Danke für den Clip, supercell! Eine sehr beeindruckende Inszenierung. Mir gefällt besonders Helene Alvings (KDs) Monolog am Schluss. Hier übrigens ein Ausschnitt aus der NGZ:
Zitat:
Das etwas angestaubte Stück um moralische Verfehlungen, nach denen heute kaum mehr ein Hahn kräht, hat Intendantin Bettina Jahnke für ihre Inszenierung am RLT hat mit Dramaturgin Alexandra Jacob auf den Kern, nämlich auf die Befindlichkeiten der Figuren, reduziert und mit wenigen, aber passenden Mitteln in die Jetztzeit geholt.
Basis des sehr stark gekürzten Stücks ist die moderne Übersetzung von Angelika Gundlach. Ivonne Theodora Storm hat Kostüme und Bühnenbild entwickelt, die kongenial zu Inhalt und Figuren passen, wie Jahnke sie sieht. Bei ihr ist jeder sein eigener Peiniger. Pastor Manders (souverän: Rainer Scharenberg) verbietet sich selbstgefällig alle Gefühle, aber lässt sich dennoch zu einem leidenschaftlichen Moment mit Helene Alving hinreißen.
Katharina Dalichau spielt diese als Frau in den besten Jahren, in einer explosiven Mischung aus Beherrschtheit und Aufbegehren, was sich auch in ihrem hochgeschlossenen, knöchellangen Kleid mit dem langen Seitenschlitz und in knallrote Farbe spiegelt. Sohn Osvald ist bei Roman Konieczny ein rotzig-selbstbewusster Mann und zugleich verletzlicher Junge. Als Maler, der eigentlich in Paris lebt, kommt er allerdings mit Langhaarperücke und Schlabberhose allzu klischeehaft daher. Die faltigen, weil rutschigen Strümpfe unter dem engen, schicken Kleid von Melanie Vollmer jedoch passen sehr gut zu der Dualität ihrer Figur Regine: Sie spielt das bauernschlaue und auch naive Dienstmädchen, das sich in Osvald verliebt und erst jetzt erfährt, dass es seine Halbschwester ist. Und Regines (Zieh-)Vater Engstrand ist in Jahnkes Lesart des Stücks ein durchtriebener Mann (wunderbar: Joachim Berger), der genau weiß, wo er zum eigenen Vorteil die Daumenschrauben ansetzen muss.
Sie alle lässt Jahnke ganz vorn auf der Bühne spielen. Auf einer nach hinten von einer schrägen Sprossenwand abgegrenzten Spielfläche. Ein fantastisch ausgeleuchteter Himmel zaubert idyllische Wintergarten-Atmosphäre, und dennoch ist klar: Es ist ein Gefängnis für die toten und lebenden Geister.
Quelle: NGZ
Im Übrigen fand ich es auch sehr interessant, was Bettina Jahnke, Intendantin des RLT und Regisseurin von "Gespenster" in einem früheren Interview in der NGZ gesagt hat:
Zitat:
(...) ich möchte, dass Theater generell berührt – ob positiv oder negativ. In welche Richtung das geht, ist mir eigentlich egal: Ob die Zuschauer weinen und zutiefst berührt sind wie bei „Wie im Himmel“, was in Standing Ovations mündet; oder verstört aus dem Theater gehen wie bei „Törleß“, und die Dagebliebenen mit uns noch eine Stunde diskutieren; oder ob die Erwachsenen sich beim Kindertheater wie Bolle amüsieren, und die Kinder das Geschehen gebannt verfolgen. Wichtig ist, dass die Menschen anders aus dem Theater rauskommen als sie reingegangen sind. Ich möchte ein lebendiges Theater, das offen und kommunikativ ist. Das ist das Programm, mit dem bin ich angetreten bin, und das hat sich für mich auch erfüllt. Nett wird es hier nicht sein. Wenn wir nett werden, machen wir etwas falsch. Aber es werden sicher nicht immer nackte Männer auf der Bühne herumlaufen.
Und es macht Ihnen nichts aus, wenn Zuschauer während der Vorstellung gehen?
Damit habe ich kein Problem. Die Türen sind offen, und wenn jemandem die Vorstellung nicht gefällt, kann er natürlich gehen. Das ist völlig korrekt. Ich finde es nur schade, weil dieser Zuschauer die Auflösung nicht mitbekommt und den Kontext nicht versteht. (...)
Quelle: NGZ
Die Frau macht neugierig, findet ihr nicht?