Schauen wir mal chubby
Teil 18
Carla war nervös, sie stand mit Johannes und Elisabeth vor dem Konferenzraum und fühlte sich als würde sie etwas illegales tun. Jetzt reiss Dich mal zusammen ermahnte sie sich selber und spürte wie ihr jemand die Hand auf den Arm legte. Sie sah in Johannes`Gesicht, er strahlte ruhe und Gelassenheit aus und Carla spürte wie ihre innere Unruhe langsam abflaute. " Du tust das Richtige Carla " sagte er bestimmt.
Carla erwiderte den Blick fest " ich weiß Vater ". In diesem Moment trat Ansgar aus dem Fahrstuhl, erstaunt sah er seine Schwester an. " Was machst Du den hier Schwesterchen?"
" Als Mitanteilseignerin der Holding ist Carla berechtigt an der Jahreshauptversammlung teilzunehmen Ansgar, das weißt Du ganz genau".
" Ich wundere mich ja nur, da sie in den letzten beiden Jahren auf dieses Recht verzichtet hat" sagte Ansgar und sah seine Vater wachsam an. Er glaubte nicht das es Zufall war das seine Schwester heute da war.
Die Chefetage und Abteilungsleiter hatten sich schon in dem großen Konferenzsaal eingefunden und erhoben sich nun als Johannes mit Elisabeth, Ansgar und Carla den Raum betrat. Johannes schritt zum Kopfende des langen Tisches und nahm Platz. Elisabeth nahm zwischen den Abteilungsleitern platz, während sich Ansgar und Carla links und rechts von Johannes nieder liesen. Nathalie, die rechts von Ansgar saß sah ihren Mann fragend an " was macht Carla den hier?" wisperte sie. Ansgar zuckte mit den Schultern " das werden wir wohl gleich erfahren".
Ansgar fixierte seine Schwester mit ungutem Gefühl während Johannes die Jahresbilanz verlas, Carla vermied Blickkontakt und sah auf die Unterlagen die vor ihr auf dem Tisch lagen.
Johannes war mittlerweile bei dem letzten Tagesordnungspunkt angekommen und die Anwesenden wollten sich schon erheben.
" Meine Damen, meine Herren es gibt noch einen Punkt der nicht in der Tagesordnung aufgeführt ist" hielt Johannes seine Angestellten zurück.
Erstaunte Blicke trafen ihn, Ansgar suchte wieder den Blick seiner Schwester und diesmal erwiderte ihn Carla. Fest sah sie ihn über den Tisch hinweg mit einem undurchdringlichen Blick an. Ansgar`s Kehle wurde trocken, er griff nach dem Wasserglas das vor ihm stand.
Johannes ergriff wieder das Wort " Sie alle haben die Zahlen des letzten Jahres vor sich liegen, sie sind noch nicht dramatisch aber höchst Besorgniserregend. Die Finanzkrise hat auch das Bankhaus Lahnstein nicht verschont und ich sehe nur eine Möglichkeit weiteren Verlusten, sei es in finanzieller Hinsicht oder was das Ansehen der Lahnstein Holding betrifft, entgegen zu wirken. Ein Wechsel in der Geschäftsführung". Ansgar`s Kopf schnellte zur Seite, Fassungslos sah er seinen Vater an " das kann doch nicht Dein ernst sein". Johannes erwiderte ruhig " doch Ansgar, mein voller ernst". Er sah in die Runde und sprach weiter " Ich habe 25 % meiner Anteile auf meine Frau Elisabeth übertragen und die restlichen 25 % meiner Tochter Carla, die somit mit 50 % die Anteils Mehrheit besitzt". Johannes stand auf und auch Carla erhob sich, Johannes rückte Carla den Stuhl zurecht auf dem er bis eben gesessen hatte und nahm dann auf Carla`s Stuhl platz. Carla blieb einen Moment vor dem Stuhl stehen und sah sich um. Die Überraschung stand in jedes einzelne Gesicht am Tisch geschrieben, Carla nahm platz. Bevor sie etwas sagen konnte schob Ansgar seinen Stuhl heftig zurück und sprang auf " das lasse ich mir nicht bieten, Du hast einen großen Fehler gemacht Vater". Das letzte Wort spie er verächtlich aus, mit einem hasserfüllten Blick zu Carla stürmte er aus dem Raum. Nathalie sah ihm unschlüssig hinterher.
" Ist schon gut Nathalie, geh ihm nach. Ich komme nachher in Dein Büro und berichte Dir was wir hier noch besprochen haben" sagte Carla zu ihrer Freundin. Nathalie sah sie mit einem Blick aus entsetzen und Dankbarkeit an ehe sie ihrem Mann folgte.
Carla legte dem Aufsichtsrat derweil das Konzept für das nächste Jahr vor, versicherte das die Existenz des Bankhauses nicht in Gefahr sei. Allerdings in den kommenden Wochen ein Sparplan ausgearbeitet werden würde und das gewinnen von neuen Kunden oberste Priorität habe. Carla setzte die Anwesenden davon in Kenntnis das Elisabeth mit ihr zusammen die Führung der Holding übernehmen würde und als Ansprechpartnerin in allen belangen zur Verfügung stehen würde wenn Carla nicht im Büro war.
" Ich sorge dafür das Ansgar noch vor den Feiertagen sein Büro für Dich räumt " sagte Johannes zu Carla als die Versammlung beendet war.
" Das hat doch wirklich Zeit Vater, ich fange ja erst im Januar an " wiegelte Carla ab.
" Ich halte es für besser Carla, je eher er sich daran gewöhnt desto besser".
" Na schön Vater, wie Du meinst. Ich spreche dann mal mit Nathalie". Carla verabschiedete sich von Elisabeth und Johannes und begab sich zu Nathalie`s Büro.
" Herein" forderte Nathalie sie nach dem Klopfen auf. Carla betrat das Büro und blieb unschlüssig vor dem Schreibtisch ihrer Freundin stehen. Nathalie sah auf und deutete wortlos zu dem Stuhl der ihr gegenüberstand.
" Nathalie, Du bist jetzt wahrscheinlich ziemlich überrascht … " begann Carla, wurde jedoch heftig von Nathalie unterbrochen.
" Überrascht trifft es wohl nicht wirklich, ich bin stinksauer. Wie kannst Du das Ansgar antun, hast Du eine Vorstellung davon wie er sich jetzt fühlt?"
Carla schluckte, mit so einem Ausbruch hatte sie nicht gerechnet. " Nathalie, ich kann Dich ja verstehen aber bitte hör mir zu".
Nathalie lachte freudlos auf " Du kannst mich verstehen, wie schön. Aber Deinen Bruder verstehst Du nicht". Nathalie`s Stimme war immer lauter geworden.
" Nein, Ansgar versteh ich wirklich nicht, da hast Du recht. Ich verstehe nicht wie man ein florierendes Unternehmen wie die Lahnstein Holding in nur 2 Jahren an den Rand des Ruins bringen kann". Carla`s stimme klang gefährlich leise," hör mal für einen Moment auf Ansgar aus Sicht der Ehefrau zu sehen und sieh ihn Dir statt dessen mal als Geschäftsfrau an. Dann müsste Dir doch auch klar werden, das er es vermasselt hat".
" Denkst Du wirklich das wüsste ich nicht? Dafür arbeite ich schon zu lange hier, aber war es wirklich nötig ihn so zu demütigen?" Carla hörte den Schmerz in der Stimme ihrer Freundin und stand auf, sie ging vor Nathalie in die Hocke und legte ihre Hände auf die von Nathalie. " Es war der einzige weg Nathalie, glaube mir. Es hätte nichts geändert wenn er es früher gewusst hätte. Wie geht`s ihm den, hast Du ihn gefunden?"
Nathalie sah Carla an " was glaubst Du wohl wie es ihm geht, er ist mit durchdrehenden Reifen vom Parkplatz gefahren und geht nicht ans Handy".
Carla drückte Nathalie`s Hände " mach Dir keine Sorgen, er muss sich nur abreagieren. Mach Schluss für heute und geh nach Hause, bestimmt ist er schon dort".
Nathalie nickte und Carla verlies ihr Büro.