierte gerade noch die Notenblätter. "Gesungen?", stellte ich eine Gegenfrage und hoffte inständig, dass meine Stimme dabei nicht zu sehr zitterte. "Ich...wollte nicht lauschen", sagte sie schließlich. "Ich war gerade auf dem Weg...und du hast gesungen." Sie steckte sich die blonden Locken hinter die Ohren und schenkte mir ein Lächeln, dass ihre Grübchen nur so hervorstechen ließ. Ich versuchte zurück zu lächeln, es gelang mir nicht. Ich wusste nicht, dass mir jemand zugehört hatte. Eigentlich dachte ich, alle wären gerade dabei eine der großen Notfall-Szenen zu drehen. "Es ist nur, dass..." "Es klang sehr schön. Was kein Wunder ist, du hast eine tolle Stimme." Ihre Augen strahlten mich an, wie zwei Saphire. "Ich war nur neugierig, ich kenne den Song nicht", fuhr sie schließlich fort. Als ich immer noch nichts sagte und sie stattdessen weiterhin anstarrte, veränderte sich ihr Gesichtsausdruck. Sie wirkte nachdenklich. Oder verärgert. Ich konnte es nicht genau erkennen. Plötzlich riss ihre Stimme mich aus meinen Gedanken: "Yeah you broke my heart it won't be the last time - But I'll get over them too." Sie sang nicht, sie sprach. Und alles kam hoch. "Not me, not I", antwortete ich leise. Oh Gott, was tat ich hier. Ich versuchte ruhig zu atmen und meinen Herzschlag zu kontrollieren. Ich war nicht traurig, ich war verletzt. "Ich kann darüber nicht reden. Nicht jetzt." "Oh." Ich hoffte inständig, sie würde es dabei belassen. Als ich sah, wie sie nervös an ihrem Oberteil rumfummelte und schließlich aber lächelte, atmete ich erleichtert auf. "Okay, ich habs", sagte ich schnell, als ich die Notenblätter in die richtige Reihenfolge gebracht hatte. Jetzt konnten wir üben. Und egal wie gut oder schlecht sie singen würde, alles war besser, als an die SMS zu denken, die ich heute Morgen bekommen hatte. Die SMS von Erica, in der mal wieder drin stand, wie sehr sie mich vermisse und wie sehr sie sich wünschte, dass sie nicht einfach gegangen wäre. Es tat immer noch so verdammt weh. Es schmerze mehr als die Scheidung von George, auch wenn ich glaubte, dass ich George mehr geliebt hatte als Erica. George, mein Ehemann, Ex-Ehemann, der mich mit seiner besten Freundin betrogen hatte. Er hatte mir den Glauben an die Liebe genommen, aber Erica...Erica hat mich behandelt, als hätte ich keine Erklärung verdient gehabt. Und das war schlimmer. Vielleicht auch nicht. Vielleicht war es einfach nur frischer. Was auch immer. Es tat weh. "Hey, ist wirklich alles okay?", fragte Arizona. Wann war sie zu mir gekommen? Sie stand so nah. "Ja", ich japste nach Luft. "Kann ich mal sehen?" Sie deutete auf die Blätter in meinen Händen. "Natürlich." "Oh, wow, Universe and U...", sagte sie nach einer kurzen Pause. "The Story??" Sie sah mich mit großen Augen an. "Du sollst 'The Story' singen?" "Ähm...ja. Das ist...wir sind nicht hier um meine Songs zu üben", sagte ich rasch, bevor sie eventuell auf den Gedanken kommen konnte, jetzt zu singen. "Oh, du brauchst als keine Übung mehr?", fragte sie neckend. "Huh? So war das nicht gemeint!" "Ich weiß doch, Calliope." Sie lächelte mich an. Und da waren sie wieder. Die Grübchen. Jetzt mal im Ernst, wie sollte ich ihr lange widerstehen? Dieses Lächeln ließ mich alles vergessen- sogar Erica. Es war wie eine Achterbahn. In einen Moment hatte ich das Gefühl, ein unsichtbares Band schnüre mir das Herz zu und ich kann kaum atmen. Und im nächsten Moment löst ihr Lächeln alles. "Also, wo fangen wir an?" "Universe and U?", schlug ich vor. "Okay...wie genau...?" Ich erklärte ihr, dass es am einfachsten ist, wenn wir uns den Song erst ein paar Mal anhören, damit sie ein Gefühl dafür bekommt. Eine Begleitung am Piano ist am Anfang schwer, da dieses Lied ursprünglich für Gitarren-Grips geschrieben wurde und nicht fürs Klavier. "Also, ohne Klavier?", fragte sie und ich nickte als Antwort.
Arizonas POV "So wird das nichts. Du fühlst es nicht", sagte Callie zum vierten Mal. "Das ist schwer!", beschwerte ich mich. "Ich weiß nicht, was ich fühlen soll!" Shonda hatte uns keine Instruktionen oder gar einen Kontext gegeben. "Wie sollt ich wissen, was ich fühlen soll, wenn es mir niemand sagt?" "Du musst es hier fühlen", sagte sie mit weicher Stimme und legte ihre Hand auf meinen Brustkorb. Mein Herz pochte augenblicklich gegen ihre Hand. "Siehst du, es schlägt." "Natürlich schlägt es", sagte ich und kicherte. "Würde es das nicht tun, hättest du mich umgebracht." Auch wenn ich mich gerade einem Herzinfarkt sehr nah fühlte, ausgelöst durch ihre Berührung, versuchte ich es einfach zu überspielen. "Arizona..." "Was? Ich Weiß es wirklich nicht. Es ist irgendwie so neutral. So..." "Neutral?", fragte sie mit hochgezogener Augenbraue. "The Story wäre leichter...", schmollte ich. "Leichter?", fragte sie lächelnd. Ihre perfekten Lippen verloren nur ganz wenig an Fülle, wenn sie sich zu einem Lächeln zogen. 'Gott, ich will dich einfach nur küssen. Aber das geht nicht. Und ich halte einen inneren Monolog mit mir selbst. Super.' "Weil es mehr sagt", antwortete ich schließlich. "Universe and U sagt dir also nichts?" Ich schüttelte den Kopf. "Das ist es nicht. Es sagt mir schon etwas. Aber nichts eindeutiges." "Und was sagt es dir?" Ich konnte es nicht mal in Worte fassen. "Ich hab...keine Ahnung?" Es sollte wie eine Aussage klingen, es glich aber mehr einer Frage. "Warum kann es nicht einfach ein stupider Lovesong sein? Ich meine, davon gibt es doch genug!" "Weil es 'Heartbeat' ist. Und ein Herzschlag nichts ist, was auch nur irgendwie an 'stupide' herankommt." "Können wir eine Pause machen? Ich kann nicht mehr." "Natürlich. Möchtest du ein Glas Wein?" "Gerne." Callie ließ mich kurz allein und ich ging um den Flügel herum zu der wandhohen Fensterfront und starrte ihn die Dunkelheit. Ich versank in meine Gedanken. Ich versuchte mir einen Reim darauf zu machen, wie Shonda die Songs in einer Folge zusammen unterbringen will. Es machte keinen Sinn. Wenn Sara und Jessica doch heiraten sollten, warum dann The Story? Warum Chasing Cars? How to safe a life machte für mich am meisten Sinn. Wir waren Ärzte. "Bittesehr", sagte Callie. Ich hatte nicht gemerkt, wie sie zurückgekommen war. "Du hast einen Pool", bemerkte ich nüchtern. "Lust zu schwimmen?" "Ist das dein Ernst? Es ist stockfinster draußen und bestimmt schon viel zu kalt." "Der Pool ist beheißt und", sie betätigte einen kleinen Schalter an der Wann, "beleuchtete." Unterhalb der Wasseroberfläche waren warme Lichter zu erkennen. Ich zögerte, während Callie die Glastür öffnete und in die milde Abendluft trat. Ein leichter Windstoß zog durch die Öffnung und ließ die Notenblätter auf dem Flügel leicht flattern. Ich nahm noch einen großzügigen Schluck und stellte anschließend mein Weinglas auf die Papiere, so konnte sie nicht wegfliegen. "Was ist nun?", rief Callie von draußen. Ihr Oberteil hatte sie auf dem Weg zum Pool achtlos ins Gras fallen lassen und nun entledigte sie sich ihrer Jeans. "Was tust du da?" "Nach was sieht es denn aus?" "Ähm..." "Glaubst du etwa, ich schwimme mit Jeans?" Ich schüttelte verneinend den Kopf, bis ich sah, dass sie komplett nackt mit einem eleganten Kopfsprung ins Wasser eingetaucht war. Ich schluckte und mir wurde warm. Ich trat hinaus. Die Luft tat mir gut, brachte meinen Körper wieder etwas näher an seine Normaltemperatur heran. Callie tauchte wieder und suchte mich. 'Was solls' Ich entledigte mich meiner Schuhe und meiner Jeans und sprang ihr hinterher. Das Wasser war wirklich angenehm warm. Ein paar Zentimeter vor ihr tauchte auch ich wieder an die Oberfläche. "Bist du jetzt allen Ernstes mit T-Shirt und Unterwäsche in meinen Pool gesprungen?" Ich nickte und hoffte sie könne meine roten Wangen nicht sehen. "Arizona", sie kam näher und flüsterte in mein Ohr, "ich habe dich heute Morgen schon fast nackt gesehen." Ich schluckte erneut. Heftiger als beim ersten Mal. "Ich...weiß." "Du bist wunderschön", sagte sie in Stille. Ich hatte erst nicht gemerkt, dass ihr Gesicht nur wenige Millimeter von meinem entfernt war. Sie strich mir die nassen Haare aus dem Gesicht und hielt mein Gesicht in ihren Händen. "Calliope..." "Scht..." Ihr Daumen strich über meine Unterlippe. Mein Herzschlag könnte eine ganze Siedlung wachmachen, dachte ich. Tatsächlich war ich die einzige, die meinen Herzschlag so laut und deutlich hören konnte, weil ich es fühlen konnte. Es schlug so heftig gegen meine Rippen. Ich schloss meine Augen. Was auch immer als nächstes passieren würde, ich versuchte mich darauf vorzubereiten. Zu erst spürte ich ihre Nase, dann ihre Lippen. Konnte es sein? Küsste sie mich? War das der Himmel? War ich vielleicht ertrunken, ohne es zu merken? Ich versuchte mich daran zu erinnern, dass ich meine Beine im Wasser bewegen musste, wollte ich nicht wirklich untergehen. Ich lief auf Autopilot, nicht das sinnvollste. Ich sollte doch auf den Kuss reagieren, oder nicht? "Arizona", hauchte Callie, als sie ihre Lippen von meinen löste und im nächsten Moment trafen unsere Münder wieder aufeinander. Und jetzt war ich wieder in der Realität. Unser Münder verschlangen sich. Unser Zungen spielten miteinander und es fühlte sich an, als hätte ich mein ganzen Leben auf diesen Kuss gewartet.
Callies POV Ich wusste nicht, wie mir geschah. Als Arizona nicht zurückgewichen war, wurde ich mutiger. Ich küsste sie fordernder und versuchte gleichzeitig zu verstehen, warum ich so viel fühlte. Der Kuss war unvergleichbar. Ich wusste nicht, ob es an den Gefühlen lag, die ich für Arizona hegte, oder ob dieser blonde Engel einfach nur verdammt gut küsste. Ich wusste nur, dass der Kuss mir den Atem nahm und ich ihn nur widerwillig brach um nach Luft zu schnappen. Für einen Moment herrschte Stille, selbst die Wasseroberfläche schien sich kaum zu bewegen. Ich versuchte in Arizonas Gesicht irgendwas zu erkennen, sie zu lesen. "Wow", sagte sie irgendwann. "Ja", antwortete ich nur leise. Also war ich mit meinen Gefühlen nicht alleine. "Ich ähm...sollte gehen." Okay, dass war jetzt nicht die Reaktion, die ich mir erhofft hatte. "Habe ich etwas falsch gemacht?" "Was?" Ihre blauen Augen starrten mich an. "Calliope, so etwas darfst du nicht mal denken, hörst du?" Sie strich sich mit ihrem Zeigefinger über die Lippen. "Warum willst du dann gehen?" "Ich will nicht...aber ich sollte, bevor-" Ich schnitt ihr mit einem Kuss das Wort ab. Ich hatte genug davon, dass sie weglief, oder versuchte vernünftig zu sein. Zum Teufel mit der Vernunft. Ich zog an dem nassen Stoff, der ihren Bauch fest umschlang und schob in ihren nassen Körper hinauf. "Callioe, was tust du?" "Dich ausziehen. Bleiben, oder nicht, du kannst nicht mit nassen Klamotten nach Hause fahren", sagte ich grinsend und küsste sie, bevor sie ein Veto einlegen konnte und löste meine Lippen nur noch mal kurz um ihr das Oberteil über den Kopf zu ziehen. Meine Hände glitten über ihre Rücken und öffneten ihren BH. "Calliope", hauchte sie. Ich nahm es als Bestätigung und presste meinen Körper gegen ihren. Mit ihrer Haut auf meiner Haut, wenn auch nasse Haut und wenn auch nicht zum ersten Mal heute, fühlte ich mich irgendwie zu Hause.
_________________ “If you live to be a hundred, I want to live to be a hundred minus one day so I never have to live without you.” https://www.fanfiction.net/s/8764822/1/Two-In-A-Million
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