Ich mach hierfür mal einen Extrathema auf, es ist genug Platz vorhanden, da Frau M. ihren Val Niehaus Speicher ja nicht entleeren möchte, der das Internetvolumen der Erde sonst sprengen würde, so dass erst ein neues Internet vom Mars hierher gelegt werden müsste.
Hach, ich konnte es nicht abwarten und habe mir nach dem ich über diesen Artikel gestolpert bin
http://www.sueddeutsche.de/medien/tv-kr ... -1.3649231"Zarah - die wilden Jahre" Folge 1 in der Mediathek angesehen und war vollkommen begeistert.
https://www.zdf.de/serien/zarah-wilde-jahreDas "ZDF" ("Zeig den Feminismus") hat hier wieder großartiges abgeliefert. Es verwöhnte ja schon modern mit den Twingo-Girls aus "Bettys Diagnose" und unserer geliebten Kolibrilesbe Paula aus "SOKO Stuttgart".
Was das hier jetzt ist, muss ich noch herausfinden, bis auf den Artikel aus der Süddeutschen habe ich nur kurze Ankündigungen gesehen und beim Thema 70er, da möchte ich folgendes vom ZDF verarbeitet wissen: Die Ente (2CV), angemalte VWs (T2, Käfer), R4, Su-Kramer-Afro-Look-Frisuren, große Brillen, Schlappsonnenhüte, Popstars mit Drogen und Groupies, Led Zeppelin, Gruppensex, Baader-Meinhof, bei den Frauenthemen BH-Verbrennung, Selbstuntersuchung, Frauenzeichen, §218 usw. usf.
Bis auf Bemerkungen zu Frauen am Steuer war schon in der ersten Folge alles verbaut, was das Herz begehrt. Das ZDF ist natürlich eine Bank im Fortschrittlichsein und so dürfen ZDF-Lesben nicht fehlen.
Auch wenn ich jetzt was verrate oder wenn man den SD-Artikel liest, Spoilern ist das nicht – zum Spoilern braucht es 'ne Geschichte, deren Inhalt man verraten kann. Die aneinandergereihten Szenen kann man sich auch mit etwas Vorplauderei selber genüsslich ansehen.
Es geht, kurz gesagt, um eine junge, kosmopolitische Journalistin und Frauenrechtlerin, die sich anschickt, in einer männderdominierten Illustierten, der "Relevant", die Titten von den Titelblättern zu fegen, sich in der Redaktion Respekt zu verschaffen und frauenpolitische Themen ins Blatt zu hieven. Alles in den wilden Siebzigern.
Wirklich sehr interessant ist es, wie man den frauenverachtenden Machismo mit quasi ZDF-Traumschiff-Bordmitteln auf links gedreht darstellt. Fast jeder zweite Satz von Männern hat was mit Titten zu tun und man lässt keine Chance aus, eben im Hintergrund einer eigentlichen Redaktionsszene noch mal ein kurzberocktes Mäuschen durchlaufen zu lassen, dem auf den Arsch geklatscht wird. Als unsere Heldin Zarah einen Druckvorgang der "Relevant" stoppt, um ein Tittentitelbild auszutauschen, darf der Chefdrucker sagen: "Oh, wo sind denn die schönen Mädchen hin". Die Männer wirken dabei so übertrieben blöde, dass sich dem Zuschauer kaum irgendwelche Parallelen erschließen zu einem heute noch herrschenden, abwertenden Umgang mit Frauen und Gruppen, die sich Gehör verschaffen und um ihre Rechte kämpfen wollen.
Ist auch schwierig so 'ne Transferleistung, wenn man sich für ein Frauenbefreiungsformat knackiger, althergebrachter Frauendarstellungen bedient.
Heldin und Praktikantin sind im Backstagebereich bei einem kiffenden, selbstverliebten, Rockstar, der so aussieht wie Mirco Nontschew mit Faschingsperücke. Gruppensexalarm, aber es finden sich eher artig nur Pärchen, bei denen die Frauen nackter daherkommen als die Kerle. Das erinnerte mich so ein bisschen an das SOKO-Kasperletheater. Die Kerle sind ja Rockstars, das lässt sich nackt schwer erkennen, die Instrumente scheinen woanders zu liegen oder stören, so tragen sie so Rockstarlederwesten. Geküsst wird sich in meiner beliebten "Saugkreiselunterdrucktechnik", untermalt mit viel körperlichem Gewinde. Das Mundwerkzeug des Gegenübers wird überstülpt und mittels heftigen Saugens und Drehens offensichtlich ein Unterdruck erzeugt, der die Mundhöhle auskärchert – hocherotische Spannung, die nur von einer professionellen Zahnzwischenraumreinigung (mit Licht an!) übertroffen wird.
Und: das ZDF ist ja modern und offen, also winden sich vorne im rechten unteren Bildbereich zwei Frauen umeinander, ebenfalls der "Saugkreiselunterdrucktechnik" kundig. Die Aktivere ist deutlich unbekleideter. Liegt aber serienabendkompatibel hinter einer, jetzt auch nicht winterlich zwiebelschichtig Angekleideten. Sie basteln da aber während der ganzen Szene rum, auch weniger Erfahrene hätten das Hauch von nichts in zwei Sekunden abgepellt – aber soviel Nacktheit geht nicht, so wirkt doch alles, ja leider, unfreiwillig komisch und irre verklemmt. Ich denke, man wollte die Lesben verantwortungsvoll nicht als Sexobjekt bloßstellen *hüstel*.
Dann die Frauenrechtlerinnengruppe, gut, alles dabei, Telefonsupport, §218, Zeichen, Sprüche, Aktionismus. Sie unterhalten sich alle twitterkurz, Tittentitelbilder, nein, Männer doof, ja. Ich weiß aus Überlieferungen, dass die sich da eher stundenlang ein Kotelett an die Backe gequatscht haben, aber lange Diskussionen passen da einfach nicht rein. Die junge Schwangere, die abtreiben will und dafür einen qualifizierten Arzt haben möchte, kommt so hysterisch unbedarft daher, dass sie wie eben mal rübergeworfen aus einem der Schlagerklamauk-Ilja-Richter-Filmen wirkt, welche mit schmollmündigen, naiv kieksenden Modellen nur so gespickt waren. Ähnlich verhält sich die, die mit Taschenlampe und Spiegel in ihre Vagina geschaut hat. Aber man hat ja noch den Ausdruckstanz, der genügend Ernsthaftigkeit versprüht.
Die Heldin hat eine Mutter, die trägt plötzlich Perücke. Ich glaube nicht aus optischen Gründen, sie guckt so ZDF-bedrückt. Aber sie bekommt von unserer nur mit sich und ihren Ideen beschäftigten Journalistentochter einen Vortrag über das Bekämpfen der herrschenden Schönheitsideale. Ich alter ZDF-Tank sehe da Krebs. Schön, wie uns erzählt wird, dass eine so beschäftigte Frau wie Zarah natürlich keinen Blick für die Nöte ihrer Mutter hat. Ein Mann hat da übrigens keine Mutter. Die Mama ist so auch so einsam, dass sie Kontakt zu Jutta hat, einer Terroristin, ein Abziehbild von Ensslin – und ich habe so die Ahnung, dass Zarah und Jutta ein Verhältnis hatten. Das würde ich meinem ZDF zutrauen.
Was für mich sehr knarzt, sind leider, die jungen Darstellerinnen. GsD sind sie hübsch, aber alle so einheitlich kieferorthopädisch-, fitnessstudio-, gojibeerengesund- geshaped. Früher hatten die Leute noch sehr individuelle Merkmale, wie schiefere Zähne, hier und da mal einen körperlichen Makel. So wirken sie alle in ihren Siebzigerklamotten wie auf einem Kostümfest.
Aber ich werde das weitergucken, das ZDF macht mir immer "Spaß". Twingo-Girls, Kolibrilesben, jetzt Soja-Latte-Feministinnen und wahrscheinlich eine liebesenttäuschte Terrorlesbe.
Alles natürlich in schönen Requisiten – die gefallen mir ja immer.
Warten wir es ab und erwartet alle keine Liebe, auch keine ausgereifte Satire….