Alles neu macht der Mai, und wie!
Ich kann nur sagen: ich bin geflasht von der neuen VL rund um Mila. Die Kritiker haben recht, das ist nicht mehr die alte VL der letzten Jahre - das ist tausend mal besser. Es erinnert mich, rein von der Qualität der ersten beiden Folgen, an "Block B", eine andere Grundy-UFA-Produktion, die jüngst auf RTL lief. Es stimmt einfach alles, man wird in
jeder Minute unterhalten und, wenn man möchte, kann man sich sogar noch Gedanken über die Folge und ihre (neuen, alten) Rollen machen, ohne daß einen dabei das Gefühl beschleicht, daß man seine Zeit verschwendet.
Ich fasse mal kurz zusammen, was ich als überaus positiv empfinde:
1.) Man hat einen Neuanfang gewagt. Zwar mit den alten Lahnsteins, aber in einem ganz neuen Zuschnitt. Die bisherige Vergangenheit der Rollen - also, die aus den letzten Jahren - spielt keine Rolle mehr. Man kann das füglich beweinen oder gar bezetern, wie es im Rosa Forum inzwischen üblich geworden ist. Ich empfinde es als überfälligen Befreiungsschlag. LCL und alles, was daran hing, ist mit einem Schlag begraben worden, inklusive der gräßlichen Überbelichtung und der sterilen Atmosphäre des Modehauses, das (nach meinem Empfinden) nie wirklich zu den Lahnsteins gepaßt hat - schon gar nicht in der Penetranz der letzten Jahre, die zuletzt alles nur noch auf LCL focussiert hat.
2.) Damit sind wir schon bei den neuen Kulissen: okay, Milas Haus ist das "Heim" in dem Evas Mutter gepflegt wurde (wenn ich mich nicht irre). Aber die Kulisse gefällt mir. Und ist es nicht großartig, daß jemand sich mal nicht auf Königsbrunn einwanzt, nur weil er dort einen Tag Gast war? Auch das neue Nobelrestaurant im Rheinhafen gefällt mir. Am allerbesten finde ich aber die "Auferstehung" der Holding, die offenbar die alte Kulisse (die mit den schrägen Glaswänden) mit einem ganz neuen Design verbindet. "Tod der LCD, gebt uns die Holding wieder", wie oft war das mein Schlachtruf in den verschiedenen Foren. Ich fühle mich endlich erhört.
3.) Die Konzentration auf das Wesentliche: den Adel, den Luxus, die Macht und ihre dunklen Seiten. Rollen wie Andi spielen keine Rolle mehr: sie wurden auf das Maß reduziert, das ihnen zukommt, und das erträglich ist. Man mag das alte Brandner-Bürgertum vermissen, auch die WG, sicher. Aber ich sage: zuletzt war das Bürgertum doch nur noch völlig unbürgerlich: verkommene Tagdiebe wie die Fritzsche-Brüder, dümmliche Hohlfritten wie Jessica und Dana oder vulgäre Balkanbanditen. Es ist besser man läßt das alles weg und konzentriert sich auf eins und das richtig.
4.) Die neuen Rollen und Darsteller: mit Mila hat man einen erfrischenden Neuanfang gewagt. Die Darstellerin ist exzellent. Sie kann mit wenigen Gesten und Blicken sehr viel sagen. Auch die Darsteller der Jung-Lahnsteins aus der Zeit vor 20 Jahren sind sehr gut besetzt; es ist erstaunlich, wie groß sogar die Ähnlichkeit bei einigen von ihnen zu ihren aktuellen Darstellern ist bzw. wie sehr die der Darsteller der Jung-Lahnsteins die typischen Gesten und Blicke der heutigen Lahnsteins erfaßt haben. Ich denke dabei besonders an den Darsteller des jungen Tristan und des jungen Ansgar. Auch der Hacker, der über Bach philosophiert, und der neue Börsencrack (ich nenn ihn jetzt mal Young Söder
) gefallen mir. Sie bringen frischen Wind rein und sie kommen zu ihren Jobs, weil sie was können, und nicht weil sie dumm wie Brot sind.
5.) Auf Mila muß ich noch gesondert eingehen. Ich sagte schon, daß die Darstellerin bestens ausgewählt wurde. Aber auch die Rolle wird für mich immer interessanter. Liegt es vielleicht daran, daß sie malt wie Carla? Und daß ihre Bilder sogar einen Sinn im Kontext ihrer Rolle ergeben? Liegt es daran, daß ihre Texte gut geschrieben werden und daß man ihre Rache langsam, aber stetig einführt, ohne sie gleich offen als die neue, die Vernichtung androhende Kontrahentin einzuführen? Liegt es an den Blicken, die sie heute Tristan zugeworfen hat, die so vieldeutig sind und zwischen Kälte, Verletzlichkeit und neuerwachtem Interesse schwanken? Ich finde die Rolle jedenfalls - bisher - absolut gelungen und fesselnd.
Facit: mag sein, daß die VL schon am Ende ist, daß die Quoten (auf diesem Sendeplatz) das Aus für die Serie bedeuten werden (oder daß das Aus sowieso schon feststeht). Aber selbst, nein, gerade wenn es so kommt: dann hatte VL noch die Chance, sich nach dem gequirlten Mist der letzten 5-10 Jahre, in Würde zu verabschieden.
Ich find die neue VL