hoppetosse hat geschrieben:
Ich fänd es übrigens interessant von Euh mal zu hören, was ihr meint, woran es liegt. Also, was für Euch die BBC-Serien so anders macht...
Puh, schwierige Frage.
Ich kann es allein deshalb nicht gut einschätzen, weil ich nicht vieles von BBC kenne (nur Sherlock & Ripper Street), was aber beides auf enorm hohem Niveau und sehr kontinuierlich und stringent erzählt ist. Im Gegensatz dazu haben Produktionen wie "Game of Thrones" von HBO so viele Schwachstellen, dass ein Schweizer Käse gegen manche Plotlöcher mickrig aussieht. (Besonders die vierte und fünfte Staffel von GoT waren erzählerisch derart schlecht, dass ich es kaum ertragen konnte, sie anzusehen.) Von der Produktion her redet man natürlich noch mal von was ganz anderem. HBO hat jede Menge in "Game of Thrones" investiert, wo die Ausstattung, die Produktionsstandards und das ganze Bühnenbild phantastisch sind mit über 50 Hauptdarstellern, gut 600 Sendeminuten pro Jahr, vier verschiedenen Drehorten und jeder Menge Extras (komplett am Bildschirm entworfene Städte oder die Darstellung der Drachen).
Dagegen sieht so etwas wie Sherlock dann alt aus, wo es praktisch nur die Baker Street und einige zusätzliche Drehorte gibt, dabei aber "nur" zwei Hauptdarsteller und einige Nebenrollen. Dafür sind auch bei Sherlock die Schnitte etc. hochmodern, weswegen ich nicht sagen würde, dass die Produktion schlechter ist als bei GoT. Man macht eben nur keinen ganz so großen Aufwand, aber gerade das macht britische Serien meiner Meinung nach noch attraktiver.
Um es mal auf ein anderes Beispiel umzumünzen: Bei den Daily Soaps ist das ähnlich.
Sowohl die USA als auch Großbritannien haben momentan vier Soaps im Angebot (in den USA waren es vor der Absetzungswelle vor ein paar Jahren noch acht, in England ist die Anzahl in den letzten Jahren stabil). Natürlich ist da nicht bei allem alles gut - war es bei VL auch nie - denn gerade bei einer täglichen Produktion kann man keine Perfektion erwarten. Aber die amerikanischen Soaps liegen qualitativ weit zurück. Nicht unbedingt vom Schauspiel her - es gibt zwar immer wieder einige Totalausfälle (pardon the word
), aber auch ganz großartige Schauspieler, die es im Soap-Business weit gebracht haben - zum Beispiel die grandiose Erika Slezak
(über 40 Jahre als "Viki Lord" in "One Life to Live", wo sie mehrere Persönlichkeiten einer Rolle gespielt hat; insbesondere
dieses Video, in dem Viki ihrer zweiten Persönlichkeit Niki begegnet ist, kann ich trotz der schlechten Qualität sehr empfehlen, weil Erika Slezak schlichtweg großartig spielt in ihrer Doppelrolle) oder Susan Lucci (ebenfalls über 40 Jahre als Erica Kane in "All My Children), die erst kürzlich als Disney-Legende gewürdigt wurde, und insbesondere Eileen Davidson, eine grandiose Schauspielerin, die es in "Days of our Lives" sogar geschafft hat, fünf Rollen gleichzeitig zu verkörpern; ein intrigantes Miststück Kristen, ihre durchgedrehte Doppelgängerin Susan, deren Zwillingsschwester Penelope, ihren Zwillingsbruder Thomas und noch eine weitere Schwester, - nur um drei Beispiele zu nennen. Und das gilt genauso im Britischen - es gibt großartige SchauspielerInnen wie die mehrfach ausgezeichnete Jean Alexander. Das Problem sind eben die Geschichten, und die sind im Britischen meistens viel glaubwürdiger und realitätsnäher. (Na gut, beim "Hollyoaks" der letzten Jahre würde ich sagen, dass Ausnahmen die Regel bestätigen). Und hier würde ich auch jedes Mal wieder mit dem Satz "Früher war alles besser" kommen, denn in den amerikanischen Soaps waren die Drehbücher der 60er, 70er und 80er grandios, bevor es Mitte der 90er in fast jeder Soap bergab ging. Und heute wird - zu Recht - bei den vier verbliebenen Soaps fast allles kritisiert.
Bin ich abgeschweift? Nö, ich glaube nicht.
Um es kurz zum Punkt zu bringen: Die Schreibe ist in GB meiner Meinung nach besser als in den USA. Punkt.